Donnerstag, 30. April 2015

Die Deutsche Bischofskonferenz- ein Kommentar zu ihrer Stellungnahme zur Familiensynode Teil 1

1. Zur  Qualität der bischöflichen Antwort

Wenn die Qualität der "Antwort" der Deutschen Bischofskonferenz auf "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute", vom 16.4.2015 beurteilt werden soll, dann ist dafür der geeignetste Punkt die bischöfliche Stellungnahme zu: "Die pastorale Aufmerksamkeit gegenüber Menschen mit homosexueller Orientierung Zu Frage 40". Dort lesen wir:
"Homosexuelle Lebenspartnerschaften haben in Deutschland einen von der Ehe unterschiedenen rechtlichen Status („eingetragene Lebenspartnerschaft“). Ihre Anerkennung beruht auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens, der – wie u.a. die Antworten auf den ersten Fragebogen zur Vorbereitung der außerordentlichen Synode zeigten – auch von der Mehrheit der Katholiken getragen wird.
Grundsätzlich erwarten die Gläubigen, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner sexuellen Orientierung, in der Kirche ebenso wie in der Gesellschaft akzeptiert wird und in den Gemeinden ein Klima der Wertschätzung gegenüber jedem Menschen gefördert wird. Fast alle Antworten stimmen der in den Humanwissenschaften (Medizin, Psychologie) vertretenen Einsicht zu, dass die sexuelle Orientierung eine vom einzelnen nicht gewählte und unveränderliche Disposition ist. Daher irritiert die Rede von „homosexuellen Tendenzen“ im Fragebogen und wird als diskriminierend wahrgenommen."(S.16)

2. Die einzig(st)e Norm. die die "Antwort" kennt

Die erste Norm zur Beurteilung homosexueller Lebenspartnerschaften ist also für diese bischöfliche Antwort: wie steht die Gesellschaft dazu? "Ein breiter gesellschaftlicher Konsens" erkennt homosexuelle Lebenspartnerschaften an, wird proklamiert. Ein Beleg für diese Behauptung wird nicht erbracht. Es drängt sich die Vermutung auf, daß einfach von der publizierten Meinung zu diesem Thema in den Massenmedien auf den breiten gesellschaftlichen Konsens geschlossen wird. Nun konnte man  auf Kath net lesen, daß die Beteiligung an der neuen Befragung zu den Themen der Familiensynode minimal war in allen Diozösen-die Schwierigkeit der Fragestellung wurde dafür von Diozösen verantwortlich u. a. gemacht. Also besagt die Mehrheit der Fragebogenbeantworter herzlich wenig-aber das stört die bischöfliche Antwort nicht und sie schließt einfach von den wenigen eingegangenen Antworten auf die Mehrheit der Katholiken! Auch die bejahten "homosexuelle Lebenspartnerschaften"! Nun wird gar noch die Autorität von Humanwissenschaften zitiert, daß die sexuelle Orientierung, und damit ist dann auch die homosexuelle gemeint, "nicht gewählt" und "unveränderlich" ist.  Und deshalb müssen homosexuelle Lebenspartnerschaften akzeptiert werden, ja, sie sollen sogar wertgeschätzt werden. Als letzte Norm wird so die "Erwartung" der Gläubigen zu der Norm der Kirche. 
Merksatz: was gesellschaftlicher Konsens ist (auch wenn der mit dem in den Massenmedien Publizierten gleichgesetzt wird), was die Mehrheit der Gläubigen erwartet (auch wenn es nur ganz wenige sind, die sich an der Befragung beteiligten und auch wenn die Befragung auf keinen Fall repräsentativ ist) und wenn Humanwissenschaften dem Konsens zustimmen, dann ist das für die Deutsche Bischofskonferenz die Wahrheit zur Beurteilung von homosexuellen Lebenspartnerschaften! 
Bischof Bode schlug als Veränderung der bisherigen kirchlichen Lehre von den Quellen zur Eruierung der Wahrheit (Schrift, Tradition, Lehramt) vor, die Lebenswirklichkeit hinzuzunehmen. Die Antwort der Deutschen Bischofskonferenz kennt nur noch eine Quelle der Wahrheit: die der Wirklichkeit! Diese Antwort zeichnet sich durch ihren völligen Verzicht auf jede Theologie aus! Sie kennt nur noch einen Weg: den der Analyse der Kundenzufriedenheit und den Ausblick auf potentielle Kunden (was will die Mehrheit der Gesellschaft) und daraus erfolgt dann der Imperativ, daß die Kirche sich dem anzupassen habe! So präludiert diese "Antwort" im triumphalen Ton mit der Aussage:

" Zu Fragen 1–6 (S.3)
Die Pastoral in Deutschland kann auf zahlreiche analytische Instrumente und sozial- und humanwissenschaftliche Befunde zurückgreifen, die von demographischen Analysen über demoskopische Untersuchungen, Milieustudien und psychologischen Studien bis hin zu sozialwissenschaftlichen Evaluationsstudien im Hinblick auf einzelne pastorale Angebote reichen." Bei so viel wissenschaftlicher Wirklichkeitserfassung bedarf es eben keinerlei theologischen Denkens mehr, denn die Kenntnis der Wirklichkeit reicht hier den Bischöfen aus. Daß "Berufung" und "Sendung" der Familie normative Begriffe sind, wird dann einfach unterschlagen. Aber es ist davon auszugehen, daß dann unter dem Begriff der "humanwissenschaftlichen Befunde" sich Werturteile der Politischen Korrektheit wiederfinden werden. Denn die Humanwissenschaften ereignen sich heuer in einer durch die Politische Korrektheit bestimmte Universität.Zur Veranschaulichung: in keiner Deutschen Universität könnte noch eine Vorlesung über die Therapierbarkeit von Homosexualität mehr stattfinden. Antifaschistische Studenten würden eine solche Vorlesung verhindern, wenn sie denn nicht gleich von der Leitung der Universität verboten würde in Erwartung gewalttätiger Ausschreitungen!  Und so verzichtet die bischöfliche Antwort auf jede theologische Reflexion und Bewertung der Wirklichkeit, um stattdessen sich den Werturteilen der politisch korrekt zensierten Humanwissenschaften anzuschließen.

3. Die verschwundene Theologie

Für den Umgang mit der Theologie ist dies symptomatisch:

"Der Blick auf Christus: Das Evangelium der Familie
Der Blick auf Jesus und die göttliche Pädagogik in der Heilsgeschichte
Zu Fragen 7–10 (S.4-5)
"Eine Verkündigung des Evangeliums der Familie „mit neuer Frische und Begeisterung“ (Relatio Synodi, Nr. 4) setzt bei einer aufmerksamen Wahrnehmung der Menschen in ihrer individuellen Lebenssituation an. Der Realität ihres Lebens, ihren Freuden und Nöten, aber auch ihren Werten und ihrer Sehnsucht gilt es mit Wertschätzung zu begegnen."  (S.4) Und weiter als bis zur aufmerksamen Wahrnehmung der Familienwirklichkeit kommt dann die "Antwort" auch nicht. Wo ein "Blick auf Christus" gefordert ist, schaut die "Antwort" nur noch auf die Empirie. Die geforderte "Wertschätzung" meint dann eben nicht nur, daß die Wahrnehmung die Wirklichkeit wahrnimmt sondern eben auch als Wahrheit wahrnimmt: so, wie es ist, ist es auch recht und wahr. Ob man hier Hegels Vorrede zu den "Grundlinien der Philosophie des Rechtes" als Unterlage benutzte mit seinem Aussprúch: "Hier ist die Rose, hier tanze", womit gemeint ist, daß das Wirkliche, so wie es ist, als das Vernünftige und Wahre er- und anerkannt werden soll, und daß es nicht die Aufgabe des Denkens ist, vermeintlich bessere und vernünftigere Wirklichkeiten zu erphantasieren? Ursprünglich ist der Begriff der Wahrnehnung ein höchst komplexer, denn er beinhaltet die Frage, ob denn das, was da gesehen wird, auch in seiner Wahrheit ist, also, ob es seiner ontologischen Wahrheit entspricht, seiner Idee in Gott, und meint nicht einfach nur ein Sehen, wie das Gesehene erscheint. Aber das wäre ja ein theologisches Denken und das findet in diesem Papier nirgends statt.
Und so ergeht es der Theologie auch weiterhin in diesem Antworttext.  Auf die 12. Frage: "Die Familie im Heilsplan Gottes" (S.6) weiß das Antwortschreiben der Bischöfe nichts zu respondieren und verweist auf ihre Antwort auf die Frage 11. Der Text ist kurz und bei noch so aufmerksamsten Lesens fanden sich nur zwei Aussagen, die irgendwie mit dieser Frage in einer Beziehung stehen könnten:
"Die Bedeutung des Ehesakramentes erschließt sich nur im Glauben. Die Ehekatechese muss daher immer eingebunden sein in eine allgemeine christliche Katechese." (S.6)Und:"Die Bedeutung des Ehesakraments und seine Relevanz für das alltägliche Leben in Ehe und Familie werden neu und vertieft zu erschließen sein. Ein zentraler Anknüpfungspunkt ist dabei die urmenschliche Erfahrung der ehelichen Lebens- und Liebesgemeinschaft als intimster und intensivster Form zwischenmenschlicher Gemeinschaft." (S.5)Wo vom Heilsplan Gottes und der Rolle der Familie in ihr zu sprechen wäre, weiß die "Antwort" nur etwas zu rapportieren von dem, wie Menschen die Familie selbst erleben.

