Die Demokratisierung der Kirche – ein Ausweg aus der heutigen Kirchenmisere?
Daß die Katholische Kirche in Deutschland und weit darüberhinaus im Niedergang sich befindet, kann nicht bestritten werden, auch wenn in Afrika und erstaunlicherweise auch in China positive Entwickelungen erkennbar sind. Eine in Deutschland auf dem „Synodalen Irrweg“ vertretende Therapie der schwer erkrankten Kirche ist nun die der Demokratisierung der Kirche. Diese Therapie korreliert dabei mit der Analyse, daß der Klerikalismus eine der wesentlichen Ursachen der Misere der Kirche wäre. Auch wenn der Verdacht sich geradezu aufdrängt, daß hierbei die seit der Rotte Korach (4.Mose 16) so beliebte Forderung nach der Enthierarchisierung und Demokratisierung der Kirche nur nachträglich durch die Behauptung, der Klerikalismus sei an Allem schuld legitimiert werden soll, kann ja diese vehement vorgeschlagene Therapie ja ernsthaft diskutiert werden.
Vorab muß konstatiert werden, daß das Urchristentum, soweit es uns durch das Neue Testament bekannt ist, nicht demokratisch sich organisierte. Jesus führte seine „Jüngerschar“ autokratisch und nach seiner Himmelfahrt übernahmen die von ihm allein eingeetzten Apostel mit den Presbytern die Leitung.
Die Forderung nach einer Demokratisierung der Kirche kann so also nicht gerechtfertigt werden als eine Refomvorhaben, das die ursprüngliche Form des Urchristentumes wiederherstellen wolle. Auch gibt es keine Aussage Jesu, die als Forderung nach einer demokratischen Gestaltung der Kirche zu interpretieren wäre. Jesus setzt ja explizite Petrus als monarchisch regierenden Hirten der Kirche ein: Weide sie und nicht sagt er zu den Urchristen: Weidet Euch selbst, regiert Euch selbst!
Es muß so die Normativtät der urchristlichen Kirche abgelegt werden und stattdessen die Geschichte evolutionär gedeutet werden: Erst in der Moderne habe sich die beste aller denkbaren Regierungsformen herausentwickelt, die der Demokratie und darum müsse die Kirche sich auch demokratisieren. Oder weniger anspruchsvoll: Die Kirche müsse sich stets ihrer Umwelt einpassen, um in ihr sinnvoll agieren zu können und das hat sie bisher stets auch so gehandhabt und deshalb müsse sie nun endlich auch im demokratischen Zeitalter ankommen.
Hier soll nun aber diese Forderung nach einer Demokratisierung nur unter der Fragestellung diskutiert werden, ob sie eine effektive Therapie für die jetzt so schwer erkrankte Kirche sein kann.
Nun ist dazu festzuhalten, daß die Forderung nach der Demokratisierung der Kirche gleichgesetzt wird mit der ihrer Verparlamentisierung. Das ist keine Selbstverständlichkeit, da eine Demokratie ohne Parlamente und der Parlamentarismus auch in einer Monarchie denkbar ist, daß das Parlament über den Etat des Königs und die Steuern entscheidet.
Die Idee des Parlamentes, kirchlich „Synode“ genannt, in der Demokratie ist die,daß eine Gruppe von Entscheidern durch vernünftiges Diskutieren, in dem allein die Kraft des Argumentes zählt, die richtigen Entscheidungen trifft, weil alle sich zu einem vernünftigen Argumentieren verpflichten- der herrschaftsfreie Diskurs des Philosophen Habermas soll so eigentlich das Wesen des Parlamentes bzw der Synode ausmachen.Kontaminiert wird diese schöne Vorstellung aber durch die Anfrage der Sachkompetenz der so Entscheidenden. Einfach: Wer ließe sich in einem Spital operieren, wenn ein Gremium aus einem Arzt, einem Krankenpfleger und einer Raumkosmetikerin und einem Lehrling entschiede, ob und wie die Patienten zu operieren seien.
