Mittwoch, 23. Februar 2022

Siegt der „Geist des 2.Vaticanumes“ jetzt in der Katholischen Kirche Deutschlands?


Diese Questio ist eigentlich nur beantwortbar, wäre präzise aussagbar, was denn nun dieser „Geist“ wäre, aber er entzieht sich eben jeder klaren Definition, seine Erfolgs-geschichte verdankt er geradezu seiner Diffusität. Eine kleine Begebenheit aus der Praxis dieses „Geistes“ möge so zu einer ersten Annäherung an diesen „Geist“ führen. Ein Theologieprofessor hebt seine Stimme, jetzt weiß jeder Vorlesungsteilnehmer, daß jetzt etwas Examensrelevantes er zu hören bekommt:

Der Geist des 2.Vaticanums verbietet die Judenmission!“ Alle schreiben jetz brav mit. Da frägt einer der Studenten: „Herr Professor, wo steht das in den Texten des Vaticanums?“ Der Hochschulprofessor wiederholt darauf seine Aussage: „Der Geist des 2.Vaticanums verbietet die Judenmission!“ Nach der Vorlesung wird dann eben der Assistent des Universitätsprofessors gefragt, ob er denn die diesbezügliche Quellenangabe nachliefern könne. Verlegen winkt er ab.

Der Fall ist klar: In keinem Text dieses Konziles findet sich diese Aussage, ja ein Normalsterblicher kann auch bei der sorgfältigsten Lektüre der Konzilstexte keine so auslegbare Passage finden. Damit stehen wir vor der ersten und sehr wichtigsten Erkenntnis in dieser Causa.

Der „Geist des Konziles“ schwebt über den Konzilstexten wie eine dunkle Regen-wolke. Sein Inneres ist für einen Normalsterblichen nicht erkennbar, auch kann er nicht aufsteigend von den Texten her erschlossen werden, sondern dieser Geist verlangt ein intuitives Erfassen seines Gehaltes. Dazu sind nun aber nur linksliberale Theologieprofessoren imstande, conservative,wenn es sie denn noch gibt, sind dazu unfähig ob ihrer Verstocktheit und Blindheit. Darum muß den Theologiestudenten der Gehalt dieses Geistes durch den Professorenmund offenbart werden. (Deshalb ist ja auch auf dem „Synodalen Irrweg“ beschlossen worden, daß es neben dem päpstlichen Lehramt auch eines der Theologie gäbe – damit sind vor allem diese deutschen Geist des 2. Vaticanums Interpreten gemeint.)

Der linksliberale Katholizismus und der „Geist des Konziles“ sind so genaugenommen identische Größen. Das Vorzugsverb dieses Geistes ist nun das Verb: Verbieten! Ganz liberal wird eben alles Conservative und Traditionelle als Vorkonziliares und somit diesem Geiste Zuwideres dysqualifiziert. Im Konkreten bestehen dann sehr wohl Differenzen, als die Vorliebe für die Pluralität und Diversität gefeiert, ob das Rosenkranzbeten gänzlich zu verbieten sei als vorkonziliarer Praxis oder nur eingeschränkt werden muß, ob gänzlich auf die Kultsprache des Lateinischen in den Gottesdiensten zu verzichten sei, oder ob sie noch zu tolerieren sei. Aber daß die Zelebration der „Tridentinischen Messe“ zu verbieten sei, das ist für solche Geisttheologen eine Selbstverständlichkeit.

Aber auch viele positive Forderungen liest der Liberale aus dieser über den Texten schwebenden Wolke heraus: daß die Kirche verdemokratisiert werden müsse, daß sie zu enthierarichisieren sei und daß endlich auch die Frauen zum Weiheamt zuzulassen sind.

Nun steht aber dieser Konzilsgeist nicht nur im Kampfe gegen alles Vorkonziliare sondern auch im Kampfe gegen die reaktionären und restaurativen Tendenzen in der Nachkonzilskirche, denn in ihr wurde der Reformgeist des Konziles auf das schecklichste unterjocht. Als besonders schlimme Rückfälle gilt dabei der jetzt gültige Katechismus und Papst Benedikt XVI. Die Kirche sei eben aus der Höhe des Konzilsgeistes herabgefallen in fast schon vorkonziliare Obskurantismen. Aber die Liberalen kämpfen gegen den Ungeist solcher restaurativer Tendenzen erfüllt vom Geiste des Fortschrittes und des Konzilsgeistes.

So gesehen kann nicht mehr übersehen werden, daß jetzt in dem „Synodalen Irrweg“ sich dieser Konzilsgeist manifestiert als der Wille zur Entkatholisierung und Verweltlichung der Kirche. Für den liberalen Geist ist eben die moderne Gesellschaft das Positive, worin sich der Menschheitsprogreß realisiert hat und die Kirche eine oder gar die Organisation, die den Anschluß an den Fortschritt verpaßt hat, hängen geblieben in der Vormoderne, sodaß sie jetzt modernisiert werden muß. Dabei seht der Protestantismus in dem Rufe, das geschafft zu haben, die Einordnung in die moderne Gesellschaft, was der Katholischen Kirche als Aufgabe noch vor sich hat: sich zu verweltlichen.

 

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