Montag, 28. Februar 2022

Die neue grüne Begeisterung für den Zwangsstaat: Zu viel Toleranz Kritikern gegenüber!

Law and Order“ „Die Grünen sind gefordert“



Der politisch korrekte Politologe Udo Knapp forderte unter dieser Überschrift einen Strategiewechsel der Politik der „Grünen“ und somit auch der Bundesregierung. Eine grüne law and oder Politik wird so gefordert. Es geht darum, wie die Regierung mit den Impflichtgegnern umzugehen habe und mit den zu erwartenden Kritikern der Umweltschutzpolitik der Regierung.

Der „Ziviler Ungehorsam hat die Menschheit vorangebracht. Nun beanspruchen Klimaaktivisten und Impfpflichtgegner diesen Begriff für sich. Doch da gibt es einen Unterschied.“ heißt es dann in diesem Leitartikel der TAZ, dem einstigen Zentralorgan der Friedens- und der Antiatomkraftbewegung am 23.2.2022. Nun gibt es für diesen Politologen natürlich die Guten mit ihrem guten zivilem Ungehorsam und die Bösen. Das sind, was wirklich keinen verwundern wird, die Kritiker des Konzeptes der Zwangsimpfung. So werden diese Bösen charakterisiert:

Derweil verstoßen die Impfverweigerer fortwährend gegen das Versammlungsgesetz. Sie halten sich seit Monaten in der Öffentlichkeit nicht an die Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes. Sie verbreiten volksverhetzende Verschwörungstheorien mit antisemitischem Inhalt.“ Die Zwangsimpfungsgegner sind natürlich auch Antisemiten:

Das Impfen sei eine jüdische Erfindung, um möglichst viele Menschen umzubringen und dann die jüdische Weltherrschaft zu errichten (siehe dazu Samuel Salzborn, >Verschwörungsmythen und Antisemitismus<, Studie der Bundeszentrale für Politische Bildung 2021).“

Bisher reagiere die Politik nicht entschlossen genug gegen diese Impfgegner. Einen Unterschied zwischen Impfgegnern und den Kritikern des Konzeptes der Zwangsimpfung wird hier nicht gemacht: Alles das selbe! Als besonders anstößig verurteilt dieser Politologe den Versuch der Regierung, ihre Kritiker durch Argumente überzeugen zu wollen:

In Bund und Ländern werden stattdessen weiter kostspielige und von vorneherein chancenlose Überzeugungskampagnen zur Erhöhung der Impfquote unternommen. Die Ministerpräsidenten der Länder übertrumpfen sich derweil gegenseitig beim Lockern der Corona-Einschränkungen. “

Nein, solche Gegner mit Argumenten überzeugen zu wollen, ist sinnlos. Auch dürfe die Politik den Kritikern nicht nachgeben, indem sie Lockerungen der Coronaeinschränkungen beschließt.

Diese Politik verbreitert durch falsche Toleranz den politischen Spielraum der Impfverweigerer. Faktisch wird achselzuckend zugesehen, wie eine rechtsstaatsfeindliche Systemopposition immer stärker wird.“ So energisch kritisiert hier diese TAZ-Kolumne die zu tolerante Regierungspolitik. Zwangsimpfkritiker sind eben Staatsfeinde und bilden eine „Systemoppositon“ und sind Antisemiten.

Aber dann kommt der Kommentar zu seinem eigentlichen Anliegen:

Diese Entwicklung müsste besonders Klimapolitiker und die Grünen beunruhigen. In Frankreich und jüngst in Kanada kann man sehen, wie der populistische Systemkampf gegen das Impfen in einen militanten Kampf gegen die Zumutungen einer sich gerade erst rechtstaatlich artikulierenden Klimapolitik überführt wird.“

Es gibt in einer Demokratie eben kein Recht, eine rechtsstaatlich beschlossene Klimapolitik zu kritisieren! Deshalb heißt es dann:

Auf der anderen Seite gäbe es allen Grund, mit einer konsequenten Grünen Law-and-order-Politik den Impfschwurblern nach Recht und Gesetz die Rote Karte zu zeigen.“

Aber es geht nicht einfach nur um die Zwangsimpfkritiker:

Und damit schon heute für die Mehrheit aller Bürger sicherzustellen, dass eine mit demokratischen Mehrheiten beschlossene Klimapolitik nicht an populistischen oder gar offen demokratiefeindlichen Bewegungen scheitern wird.“

Die Regierung wird und soll also harte Maßnahmen zum Klimaschutz beschließen, die beim Volke nicht populär sein werden. Damit im Volke nun nicht die Illusion entsteht, daß man auf diese Regierungspolitik Einfluß nehmen könne, gar vorgesehene Maßnahmen der Regierung verhindern könne durch Demonstrationen oder andere politische Aktionen, muß die Regierung schon in der Causa der Zwangsimpfung Härte zeigen. Wer eine von demokratischen Mehrheiten beschlossene Klimapolitik zum Scheitern bringen will, ist eben ein Demokratiefeind. Da also demokratisch die Atomkraftwerke beschlossen worden waren, wie auch die Nachrüstung, war die Antiatomkraftbewegung wie auch die Friedensbewegung demokratiefeindlich populistisch! So ändert sich für die TAZ die Welt, wenn Grüne regieren: Jetzt ist eine Regierungskritik schon demokratiefeindlich, sofern sie nicht von „links“ kommt.

Was hier unter einer „Grünen Law -and- order- Politik“ konzipiert wird, ist so klar: Gewähltworden zu sein ermächtigt die Regierung ohne eine Rücksicht auf das Volk zu regieren und ihm alle Lasten aufzubürden, die die Regierung für nötig hält. Der Staatsbürger in der Demokratie hat dann ein perfekter Untertan zu sein, der in Allem und Jedem der Regierung gehorcht und begeistert ist, wenn jedem Kritiker die „Rote Karte“ gezeigt wird. Die „Rote Karte“ bedeutet dann wie im Fußball den Ausschluß vom Spiel, vom politischen Diskurs. Darum soll auch nicht mehr mit solchen geredet oder argumentiert werden, sondern der Staat soll sie zwingen, das Geforderte zu tuen. Der Zwangsstaat ist das Ideal dieses Politologen.

Es klingt mehr als verrückt, daß selbst der Diktator J.Stalin in den 30 Jahren, als die Landwirtschaft der Sowjetunion zwangs-kollektiviert wurde, selbstkritisch anmerkte: „Stalin bestätigte, dass man in gewissen Fällen >das leninistische Prinzip des freiwilligen Beitritts bei der Bildung von Kollektivwirtschaften verletzt hat<.“ L.Martens, Stalin anders betrachtet, 2013, S.132. Es solle jetzt überzeugt werden und nicht bureaukratisch dekretiert. Dieser TAZ-Kommentar ist so also stalinistischer als Stalin!

Die Zeiten der Entspannungspolitik sind außenpolitisch vorbei, wir erleben die Rückkehr zur „Kalten Kriegsrhetorik“. Dem korreliert eine Kriegsrhetorik gegen den Feind im Inneren, den Zwangsimpfungskritikern, den Populisten, ja eben allen politisch Inkorrekten. Allen Feinden wird nur noch die „Rote Karte“ gezeigt, das heißt: Mit Dir reden wir nicht mehr, Dir kommen wir nicht mehr mit Argumenten, wir zwingen Dich einfach, das zu tuen, was wir von Dir wollen! 

 

Zusatz:

Dieser Politologe einst Grünenmitglied ist jetzt ein SPDler!  





 

Sonntag, 27. Februar 2022

Weitere Fragen zur Causa: Ukraine

Weitere Fragen zur Causa: Ukraine

Gesetz den Fall, ein souveräner Staat sieht sich durch einen Nachbarstaaten militärisch bedroht und angegriffen, darf er dann einen anderen um eine Militärhilfe bitten, auch die, die Angriffskapazitäten des Angreifers zu beseitigen? In der Causa der Ukraine baten nun zwei „Volksrepubliken“ um seine so geartete Militärhilfe. Das Narrativ dazu: Als im ukrainischen Staat diskriminierte Minderheit haben sich diese zwei Republiken als unabhängig von der Ukraine erklärt. Hier wohnten fast nur Russen, sodaß jetzt eine ethnisch legitimierte Abspaltung vollzogen worden sei. (Das Selbstbestimmungsrecht der Völker) Die Ukrainie akzeptiere diese Unabhängigkeitserklärung nicht und attackiere nun diese 2 Republiken auch fortdauernd militärisch. Da diese 2 Republiken militärisch nicht selbst verteidigungsfähig gewesen sind, baten ihre Regierung um eine russische Intervention.

In den westlichen „seriösen“ Medien fand ich bisher keinen Bericht über solche Angriffe der Ukraine auf diese 2 Republiken, aber das ist nun kein hinlänglicher Beweis dafür, daß solche nicht stattgefunden haben. Die Tendenz der Berichterstattung seit der Renaissance des Kalten-Krieg Journalismus erklärte eben gut das Fehlen von solchen Berichten. Die Rollenverteilung ist ja klar: Die „bösen Russen“ und die „guten Ukrainer“, deren Eintritt in die Nato doch schon so sehnsüchtig erhofft wurde.

Durften diese 2 Republiken so Rußland um einen militärischen Beistand bitten? Wahrscheinlich völkerrechtlich nicht, da Beide keine anerkannten souveräne Staaten waren und sind. Aber wie sollten sie das werden können, wenn ganz demokratisch der ukrainische Staat ihnen jede Anerkennung verweigert weil er die dortigen Russen als Seine staatsbürger ansieht?

Wenn an die Äußerung einer prominenten ukrainischen Politikern gedacht wird, die Russen in der Ukraine abschlachten zu wollen, kann man aber den Russen in diesem ukrainischen in Staate nicht mehr als eine Minderheit leben zu wollen, eine gewisse Berechtigung nicht absprechen, auch wenn das völkerrechtlich vielleicht nicht Recht ist.

