Freitag, 30. April 2021

Ein Bischof auf Irrwegen oder daß die Kirche ohne Theologie besser liefe!



Er halte es für falsch, wenn immer wieder nach theologischen Gründen gesucht werde, warum Frauen nicht Priesterinnen oder Diakoninnen werden können, sagte Bode am Donnerstagabend bei einer Online-Veranstaltung seines Bistums zum Thema "Keine Kirche ohne Frauen". Stattdessen müsse vielmehr danach gefragt werden, ob Frauen in sakramentalen Weiheämtern der Intention Jesu widersprechen. Das sei nicht so eindeutig.“

So faßt „katholisch de“ (30.4.2021) die neueste Machination eines deutschen Bischofes gegen die Ordnung der Kirche zusammen. Bischof Bode zeichnet sich dafür verantwortlich. Für diesen Bischof sind „theologische Gründe“ etwas Negatives. Damit steht er sicher nicht allein, denn Heerscharen modern ausgebildeter Pfarrer würden wohl dem Urteil zustimmen, daß alles Theologische für die Praxis nichts tauge. Es gibt eben die Theorie und das praktische Leben, wobei das „und“ einen nicht vorhandenen Zusammenhang suggeriere. Die Befreiung der Kirche von aller theologischen Theorie wäre so schon etwas Verheißungsvolles. So ist für diesen Bischof ja die Lebenspraxis eine, oder gar die Norm für die Moraltheolgie: Die Moraltheologie könnte sich doch darauf limitieren, das Leben, so wie es gelebt wird, gut zu heißen, statt den Christen doktrinär Vorschriften zu geben, wie denn zu leben sei.

Wenn so die Morallehre ihres normativen Gehaltes beraubt werden soll, weil nur noch das Faktische zähle, so könne doch auch die Dogmatik ihrer Normativität beraubt werden. Was soll also an die Stelle der dogmatischen Reflexion, ist die Weihe von Frauen zum Priesteramt legitimierbar, treten? Der Bischof offenbart es uns: die Frage nach „der Intention Jesu“. Was diese „Intention“ nun immer auch sein mag, eines schließt dieser Bischof a priori aus, daß das theologische Denken diese Frage zu respondieren hätte. Wer kann dann wie diese jesuanische „Intention“ erfassen?

Sie sei nicht eindeutig erkennbar, offenbart uns daraufhin dieser Bischof, um damit anzudeuten, daß, da sie nicht eindeutig eruierbar sei, auch nichts gegen die Einführung des Frauenpriestertumes spräche. Und wenn es doch theologische Gründe gibt, dann sind das, weil es theologische sind, nicht akzeptable. Die wären ja nur herbeigesucht, um das Frauenpriestertum zu verunmöglichen.

Für eine Kirche ohne Theologie plädiert so auch eine Ordensfrau, die am gleichen Tage von katholisch de aufs Schlachtfeld geführt wird: Das Priestertum der Kirche muß doch tot zu kriegen sein! So tönt es dann da:

Die Ordensschwester und Buchautorin Philippa Rath (65) hat die katholische Kirche als zu wenig wandlungsfähig kritisiert. "Dass Frauen allen Ernstes Priesterinnen werden wollen, können sich die männlichen Verantwortungsträger in meiner Kirche gar nicht vorstellen. Es kann halt nicht sein, was nicht sein darf", schreibt die katholische Theologin und Rüdesheimer Benediktinerin“.

Frauen dürfen also Priesterin werden, weil sie es wollen. Es gäbe eben ein Recht darauf, geweiht zu werden. Dafür reiche es aus, geweiht werden zu wollen. Das leuchtet ein, wie ja auch jeder die Eucharistie empfangen darf, bloß weil er sie empfangen will. Männer dagegen lehnten die Weihe von Frauen ab, nur weil sie sich nicht wirklich vorstellen könnten, daß Frauen dies Amt wirklich haben wollen. Denn niemand würde doch jemals jemanden irgendeinen Wunsch absprechen, wenn der Betreffende das wirklich will.

Ob diese „Theologin“ soweit gehen würde, Männern den Sex mit Kindern nicht zu verbieten, wenn die den wirklich begehren und sie sagten, daß ihnen ihr Gewissen das auch erlaube? Wenn alles mir erlaubt ist, bloß weil ich es begehre, müßte so diese Konsequenz gezogen werden. Eines aber verbindet diese Nonne mit diesem Bischof: ihr Nein zur Theologie. Die Kirche sollte sich von ihr emanzipieren, um sich ganz dem Zeitgeist subordinieren zu können.

 

Zum Opfermythos: Ich bin so betroffen!

Zum Opfermythos: Ich bin so betroffen!



Ein Mann, müde von der Arbeit auf dem Felde, setzt sich unter einen Baum um sich auszuruhen, da fällt ihm ein Apfel auf den Kopf, ein großer, schwerer, sodaß es richtig weh tut. Unbezweifelbar ist dieser Landarbeiter nun „betroffen“, ja er hat den Status des „Opfers“ jetzt inne. Das soll, hört man auf das heutige Gerede ein privilegierter Status sein: Auf die Stimme der „Opfer“ ist zu hören, sie seien durch diesen Status qualifiziert, besser als jeder Unbetroffene über das Vorgefallene Gewichtiges zu sagen, ja der Wahrheit eines Vorfalles qua Betroffensein näher zu sein.

Der heruntergefallene Apfel verleitet nun zu vielfältigsten Fragen: Warum fiel er herunter und blieb nicht am Baume hängen, warum fiel er und schwebte nicht wie eine Feder hinab, fallen alle Äpfel, fallen sie vom Baum, herab oder könnten einige auch wie ein Gasluftballon hinaufschweben? Dächten wir weiter, immer mehr Fragen erhebten sich.

Jetzt soll aber nur eine ganz bestimmte Frage ins Aufmerksamkeitszentrum gerückt werden: Kann dieser Landarbeiter, weil ihm dieser Apfel auf seinen Kopf gefallen ist, besser als alle anderen, denen kein Apfel auf ihren Kopf gefallen ist, diese Fragen respondieren? Was sollte den so wahrlich Betroffenen zur Beantwortung dieser Fragen qualifizieren? Sein Kopfweh, sein Erschrecken über diese unerwartete Begegnung mit dem Apfel?

Nun gibt es noch kompliziertere Fälle: Eine Schülerin klagt ihren Klassenlehrer an, er hätte ihr gute Noten für Sex verheißen, der Lehrer dagegen: Die Schülerin bat um ein vertrauliches Gespräch ob ihrer schlechten Noten und kaum saßen sie in dem separierten Sprechzimmer, riß sie sich die Blus entzwei und erklärte: Entweder gute Noten oder ich sage aus, daß sie Sex mit mir wollten für gute Noten. (Ein ähnlicher Fall ist mir so aus einem Rechtsanwaltsbureau erzählt worden.) Wer ist nun in diesem Falle das Opfer,auf wen ist nun besonders zu hören? Ist der Lehrer das Opfer oder das Mädchen? Das Gericht wird hier erst die Entscheidung treffen, weil unklar ist, wer da das Opfer ist.

Ganz anders sieht es aus, wenn in den USA ein Polizist einen Farbigen tötet. Hier ist a priori klar, daß der Täter immer der Polizist und das Opfer immer der Farbige ist. Der antirassistische Rassismus weiß eben ganz genau, daß immer der Weiße der allein verantwortliche Täter ist, der dann auch immer ein Rassist ist. Die amerikanischen Gerichte haben dann nur noch die Aufgabe, diese Vorverurteilung zu bestätigen. (Vgl dazu den sehr guten Artikel: „Der Prozess gegen Derek Chauvin: Hatte Derek Chauvin jemals eine Chance auf einen fairen Prozess?“ der Internetseite: Sezzion am 28.4.2021.

Einen besonderen Tiefpunkt dieses Opfer-Täter-Schematas präsentiert nun die Satzung der Grünalternativen Studenorganisation „Gras“ in Wien. Die „Junge Freiheit“ berichtete darüber am 29.4.2021. Aus der Satzung dieser Musterschüler der Politischen Korrektheit:









Auf allen Versammlungen und Veranstaltungen der Partei kann von einer anwesenden FLINT*-Person jederzeit und ohne Begründung ein Safe Space verlangt werden. Wird solch ein Safe Space angemeldet, haben für dessen Dauer alle anwesenden Cis-Männer den Raum zu verlassen.“

Wer sich nun in dieser politisch korrekten Sprache nicht auskennt: „Cis“ sind einfach Männer, die sich auch als Männer ansehen, „FlINT“ Personen sind Lesben, Transgender...aber auch einfache Frauen, die sich als Frauen ansehen.



Männer sind eben immer Täter, besonders wenn sie auch noch sich als Männer bejahen und deshalb dürfen sie aus jeder Veranstaltung dieser Studentenorganisation ausgeschlossen werden, bloß wenn das eine Frau wünscht. Denn die Frau ist im Gegenüber zu Männern immer ein Opfer, das so auch wenn es keinen konkreten Anlaß dafür gibt, sich irgendwie als Opfer zu empfinden, das so ob ihres Opferstatuses den Ausschluß aller Männer verlangen darf.

Solche Schematas stoßen ob ihrer beachtlichen Komplexitätsreduktionsleistung in postmodernen Zeiten auf große Sympathie, machen sie das Leben in so unübersichtlichen Zeiten wie den unserigen doch sehr leicht: Man weiß immer, wo die Bösen und wo die Guten stehen. Sag mir Deine Rasse und Dein Geschlecht und ich sage Dir, was für ein Mensch Du bist, lautet so das neue Glaubensbekenntnis der Gutmenschen. Aber der Komplexität des wirklichen Lebens werden solche Reduktionismen natürlich nicht gerecht.

Ein Blick dazu in die hl. Schrift:

Gott befreite sein erwähltes Volk aus dem Sklavenhaus Ägypten, aber was ist mit den Ägyptern, die Opfer der göttlichen Befreiung geworden sind, die Mutter, die um ihr Kind trauert, den Gottes Engel getötet hat. Ist nun der Exodus des jüdischen Volkes umzuschreiben aus der Perspektive der ägyptischen Opfer? Und wie steht es mit den vielen von Israel Getöteten bei der Einnahme des ihm von Gott zugesagtem Land? Waren das nicht alles Opfer des jüdischen Eroberungswillens. Aber Israel war das von Gott erwählte Volk, Gott hat weder die Ägypter noch die Völker erwählt, die Israel vertilgte, um das Land selbst in Besitz zu nehmen. Hier stünden sich dann die Opfer als die Nichterwählten den Tätern als den Erwählten gegenüber. Gilt nun für den christlichen Leser die Sympathiepflicht für die Opfer, die Eroberten oder für die Eroberer, die Täter, weil sie das von Gott erwählte Volk sind?