4.Die Konsequenzen

Was für Folgerungen zieht die Antwort der Deutschen Bischöfe nun?
Es ist eine banale: einerseits soll die Begleitungs- und Beratungsarbeit der Kirche, so wie bisher fortgesetzt, nur wohl quantitativ verbessert werden und das, was die Kirche in Hinsicht auf Liebe, Partnerschaft und Ehe sagen will, muß der Realität, so wie sie ist, eingepaßt werden.
"Entsprechend wünschen viele Gläubige deutlichere Schritte, die schon im Vorfeld der Außerordentlichen Bischofssynode (2014) beschriebene „Kluft zwischen der gelebten Wirklichkeit von Familien in unseren Gemeinden und Verbänden mit der kirchlichen Lehre“ zu überwinden." Dieser Wunsch ist den Bischöfen Befehl und so fordern sie, selbstverständlich in dem Geiste der Umkehr der kirchlichen Lehre. Als Grundsatz soll gelten:
"Eine Pastoral, die in diesen Verbindungen nur einen sündhaften Weg sieht und entsprechend zur Umkehr aufruft, ist nicht hilfreich, da sie im Widerspruch zu den positiven Erfahrungen steht, die die Paare in diesem Lebensgemeinschaften machen." (S.12) Was hier bezogen auf uneheliche Gemeinschaften ausgesagt wird, bildet aber die Grundlage der pastoralen Praxis in allen Problemfeldern, wo Sexualität nicht gemäß der Morallehre der Kirche gelebt wird. Nicht soll die Lebenswirklichkeit sich ändern, sondern es ist die Aufgabe der pastoralen Praxis, das überall auch da an Gutem Gelebte zu entdecken und wertzuschätzen. Konkreter werden dann - nicht unüberraschend- gefordert: Sonderwege für Deutsche Diozösen. Etwas verklausuliert liest sich das so:
"Es ist unstrittig, dass die Ortskirchen „cum Petro et sub Petro“ in Lehrfragen bezüglich Ehe und Familie übereinstimmen. Ein Teil der Antworten befürwortet mit Verweis auf soziale und kulturelle Unterschiede regionale Vereinbarungen zu pastoralen Richtlinien auf Ebene der Ortskirchen." (S.14).Nicht mehr vollmundig wird proklamiert, daß wir keine Filiale Roms sind, aber die soziokulturellen Besonderheiten Deutschlands sollten doch deutsche Sonderwege erlauben! Auch hier besticht wieder daß das Faktische, die kulturelle Besonderheit normative Bedeutung zugemessen wird. Die universalistisch römischen Normen paßten eben nicht für unsere Deutschen Bistümer!
Aber nun zu den zwei wichtigsten Brennpunkten der Debatte. Zu der Frage der Zulassung Geschieden-Wiederverheirateter schließt sich die "Antwort" dem Wunsche der Befragten, identisch gesetzt mit dem Willen des Kirchenvolkes  an, daß es keine Einzelfalllösung geben solle, sondern eine strukturelle Lösung, die eine Wiederzulassung ermögliche, da die Nichtzulassung als diskriminierend empfunden würde. Als Lösung favorisieren so die Deutschen Bischöfe:
"In unserem Beschluss haben wir angeregt, zivil geschiedene und wiederverheiratete Gläubige dann zum Sakrament der Buße und zur Kommunion zuzulassen, wenn das gemeinsame Leben in der kanonisch gültige Ehe definitiv gescheitert ist, die Verbindlichkeiten aus dieser Ehe geklärt sind, die Schuld am Zerbrechen der ehelichen Lebensgemeinschaft bereut wurde und der aufrechte Wille besteht, die zweite zivile Ehe aus dem Glauben zu leben und die Kinder im Glauben zu erziehen." (S.14) Das bedeutet praktisch, daß die Reue über die Schuld an der gescheiterten Ehe ausreicht, um wieder zu den Sakramenten zugelassen zu werden! Daß die zweite Ehe selbst eine Schuld ist, weil sie der ersten gegenüber ein permanenter Ehebruch ist, wird dabei dann eskamotiert, als gäbe es nur die Schuld am Scheitern der ersten Ehe. Aber auch eine schuldhaft gescheiterte Ehe, wenn sie sakramental ist, bleibt eine gültige Ehe: ein Scheitern löst sie nicht auf! Scheinbar meint hier das definitive Scheitern ein Erlöschen des sakramentalen Ehebandes.
Zur Frage des Umganges mit Homosexpaaren heißt es dann:
"Die meisten Katholiken akzeptieren homosexuelle Beziehungen, wenn die Partner Werte wie Liebe, Treue, gegenseitige Verantwortung und Verlässlichkeit leben, ohne deshalb homosexuelle Partnerschaften mit der Ehe gleichzusetzen. Es geht um eine Würdigung bei gleichzeitiger Betonung der Verschiedenheit. Einige Stellungnahmen sprechen sich auch für eine – von der Eheschließung unterschiedene – Segnung dieser Partnerschaften aus." (S.16)Und auch hier wollen die Deutscchen Bischöfe auf die vox populi, weil sie ihnen die vox Dei ist, hören, und so fordern sie:
"Eine homosexuelle Personen akzeptierende Pastoral erfordert eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexualmoral, die neuere humanwissenschaftliche, anthropologische, exegetische und moraltheologische Erkenntnisse aufnimmt." (S.16) Das Ziel dieser Weiterentwicklung ist dann natürlich selbstredend eine Bejahung solcher homosexuellen Lebenspartnerschaften, die als etwas anderes als die Ehe doch als etwas Gutes bejaht werden sollen
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5. Marktwirtschaftliches- nicht theologisches  Denken

Als erstes ist dies Antwortschreiben der Deutschen Bischöfe  ein Dokument der Einpassung an den Zeitgeist Methodisch wird dies dadurch erreicht, daß auf alle theologischen Aussagen verzichtet wird.Selbst zum Thema der Unauflöslichkeit der Ehe (Frage 17-19) weiß diese "Antwort" nichts zu sagen und verweist auf die Antworten auf die Fragen 7-10-aber dort findet sich kein Wort-zur Unauflöslichkeit der Ehe! Als einzige-und hier sollte man dann doch das grammatisch unkorrekte aber den Sachverhalt einzig angemessene. einzigste setzen- als einzigste Quelle wird die Wirklichkeit, die Lebenswirklichkeit zitiert, und gelegentlich humanwissenschaftliche Erkenntnisse. Die Moraltheologie der Kirche habe diese Lebenswirklichkeit als ihre einzigste Norm anzuerkennen und die Morallehre demgemäß umzuformen, sprich weiterzuentwickeln. Diesen Denkstil kann man als marktwirtschaftlich-pragmatisch bestimmen. Und da diesem Denkstil dogmatische Vorgaben ein Fremdkörper sind, werden sie auch ins Abseits gestellt. Theologische Aussagen über die Ehe, die Sexualität finden sich nicht in dem Papier. Es wird nur zitiert, was die Befragten sich wünschen, und wie die Kirche auf das einzugehen hat, macht dann den praktisch orientierten Teil aus. Grundlegend zeichnet sich hierin ein Problem des wissenschaftlichen Denkens ein: daß das Denken reduziert wird auf das Ideal der sachgemäßen Widerspiegelung der Wirklichkeit. Wissenschaftliches Denken bestünde so nur in indikativischen Aussagesätzen, die die Wirklichkeit richtig wieder gäben. Daß aber das Denken auch aus normativen Aussagen besteht: So soll es sein!, wird dabei eskamotiert. Die Morallehre reduziert sich deshalb auf das Feststellen, wie leben heuer Menschen ihre Sexualität in und außerhalb der Ehe, um dann diese Realität als gute zu bejahen. Sie verhält sich rein affirmativ zur Wirklichkeit und verzichtet so auf jede kritische Distanz. Merksatz: Für das marktwirtschaftliche Denken sind dogmatische Sätze  planwirtschaftliche Fehlsätze, weil die reine Kundenorientierung es verbietet; ihm normative Vorgaben zu machen. Was der Kunde König will, bekommt er auch.
    
6. Der große und der kleine Reformplan der Deutschen Bischöfe
Zwei strategische Lösungsansätze sind nun in dem Antwortpapier erkennbar. Einerseits ein maximalistischer: die Morallehre der Kirche ist so zu ändern (weiterzuentwickeln), daß Geschieden.-Wiederverheiratete zur Kommunion wieder zugelassen werden können und nicht als Einzelfalllösung sondern als eine strukturelle und daß Homosexpaare von der Kirche anzuerkennen sind als eine andere gute Ordnung des Zusammenlebens. Der minimalistische Lösungsweg lautet dann: wenn das nicht universal durchsetzbar ist, wollen die Deutschen Bischöfe für sich Sonderwege einfordern, weil nur so dann der kulturellen Besonderheit der Deutschen Region Rechnung getragen werden könnte.

Corollarium 1:
In J.L. Borges: "Niedertracht und Ewigkeit", dem 3.Band der 20 bändigen Ausgabe seiner Werke, herausgegeben von G. Haefs und F. Armold, 1991 findet man eine völlig politisch unkorrekte Anmerkung zum "Lynchen", die hier zitiert werden soll wegen der Subsumierung der Lynchjustiz unter den Begriff der Basisdemokratie: "lynchen": Die entsprechende Eintragung im span. Akademikerwörterbuch lautet: "(lynchar, nach Lynch,Richter in Südkarolina im 17.Jh) Einen Verbrecher ohne rechtmäßigen Prozeß oder qua Aufruhr hinrichten, wie dies in den Vereinigten Staaten von Amerika häufig geschieht." Zu ergänzen wäre lediglich,daß dieses basisdemokratische Verfahren nicht nur gegen Neger angewendet wurde." (S.217) Könnte in einer noch zur schreibenden Morphologie der basisdemokratischen Lynchjustiz etwa die massenmediale Hinrichtung -um es an zwei bekannten Fällen in Deutschland zu veranschaulichen- des Bischofes von Limburg  Tebartz van Elst und des von Bischofes von Augsburg  Mixa- als ein Fall von Lynchjustiz in der Zeit der Massenmedien bezeichnet werden? Und, wenn man nicht nur Menschen massenmedial lynchen kann, sondern auch Meinungen, Lehren oder politische Einstellungen, könnte man da von der Katholischen Ehemorallehre als einem Opfer solch einer Lychjustiz sprechen, daß sie ohne rechtmäßige Anklage und ohne Zubilligung einer Verteidigung einfach hingerichtet wird als nicht mehr zeitgemäß, inhuman, intolerant? Daß in diesem Papier der Deutschen Bischöfe nicht ein Wort zur Verteidigung der kirchlichen Lehre geschrieben wird, sondern einfach die Anklage hingenommen wird und sie als schuldig gesprochen nun de facto erledigt sein soll, (auch wenn das dann als Weiterentwicklung der Lehre verkauft wird),  ist doch befremdlich!  Aber schon der Dialogprozeß in der Katholischen Kirche Deutschlands, ganz basisdemokratisch an Runden Tischen, lief doch fast schon wie ein Lynchgericht wider die Ehemorallehre der Kirche ab! Oder gab es da auch nur einen Verteidiger der Lehre der Kirche?      

Kath net und die Zensur

Mein Kurzkommentar zu einem Beitrag von Kath net zum Thema: Zigeunerschnitzel und politische Korrektheit fiel der dortigen Zensur zum Opfer. Der Kommentar lautete ungefähr so:

"Wir lebten in einem freien Land, wenn ich zu Mittag ein Zigeunerschnitzel ordern kann, als Nachtisch einen Negerkuß und öffentlich sagen darf, daß ich praktizierte Homosexualität für eine Sünde halte und der Meinung bin, daß der Islamische Staat mit dem Islam so viel zu tun hat wie der Stalinismus mit dem Kommunismus."

Das darf in Kath net nicht geschrieben werden!   

Mittwoch, 29. April 2015

Politische Korrektheit-oder für wen die Kirche keine Messe mehr lesen darf?

Keine Messe für Mussolini, meldet Kath net heute. Eine Messe zum Gedenken an Mussolini verbot das Erzbistum, nachdem linke Politiker
(der italienienischen Sozialdemokratie und antifaschichtische Widerstandskämpfer dagegen protestierten. "Zur Begründung hieß es laut italienischen Medienberichten, Gottesdienste dürften nicht für politische Ziele instrumentalisiert werden. Dies sei bei der Feier für den faschistischen Ex-Diktator zu befürchten.
Rom (kath.net/KNA) Das italienische Erzbistum Reggio Calabria hat eine Messfeier zum Gedenken an den 70. Todestag Benito Mussolinis (1883-1945) untersagt. Zur Begründung hieß es laut italienischen Medienberichten (Dienstag), Gottesdienste dürften nicht für politische Ziele instrumentalisiert werden. Dies sei bei der Feier für den faschistischen Ex-Diktator zu befürchten."

Also: da soll also für einen Verstorbenen eine Gedenkmesse gehalten werden. Eine Gedenkmesse ist eine Messe für das Seelenheil eines Verstorbenen eingedenk der Bitte des reuigen Sünders, der mit Christus gekreuzigt wurde: " Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst." LK 23,42. Dies Seelenamt verweigert nun die Kirche dem einstigen Staatsführer Mussolini. Die Begründung ist nun sehr befremdlich: ein korrekt durchgeführtes Seelenamt gibt keine Möglichkeit, daraus eine politische Werbeveranstaltung für den verstorbenen Politiker zu machen. Es hätte nur der Aufforderung bedurft, daß dies Seelenamt gemäß den kirchlich-liturgischen Bestimmungen zu lesen ist, sodaß so jeder Mißbrauch verunmöglicht ist. Aber, wann hat man je gehört, daß  ein Amt zugunsten eines verstorbenen Politikers mit der Begründung, dies könne politisch instrumentalisiert werden, von der Kirche verboten wurde. Undenkbar in Deutschland und in Italien bei der Staatsnähe der Kirche und damit auch der Nähe zu allen etablierten Parteien. Aber da es nicht irgendein italienischer Politiker sondern eben Mussolini ist, wurde die Messe verboten. Und die eingesandten Kommentare bei Kath net haben das auch so verstanden. 
Der Tenor: weil Mussolini ein faschistischer Diktator war, solle und dürfe die Kirche für ihn keine Messe lesen lassen. Lassen wir die Politik hier beiseiten und formulieren es theologisch: weil der Verstorbene ein Sünder war, darf die Kirche für ihn keine Totenmesse lesen! Jesus Christus hätte also zu dem Mitgekreuzigten antworten müssen: weil du ein Sünder bist, denke ich nicht an dich, wenn ich beim Vater bin. Für wen dürfte dann die Kirche noch ein Seelenamt lesen, wenn sie es nicht mehr für Sünder dürfte?
Hier werden uns politisch Korrekte antworten: für Sünder dürfe die Kirche schon noch ein Seelenamt lesen, nur nicht für Verstorbene, die aus politisch korrekter Sicht so tabuisiert sind, daß die Kirche das nicht darf. Und wer bestimmt dann, für wen die Kirche noch eine Messe lesen darf? Die Ideologen der politischen Korrektheit- die Kirche gehorcht dann. Reden wir Klartext: hätte Mussolini auf der Seite der Sieger des 2. Weltkrieges gestanden, selbstverständlich hätte die Kirche für ihn ein Seelenamt gelesen. Denn dann wäre das opportun gewesen. Jetzt gilt der einstige Staatsmann als persona non grata und die Kirche unterwirft sich dem. So weit ist es schon gekommen, daß die Kirche sich so vorschreiben läßt, für wen sie ein Seelenamt liest und für wen nicht. Und das Seelenheil des Verstorbenen? Gott allein richtet, aber die Kirche betet und bringt Opfer dar für die Verstorbenen, damit Gott ihnen ein gnädiger Richter sei! Aber wenn der Verstorbene aus politisch korrekter Sicht eine persona non grata ist, dann läßt sich die Kirche ihr Amt verbieten, weil sie den Zorn linker Politiker und Medien fürchtet!

Zensur
Kath net veröffentlichte diesen Kommentar in einer Kurzfassung nicht-nur politisch korrekte im Tenor von: keine Seelenamt  für "Faschisten/Rechte".

Corollarium 1:
Dieser Fall demonstriert aufs anschaulichste, daß in Europa die Politische Korrektheit inklusive der Holocaustreligion zu der öffentlichen Religion Europas avanciert ist, der sich die Privatreligionen, wie die Katholische Kirche zu unterwerfen haben. Das bedeutet nicht nur, daß die Lehren der Privatreligionen kompatibel zu der öffentlichen Religion umgestaltet werden, sondern auch, daß die Praxis von der Politischen Korrektheit bestimmt wird.

Corollarium 2
Das propagierte Ideal eines europäischen Islams ist somit nichts anderes als ein Islam, der sich auch der Politischen Korrektheit unterwirft.

Supplement
Noch hat sich die Katholische Kirche noch nicht in Gänze der Politischen Korrektheit unterworfen. Darum erklärt die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton den sich noch nicht unterworfenen habenden Religionen den Krieg. Kath info berichtet am 29.4.2015:

"(Washington) „Tiefverwurzelte kulturelle Codes, religiöse Überzeugungen und strukturelle Phobien haben sich zu ändern. Die Regierungen müssen ihre Möglichkeiten zum Zwang nützen, um die überlieferten religiösen Dogmen neu zu definieren.“ Diese Worte an die Religion stammen aus dem Mund von Hillary Clinton, die am vergangenen 12. April angekündigt hat, sich nach 2008 zum zweiten Mal um die Präsidentschaft der USA bewerben zu wollen. Inzwischen tätigte sie diese weitere Ankündigung: Sie erklärte der Religion den Krieg."
Beachte: die Regierungen sollen Zwang ausüben, um die Religionen gleichzuschalten zum Ja zu Homosex und Abtreibung etc..die ganze Agenda der Politischen Korrektheit meint sie!         

Dienstag, 28. April 2015

Der angeklagte Papst- Pius XII.

Der Chefankläger Rolf Hochhuth. In seinem Drama: "Der Stellbertreter" klagt er Pius XII. an, er "hätte durch seinen Protest den Judenmord  verhindern können. Das "Versagen" des Papstes wird insbesondere im 4.Akt des Dramas "Der Stellvertreter" dargestellt: Der Jesuit Riccardo Fontana kommt in den Vatikan, um dort über die Judenvernichtung in Auschwitz zu berichten.." (Feldkamp, Pius XII. und Deutschland, 2000, S.178.) Also, der hl. Vater wußte über den Holocaust Bescheid und obwohl er davon wußte, verhinderte er ihn nicht. Die Parallelfrage: wenn die USA und ihre Verbündeten über den Holocaust informiert waren, warum taten sie nichts dagegen, wird dagegen kaum gestellt  Eine der seltenen Ausnahmen: D.S. Wymann, Das unerwünschte Volk. Amerika und die Vernichtung der europäischen Juden, 1984. Ob den der hl. Vater wirklich die Möglichkeit gehabt hätte, durch was für Aktionen auch immer, den Holocaust zu verhindern, soll hier nicht erörtert werden. Zumindest aber in einem könnte dieser Hochhuthkritik zugestimmt werden, daß das, was der Vatican unternahm zur Rettung der Juden in keinem angemessenen Verhältnis stünde zu dem Ereignis des Holocaust, wenn denn der Vatican vollständig  über dies Ereignis- ab wann eigentlich?- genau informiert war! 
Was wußte exakt Papst Pius XII.mit welcher Gewißheit wann über den Holocaust? Meine Verdachtthese: Hochhuth und seine Nachfolger behaupten einfach, daß der Vatican Alles wußte-und schon rechtzeitig genug, um das Schlimmste verhindern zu können, allein, um den Papst und den Vatican einer Mitschuld am Holocaust bezichtigen zu können. Wie um die Schuld aller Deutschen am Holocaust zu begründen, gesagt wird, daß jeder nach der Lektüre von "Mein Kampf" den Holocaust vorauswissen konnte, wird auch hier die These einer völligen Informiertheit im Vatican über den Holocaust behauptet. Nur der Beweis für das Bekanntsein des Holocaustes fällt dann erstaunlich dürftig aus! 
Bei Feldkamp liest sich das so: "Im März 1943 kamen aus Preßburg Nachrichten, daß deportierte Juden durch Vergasung getötet wurden und die Leichen zur Seifenfabrikation gelangten." (S.143): Als Quelle wird benannt: "Undatiertes Schreiben: ADSS,  BD. S.217." (S.208). Was nun in dieser Quelle steht, konnte ich nicht eruieren  Unbestritten ist aber, daß der zweite Teil dieser Meldung eine Falschinformation ist, denn kein Historiker behauptet, daß Juden von Deutschen zu Seife verarbeitet worden sind.  Es drängt sich damit die Frage auf: wie zuverlässig ist dann der erste Teil dieser Benachrichtigung, wenn beide Teile aus einer Quelle entstammen und der zweite Teil eindeutig eine Fehlmeldung ist? 
Aber schon im Frühjahr 1942 soll das päpstliche Staatssekretariat über die Organisation der Judenvernichtung informiert gewesen sein! Es wird dafür aber kein Beleg und keine Quelle angegeben! Dann heißt es bei Feldkamp weiter: " Das päpstliche Staatssekretariat war im Dezember 1942 zu der Ansicht gelangt, daß Alte, Kranke und Kinder eben nicht in Arbeitslager, sondern zur Tötung in Vernichtungslager kamen." (S.142). Wenn  das Staatssekretariat im Frühjahr 1942 schon über die "Organisation der Judenermordung informiert war, wie kann dann die Ansicht Dezember 1942, wie gerade gelesen, noch etwas Neues und Darüberhinausgehendes sein? 
Frappierend ist nun wirklich, wie wenig Mühe sich dies Buch macht, die wichtigste Präsumption der Anklage wider Papst Pius XII. zu untersuchen , ob es denn wahr ist, daß er vor dem Ende des Krieges ausreichend und zuverlässig über den Holocaust informiert war! 
Wymann konstatiert so: "Erst nach Kriegsende konnte das volle Ausmaß der Vernichtung in den sechs Lagern rekonstruiert werden. Auschwitz war in seiner zentralen Bedeutung, die es bis 1944 hatte, überhaupt nicht erkannt worden." (D.S. Wymann, Das unerwünschte Volk. 1989, S.65). Man beachte das Wort "überhaupt nicht"! Um dies dann doch noch zu relativieren, versucht er darzulegen, daß zumindest vorher in Amerika bekannt war, daß Hitler die Juden ausrotten wollte. 
Könnte es sein, daß der Wunsch, eine Mitschuld des Papstes oder Amerikas zu konstruieren, die mangelnde Qualität und Zuverlässigkeit der Berichte und Informationen vor 1945 über das Judenausrottungsprogramm Hitlers zum Verschwinden bringt? Denn seit Bismarck wissen wir: nie wird je so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd. Merksatz: für alle Kriegsbeteiligten ist es so sehr schwer, wahre Berichte von Fehlberichten zu unterscheiden! Und das galt auch für den Vatican während des 2.Weltkrieges.
   
Bezeichnend dafür ist das Schicksal des sogenannten Riegner Telegrammes, das heuer als die erste zuverlässige Information gilt, vom  8.August 1942 (man beachte das Datum)  in der das Ausland über Hitlers Ausrottungsprogramm berichtet wurde. Wikipedia schreibt dazu:

Das Telegramm:

"Erhielt alarmierenden Bericht in Führerhauptquartier werde Plan diskutiert und erwogen in deutsch besetzten und kontrollierten Ländern alle Juden Anzahl dreieinhalb bis vier Millionen nach Deportation und Zusammenfassung im Osten mit einem Schlag auszurotten und damit die jüdische Frage ein für allemal zu lösen stop Aktion geplant für Herbst Methoden einschließlich Blausäure in Diskussion stop.“

