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Sonntag, 3. November 2024

Anmerkungen zu den drei großen Katastrophen der Moderne - hat sie sich erledigt?

 

Anmerkungen zu den drei großen Katastrophen der Moderne


Der Soziologieprofessor Eßbach entfaltet in seiner Vorlesung über die Postmoderne diese drei Katastrophen, den Achipel Gulag, Auschwitz und den Abwurf der Atombombe über Japan als die radicale Infragestellung des Pojektes der Moderne.Die Postmoderne sei dabei eine Haltung, die die Moderne als als ob sie zuende oder besser wohl als zugrunde gegangen wäre,betrachtet, um sie so zu begreifen zu versuchen. Der Philosoph Habermas dagegen polemisiere gegen dies postmoderne Denken, um die Moderne als ein noch unvollendetes Projekt anzusehen, das auf seine Realisierung noch warte. Dann können diese drei Großkatastrophen nur an uns appellieren, daß so etwas nie wieder sich ereignen dürfe und daß gerade die Moderne selbst das Potential in sich trüge, eine Wiederholung socher Katastrophen zu verhindern. Einfacher gesagt: Die drei Katastrophen sind nicht als Elemente des Projektes der Moderne zu begreifen sondern eher als katastrophale Entgleisungen des Fortschrittszuges.

Abweichend von der Interpretation Eßbachs möchte ich hier eine andere skizzieren. Ich möchte vorschlagen, diese drei Katastrophen vom Begriff des Feindes her zu verstehen zu versuchen. Der Feind ist nämlich eine Kategorie, ohne die das Projekt der Moderne nicht zu begreifen ist. Carl Schmitts Verstehensbemühungen um das Wesen des Politischen verdanken wir den Verweis auf die Bedeutsamkeit des Feindverständnisses. Die drei Katastrophen stellen in diesem Lichte betrachtet nämlich drei Versionen der Vernichtung des Feindes dar.

Meine Ausgangsthese dazu lautet, daß die Moderne ein politisches Konzept war, daß also das Projekt des christlichen Abendlandes, das der Verchristlichung der Welt ersetzt wurde durch das der Humanisierung der Welt als der Aufgabe der Politik.Damit verändert sich notwendigerweise das Verständnis der Politik. Es soll darunter nicht mehr die Kunst des Regierens verstanden werden, sondern als der Wille zur Humanisierung der Welt. Dazu erstrebt dieser Wille, den Staat für diese Aufgabe zu instrumentalisieren und deswegen ist dieser Wille immer auch ein Wille zur Macht. Die erstrebte Macht soll dann aber keine despotische sein, sondern ein Geburtshelfer zur Errichtung der humanisierten Welt.

Dem politischen Diskurs, Politik im emphatischen Sinne und nicht im Sinne des Regierenkönnens liegt also die christliche Erlösungserzählung vom Fall und von der Errettung des Menschen zugrunde, die nun „säkularisiert“ wird, wenn unter der Säkularisierung nicht eine einfache Negation der christlichen Religion verstanden wird sonderen deren Aufhebung im heglschen Sinne, daß nun die von Gott erhoffte Erlösung zu einer, nein der menschlichen Aufgabe schlechthin mutiert.In der religiösen Erzählung erfüllt nun der Feind als der Satan benannt die Funktion, zu erklären, warum der Mensch erlösungsbedürftig ist und auch durch die endgültige Besiegung dieses Feindes auch erlösbar ist.Alles Elend und Leid wird auf eine Erstursache zurückgeführt, deren Besiegbarkeit die Allmacht Gottes garantiert. Wird diese Erlösungserzählung nun aufgehoben im Sinne Hegels muß sowohl das Subjekt, das die Erlösung bewirken kann und soll wie auch der Feind, der der Grund allen Elendes und der Erlösungsbedürftigkeit neu bestimmt werden. Daraus resultiert eine Pluralität von Emanzipationserzählungen mit ihren differenten Bestimmungen des Subjektes der Erlösung und des zu vernichtenden Feindes, denn die endgültige Besiegung des Feindes ist die denknotwendige Voraussetzung jeder Art von Erlösung.

Im Archipel Gulag bekämpfte der Stalinismus so den letzten Feind des Aufbaues des Sozialismus bzw Kommunismus. Die dabei applizierte Moral ist die des: Das Ziel heiligt die Mittel. Der Nationalsozialismus sah nun im Judentum den Feind schlechthin, den es zu vernichten galt. Die Genese seines Antisemitismus ist aber komplexer, denn ursprünglich ist er antikommunistisch ausgerichtet und dann sekundär antisemtisch, da er in den Juden die Hintergrundsmacht der kommunistischen Bewegung erblickte. Für A. Rosenberg ist so die bolschewistische Revolution die faktische Machtübernahme jüdischer Kreise über das russische Volk, das nun von diesen ausgebeutet wird.In der Schrift: „Wofür kämpfen wir“ 1944 trägt der Antisemtismus geradezu paranoide Züge: Die ganze Welt habe sich unter der Führung von Juden gegen Deutschland verschworen, um es zu vernichten.

Der Wille zur Endlösung des Feindes stammt so aus der religiösen Erlösungserzählung, die dann politisch aufgehoben wurde. Somit gehören der Archipel Gulag wie auch Auschwitz konstitutiv zum Projekt der Moderne, des Glaubens an die Notwendigkeit der Beseitigung des einen Feindes.