 

Donnerstag, 29. April 2021

Die Gesundheit als höchstes Gut- oder Leben zwischen Selbst-und Fremdbestimmung- oder die „Coronadiktatur“



Wenn die Meinung, der Mensch habe nur ein Leben, mit seinem Tode sei es endgültig vorbei, dann ist es verständlich, daß das Gut der Gesundheit zum höchsten Wert avanciert. Denn es gilt doch wohl, daß der Mensch in der Regel an einer oder gar mehreren Krankheiten stürbe, sodaß die Sorge um die Gesundheit die praktizierte Vorsorge gegen den Tod ist. (Vielleicht reüssiert auch deshalb der „Transhumanismus“, da eine Cyborgisierung des Menschen ihn ja immunisieren könnte vor jeder Krankheit.) Daß der Tod nicht kommt, weil es tödliche Krankheiten gibt, sondern weil der Mensch ob seiner Erbsünde zum Sterbenmüssen verurteilt ist und daß deshalb tödliche Krankheiten auftreten, ist selbst unter Christen eine vergessene Wahrheit!

Aber es melden sich doch, wenn nachgedacht wird, ernste Zweifel an: Gilt nicht das Glück oder vulgärer formuliert der Lustgewinn und die Vermeidung von Unlust als höchstes menschliches Ziel? So stünden Lebensentwürfe in einer Spannung zwischen zwei Gütern, dem lange zu leben und so alle die eigene Gesundheit Gefährdende zu meiden und dem, ein Maximum an Glück bzw Lust zu erleben im Leben. Die erste Lebensausrichtung sei die extensive, die andere die intensive genannt. Wer gerne raucht, benutzt ein Genußmittel, das aber die Lebenserwartung reduzieren kann, wenn dies Genußmittel intensiv genossen wird. Wer dagegen sich nur gesund ernährt, steigert so wohl seine Lebenserwartung, verzichtet dabei dann aber auf viel Wohlschmeckendes. Abstrakt formuliert: Ein Mehr an Lebenserwartung geht zu Lasten der Lebensqualität des Glückes und des Lustgewinnes, ein intensiver Lebensstil verkürzt dagegen die Lebenserwartung.

Nahe liegt es nun, zumindest bei Erwachsenen die Entscheidung, wie sie ihr Leben gestalten wollen in der Spannung von Lebensextensivierung und Lebensintensivierung selbst zu überlassen. Hierbei muß dann unbedingt der moralische Diskurs von dem, was der Staat durch Gesetze zu verbieten und als zu bestrafende Handlung bestimmt, distinguiert werden. So kann der Freitod moralphilosophisch als inakzeptable Handlung verurteilt werden, aber vom Staat nicht als strafbare Handlung qualifiziert werden. Der Staat überzöge wohl seine Kompetenz, verböte er den Freitod, es ist aber legitim, den Freitod als moralisch verwerflich zu beurteilen. Die staatlichen Gesetze determinieren nämlich nicht vollständig das Leben des Bürgers, denn sie setzen Freiräume individueller Gestaltungsmöglichkeiten. Das ist dann der Raum des moralischen Diskurses.

So ergibt sich für das Gut der Gesundheit, daß jedem Bürger das Recht ist, hier um der Intensivierung seines eigenen Lebens Nachteile für seine Gesundheit in Kauf zu nehmen. Der Staat erlaubt so den Tabak- und Alkoholgenuß. Aber es gibt kein Recht, daß der Bürger durch seine Option der Intensivierung des Lebens die Gesundheit anderer gefährdet. Optimal war diese Problematik früher in den Zügen der Deutschen Bundesbahn gelöst, indem es Nichtraucher- und Raucherabteile gab, sodaß jeder gemäß seiner Wahl, Genießen oder um der Gesundheit willen auf den Tabakgenuß zu verzichten, in den Zügen reisen konnte. Das Verbot der Zugraucherabteile zeigt so aber eine Überschreitung der Gesetzeskompetenz an, weil so der, der um des Genusses willen eine Beeinträchtigung seiner Gesundheit durch seinen Tabakgenuß in Kauf nimmt, in seiner Freiheit beeinträchtigt wird, ohne daß sich diese Beeinträchtigung mit dem Ziel der Bewahrung des Nichtrauchers vor den Gefahren des Passivrauchens legitimieren ließe. Wird hier also das Gut der Gesundheit so verabsolutiert, daß um dieses Gutes willen die individuelle Freiheit begrenzt wird?Faktisch stellen ja die bekannten Antirauchergesetze eine Beeinträchtigung der Freiheit der Raucher dar. Wo das Recht zur Selbstbestimmung seinen Ort hat, wird so jetzt eine Frendbestimmung exekutiert.



Nun meinen viele, daß der Staat durch seine Coronoschutzbestimmungen die Bürgerrechte in unzumutbarer Weise eingeschränkt hätte. So werden gegen die staatlichen Maßnahmen lautstark protestiert. Faktisch wird so eine andere Grenzüberschreitung so eingefordert: Der Staat dürfe nicht um des Gemeinwohles der Volksgesundheit willen die Freiheit des Bürgers beschränken, denn nur er allein trage die Verantwortung für seine Gesundheit. Jeder habe eben eigenverantwortlich für seine eigene Gesundheit zu sorgen, so wie er es für sich wählt in dem Spannungsverhältnis von Lebensextensivierung und Lebensintensivierung. Nur damit maßt sich der Bürger an, auch über den Anderen mitzuentscheiden. Halte ich die angeordneten Abstanzregeln nicht ein, um weiterhin das Glück körperlicher Nähe zu erleben, gefährde ich ja nicht nur meine Gesundheit sondern auch die derer, zu denen ich den gebotenen Abstand nicht einhalte. Das Selbstbestimmungsrecht, das auch die Option beinhaltet, sich zu Lasten meiner Gesundheit für Genußvolles zu entscheiden, mutiert hier so zum Recht, den Anderen zu schaden, dessen Gesundheit zu gefährden.

Vorreiter für diese Überdehnung des Rechtes auf Selbstbestimmung war und ist der Feminismus mit seinem Kampf um das Recht, über das Lebensrecht anderer entscheiden, ob das eigene Kind im Mutterleibe leben darf oder ob es zu töten ist. Dies Recht deutet ja der Feminismus als Selbstbestimmungsrecht der Frau. Damit wird es zum Bestimmungsrecht über das Leben anderer. Als freier Bürger bräuchte ich so nicht das Recht anderer zu respektieren, denn es zähle nur das meinige. Das kann als das Grundprinzip der libertären Ideologie angesehen werden, einem radicalisierten Liberalismus, dem der Staat immer als der Feind der Freiheit erscheint.

Der Staat hat so die wesentliche Aufgabe, die Freiheit des einen Bürgers vor der Willkürfreiheit des Anderen zu beschützen, der seine Eigenfreiheit zu Lasten der Mitmenschen ausleben will. Er kann aber sein Recht selbst überdehnen, wenn er das Selbstbestimmungsrecht beeinträchtigt, das Recht, über sein eigenes Leben zu bestimmen auch in der Spannung zwischen dem Ziel der Lebensextensivierung und der Lebensintensivierung, indem er ihn zur Wahl der Gesundheit als höchstes Gut verpflichtet. Der Bürger darf auch anderes als Ziel erwählen, solange er dadurch nicht andere in ihrer Gesundheit gefährdet. So kann der Staat tatsächlich öffentliche Gottesdienste verbieten, wenn er zu der begründeten Annahme gekommen ist, daß sonst in Folge der Gottesdiensten mit ihrem großen Ansteckungsrisiko andere Menschen außerhalb des Gottesdienstes infiziert werden könnten. Der Gottesdienstbesucher hat zwar das Recht, um der Teilnahme an einer Messe seine Gesundheit zu gefährden, nicht aber das Recht, dann nach der Messe andere Menschen zu gefährden durch die Möglichkeit einer Infizierung. Mein Eigenrecht muß immer seine Grenze finden im Recht des Anderen. Dafür Sorge zu tragen ist die Aufgabe des Staates, der so der Garant bürgerlicher Freiheiten ist, indem er sie auch immer limitieren muß, damit Bürger nicht Opfer von Fremdbestimmungen anderer werden.

 

Mittwoch, 28. April 2021

Selbstverständlichkeiten: Demokratie ist gut, Diktatur ist böse- leben wir in einer Merkel-Diktatur ?



Dies Werturteil ist uns so sehr zur Selbstverständlichkeit geworden, daß der politische Diskurs sich darauf beschränkt zu diskutieren, ob ein bestimmtes Regime diktatorisch sei oder nicht. Aus Querdenkerkreisen kann dann gar die Parole von einem Kampfe wider die „Corona-Diktatur“ oder die „Merkel-Diktatur“ vernommen werden. Hitler und Stalin gelten selbstredend als Diktatoren, nur daß dabei unbedingt betont werden muß, daß unter Hitler alles viel fürchterlicher gewesen war als unter der kommunistischen Herrschaft Stalins. Ob aber von einer SED-Diktatur zu sprechen sei, ist dann umstritten, als Aushilfe gilt dann die Qualifizierung des DDR-Staates als Unrechtsstaat.

Aktueller bewegt der Militärputsch in Myanmar in diesem Jahre die Gemüter. Laudiert wird dabei den Christen, die obzwar in diesem Lande nur eine sehr kleine Minderheit, sich aktiv an den Protesten und Widerstandsaktionen gegen die Militärregierung zu beteiligen.

Nun könnte es doch die Aufgabe von zum Intellektualismus Neigender sein, auch mal so lieb gewonnene Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen, denn für das philosophische Denken gibt es keine Selbstverständlichkeiten.

Wikipedia weiß über den Militärputsch Folgendes zu sagen:

Beim Militärputsch in Myanmar 2021 handelt es sich um einen Putsch der myanmarischen Streitkräfte, geführt von General Min Aung Hlaing, gegen die demokratisch gewählte Regierung unter Aung San Suu Kyi. Am 1. Februar 2021, als die neue Legislaturperiode des Parlaments beginnen sollte, verkündete das Militär einen Ausnahmezustand von einem Jahr, löste das aus zwei Kammern bestehende Parlament auf und setzte den vormaligen Vizepräsidenten Myint Swe als kommissarisches Staatsoberhaupt ein. Als Grund für den Putsch wurde Wahlbetrug genannt."

Da ich selbst über die politische Lage in diesem Lande nicht Bescheid weiß, limitiere ich mich darauf, Fragen zu stellen, denn alles Denken beginnt mit dem Befragen von etwas!