Die Rezeptionsgeschichte:
"Obwohl bereits Nachrichten über Massenexekutionen in Europa nach England und in die USA gedrungen waren, wertete das amerikanische State Department den Inhalt des Telegramms als „wildes, von jüdischen Ängsten inspiriertes Gerücht“; das Foreign Office (Außenministerium) leitete das Telegramm erst einmal nicht weiter. Erst am 28. August 1942 gelangte es zum Leiter des Jüdischen Weltkongresses in New York, dem Rabbiner Stephen Wise, der daraufhin Felix Frankfurter, einen Richter am Supreme Court, informierte. Dieser sorgte dafür, dass der Bericht ins White House gelangte. Auch der Vatikan und das IKRK wurden informiert. Beide machten jedoch geltend, dass die Glaubwürdigkeit des Berichts nicht überprüft werden könne.[2
Was heuer der Geschichtsschreibung als ganz und gar eindeutiger Beweis für den Holocaust gilt, erschien so den Zeitgenossen als zweifelhaftes Dokument. Erst im Rückblick im Wissen um den Holocaust erhält dieses Telegramm seine Eindeutigkeit, daß es wahr ist.  Aber war es ein moralisches Versagen, wenn an der Wahrheit dieser Information gezweifelt wurde? Wie wahrscheinlich ist es denn, daß Inhalte einer Diskussion im Führerhauptquartier jemand in das Ausland weiterleitete? Soll ein Mitdisputant die Diskussion, oder zumindest das Ergebnis weitergeleitet haben? Dann müßte er wohl in Opposition zu diesem Ergebnis gestanden haben. Wie wahrscheinlich ist es da die Vorstellung, daß ein so oppositionell Gesonnener an einer solchen Beratung im Führerhauptquartier teilnehmen konnte? Aufgrund dieser offensichtlichen Problematik ist die Geschichte der Genese dieses Telegrammes dann so variiert  worden. In Wikipedia: "Eduard Schulte" lesen wir nun:
"1942 erfuhr Eduard Schulte von der beabsichtigten „Endlösung der Judenfrage“, nachdem Fitzner am 17. Juli 1942 an einem Zusammentreffen der oberschlesischen NSDAP-Gauleitung mit Heinrich Himmler teilgenommen hatte.[2] Über einen Geschäftspartner, Isidor Koppelmann, und Benjamin Sagalowitz, einen jüdischen Journalisten, der in der Schweiz die Informations- und Pressestelle der Jüdischen Nachrichten aufgebaut hatte, gab Eduard Schulte im Juli 1942 die Information über den Beginn der systematischen Vernichtung der Juden in Deutschland an Gerhart M. Riegner weiter, damals Vertreter des Jüdischen Weltkongresses in der Schweiz."
Jetzt war es keine Besprechung im Führerhauptquartier mehr, sondern eine einer Gauleitung der NSDAP, an der ein Herr Fitzner beteiigt war. der es dann Schulte weiterleitete. Ob diese rekonstruierte Genese des Telegrammes den Gehalt glaubwürdiger macht, mag der Leser selbst entscheiden unter der Frage, ob es wahrscheinlich ist, daß Himmler selbst Personen, die in der Hierachie der Partei nicht zu den Höchsten gehörten ein so sonst so geheim gehaltenes Unterfangen so freimütig erzählte, zumal die Gauleiter am Holocsaustvollzug nicht beteiligt waren? 
Es drängt sich so doch der Verdacht auf, daß, weil man unbedingt Papst Pius XII. und anderen eine Mitschuld am Holocaust zuschreiben möchte, Berichte als hundertprozentig glaubwürdig eingestuft werden, die bei einer vorurteilsfreien Analyse doch Zweifel an ihrer Glaubwürdigkeit zulassen, sodaß weder der Vatican noch die politische Führung Amerikas sie zum Anlaß zum Handeln nahmen.     

                

Montag, 27. April 2015

Handeln nur Menschen in der Geschichte?

Welches historisch oder kirchengeschichtliche Werk der Moderne man auch zur Hand nimmt, in einem Punkte stimmen sie überein: wie auch immer die religiöse Umkehr Kaiser Konstantins zum aktiven Unterstützer der christlichen Religion analysiert und dann auch bewertet wird, daß Gott selbst hier eingewirkt haben könnte, ist eine a priori ausgeschlossene Vorstellung. Strittig ist nur, ob man diesem Kaiser neben staatspolitischen Erwägungen auch religiöse Beweggründe zubilligen will. Im Raume der Geschichte gibt es nur ein Handlungssubjekt, den Menschen, nur daß dieses Subjekt eben auch aus religiösen Motiven handeln könnte. Kritische Historiker zeichnen sich dann dadurch aus, daß sie solche religiösen Motive als Verschleierung der wahren Beweggründe enthüllen und dies Enthüllen macht dann den kritischen Historiker zum kritischen. 
Nur, wie begründet sich dieses Axiom der historischen Wissenschaft den selbst? Versuchen wir mal, der Geschichtswissenschaft näher zu kommen, indem wir das komplexe Phänomen Geschichte mit etwas Simpleren vergleichen, um an Hand eines Einfachen ein Blick für das Komplexere zu bekommen. Eine gespielte Schachpartie nehmen wir als Modell zur Komplexitätstreduktion. Um eine gespielte Schachpartie begreifen zu können, bedarf es des Wissens um das System des Schachspieles: welche Spielfiguren können da wie gesetzt werden auf was für einem Spielfeld und wie ist das Ziel des Spieles definiert? Aus der Gesamtheit der Spielregeln des Schachspieles kann nun nicht das einzelne gespielte Spiel deduziert werden, als wenn das Spiel sich selbst spielen würde (das auch als Einwand gegen den Eindruck, daß im Strukturalismus tatsächlich von einer sich selbst sprechenden Sprache, eines Spieles gesprochen wird-Novalis deutet das an, wenn er schreibt: "Wie, wenn ich aber reden müßte? und dieser Sprachtrieb zu sprechen das Kennzeichen der Eingebung der Sprache, der Wirksamkeit der Sprache in mir wäre? und mein Wille nur auch alles wollte, was ich müßte, so könnte dies ja am Ende ohne mein Wissen und Glauben Poesie sein und ein Geheimnis der Sprache verständlich machen? Und so wär ich ein berufener Schriftsteller, denn ein Schriftsteller ist wohl nur ein Sprachbegisterter?- " Monolog 1798.  Begeistert ist hier streng zu begreifen als ein Subjektswechsel im Menschen: das, was ihn begeistert, bestimmt ihn, wird zum Subjekt seines Tuens!.) Aber das Regelsystem Schach ermöglicht erst individuelle Spielzüge. Diese sind kontingent, aber sie können es auch nur sein, weil das Regelsystem kontingente Spielzüge ermöglicht. Nicht ist ein System deshalb notwendig deterministisch, wie es Fichte in "Die Bestimmung des Menschen", 1800 im ersten Buch:"Zweifel" entfaltet. Ohne das Regelsystem Schach ist aber der Einzelspielzug sinnlos und er kann auch von einem Beobachter nicht begriffen werden.
Ist die Geschichte auch ein Geschehen, in dem wir, wie beim Schachspiel und der Sprache zu unterscheiden haben zwischen dem System des Spieles und der Sprache und der Einzelspielhandlung?
Und wenn es selbstverständlich für das Schachspiel ist, daß da verschiedene Figuren mit verschiedenen Handlungsmöglichkeiten sind, warum sollte auf dem Spielbrett der Geschichte es nur das eine Subjekt, den Menschen geben? Schon die Vorstellung eines begeisterten Menschen impliziert, daß da etwas durch den Menschen handelt, er medial wird für ein Wirken durch ihn. Bleiben wir erstmal "innerweltlich": gibt es da nur das Subjekt des Einzelmenschen, das im Raume der Geschichte agiert oder nicht auch Subjekte wie: die Kirche, das Volk, eine Partei,Klassen und Rassen ...also Subjekte bestehend aus vielen Teilen, etwa aus vielen Mitgliedern und doch spricht man hier von einem Subjekt, etwa wenn geschrieben wird: Die Kirche missionierte dann..Auch der Einzelmensch besteht aus Teilen, etwa aus Kopf, Rumpf und Beinen, oder aus Seele und Körper, aus Überich-ich und es, usw...aber trotzdem denken wir ihn als Einheit: ich schreibe jetzt diese Betrachtung und nicht: mein Kopf mit meinen Fingern...Also agieren in der Geschichte auch solche Subjekte, sagen wir mal Kollektivsubjekte. 
Wer besagt nun, daß es nicht auch nichtmenschliche Subjekte gibt, die im Raume der Geschichte Subjektscharakter besitzen? Und man muß hier jetzt nicht nur -im Sinne etwa eines Erich von Däniken an Außerirdische denken- sondern an Überirdische, an Engel und an Gott und an Daimonen! 
Gibt es eine für uns Menschen erkennbare Ordnung in der Geschichte, wie etwa jeder gespielten Schachpartie das System des Schachspieles zu Grunde liegt, das erst das Einzelspiel ermöglicht?Spontan könnte man wohl Jorge L. Borges zustimmen, wenn er schreibt: "Überflüssig zu erwidern, daß auch die Wirklichkeit geordnet ist. [und damit auch die Geschichte als Teil der Wirklichkeit]. Mag sein, daß sie es ist, aber in Übereinstimmung mit göttlichen Gesetzen-normal gesagt: mit unmenschlichen Gesetzen-" Borges, Tlön, Uqbar, Orbis Tertius, in: Borges, Die Bibliothek von Babel, 
Reclam, 2001, S.43. Unmenschlich meint hier nicht vom Menschen gesetzt und ihm begreifbar.
Die Geschichtswissenschaft gleicht so einem Betrachter einer gespielt werdenden Schachpartie, dem das Regelwerk Schach unbekannt ist- wie soll er dann das da sich Ereignende begreifen? Und dann weiß er nicht einmal, ob er als Betrachter der Geschichte auch wirklich alle Handlungssubjekte in der Geschichte wahrnimmt! Es könnte sein, daß er die wichtigsten Subjekte nicht sieht: Gott, die Engel und die Daimonen!  
Wenn es einen Gott gibt, dann widerspräche aber die Vorstellung von einer Menschheitsgeschichte, in der Gott nicht selbst als Subjekt agierend eingeht, dem Begriffe des Gottes im religiösen Sinne. Philosophisch kann Gott als rein außerhalb der Welt und der Geschichte gedacht werden, aber dieser Gott wäre dann für den Menschen irrelevant. Jede Religion lebt aus der Voraussetzung, daß Gott ein Subjekt in der Geschichte ist,und zwar das gewichtigste.Wo Gott nicht mehr vorgestellt werden kann, als in der Geschichte Wirkendes, da ist dieser Gott nur noch ein toter Götze. Wie Gott in der Geschichte handelt, das erkennen wir Menschen nur, wenn Gott es uns selbst offenbart-daß er aber in der Menschheitsgeschichte handelt, das gehört unbedingt zur Vorstellung Gottes in jeder Religion hinein-sonst nichtet sie sich selbst. Wenn die Kirchengeschichte wirklich eine Disziplin in der wissenschaftlichen Theologie sein soll, dann muß in ihr mit Gott als dem Handlungssubjekt in der Geschichte gerechnet werden! Und er muß für die Geschichte stehen als der, der die Ordnung der Geschichte gesetzt hat, in der dann erst die Menschen ihre Spielzüge setzen können. Denn ohne eine göttliche Ordnung hätten die Spielzüge der Menschen so wenig Sinn und Bedeutung wie Einzelpielzüge einer Schachpartie, wenn es das Regelsystem Schach nicht gäbe. Aber diese göttliche Ordnung determiniert nicht den Menschen, (wie es Luther in De servo arbitrio und Zwingli in seinem Sermon über die Vorsehung dozieren), sondern ermöglicht erst die Freiheit des Menschen, kontingent, Spielzüge zu setzen. Man denke an: Die Welt als Theater Gottes.    

Corollarium 1: Wird die Aussage, daß Gott in der Geschichte handelt, als unwissenschaftlich verneint, kann eine wissenschaftliche Lektüre der Bibel nur noch in der Eliminierung ihrer wichtigsten Aussagen bestehen!            
       