Die Kriegsziele Rußlands scheinen mir bis jetzt unklar zu sein. Nahe liegt es wohl ob Putins patriotischer Grundhaltung seiner Politik, anzunehmen, daß es darum geht, den russischen Volksgenossen in diesen 2 russischen Volksrepubliken auf dem Staatsgebiet der Ukraine zur Hilfe zu kommen. Das Problem ist dabei, daß so eklatant gegen die Rechte der Ukraine verstoßen wird. Aber es kann nicht ausgeschlossen werden, daß der Ukraine gegenüber weitergehende Kriegsziele vorhanden sind, daß eben die Ukraine mit ihrer pro NATO Intentionen, vielleicht direkt dort ein Mitglied zu werden, als reale Bedrohung Rußlands gedeutet wird. Da Rußland ja nun schon 3 mal vom Westen angegriffen worden ist, Napoleon und in 2 Weltkriegen ist eine gewisses Mißtrauen Rußlands dem Westen gegenüber nur zu verständlich, zumal die Neuauflage des „Kalten Krieges“ forciert durch den neuen antirussischen Kurs der USA berechtigt zu Sorgen Anlaß gibt.

Eines ist aber offensichtlich: Mit unseren eigenen Deutschen Interessen hat dieser antirussische Kurs der NATO und ihrer journalistischen Hilfstruppen nichts zu tuen. Uns Deutschen tat es immer gut,mit Rußland zu cooperieren und keinen Konfrontationskurs zu fahren. Aber noch eines ist ebenso offensichtlich: Daß der Krieg kein Mittel der Politik sein dürfe, ist ein moralphilosophisch verständlicher Wunsch, der bei Berufspolitikern aber nur in ihren Sonntagsreden Anerkennung findet.

 

Samstag, 26. Februar 2022

Ein Supplement zur Causa: Ukraine (ein älteres Papier von mir)


uch in der Hochzeit der Flüchtlingskrise hielt der FDP-Chef an seinem Programm fest, erlag nicht den Versuchungen des Populismus.

„Es gibt kein Menschenrecht, sich seinen Standort auf der Welt selbst auszusuchen"

Doch ausgerechnet auf den letzten Metern bis zur Wahl hat sich Lindner nun beim Thema Flüchtlingspolitik verrannt. Im „Bild“-Interview sprach er darüber, wie die Freien Demokraten künftig mit Flüchtlingen umgehen wollen. Dabei ließ er einen Satz fallen, der FDP-Mitglieder, Wähler und Sympathisanten allesamt aufhorchen lassen muss und über den Lindner selbst noch stolpern könnte: „Es gibt kein Menschenrecht, sich seinen Standort auf der Welt selbst auszusuchen“, sagte der Parteichef über Flüchtlinge.

Doch ausgerechnet auf den letzten Metern bis zur Wahl hat sich Lindner nun beim Thema Flüchtlingspolitik verrannt. Im „Bild“-Interview sprach er darüber, wie die Freien Demokraten künftig mit Flüchtlingen umgehen wollen. Dabei ließ er einen Satz fallen, der FDP-Mitglieder, Wähler und Sympathisanten allesamt aufhorchen lassen muss und über den Lindner selbst noch stolpern könnte: „Es gibt kein Menschenrecht, sich seinen Standort auf der Welt selbst auszusuchen“, sagte der Parteichef über Flüchtlinge.

Doch ausgerechnet auf den letzten Metern bis zur Wahl hat sich Lindner nun beim Thema Flüchtlingspolitik verrannt. Im „Bild“-Interview sprach er darüber, wie die Freien Demokraten künftig mit Flüchtlingen umgehen wollen. Dabei ließ er einen Satz fallen, der FDP-Mitglieder, Wähler und Sympathisanten allesamt aufhorchen lassen muss und über den Lindner selbst noch stolpern könnte: „Es gibt kein Menschenrecht, sich seinen Standort auf der Welt selbst auszusuchen“, sagte der Parteichef über Flüchtlinge.

Doch ausgerechnet auf den letzten Metern bis zur Wahl hat sich Lindner nun beim Thema Flüchtlingspolitik verrannt. Im „Bild“-Interview sprach er darüber, wie die Freien Demokraten künftig mit Flüchtlingen umgehen wollen. Dabei ließ er einen Satz fallen, der FDP-Mitglieder, Wähler und Sympathisanten allesamt aufhorchen lassen muss und über den Lindner selbst noch stolpern könnte: „Es gibt kein Menschenrecht, sich seinen Standort auf der Welt selbst auszusuchen“, sagte der Parteichef über Flüchtlinge.

Doch ausgerechnet auf den letzten Metern bis zur Wahl hat sich Lindner nun beim Thema Flüchtlingspolitik verrannt. Im „Bild“-Interview sprach er darüber, wie die Freien Demokraten künftig mit Flüchtlingen umgehen wollen. Dabei ließ er einen Satz fallen, der FDP-Mitglieder, Wähler und Sympathisanten allesamt aufhorchen lassen muss und über den Lindner selbst noch stolpern könnte: „Es gibt kein Menschenrecht, sich seinen Standort auf der Welt selbst auszusuchen“, sagte der Parteichef über Flüchtlinge.

Doch ausgerechnet auf den letzten Metern bis zur Wahl hat sich Lindner nun beim Thema Flüchtlingspolitik verrannt. Im „Bild“-Interview sprach er darüber, wie die Freien Demokraten künftig mit Flüchtlingen umgehen wollen. Dabei ließ er einen Satz fallen, der FDP-Mitglieder, Wähler und Sympathisanten allesamt aufhorchen lassen muss und über den Lindner selbst noch stolpern könnte: „Es gibt kein Menschenrecht, sich seinen Standort auf der Welt selbst auszusuchen“, sagte der Parteichef über Flüchtlinge.

Eine kurze Erwägung zur Haltung zu Nato und EU

aus deutscher Sicht


  1. Ausgangspunkt: Als vor 45 die USA vor dem erwarteten Sieg über Deutschland stand, wurde dort debattiert, wie Deutschland nun

endgültig zu besiegen ist nach der militärischen Niederwerfung, damit nicht wie nach dem Sieg im 1. Weltkrieg Deutschland sich wieder erheben kann.

Im „Hitler-Faschismus“ sah man sozusagen den Deutschen Volkscharakter, das, was wir Deutschen nun mal sind (neu belebt durch Frau Käßmanns Vererbungstheorie: wer Deutsche Eltern und Großeltern hat, erbt eine braune Gesinnung) und verlangte so nach

einer Lösung des Deutschenproblemes

Drei Konzepte gab es: a) Massensterilisation und so das Aussterben

b) die Umzüchtung: isb Afrikaner sollten Deutsche Frauen ehelichen, um so Negativeigenschaften wegzuzüchten,

c) Deutschland sollte in einen reinen Agrarstaat zurückentwickelt werden, sodaß keine militärische Gefahr mehr von ihm ausgehen könne.

Merke: Nie hat die amerikanische Kriegspropaganda von dem „Ziel“

einer Befreiung Deutschlandes von Hitler gesprochen. Das Ziel der

Befreiung vertrat nur J. Stalin! Die Hitlers kommen und gehen, das

Deutsche Volk bleibt.

  1. Daß keines der 3 Konzepte realisiert worden ist, sondern das der „Umerziehung“, gründet sich allein darin, daß die westlichen Siegermächte Westdeutschland als „Frontstaat“ wider den Osten aufbauen wollten. Defensiv als Verteidigungbündis gegen den kommunistischen Expansionismus und offensiv als Wille zur Reintegration der sozialistischen Staaten in den Weltkapitalismus wurde

a) die Nato gegründet und b) die EWG, die spätere EU als ökonomische Voraussetzung für die Rüstung gegen Osten. Zu beachten ist, daß die Marktwirtschaft dabei als die der Planwirtschaft überlegene Wirtschaftsform angesehen wurde, sodaß gehofft wurde, die Planwirtschaftsstaaten durch die Hochrüstung in eine Bedrängnis zu bringen, daß sie um der Militärausgaben willen die Versorgung mit Konsumgütern nicht zufriedenstellend schaffen werden: das Konzept des Totrüstens.

  1. Daß im Falle eines 3.Weltkrieges Westdeutschland und Ostdeutschland direkt das Zentrum des Krieges bilden würde, hätte

dann als Kollateralschaden auch das Ende Deutschlands bedeutet.


    1. Nebenziel von Nato und EU war es so, Deutschland in diesem

Bündnis klein zu halten. ( Fischer- Die Grünen mahnte so nach der Wiedervereinigung 1989, daß das vereinte Deutschland unter Aufsicht der Nato bleiben müsse, weil es sonst zu gefährlich werden könne). Mit Deutschen Sicherheitsinteressen hatte die Nato nie etwas zu tuen: Wir waren nur als „Knautschzone“ im defensiven Falle oder im Falle eines Angriffskrieges als Kanonenfutter vorgesehen


    1. Als 1953 Stalin- nicht uneigennützig uns die Wiedervereinigung

anbot, daß wir unsere Angelegenheiten selbst regulieren könnten, wenn wir nur auf eine West- und Osteinbindung verzichteten, da lehnte Adenauer ab. Ihm war die Westintegration wichtiger als die Einheit Deutschlands; er war eben Transatlantiker und kein Patriot.

    1. Zur kulturpolitischen Problematik der Westintegration vgl die heute noch bedeutsamen Betrachtungen Thomas Manns: Unpolitische Betrachtungen!


    1. Mit der Auflösung der SU 1989f hat die Nato ihr Hauptziel erreicht: der Feind war besiegt. Warum wurde da die Nato nicht aufgelöst? (In einem Satiremagazin hieß es passend dazu- evtl: Titanic?: Hilfe, die Nato hat keinen Feind mehr, wir brauchen einen für die Nato!)

Der neue ist der alte und heißt jetzt Rußland unter Putin! Das gibt zu denken!