Das Urchristentum beteiligte sich nicht am Freiheitskampf des jüdischen Volkes gegen die Römische Fremdherrschaft. Es gab sehr starke nationalrevolutionäre Kräfte, denen es aber auch um die freie Ausübung der Religion ging. Unter dem Begriff der „Zeloten“ werden oft die divergierenden Strömungen zu Zeiten Jesu subsumiert und auch gemäßigtere „Zeloten“ schlossen sich evtl der Jesusbewegung an. So ist die These, daß Judas Iskariot aus Enttäuschung über Jesus, daß er nicht wie es Judas als Zelot erhofft hatte, Israel von den Römern befreite, ihn verriet, vielleicht hoffend, daß er so Jesus zum militanten Aufruhr gegen die Römische Besatzungsmacht zu provozieren, nicht ganz von der Hand zu weisen.

Viel irritierender ist dagegen Paulus positives Verhältnis zum Römischen Staat, (Röm 13). Statt sich dem Römischen Unrechtsstaat zu widersetzen, der unterdrückte ja das jüdische Volk, wurde er als von Gott gesetzte Obrigkeit affirmiert, man betete gar für sie und hielt sich von allem Rebellischen fern.Angesichts dieser Tatsache: Warum beteiligen sich dann jetzt in Myanmar Christen so energisch wider die Militärregierung? Könnte sie nicht jetzt auch zur legitimen Obrigkeit geworden sein? Evozieren nicht die Widerstandsaktionen das Militär zu gewaltsamen Reaktionen, wobei Menschen ihr Leben verlieren – es wäre dann das Militär nicht allein Schuld an den Toten. Ist es denn eine Selbstverständlichkeit, daß demokratisch Gewählte gut und eine Militärregierung eigennützig machtbesessen regiert? Könnten Militärs nicht auch Staatsbürger sein, die ob ihres Berufes schon mehr an das Gemeinwohl des Volkes zu denken gewohnt sind- für dieses ziehen sie ja, wenn es nötig ist, in den Krieg und lassen sich dafür auch im Ernstfall des Krieges töten? Nicht sage ich damit, daß es so sich verhält, fragwürdig erscheint mir aber das Faktum, daß niemand so frägt, auch nicht die Christen in diesem Lande. Fragwürdig ist das Engagement gegen die neue Regierung, wenn dies Verhalten kontrastiert wird mit dem Sichverhalten der urchristlichen Kirche zum Römischen Staat.


Aber es müßte doch eine Selbstverständlichkeit sein, gegen die Regierungsform der Diktatur zu sein. Nur wäre da doch zuvor zu klären, was denn eine Diktatur zu einer Diktatur macht. Grundsätzlich gilt die Diktatur als pervertierte Form der der Monarchie wie die Oligarchie als die Perversion der Aristokratie und die Ochlokratie als Perversion der Demokratie angesehen wird in der klassischen Staatslehre. Entweder regiert eine, (Monarchie), einige (Aristokratie) oder alle (Demokratie). Jede dieser Staatsformen kann nun auf spezifische Weise sich pervertieren. So wäre die Diktatur als pervertierte Gestalt der monarchischen Alleinherrschaft zu verstehen. Der Alleinherrscher ist der Diktator. Moderne Gesellschaften, (am konsequentesten entfaltet dies der Soziologe N. Luhmann mit seiner Systemtheorie) zeichnen sich durch eine Binnendifferenzierung in relativ unabhängige Subsysteme aus mit jeweils eigenem Kommunikationscode aus. Das führt zu einer extremen Ausdifferenzierung von Expertenwissenssystemen, sodaß die Experten verschiedener Bereiche nicht mehr auf dem Niveau des Expertenwissens miteinander kommunizieren können. (In der wissenschaftlichen Theologie versteht in der Regel ein Kirchengeschichtsprofessor fast nichts von Dogmatik und Pastoraltheologen fast nichts von der Exegese des Alten- und Neuen Testamentes!)

In modernen Gesellschaften kann es sogar gar nicht mehr ein Zentrum geben, von dem aus alles regiert wird, denn dazu ist die Gesellschaft zu ausdifferenziert. Das ist vergleichbar einer Gruppe von Menschen, in der jeder eine andere Sprache spricht und nun ein Befehlshaber Befehle erteilt, aber kaum jemand ihn versteht, da er in einer ihm nur eigenen Sprache der Politik kommuniziert. Luhmann stellt ja so rechtens die bedrängende Frage: Kann eine moderne Gesellschaft noch als Ganzes geführt werden? So drängt sich der Verdacht auf, daß es trotz der Selbstinszenierung als Alleinregierer faktisch solche in der Moderne gar nicht geben kann. Zudem übernimmt der so Alleinregierende die Verantwortung für Alles und so eine politische Gestaltungsmacht überfordernd delegitimiert er seine eigene politische Herrschaft, weil er nun für alles Mißlingen in den Subsystemen der modernen Gesellschaft sich verantwortlich macht und so dann auch kritisiert wird.

Sind so „Diktaturen“ Simulationen von politischer Fastallmacht, die über das Faktum der Dezentrierung der Macht in einer modernen Gesellschaft hinwegtäuscht. (Die Bejahung dieser Dezentrierung und des Abschiedes von der Einheitsvorstellung, daß der Staat die Gesellschaft zur Einheit zusammenführt, wäre nach dem Philosophen W.Welsch das Signifikante des postmodernen Geistes.

Wenn also die Diktatur zu einer Unmöglichkeit der Moderne geworden ist, dann sind „Diktaturen“ eben nur noch Staatsformen, die im Vergleich zu den politischen Idealen der Bürgerlichen Revolutionen die Bürgerrechte unzumutbar einschränken in der Regel mit der Legitimationsformel, daß diese Limitierung für das Allgemeinwohl nötig ist. Statt also über den diktatorischen Charakter einer Politik zu raisonieren, wäre es sinnvoller im politischen Diskurs zu erörtern ob getroffene Einschränkungen von Bürgerrechten um des Volksgemeinwohles legitim oder nicht legitim sind, ob sie also zum Schutze des Volkes nötig sind. (So halte ich es für sinnvoll, die Reisefreiheit durch Grenzkontrollen einzuschränken, Unerwünschte nicht einreisen zu lassen, um so die innere Sicherheit eines Landes zu stärken auch wenn das eine Limitierung von Menschenrechten wäre.)

 

Dienstag, 27. April 2021

Das 2.Vaticanum – ein Konzil der Angst

(Angst: kein guter Ratgeber; das Ende der Konstantinischen Epoche, die Furcht

vor dem modernen Menschen, dem Protestanten, den totalitären Staaten und und...)



Diese These muß irritieren, gilt doch dies „Reformkonzil“ gemeinhin als Aufbruch aus Verstaubtem, als Hinwendung zur Welt raus aus muffigen Sakristeien. Endlich kehre die Kirche das Mittelalter heraus, um in der Moderne anzukommen. Die Loblieder auf dieses Konzil werden nun nicht mehr ganz so triumphalistisch angestimmt, aber eines gilt: Es darf kein Zurück hinter dies Konzil geben, denn es markiert den Trennpunkt zwischen der vorkonziliaren Kirche als dem Inbegriff der Depravation der Kirche und der neuen nachkonziliaren, in der sich nun alles zum Besseren wenden sollte.

Nur, wer kennt nicht den tapferen Buben, mitten im finstren Wald, laut ausrufend: „Angst habe ich nicht! Mutig bin ich!“ Wie weiland der Baron von Münchhausen, so versucht nun auch dieser Junge sich am eigenen Zopfe aus dem Sumpf seiner eigenen Angst herauszuziehen. Autosuggestion ist angesagt: Glaube daran, keine Angst zu haben, bilde dir ein, furchtlos voranzuschreiten!



Vergleichen wir mal die Kirche des Zeit der Konstantinischen Epoche mit einer verheirateten Frau. Sie hatte eine gute Ehe erlebt, in der es so manchen Streit gegeben hat, aber das Ehepaar hatte miteinander gelernt zu streiten und sich wieder zu versöhnen. Dann, ganz unerwartet stirbt der Mann- nach einer langen Ehe steht sie alleine dar: Wie nun mein Leben gestalten, wo ihr so unerwartet ihr Partner abhanden gekommen ist. Wird ihr die Zukunft nicht Angst bereiten? Schaffe ich das? Was hat mir mein Mann nicht alles an Beschwerlichem abgenommen, das sie nun ganz auf sich gestellt stemmen muß!



Das Thron- und Altarbündnis zerbrach endgültig mit dem Ausgang des 1.Weltkrieges. Die Katholische Kirche hatte ihren Ehepartner verloren, der Protestantismus litt noch mehr an der Trennung, war er doch stärker staatsfixiert als die Katholische Kirche. Eine der protestantischen Reaktionen auf diesen herben Verlust war das Buch des „Bischofes“ Otto Dibelius: „Das Jahrhundert der Kirche““ : Wie unser Bub proklamiert es: Zuversichtlich und mutig schreiten wir nun durch den finsteren Wald ohne uns zu fürchten. Die Lautstärke dieser Proklamation kann aber die Zukunftsangst nicht ganz verdecken, der sich dies Buch verdankt.

Die Katholische Kirche reagierte dann mit dem 2.Vaticanum auf diesen Verlust. Sicher, in dieser Ehe hat der Streit, wer denn von den Beiden die Hosen in dieser Ehe anhat. nie ganz aufgehört, aber es war doch ein Bund, den beide gewollt haben und nicht sich scheiden lassen wollten.

Können nun in dem Textmaterial dieses Konziles Spuren dieser Angst der vereinsamten Witwe wiedergefunden werden, die zwar von der Aufbruchseuphorie überdeckt werden sollten, aber doch an Symptomen gegen die Tendenz der Texte erkennbar sind?



Ohne einen Anspruch auf eine Vollständigkeit zu erheben, seien ihr einige deutliche Spuren erkennbar.

A) Für das Konzil war ein Text zur Mariologie vorbereitet worden, der dann auf dem Konzil verabschiedet werden sollte. Aber gegen diese Darlegung wurde heftigt Einspruch erhoben. Die Hauptkritik soll der deutsche Theologe Rahner formuliert haben. Das könne das Konzil so nicht verabschieden, denn das wäre für den Protestantismus unzumutbar. Nicht die Sachgemäßheit des mariologischen Textes wurde so in Frage gestellt sondern sein Opportunität. Das Konzil dürfe nicht etwas verabschieden, was den Protest der Protestanten evozieren müsse. Aus Furcht vor der Kritik des Protestantismus wurde so dieser für das Konzil ausgearbeitete Text ad acta gelegt.



B)Die Katholische Kirche sah sich weltweit bedrängt durch den Kommunismus mit seiner atheistischen Propaganda. Im Verlaufe des Konziles erhob sich so der Wunsch, eine Erklärung zu dieser Gefährdung abzugeben. Als Gäste des Konziles waren auch Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche anwesend, die darauf hin im Auftrage ihrer kommunistischen Regierung erklärten, daß, wenn eine solche Erklärung das Konzil verabschiedete, sie nicht mehr mit der Katholischen Kirche konferieren dürfe. Aus Angst vor so einem Ende der Kontakte zu den Orthodoxen Kirchen des Ostblockes wurde da eine kritische Erklärung zum Kommunismus und Atheismus abgelehnt.



C)Der moderne aufgeklärte Mensch: Ist ihm die Lehre der Kirche noch zumutbar? Wird der die Kirche nicht verlachen, wenn sie so mittelalterlich daherredet? Die Wahrheit müsse eben nun in einer zeit(geist)gemäßen Form neu verkündet werden, das war dann die Formel, mit dem der Modernismus, vorkonziliar verurteilt als Häresie nun zur dominierenden Theologie nach dem Konzil wurde. Den Emergenzpunkt dafür bildete die Furcht vor dem modernen aufgeklärten Menschen.



D)Eine die Kirche zutiefst verunsichernde Erfahrung: Sie wurde im Namen der Wahrheit in totalitären Staaten verfolgt. Ihr ureigenster Standpunkt wandte sich nun gegen sie, daß die Wahrheit nicht die Unwahrheit neben sich zu tolerieren habe. Offensiv hätte nun die Katholische Kirche im Medium der Fundamentaltheologie zu verifizieren gehabt, daß sie die offenbare Wahrheit ist und so nicht unterdrückt werden dürfe, schon gar nicht von unwahren Ideologien. Nur die Kirche traute der Theologie nicht mehr zu, im Forum der Vernunft die Wahrheit des katholischen Glaubens zu erweisen. Deshalb ging sie in die Defensive, sie affirmierte plötzlich die Menschenrechtsideologie, vordem von ihr energischt reprobiert, daß es ein Recht auf die freie Ausübung jeder Religion gäbe. Der Staat habe jede Religion als gleichwahr oder besser als gleichgültig anzusehen und so dürfe er die Ausübung keiner verbieten. Es gäbe ein Recht der Person, die wahre wie auch unwahre Religionen auszuüben und es gäbe kein Staatsrecht, Religionen zu verbieten im Namen der Wahrheit. (Daß damit die Kirche fast alle frommen Könige Israels ob ihrer diskriminierenden Religionskritik verurteilt, die die hl. Schrift deshalb aufs Höchste lobt, fiel wohl niemandem des Konziles auf!)

Die Angst davor, im Namen von Ideologien, die sich als die Wahrheit verstehen, von totalitären Staaten verfolgt zu werden, ließ das Konzil Zuflucht nehmen zur Menschenrechtsideologie. Damit affirmierte sie den Grundsatz, daß die Gretchenfrage, wie Du es mit der Religion hältst, als gleichgültige Frage zu bewerten ist, denn es soll bei der Beurteilung von Menschen gleichgültig sein, wie er es mit der Religion hält. Niemand dürfe ob seiner Religion diskriminiert werden. Wird das auf Gott übertragen, daß auch ihm in seinem Gericht die Religion des Zubeurteilenden gleichgültig zu sein habe, ist das Fundament der christlichen Religion vernichtet- und das nur aus Angst vor staatlicher Diskriminierung und weil der christlichen Apologetik nicht mehr zugetraut wurde, die Wahrheit der Katholischen Kirche im Forum der Vernunft zu beweisen.

 

Montag, 26. April 2021

Irritierendes: Der Mißbrauchsskandal in der Kirche und die vorgeschlagenen Heilmittel



Eines fällt sofort auf: Es gibt da ein Problem, das abbreviaturhaft hier als sexuelle Übergriffe im Raum der Katholischen Kirche bezeichnet werden soll und Vorschlägen, des Wie auf diese Mißbräuchsfälle zu Reagierens, die in Gänze schon in der Kirche vertreten wurden, lang bevor dieser Mißbrauchsskandal in der (ver)öffentlichen Meinung die Kirchein Mißkredit brachte. Es sei nur an die antikatholische Initiative: „Wir sind Kirche“ erinnert werden, die seit ihrem Bestehen die Demokratisierung der Kirche, das Frauenpriestertum, die Bejahung gelebter Homosexualität und die Liberalisierung der Sexualmorallehre der Kirche einforden.

Was sich geändert hat ist jetzt nur, daß viele Deutsche Bischöfe sich mehr oder weniger dies Deformprogramm zu eigen gemacht haben und im und durch den „Synodalen Irrweg“ umsetzen wollen. Das Befremdliche ist nun dabei, daß dieses schon verstaubte Deformierungsprogramm plötzlich die kirchliche Antwort auf die mehr oder weniger aufgedeckten sexuellen Übergriff in der Katholischen Kirche sein soll. Die Therapie war hier also schon präsent, bevor die Krankheit wahrgenommen und auf ihre Ursachen hin analysiert worden war. Das ist so als sagte ein Arzt, was immer auch ihre Krankheit sein mag, Antibiotika und gesunde Ernährung seien immer die richtige Therapie.

Liegt da der Verdacht nicht nahe, daß hier dieser Skandal nur zum Anlaß genommen wird, endlich dies Deformierungsprogramm umzusetzen, obgleich es mit dem Problem der Mißbräuchsfälle in keinerlei Zusammenhang besteht.

Aber das könnte zu schnell hier geschlußfolgert worden sein. Der behauptete Zusammenhang zwischen der Demokratie, bzw der Demokratisierung der Kirche, also dem Hierarchieabbau und der nichtdemokratischen Verfaßtheit der Katholischen Kirche soll dabei ja dieser sein: Weil die Kirche nichtdemokratisch strukturiert sei, gäbe es in ihr viele Mißbräuchsfälle, wäre sie demokratisch strukturiert weniger. Dann müßte es in unserem Kaiserreich viel mehr Vergewaltigungen von Frauen gegeben haben als in der demokratischen Weimarer Republik und viel mehr Vergewaltigungen im 3.Reich als danach in Westdeutschland. Nur, nirgends findet sich dazu ein Beleg. Stattdessen gilt: Das Risiko für eine Frau in Westdeutschland, vergewaltigt zu werden war eindeutig höher als das für eine Frau in der DDR. Die Gewaltkriminalität war in der DDR überhaupt geringer als in der westdeutschen Demokratie.

Gibt es denn überhaupt irgendeinen Beleg dafür, daß eine Demokratisierung zu weniger Gewaltkriminalität und so auch zu weniger Vergewaltigungen führt? Ich kenne keinen.

Die zweite Säule der Deformagenda ist die Forderung der Liberalisierung der kirchlichen Sexualmorallehre. Wenn die Morallehre verliberalisiert würde, würde weniger gesündigt- das klingt doch sehr befremdlich. Die Antithese dazu würde lauten: Lehrte die Kirche, daß die Vergewaltigung eine schwere Sünde wäre, sodaß der Täter mit der ewigen Verdammnis in der Hölle zu rechnen habe, wer würde dann noch andere Menschen sexuell mißbrauchen? Das Ziel jedes sexuellen Mißbrauches ist der erwartete Lustgewinn. Dies kann in zweifacher Weise vorgestellt werden.Einmal ist der sexuelle Akt das Lusterzeugende und die Gewalt dient nur dazu, den sexuellen Akt zu erzwingen, da der Andere nicht freiwillig zum Sex bereit ist, er wird dazu gewaltsam gezwungen. Die andere Vorstellung: Die angewandte Gewalt steigert den Lustgewinn des Täters. Wem das völlig unvorstellbar ist, dem sei die Lektüre eines Romanes von Marquise de Sade sehr empfohlen.

Das Ziel ist also ein Lustgewinn und wohl ein sehr intensiver. Die Hölle gilt nun in der christlichen Religion, aber nicht nur in ihr als der Ort extremsten Leidens. Diese ewige Qual vor Augen habend, wer würde dann um des kurzen Lustgewinnes gewinnen die ewige Qual der Hölle in Kauf nehmen? Innerweltlich gilt oft die Parole, man könne so viel sündigen wie man wolle, nur dürfe man sich nicht erwischen lassen. Wie viele Täter haben wohl darauf vertrauend, nie in der Kirche überführt zu werden, sexuelle Mißbräuche sich geleistet? Nur dem allwissenden Gott gegenüber kann kein Täter seine Untaten verbergen, alles kommt im göttlichen Gericht ans Tageslicht und jeder empfängt dann für seine Untaten die gerechte Strafe von Gott her.

Aber dieser gerecht ur- und verurteilende Gott ist längst aus der Kirche verbannt worden, es gibt nur noch den: „Ich hab euch alle lieb Gott“, der niemanden verurteilt, bestraft oder gar zur ewigen Verdammnis verurteilt. Weil so die Gerechtigkeit keine Eigenschaft Gottes mehr ist, er eher einer Mutter gleicht, die wohl mal mit ihren Kindern schimpft, wenn sie den Fußball zum zigsten male ins Blumenbeet geschossen haben und alle Rosen hin waren, aber dann ihre Buben gleich wieder in den Arm nimmt, weinen sie deshalb und ihnen sagt: Ich hab euch doch lieb, auch wenn ihr soviel Unfug anstellst. Der Mensch ist eben vor Gott so zu einem Unmündigen geworden, dem sein böses Tuen nicht angerechnet werden kann. Er ist strafunmündig. Dieser Unmündige kann also vor Gott so viel sündigen wie er will, immer wird Gott zu ihm nur sagen: Dich hab ich lieb. Der verliberalisierte Gott begünstigt so jede Art des Sündigens, auch die sexuellen Übergriffe. So wäre die Revitalisierung des gerechten und so auch den Sünder strafenden Gottes das beste Mittel wider das Sündigen in der Kirche, wenn klar herausgestellt wird, daß Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe wirklich schwere Sünden sind, sodaß mit der Hölle als Strafe ernsthaft zu rechnen ist.



Noch eines fällt dabei auf: Allgemein stellt man sich eine Vergewaltigung so vor: Eine junge attraktive Frau wandert im Wald ganz allein, ein Mann springt ihr entgegen mit einer Waffe: Entweder bekomme ich jetzt meinen Sex mit dir oder ich bring dich um. Eine Möglichkeit hat diese Frau nun, daß sie nach ihrer Vergewaltigung der Polizei dies Verbrechen anzeigt, hoffend daß die den Täter überführt und der dann angemessen bestraft wird.Komplizierter liegt aber der Fall, wenn etwa ein Nachhilfelehrer regelmäßig ein Mädchen oder einen Jungen sexuell mißbraucht, Sex mit ihnen hat. Wo es eine Serie von Mißbräuchen an ein und dem selben Opfer gibt, stellt sich die Frage, warum dies Opfer diese Untat nicht anzeigt bei den Eltern, bei Freunden, die Rat wissen oder am besten bei der Polizei. Wie viele Mißbräuche in der Kirche hätten gar nicht sich ereignen können, hätten die Opfer diese Mißhandlungen gleich nach dem ersten male angezeigt!