Zum Projekt der Moderne gehört konstitutiv der Herrschaftsaftrag des Menschen über die Natur. Wenn ursprünglich Gott den Menschen dazu berufen hatte, so verandelt die Moderne diese Berufung zu einer Bestimmung des Menschseins. Die Atombombe zeigt nun auf, daß die Technik als das Mittel der Naturbeherrschung sich transformierte in ein Mittel, daß die Natur völlig zerstören kann und dem Menschen ein Weiterleben auf der Erde verunmöglichen kann. Das Mittel zur Beherschung der Natur mutiert so zu einer Selbstvernichtungstechnologie. Aber noch in dieser Perversion der Technik ist sie ein Kind des ursprünglichen Beherrschungsauftrages, daß der Mensch die Natur zu beherrschen habe, daß das seine Bestimmung sei.Nur daß die Atombombe als die radicalste technische Möglichkeit der Vernichtung des Feindes, seit dem der Feind sie auch besitzt, zur Konsequenz die eigene Vernichtung hat und dadurch die Intention der Beherrschung der Natur durch die Technik selbt negiert. 

Mit dem Scheitern des letzten Großversuches der Welthumanisierung durch die kommunistische Revolution 1989f, endete das Projekt der Moderne. Lyotard bezeichnet das als das Unglaublichgewordensein aller großen Emanzi-pationserzählungen. Der Glaube an die eine Menschheitsgeschichte, die ein unaufhaltsames Fortschreiten der Humanisierung der Welt ist, hat sich aufgelöst. Deshalb gibt es auch kein Subjekt mehr, daß diesen Prozeß voranbringen und vollenden kann. Jede Geschichtsphilosophie aber auch jede Subjektsphilosophie verliert so ihre Geltungsansprüche. Gern wird so Rene Descartes: „Cogito, ergo sum“ als der Anfang aller Subjekt-Weltbeherrschungskonzeptionen verworfen. Der Mensch sei weder der Herr im eigen Hause noch weltbeherrschungsfähig, außer in destruktiver Weise und es gibt kein Subjekt, das die Welt humaniseren könne. Daß es eine Erkenntnis der Wahrheit gäbe, wobei dann darunter jede Theorie verstanden wird, die die Erlösbarkeit des Menschen begründe, wird dann als ein Herrschaftswissen, das nur wieder einer Unterdrückung der vielen im Namen der wahrhaft Erkennenden ist, reprobiert. Galt für das ganze Abendland und mit ihr für die Moderne, daß die Wahrheit, die zu erkennende und somit die erkannte den Menschen frei machen werde, so gilt nun, daß eine erkannte Wahrheit bzw der Besitz der Wahrheit nur zu einer Unfreiheit der vielen führe, die von den Priestern der Wahrheit unterdrückt würden. Hierbei vermengeln sich die Tradition der Priesterfeindschaft, das Narrativ vom Priesterbetrug mit dem Antiintellektualismus, der Abneigung gegen die Intellektuellen, daß der gesunde Menschenverstand lebensförderlicher ist als alles intellektualistische Denken.

Damit sind jetzt ein paar tragende Elemente der postmodernen Weltsicht skizziert, aber das Wesen der Postmoderne ist noch nicht auf den Begriff zu bringen, weil sei Wesen sein Gewesensein voraussetzt. (Hegel). Die Postmoderne ermöglicht so ein Begreifen des Projektes der Moderne, die als unvollendbare gescheitert ist, endgültig aber erst mit dem Zusammenbruch des Real existierenden Sozialismus, aber sie kann sich selbst noch nicht begreifen, weil sie noch lebendig ist.

Alexander Dugin bestimmt die Postmoderne als den Sieg des Liberalismus, der nun zur einzigen Ideologie der Welt avanciert sei, die aber doch neue Feinde hervorbringt. In Anlehung an der Historiker Ernst Nolte könnte man den Islamismus als die Widerstandsbewegung gegen den Globalismus charakterisieren, dem Versuch die liberalistische Ideolgie mit mit ihrer Marktwirtschaft als ihren realen Kern zu globalisieren. Aber es gilt, daß mit der Postmoderne die Politik im emphatischen Sinne aufgehört hat, sie ist wieder zur Regierungskunst sich zurückverwandelnd. Sie aber kennt auch den Feind, aber im Sinne der Regierungskunst. Es gälte nun, Teile des Volkes zum Feind zu erklären, um so eine Homogenität im Staatsvolke zu erwirken, die auf dem Ausschluß des verfehmten Feindes beruht. Dies politsche Konzept des Feindes ist die Antwort auf den Verlust der religiös-kulturellen oder ethnischen Homogeniät postmoderner Gesellschaften. „Spalte und herrsche“ diese alte römische Regierungsweisheit aktualisiert sich eben in der postmodernen Kampagne des Kampfes gegen Rechts.Machiavellis "Der Fürst" wird wieder aktuell.  Die Politik wird wieder zu einer Herrschaftstecchnik.