    1. Aus Europäischer Sicht:Der West-Ost-Konflikt ist so nicht nur ein ideologisch-ökonomischer gewesen, sondern auch der des Kampfes um die Vorherrschaft über Europa. Deutschland und Rußland sollen herausgedrängt werden, damit klassisch Frankreich oder England die Führung bekommen.

    2. Aus amerikanischer Sicht ist die Nato die Organisation, die gen Osten Amerikas Weltherrschaft als alleinige gegen den Mitbewerber Rußland errichten soll. Mit Deutschen Interessen hat beides 8 und 9 nichts zu tuen.

    3. Der gemeinsame Feind verdeckte bis 1989 die Interessendifferenzen zwischen den EU-Staaten. Jetzt brechen die wieder auf. So richtet sich die EU-Sanktionspolitik gegen China, den Iran und Rußland immer auch gegen die Deutschen Exportinteressen dahin! Deutschland ist den anderen zu erfolgreich, darum bremst man so die Deutsche Wirtschaft!




1.These: Für Deutschland ist das Projekt der Errichtung eines neuen Osmanischen Reiches durch Erdogan eine viel größere Bedrohung als die (angebliche) durch Rußland oder dem Iran und die Türkei gehört zur Nato. Denn angesichts der jetzt schon hier lebenden Türken und der zunehmenden islamischen Bevölkerung in Deutschland könnte Deutschland in das neue Osmanische Reich „integriert“ werden!


  1. These: Damit wir wieder ein souveränes Volk werden, ist der Austritt aus Nato und EU zu erstreben. Zu bedenken ist aber, ob dies Ziel Schritt für Schritt zu erstreben ist durch Übergangsforderungen!


1.Führung der Bundeswehr durch einen Deutschen Generalstab

2.Auflösung aller vermischten Verbände, also von Deutschen und Nichtdeutschen

Truppenteilen

3.Daß die politische Führung der Armee (Verteidigungsministerium) einen dazu

  Qualifizierten voraussetzt: Kein Zivilist als Verteidigungsminister, sondern

  am besten einen aktiven General oder einen a.D,

4. Abzug aller nichtdeutschen Truppen


5. Die Bundeswehr sollte sich nicht an UNO-Einsätzen beteiligen, sie ist ausschließlich

    zur Heimatverteidigung da.



  1. These: Ein Blick in jedes Geschichtsbuch zeigt uns, daß wenn Deutschland auf Konfliktkurs mit Rußland sich begeben hat, das stets zu unserem Nachteil ausging! Eine gute Cooperation mit Rußland ist dagegen der Garant für das Deutsche Wohl. Zudem paßt Deutschland auch besser zur Russischen als zur Angelsächsisch-Amerikanischen Kultur! Wir müssen zur Mitte Europas zurückfinden, wohin wir geopolitisch gehören.

  2. These: Die USA werden nicht mehr lange Weltmacht Nr.1 sein. China wird das werden. Eine zukunftsorientierte Außenpolitik hat also in China unseren wichtigsten Partner zu sehen!


Zusatz: Wir haben Deutsche Politik zu betreiben: Die Sicherheitsprobleme anderer Länder (Lettland, Ukraine etc) sind nicht unsere!


Ergänzungen:

1.Geopolitisch gehört Deutschland in die Mitte Europas. Dort verortet gelang Bismarck die Einigung Deutschlands in der Mitte durch eine kluge Außenpolitik. Nach dem 2.Weltkrieg haben wir diese Mittelsition verloren. Die gilt es zurückzugewinnen um unserer kulturpolitischen Identität willen. Dazu wäre Thomas Manns „Unpolitischen Betrchtungen“ als Hintergrund nützlich.


  1. Als Patriot möchte ich noch hinzufügen: 1945 wurde das Deutsche Volk dreigeteilt: BRD-DDR- Österreich nicht aus Liebe zu uns. Unser Ziel als Patrioten heißt deshalb: Ein Deutsches Volk- ein Deutscher Staat! Dadurch würde auch Deutschland in der Mitte gestärkt,statt die uns aufgezwungene Westintegration fortzuschreiben.

  2. Geschichte ist aus der politischen Perspektive betrachtet primär der Kampf der Völker um ihren Erhalt und ihr Wachstum, quantitativ und qualitativ. Die Deutsche Außenpolitik muß darauf ausgerichtet werden: Dient die Nato wirklich dem Deutschen Volke?

 

Maria 1.0 und Maria 2.0 in ihrem Kampf um die Kirche – ein aufschlußreiches Interview

(Worum es im jetzigen Kirchenkampf wirklich geht!)


In dem Passauer Bistumsplatz erschien in der Ausgabe vom 27.Februar 2022 auf den Seiten 16-17 ein Interview mit Vertreterin von Maria 1 und 2 zur Lage der Kirche: Was wollen diese 2? Die Überschrift: „Männer und Frauen haben die gleiche Würde als Kinder Gottes“, signalisiert dann schon, worum es hauptsächlich gehen soll. Beiden wurden nun jeweils die selben Fragen gestellt. Die Unterschiedlichkeit der gegebenen Antworten offenbart in klarster Prägnanz, worum jetzt in der Kirche gekämpft wird!

Was sind ihre Wünsche und Forderungen an die Kirche?

Maria 1.0: „Wir wünschen uns, dass die Kirche wieder die katholische Lehre, wie wir sie zum Beispiel im Katechismus wiederfinden, in Gänze verkündet und sich zu ihr bekennt.“

(Das ist nun wirklich eine couragierte Positionierung, ist doch dem heute die Kirche dominierendem Linksliberalismus schon der Begriff der Lehre der Kirche ein Greuel, stünde doch im Zentrum Jesus als Person, das persönliche Verhältnis zu ihm und keine Lehre. Zudem gilt der jetzt gültige Katechismus als Rückfall in vorkonziliare Zeiten, der zumindest aber dem „Geiste des Konziles“ widerspräche.)


Maria 2.0: „Die Wünsche orientieren sich an dem, was in der >zivilen< Gesellschaft in der Zwischenzeit mit Nachdruck vorangetrieben wird: Wir wünschen uns also,dass alle Menschen Zugang zu allen Ämtern erhalten;dass wir auch in der Kirche Demokratie leben und Macht teilen“.

(Die Kirche habe sich also der Welt, so wie sie heute ihr gesellschaftliches Leben gestalte, anzupassen! Weil das politische Leben demokratisch organisiert ist, müsse auch das kirchliche demokratisch werden. Die Anpassung an die Welt ist so das Kernanliegen von Maria 2.0! Alle Menschen sollen so einen Zugang zu allen Ämtern der Kirche gewährt werden. Würde das so Geschriebene ernst genommen, hieße das auch, daß auch jedem Nichtkatholiken ein Kirchenamt verwehrt werden dürfe. Für die bürgerliche Zivilgesellschaft ist es ja eine Selbstverständlichkeit, daß Niemand ob seines Glaubens oder Nichtglaubens diskriminiert werden dürfe! Aber zuvörderst denkt Maria 2.0 an die diversen sexuellen Neigungen der Menschen. Das heißt konkret, daß es der Kirche gleichgültig zu sein habe, ob ein Bewerber für ein kirchliches Amt im Bereich der Sexualität gemäß der Morallehre der Kirche lebt oder nicht. Hier soll die Kirche also konsequent verweltlicht werden. So wie im bürgerlichen Berufsleben einem Arbeitgeber das Sexleben seiner Angestellten außerhalb der Arbeit nichts anzugehen habe, so soll es auch die Kirche handhaben. Die Forderung nach der Demokratisierung der Kirche stellt dann klar, wer es in der Kirche zukünftig zu sagen haben soll: demokratisch legitimierte Gremien, Parlamente und Synoden. Der Herr der Kirche, Jesus Christus wird so demokratisch entthront.)


Welchen Stellenwert habe die Gottesmutter Maria?


Maria 1.0 respondiert: „Sie ist die Mittlerin zwischen Gott und den Menschen schlechthin.“ Sie sei die „Muttergottes“ und die „allzeit reine Jungfrau.“

(Kurz aber sehr prägnant wird hier das Wesentliche über Maria ausgesagt.)


Maria 2.0 antwortet anders: Maria habe Jesus geboren und „war für ihn das Vorbild, das Mütter in aller Regel sind.“

(Liest man dies als Antwort auf die gestellte Frage nach dem „Stellenwert der Gottesmutter“, dann heißt das: Sie war nur eine Mutter wie jede andere eben auch: ein Vorbild für ihren Sohn! Und daß der Sohn der Sohn Gottes ist, wird ebenso verschwiegen. Stattdessen heißt es nur, daß sie ihrem Sohn „loyal ergeben“ war. Viel wichtiger aber war: Sie habe sich schon „in jungen Jahren gegen die Konventionen ihrer Zeit gestellt.“ Denn sie verstand sich als „ebenbürtig“ mit den Männern, die Jesus begleiteten. Maria war also einerseits eine Mutter und andererseits schon eine für die Frauengleicherechtigung sich einsetzende Sufragettte.)


Was sei das Spezifische der „Marianischen Spiritualität?


Maria 1.0 antwortet: „Wir glauben, jeder kann durch die Verehrung der Gottesmutter näher zu Gott finden.“ Das Rosenkranzgebet wird dann ausdrücklich empfohlen.


Maria 2.0 antwortet: Maria stünde für die „weibliche Seite des Glaubens“, daß alle Menschen in der Kirche „respektiert“ werden. (Das rein weltimmanente Verständnis fällt auf: Mit Gott hat diese Maria nichts zu tuen, sie steht einfach nur für das, was in jedem bürgerlichen Vereinsleben auch eine selbstverständliche Praxis sein sollte, daß eben jedes Vereinsmitglied respektiert wird.)


Welche Bedeutung habe nun Marienwallfahrtsorte wie etwa Altötting?


Maria 1.0 respondiert: „Das Maria, als unser aller Mutter, eine mächtige Fürsprecherin ist, auf deren Bitte hin Gott zahlreiche Wunder tut“.


Maria 2.0 kontert: Wahlfahrtsorte seien Orte „der Begegnung und des Glaubens.“

(Deutlicher kann die Differenz zwischen diesen zwei nicht zum Ausdruck kommen. Wo Maria 1.0 Maria als Fürsprecherin bei Gott glaubt, ist ein Wallfahrtsort für Maria 2.0 nur ein Ort zwischenmenschlicher Begegnung, Gläubige treffen sich da.)


Die weiteren Fragen und Antworten brauchen jetzt nicht mehr dargestellt zu werden außer diesem beeindruckenden Votum von Maria 2.0:


Die Einführung des Frauenpriestertumes würde :“Alte, sich als dysfunktional herausgestellte patriarchalistische Machtstrukturen würden durch das Priestertum aufgebrochen.“ Dann kommt das wichtigste Argument: „Diese Abschaffung überkommender Machtstrukturen wäre eine Entwicklung,die Staatsgebilde im Übrigen schon vor längerer Zeit durchmachen mussten: zum einen durch den Wechsel von der monarchischen zur demokratischen Staatsform, zum anderen durch die Einführung des aktiven und passiven Frauenwahlrechtes.“ (S.17, alle anderen Zitate S.16)


Deutlicher kann die Differenz zwischen Maria 1.0 und Maria 2.0 nicht zum Ausdruck gebracht werden. Maria 2.0 vertritt ein völlig säkularistisches Kirchenverständnis. Die Kirche habe sich so zu verweltlichen, daß sie wie ein beliebiger bürgerlicher Verein ihr Leben gestalte. Dabei müsse die Kirche einfach die staatliche Ordnung für sich übernehmen und auf alles spezifische Eigenleben so verzichten. Die Kirche der Maria 2.0 ist so eine Kirche ganz ohne Gott und ohne den Sohn Gottes, eben nur ein reiner Humanitätsverein, der im Punkto Demokratie und Frauengleichberechtigung einen großen Nachholbedarf aufweist.

 

Freitag, 25. Februar 2022

Vorläufige Erwägungen zur Causa: Krieg in der Ukraine

Vorläufige Erwägungen zur Causa: Krieg in der Ukraine



Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, zu dieser Causa noch nichts zu schreiben, weil mir dieser Krieg noch, optimistisch formuliert, unverständlich ist und ich befürchten muß, daß meine recht vorläufigen Erwägungen zu dieser Causa wenig zur Erhellung des dortigen Geschehens beitragen werden.Aber vielleicht ist gerade jetzt ein vorsichtiges Herantasten an dies Ereignis auch das Sinnvollste, ohne sagen zu können, das Ereignis schon begriffen zu haben, das intellektuell Redlichste, was ich jetzt leisten kann.



Prinzipielle Vorüberlegungen:

Daß der Krieg kein Mittel der Politik sein dürfe, ist in unserem Lande auch ob des Faktums zweier verlorener Kriege eine sehr populäre Vorstellung geworden, die auch moralphilosophisch und moraltheologisch fundierbar ist. Nur kann nicht übersehen werden, daß nach dem 2.Weltkrieg überall in der realen Politik der Krieg weiterhin als ein Mittel der Politik praktiziert wird. In Sonntagsreden mag zwar dies Mittel der Politik noch so sehr verurteilt werden, in den Werktagen der Politik zählen diese Reden dann nicht mehr. Der Volksmund urteilt da klar: Politik ist eben ein schmutziges Geschäft!



Politisches:

Es war eine Rot-Grüne Regierung, die mit dem Grundsatz, daß von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgehen dürfe, brach, als sie sich aktiv an den Angriffskriegen gegen Jugoslawien und Afghanistan beteiligte. Besonders interessant ist dabei, daß die moralisch der Krieg gegen Jugoslawien damit legitimiert wurde, daß in dem Vielvölkerstaat die Serben die albanische und kroatische Minderheit diskriminierend bedränge und gar gegen die Albaner einen „Vernichtungskrieg“ führe. Jetzt, wo Rußland mit dem selben Argument der in der Ukraine bedrängten Minderheit der Russen zur Hilfe kommen will, ist dies jetzt aber völkerrechtswidrig. (Aber dazu später mehr)



Theologisches:

Theologisch stellt uns auch dieser Krieg wieder vor das prinzipielle Problem, wie es denkbar ist, daß es in der Welt, die vom Gott Jesu Christi regiert wird, einen Krieg geben kann, wenn Gott doch allmächtig und liebend ist. Das theologische Denken kann sich nicht mit einer rein moralischen Verurteilung des Krieges begnügen. Auch reicht der Begriff des göttlichen Zulassens (so der Zentralbegriff des Theodizeeproblemes nicht aus, denn es muß nachgefragt werden, was denn dann die Gründe es für Gott geben könne, dies Übel des Krieges zuzulassen. (Ich möchte hier auf Emanuel Hirsch, „Deutschlands Schicksal“ mit seiner Erörterung über den Krieg verweisen, es gehört sicher zum Besten zu dieser Causa.)



Die konkrete Lage:

Politisch gesehen steht der Ukrainekonflikt in einer zweifachen Problematik:

daß in dem Staat Ukraine das ukrainische Volk mit einer Minderheit von Russen zusammenlebt. Damit ist ein ethnischer Konflikt präfiguriert, wenn die ukrainische Regierung nach der Revolution als pro westlich orientierte in den Russen im eigenen Lande und in Rußland ihren Feind sieht. Es sei nur an die prominente ukrainische Politikerin Timanschenko erinnert, die sagte: Ukraine2014 – das Timoschenko-Video, deutsche Übersetzung. ”Scheiße, wir müssen die Waffen in die Hände nehmen und diese verdammten Russen abschlachten zusammen mit ihrem Anführer.” Daß sie die Russen mit Atombomben ausrotten wolle, dementiere sie aber als Falschmeldung.

Das Demokratieproblem:

Das prinzipielle Problem läßt sich dann so formulieren: 2 Wölfe und ein Lamm entscheiden ganz demokratisch, was es als Sonntagsbraten geben wird. Die russische Minderheit in der Ukraine drohte dies Lammschicksal in der demokratisch regierten Ukraine. Darum intervenierte Rußland in der Ostukraine, damit dort die dortigen russischen Mehrheitsbevölkerungen unter dem russischen Schutz leben können.



Die NATO auf Expansionskurs

Der zweite Konflikt begann 1945 mit dem Ende der Einheit der Siegermächte nach dem 2.Weltkrieg. Die NATO wurde gegründet als antisowjetisches Militärbündnis, um einerseits eine weitere Expansion gen Westen des „sozialistischen Lagers“ zu verhindern und andererseits um Osteuropa wieder in den kapitalistischen Weltmarkt zu reintegrieren. Nach dem Zusammenbruch des „Ostblockes“ gelang dies weitestgehend. Aber die Feindschaft gegen Rußland blieb. Der ideologische Gegensatz zwischen dem „Freien Westen“ und dem „sozialistischen Osteuropa unter der Führung Rußlands verdeckte bis 1989f das Faktum, daß es auch unabhängig von diesem ideologischen Gegensatz einen Kampf um die politische Vormachtstellung in Europa gab, zwischen Frankreich, Spanien und England und seit der Deutschen Reichsgründung 1871 galt Deutschland als inakzeptabler Mitkonkurrent um die Vormachtsstellung. Rußland galt dabei immer auch, nicht nur für Napoleon Bonaparte als potentielle Bedrohung eigener Vormachtsoptionen.

Nach 1989 begann so eine konsequente Zurückdrängungsolitik des russischen Einflusses auf Osteuropa auch gerade durch die Aufnahme osteuropäischer Staaten in die NATO. Die Ukraine stand eben ganz oben in der Wunschliste der Aufnahmekandidaten der NATO als ein potentielles Aufmarschgebiet gegen Rußland, nachdem mit westlicher Unterstützung der Sturz der prorussischen ehemaligen Regierung der Ukraine gelang. In Weißrußland mißlang ja bis jetzt ein solcher Umsturz, um auch dort eine pro westliche Regierung zu installieren. Rußland muß sich also zusehens von der aggressiven westlichen Außenpolitik bedrängt sehen, zumal der jetzt amtierende US-Präsident sich ja schon in seinem Wahlkampf klar für eine aggressivere Außenpolitik gegen Rußland ausgesprochen hatte. Dem Amtsinhaber Trump wurde ja eine zu große Nachgiebigkeit Rußlands gegenüber vorgeworfen.



Das Ende der Entspannungspolitik:

Es ist für das Ende der Entspannungspolitik, durch den Bundeskanzler Brandt eingeleitet, symptomatisch daß das einstige Zentralorgan der deutschen Friedensbewegung,die TAZ die NATO zum Aufrüsten gegen Putin aufforderte, auf Seite 1, um uns vor Rußland zu schützen. Grüne Politiker forderten ja schon des längeren eine harte Gangart gegen Rußland, vielleicht auch, um in den USA als potentielle Regierungspartei Anerkennung zu finden.

Wer aufmerksam die Zeitungen las in den letzten paar Jahren,kann nicht überlesen daß hier eine Neuauflage des „Kalten Krieges“ versucht wird jetzt mit den 2 Lieblingsfeinden China und Rußland. Rußland aus Europa herauszudrängen und Deutschland dabei klein zu halten, auch um jede Annäherung Deutschlands an Rußland zu verhindern, da eine zu enge Cooperation Rußlands mit Deutschland wohl diese beiden Staaten zur Führungsmacht Europas werden ließe, sind so dabei die Grundanliegen der westlichen Siegerstaatenpolitik des 2.Weltkrieges.