Wenn es eine wirksame Prävention gegen zukünftige sexuelle Übergriffe gibt, dann wäre die effektivste der Aufruf an jedes Opfer, den Täter anzuzeigen. Wenn der Weg zur Polizei, um Untaten anzuzeigen, zur selbstverständlichen Praxis würde, dann hätten auch die Täter in der Kirche keine Chance mehr. Wer traute sich noch einen sexuellen Übergriff zu, wüßte er, daß dann am nächsten Tage die Kriminalpolizei vor seiner Türe steht.

Nicht kirchliche Reformen sind von Nöten, sondern eine Praxis des Anzeigens solcher Untaten bei der Polizei und eine Justiz, die solche Vergehen nicht als Kavaliersdelikte beurteilt sondern mit aller gebotenen Härte abstraft. Und dann ist eine Revitalisierung der Predigt von der Hölle von Nöten. Gott ist eben nicht einfach nur lieb, er ist auch gerecht und so immer auch als ein Gott der Strafe zu glauben. Dostojewski urteilte einst: Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt- es gilt aber genauso: Wenn Gott nur lieb ist, dann ist auch alles erlaubt. An einem liberal gedachten Gott: Ich hab euch alle lieb, egal wie ihr lebt!, daran geht auch die beste Moral der Kirche zugrunde!

 

Sonntag, 25. April 2021

Gott ist kein Kaffeeautomat! Ob der Allmächtige unsere Gebete erhört?



Gott ist notwendig als allmächtig zu denken, denn ein „Gott“, der nicht allmächtig wäre, wäre kein Gott. (In der Science-Fiction Literatur, etwa den Perry Rhodan Romanen treten „Superintelligenzen“, „Kosmokraten“ und „Chaotarchen“ auf, fast allmächtige aber eben nicht allmächtige Subjekte, vorgestellt als Höchstformen evolutionärer Entwickelung. Deshalb sind sie keine Götter.) Wenn nun aber eine Mehrzahl von allmächtigen Göttern vorgestellt, die sich adversativ untereinander verhielten, dann limitierten sie sich wechselseitig in ihrer Macht und könnten so nur allmächtig wirken, wenn sie untereinander sich eins wären.

Im Monotheismus ist so Gott notwendigerweise als allmächtig zu denken. So darf auch nicht behauptet werden, daß der Satan als Antigott Gottes Allmacht limitierte. Die christliche Religion vertritt einen relativen Dualismus, daß das Negative, der Teufel Gott subordinert ist und so nur soweit wirken kann, wie es der Allmächtige zuläßt. Also kann Gott alle Gebete erhören, nur will er auch alle Gebete erhören?



Ein Bankräuber, ein Tag vor dem nächsten nächtlichen Einbruch, wenn der nun betete: Gott hilf mir, daß ich erfolgreich sein werde und eine gute Beute erziele!, ist es vorstellbar, daß Gott dies Gebet erhört? Der Gott der christlichen Religion gewiß nicht. Abstrakter formuliert: Verkehrte Gebete erhört Gott nicht. Aber was sind nun „verkehrte“. Die spontane Antwort, andere mögen vielleicht so verkehrt beten, ich aber gewiß nicht, ist die pharisäische Antwort auf diese Frage: nur die Gebete anderer erhört Gott nicht, denn die könnten auch verkehrt beten, was ich aber nie tue. Stattdessen ist zu fragen: Könnte mein Gebet in Gottes Urteil ein verkehrtes sein, sodaß es deswegen bei ihm keine Erhörung findet?

Ein magisches Mißverständnis liegt nun nahe: Bete ich richtig, dann wird Gott mich erhören. Gott würde dann, wenn richtig gebetet wird nicht gebeten sondern beschworen. Beschwören meint hier dann, daß der Mensch durch die magische Praxis Gott in seinen Dienst nimmt, daß Gott das dann wirken muß, was ich will. Durch magische Praktiken werden übernatürliche Kräfte instrumentalisiert. Dabei müssen diese Kräfte nicht unbedingt als apersonal vorgestellt werden, auch personal vorgestellter Wesen könnte der Mensch sich durch die Magie bemächtigen. Das Kind würde nun mit dem Badewasser ausgeschüttet, würde nun geschlußfolgert, um das Beten radical von jeder Magie zu unterscheiden, daß der allmächtige Gott keine Gebete erhören können. Der Beweisgang lautet dann im Kern so: Weil Gott als das vollkommen Gute immer nur das vollkommen Gute will und realisiert, kann er keine menschlichen Gebete erhören, weil er sein Wollen und Wirken nicht ändern kann. Er kann ja immer nur das vollkommen Gute wollen.

Damit erschließt sich nun ein weiteres Moment der Vorstellung des Gebetes, Nicht nur, daß Gott als Allmächtiger Gebete erhören kann, er kann auch ein Gebet zum Anlaß nehmen, etwas zu wollen und zu wirken, was er nicht wollte, wenn er nicht darum gebeten würde. Gott ist also so denknotwendig als nicht durch sich selbst determiniert zu denken, sodaß er nicht auf anderes als sich selbst kontingent reagieren könnte. Das Gebet ist also eine kommunikative Praxis, eine asymmetrische Kommunikation, in der aber das menschliche Gebet von Gott erhört werden kann, daß er nun etwas will, weil er darum gebeten wurde. Magisch verzehrt würde das Gebet aber, wenn gemeint wird: Bete ich nur richtig, dann muß mich Gott erhören.



Will Gott nun jedes Gebet erhören? Eine christliche Antwort könnte lauten, daß uns die Verheißung gegeben sei, daß Gott unser Beten erhören wird, beten wir nur im Namen Jesu. Aber offenkundig wird Gott gewiß unser Beten nicht erhören, beteten wir um etwas Unmoralisches, etwa: Gott hilf, daß ich erfolgreich betrüge! Aber die christliche Gebetspraxis kennt viele Fälle nichterhörter Gebete, die nicht Gebete um Unmoralisches waren- und jeder wird auch in seinem eigenen Gebetsleben diese Erfahrung gemacht haben.

Eine mögliche Antwort könnte lauten: Was immer ein Christ betet, er betet immer für sich und/oder für andere um etwas Gutes. Der Betende hat eine Vorstellung von dem,was für ihn oder den Anderen das Gute ist. Das, worum er als das Gute gebeten hat, erhört Gott dann nicht, weil das von uns als Gutes Vorgestelltes gar nicht das Gute war. So erfüllt Gott Gebete um etwas Gutes, indem er statt dessen, was der Beter als das Gute sich vorgestellt hatte, das wirklich Gute wirkt. So erhört Gott, indem er (scheinbar) nicht erhört . Hat so Gott etwa Jesu Gebet, laß den Kelch des Kreuzes an mir vorübergehen, nicht erhört, weil es das Gute gewesen war, daß Jesus gekreuzigt wurde und so hat er es doch erhört, weil Jesus um das Gute für ihn bat und das wirkte Gott, indem er den Sohn den bitteren Kelch auszutrinken gab?

Wenn aber Gott auf die Gebete des Königs Saul nicht mehr hört, er ihm nicht mehr durch die Priester eine Antwort auf seine drängenden Fragen gibt, sodaß er in seiner Verzweifelung zu einer Totenbeschwörerin seine Zuflucht nimmt, um sein Schicksal zu erkunden, dann ist das keine Erhörung. Die bittere Wahrheit: Gott hat seinen König Saul verstoßen ob dessen Sünden, er kommuniziert so nicht mehr mit ihm. Auch einen solcher Kommu-nikationsabbruch durch Gott ist so eine Möglichkeit im Gebetsleben.

Wir würden Gott zu einem Automaten degradieren, schlössen wir diese Möglichkeit völlig aus, als müßte Gott, wenn wir nur beteten und wenn es nicht gar offensichtlich etwas Unmoralisches ist, um das wir beten, immer unsere Gebete erhören. Gott ist der Herr über unsere Gebete, die er auch verwerfen kann. Es sei an König Davids Gebetsnacht erinnert: Eine ganze Nacht hindurch flehte er zu seinem Gott, verschone mein Kind, töte es nicht!, aber sein Gott tötete es als Strafe für Davids Sünde: Er hatte den Ehemann der Frau töten lassen, die er dann selbst ehelichen wollte.



Gott kann und will Gebete erhören. Nur, was muß bezüglich der Möglichkeit einer Gebetserhörung gedacht werden, damit das Erhören nicht mit einem Funktionieren oder gar Beherrschen Gottes verwechselt werden kann? Erhörte Gott jedes Gebet, wäre dann dies Erhören noch von einem Beherrschen Gottes, eines in Dienstnehmens, sodaß Gott wie ein perfekter Kaffeeautomat immer funktionierte, noch zu distinguieren?

Zu erwägen ist so diese These, daß notwendig zum Erhören das Nichterhören von Gebeten dazugehört, weil sonst das Beten faktisch zu einer magischen Praxis würde? Das Herrsein Gottes über alles menschliche Beten erwiese sich so gerade darin, daß Gott auch Gebete nicht erhört, damit dann auch wieder Gebete von ihm erhört werden und vom Beter als erhörte wahrgenommen werden können, daß Gott eben erhört und nicht magisch beschworen wird durch das menschliche Beten. 

 

Corollarium 1

Vorherrschend ist aber in der nachkonziliaren Theologie der Trend, Gott das Vermögen, Gebete zu erhören, gänzlich abzusprechen. Vgl dazu mein Buch: Der zensierte Gott. Der Modernismus verträgt eigentlich nur noch einen Zuguckgott, der nur noch vor sich hinbrummelt: Euch alle hab ich lieb!  





 

Freitag, 23. April 2021

Gut leben und daß es einem gut geht – weisheitliches Denken



Der Kerngedanke der Weisheitsbücher der hl. Schrift: Wer gut und weise lebt, dem geht es auch gut, die Toren aber gehen zugrunde. Als ein Beispiel möge Sprüche Salomons 29,27b gelten:

Verbum custodiens filius, extra periditionem erit“= Der Sohn, welcher das Gesetz beachtet, wird frei vom Verderben sein. (Vulgatatext, A.Arndt, Die Heilige Schrift, 1903). Verbum ist hier treffend mit Gesetz übersetzt, das extra hätte man besser mit außerhalb übersetzen können. Das Futur ist zu beachten: Der jetzt das Gesetz Gottes Beachtende wird zukünftig nicht ins Verderben geraten und somit heißt das auch, daß der das Gesetz Gottes Mißachtende im Verderben enden wird. Ihm mag es wohl kurzfristig gut ergehen, aber in Bälde rächt sich sein Lebenswandel.