              

Sonntag, 26. April 2015

Ausgebeutete Nächstenliebe Teil 2

Geschichten aus dem Irrsinsland Deutschland:

Das 100% politisch korrekte Sonntagsblatt "Am Sonntag" rapportiert am 26.4. 2015, S.6: der Passauer Oberbürgermeister verlangt jetzt drastischste Einsparungen, alle Referate der Stadt müssen jetzt den Rotstift ansetzen. Alle müssen jetzt den Gürtel enger schnallen-Schluß mit lustig. Und das aus dem Munde der hedonistischen SPD? Des Rätzels Lösung: Fast eine Million Euro muß jetzt schon die Stadt aufbringen für das liebste Kind der politischen Korrektheit: den Asylanten! Explodierende Kosten für die "Flüchtlings"-Unterbringung erzwingen nun ein radicales: Gürtel-enger-Schnallen! Zuschüsse an Sozialverbände mußten schon gekürzt werden! Nur allein die "jungen Flüchtlinge" kosteten der Stadt für deren Unterbringung: 750 000 Euro jährlich. Die "unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge" bereiten dabei besonders Sorgen, weil sie, da ohne Begleitung nicht repatriiert werden dürfen!
Die demokratische Opposition protestiert dagegen-nicht gegen die radicalen Kürzungen-sondern daß der Oberbürgermeister den realen Grund dieses Einsparprogrammes bei seinem Namen nennt! Die CSU erkennt eben, daß die Tatsache, daß um der Asylanten willen wir alle den Gürtel enger schnallen müssen, der politischen Korrektheit widerspricht. Also habe der Oberbürgermeister die notwendigen Kürzungen dem Volke gegenüber anders zu begründen! Wer die Wahrheit sagt, stifte damit sozialen Unfrieden, proklamiert der CSU-Generalsekretär Scheuer!. (S.6) 
Ach, unsere minderjährigen Flüchtlinge! Eine Geschichte aus Absurdistan: Jugendliche, noch minderjährig stürmen in den größten Supermarkt des Ortes, begeben sich direkt in die Süßwarenabteilung und alles wandert in ihre Einkaufstaschen."Nix zahlen-wir Asyl- wir Flüchtlinge!", tönen sie vor der Kasse! Der politisch korrekte Marktleiter übermannt das Mitgefühl mit diesen lieben Kindern. Besorgt frägt er: Habt ihr auch von Allem genug bekommen? Ich hätte noch was an Naschwerk im Lager für euch! Am nächsten Tagre standen schon doppelt so viele Flüchtlingskinder vor den Türen des Verbrauchermarktes. Kaum aufgesperrt, erstürmten sie wieder die Süßwarenabteilung, und ach ja, für die Eltern bringen sie nun auch allerlei mit. "Nix zahlen-Asyl!" reicht als Zauberwort. 
Am dritten Tage prunkt ein Schild vor den Türen des Verbrauchermarktes. "Ob der vermehrten Nachfrage durch Flüchtlingskinder muß der Supermarkt für einheimische Verbraucher geschlossen bleiben, damit unsere liebem Asylanten hinreichend versorgt werden können! Wir bitten diese Einschränkung zu respektieren aus Liebe zu unseren minderjährigen Asylanten!" (Der Supermarkt geht aber nicht pleite-Gott sei es gedankt, weil die Staatsregierung großzügig die so entstehenden Unkosten ersetzt aus den Steuergeldern!)  
Ähnlichkeiten mit Realität ergeben sich notwendigerweise aus dem Faktum, daß nichts Absurdes denkbar ist, daß nicht in Deutschland irgendwo, weil es völlig absurd ist, praktiziert wird! 
Der Grund dieses Irrsinns: daß man aus Menschen, die sich fest entschlossen haben, Deutschland als einen großen Supermarkt anzusehen, in dem sie alles umsonst bekommen können, Flüchtlinge macht, denen man helfen muß und so ihnen alles gewährt, was sie begehren. Und wenn das zu Lasten der Einheimischen geht, dann sagen die politisch Korrekten, daß das nicht gesagt werden darf! 
Und was hat das mit praktizierter Nächstenliebe zu tun? Unseren Armen kürzt man die Hilfe, um sie Wirtschaftsflüchtlingen großzügig zu gewähren! Um der Fernstenliebe willen wird der Nächste verachtet!

Corollarium 1: Zeitgenössische christliche Stellungnahmen zu diesem Themenkomplex leiden in der Regel dadrunter, daß die zeitgnössische Theologie vergißt, daß der postlapsarische Mensch der Mensch der Sünde ist, der so die Lüge der Wahrheit und den Betrug dem ehrlichen Arbeiten gegenüber den Vorzug gibt. Christliche Nächstenliebe besteht dann nicht darin, Menschen beim Betrügen zu unterstützen und zum Erfolg zu verhelfen!  

Samstag, 25. April 2015

Vampire, Teufel und Exorzismen und 2 Ergänzugen

Exorzisten warnen vor dämonischer Verführung durch Medien - Nach Einschätzung der Exorzismus-Experten sind Filme, die das Okkulte positiv darstellen, mitverantwortlich dafür, dass die Nachfrage nach Teufelsaustreibungen steigt.

Soweit Kath net heute zu diesem Thema:
Für Aufgeklärte ist das eine klare Angelegenheit: selbstverständlich gibt es keinen Teufel/Satan, keine bösen Geister und schon gar keine Vampire. Daß trotzdem solche Wesen in der Unterhaltungsliteratur und in Unterhaltungsfilmen herumspuken, zeige nur den rein fiktionalen Charakter solcher Unterhaltungsproduktionen an. Und daß der Massengeschmack nun mal eine Vorliebe fürs Triviale hat, besonders wenn sie mit Sex und Crime verbunden sind,das wußten und wissen alle Kulturkritiker. Daß in Goethes berühmtesten Werk: Faust der Leibhaftige nun auch auftritt, das kann ja entmythologisiert werden- und daß in dem Buch der Bücher. der Bibel der Satan und Böse Geister auftreteten, das wird dann auch bedauernd zur Kenntnis genommen, aber seit dem "Abschied vom Teufel" sind diese Texte gut entsorgbar.Aber das nun auch noch die so viel geschmähte Jugend das Laster des Okkultismus entdeckt  und Vampirfilme verkonsumiert, das muß nun mal kritisiert werden! Und den Satanismus gibt es ja auch noch, der besonders in der Schwermetallmusik sein Zuhause gefunden haben soll. (Ich kenne christliche Musikexperten, die bei jedem Erklingen einer elektrischen Gitarre und  eines Schlagzeuges: satanische Musik! rufen-Negermusik darf man als Politisch Korrekter ja nicht mehr sagen!)
All diese Phänomene kann und darf man jetzt selbstverständlich sozialpsychologisch analysieren und für den Kunstunterricht ein mehr an Bildung an gutem Geschmack fordern- wenn man den noch wüßte, was guter Geschmack ist? Aber den mit drei Oscars -zu recht-ausgezeichneten Draculafilm von Francis Coppola nicht der Hochkultur zuzuordnen, wäre wohl ein Fauxpas erster Klasse! Also, ist wohl nicht jedes literarische Werk und jeder Film mit Vampiren etwas Triviales! Sozialpsychologisch bleibt dann immer noch genug übrig, zumal ja auch Produkte der Hochkultur sozialpsychologisch dekonstruierbar sind.
Die Frage an uns Christen ist aber die, ob wir auch theologisch etwas dazu zu sagen haben in eigener Sprache, oder nur noch in Fremdsprachen, der sozialpsychologischen, der kunstwissenschaftlichen oder der des Guten Geschmackes, dem alles Phantastische irgendwie trivial ist.
Als Theologe könnte man doch meinen: da hat sich die wissenschaftliche Theologie so viel Mühe gegeben, Theologie auf der Höhe der Aufklärung zu betreiben und so alles Irrationale aus ihr zu exkommunizieren, wir schufen ein Christentum ohne Teufel und Böse Geister und machten aus ihnen dann nur noch böse Neigungen im Menschen, die wir dann im Namen des humanistischen Menschenbildes auch noch zum verschwinden brachten, indem wir die bösen Neigungen zu einem Mangel an Liebe umetiketierten- und nun kommen da Trivialfilme, in denen all das Überwundene wieder auftaucht. Da erscheinen plötzlich blutsaugende Vampire und Jungfrauen schützen sich mit geweihten Kruzifixen vor tödlichen Vampirbissen. Das ist ja ein Totalrückfall ins finsterte Mittelalter-es fehlten nur  noch die Hexenverbrennungen! Aber es gibt und darf wohl kein Recht zur Regression geben- wir haben die Berghöhen der Aufklärung erklettert, nicht um dann in den Aberglauben des Mittelalters wieder herabzustürzen. 
Wenn da nicht diesen schönen Fortschrittsfrieden so conservative "Biblizisten" stören würden. Da zitiert man aus dem Judasbrief: "Genauso beflecken sich auch diese Träumer, sie mißachten die Macht des Herrn und lästern die überirdischen Mächte.Als der Erzengel Michael mit dem Teufel rechnete und über den Leichnam des Mose stritt, wagte er nicht, den Teufel zu lästern und zu verurteilen, sondern sagte: Der Herr weise dich in die Schranken". Judasbrief, 8.

Könnte unser vernünftig aufgeklärtes Urteil, daß es all diese daimonischen Kräfte nicht geben, sie seinen nur kulturbedingte Einbildungen, nicht die Lästerung schlechthin sein, vor der uns hier dieser Brief warnt?  Denn erstmal ist der Teufel und die Bösen Geister, und alle Daimonen gut gewesene Engel gewesen, bevor sie abfielen und auch als Abgefallene bleiben sie "überirdsisch"-mächtige Wesen. Das: lästert sie nicht! könnte dann auch ganz pragmatisch gemeint sein im Sinne von: daß es für den Menschen gefährlich ist,mutwillig solche mächtigen Mächte anzugreifen- der Fromme solle den Kampf Gott überlassen, denn diese "Überirdischen" sind zu mächtig für uns. Es kann aber auch so gemeint sein: es gibt nur einen allmächtigen Gott und der regiert als Allmacht die Welt, sodaß die Daimonen nur in der Welt wirken können, weil Gott selbst das zuläßt. Gegen Gottes allmächtigen Willen kann der Teufel und seine Daimonen nichts ausrichten. Und wenn Gott sie wirken läßt, dann könnte unser Löstern gegen sie ja ein Lästern gegen Gott sein, der ja durch sein Zulassen  erst ihnen ihr Wirken ermöglicht. Darum: überlaßt Gott diesen Kampf. Daß Gott dann für den Kampf Mitarbeiter beruft und sie befähigt, mit ihm, nie ohne ihn zu wirken , das ist die große Gnade Gottes, der eben Menschen zu seinen Mitarbeitern erhöht- und das sind gerade die Exorzisten! 

Nun kann gefragt werden, ob die okkultistischen Themen und Inhalte in Unterhaltungsfirmen wirklich etwas mit den realen daimonischen Kräften zu tun haben! Eines kann man aber wohl annehmen: daß solche Filme Interessse an Okkultistischem erwecken und daß einige meinen, dann auch in einen realen Kontakt mit okkultistischen Kräften gekommen zu sein, zu ihrem eigenen Schaden: ich bin besessen- wer holt mich da raus?, rufen dann Betroffene. Die Kirche hat darauf die einzig richtige Antwort in der Gestalt des Exorzismus, wenn eine genaue Prüfung wirklich ergeben hat, daß hier ein Fall von Bessenheit vorliegt. 
Verführung setzt immer ein Sichverführenlassen voraus- denn Gott ist der Garant dafür, daß die Daimonen uns nicht ohne unser freiwilliges Zustimmen verführen können. Bei aller Trivialität ist in diesem Punkte der durchschnittliche Vampirfilm sachlich: erst wenn das potentielle Opfer das geweihte Kreuz weglegt, kann der Vampir das Blut des Opfers aufsaugen-solange der Mensch im Schutze des Kreuzes lebt, ist er für den Vampir unerreichbar. Ich kann mich nicht des Verdachtes erwehren, daß den meisten christlichen Kritikern diese magisch anmutende Kreuzesverehrung-das geweihte Kreuz schützt wirklich- peinlicher ist als der ganze mittelalterlich anmutende Vampirmythos! Da haben wir endlich ein fast aufgeklärtes Christentum und dann so was! Statt zu psychologisch Geschulten wollen die dann auch noch vom Teufel befreit werden-von etwas, was es doch nur in Albträumen psychisch Erkrankter gibt!
Ein Punkt wurde nun noch nicht erwähnt: daß das Okkulte positiv dargestellt wird in den Unterhaltungsfilmen! Nur, dies evoziert doch den Einwand: wie könnten den daimonische Mächte Menschen verführen, wenn sie ihnen nicht etwas Positives verhießen? Die Urzsene aller daimonischen Verführung ist die Versuchung des Heilandes durch den Teufel selbst. Und was für Güter verspricht da der Verführer Jesus, wenn er nur ihn dafür anbeten würde. Auch Faust verspricht der Teufel in Goethes Drama Vieles, um seine Seele für sich zu gewinnen.Als positiv könnte nun aber auch gelten, daß diese Filme keine aufklärerischen sind, in denen im Happy End die Daimonen und Vampire als bloße Täuschungen aufgeklärt werden- alles nur menschengemachter Spuk. Oder meint das, daß Daimonen und Vampire im moralischen Sinne positiv dargestellt werden. Mir selbst kommt das manchmal so vor, als wollten extremistische Befürworter des Ideales der Multikultigesellschaft damit sagen, daß eine solche Idealgesellschaft selbst Vampire und Daimonen als legitime Subkultur akzeptieren solle!

Auf ein paar Dinge ist aber sicher Verlaß: Symbole des Daimonischen und Teuflischen haben in der Kunst in der Regel eine andere Bedeutung als im Raume der Religion. Seit der Krise der Aufklärung in der Romantik sind sie in erster Linie Protestzeichen gegen eine bürgerlich-aufklärerische Ästhetik-es ist ein unpolitischer Protest, keiner einer engagierten linken Literatur, die damit das bejaht, was die aufklärische Kultur ausschließt und verdrängt.  Man denke hier gerade auch an Nietzsches Umgang mit dem Begriff des Dionysischen! Aber es gibt das Daimonische auch außerhalb der Kunst-als reale religiöse Praxis der Verehrung und des Umganges mit okkulten Kräften. Für das Wissen darum kann man dann wirklich den genialen Schriftsteller Lovecraft lesen. Subkutan gab und gibt es diese Praxis immer, weil es die daimonischen Kräfte gibt! Diese Praxis lebt, weil diese überirdischen Kräfte leben.
Grund zur Sorge könnte es geben, wenn tatsächlich in Folge der Begeisterung für solche zugegebernermaßen recht unterhaltsamen Filme Menschen Wege zur Kontaktaufnahme mit wirklichen okkulten Kreisen finden oder gar selbst zu Kontakten mit diesen Mächten kommen! Hier gilt dann zuerst die Mahnung des Judasbriefes: hütet euch vor diesen Mächten, denn als gefallene Engel sind sie wirklich mächtig! Aber realistischer ist es wohl anzunehmen, daß okkulte Kräfte Einfluß zu nehmen versuchen auf die einflußreiche Menschen in Wirtschaft und Politik, um da in ihrem Sinne zu wirken. Viel wird ja vermutet zum Thema der Beziehungen von Freimaurertum und dem Okkultismus- nichts Gewisses weiß man-nur einige wissen es ganz genau wie etwa der Klassiker aller Verschwörungstheorien:Des Griffin: Wer regiert die Welt? 1976- aber es könnte doch was dran sein! Und dieses Gebiet ist gewiß gewichtiger, als in jedem Grusel- und Vampirfilmliebhaber einen daimonisch Besessenen zu wittern, zumal die meisten aktuellen Vampirfilme m.E. eher zum Genre des romantischen Liebesfilmes gehören und gerade von der ewigen Liebe träumen lassen, den die Liebe eines Vampires ist nun mal unsterblich, weil Vampire (fast ?) unsterblich sind und ewig jung bleiben!

Corollarium 1
These: je unsozialer eine Gesellschaft wird, desto mehr findet sie im Mythos des Vampires ihre tiefste Wahrheit, daß das gute Leben nur auf Kosten der anderen Menschen geht. Wer gut lebt, lebt vom Blute anderer!

Corollarium 2
Das Wissen um das Sterbenmüssen ruft immer auch die Frage nach der Möglichkeit eines ewigen nicht vom Tode bedrohten Lebens hervor. Der Mythos von der "Unsterblichkeit" des Vampires und der Möglichkeit der Teilhabe an diesem "unsterblichen Leben" ist erstmal eine Antwort auf diese Urfrage des Menschen. Fraglich ist aber, ob die Erzähler dieses Mythos an ihn selbst glauben und ob die Leser an die Wahrheit dieses Mythos glauben! Sehr viel realistischer ist es wohl, daß im Lesen und Konsumieren solcher Kunstwerke der Leser  sich in eine fiktive Welt hineinträumt, in der das alles wahr ist. Merksatz: Der Mensch gibt sich Tagträumen hin, gerade weil ihm die Realität so trostlos ist! Adorno merkte schon in seiner Fragment gebliebenen "Ästhetische[n] Theorie"1973 an: "Die Realität liefert zu vielen realen Grund, sie zu fliehen, als daß eine Entrüstung über Flucht anstände." (S.21) Zum  fiktiven Charakter merkt Adorno an: "Leicht ließe sich denken, daß ihr [der Kunst]autonomes Reich mit der auswendigen Welt nicht mehr gemein hat als entlehnte Elemente, die in einen gänzlich veränderten Zusammenhang treten." (S.15)
Die prinzipielle Alternative dazu bietet etwa Jorge Borges in seiner Erzählung: "Der Unsterbliche", in der das menschliche Leben ohne Tod so perhorresziert wird, daß so das endliche, weil es endlich ist, als das dem Menschen einzig gemäße erscheint.  





Freitag, 24. April 2015

Kollektivschuld- bin ich für Alles verantwortlich?

Simone de Beauvoir stellt ihren Roman: "Das Blut der anderen" unter das Dostojewskij Motto: "Jeder Mensch ist für alle und alles verantwortlich". Eine rigoristische Überspanntheit? Ich kann als Ich doch nur für mein Tun und mein Unterlassen verantwortlich sein!  Für das Tun und Unterlassen der Anderen, auf das ich keinerlei Einflußmöglichkeit habe, kann ich doch in keinster Weise verantwortlich sein. Und auch Gott wird nur jeden Einzelnen nach seinem Tun und seinem Unterlassen gerecht richten und nicht nach dem, was etwa seine Vorfahren getan und unterlassen haben. Das ist so evident, daß sich jede weitere Erörterung dieser Thematik erübrigt. 
Szenenwechsel: 1954 waren wir Weltmeister und jetzt sind wir es wieder!", jubelte letztes Jahr so mancher Deutsche Fußballfan- und auch Nichtfußballenthusiasten stimmten ein und wir feierten  zusammen unseren Sieg in der Fußballweltmeisterschaft. Nur, 1954 war ich noch gar nicht geboren-da gab es mich noch gar nicht! Wie kann ich dann aussagen: Wir waren 1954 und jetzt wieder Weltmeister? So redet man halt,könnte geantwortet werden, aber zu bedeuten habe dies Gerede nichts. Wie nun aber, wenn in dieser Aussage mehr Wahrheit enthalten ist, als es dem, der das so daherredet bewußt ist- daß vielleicht die Sprache mehr Wahrheit enthält, als uns immer auch als Sprechender bewußt ist? 
Versuchen wir es mal anders. Was ist von dieser Aussage zu halten: meine Finger schreiben jetzt diese Zeilen? Tatsächlich, es stimmt, auch wenn diese Aussage doch sehr befremdlich klingt. Eher gefiele uns: Ich schreibe diese Zeilen mit meinen Fingern, indem ich die Schreibtastatur des Computers mit meinen Fingern betätige. Ich, das ist eine Summe von vielen Teilen, die ich jetzt je nach dem gewählten Ordnungssystem verschieden aufzählen könnte, etwa: ich bestehe aus: Fleisch und Knochen,  aus einer Seele und einem Körper, aus Es, Ich und Überich...aus Zellen...aus Organen...und irgendwie ist dann 
das Alles doch eine Einheit: ich schreibe, auch wenn der Versuch zu klären, wie viele Teile von mir wie an diesem Schreiben beteiligt sind, mich ad hoc überfordern würde angesichts der Komplexität der Gesamthandlung des Schreibens. Aber darauf bestehen wir, daß Ich es bin, der da schreibt. Das Ich ist so die denknotwendige Voraussetzung dafür, daß ich, was auch immer ich in, mit und durch die vielen Teile von mir tue oder unterlasse, daß Ich es Mir als Mein Tun und Unterlassen zuschreiben kann. 
Was ist nun das "Wir" in der Aussage: wir waren 1954 Weltmeister und sind es jetzt wieder? Es ist offensichtlich das, was in meiner Autobiographie, wenn ich denn eine schriebe, das Ich ist, das, das aus der Serie der Taten und Erlebnisse und Widerfahrnisse eine Geschichte eines Iches macht, meine Autobiographie. In dem Falle der Fußballweltmeisterschaft gibt es also ein "Ich" des Deutschen Volkes, das von sich sagt: Wir sind 1954 und jetzt Weltmeister. Und ich bin Teil dieses Wirs, wie in der Aussage, daß meine Finger diesen Essay schreiben, diese meine Finger die Finger meines Iches sind, sodaß gesagt werden kann: Ich schreibe mit meinen Fingern. 
An dem Erfolg der Deutschen Fußballweltmeisterschaftsmannschaft habe ich als nach 1954 Geborener nicht unmittelbar einen Anteil, sondern nur als Teil des Subjktes: "Wir", als dem Ich des Deutschen Volkes. Ein Teil von etwas kann als Ganzes angesehen werden, etwa als das Herz als ein Organ in mir, aber es kann auch als Teil von mir angesehen werden. Und so ist es wohl auch mit meinem Ich: ich kann es als Ganzes, als für sich seiend betrachten, wie das Organ Herz, oder als Teil von einem Ganzen. Dann bin ich Glied an einem großen Ganzen und partizipiere so an der Biographie des Ganzen. So kann ich wirklich aussagen: Wir sind jetzt Weltmeister und waren es 1954 auch schon mal.
Es gibt also Kollektivsubjekte, ein "Wir", in dem viele Iche inhärent sind und an ihm teilhaben. Bin ich nun so ob dieser Methaxis auch verantwortlich für das Tun und Nichtunn dieses Wir-Subjektes. Diese Frage habe ich aber, wenn ich auf das gerade von mir Geschriebene schaue, schon respondiert, indem ich ausgesagt habe: Wir waren 1954 Weltmeister. Ich begreife mich in dieser Aussage so sehr als Teil des Kollektivsubjektes "Wir"daß der Sieg des Wirs auch mein Sieg ist.
Nun bin ich auch Katholik-ich gehöre so dem Leib Christi an, nämlich seiner Kirche, deren Haupt er ist. So gibt es ein Wir-Subjekt, die Kirche, an dem ich als Glied Anteil habe. Und als Glied gilt nun doch wohl, daß ich somit Anteil habe am Tun und Unterlassen der Kirche im Laufe der Zeit, so wie ich sage: Wir sind Weltmeister 1954 gewesen und damit ich auch aussage,daß ich auch an diesem Titelgewinn einen Anteil habe, obzwar ich damals noch gar nicht war.
Der Weltanschauung des Liberalismus und der philosophischen Richtung des Nominalismus sind das alles Abstrusitäten, weil es für ihn immer nur das Einzeletwas gibt und alle Kollektive, das Volk, die Kirche, die Familie nur Abstraktionen sind, denen keine Realität außerhalb des Denkens zukommt. Nur, welche Realität kommt dann mir zu, wenn auch ich nur eine Vielzahl von...bin und wenn die Einheit dieser Vielzahl  auch dann nur im Denken ist und nicht in der Wirklichkeit. 
Das Kollektivsubjekt Kirche  ist so etwas, das meinem ich vorausgeht und es wird noch sein, wenn ich nicht mehr auf Erden sein werde- aber, da ich als ich ein Glied der Kirche bin, kann ich auch aussagen, daß ich Anteil habe an der Gesamtautobiographie der Kirche! Und vernittelst dieser Teilhabe kann ich mit Dostoijewskij aussagen, daß jeder Katholik für die ganze Geschichte der Kirche eine Mitverantwortung besitzt, weil er als Ich immer auch ein Glied des Wirs der Kirche war.  
Daß die Kirche der Leib Christi ist, kann uns dies immer gut vor Augen halten. Denn wir sind dann als Glieder der Kirche immer Teilhaber am Ganzen der Kir
che in ihrer Einheit als kämpfende (auf Erden), als leidende (im Fegefeuer) und als triumphierende (im Himmel).
Eigentlich ist das einsichtig, daß ich als Teil von Kollektivsubjekten, dem Volk, das ich angehöre, der Kirche, deren Glied ich bin, teilhabe an der Gesamtgeschichte dieses Kollektivsubjektes. Uns Deutschen ist diese Einsicht aber fast verunmöglicht worden durch den Gebrauch dieser Kollektivsubjektskonzeption durch die Vorstellung einer Kollektivschuld aller Deutscher am Holocaust. Dabei wird dann heimlich aus der Teilhabe an diesem Ereignis ob des Wir-Subjektes eine Individualschuld, als wenn jeder für sich persönlich daran eine Schuld trüge. Aber das wird so dem Teilhabechgarakter nicht gerecht- weil das Wir nicht einfach eine Summe von Ichen ist, die jedes für sich das tat, was dann zur Gesamttat sich zusammenrechnet. 
Hat dann Dosojeweskij doch recht,wenn er urteilen würde, daß ich als Mensch Teil der Menschheit bin und so für alles Tun und Unterlassen der Menschheit verantwortlich wäre? Ist es doch keine reine Überspanntheit eines moralischen Rigoristen?  Dostojewskij werden wir so wohl nicht gerecht. Zu tiefgründig denkt er, als daß man ihn mit solchen Schlagworten gerecht werden könnte.  
Eines geht aber sicher nicht: freudig einzustimmen in den Ruf: Wir sind Weltmeister, oder wie es einmal hieß: Wir alle sind Papst, und im Blick dann auf die dunklen Seiten zu rufen: damit habe ich nichts zu tun- ich bin nur Teil vom Wir in den guten und schönen Tagen des Wirs, sonst bin Ich nur Ich und nur für mein Tun und Unterlassen zuständig. 
Der Kirche Jesu Christi werden wir auf jedem Falle in keinster Weise gerecht, denken wir sie uns nur als eine Anzahl von vielen Einzelichen im Laufe der Zeit der Kirchengeschichte. Nein, wir stehen vor der Aufgabe, die Kirche als ein Subjekt zu begreifen, das meinem Ich immer schon vorausgeht und in dem ich als Glied inkorporiert bin.  Und so erst kann der Begriff des Volkes verstanden werden, denn das ist etwas anderes als die Summe der jetzt in der Kirche Seienden! Nur, das belastet uns eben auch mit der Geschichte der Kirche, von der sich der Einzelgläubige nicht so einfach distanzieren kann, als hätte es gar keinen Anteil an dieser Geschichte.           

Donnerstag, 23. April 2015

"Ich hab das so erlebt!" Erfahrung-nicht Erkenntnns

"Ich hab das so erlebt-meine Lebenserfahrung..."
Sitzen Männer des Abends beim Bier. "Also, die Ampel war rot und da fuhr ein Auto trotzdem auf die Kreuzung-ein Knall, beide Autos kaputt- und es stieg eine Frau aus, aus dem Auto, das bei Rot über die Ampel gefahren war-Ich sag es ja immer wieder: Frauen am Steuer" 
Ein paar Runden Bier später-der selbe Erzähler: "Also, die Ampel war rot und da fuhr ein Auto totzdem auf die Kreuzung-ein Knall, beide Autos kaputt- und es stieg ein Mann aus, aus dem Auto, das bei Rot über die Ampel gefahren war-Ich sag es ja immer wieder: Irren ist menschlich!"
Erfahrung, so habe ich das erlebt...das ist eine ziemlich vertrackte geradezu metaphyische Angelegenheit. Zum Beispiel: jeder Autounfall ist entweder durch einen Mann oder eine Frau verursacht, wenn er schuldhaft war. Bei jeder Frau kann nun das Deutungsschema: Frauen am Steuer, bei jedem Mann das Deutungsschema: Irren ist menschlich appliziert werden und so kann es kein schuldhaftes Unfallereignis geben, das nicht im sie erlebenden Subjekt die Weltanschauung besätigt, auch wenn diese nur aus diesen zwei Sätzen bestünde: Irren ist menschlich! und Frauen am Steuer!
Weltanschauungen sind nur deshalb lebensfähig, weil sie die Möglichkeit einer Erfahrung, die  der Weltanschauung widerspricht, (weitesgehend) ausschließen können.   Im Sinne Poppers hieße das, daß der ideologische, nichtwissenschaftliche Charakter einer Weltanschauung daran erkennbar ist, daß keinDa Fall benennbar ist, der die Weltanschauung falsifizieren könnte. Was macht dabei das Weltanschauliche aus? Ich meine, daß spontan unreflektiert ein Ereignis durch einem Deutungsschema  wahrgenommen wird, sodaß  als Realität erscheint, was selbst erst das Produkt einer Deutung des Ereignisses ist. Ostern: Jesus ist dem Paulus erschienen. Was ist hier das ungedeutete Ereignis und wie verändert das Deutungsschema das reine Ereignis? Ist "erscheinen" nicht auch schon eine Deutung? Gibt es für uns überhaupt ungedeutete reine Ereignisse, die wir dannnachträglich erst´deuteten? Das Ungedeutete fällt so unter den Verdacht, immer schon ein durch das Deuten   bearbeitetes Ereignis zu sein, das dann aber wieder weiter gedeutet werden kann. 
Es drängt sich nun eine ganz andere Frage auf: ist das Ziel des Erkennens von Etwas das, das zu Erkennende so zu erkennen, wie es wirklich ist? Oder ist das Erkennen ein Akt, durch den das Zuerkennende verändert werden soll, wie in jedem Bearbeitungsprozeß der Rohstoff zu etwas wird, was er  werden soll? 
Die elementarste Form der Weltaneignung ist das Essen- der Mund unterscheidet eßbar von nichteßbar (darum stecken kleine Kinder   alles erstmal in den Mund und versuchen, das Eßbare zu essen. Der Ursprung allen dualistischen Denkens, daß die Welt in Eß- und Nichteßbares sich aufteilt. Und das Eßbare ist dann das Gute. Ist Denken auch an Aneignungsprozeß von Wirklichkeit, in dem Wirkliches zu etwas für den Menschen Seiendes umgestaltet wird, wie die Nahrung gegessen und verdaut wird, damit der Mensch sie zu sich nehmen kann?   
Aber eigentlich wollen wir doch wissen, wie es nun wirklich ist und nicht wollen wir Deutungen des Wirklichen vernehmen!Was war das wirklich, was Paulus da vor Damaskus sah?, heißt die uns doch bewegende Frage! 
Wie nun, wenn wir es uns nun verkomplifizieren! Jesus spricht ein Gleichnis. Was will er uns mit dem Gleichnis sagen? Wie nun, wenn die Kunst der allegiorischen Auslegung von Texten zu Zeiten 
von Jesus so verbreitet und selbstverständlich war, daß der, der ein Gleichnis erzählt, selbstverdständlich davon ausgehen konnte, daß der Hörer oder Leser eines Gleichnisses dieses sofort allegorisch ausdeutet und das das vom Gleichniserzähler genauso intendiert war? Könnten vielleicht aller Ereignisse der Welt in diesem Sinne Gleichnisse sein, die erst, wenn sie allegorisch (oder anders)  gedeutet, ihre Wahrheit enthüllen? Denken wir uns einmal die Welt als die Theaterbühne Gottes, die er als Regidsseur so aufstellt, wie es dem Theaterstück entpricht und der Mensch stünde nun vor der Aufgabe,diesem Theaterstrück gerecht zu werden, in dem er einerseitd Schaudspieler ist aber anderersseits auch der Zuschauer, der aus diesem Lehrsrück etwas lerrnen soll. der sich in und durch dieses Stück auch bilden soll! Dann wäre das Deuten und Begreifen gerade das, wozu er bestimmt ist: nicht das pure Detail wäre das Wahre, das erkannt werden soll, sondern das ganze Sück und das ist das Begreifen des Ganzen!
Es wäre also ein unangemesenes Deuten von einem angemessenen Deuten zu dustzinguieren und der Maßstab wäre dann nicht einfach das pure Einzelereignis. Jesus erschien als der Erste der Entschlafenen, wäre dann das Begreifen dieses Ereignisses! Das Deutungsschema das der Apokalyptik, die am Ende eine allgemeine Totenauferstehung erwartete, eine zum ewigen Leben und nicht eine als Verlängerung des Lebens, sodaß der Mensch, auferstanden, dann wieder zu steeben hätte. Daß nun statt allen nur Einer von den Toten auferstand, das zeigt, daß mit diesem Einen der Anfang des allgemeinen Endes, das der auferstehung aller, eingeleitet wurdem sdaß seit Ostern der Mensch in der Endzeit lebt, weil das Ende schon mit Ostern angefsangen hat. Das konnte Paulus aber nur erkennen, weil ihm das Deutungsschema der endzeitlichen Auferstehung aller bekann war aus der Religion. 
Dies Ereignis des Erscheinens Jesu konnte ja auch ganz anders gedeutet werden: So meinten die gnostizietenden Christen in Korinth, daß jede leibliche Auferstehen den Auferstandenen nur wieder dem Todesschicksal unterwerfen würde, weil Leiblichkeit Sterbenmüssen impliziere.Der Leib wird gedeutet als etwas, das notwendig sterben muß! Und darum kann  es für sie keine leibliche Auferstehung der Toten geben. Paulus widerlegt nun diese Ausdeutung der Leiblichkeit durch seine große naturphilosophische Reflexion, daß Lriblichkeit nicht gleich Sterbenmüssen bedeutet (1. Kor. 15). Er schreibt ihnen nicht einfach: Glaubt oder stirbt- er sagt nicht: Ich habe das aber so und nicht anders an Jesus vor Damaskus erfahren- sondern er kritisiert ganz sachlich ihr Deutungsschema, das, das Leiblichkeit mit dem dem Tode Unterworfernsein ineinssetzt! Die apologetische und kritische Kraft des Denkens zeichnet den Apostel Paulus aus, nicht ein authentisches: So hab ich das erfahren!. Nein, das wäre nur einfacher Subjektivismus. Paulus setzt auf die Klarheit des Gedankens. Denn das Daß des Erscheinens könnte ja wirklich so gedeutet werden, daß hier Jesus nur si vom Tode wiedererstanden sei, wie es auch Lazarus geschehen ist! Nicht das Wiederhervortreten aus dem bloßen Totsein ist ja das Wunder von Ostern, sondern daß der so Auferstandene nicht mehr dem Tode untrereworfen ist.
Was hat das nun mit dem Thema der weltanschauungskritik zu tun? Erstmal: das Problemsatische ist nicht, daß jede Weltanschauung eine Auslegung ist, die weil sie auslegt falsch ist, weil nur das Unausgelegte das wahre wäre, sondern das Wie des Auslegens. Daß eben  ein allegorischer Text-und wir sagen jetzt mal etwas ungeschützt,daß die ganze Welt ein allegorischer Text ist, vom Autoren Gott verfaßt, eben angemessen allegorisch ausgelegt wird und das wäre dann die Kunst des Begreifens, die dann gerade den Text nicht einfach so sein läßt, wie er ist, sondern wie er zu begreifen ist! 