Mittwoch, 16. Oktober 2024

Die Verheißung des Naturalismus: Alles sei weltimmanent erklärbar, Gott sei so überflüssig

 

Die Verheißung des Naturalismus: Alles sei weltimmanent erklärbar, Gott überflüssig


Vorab, hierzu sei auf den guten Artikel zu dieser Causa der Internetseite „Communio“ vom 14.10.2024 verwiesen. Gott würde somit für nichts mehr gebraucht. In einer Hinsicht muß dieser These zugestimmt werden, daß viele Heutige ganz auf eine Vorstellung von Gott verzichten, da alle ihnen relevante Fragen ohne einen Rückgriff auf Gott als respondierbar scheinen. Die Welt sei eben ein sich geschlossenes und abgeschlossenes System,in dem alle seine Elemente hinreichend erklärt werden können. Manch moderne Theologie,sich dabei gerne auf D.Bonhoeffer berufend erwidert dann, daß Gott eben kein Lückenfüllergott sei, der nur dann noch ins Gespräch gebracht werden könne, wenn die Theologie etwas weltimmanent nicht Erklärbares aufgefunden habe: Da bräuchten wir Gott noch zum Erklären!

Es sollen nun trotzdem versucht werden, Gott als Lückenfüller zu rechtfertigen oder doch zumindest in dieser Funktion zu plausibilisieren. Gesetz den Fall, daß das Ganze ein in sich geschlossene System ist, in dem alle seine Elemente, daß sie sind und wie sie in dem System agieren, aus dem System selbst deduzierbar sind, woher kommt dann das Ganze und woher seine Ordnung? Denknotwendig muß immer ein letzter oder erster Grund angegeben werden, aus dem heraus dann alles andere ableitbar ist.Das heißt aber, daß jedes gründliche Denken ein metaphysisches ist, da es diesen Urgrund angeben können muß, aus dem dann alles andere deduzierbar ist.

Der in seiner Bedeutsamkeit kaum überschätzbare Philosoph Fichte hat das in seinem Werk: „Über den Begriff der Wissenschaftslehre“ auf den Punkt gebracht, daß eine Wissenschaft, die alles zu erklären habe, mit einem Grundsatz anzufangen habe, aus dem sie dann das Ganze konstruiert und somit die ganze Wirklichkeit begreift. Dieser Grundsatz kann nun wieder selbst nicht von etwas anderem abgeleitet werden, denn dann wäre er kein Grundsatz sondern nur ein Derivat. Der Grundsatz muß also in sich selbst evident sein.Es bliebe so nur die Wahl zwischen einer theologischen Metaphysik mit Gott als dem Urgrund und einer atheistischen Metaphysik. Aber der Naturalismus verwirft jede Metaphysik - siehe den Communioartikel. Er verzichtet so auf eine Antwort nach dem Grund von allem.

Das Ganzes, die Welt besteht nun aber nicht nur aus mit indikativischen Aussagen Aussagbarem, sondern auch aus Realitäten, die durch den Konjunktiv ausgesprochen werden. „Ich las gestern einen Roman, ich hätte mir auch einen Film ansehen können.“ Wie ist eine konjunktivische Aussage als eine wahre in der Welt, wenn sie ein geschlossenes Ganzes ist, in dem jedes Ereignis aus der Welt deduziert werden kann, zu erklären.Die naturalistische Sicht auf das Ganze kann genau genommen keine Ereignisse als kontingent geschehen erklären und für ihn kann es dann auch keinen freien Willen des Menschen geben. Die Willensfreiheit ist nämlich nach Kant kein Element der durch die theoretische Vernunft erkennbaren Welt. Der Kausalnexus der Welt verunmöglicht die Vorstellung von kontingenten Ereignissen und eines freien Willens. Das Ganze ist somit mehr als die Welt, die in den indikativischen aussagbare.

Daß es eine Moral gibt, die uns imperativisch auffordert, setzt voraus, daß es einen freien Willen gibt, der den moralischen Gesetzen gehorchen kann oder auch nicht. Die Naturgesetze determinieren den Lauf der Dinge der Welt, das ist die naturalistische Welt, aber die Moralgesetze konstituieren noch eine andere Welt, die der Freiheit, des so oder so auch nicht Wollenkönnens, der Kontingenz. Nur diese Welt der Freiheit ist nicht enthalten in der Welt des Naturalismus. Das Ganze ist also größer als die Welt des Naturalismus.


Eine menschliche Handlung hat ihren Sinn in sich oder außer sich, sodaß sie sinnvoll darauf bezogen vollzogen wird. Ich lese um des Lesevergnügens willen, oder um mich für eine Prüfung vorzubereiten. In der Welt sind nun viele Handlungen wahrnehmbar, die so sinnhaft erklärt werden können und wenn nicht, dann fehlen dem Interpreten der Handlung die Informationen, um den Sinn der Handlung zu verstehen. Denken wir an ein Theaterstück:Die Handlungen in ihm, alle zusammen haben einen Sinn, es reicht nicht aus, die eine Handlung eines Schauspielers zu verstehen, das ganze Theaterstück will verstanden werden. So drängt diese simple Tatsache einen gründlich die Welt als Ganzes Bedenkender die Frage auf, ob auch das Ganze einen Sinn hat oder nur eine Serie von Dingen und Ereignissen sei. Wer den Anspruch erhebt, das Ganze zu verstehen, muß auch hier eine Antwort geben. Die Theologie kann das, aber auch Metaphysiken geben darauf Antworten, nur der Naturalismus kann das nicht.Er kapituliert vor dem Ganzen, das aber nicht verstanden ist, solange um es mit Aristoteles zu sagen weder die Wirkursache noch die Zweckursache erfaßt ist. Auf Gott ist so nur zu verzichten, wenn der Anspruch des Erklärens sehr reduziert würde. Man stelle sich einmal vor, jemand beschriebe exakt jeden Spielzug einer Schachpartie aber könnte den Sinn keines Zuges erklären, da er das Regelsystem des Schachspieles nicht kennte.

Zusatz:

„Wir alle sind Schauspieler auf dieser großen Bühne, die sich Erde nennt“ Shakespeare. Der Naturalismus kann so dem Ganzen nicht  gerecht werden, dem Sinn des Erdentheaters. Wo etwas Ganzes ist, sieht der Naturalismus nur eine Vielzahl von Ereignissen ohne einen sinnhaften Zusammenhang.

 






















































Ratzinger als ein Prophet: Zur Krise der Kirche



1958 prophezeite Ratzinger ein Neuheidentum,das in der Kirche sich ausbreiten werde. Auf Kath info wurde dankenswerter Weise dieser prophetische Text des späteren Papstes vollständig abgedruckt am 14.10.2024 und sei hiermit eindringlichst zur Lektüre empfohlen. Da ist zu lesen: „Dieses dem Namen nach christliche Europa ist seit rund vierhundert Jahren zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen her auszuhöhlen droht. Das Erscheinungsbild der Kirche der Neuzeit ist wesentlich davon bestimmt, daß sie auf eine ganz neue Weise Kirche der Heiden geworden ist und noch immer mehr wird“.

Die rund vierhundert Jahre könnten auf die Reformation bezogen verstanden werden, aber in dem Gesamttext findet sich keine und auch nur die kleinste Anspielung auf die Reformation. Dabei wäre die These, daß durch die Zerspaltung des Christentumes in die Katholische Kirche und den Protestantismus der Anfang des Zerfalles des damals noch existierendem christliche Abendlandes gesetzt worden sei, sehr plausibel.Wer den Text aber sehr genau liest, könnte eher den Eindruck bekommen, daß die staatliche Anerkennung der christlichen Religion durch den Kaiser Konstantin die Neuverheidnisierung der Kirche eingeleitet hätte. In der Konstantinischen Epoche sei eben die Differenz zwischen der Kirche und der Welt nivelliert worden, indem die christliche Religion zu der Staatsreligion avancierte.In dem Text wird ja antithetisch die Zeit, als die Menschen Christen wurden, indem sie sich persönlich zu Christus bekehrten von der Zeit unterschieden, in der man in die Kirche hineingeboren und hineingetauft wurde als ein Kind christlicher Eltern. Jetzt gälte es also, daß die Kirche sich in ihrer Differenz zur Welt begreifen müsse, damit sie sich nicht völlig verweltliche durch das Konzept der Staatsreligion, in dem tendenziell nicht die Welt verchristlicht sondern die Kirche verweltlicht würde. So habe hier der Theologe Ratzinger die Einsicht des Papstes Benedikt XVI, daß die Kirche sich zu entweltlichen habe, vorweggenommen.

Die Wahl des Begriffes des Neuheidentumes ist aber mehr als unglücklich. Denn die Heiden waren ja weder theoretische noch praktische Atheisten, sondern sie glaubten an ihre Götter und auch praktizierten sie ihre Religion,lebten also nicht so, daß sie zwar an ihre Götter glaubten, aber ihr Leben so führten, als existierten sie nicht. Unsere Gegenwart ist aber durch einen massenhaften Atheismus geprägt, bzw durch einen Gottglauben, ein Höheres wird es schon geben, der aber keine Relevanz für das Leben besitzt.Davon wäre ein neues Interesse an den heidnischen Religionen zu distinguieren, in der Romantik anhebend als das Interesse an den volkstümlich ursprünglichen Religionen, die dann die Katholische Kirche verdammt hätte. Die Verweltlichung der Kirche kann so auf keinen Fall als eine Selbstverheidnisierung aufgefaßt werden. Es ist stattdessen ihre Selbstversäkularisierung, daß sie nur noch eine Sozialdienstagentur sein will.

Auch ist wohl die pointierte Gegenüberstellung von der Kirche, der nur die sich zu Christus Bekehrten angehören zur Volkskirche, in die man hineingetauft wird, sehr problematisch, verkennt sie doch, daß wie der Alte Bund ein Bund Gottes mit einem Volke war, dem jüdischen, so auch der Neue Bund der mit einem Volke ist, dem Kirchenvolke. Zum Volkssein gehört nun aber konstitutiv,daß man in es hineingeboren wird und nicht in es eintritt wie in einen Verein. Das Problem ist deswegen nicht das Hineingeboren- und Hineingetauftwerden, sondern daß die Vermittelung des christlichen Glaubens an die so Hineingetauften nicht gelingt.

In dem Text wird die These aufgestellt, daß es selbst den Christen nicht mehr vorstellbar sei, daß es die eine wahre Religion gäbe, die als solche heilsnotwendig zu glauben sei, daß es doch wohl ausreiche, anständig zu leben, um gottefällig zu sein. Alle Religionen seien so gleichgültig für das Heil, wenn man denn überhaupt noch an eine Erlösung glaube.Heiden war ihre Religion aber nie so gleichgültig. Diese Vergleichgültigung kann wirklich nicht unter dem Begriff eines Neuheidentumes subsumiert werden. Wir erleben und erleiden eine Selbstsäkularisation, die so es vordem noch nie in der Menschheitsgeschichte gegeben hat.


























































Sonntag, 22. September 2024

Die Feinde töten- ein Anachronismus für die heutige Zeit oder eine politische Realität und was hat die christliche Religion damit zu tuen?

 

Die Feinde töten- ein Anachronismus für die heutige Zeit oder politische Realität und was hat die Religion damit zu tuen?


Wer aufmerksam die politischen Ereignisse studiert, dem muß es auffallen, mit welcher Selbstverständlichkeit heute das Töten von politischen Feinden gefordert wird: „Nazis töten, AfDler töten, Nazis keulen= massenhaft abschlachten“ diese Kampfparolen gehören heutzutage zur Realität des Politischen. Das soll nun hier zum Anlaß genommen werden, über den Begriff des Feindes nachzudenken, seine Bedeutung für den theologischen und politischen Gebrauch zu erhellen: Der Feind- eine vergessene und doch aktuelle Größe des theologischen und politischen Denkens?


Carl Schmitt bietet sich für eine solche Erwägung an, stammen doch von ihm zwei dazu sehr geeignete Thesen: a) daß die wesentlichen Begriffe des politischen Diskurses ihren Ursprung in der Theologie haben und daß b) die Unterscheidung von Feind und Freund das Wesentliche des Politischen ausmache, wie die Unterscheidung von Gut und Böse das Wesen des Moralischen und die von Schön und Häßlich das Wesen des Ästhetischen ausmache. Ist also das Verständnis des Feindes bei Schmitt vom theologischen Verständnis des Feindes her rekonstruierbar? Schließlich heißt sein Hauptwerk ja: „Politische Theologie“!


Reinhard Mehring formuliert nun Bedenken, Carl Schmitt als einen durch seinen katholischen Glauben bestimmten Denker aufzufassen: „Lässt sich sein Freund-Feind-Denken wirklich aus dem >Gehorsam des Glaubens< verstehen.Ist es mit religiösem,christlichen und katholischem Denken vereinbar?“ (R.Mehring, Carl Schmitt zur Einführung, 2001, S.9)


Die Bedeutung des Feindes in der christlichen Religion:

Der Apostelfürst Paulus schreibt von dem „letzten Feind“, der vernichtet werden muß, damit endgültig das Reich Gottes sich durchsetzen könne. Der „letzte Feind“, meint im 1.Korintherbrief 15,26 den „Tod“.Diese Aussage über den „letzten Feind“animiert aber dazu, grundsätzlich nach der Bedeutung des „Feindes“,des „letzten“ in der christlichen Religion zu fragen. Paulus kennt keine Versöhnung mit diesem „Feind“ und damit stellt er ihn in eine Reihe mit dem Antigott, dem Teufel. Die Kirche reprobiert die Idee einer Allversöhnung stets mit dem Verweis, daß dann ja auch der Teufel von Gott erlöst werden müßte.


Meine 1.These: Für jede monotheistische Erlösungsreligion und damit auch für die christliche ist der Begriff des Feindes konstitutiv. Der Feind erfüllt dabei die Funktion, zu erklären, warum die Welt, obschon von einem allmächtigen guten Gott erschaffen und regiert wird, doch eine erlösungsbedürftige ist und warum sie erlöst werden kann. Alle Übel der Welt werden auf das Einwirken des einen letzten Feindes zurückgeführt, wie ja auch eine monotheistische Religion alles Gute auf Gott als die Erstursache zurückführt.Von Gott wird dann ausgesagt, daß er eine befristete Zeit das Wirken des Feindes zuläßt, das ist die Zeit der Menschheitsgeschichte, bis Gott dann selbst am Ende den letzten Feind besiegt, sodaß so die Menschheitsgeschichte enden wird. Der Feind ist so nicht einfach etwas Vorgefundenes sondern das Produkt eines theologisch-metaphysischen Denkens, wie das Gute so auch das Böse auf eine Erstursache zurückzuführen.


Meine 2.These: Die Aufklärung säkularisierte die Religion nicht einfach als einen bloßen Negationsakt sondern hob sie hegelanisch auf (und nicht nur in der Philosophie Hegels) indem sie die Erlösungshoffnung zu einer Aufgabe des Menschen umformulierte. Damit entstand erst die Politik in einem emphatischen Sinne. Unter der Politik sollte nun nicht mehr die Kunst des staatlichen Regierens verstanden werden, so etwa in Aristoteles Lehre vom Staat, sondern als etwa Vorstaatliches, daß der Staat das Politische voraussetzt, so Carl Schmitt. Die Politik meint jetzt große Erzhlungen von der Emanzipation des Menschen (Lyotard, Das postmoderne Wissen), die von dem politischen Handeln die Erwirkung einer Welt der Gerechtigkeit und des ewigen Friedens erwartet. Deshalb muß der Feind markiert werden als die Ursache aller Übel, der besiegt werden muß, damit dies Endziel erreicht werden kann.

Jede politische Erlösungsideologie bringt so ihren Feind hervor, denn es zu vernichten gilt, von der Guillotine bis zum Archipel Gulag und wolte man den Nationalsozialismus auch als eine Erlösungsideologie auffassen, dann gründen sich die Konzentrationslager auch in diesem politischen Feindbegriff.

Es ist nun der politische Wille so einer Erlösungserzählung, sich des Staates zu bmächtigen, um dann durch ihn den Feind zu liquidieren. Der Begriff des Feindes gehört so konstitutiv zu dem emphatischen Begriff der Politik, nicht aber zu dem Verständnis der Politik im Sinne der staatlichen Regierungkunst.

Die Politik im emphatischen Raum wird getragen durch ideologisch fundierte Organisationen, die als solche auch staatsunabhängig ideologische Kriege führen können. Das expliziert Carl Schmitt in seinen Ausführungen zum „Partisan“ und über die „Tyrannei der Werte“. Ideologien kämpfen widereinander um die Macht, die jeweils im Namen ihrer höchsten Werte die anderen zu vernichten suchen. Bis 1989 galt so dem Westen der sozialistische Ostblock und die Kommunisten im eigenen Lager als der Feind schlechthin!


Meine 3. These: Mit dem Ende der sozialistischen Staaten endete der letzte Versuch, eine politische Erlösungslehre in die Praxis umzusetzen. Damit endet auch die Epoche der emphatischen Politik mit ihren zwei Höhepunkten, der Französischen Revolution und der Bolschewistischen. Somit gibt es auch den Feind nicht mehr. Das ist die Epoche der Postmoderne. Ein anderes Problem wird nun virulent: Was verbindet die jetzigen Gesellschaften noch, wenn alle früheren Bindungskräfte sich auflösen, die der ethnischen oder kulturellen Homogenität, wenn der Pluralismus, das Konzept der Multiethnisierung und Multikultivierung alle Gemeinsamkeiten, alles Gemeinschaftliche auflöst? Es bedarf eines Feindes, durch den die sich atomisierenden westlichen Gesellschaften wieder zu einer Einheit zusammengeschweißt werden: Der gemeinsame Feind erwirkt eine Gemeinschaft und dazu bedarf es eines inneren Feindes und oder eines äußeren. Der Kreuzzung gegen Rechts, nicht nur in Deutschland inszeniert, ist dann die praktische Folge der postmodernen Feinderklärung.

(Diese Feinderklärung hat ihren Ursprung in der Reaktion der Siegermächte auf die Ostdeutschen, die „Wir sind ein Volk!“ riefen. Man sah darin eine Renaissance eines deutschen Patiotismuses, denn sie unbedingt bekämpft sehen wollten durch die Regierungen des wiedervereinten Deutschlandes.)

Die außenpolitische Feindschaft gegen Rußland und China ist dagegen keine politische im emphatischen Sinne sondern eine realpolitische, mit etwas Propaganda dekoriert: Amerika und der freie Westen wollen einfach die Weltherrschaft für sich. Jetzt gehört der Begriff des Feindes in die Kunst des Regierens, wobei an Machiavelli als den effektivsten Politikberater zu erinnern ist.


Meine 4. These: Der Islamismus stellt eine vormoderne Version des Feindes dar, da nun wieder religös der Feind bestimmt wird, als der Falschgläubige. Er bestimmt den Feind nicht politisch, im emphatischen Sinne sondern ursprünglich religiös. 

1.Zusatz:

Werte sind Zerfallsprodukte der großen Emanzipationserzäählungen, die ihre Glaubwürdgkeit verloren haben,(Lyotard,Das postmoderne Wissen) Die C-Parteien ersetzten die christliche Erlösungserzählung durch "christlche Werte" und die SPD verabschiedete sich von der marxistischen Erlösungserzählung durch die  Proklamation sozialdemokratischer Werte auf ihrem Parteitag zu Godesberg. Jetzt stehen sich keine feindlichen Ideologien mehr gegenüber,ihre Konflikt ist neutralisiert (vgl:Carl Schmitt) zugunsten verschiedener Auffassungen über die Kunst des Regierens.

2.Zusatz

Die Entmenschlichung des politischen Feindes gehört heutzutage zur Alltagspraxis:  "Florian Schroeder, der wertvolle Kabarettist des öffentlich-rechtlichen-Rundfunks, hat für Spiegel Online eine Satire verfasst, eine Wählerbeschimpfung. Er schimpft auf AfD-Wähler. Zitat: „Und wenn ich dann eben Putin-Klatschvieh wie AfD und BSW die Stimme gebe, dann bedeutet das, dass ich mit dem Prinzip Freiheit offensichtlich überfordert bin.“  Sächsische Zeitung vom 22.9.2024. Die Wähler dieser 2 Parteien seien keine Menschen sondern eine Art "Vieh".















Samstag, 13. April 2024

Irrwege der Kirche: Bischöfe fordern deutliches Bekenntnis zu "Projekt Europa"

Irrwege der Kirche: Bischöfe fordern deutliches Bekenntnis zu "Projekt Europa"



Es ist fast schon peinlich, wie sich deutsche Bischöfe als ein Wahlhilfsverein der in die Bedrängnis geratenden Rot-Grüne Regierungsparteien in Szene setzt, jetzt wieder mit einem Appell zur Kreuzesnachfolge an der Wahlurne der auf uns zukommenden EU-Wahl am 9.Juni 2024.

Aber lassen wir diese Selbstdegeneration der Kirche zu einen Wahlhilfekampfverein auf sich beruhen, und kaprizieren uns auf dieses Ja zum „Projekt Europa“. Das „Projekt Europa“ im Verbund mit seinem Zwillingsbruder, dem Projekt Europa hatte den Zweck, wie man es auch ganz offenherzig bekannte, Deutschland klein, Amerika rein- und Rußland rauszuhalten. Es setzte die Spaltung Europas in Westeuropa und Osteuropa voraus mit seinen 2 Militärbündnissen und den 2 sie flankierenden transnationalen Wirtschaftsverbänden. Gegenüber dem Narrativ eines nur defensiv ausgerichteten Westeuropas offenbarte die Namensgebung den Offensivcharakter der Nato und der zuerst: Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft titulierten EU. Wenn anfänglich auch nur die westeuropäischen Staaten unter der Führung der USA hier sich verunionierten, so war doch das Ziel klar: Ganz Europa soll in die EU und die NATO integriert werden. Das hieß, daß alle damals noch dem „Warschauer Pakt“und derem Wirtschaftsverband angehörigen Staaten aus diesem Verbund herausgelöst und dem Westverbund integriert werden sollten. Aber nicht ganz Europa sollte so verwestlicht werden, denn die Großmacht Rußland sollte davon ausgeschlossen werden. Rußland, das bis zum „Kalten Krieg“ selbstverständlich zu Europa gehörte,sollte daraus exkommuniziert werden. Dies Vorhaben war so erfolgreich, daß heutigen Tages von Rußland so gesprochen wird, als gehörte es nicht dazu!

Stattdessen hat sich die Großmacht der USA isb über seinen Juniorpartner England so fest in Westeuropa „integriert“, das es dazuzugehören erscheint, faktisch als die Hegemonialmacht West- und jetzt ganz Europas. Als man noch kapitalismuskritisch diskutierte, hätte es gehießen, daß das sozialistisch gewordende Osteuropa in die kapitalistische Welt reintegriert werden sollte, wobei dann die Großmacht Rußland rausgedrängt werden sollte, um dies Land dann rauszuhalten aus dem zu erwartenden Machtkampf in Europa um die Vormachtsstellung in ihm. Europa war immer ein umkämpfter Raum,wer in ihm die Vormachtsstellung einnehmen würde: England, Frankreich oder Spanien. Als dann aber 1871 das Deutsche Reich unter seinem Architekten Bismarck die europäische Bühne betrat, wurde es als Parvenüstaat angesehen, als illegitimen Konkurrenten und so in 2 Weltkriegen bekämpft. Deutschland sollte nie mächtig werden sollen in dem zu erschaffendem Europa und so sollte es kleingehalten werden.

Mit dem christlichen Abendland,mit christlichen Werten hat dies nichts gemein und die aktuelle Verteufelung der Russisch-Orthodoxen Kirche schon gar nicht, hält sie doch unbestreitbar fest an der Substanz der christlichen Religion, wohingegen im Westen die Kirche ihre Religion gegen das Linsengericht der Politischen Korrektheit und der Ideologie des Liberalismus eingetauscht hat. Die antikommunistische Ausrichtung der Nato und der EU verdeckte dabei erfolgreich die Entfremdung des Westens vom Abendland ,sodaß der postchristliche Charakter des Europaprojektes von der Kirche verkannt wurde.So förderte die Kirche faktisch auch mit dem 2. Vaticanum die Selbstsäkularisation Westeuropas und jetzt die Osteuropas.

Dies Projekt will nun die Kirche weiterhin unterstützen.konkret die Aggressionspolitik gegen Rußland, das seinen Anfang fand in dem Krieg des revolutionären Frankreichs unter Napoleon gegen die reaktionärste Macht Europas, dem zaristischen Rußlands. Das revolutionäre Frankreich der „Freiheits-Gleichheits-Brüderlichkeitsideologie“, der Ideologie des Freimaurertumes kämpfte so gegen die 3 Thron-und Altarstaaten Preußens,Österreiches und Rußlands, die dann als die Reaktion darauf  die antirevolutionäre „Heilige Allianz“ bildeten!

Seit dem nun die Ideologie der Französischen Revolution das Fundament Westeuropas und jetzt fast ganz Europas bildet, ist die Entchristlichung des einstigen Abendlandes, so ist es zu befürchten,zu ihrem Abschluß gekommen! 

 

Zusatz:

Das "Projekt Europa" war nie ein friedliches sondern ein auf Expansion ausgerichtetes. in dem die nationalen Differenzen nur zurückgestellt wurden ob des gemeinsamen Feindes, dem Osten, und dann isb dem Feind Rußland. 





 

Donnerstag, 16. November 2023

Zum Niedergang der christlichen Religion in Deutschland: Warum verschwindet der Glaube? Ein Versuch

Zum Niedergang der christlichen Religion in Deutschland: Warum verschwindet der Glaube? Ein Versuch


Die nun vielfältig diskutierten Ergebnisse der Untersuchung zur Lage des christlichen Glaubens führt, wie zu erwarten war, nur zu einem: Wir sind auf dem richtigen Kurs, und wenn wir erst Frauen zu Priestern weihen, homosexuellen Paaren den Ehesegen spenden und Sex für jedermann verkündigen, dann, ja dann wird alles wieder gut.