Kontrovers wird nun die Frage diskutiert, ob es einen weltimmanenten Kausalzusammenhang gäbe zwischen dem das Gute Tuen und dem einem Gutgehen und dem das Böse Tuen und dem einem Schlechergehen oder aber ob Gott der Grund dafür ist, daß es den Guten gut und den Bösen böse ergeht.

M.E. spricht vieles gehen die Vorstellung eines Tuns-Ergehens-zusmmenhang, isb daß diese Vorstellung zu säkularistisch ist, als daß sie schon in den Zeiten der Verfassung der Bibeltexte vertreten worden sein kann. Denn diese Vorstellung soll ja die Vorstellung, daß Gott bestrafe und belohne als zu „primitive“ überwinden. Gott gleiche eben einer Mutter, die ihrem Kinde rät, esse keine Süßigkeiten im Bett mehr nachdem du deine Zähne geputzt hast, damit du kein Zahnweh bekommst, das Zahnweh ist hier die Folge des Süssigkeitenessens im Bett, ohne daß danach nochmals die Zähne geputzt wurden und nicht einem Vater, der zu seinem Sohn sagt: Wenn du noch ein mal Kratzer an meinem neuen Auto verursachst, wird es eine empfindliche Taschengeldkürzung geben. Hier handelt es sich eindeutig um eine Strafe und somit nicht um eine immanente Folge eines Fehlverhaltens.

Aber das weisheitliche Denken konzentriert sich auf den Gedanken, daß wer gut lebt im moralischen Sinne, dem wird es auch gut ergehen. Der Grund dafür ist, daß Gott als Weisheit die Welt regiert in beachtlicher Spannung zu der Vorstellung, daß Gott als Schicksalsgeber regiert. Daß es gut ist, gemäß Gottes Willen, das ist das Gesetz Gottes und das fällt in eins mit der Vorstellung, weise zu leben, das soll eben ein durch die Lebenserfahrung beweisbare Aussage gelten. Verdächtig ist nun aber schon, daß dies Weisheitsbuch das so lehrt als wenn es doch nicht einfach so erfahren würde. Muß es so gelehrt werden, damit es dann erst so auch erfahren wird. Es sei an den klugen Ausspruch erinnert: Du siehst nur, was Du kennst! Auch wenn dieser Ausspruch von Reiseführern zur Kaufanimation vernutzt wird, steckt in ihm doch viel Wahrheit. Muß man also weise sein, um zu erkennen, daß es den guten Menschen gut geht oder gut gehen wird- das Futur verweist dann darauf, das das Gutgehen nicht sofort dem Guttuen folgt und schon gar nicht meint, daß damit gemeint ist, daß das Mirgutgehen das innere Gefühl ist, das entsteht, wenn ich das Gute tue- oder kann auch ohne weise Augen das Gutergehen wahrgenommen werden.

Vielleicht deutet sich somit hier schon eine erste Krise der Weisheit an, daß es den Guten zumindest dem Scheine nach nicht gut geht und den Bösen stattdessen gut ergeht. Aber ein Blick in das Buch Kohelet, auch Prediger Salomon genannt, und wir haben die Krise der Weisheit vor uns. Im heutigen Volksmunde tönt das so: Unkraut vergeht nicht, schlechten Menschen geht es immer gut, brave Mädchens kommen in den Himmel, die bösen überall hin= erreichen alles, nur nicht den Himmel, auf den sie aber gut verzichten können, weil sie hier auf Erden alles bekommen.

Den Bösen geht es auf Erden gut und die Guten leiden. Das ist der Realismus, der der Weisheit entgegengesetzt wird. Warum dann noch gut und weisheitlich leben, wenn es den Klugen und auf ihren eigen Vorteil Bedachten im Leben immer viel besser ergeht? Und Jesus selbst, die Mensch gewordene göttliche Weisheit (=das Wort) endete ja am Kreuz, verachtet von allen.

Die christliche Theologie respondiert diese Frage mit der Vorstellung vom Jenseits. Aus dem zaghaften Futur: „wird sein“ wird nun das Futur des Jenseits: Im Himmel wird Gott die Guten belohnen und in der Hölle wird Gott die Bösen bestrafen. (Es soll nun auf eine Näherbestimmung des Gut- und Böseseins verzichtet werden, da diese für die jetzige Erwägung nicht relevant ist.) Das Axiom des weisheitlichen Denkens, daß es den auf das Wort Gottes Hörenden gut und den Nichthörern nicht gut ergeht, wird nun so futurisiert und verjenseitigt, daß es nicht mehr ein Gegenstand unserer Erfahrung im Erdenleben sein kann. Ein besonders wirkmächtiger Grund für diese Verjenseitigung dürfte die Erfahrung des Märtyrertodes sein, daß fromme Juden, um nicht gegen das Gesetz Gottes zu verstoßen, sich lieber töten ließen. Gott könne diese Märtyrer um seines heiligen Gesetzes willen nicht dem Tode überlassen, denn Gott gab sein Gesetz zum Leben, als lebensdienliches und nun sterben Fromme um dieses Gesetzes willen. Daraus generierte sich dann der Glaube an eine Auferstehung der Märtyrer und dann auch der Gerechten zum ewigen Leben.

Damit wird aus dem Erfahrungswissen, denen die auf Gottes Wort hören, wird es auch gut ergehen im Leben die Glaubenswahrheit, daß es denen, die Gottes Wort annehmen futurisch jenseitig gut ergehen wird. Der Glaube wird so aus dem Raum der Erfahrung als Möglichkeit der Verifizierung des Geglaubten entnommen, ja die Lebenserfahrung kann jetzt geradezu zur Anfechtung werden: Unkraut vergeht nicht, nur die Guten, die leiden dagegen in der Welt.

War es das Anliegen der Weisheit den Glauben an das Gute der Gesetze Gottes mit der Erfahrung zu verifizieren, daß der Gesetzesgehorsam ein gutes Leben garantiere, weil der Gott, der diese Gesetze und Gebote gab, auch der Regierer ist, dann delegitimiert die Lebenserfahrung dies Vertrauen in das Leben. Die Futurisierung und Verjenseitigung ist nun aber nicht einfach nur eine Lösungsversuch für diese anfechtende Lebens-erfahrung sondern stellt auch eine qualitative Veränderung des Glaubens dar: Der Glaube wird so erst zum Glauben, weil er nun nicht mehr im Raume der Erfahrungen sich fundiert, sondern ein Vertrauen ist auf das, was nicht gesehen und erfahren werden sondern nur auf Gottes Wort hin geglaubt werden kann.

Spontan wird dem aber doch widersprochen werden müssen, wollen wir doch das Geglaubte durch unsere Erfahrungen irgendwie fundiert sehen. Das ist wirklich ein sehr verständlicher Einwand, ganz dem weisheitlichen Denken verpflichtet. Aber es ist zu fragen, das ist jetzt keine rhetorische Frage, ob so der Krise der Weisheit wirklich Rechnung getragen wird, ob so nicht zu viel von der Erfahrung verlangt wird. Hart formuliert: Blamiert sich nicht oft der Enthusiasmus frisch Bekehrter: Da übergab ich mich Jesus und mein ganzes Leben wurde wunderschön!, im Laufe der Zeit und führt zur Abkehr vom Glauben, weil es nicht bei diesem: Und dann war alles nur noch herrlich in meinem Leben!, bleibt? Gehört nicht zu einem lebensfähigen Glauben das Glaubenkönnen wider alle Erfahrung?





 

Donnerstag, 22. April 2021

Die EKD und die politisch korrekte Gewalt. Über antifaschistische Seenotrettungsschiffe


Am 21.4.2021 berichtet das immer hundertprozentig politisch korrekt ausgerichtete Katholisch de, daß der EKD-Ratsvoesitzende das von einer evangelischen Landeskirche gesponserte „Seenotrettungsschiff“ ohne die „Antifa-Fahne“. Diese war von der Besatzung dieses Schiffes gehißt worden, um so ein klares Bekenntnis ihrer politischen Gesinnung abzugeben.

Die „Antifa-Fahne“ steht dabei für den militanten Antifaschismus, die in der Fahne gezeigten 2 Fahnen, die rote und die schwarze fungieren dabei als Symbol für den Kommunismus und den Anarchismus. (Die Coooperation von Kommunisten und Anarchisten im spanischen Bürgerkrieg gegen Franco funktionierte zwar nicht immer optimal, manches mal bekämpfte man sich auch gegenseitig- umso wichtiger also die heutige Beschwörung der Einheit von Kommunisten und Anarchisten in ihrem Kampfe gegen Rechts.

Gewaltanwendung gegen Personen gehört zur Praxis dieser Antifa: So wurde bekanntermaßen Horst Wessels von Antifaschisten ermordet in seiner Wohnung und jetzt wurde der Vorsitzende der Jungen Nationaldemokraten in seiner Wohnung aufgesucht und krankenhausreif geschlagen von Antifaschisten. Der Tagesspiegel berichtete darüber am 11.3.2021:

Getarnt als Polizisten sind Unbekannte am Donnerstagmorgen in die Wohnung eines 30-Jährigen im sächsischen Eilenburg, nordöstlich von Leipzig, eingedrungen. Der Wohnungsinhaber sei körperlich angegriffen worden und habe laut Pressemitteilung des sächsischen Landeskriminalamtes Verletzungen erlitten, die später im Krankenhaus behandelt wurden .

Nach Informationen des Nachrichtenportals „TAG24“ handelt es sich bei dem Opfer der Attacke um den Bundesvorsitzenden der rechtsextremen Nachwuchsorganisation der NPD „Junge Nationalisten“ Paul Rzehaczek. Nach Polizeiangaben sollen die Angreifer dunkel gekleidet und vermummt gewesen sein. Durch gelbe Westen mit der Aufschrift „Polizei“ hätten sie den Anschein erweckt, sie seien Beamte.

Das Nachrichtenportal „TAG24“ berichtet, dass fünf Personen offenbar gezielt beide Sprunggelenke des JN-Vorsitzenden mit einem Hammer zertrümmert hätten.“

Wenn der EKD-Vorsitzende erklärt, daß für ihn der wirkliche Antifaschismus nichts mit Gewalt zu tuen habe, dann ist das eine absurde Behauptung: Der Antifaschismus war immer militant und schreckte auch nie vor einer Gewaltanwendung zurück. Man denke doch an die im Spanischen Bürgerkrieg von Antifaschisten ermordeten Priester und Nonnen, um jeder Illusion über einen nicht Gewalt praktizierenden Antifaschismus zu desa-vouieren. Antifa heißt Gewalt gegen Rechts! Das ist eben politisch korrekte Gewalt.

Aber wenn der Ratsvorsitzende dann (Kath de am 21.4. 2021) sagt:

"Als EKD haben wir eine glasklare Position für den Schutz von Menschenleben und für Gewaltfreiheit. Wo Menschen unter dem Label des Antifaschismus Gewalt anwenden oder dazu aufrufen, macht mich das zornig. Mit wirklichem Antifaschismus hat das für mich nichts zu tun." ,dann steckt darin ein Pferdefuß: Wie erst nimmt es denn die EKD mit dem Schutz des Lebens? Das Ja der EKD zum Töten von Kindern im Mutterleibe als Grundrecht der Frau, zeigt überdeutlich an, daß diese „Kirche“ mit dem Schutz des Lebens sehr wenig im Sinn hat, bejaht sie ja die Tötung von unschuldigen Kindern im Mutterleibe, spricht sich aber gegen die Todesstrafe an Verbrechern aus, weil die unmenschlich wäre.

Bei so viel Gewaltbejahung passen EKD und Antifa doch gut zusammen. 

 

Corollarium

Bedenkenswert ist aber auch der Zusammenhang von Antifaschismus und der "Seenotrettungshilfe" für Flüchtlinge. Ist diese Seenotrettung ein antifaschistisches Projekt, dann ist nach dem ideologischen Zusammenhalt zu fragen. These: Der Antifaschismus erhoffte sich die Überwindung der bürgerlichen Gesellschaft durch die Revolution der Arbeiterklasse. Da diese Hoffnung sich als Trug erwies, wird jetzt darauf gesetzt, durch die Multiethnisierung und Multikultivierung die bürgerliche Gesellschaft zu zerstören: die Asylanten und Migranten als neues revolutuionäres Subjekt der Zerstörung unserer jetzigen Ordnung.  





 

Über den linksliberalen Gutmenschen- ein Lob auf Frau Sarah Wagenknecht



Unter der Titelüberschrift: „Linksliberale sind weder links noch liberal“ der Internetseite „Freie Welt“ kann man diese Äußerung von Frau S. Wagenknecht lesen.:

»Was den Lifestyle-Linken in den Augen vieler Menschen und vor allem der weniger Begünstigten so unsympathisch macht, ist seine offensichtliche Neigung, seine Privilegien für persönliche Tugenden zu halten und seine Weltsicht und Lebensweise zum Inbegriff von Progressivität und Verantwortung zu verklären. Es ist die Selbstzufriedenheit des moralisch Überlegenen, die viele Lifestyle-Linke ausstrahlen, die allzu aufdringlich zur Schau gestellte Überzeugung, auf der Seite des Guten, des Rechts und der Vernunft zu stehen. Es ist die Überheblichkeit, mit der sie auf die Lebenswelt, die Nöte, ja sogar auf die Sprache jener Menschen hinabsehen, die nie eine Universität besuchen konnten, eher im kleinstädtischen Umfeld leben und die Zutaten für ihren Grillabend schon deshalb bei Aldi holen, weil das Geld bis zum Monatsende reichen muss. Und es ist der unverkennbare Mangel an Mitgefühl mit denen, die um ihr bisschen Wohlstand viel härter kämpfen müssen, so sie überhaupt welchen haben, und die vielleicht auch deshalb zuweilen härter oder grimmiger wirken und schlechter gelaunt sind.«

Besser ist der postmoderne Gutmensch linksliberaler Gesinnung nicht besser charakterisierbar, indem diese Haltung soziologisch erfaßt wird. Daß eine Ideologie eben auch einen Sitz im Leben hat, das übersieht eine ideengeschichtlich orientierte Kritik dieses Gutmenschentumes zu leicht. Nun soll hier keinem sozialen Determinismus das Wort geredet werden, aber unverkennbar existieren Zusammenhänge zwischen der sozialen Stellung und der Präferenz für bestimmte Ideologien.

Wagenknecht übersieht aber, daß die Linke in der Postmoderne ihre einstige Kapitalismuskritik, ihr einstiges Herzstück längst, seit der Nichtung des „Real existierenden Sozialismus“ ad acta gelegt hat und stattdessen sich auf die Kritik der bürgerlichen Kultur kapriziert. So ist diese Linke keine Linke mehr im traditionalistischen Sinne, der sich Frau Wagenknecht noch verpflichtet fühlt, sondern eine nicht mehr kapitalismuskritische. Sie ist nur noch antibürgerlich.

Das Verwirrende ist nun, daß die Subjekte dieser Kulturkritik selbst meist dem wohlhabenden Bildungsbürgertum entstammen. So erscheint diese Kritik auf den ersten Blick als Selbstkritik der eigenen Bürgerlichkeit. Aber die Realität ist verworrener. Das Bürgertum in seiner Absetzung von dem „gemeinen Volke“, früher die Arbeiterklasse genannt und ihre Neigung, den Adel in dem Rahmen der Möglichkeiten bürgerlicher Existenz nachzuahmen, muß in eine Krise geraten, wenn der Adel als Gegenüber, an dem sich der Bürger aber orientiert etwa im Ideal des „höflichen Menschen“, das ist des hoffähigen, sich aufgelöst hat und ob der allgemeinen Nivellierungstendenz die Differenz des Bürgertumes zum „gemeinen Volk“ verschwindet. Das Bürgertum als neues muß sich erst wieder konstituieren. Das ereignet sich nun durch diesen „linken Lifestyle“.

Eine Differenz muß gesetzt werden, durch die sich diese neue Bürgerlichkeit vom „gemeinen Mann“ wieder distinguieren kann. Der neue postmoderne Bürger versteht sich so kosmopolitisch, als Anhänger von Multikulti, verwirft den „Massenkonsum“ des „gemeinen Volkes“, konsumiert nur Erlesenes und nur von ihm Bezahlbares. Und im Namen der linksliberalen Moral wird der „gemeine Mann“ verachtet. Man reflektiere hierbei die Doppeldeutigkeit des Begriffes des „Gemeinen“ in der Zweideutigkeit von: allgemein, das allen Zukommende und dem moralischen Urteil: „Das ist gemein!“ Aus Sicht des Vornehmen ist der Durchschnittsmensch eben der „gemeine“ gerade im moralischen Sinne, denn nur der Vornehme ist ein Edler, ein Nichtgemeiner. Der Liberalismus war so immer sein Zweigesichtiges: In seinem Namen wurden die Privilegien des Adels und Klerus bekämpft und gleichzeitig die Vorrangstellung des Bürgertumes gegen das „gemeine Volk“ verteidigt.

Einfacher formuliert: Die Privilegien der Geburt sollten abgeschafft werden, die der Aristokratie und durch die Herrschaft des Geldes, der Plutokratie ersetzt werden. Die bürgerliche Gesellschaft ist so die Herrschaft des Geldaristokratie. Diese definiert nun ihren Lebensstil, den linksliberalen, um sich von jedem Popularismus abzusetzen. Denn alles Volkstümliche ist vulgär, nur das Elitäre zählt. Der Gutmensch weiß dabei genau, daß nur durch seine strikte Absonderung von allem Vulgären, Populären und Volkstümlichen er seine Reinheit bewahrt, daß er eben nicht mit Schmuddelkindern spielt. Darum sind ihm die Kontaktverbote das Wichtigste: mit wem man nicht reden , keine Gemeinschaft hegen darf. Es ist so nur konsequent, daß alle popularistischen Parteien so perhorresziert werden, denn als Gutmensch will man mit dem „gemeinen Volke“ keine Gemeinschaft unterhalten. Denn es gilt der Grundsatz: Alles ist nur etwas Bestimmtes durch seine Differenzen zu allem anderen.



Im politischen Gerede unserer Medienwelt ist diese Frau wirklich eine Erquickung, denn sie denkt nach und hat dann deshalb auch etwas Substantielles zu sagen.

 

Dienstag, 20. April 2021

Klarer Kurs- Bischof Bode praktiziert das Schisma mit Rom!

"Laienpredigt? >Lebensvielfalt soll sich auch in der Liturgie abbilden<", so titelt Kath de am 20.4.2021. "Im Bistum Osnabrück werden Gläubige im September eine Woche lang eingeladen, in Gottesdiensten zu predigen – auch in der Sonntagsmesse". Bischof Bode unterstütze diese Aktion für die Laienpredigt in der Kirche. Für diesen Bischof ist es eben kein Problem wie ein absolutistischer Herr, das geltende (Kirchen)Recht außer kraft zu setzen, weil es ihm und einer Gruppe von "Reformkatholiken" gefällt, das Amt des Priestertumes zu destruieren, indem Laien Aufgaben übertragen werden, die dem geweihten Amt vorbehalten sind. "Wir sind Kirche" Österreichs sind da noch progressiver, denn da simulieren Laien gar die Eucharistie, aber Hauptsache: Das Priestertum wird bekämpft. Diese offene Ablehnung des Kirchenrechtes, diese Revolte gegen die Ordnung der Katholischen Kirche kann nicht anders als chismatisch qualifiziert werden. 

Die "Lebensvielfalt" ist nun ein weitere Kampfbegriff der modernistischen Kreise in der Kirche. Er soll besagen, daß die Kirche nicht mehr im Namen Gottes Christen lehren soll, wie sie zu leben haben, sondern daß die Kirche zu bejahen habe, wie die Christen tatsächlich leben. Bischof Bode ist ja ein Vorreiter dieser Außerkraftsetzung der Morallehre der Kirche, daß die kirchliche Lehre sich der Lebenswirklichkeit anzupassen habe. Predigten, die die "Lebenswirklichkeit" widerspiegeln, sind also solche, die alle Lebenspraktiken, die die kirchliche Morallehre verwirft und als Sünde qualifiziert, als gut und bejahenswert darstellen. So soll dann also durch die Laienpredigt die Morallehre der Kirche überwunden werden. 

Aus eigener Hörerfahrung: So hieß es in einer "Laienpredigt", daß die Jungfrauengeburt Frauen Mut zum unehelichen Kind machen solle, und in einer von Laien verfertigten "Dialogpredigt", daß der hl. Joseph zeige, daß ein Ehemann seine Frau nicht verstoßen solle, wenn sie in Folge eines Seitensprunges schwanger wurde von einem anderen Mann! Wir haben bei diesen "Laienpredigten" mit dem schlimmsten zu rechnen.

 

Rassist ist, wer sich gegen das Frauenpriestertum ausspricht!



Wer nicht für die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche eintritt, ist nach Überzeugung der Tübinger Theologin Johanna Rahner "ein Rassist". Es gehe nicht an, von der gleichen Würde von Frauen und Männern zu sprechen, ihnen aber nicht die gleichen Rechte einzuräumen.“ (7.4.2021)

So steht es tatsächlich auf der quasi offiziellen Internetseite der Deutschen Bischöfe geschrieben. Für diese „Theologin“ ist also die Frau eine Rasse. Dann behauptet sie noch, daß das Kirchenrecht mit seinem Ausschluß der Frauen vom Priesteramt dem Grundgesetz widerspräche. Daß die Kirche der modernen Gesellschaft gleichzuschalten ist, ist wohl das Zentralanliegen der „Kirchenreformer“. Nur wird dabei geflissentlich überlesen, daß der Staat den Kirchen, aber auch politischen Parteien sagen wir einmal einen Sonderstatus zubilligt. So darf eine politische Partei bei Stellenausschreibungen Bewerber mit einem anderen Parteibuch ausschließen, obwohl doch niemand nach dem Grundgesetz ob seiner politischen Einstellung diskriminiert werden darf. Auch können Zeitungen Bewerber auf Stellenausschreibungen ablehnen, wenn die politische Position des Bewerbers nicht zur Tendenz der Zeitung paßt. Für die Kirche ist so ihr legitimes Recht, einen Nichtchristen oder Atheisten als Bewerber für eine Stelle als Seelsorger aber auch Mitarbeiter in der Verwaltung abzulehnen.

Diese Rechte billigt das Grundgesetz der Kirche wie auch bestimmten anderen Organisationen zu. Der Staat ist eben kein totalitärer, sodaß er eine völlige Gleichförmigkeit aller Organisationen mit ihm verlangt. Aber so einen totalitären Staat ersehnen sich eben die „Kirchenreformer“, um so das Eigenrecht der Kirche abzuschaffen.

Schon im „Syllabus“ verurteilte Papst Pius IX diese Lehre: „In einem Gesetzeskonflikt beider Gewalten hat das bürgerliche Recht Vorrang.“ (Denzinger, Hünermann, Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen 2005, Nr.2942). Wenn das bürgerliche Gesetz mit dem Kirchenrecht in Konflikt gerät, dann ist dem kirchlichen und nicht dem weltlichen zu gehorchen. Die modernistische Theologie dagegen wollte schon Ende des 19.Jahrhundertes die Unterwerfung der Ordnung der Kirche unter den Staat. Schon damals erschien Reformkatholiken die Staatsordnung als progressiver als die Kirchenordnung, sodaß eine Gleichschaltung der Kirchenordnung mit der Staatsordnung erstrebt wurde.Die Forderung nach der Verdemokratisierung der Kirche ist so ganz aus diesem Geist des Modernismus, die Kirche dem Staate zu unterwerfen.

In dem ebenfalls auf Kath de publizierten Artikel: „Die Katholische Kirche ist längst gespalten“ (24.7.2019) bekannte sie sich ja selbst offenherzig zur Häresie des Modernismus:

Der im 19. Jahrhundert wurzelnde prinzipielle Gegensatz von Katholizismus und Moderne müsse "einkassiert" werden, so die Theologin. Die Kirche müsse dazu von ihrer Ideologie Abschied nehmen, eine übergeschichtliche Größe zu sein. Alles, was in ihr existiere, sei geworden und könne damit auch anders werden.“

Hier sagt sie ja zu den Grundsätzen dieser Häresie, daß die Lehre der Kirche nur ein zeitgeschichtlich bedingtes Produkt ist, daß die Lehre nicht in der Offenbarung Gottes fundiert sei und so eine übergeschichtliche Wahrheit ausdrücke, und daß deshalb alles in der Kirche verändert werden dürfe. Es gibt keine Wahrheit, nur zeitgeschichtliche Meinungen, was wahr sein könnte und diese Meinungen können jederzeit revidiert werden. Sollte einmal der Zeitgeist den Rassismus wieder bejahen, könnte dann auch die Kirche sich rassistisch organisieren, das tut sie jetzt nur nicht, weil momentan der Antirassismus vom Zeitgeist her ihr vorgegeben ist.

Zutreffend ist aber die Wahrnehmung, daß die Kirche trotz des energischen Kampfes der Päpste wider den Modernismus eine faktisch gespaltene Kirche sei, denn es hat sich diese Häresie nach dem 2.Vaticanum fest in der Kirche etabliert und so spaltet sie die Kirche.

Für die Behauptung, daß Frauen eine Rasse seien, dafür hat diese „Theologin“ aber wirklich den „Hein-Blöd-Preis“ verdient!

 

Montag, 19. April 2021

Jesus Christus- ein Produkt der Kirche-auf zu seiner Demontage!


(Der heftige Kampf für das Frauenpriestertum, für die Bejahung der Homosexualität und für die Demokratisierung der Kirche überdeckt leicht die Wahrnehmung der Demontage Gottes, daß Gott nicht mehr Gott sein soll!)



Die Satire ist oft eine Maskerade,durch die der Autor sich das zu sagen traut, was er sonst nicht sagen darf, vergleichbar dem einzigen Subalternen, der am königlichen Hofe in der Kostümierung des Clowns dem König die Wahrheit sagen darf. Das „Publik Forum“ 7/2021 präsentiert auf seiner letzten Seite uns wohl eine solche Satire, die gar von: Jeschua ben Josef, Zimmermann und Messias Israels verfaßt ist. So spricht Jesus, wenn er sich der Dogmatik befreit und authentisch das Wort ergreift, denn er ist der Zimmermannssohn Jeschua, aus den die Kirche dann etwas ganz anderes gemacht hat.

Eine Jesuskarikatur ist der Satire beigesellt: Jeschua, hippiemäßig dargestellt vor dem Schalter des Standesamtes, Abteilung Kirchenaustritte stehend, erklärt: Ich möchte austreten. Es geht also um das Verhältnis dieses „Jeschua“, der zu Jesus gemacht wurde zur Kirche.

1.These: Dieser Jeschua war nie Mitglied der Katholischen Kirche. Die Behauptung, in ihr gäbe es eine apostolische Sukzession, wird als Unsinn-begründungslos-abgetan. Die Apostel sollten unter den Juden das Reich Gottes verkünden, aber er sei nun auch nicht dagegen.Er habe sich in der Einschätzung der Zeit geirrt. Aber das kann eben jedem Menschen mal passieren. Im Hintergrund steht die sattsam bekannte Parole, daß Jesus das Reich Gottes gepredigt habe, die Kirche aber kam. Da die Naherwartung, das Reich käme in Bälde, sich als Irrtum erwies, wurde die Kirche als Surrogat gegründet, die dann gar die Heidenmission aufnahm, was ursprünglich so von Jeschua nicht vorgesehen war.

2.These: Jeschua habe Gott seinen Vater genannt, weil er der Vater aller Menschen und so auch seiner ist. Aber was machte die Kirche daraus? Jeschua klagt: „Ich habe Gott liebevoll Papa genannt, ich fühlte mich ihm nah. Aber was ihr später deswegen aus mir gemacht habt, also einen wahren Gott und wahren Menschen, ungeteilt und unverwandelt, wesensgleich mit dem Vater.“ Das ist natürlich etwas völlig Absurdes. „Ehrlich gesagt, übersteigt das meine theologischen Fähigkeiten.“ Hier spricht sich der Autor aus unter der Maske des Jeschua ben Josef: Seine theologischen Fähigkeiten überforderte die Christologie der Kirche. Die Theologie der Kirche ist ein Produkt einer Hochkultur des theologischen Denkens; unsere Dekadenzzeiten überfordern solche Glanzstücke theologischen Denkens: Das ist uns zu hoch. Jeschua war eben einfach nur ein Mensch, hatte einen Zimmermann zum Vater- nicht Gott- aber er fühlte sich Gott nahe und nannte ihn so „Papa“.

3.These: Diese Christologie führte dann nur zum Ausschluß von Menschen, (denen, die nicht glauben wollten, daß Jesus auch wahrer Gott sei) und die wurden dann gar verfolgt durch die Kirche. Daraus soll wohl der Leser die Konsequenz ziehen, daß es das beste wäre, diese Christologie zu entfernen und zum schlichten Jeschua zurückzukehren, einem irrtumsfähigen Menschen mit einer großen Vision. „Das Reich Gottes“, das er verkündete war die Vision einer versöhnten Gemeinschaft, in der die Menschen einander helfen und die jedem gerecht wird. Und Gott? Na ja, es passe, wenn jeder Gott seinen (eigenen)Vater nenne. Daß Gott der Vater jedes Menschen sei, soll so die Gemeinschaft aller Menschen als Gleichheit fundieren. Nur hat Jeschua sich in der Zeit vertan, er glaubte, sie ließe sich früher realisieren.

Was verhinderte nun diese Frührealisierung? Jetzt wird die Satire originell: „Und kurz nach meinem zu frühen Tod in Jerusalem sah das ganz gut aus.Aber ihr habt diese Gemeinschaft in Kirchenmauern gesperrt und abgegrenzt.“

4.These: Statt dieser erhofften Gemeinschaft kam die Kirche, die die Weiter entwickelung dieser Reich Gottes Gemeinschaft verhinderte! Der zu frühe Tod Jeschuas, damit ist sein Kreuzestod gemeint, störte die Entwickelung dieser Gemeinschaft nicht, aber dann entstand die Kirche, die dann dieser Gemeinschaft ein Ende bereitete.

Trotzdem aber tritt Jeschua aus keiner der vielen Kirchen aus, hoffend auf die Realisierung der großen Vision einer Gemeinschaft, in der jeder jedem hilft und die jedem gerecht wird.

Einfacher gesagt: Jeschua war ein Humanist mit der Vision einer gerechten Gesellschaft, der sich Gott nahe fühlte und der meinte, daß Gott allen Menschen nahe ist, der aber mitansehen mußte, wie die Kirche einerseits ihm zum Sohn Gottes verklärte und die andererseits die Realisierung seiner Vision einer humanen Gemeinschaft verhinderte. Aber der Autor durch die Maske des Jeschuas sprechend plädiert dafür, in den Kirchen zu verbleiben, nicht aus ihnen auszutreten, weil irgendwie er in den Kirchen auch noch ein Potential zur Verwirklichung dieser humanistischen Vision sieht. Aber dieser Punkt bleibt ganz und gar unbestimmt. Näher läge eigentlich eine Austrittsforderung aus den Kirchen, um dann eine humanistische Vereinigung zu gründen mit dem Ziele der Realisierung dieser Vision.

Resümee: Aber wesentlicher als dieser etwas naiv daherkommende Humanismus scheint die These zu sein, daß die Kirche durch ihre Christologie selbst die Realisierung dieser humanistischen Vision verhinderte, denn sie führte zu Ab- und Ausgrenzungen und zu Verfolgungen und so verhinderte die Christologie die humanistische Vergemeinschaftung. Es gilt, zu Jeschua ben Josefs Vision umzukehren und Jesus Christus,dem Sohn Gottes den Abschied zu geben. Dem Sohn des Zimmermanns gilt es nachzufolgen in seiner humanistischen Vision, nicht einem Sohn Gottes. Ist das nicht der Kerngedanke des postmodernen linksliberalen Katholizismus, der sich hier unter der Maskerade einer Satire offenherzig Gehör verschafft?