Dienstag, 27. April 2021

Das 2.Vaticanum – ein Konzil der Angst

(Angst: kein guter Ratgeber; das Ende der Konstantinischen Epoche, die Furcht

vor dem modernen Menschen, dem Protestanten, den totalitären Staaten und und...)



Diese These muß irritieren, gilt doch dies „Reformkonzil“ gemeinhin als Aufbruch aus Verstaubtem, als Hinwendung zur Welt raus aus muffigen Sakristeien. Endlich kehre die Kirche das Mittelalter heraus, um in der Moderne anzukommen. Die Loblieder auf dieses Konzil werden nun nicht mehr ganz so triumphalistisch angestimmt, aber eines gilt: Es darf kein Zurück hinter dies Konzil geben, denn es markiert den Trennpunkt zwischen der vorkonziliaren Kirche als dem Inbegriff der Depravation der Kirche und der neuen nachkonziliaren, in der sich nun alles zum Besseren wenden sollte.

Nur, wer kennt nicht den tapferen Buben, mitten im finstren Wald, laut ausrufend: „Angst habe ich nicht! Mutig bin ich!“ Wie weiland der Baron von Münchhausen, so versucht nun auch dieser Junge sich am eigenen Zopfe aus dem Sumpf seiner eigenen Angst herauszuziehen. Autosuggestion ist angesagt: Glaube daran, keine Angst zu haben, bilde dir ein, furchtlos voranzuschreiten!



Vergleichen wir mal die Kirche des Zeit der Konstantinischen Epoche mit einer verheirateten Frau. Sie hatte eine gute Ehe erlebt, in der es so manchen Streit gegeben hat, aber das Ehepaar hatte miteinander gelernt zu streiten und sich wieder zu versöhnen. Dann, ganz unerwartet stirbt der Mann- nach einer langen Ehe steht sie alleine dar: Wie nun mein Leben gestalten, wo ihr so unerwartet ihr Partner abhanden gekommen ist. Wird ihr die Zukunft nicht Angst bereiten? Schaffe ich das? Was hat mir mein Mann nicht alles an Beschwerlichem abgenommen, das sie nun ganz auf sich gestellt stemmen muß!



Das Thron- und Altarbündnis zerbrach endgültig mit dem Ausgang des 1.Weltkrieges. Die Katholische Kirche hatte ihren Ehepartner verloren, der Protestantismus litt noch mehr an der Trennung, war er doch stärker staatsfixiert als die Katholische Kirche. Eine der protestantischen Reaktionen auf diesen herben Verlust war das Buch des „Bischofes“ Otto Dibelius: „Das Jahrhundert der Kirche““ : Wie unser Bub proklamiert es: Zuversichtlich und mutig schreiten wir nun durch den finsteren Wald ohne uns zu fürchten. Die Lautstärke dieser Proklamation kann aber die Zukunftsangst nicht ganz verdecken, der sich dies Buch verdankt.

Die Katholische Kirche reagierte dann mit dem 2.Vaticanum auf diesen Verlust. Sicher, in dieser Ehe hat der Streit, wer denn von den Beiden die Hosen in dieser Ehe anhat. nie ganz aufgehört, aber es war doch ein Bund, den beide gewollt haben und nicht sich scheiden lassen wollten.

Können nun in dem Textmaterial dieses Konziles Spuren dieser Angst der vereinsamten Witwe wiedergefunden werden, die zwar von der Aufbruchseuphorie überdeckt werden sollten, aber doch an Symptomen gegen die Tendenz der Texte erkennbar sind?



Ohne einen Anspruch auf eine Vollständigkeit zu erheben, seien ihr einige deutliche Spuren erkennbar.

A) Für das Konzil war ein Text zur Mariologie vorbereitet worden, der dann auf dem Konzil verabschiedet werden sollte. Aber gegen diese Darlegung wurde heftigt Einspruch erhoben. Die Hauptkritik soll der deutsche Theologe Rahner formuliert haben. Das könne das Konzil so nicht verabschieden, denn das wäre für den Protestantismus unzumutbar. Nicht die Sachgemäßheit des mariologischen Textes wurde so in Frage gestellt sondern sein Opportunität. Das Konzil dürfe nicht etwas verabschieden, was den Protest der Protestanten evozieren müsse. Aus Furcht vor der Kritik des Protestantismus wurde so dieser für das Konzil ausgearbeitete Text ad acta gelegt.



