Montag, 5. April 2021

Daß wir von Gott nichts Gewisses wissen und so alles dürfen- oder der Kampf gegen das Kreuz Chrisi und seine Folgen


Der Kampf wider das Kreuz Christi gehört nun zu den Herzensanliegen modernistischer Theologie, weil die Botschaft vom Kreuz den Heiden ein Skandalon ist. Dies Ärgernis soll beseitigt werden, um ein wohlfeileres (anderes)Evangelium verkünden zu können, das unter den Weltmenschen eher akzeptiert wird.

Originell ist nun aber, wie in einem Artikel von „Katholisch de“ der Kampf gegen das Kreuz Christi verbunden wird mit dem Kampf um eine andere Kirche, eine die Homopaare segnet, das Zölibat abschaffen will usw.

Am 4.4.2021 führte Katholisch de diesen Angriff auf die Kirche unter der Überschrift: War das Grab Jesu leer? Eine Frage und ihre Bedeutung für den Glauben“

Anfänglich wird die Causa Lüdemann referiert (der als neutestamentlicher Exeget bewiesen hatte, daß das Grab Jesu voll war und daß Ostern als ein reines Phantasieprodukt der Urgemeinde zu rekonstruieren sei), um dann zu konstatieren, daß auch, wenn das Grab Jesu leer gewesen wäre, dies kein eindeutiger Beweis seiner Auferstehung gewesen wäre. Die Leerheit ist ein polyinterpretables Faktum. Diese Ungewißheit mache den christlichen Glauben aus. Einfach formuliert: Man weiß nichts Gewisses: das ist der Glaube. Gott bleibt uns ein Geheimnis. Deshalb sei eine „negative Theologie“ zu präferieren, die eben letztendlich eingesteht, daß man über Gott nichts Gewisses wissen könne.

So klingt das dann auf Katholisch de in dem Gespräch mit dem Dominkaner Theologen U. Engel:

Daraus ergebe sich laut Engel die spirituelle Dynamik des christlichen Glaubens: "Das Vermissen, die Sehnsucht, das Suchen nach Zeichen macht ihn entscheidend aus." Deshalb warnt der Theologe davor, das Geheimnis Gottes unbedingt mit Sinn füllen zu wollen und plädiert für eine negative Theologie, die mehr von Gott schweigt als dass sie konkrete Inhalte über ihn aussagt. Jesus sei am Kreuz nicht für "etwas" gestorben, wie es etwa die Opfertheologie zu erklären versucht habe. Vielmehr sei der Tod des Gottessohnes "umsonst" geschehen, so Engel in Anlehnung an einen Ausspruch des Schweizer Theologen Gonsalv Mainberger. "Der Tod Jesu hat keinen bestimmten Zweck, sondern bleibt existentiell offen – so unbefriedigend das für einen fragenden Menschen vielleicht auch sein mag."

Hier ereignet sich nun in der Argumentation eine eigentümliche Kehre. Hieß es anfänglich, daß das Nichtwissen, das Nichterkennenkönnen das Besondere des Glaubens sei, daß wir eben nicht vom leeren Grab her auf Jesu Auferstehung schließen können, und daß deshalb generell eine Negativtheologie zu präferieren sei, so weiß der Dogmatiker nun plötzlich, daß Jesu Christi Kreuzestod „umsonst“,sinnlos gewesen ist. Die christliche „Opfertheologie“ wird damit reprobiert (mit der notwendigen Folge, daß dann die Eucharistie kein Opfer mehr sein kann und daß so es kein Priestertum in der Kirche mehr geben kann), ohne eine Begründung. Woher weiß nun der Dogmatiker, daß Jesus sinnlos starb? Nur daher, daß ein Kollege es so gelehrt hat?

Erschreckend ist dabei, wie selbstverständlich hier die Aussagen der hl. Schrift über das Kreuz Jesu einfach als bedeutungslos verurteilt werden und daß dann die Sinnlosigkeit des Kreuzes gelehrt wird.

Aber aus dieser Einsicht in die Sinnlosigkeit des Kreuzes werden nun erstaunlichste Folgerungen gezogen:


Wenn die Kirche in diesem Sinne Ostern verstehe, müsse sie versuchen, dieses "Umsonst" in Jesu Leben und Tod nachzuahmen. "Das hätte gravierende Konsequenzen, etwa, auf Macht zu verzichten", so Engel. Der fatale Umgang der Kirche mit dem Missbrauchsskandal oder das jüngst vom Vatikan ausgesprochene Verbot der Segnung von homosexuellen Paaren seien Zeichen einer anmaßenden Attitüde der Glaubenskongregation und der dort vertretenen Theologie, sich für geradezu allwissend zu halten. Angesichts einer Spiritualität des Vermissens, müsse man jedoch darauf verzichten.“

Weil die Theologie nur noch eine Negativtheologie sein könne (aber eine, die weiß, daß das Kreuz Jesu Christi ein sinnloses Ereignis war!), muß sie anerkennen, nicht wissend zu sein. Deshalb dürfe sie kein Verbot der Segnung homosexueller Paare aussprechen. Aber dann müßte sie ja wissen, daß die Segnung solcher Paare Gottes Willem entspräche. Aber Gott ist der Kirche so sehr ein Geheimnis, daß sie das gar nicht wissen kann. Wieso soll sie dann, wenn sie weder wissen kann, ob diese Segnung Gott gefällig ist oder auch nicht, homosexuelle Paare segnen?

Noch skuriler ist nun die Verhältnisbestimmung vom Osterglauben, wir können nicht wissen, ob Jesus von den Toten auferstanden ist und den sexuellen Mißbräuchen in der Kirche. Im Hintergrund steht wohl die einfache Gleichung: Wissen = Macht, weil die Kirche ob ihrer nicht im Negativen verbleibenden Theologie ein Wissen um Gott behauptet, ist sie machtvoll geworden und diese Macht mißbraucht sie dann in der Gestalt der Mißbräuche. Erkenntnisse über Gott verschaffen also der Kirche zur kirchlichen Macht, die dann zu den Mißbräuchen führe. Gäbe es keine Gotteserkenntnis, gäbe es keine kirchliche Macht und somit auch keine Mißbräuche! Die Gotteserkenntnis ist also schuld an den sexuellen Mißbräuchen. Ist dieser Irrsinn noch überbietbar?

Es ist so kein Aprilscherz, wenn dieser „Dogmatiker“ fordert: Sprache als Machtinstrument in der Kirche. Dominikanerpater: Warum Klerikertitel abgeschafft werden sollten. Die Sprache der Kirche zementiere überkommene Machtstrukturen, die heute nicht mehr vermittelbar seien, sagt Dominikanerpater Ulrich Engel im katholisch.de-Interview. Diese Sprache könne auch Missbrauch begünstigen. Deshalb fordert er einschneidende Änderungen.“ Kath de 19.11.2019. So originell kann sich der Sozialneid maskieren. Daß Gott selbst die Hierarchie der Kirche eingesetzt hat, wie es auch schon eine Hierarchie im Alten Bund gab, überliest dieser Dominikaner geflissentlich, denn das wäre ja eine positive Theologie. Wenn wir aber nichts Gewisses von Gott wissen können, dann können wir eben völlig willkürlich die Kirche und ihre Botschaft (um)gestalten. Weil wir Unwissende sind, dürfen wir alles. Welch eine fröhliche Anarchie wird da uns erblühen.



 

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