Gibt
es einen trifftigen Grund, jedem Getauften, der so ob seines
Getauftseins ein Mitglied der Kirche ist, eine theologische
Fachkompetenz zuzuschreiben, über wesentliche Fragen der Kirche
entscheiden zu können? In der westlichen Demokratie reduziert sich
das Vertrauen in die Kompetenz des mündigen Bürgers darauf, daß er
alle paar Jahre wieder Vertreter von Parteien in Parlamente wählen
darf, denen er zutraut, was von Politik zu verstehen oder einfach,
gut regieren zu können.Dann regieren die Parlamente und Regierungen ganz demokratisch
ohne den Staatsbürger, der dann nur noch zu gehorchen hat- wenn nicht,wird er schnell zum Demokratiefeind erklärt.
Genau genommen reduziert sich so auch die Forderung nach einer Demokratisierung der Kirche auf die, daß die vielfältigen innerkirchlichen Gremien mehr Einfluß auf das kirchliche Leben haben sollen. Die vielen Laienorganisationen mit ihren hauptamtlichen Funktionären aber auch ehrenamtlichen Leitern wollen zudem eben ihrer Stimme mehr Gewicht zukommen lassen.Dies wird praktisch schon so in den großen Volksparteien praktiziert, vom Orts- bis zum Bundesvorstand ausdifferenziert im Zusammenspiel mit weniger oder mehr einflußreichen innerparteilichen Vereinigungen, etwa einer Mittelstandsvereinigung, einer Gruppe Christen in der Partei X usw. Warum nun, wenn die Kirche das innerorganisatorische Leben von politischen Parteien oder Gewerkschaften oder bundesweiter Vereine kopiert, das Leben der Kirche sich revitalisieren sollte, ist aber schwer nachvollziehbar.
Eine Generaloberin einer franziskanischen Ordensgemeinschaft benannte als jetzige Erfolge des „Synodalen Weges“: „Wir haben mehr Kontrolle, mehr Macht“. BR 24, am 7.2.2022: Kann Kirche reformiert werden. Diese Generaloberin, „Schwester“ Ganz ist nun eine im kirchlichen Raum profilierte Vorkämpferin für Frauenrechte und setzt sich insbesondere für das Frauenpriestertum ein. Macht für Frauen, das ist ihre Forderung, der viele Gleichgesinnte zustimmen. Ja, das ganze Demokratiegerede reduziert sich auf den einfachen Willen: Wir wollen Macht! Alle Macht den Gremien, in denen wir sitzen!
Warum nun aber ein Mehr an Einfluß aller möglichen Gremien auf das Leben der Kirche das Leben der Kirche vitalisieren kann, bleibt auch dem aufmerksamsten Beobachter verschlossen. In einem Punkte hat sich ja der Synodenparlamentarismus der Praxis des deutschen Bundestages schon weitestgehndst angeähnelt: Wie im Parlament gibt es eine klare Mehrheit und eine klare Minderheit und die Mehrheit stimmt alles Oppositionelle nieder, um nur Voten aus der Mehrheitsfraktion anzunehmen. Debatten und Aussprachen im Parlament sind so so überflüssig wie auf dieser „Synode“, wo die Machtverhältnisse von Anfang an klar waren und sind: Das Reformlager mit seiner linksliberalen Deformagenda dominiert die Sitzungen und Abstimmungen und alles Oppositionelle wird reprobiert. Da wundert es nicht, daß dies so dominierende Lager das gute Klima dieser Synode bejubelt, das glatte Durchwinken aller Reformvorschläge: eine Abnicksynode mit ein paar Querulanten; den bekanntesten, Kardinal Woelki hofft man, bald los zu sein.
Was wollen denn nun die Reformer, wenn die mit ihnen besetzten Gremien endlich die Macht in der Kirche in ihren Händen haben? Eigentlich nicht viel: Sex für Alle, mehr Frauen in allen Führungspositionen und daß alles demokratisch zugehen soll wie in jedem gut organisierten Kanninchenzüchterverein! Mehr will man nicht. Und dies Reformprogramm soll die Kirche aus ihrem Niedergang herausretten? Mitnichten, es führt nur dazu, daß viele Gremienchristen und Hauptamtliche sich in dieser Kirche wohler fühlen werden, weil sie zu mehr Macht kommen und weil sie ihr Sexleben ungestört von der Morallehre der Kirche dann gestalten können.
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