Dienstag, 21. April 2015

Gibt es ein Recht auf ein eigenes Kind?

Die Aussage, es gäbe kein Recht auf ein eigenes Kind, kann man des öfteren lesen und hören- auch und gerade aus katholischen Mündern. Aber unklar ist, was man sich denn dabei denken soll. Versuchen wir hier einmal, dieser Phrase etwas Gehaltvolles einzugeben. Unbestreitbar ist, daß Frauen Kinder bekommen können, wenn und solange sie geschlechtsreif sind. Ist das Kinderbekommenkönnen nun auch ein Recht? Wenn es kein Recht wäre, müßte es eine Instanz geben, die Frauen die Erlaubnis zum Kinderkriegen in Gänze oder unter bestimmten Bedingungen verbietet. Das kann im Prinzip nur der Staat-oder wir sprächen von einer moralischen Unerlaubtheit- dann könnte das Verbot auf Gott in einer religiösen zurückgeführt werden oder in einer philosophischen Morallehre die Instanz der Vernunft sein, die ein solches Verbot ausspräche. Würde das Kinderkriegen in Gänze Frauen verboten werden, wäre das die Selbstnichtung der Menschheit und somit kein legitimierbares Verbot ob dieser Folge. Ein Verbot, das nur Frauen eines bestimmten Volkes eigene Kinder verböte, ist denkbar, wenn man unterstellt, daß ein Siegerstaat ein anderes von ihm besiegtes Volk ausrotten wolle. Ein solches Gesetz wäre selbstredend moralisch in keinster Weise legitimierbar- und nur durch Gewalt durchsetzbar. 
Ein Recht auf eigene Kinder setzt aber voraus, daß bestimmten Frauen das Kinderbekommen verboten wird und daß demgegenüber ein Recht der Frau auf das eigene Kind gefordert wird. Ohne diese Negation ergibt die Rede vom Recht auf das eigene Kind keinen Sinn. Das Verbieten kann dann ein staatsrechtliches oder ein moralisches sein.  
Frauen können auf verschiedene Weise zum eigenen Kind kommen (eigenes jetzt gemeint als Gegensatz zum Adoptivkind).
a) als Verheiratete vom eigenen Mann
b) als Unverheiratete von einem Mann
auf natürlicher  und auf künstlicher Weise. (Die nähere Ausdifferenzierung der Weisen künstlichen Zumkindekommens sei hier zuerst unberücksichtigt.

Die erste Möglichkeit eines Verbotes des eigenen Kindes könnte sich nun auf diese Weisen beziehen, etwa, daß nur verheiratete Frauen ein Kind von ihrem Ehemann auf natürliche Weise bekommen dürfen und daß alle anderen Weisen staatsrechtlich oder moralisch verboten wären.

Die zweite Möglichkeit des Verbotes könnte sich auf die Frau beziehen, insoweit es bestimmten Frauen verboten wird, eigene Kinder zu bekommen: etwa Geistigbehinderten oder Alkoholikerin, oder sonstig Schwerkranken. 

Die dritte Möglichkeit wäre das Inzeszverbot, oder das Menschen mit Keuschheitsgelübden das eigene Kind untersagt ist ob des Gelübdes. 

Es wäre also zu unterscheiden, ob einer Frau nur mit bestimmten Männern ein Kinderbekommen verboten ist (etwa mit dem leiblichen Bruder), oder ob nur bestimmten Frauen das Kinderkriegen verboten ist (etwa Schwerkranken).

Die heutige Debatte ist bestimmt durch einen Minimalkonsens, daß der Inzest weiterhin als unerlaubt- strafrechtlich und moralisch angesehen wird und daß Schwerstkranke /Geistigbehinderte isb faktisch daran gehindert werden, eigene Kinder zu bekommen, wenn sie unter ärztlicher Aufsicht leben oder in Heimen, teil- oder ganz entmündigt.  Für alle anderen gibt es kein staatliches Verbot. 
Anders sieht es moralisch aus. Hier gilt für die Katholische Morallehre, daß eine Frau nur mit ihrem Ehemann auf natürliche und in eingeschränkter Weise auch künstlicher Weise ein eigenes Kind bekommen darf.  Also besagt die These, es gäbe kein Recht auf ein eigenes Kind nur dies, daß die Katholische Morallehre jeder Frau das Recht auf ein eigenes Kind abspricht, wenn sie nicht verheiratet ist und von ihrem Ehemann das Kind bekommt auf natürliche Weise, unter Einschränkungen auch auf künstliche Weise.  
Damit steht die Katholische Morallehre vor einem prinzipiellen Problem: kann etwas spezifisch Katholisches verbindliches Recht, Staatsrecht werden, wenn es spezifisch katholisch ist? Es könnte das nur, wenn das von der katholischen Moral Verbotene auch dem vernünftigen Denken als einsichtig zu Verbietendes erwiesen werden kann! Das ist offensichtlich die Schwäche der heutigen Morsallehre, daß sie das von ihr theologieinterne nicht in einen Diskurs der durch rein vernünftiges Denken bestimmt ist, übersetzen kann!  Ja, selbst die theologieinterne Begründung steht auf so schwachen Füßen, daß man sie als kaum begründet ansehen muß.
Theologieintern ist das Hauptproblem darin zu verorten, daß es das 1. Gebot Gottes an den Menschen gibt, daß er fruchtbar sein soll und sich vermehren soll als ein prälapsarisches Gebot Gottes, dem die Ordnung der Ehe als Ordnung, durch die dies Gebot erfüllt werden soll, subordiniert ist. Aber die Morallehre zeigt die Tendenz auf, die Ordnung der Ehe zum Hindernis für die von Gott gewollte Fortpflanzung werden zu lassen. Und das Verbot, unverheiratet ein eigenes Kind bekommen zu dürfen, erweist sich auch als nicht vernünftig begründbar. Es gibt Gründe, daß es für die Frau und das Kind besser ist, daß sie mit dem Vater des Kindes verheiratet ist, aber daß das "besser" ein Verbot unehelicher Kinder legitimiere, ist nicht mehr plausibel zu machen.
Im Zentrum der aktuellen Debatte steht nun aber die Praxis künstlicher Befruchtung. Darf eine Frau, wenn sie natürlich kein Kind bekommen kann, es künstlich bekommen? Angesichts der kulturellen und technischen Entwicklung unserer Zeit ist die Frage eigentlich eindeutig beantwortbar: natürlich darf eine Frau, wenn sie nicht auf natürliche Weise zu ihrem eigenen Kinde kommen kann, es künstlich bekommen? Oder würde irgendwer auf die Idee kommen, wenn eine Frau nicht auf natürliche Weise ihr Kind gebären kann- sondern nur durch einen Kaiserschnitt (durch eine künstliche Operation), die Operation verbieten mit dem Argument, die Frau dürfe nur natürlich gebären und nicht künstlich- oder daß es der Würde des Menschen widerspräche, künstlich geboren zu werden durch einen Kaiserschnitt? 
Überhaupt ist die Vorstellung, daß es der Würde des Menschen mehr entspräche, nicht zu sein als zu leben, eine Absurdität- die gewiß nicht mit Gottes Liebe zum Menschen, daß er will, daß Menschen sind, vereinbar ist. Also, wenn eine Frau ihr Kind nur künstlich bekommen kann, dann entdpricht es der Würde des Menschen und der Liebe Gottes zu den Menschen mehr, daß es künstlich erzeugt wird, als daß es nicht erzeugt wird. Es muß dabei unbedingt theologisch daran gedacht werden, daß die Seele des Menschen, das ihn zum Menschen Konstituiertende nicht aus der natürlichen und somit auch nicht aus der künstlichen Fortpflanzung entsteht, (aus Materie kann keine Seele sich generieren!), sondern daß die Seele unmittelbar  von Gott geschaffen und in den entstehenden Leib inkarniert wird. Dehalb bezieht sich die Differenz von natürlicher und künstlicher Entstehung des Menschen allein auf den Körper des Menschen. Ein bißchen weniger Körperkult und ein Mehr an Ausrichtung der Morallehre auf die Seele des Menschen wäre hier sehr von nöten. Erst ein krypto-
materialistisches (mit der Lehre der Kirche unvereinbares)  Menschenbild  erzeugt dann eine Perhorrezierung der künstlichen Befruchtung! Die Würde des Menschen wird so weder durch eine künstliche Geburt noch durch eine künstliche Erzeugung beeinträchtigt, denn sie konstituiert sich durch Gott, der dem Körper seine Seele einhaucht und den Menschen deshalb in besonderer Weise liebt. (Man wird wohl sagen dürfen, daß Gott alles von ihm Geschaffene liebt, also auch die Tiere, aber die Menschen anders liebt, als die Tiere und das gründet sich ontologisch darin, daß nur der Mensch eine Kreatur ist, die als Seele begriffen werden kann, die einen Körper besitzt, sodaß die Seele unmittelbar von Gott, der Körper aber nur mittelbar von Gott ist! 
Das Nein zur künstlichen Befruchtung muß so wohl als Produkt des Einfließens eines (mit der kirchlichen Lehre von der menschlichen Seele unvereinbaren) materialistischen  Menschenbildes erklärt werden unter dem Tarnnamen des "personalistischen" Denkens. 
Der Satz, es gibt kein Recht auf ein eigenes Kind, kann dann nur bedeuten, daß bestimmten  Frauen das Recht auf ein eigenes Kind verweigert werden kann, wenn etwa in Folge schwerster Erkrankungen eine Übertragung der Krankheit zu erwarten ist- etwa bei Geistigbehinderten. Und es kann und ist legitim, wenn Frauen das Kinderbekommen von bestimmten Männern verboten wird, etwa der Inzest. Ansonst ist angesichts des ersten Gebotes Gottes und der Tatsache, daß der Wille zum eigenen Kinde zum Elementarsten jeder Frau gehört, jedes weitere Verbieten von eigenen Kindern nicht legitimierbar.     

Corollarium 1
Gelegentlich wird- im Geiste personalistischen Denkens-gemeint, daß der Geschlechtsakt nur dann in Liebe ein Kind erzeuge, wenn er natürlich vollzogen würde und daß es zur Würde des Kindes gehöre, in Liebe erzeugt zu werden. Darauf muß erwidert werden, daß bloß weil der Geschlechtsakt in der Ehe vollzogen wird, er keinesfsalls auch immer aus und in Liebe vollzogen wird-  realistischer ist es wohl. daß vorehelich mehr geliebt wird als in der Ehe, so daß die vorehelichen Kinder mehr als die ehelichen Kinder  Kinder der Liebe sind!  Zudem ist für das Kind die Liebe der Eltern zum eigenen Kind -neben der Liebe Gottes zum Kind- das wichtigste und nicht ob die Erzeugung natürlich oder künstlich ist.
Zur Veranschaulichung: eine vergewaltigte Frau wird natürlich schwanger, aber für das Kind dürfte wohl eine künstliche Befruchtung mehr seiner Würde entsprechen, als daß es sich einer solchen Gewalttat verdankt.