B)Die Katholische Kirche sah sich weltweit bedrängt durch den Kommunismus mit seiner atheistischen Propaganda. Im Verlaufe des Konziles erhob sich so der Wunsch, eine Erklärung zu dieser Gefährdung abzugeben. Als Gäste des Konziles waren auch Vertreter der Russisch-Orthodoxen Kirche anwesend, die darauf hin im Auftrage ihrer kommunistischen Regierung erklärten, daß, wenn eine solche Erklärung das Konzil verabschiedete, sie nicht mehr mit der Katholischen Kirche konferieren dürfe. Aus Angst vor so einem Ende der Kontakte zu den Orthodoxen Kirchen des Ostblockes wurde da eine kritische Erklärung zum Kommunismus und Atheismus abgelehnt.



C)Der moderne aufgeklärte Mensch: Ist ihm die Lehre der Kirche noch zumutbar? Wird der die Kirche nicht verlachen, wenn sie so mittelalterlich daherredet? Die Wahrheit müsse eben nun in einer zeit(geist)gemäßen Form neu verkündet werden, das war dann die Formel, mit dem der Modernismus, vorkonziliar verurteilt als Häresie nun zur dominierenden Theologie nach dem Konzil wurde. Den Emergenzpunkt dafür bildete die Furcht vor dem modernen aufgeklärten Menschen.



D)Eine die Kirche zutiefst verunsichernde Erfahrung: Sie wurde im Namen der Wahrheit in totalitären Staaten verfolgt. Ihr ureigenster Standpunkt wandte sich nun gegen sie, daß die Wahrheit nicht die Unwahrheit neben sich zu tolerieren habe. Offensiv hätte nun die Katholische Kirche im Medium der Fundamentaltheologie zu verifizieren gehabt, daß sie die offenbare Wahrheit ist und so nicht unterdrückt werden dürfe, schon gar nicht von unwahren Ideologien. Nur die Kirche traute der Theologie nicht mehr zu, im Forum der Vernunft die Wahrheit des katholischen Glaubens zu erweisen. Deshalb ging sie in die Defensive, sie affirmierte plötzlich die Menschenrechtsideologie, vordem von ihr energischt reprobiert, daß es ein Recht auf die freie Ausübung jeder Religion gäbe. Der Staat habe jede Religion als gleichwahr oder besser als gleichgültig anzusehen und so dürfe er die Ausübung keiner verbieten. Es gäbe ein Recht der Person, die wahre wie auch unwahre Religionen auszuüben und es gäbe kein Staatsrecht, Religionen zu verbieten im Namen der Wahrheit. (Daß damit die Kirche fast alle frommen Könige Israels ob ihrer diskriminierenden Religionskritik verurteilt, die die hl. Schrift deshalb aufs Höchste lobt, fiel wohl niemandem des Konziles auf!)

Die Angst davor, im Namen von Ideologien, die sich als die Wahrheit verstehen, von totalitären Staaten verfolgt zu werden, ließ das Konzil Zuflucht nehmen zur Menschenrechtsideologie. Damit affirmierte sie den Grundsatz, daß die Gretchenfrage, wie Du es mit der Religion hältst, als gleichgültige Frage zu bewerten ist, denn es soll bei der Beurteilung von Menschen gleichgültig sein, wie er es mit der Religion hält. Niemand dürfe ob seiner Religion diskriminiert werden. Wird das auf Gott übertragen, daß auch ihm in seinem Gericht die Religion des Zubeurteilenden gleichgültig zu sein habe, ist das Fundament der christlichen Religion vernichtet- und das nur aus Angst vor staatlicher Diskriminierung und weil der christlichen Apologetik nicht mehr zugetraut wurde, die Wahrheit der Katholischen Kirche im Forum der Vernunft zu beweisen.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen