Montag, 26. April 2021

Irritierendes: Der Mißbrauchsskandal in der Kirche und die vorgeschlagenen Heilmittel



Eines fällt sofort auf: Es gibt da ein Problem, das abbreviaturhaft hier als sexuelle Übergriffe im Raum der Katholischen Kirche bezeichnet werden soll und Vorschlägen, des Wie auf diese Mißbräuchsfälle zu Reagierens, die in Gänze schon in der Kirche vertreten wurden, lang bevor dieser Mißbrauchsskandal in der (ver)öffentlichen Meinung die Kirchein Mißkredit brachte. Es sei nur an die antikatholische Initiative: „Wir sind Kirche“ erinnert werden, die seit ihrem Bestehen die Demokratisierung der Kirche, das Frauenpriestertum, die Bejahung gelebter Homosexualität und die Liberalisierung der Sexualmorallehre der Kirche einforden.

Was sich geändert hat ist jetzt nur, daß viele Deutsche Bischöfe sich mehr oder weniger dies Deformprogramm zu eigen gemacht haben und im und durch den „Synodalen Irrweg“ umsetzen wollen. Das Befremdliche ist nun dabei, daß dieses schon verstaubte Deformierungsprogramm plötzlich die kirchliche Antwort auf die mehr oder weniger aufgedeckten sexuellen Übergriff in der Katholischen Kirche sein soll. Die Therapie war hier also schon präsent, bevor die Krankheit wahrgenommen und auf ihre Ursachen hin analysiert worden war. Das ist so als sagte ein Arzt, was immer auch ihre Krankheit sein mag, Antibiotika und gesunde Ernährung seien immer die richtige Therapie.

Liegt da der Verdacht nicht nahe, daß hier dieser Skandal nur zum Anlaß genommen wird, endlich dies Deformierungsprogramm umzusetzen, obgleich es mit dem Problem der Mißbräuchsfälle in keinerlei Zusammenhang besteht.

Aber das könnte zu schnell hier geschlußfolgert worden sein. Der behauptete Zusammenhang zwischen der Demokratie, bzw der Demokratisierung der Kirche, also dem Hierarchieabbau und der nichtdemokratischen Verfaßtheit der Katholischen Kirche soll dabei ja dieser sein: Weil die Kirche nichtdemokratisch strukturiert sei, gäbe es in ihr viele Mißbräuchsfälle, wäre sie demokratisch strukturiert weniger. Dann müßte es in unserem Kaiserreich viel mehr Vergewaltigungen von Frauen gegeben haben als in der demokratischen Weimarer Republik und viel mehr Vergewaltigungen im 3.Reich als danach in Westdeutschland. Nur, nirgends findet sich dazu ein Beleg. Stattdessen gilt: Das Risiko für eine Frau in Westdeutschland, vergewaltigt zu werden war eindeutig höher als das für eine Frau in der DDR. Die Gewaltkriminalität war in der DDR überhaupt geringer als in der westdeutschen Demokratie.

Gibt es denn überhaupt irgendeinen Beleg dafür, daß eine Demokratisierung zu weniger Gewaltkriminalität und so auch zu weniger Vergewaltigungen führt? Ich kenne keinen.

Die zweite Säule der Deformagenda ist die Forderung der Liberalisierung der kirchlichen Sexualmorallehre. Wenn die Morallehre verliberalisiert würde, würde weniger gesündigt- das klingt doch sehr befremdlich. Die Antithese dazu würde lauten: Lehrte die Kirche, daß die Vergewaltigung eine schwere Sünde wäre, sodaß der Täter mit der ewigen Verdammnis in der Hölle zu rechnen habe, wer würde dann noch andere Menschen sexuell mißbrauchen? Das Ziel jedes sexuellen Mißbrauches ist der erwartete Lustgewinn. Dies kann in zweifacher Weise vorgestellt werden.Einmal ist der sexuelle Akt das Lusterzeugende und die Gewalt dient nur dazu, den sexuellen Akt zu erzwingen, da der Andere nicht freiwillig zum Sex bereit ist, er wird dazu gewaltsam gezwungen. Die andere Vorstellung: Die angewandte Gewalt steigert den Lustgewinn des Täters. Wem das völlig unvorstellbar ist, dem sei die Lektüre eines Romanes von Marquise de Sade sehr empfohlen.

Das Ziel ist also ein Lustgewinn und wohl ein sehr intensiver. Die Hölle gilt nun in der christlichen Religion, aber nicht nur in ihr als der Ort extremsten Leidens. Diese ewige Qual vor Augen habend, wer würde dann um des kurzen Lustgewinnes gewinnen die ewige Qual der Hölle in Kauf nehmen? Innerweltlich gilt oft die Parole, man könne so viel sündigen wie man wolle, nur dürfe man sich nicht erwischen lassen. Wie viele Täter haben wohl darauf vertrauend, nie in der Kirche überführt zu werden, sexuelle Mißbräuche sich geleistet? Nur dem allwissenden Gott gegenüber kann kein Täter seine Untaten verbergen, alles kommt im göttlichen Gericht ans Tageslicht und jeder empfängt dann für seine Untaten die gerechte Strafe von Gott her.

Aber dieser gerecht ur- und verurteilende Gott ist längst aus der Kirche verbannt worden, es gibt nur noch den: „Ich hab euch alle lieb Gott“, der niemanden verurteilt, bestraft oder gar zur ewigen Verdammnis verurteilt. Weil so die Gerechtigkeit keine Eigenschaft Gottes mehr ist, er eher einer Mutter gleicht, die wohl mal mit ihren Kindern schimpft, wenn sie den Fußball zum zigsten male ins Blumenbeet geschossen haben und alle Rosen hin waren, aber dann ihre Buben gleich wieder in den Arm nimmt, weinen sie deshalb und ihnen sagt: Ich hab euch doch lieb, auch wenn ihr soviel Unfug anstellst. Der Mensch ist eben vor Gott so zu einem Unmündigen geworden, dem sein böses Tuen nicht angerechnet werden kann. Er ist strafunmündig. Dieser Unmündige kann also vor Gott so viel sündigen wie er will, immer wird Gott zu ihm nur sagen: Dich hab ich lieb. Der verliberalisierte Gott begünstigt so jede Art des Sündigens, auch die sexuellen Übergriffe. So wäre die Revitalisierung des gerechten und so auch den Sünder strafenden Gottes das beste Mittel wider das Sündigen in der Kirche, wenn klar herausgestellt wird, daß Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe wirklich schwere Sünden sind, sodaß mit der Hölle als Strafe ernsthaft zu rechnen ist.



Noch eines fällt dabei auf: Allgemein stellt man sich eine Vergewaltigung so vor: Eine junge attraktive Frau wandert im Wald ganz allein, ein Mann springt ihr entgegen mit einer Waffe: Entweder bekomme ich jetzt meinen Sex mit dir oder ich bring dich um. Eine Möglichkeit hat diese Frau nun, daß sie nach ihrer Vergewaltigung der Polizei dies Verbrechen anzeigt, hoffend daß die den Täter überführt und der dann angemessen bestraft wird.Komplizierter liegt aber der Fall, wenn etwa ein Nachhilfelehrer regelmäßig ein Mädchen oder einen Jungen sexuell mißbraucht, Sex mit ihnen hat. Wo es eine Serie von Mißbräuchen an ein und dem selben Opfer gibt, stellt sich die Frage, warum dies Opfer diese Untat nicht anzeigt bei den Eltern, bei Freunden, die Rat wissen oder am besten bei der Polizei. Wie viele Mißbräuche in der Kirche hätten gar nicht sich ereignen können, hätten die Opfer diese Mißhandlungen gleich nach dem ersten male angezeigt!

Wenn es eine wirksame Prävention gegen zukünftige sexuelle Übergriffe gibt, dann wäre die effektivste der Aufruf an jedes Opfer, den Täter anzuzeigen. Wenn der Weg zur Polizei, um Untaten anzuzeigen, zur selbstverständlichen Praxis würde, dann hätten auch die Täter in der Kirche keine Chance mehr. Wer traute sich noch einen sexuellen Übergriff zu, wüßte er, daß dann am nächsten Tage die Kriminalpolizei vor seiner Türe steht.

Nicht kirchliche Reformen sind von Nöten, sondern eine Praxis des Anzeigens solcher Untaten bei der Polizei und eine Justiz, die solche Vergehen nicht als Kavaliersdelikte beurteilt sondern mit aller gebotenen Härte abstraft. Und dann ist eine Revitalisierung der Predigt von der Hölle von Nöten. Gott ist eben nicht einfach nur lieb, er ist auch gerecht und so immer auch als ein Gott der Strafe zu glauben. Dostojewski urteilte einst: Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt- es gilt aber genauso: Wenn Gott nur lieb ist, dann ist auch alles erlaubt. An einem liberal gedachten Gott: Ich hab euch alle lieb, egal wie ihr lebt!, daran geht auch die beste Moral der Kirche zugrunde!

 

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