Der offizielle Anlaß:

Der offizielle Anlaß der russischen Intervention in die Ukraine sind nun zwei in der Ukraine gelegene Gebiete, die mehrheitlich von Russen bewohnt, die sich von dem ukrainischen Staat separiert und unabhängig erklärt haben. Die Regierungen dieser seperatistischen Gebiete riefen nun ganz offiziell Rußland zu einer Militärhilfe aus wider die Angriffe ukrainische Streitkräfte wider ihre als unabhängig erklärten Volksrepubliken.

Auch wenn ich kein Experte des Völkerrechtes bin, gehe ich davon aus, daß dies Hilfsgesuch nicht völkerrechtlich legitim war und somit auch nicht die russische Intervention. Es muß aber auch gesagt werden, daß es verständlich ist, daß ein so patriotischer Staatsmann wie Putin es nun einmal ist, seinen in der Ukraine bedrängten Landsleuten zur Hilfe kommt. Gerade die dezidiert antirussische Haltung der pro westlichen Politiker der Ukraine erbrachte ihnen ja die westliche Unterstützung für ihren dann erfolgreichen Putsch. (Als Deutschland mit in den Krieg gegen Jugoslawien zog, galt ja als offizielle Legitimation die Unterdrückung der Albaner durch die serbisch- jugoslawische Regierung)

Unklar ist mir bis jetzt, ob diese Militäraktion nur eine Hilfsaktion für die separatistischen Gebiete ist, die dem ukrainischen Staat sich entziehen wollen oder ob die Ukraine als Ganzes angegriffen wird, um zu verhindern, daß dieser Staat zum Aufmarschgebiet der NATO wider Rußland wird.



Vorläufiges Resümee:

Daß die Ukraine kein ethnisch homogener Staat ist, daß es in ihm seit der Machtübernahme durch pro westliche Politiker, von denen einige alle Russen am liebsten abschlachten möchten ist so einer der Faktoren dieses jetzigen Krieges. Im Hintergrund steht aber auch das sehr komplizierte Verhältnis Rußlands zur Ukraine Wenn 1954 der 300. Jahrestag der Vereinigung Rußlands mit der Ukraine auch gefeiert wurde,muß gesagt werden, daß das Verhältnis wohl nicht so harmonisch sich gestaltete, wie diese Feier es suggerierte. Aber so bitter es auch für die Ukraine klingen muß, faktisch ist dieser Staat zu einem Spielball im Interessenkonflikt zwischen den expansivistisch ausgerichtetem „freien Westen“ und dem bedrängten Rußland geworden. Rußland und China sind nun einmal die zwei stärksten Widersacher der „Neuen Weltordnung“, in der es nur noch eine westliche Zentralmacht geben soll mit ihrer angloamerikanischen Kultur.



Dies sind jetzt nur sehr vorläufige Erwägungen; Selbstkorrekturen sind so nicht auszuschließen!

 

Donnerstag, 24. Februar 2022

Globalisierung – wir sind alle Brüder und Schwestern? Mißverstandene Nächstenliebe

Globalisierung – wir sind alle Brüder und Schwestern? Mißverstandene Nächstenliebe


Wer möchte diesem Urteil widersprechen: „In der Tat gleicht auch die Sprache des Papstes heute jener eines etwas gehobeneren NGO-Vertreters.“ Lichtmesz, Kann nur ein Gott uns retten?, 2014, S.204. Verlangt nun etwa die christliche Nächstenliebe so einen universalistischen Humanitarismus, ist der selbst die legitime Frucht der christlichen Praxis der Nächstenliebe? Nähe gibt es doch nur, wo es auch die Ferne gibt; wenn alles nah wäre, gäbe es eben auch keine Nähe mehr.

Lichtmesz präsentiert nun Thomas von Aquins Näherbestimmung der christlichen Nächstenliebe als ein Korrektiv einer verglobalisierten Nächstenliebe.

Also nach Gott ist der Mensch am meisten Schuldner den Eltern und dem Vaterlande. Wie somit es zur Gottesverehrung gehört,zu erster Stelle Gott einen Kult darzubringen, so geht es die Hingebung oder Pietät an, an zweiter Stelle die Eltern und das Vaterland zu ehren.In der den Eltern erwiesenen Ehre ist nun eingeschlossen die den Blutsverwandten gegenüber; denn blutsverwandt sind eben Personen deshalb, weil sie von den nämlichen Eltern abstammen.Und in der dem Vaterland erwiesenen Hingebung ist eingeschlossen die allen Mitbürgern gegenüber und allen Freunden des Vaterlandes.“ (S.205)

Es gibt also ein „Näher“ und ein „Ferner“: „Was also die Verbindung auf Grund der Natur angeht, so müssen wir mehr lieben die Blutsverwandten, im Bereiche des bürgerlichen Lebens mehr die eigenen Mitbürger , und im Bereiche des Militärischen mehr die Kriegskameraden.“ (S.205) Die Nächstenliebe kennt so Nah- und Fernerbereiche: Die Familie ist der jedem Menschen nächste Raum für seine Nächstenliebe, dann folgt der Raum des eigenen Volkes und dem sind dann noch zugeordnet die mit dem eigenen Volke befreundeten Völker. Je näher wer einem Christen steht, desto mehr ist er zu lieben, gilt dabei als das Prinzip der Nächstenliebe.

Man möge sich diese Situation einmal vorstellen: Eine ihr Kind säugende Mutter. Wäre sie nun verpflichtet, alle Säuglinge in der Nachbarschaft auch zu säugen, weil sie jedes Kind, das ihr nahe, weil es das ihrige ist, und alle ferneren, weil sie nicht deren Mutter ist, unterschiedslos zu säugen hätte? Müßte nun gar ihr Ehemann nicht nur sie sondern jede Frau wie sie lieben, weil die vielen anderen Frauen nicht diskriminieren dürfe, indem er seine Frau mehr und intensiver liebt als alle anderen Frauen? Durch diese „Globalisierung“ der Mutterliebe wie auch der ehelichen Liebe würde das Familienleben völlig zerstört werden. Das gilt genauso für das Volksleben. Auch hier muß um der Liebe willen zwischen dem Zum eigenen Volke Zugehörigen und Nichtzugehörigen unterschieden werden, denn nur so ist die Nächstenliebe lebbar, sonst zerstörte sie die Ordnungen des Lebens.

So lehrte die Kirche mit dem hl. Thomas von Aquin. Aber auch von dieser „vorkonziliaren Tradition“ hat sich die Kirche heute weit entfernt. Die „Hingebung“ und „Pietät“ dem eigenen Vaterland gegenüber (S.204) verwirft das Gutmenschchristentum heutzutage als „Nationalismus“ und bejaht so nur noch die Fremdenliebe als einzig legitime Gestalt der Nächstenliebe. Ja in Deutschland wie auch in Österreich gehört die Verachtung des Eigenen jetzt als christliche Tugend. Wer gar sich für den Erhalt des eigenen Volkes einsetzt, darf sich nicht wundern, als „Rassist“ verunglimpft zu werden. Das ist die völlige Verkehrung der christlichen Nächstenliebe.


Merksatz: Wenn alle Menschen Geschwister sind, dann gibt es keine Geschwisterlchkeit mehr, denn Geschwister kann es nur geben, wenn es auch die Nichtgeschwister gibt. Eine verglobalisierte Geschwisterlichkeit und eine verglobalisierte Nächstenliebe destruieren sich so durch ihre Verglobalisierung.

 

Mittwoch, 23. Februar 2022

Siegt der „Geist des 2.Vaticanumes“ jetzt in der Katholischen Kirche Deutschlands?


Diese Questio ist eigentlich nur beantwortbar, wäre präzise aussagbar, was denn nun dieser „Geist“ wäre, aber er entzieht sich eben jeder klaren Definition, seine Erfolgs-geschichte verdankt er geradezu seiner Diffusität. Eine kleine Begebenheit aus der Praxis dieses „Geistes“ möge so zu einer ersten Annäherung an diesen „Geist“ führen. Ein Theologieprofessor hebt seine Stimme, jetzt weiß jeder Vorlesungsteilnehmer, daß jetzt etwas Examensrelevantes er zu hören bekommt:

Der Geist des 2.Vaticanums verbietet die Judenmission!“ Alle schreiben jetz brav mit. Da frägt einer der Studenten: „Herr Professor, wo steht das in den Texten des Vaticanums?“ Der Hochschulprofessor wiederholt darauf seine Aussage: „Der Geist des 2.Vaticanums verbietet die Judenmission!“ Nach der Vorlesung wird dann eben der Assistent des Universitätsprofessors gefragt, ob er denn die diesbezügliche Quellenangabe nachliefern könne. Verlegen winkt er ab.

Der Fall ist klar: In keinem Text dieses Konziles findet sich diese Aussage, ja ein Normalsterblicher kann auch bei der sorgfältigsten Lektüre der Konzilstexte keine so auslegbare Passage finden. Damit stehen wir vor der ersten und sehr wichtigsten Erkenntnis in dieser Causa.

Der „Geist des Konziles“ schwebt über den Konzilstexten wie eine dunkle Regen-wolke. Sein Inneres ist für einen Normalsterblichen nicht erkennbar, auch kann er nicht aufsteigend von den Texten her erschlossen werden, sondern dieser Geist verlangt ein intuitives Erfassen seines Gehaltes. Dazu sind nun aber nur linksliberale Theologieprofessoren imstande, conservative,wenn es sie denn noch gibt, sind dazu unfähig ob ihrer Verstocktheit und Blindheit. Darum muß den Theologiestudenten der Gehalt dieses Geistes durch den Professorenmund offenbart werden. (Deshalb ist ja auch auf dem „Synodalen Irrweg“ beschlossen worden, daß es neben dem päpstlichen Lehramt auch eines der Theologie gäbe – damit sind vor allem diese deutschen Geist des 2. Vaticanums Interpreten gemeint.)

Der linksliberale Katholizismus und der „Geist des Konziles“ sind so genaugenommen identische Größen. Das Vorzugsverb dieses Geistes ist nun das Verb: Verbieten! Ganz liberal wird eben alles Conservative und Traditionelle als Vorkonziliares und somit diesem Geiste Zuwideres dysqualifiziert. Im Konkreten bestehen dann sehr wohl Differenzen, als die Vorliebe für die Pluralität und Diversität gefeiert, ob das Rosenkranzbeten gänzlich zu verbieten sei als vorkonziliarer Praxis oder nur eingeschränkt werden muß, ob gänzlich auf die Kultsprache des Lateinischen in den Gottesdiensten zu verzichten sei, oder ob sie noch zu tolerieren sei. Aber daß die Zelebration der „Tridentinischen Messe“ zu verbieten sei, das ist für solche Geisttheologen eine Selbstverständlichkeit.

Aber auch viele positive Forderungen liest der Liberale aus dieser über den Texten schwebenden Wolke heraus: daß die Kirche verdemokratisiert werden müsse, daß sie zu enthierarichisieren sei und daß endlich auch die Frauen zum Weiheamt zuzulassen sind.

Nun steht aber dieser Konzilsgeist nicht nur im Kampfe gegen alles Vorkonziliare sondern auch im Kampfe gegen die reaktionären und restaurativen Tendenzen in der Nachkonzilskirche, denn in ihr wurde der Reformgeist des Konziles auf das schecklichste unterjocht. Als besonders schlimme Rückfälle gilt dabei der jetzt gültige Katechismus und Papst Benedikt XVI. Die Kirche sei eben aus der Höhe des Konzilsgeistes herabgefallen in fast schon vorkonziliare Obskurantismen. Aber die Liberalen kämpfen gegen den Ungeist solcher restaurativer Tendenzen erfüllt vom Geiste des Fortschrittes und des Konzilsgeistes.

So gesehen kann nicht mehr übersehen werden, daß jetzt in dem „Synodalen Irrweg“ sich dieser Konzilsgeist manifestiert als der Wille zur Entkatholisierung und Verweltlichung der Kirche. Für den liberalen Geist ist eben die moderne Gesellschaft das Positive, worin sich der Menschheitsprogreß realisiert hat und die Kirche eine oder gar die Organisation, die den Anschluß an den Fortschritt verpaßt hat, hängen geblieben in der Vormoderne, sodaß sie jetzt modernisiert werden muß. Dabei seht der Protestantismus in dem Rufe, das geschafft zu haben, die Einordnung in die moderne Gesellschaft, was der Katholischen Kirche als Aufgabe noch vor sich hat: sich zu verweltlichen.

 

Dienstag, 22. Februar 2022

Die Zentralfrage der christlichen Religion - die keine Abnehmer mehr findet?

Die >gesamte christliche Kultur mit allen Ausstrahlungen< sei vom >Ernst der Frage>getragen worden,die in Lk 10,25 gestellt wird: >Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu erben?< Wo aber habe diese Kultur heute noch Bedeutung selbst bei ihren Erben?“ „>Was kann Christi Sieg über den Tod Menschen und Völkern bedeuten, die sich in den Tod ergeben haben, nach Ewigkeit gar nicht verlangen<, So faßt Lichtmesz die Situationsdiagnose Reinhold Schneiders zusammen. (Kann nur ein Gott uns retten?, 2014, S.152.

In einer Religionsunterrichtsstunde, als der Pfarrer diese Frage aus dem Lukasevangelium zitierte, evozierte sie unter den Schülern nur pures Unverständnis: ewig leben wollen?, sodaß er sie umformulierte zu der, was mache mein Leben sinnvoll? In den Zeiten der Friedensbewegung erkoren sich viele Theologiestudenten die Bergpredigt zu ihrem Lieblingstext der Bibel. Dieser Text wurde als ein Programm zur Humanisierung und Pazifizierung der Welt gelesen. Daß es hier um die Einlaßbedingungen in das Reich Gottes, in das ewige Leben ginge, wurde dabei völlig überlesen. Die ganze christliche Ethik ist eine Jenseitsethik, die genau diese Frage des Lukasevangeliums beantworten soll. Welche Relevanz kann die dann noch haben, wenn nach ihrer Nützlichkeit für ein Programm der Humanisierung der Welt gefragt wird?

Ja, diese Frage, was tun, um das ewige Leben zu erlangen, ist in eine zwiefache Krise geraten: a) ist es überhaupt erstrebenswert, ewig zu leben und b) der vulgären Meinung, daß wenn es einen Gott gäbe, der seine Menschen liebe, dann käme auch jeder in den Himmel, denn sonst wäre Gott nicht als liebender gedacht. Also hätte Jesus respondieren müssen: Gott wird Dir das ewige Leben gratis schenken, der Frage bräuchte also nichts zu tuen. Nur hätte er dann noch beschwichtigend hinzufügen müssen, daß, wenn wer nicht in das Reich Gottes eingehen wolle, Gott auch dies respektieren würde- der dürfe dann ewig vor der weit geöffneten Türe zum ewigen Leben in der Gemeinschaft mit Gott verweilen.

Lichtmesz urteilt über die heutige Lage in den postchristlichen Kulturen: „wenn man den Geburtenrückgang als Symptom eines allgemeinen Schwundes an Lebenswillen, an Willen zur Selbsrbehauptung und Kontinuität interpretiert, der sich auch in der laufenden Preisgabe kulturellen und religiösen Bodens ausdrückt“ (S.89) dann stehen wir damit auch vor der Antwort auf die Frage, warum diese Frage des Lukasevangeliumes heutzutage nicht mehr ernst gestellt wird. Der geschwächte Lebenswille kann die Frage nach einem ewigen Leben schon nicht mehr ernsthaft stellen. A. Camus kann als heutiger Philosoph sagen, daß die einzig relevante Frage des philosophischen Denkens die nach dem Freitod ist: Ist wirklich das Leben dem Todsein, dem Nichtsein vorzuziehen? Das Leben als Ganzes kann verneint werden oder das der eigenen Kultur als eine bestimmte Negation. Die besondere deutsche Schuldkultur verstärkt dabei noch diese allgemeine Dekadenztendenz im Kulturraum des „freien Westens“: „Ein schuldiges Volk, also ein Volk,dessen nationales Selbstbewußtsein mit Schuld belastet bleibt, erhebt sein Haupt nicht, das heißt, es wird nachträglich geschwächt.“,konstatiert B.Willms, Identität und Widerstand. Rede aus dem deutschen Elend, 2013,S.19.Willms spricht so von einem anerzogenen „kollektiven Selbsthaß“ des deutschen Volkes. (S.18)

Die Dekadenz der alt gewordenen Völker Europas, zumindest Westeuropas und die Schuldkultur, daß irgendwie an allem Elend der Welt der“Weiße Mann“ und der Deutsche im Besonderen schuld sei, vermischen sich dabei nun zu einem negativen Lebensgefühl: Ist das Leben wirklich lebenswert? Daß in Deutschland allein in einem Jahr knapp 100.000 Kinder im Mutterleibe getötet worden sind, sagt alles über die Lebensbejahung aus: Wir töten unsere eigene Zukunft.

Wo zu leben nicht mehr selbstverständlich als bejahenswert beurteilt wird, kann die Frage, was tuen, um das ewige Leben zu erlangen, nicht mehr auf einen fruchtbaren Boden fallen. Freddy Mercury singt: „Wer will für immer leben?“ Diese Frage ist ernster zu nehmen als sie in diesem Lied selbst gestellt wird. Die sich in den Tod ergeben Habenden haben sie für sich schon eindeutig respondiert; sie haben so kein Ohr mehr für die Osterbotschaft des Sieges über den Tod. Gefördert wird dabei diese Todesbejahung durch die Vorstellung, die schon Epikur propagierte, daß der Tod die reine Nichtung meines Lebens sei, sodaß es meinen Tod gar nicht für mich geben kann. Denn wenn ich bin, ist der Tod nicht und wenn der Tod ist, bin nicht ich. Vulgärer ausgedrückt: Das Todsein ist ein ewiges Schlafen, ohne daß jemals mehr ein Wecker zum Aufstehen nötigt.

Dem korrespondiert dann aber auch die Problematik der Vorstellbarkeit eines ewigen Lebens. Wird es als reine Zeitlosigkeit gedacht, evoziert das die Anfrage, ist ein menschliches Leben, das nicht zeitlich ist,überhaupt von einem Todsein noch unterscheidbar. Wenn aber die Ewigkeit als unbegrenzter Zeitraum vorgestellt wird, wie stünde es da um die Qualität des Lebens?  Ludwig Thomas Polemik gegen ein ewiges Leben im Himmel (Ein Münchner im Himmel) dürfte dabei effektiver gewesen sein als manche tiefschürfende Religionskritik. 

Es ist so kein Zufall, daß selbst in Predigten am Grabe so sehr vom ewigen Frieden des Verstorbenen gesprochen wird, daß es fast wie eine Laudatio auf das Nicht-mehr-Leben- Müssen des Verstorbenen klingt! Die Skepsis dem ewigen Leben gegenüber ist so in den unserigen Zeiten nicht so sehr fundiert in der Nietzsche Parole von der Treue zur Erde, zum irdischen Leben, sondern in einer dekadenten Skepsis dem Leben überhaupt gegenüber: War und ist das menschliche Leben vielleicht doch nur eine evolutionäre Fehlentwickelung?



 

Montag, 21. Februar 2022

Anmerkungen zu: Der verweltlichte Mensch und die verweltlichte Kirche

Anmerkungen zu: Der verweltlichte Mensch und die verweltlichte Kirche


In der traditionellen Anthropologie gilt der Mensch spätestens seit der platonischen Philosophie als Seele-Leib-Wesen. Vergessen wird dabei aber, daß auch die biblische Anthropologie den Menschen so versteht, als ein Wesen, dem sein Schöpfergott seinen Leib aus der Erde erschuf, ihm dann aber eine Seele einblies. Diese Doppelnatur bestimmt nun das Menschsein, daß er weltlich in seiner Leiblichkeit und nichtweltlich in seiner Seele ist. Beide, der Leib und die Seele haben nun zwar Gott als ihren Kreator, aber der Leib nur mittelbar, weil er aus Natürlichem kreiert worden ist, die Seele hingegen ist unmittelbar von Gott erschaffen. Gemäß dieser inneren Dualität seines Ursprunges ist nun auch das menschliche Streben präfiguriert.

Für jeden Menschen gilt so, daß er einerseits in seiner Leiblichkeit das Produkt eines natürlichen elterlichen Geschlechtsaktes ist, auch wenn dieser Akt medizintechnisch modifiziert werden kann und daß aber seine Seele nicht natürlichen bzw medizintechnischen Ursprunges ist sondern direkt von Gott erschaffen in den entstehenden menschlichen Körper inkarniert wird, den Körper zum Leibe formend.

Aber es ist nun eine menschliche Möglichkeit, diese seine eigene Dualität mißzuverstehen. Er kann sich als ein rein natürliches Produkt einer evolutionären Selbstentwickelung der Natur interpretieren. Die Natur ist ihm dann der Urstoff, wie immer den dann auch naturwissenschaftlich näher bestimmt, aus dem sich alles herausentwickelt hat, sodaß alles Seiende nur die Natur ist in unendlich vielen Modifikationen. Die Seele als so eine Modifikation hat darum auch nur natürliche Bedürfnisse, ist sie auch doch nur entstanden, um die Überlebenschancen des leiblichen Menschen zu verbessern. Die Sorge um die Seele, was wird aus ihr, wenn der menschliche Leib verstorben ist, wird so gegenstandslos.Es gibt nur noch ein Sorgen der Seele um Fragen des natürlichen Lebens.

Der so verweltlichte Mensch braucht, wenn überhaupt noch, nur noch eine weltliche Kirche, die eben für die natürlichen Sorgen und Nöte zuständig ist. In der Institution der Kirche findet sich diese Dualität des Menschen ja selbst wieder: Sie existiert zwar in der Welt, ist aber nicht aus ihr, sondern eine Schöpfung Gottes.Sie ist so übernatürlich, weil sie nicht einfach ein Produkt einer kulturellen Entwickelung ist, fundiert in dem natürlichen menschlichem Leben. Gott stiftete sie selbst durch seinen Sohn, der sie als ihr lebendiges Haupt auch am Leben erhält. Nun kann aber der Leib Christi, die Kirche gegen ihr eigenes Haupt revoltieren, indem sie sich nur noch rein leiblich verstehen will. Sie will sich ihrer Seele entledigen, wie der Mensch nur noch Leiblichkeit sein will.

Darum avanciert das Thema Sex jetzt ja auch zum wichtigsten der innerkirchlichen Diskurse. Wie sollte die Kirche denn auch noch geistlich sein können, wenn der Mensch nur noch weltlich-natürlich sein will? Als eine Institution der organisierten Nächstenliebe wird sie so nur noch als Leiblich-Weltliches akzeptiert oder wenn in ihr zu sehr gegen die Humanität verstoßen wird, (die sexuellen Mißbräuchsfälle) verdammt.

Prinzipiell ist die Welt und alles in ihr Seiendes wie ein geschriebener Text polyinterpretabel. Das in ihr Seiende kann als eine Erscheinung von etwas begriffen werden, sodaß nach dem zu fragen ist, was da erscheint. Dann stehen wir mitten in einer metaphysisch dualistischen Weltdeutung oder es kann alles als nur Eines begriffen werden, also in einer rein materialistischen Weltsicht. Die Welt und alles in ihr Seiendes ist eben kein eindeutiger Text. So kann der Mensch sich und die Welt mißverstehen und zu einem Element einer rein natürlichen Welt werden, in der alles Nichtweltliche und Jenseitige nur ein Phantasmata sein kann. Dann ist die Verweltlichung des Menschen gelungen, dem dann auch nur noch eine verweltlichte Kirche entspricht. Der „letzte Mensch“ Nietzsches ist eben der völlig verweltlichte, der seinen ihm eigenen inneren Dualismus verkennt.


 

Sonntag, 20. Februar 2022

Dem Zeitgeist hinter herlaufen - Kirche heute (Krankheitsdiagnoseversuche)

(Zum Niedergang der Kirche - wer liebt Opportunisten?)


Die Kirchen hecheln diesem Zeitgeist hinterher,am würdelosesten und unge-niertesten die evangelischen, die von >Gender-Mainsrtreaming< über >Antirassismus<bis zum >Kampf gegen Rechts< und zur unterwürfigen Schützenhilfe für die Ausbreitung des Islam die laufenden Trends mit Sonntagsreden und Glockenläuten verbrämen, nichtsdestotrotz weiterhin an Mitgliedern verlieren.“ So beschreibt Lichtmesz in seinem Buch:“Kann nur ein Gott uns retten?“ 2017,S.87 die Lage. Angefragt werden könnte, ob nicht inzwischen die Katholische Kirche dem Protestantismus im Punkto des Zeitgeistgehorsames eingeholt habe, Aber solange Homosexuelle, verheiratet nicht Pfarrer und eine Lesberin nicht Papst werden kann, hinkt die Kirche in der Disziplin der Zeitgeistobservanz dem Protestantismus noch hinterher, so sehr sie in den von Lichtmesz angesprochenen Punkten in nichts dem Protestantismus nachsteht. Die evangelischen wie auch die Katholischen Kirchetage sind ja nur noch reine Huldigungsfeiern des Zeitgeistes.

Eine einfache Frage: Lieben Herrscher ihre Nachdemmunderedner? Schätzte der König Herodes nicht Johannes, dem Täufer, weil dieser der einzigste war, hier ist dieser Superlativ notwendig, der ehrlich und wahrhaftig zu ihm sprach? Wo lieben die Mächtigen ihre opportunistischen Bejubeler und zu allem Jasagenden? Kirchen, die nur noch dem Zeitgeist hinterherhecheln, wer kann die noch respektieren? Ein eigentümliches Phänomen offenbart sich uns hier: Kirche feindlich Gesonnene bekämpfen die Kirche, kapituliert sie dann aber kampflos, werden sie gar nicht nur von ihren Feinden sondern auch von allen anderen mißachtet. Lichtmesz konstatiert nüchtern: „Hinzu kommt der Appeal einer männlichen,kriegerischen Ideals,der dem heutigen Christentum vollständig abhanden gekommen ist.“ (S.83) Die Katholische Kirche will keine „kämpfende Kirche = ecclesia militans mehr sein, wie sie sich in den vorkonziliaren Zeiten verstand als eine in aber nicht aus der Welt existierende. Jetzt will sie nur noch weltlich sein, kein Staat im Staate, sondern ein einfacher Verein bürgerlichen Rechtes, für den die staatliche Ordnung ihr Grundgesetz ist.

So tritt der Protestantismus und jetzt auch zusehens die Katholische Kirche den Bürgern gegenüber, indem sie nur noch wiederholt, was der Bürger täglich auch in den Medien zu hören bekommt. „Wir haben Euch nichts mehr zu sagen, was Euch nicht längst schon von der Welt gesagt worden ist.“ Die Kirche ebnet die Differenz zwischen sich und der Welt so sehr ein, daß sie sich selbst überflüssig macht.

Dabei schreckt sie nicht einmal davor zurück, die Wahrheiten der christlichen Religion selbst zu verleugnen, die göttliche Schöpfungsordnung der Geschlechterpolarität von Mann und Frau, der Schöpfungsordnung der in Rassen und Ethnien ausdifferenzierten Menschheit und im Kampfe gegen Rechts vergißt sie, daß traditionell die Linke kirchenfeindlich ist im Kontrast etwa zu dem General Franco, der als "Rechter" die Katholische Kirche Spaniens vor dem Bolschewismus rettete- ja sie protegiert gar den Islam als den aktuell effektivsten Bekämper der christlichen Religion. 

Eigentümlich: Die Welt kämpft gegen die Kirche, weil die Kirche weltfremd, nicht aus der Welt ist, aber sie verachtet sie, wenn sie vor der Welt einfach kapituliert: Niemand liebt die Besiegten und die Kapitulanten. Aber die Kapitulierwilligen dominieren jetzt den innerkirchlichen Diskurs!


 

Samstag, 19. Februar 2022

Etwas Befremdliches: Bewahrt uns vor den Erlösern- oder die Bedenklichkeit der christlichen Religion

(über den Verlust der Reich Gottes Hoffnung, die Jenseitshoffnung- wozu noch Erlösung?)


Der Philosoph Szczeny gelang wohl mit seinem Buch: „Das sogenannte Böse“ein großer Wurf. Die Grundthese ist sehr simpel und deshalb sehr erfolgreich: Alle ideologischen Versuche einer Weltverbesserung machen die noch viel schlimmer als sie schon ist. Der Wille zum Guten destruiert einfach nur das Reale, weil es Utopisches verwirklichen will. Der österreichische Philosoph Burger sieht es ähnlich:

Alle großen Verbrechen entspringen großen Idealen,nicht dem bösen Willen, die Täter verfolgen aus ihrer Binnenperspektive immer >das Gute<, ihr Antrieb ist stets eine >Begierde des Rettens< (Hegel) und sie sind um Objektivierungen nie verlegen, heißen diese Rasse,Klasse,Volk oder Nation:man kann den Nationalsozialisten oder den Stalinisten vieles nachsagen,aber nicht, daß sie keine >Wertegemeinschaft< gewesen seien“. (Zitiert nach Lichtmesz, Kann nur ein Gott uns retten?, 2017, S.136)


Spontan wird man wohl urteilen, daß diese Kritik politischer Welterlösungsversuche, des Kommunismus wie des Nationalsozialismus eben die christliche Religion überhaupt nicht tangiere. Ja, die christliche Welterlösungshoffnung setze ja auf Jesus Christus als den Erlöser und sei so die prinzipielle Alternative zu jeder rein menschlich politisch konzipierten Erlösungsutopie. Es verwundere dann auch nicht, wenn die politischen Welterlösungsversuche alle scheitern, denn sie versuchten eben etwas, was allein von Gott zu erhoffen sei. „Nur ein Gott kann uns erlösen“, wäre dann die grundsätzliche Absage an alle menschlichen Unternehmungen, revolutionär die Welt zu optimieren.

Aber wie nun, wenn mit dem Scheitern aller politischen Erlösungsversuche jede Vorstellung einer Erlösung diskreditiert worden ist und somit auch die christliche? Wer heute frägt, was man den mit der Katholischen Kirche assoziiert, wird zu hören bekommen: „Inquisition, Hexenverbrennung, Zwangs-Schwertmission und sexueller Mißbräuche. Liegt da nicht die Anschuldigung nahe, daß die Kirche, weil sie klerkalistisch sich verstand und versteht, also meint, allein zu wissen, was das Wahre und das Gute für alle Menschen sei, so handelte? Im alleinigen Besitz der Wahrheit sich wähnend verfolgte sie eben die Andersgläubigen, nötigte ihnen ihren Glauben auf und maß sich kleikalistisch das Recht zu sexuellen Mißbräuchen an.

Wenn die großen politischen Erlösungsideologien in Archipel Gulags und in Auschwitz enden, und diese als säkularisierte Versionen der großen christlichen Erlösungshoffnung rekonstruierbar sind, liegt es da nicht nahe, mit dem Verzicht auf jedes politische Erlösungskonzept nicht auch gleich jede religiöse Hoffnung als ebenso diskreditiert aufzugeben. Die Johannesoffenbarung mit ihrem Ausblick auf das Ende, wie sich die Erlösung der Welt durch Gott ereignen wird, die eben nicht den Endkampf Gottes wider den Teufel und seinen Heerscharen ausspart, ist doch für die allermeisten heutigen Christen eine unzumutbare Lektüre: Gott bewahre uns vor so etwas Schrecklichem. Ja schon das eschatologische Gericht,durch das Gott die Erlösung der Welt realisieren will, ist in der heutigen Kirche schon ad acta gelegt: So soll und darf die Erlösung nicht sich ereignen! Ja, reduziert sich die Jenseitshoffnung nicht selbst schon in der Kirche selbst auf die Verheißung „ewiger Ruhe“, die kaum noch unterscheidbar ist von der Vorstellung des Todes als einem ewigen Schlafen ohne einen Wecker, der uns zum Aufstehen nötigt?

Dieser offenkundige Verzicht auf den Verheißungsgehalt der Reich Gottes Vorstellung korreliert wohl mit dem Ende jedes Hoffens auf politische Erlösungskonzeptionen. Diesem Verlust gingen ja Syntheseversuche zwischen politischen, philosophischen und religiösen Erlösungsvorstellungen voran, man erinnere sich an „Theologien der Hoffnung“ (Moltmann), politische Theologien (Metz) und den Befreiungstheologien. Nach dem Scheitern des letzten Großversuches einer Umsetzung einer politischen Erlösungsideologie, des Kommunismus in der UdSSR, scheint jede Erlösungshoffnung diskreditiert zu sein.

Das muß auch Rückwirkungen auf die christliche Religion als Erlösungsreligion zeitigen. Symptomatisch dafür ist, daß in den Zeiten der Erlösungshoffnungen die christlichen Gemeinden, wenn schon die Institution der Kirche als Ganzes, als Avantgardeorganisationen des neuen erlösten Lebens wirken sollten, das neue Leben vorbildlich vorleben sollten und jetzt sich die Reform der Kirche darauf beschränken soll, daß die Kirche sich gemäß der Welt zu gestalten habe. Die Kirche trägt nicht mehr bei zur Erlösung der Welt sondern affirmiert sie nur noch und bekennt, noch nicht gänzlich die gute Weltordnung in sich selbst reproduziert zu haben: Wir müssen ganz und gar weltlich werden, denn die Welt ist gut, nur die Kirche noch nicht.

Theologisch reduziert sich so der Glaube an Gott auf einen Gott, der Ja sagt zu dem Menschen, so wie er ist, der also nicht mehr erlösend wirkt, sondern nur noch rein affirmativ ist. Damit gibt sich die christliche Religion als Erlösungsreligion selbst auf, weil sie nicht mehr glaubt, als eine Erlösungsreligion noch auf Anerkennung hoffen zu können. Es ist so, als wenn der postmoderne Mensch, Nietzsches „letzter Mensch“ nicht mehr erlöst werden will ob der Erfahrung des Scheiterns aller Erlösungsversuche.


 

Freitag, 18. Februar 2022

Ein Krankenbericht zur Lage der Kirche – Diagnoseversuche

(Die Kirche in der Moderne und in der Postmoderne)


Die Vorstellung,daß die Briten wieder re-christianisiert werden müßten, würde von den meisten Klerikern als Akt der Aggression abgelehnt werden,vielleicht sogar als rassistischer Affront gegenüber unseren muslimischen Minderheiten. Die Kirche ist heute nicht mehr dazu da,den christlichen Glauben zu verkünden,sondern denen zu vergeben, die ihn zurückweisen.“ So analysiert der englische Philosoph Scruton die englische Kirche. (zitiert nach: Lichtmesz, Kann nur ein Gott uns retten?,2014,S83)Lord Carey, der einstige Erzbischof von Canterbury prognostiziete gar, daß das Christentum in England in nicht weniger als einer Generation verschwunden sein werde. (S.80)

Die Zentralaussage der christlichen Religion formuliert Jesus Christus selbst so: „Et cognoscetis veritatem,et veritas liberavit vos= und ihr werdet die Wahrheit erkennen,und die Wahrheit wird euch frei machen.“(Joh 8,32) Mit dieser Aussage Jesu stoßen wir direkt in das Zentrum der problematischen Lage der Kirche in der Postmoderne vor, wie sie im obigen Zitat des englischen Philosophen skizziert wird.In der Epoche der Aufklärung galt immer noch der Grundsatz von der befreienden Kraft der Wahrheit, nur wurde bestritten, daß sie in eins falle mit der christlichen Religion oder gar mit der Katholischen Kirche. Es sollte nun die Aufgabe des vernünftigen Denkens sein,die Wahrheit zu erkennen, ihre Erkenntnis zu explizieren in den großen Systemen der Philosophie: die Glanzstunde gerade der deutschen Philosophie von Kant bis zu Hegel oder wenn man will auch zu Marx.

Nietzsche steht dann für den ersten radicalen Bruch mit diesem aufkärerischen Glauben an die Erkennbarkeit der Wahrheit als uns befreiende: „Wir haben die Kunst,damit wir nicht an der Wahrheit zu Grunde gehen“ (zitiert nach Lichtmesz, S.40) Die Wahrheit sei eben der Nihilismus, aus dem uns nur die Kunst als Erschaffung von künstlichen Lebenswelten erretten könne.

Aber erst in der Postmoderne gilt das Axiom, daß eine erkannte Wahrheit die menschliche Freiheit bedrohe! Eine Geschichte aus dem Kontext des christlich-jüdischen Dialoges kann das veranschaulichen: Eine Jude und ein Christ sind im Himmel. Da kommt Gott zu ihnen: „Ich möchte Euch jetzt den Messias vorstellen.“Nach einem kurzen Überlegen bitten Beide, daß Gott ihnen das erspare.Jetzt kämen sie gut miteinander aus. Wenn aber der Messias ihnen vorgestellt werden würde, wäre er entweder der Jesus, wie es die Christen glauben oder er wäre ein anderer, wie es die Juden glaubten. Weil so entweder der christliche Glaube als wahr und somit der jüdische als unwahr oder der christliche als unwahr und der jüdische als wahr erwiesen würde,könnten sie Beide dann nicht mehr einvernehmlich miteinander leben. Nur das Nichtwissen um den Messias ermögliche ihr gutes Miteinander.

Historisch gesehen konstituierte sich die Postmoderne aus der Reflexion über die totalitären Staaten, Stalins und Hitlers: Beide hätten ihre totalitäre Herrschaft legitimiert durch die jeweils von ihnen erkannte Wahrheit. War die Aufklärung der Versuch der Domestikation der christlichen Religion, damit innerchristliche differente Wahrheitsansprüche nicht zu Religionskriegen eskalierten, daß die eine christliche Confession die anderen im Namen ihrer Wahrheit bekämpfte, sodaß eine philosophische Wahrheit konstruiert wurde, die aus den Religionskriegen uns befreien sollte, so soll die postmoderne Philosophie die Vorstellung der einen erkennbaren oder gar erkannten Wahrheit überwinden, denn weltanschaulich ideologisch erkannte Wahrheiten führten nur zu neuen Totalitarismen. Stalin und Hitler gelten nun als das, was herauskommen muß, wenn die Wahrheit als erkannte und im Besitz sich befindende erklärt wird. Die Wahrheit darf so nicht mehr als erkennbare oder gar erkannte bestimmt werden, sondern es darf nur noch eine Wahrheitssuche geben, die nie zur Erkenntnis der Wahrheit vordringt. Denn nur so können alle Religionen und Weltanschauungen sich wechselseitig respektieren, weil keine mehr als die „absolute Wahrheit“ behauptet wird.

Freiheit gäbe es nur, wenn es keine „absolute Wahrheit“ gäbe, wenn irgendwie alles als wahr und irgendwie auch nicht wahr akzeptiert wird. So avancíert jeglicher Fundamentalismus zu dem Feind der Freiheit, weil er sagt, daß es eine erkannte Wahrheit gibt. Für jede Religion ist dieser Relativismus sein Todesurteil, weil dieser die Vergleichgültigung jeder Religion zur Folge hat. In der christlichen Theologie vollzieht sich dann diese Selbstvergleichgültigung der Religion durch die Konstruktion eines Gottes der als bedingungslose Liebe zu jedem Menschen Ja sage, sodaß ihm alle Religionen selbst gleichgültig wären.