Wer sich aber ernsthaft angesichts des nun publizierten Datenmateriales frägt, was den die Ursachen dieses Niederganges seien, stößt auf das Kernproblem, das der Gottvergessenheit. Es muß wieder neu erlernt werden, was Gott denn wirklich bedeutet.

Im Hebräerbrief heißt es dazu kurz und prägnant: „Darum wollen wir dankbar sein,weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen,und wollen Gott so dienen,wie es ihm gefällt, in ehrfürchtiger Scheu,denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“ (12,28f)

Wer sich die Liturgiediskussionen und Liturgiereformen, anhebend mit dem 2.Vaticanum vergegenwärtigt, muß konstatieren, daß die Frage da die nach unserem Gefallen war und ist: Wie ist die Liturgie zu gestalten, damit sie mehr gefällt? Präsumiert wird dabei, daß Gott selbst die Art und Weise, wie ihm Gottesdienst gefeiert wird, gleichgültig sei. Einem Gott, der ein „verzehrendes Feuer“ ist, kann das Wie des Gottesdienstes nicht gleichgültig sein. So findet sich auch in der heutigen Liturgie keine Spur mehr von „ehrfürchtiger Scheu“ Gott gegenüber, ist die doch ersetzt durch die Sorge: Kommt das bei der Gemeinde an?Wenn nun aber schon nicht einmal mehr der Gottesdienst ein Dienen sein soll, um wie viel weniger das Alltagsleben.

Es existiert nämlich auch ein Zusammenhang zwischen der Gabe Gottes,daß wir einen Anteil bekommen werden an seinem ewigen Reich und unserem Willen, Gott zu dienen. Für den Hebräerbrief ist es eine Selbstverständlichkeit, daß, wenn wir aufhören, ihm so zu dienen, wie Gott es gefällt, dieser Verheißung verlustig gehen werden. Damit ist einer der Zentralaussagen der christlichen Religion, aber nicht nur von dieser, erfaßt, daß Gott der Gott des Belohnens und des Bestrafens ist. Die gesamte Praxis der Religion basiert auf diesem Fundament: Gott ist unsere Lebensführung nicht gleichgültig.

Denn wenn das nicht mehr geglaubt wird, kann man an Gott glauben, aber dann im praktischen Leben so leben, als gäbe es keinen Gott. Nicht steht ein Atheismus am Anfang dieses Niederganges der Religion bei uns, sondern die Vorstellung, daß Gott, wenn es ihn denn gibt, es gleichgültig ist, wie wir leben. Er sei einfach die jeden Menschen bejahende Liebe,sodaß er für das praktische Leben irrelevant sei. Denn er verhält sich zu jedem Menschen gleich, egal wie er sein Leben führt. Dieser praktische Atheismus entkräftet die Religion notwendigerweise: Wozu noch religiös sein!

 

Mittwoch, 15. November 2023

Geht das Christentum in Deutschland unter?

Geht das Christentum in Deutschland unter?

Knapp 80 Prozent der Deutschen ist die Religion bedeutungslos oder kaum wichtig. Dies und viele weitere desillusionierende Ergebnisse erbrachte die gestern vorgestellte Untersuchung: „Kirchenmitgliedsschaft-Untersuchung“. Im epd-Video: „Kirche am Wendepunkt“ wird zudem noch vermeldet, daß nur noch 4 Prozent der Katholiken sich als gläubig und kirchennah verstehen, unter den Evangelischen 6 Prozent. 43 Prozent der Katholiken erwögen einen Kirchenaustritt. Kath net titelte so am 15.11.2023: Deutschland: „Bis 2040 wird sich durch die "Kirchenaustritte" die Zahl der Christen halbieren.“

Niemanden wird nun aber die vorgeschlagene Therapie wundern: Abschaffung des Zölibates, die Einführung des Frauenpriestertumes und die Segnung homosexueller Paare. Daß aber unter evangelischen Christen die Lage nicht viel besser aussieht, übersieht dieser Therapievorschlag genauso wie das Faktum,daß eher evangelikal, biblizistisch ausgerichtete Gemeinden für die etwas besseren Ergebnisse verantwortlich sind.

Wenn circa 50 Prozent der Bevölkerung noch einer Kirche angehören, aber 80 Prozent die Religion gleichgültig oder wenig bedeutsam ist, dann zeigt das auch an, daß vielen Kirchenmitgliedern ihre Religion kaum etwas noch bedeutet. Die Säkularisation hält eben nicht vor den Kirchenmauern, sondern überspült auch die Kirchen.

Wenn die Katholische Kirche alles besser machte, dann sähe das anders aus, könnte nun geurteilt werden. Nur was denn die Kirche anders machen müßte, darüber herrscht kein Konsens, auch wenn zwei Hauptlinien gut herausdestillierbar sind: die liberale, daß die Kirche sich der Welt weitestgehend anähneln solle und die conservative,daß sie zu ihrer Wahrheit wieder umkehren müsse. Aber diese 2 Optionen können in keinster Weise plausibel machen, daß so der Zerfall der Kirche aufhaltbar sei. Der überwältigenden Mehrheit dürfte es gleichgültig sein, welchen Kurs die Kirche einschlägt.

Das wahre Problem ist das Desinteresse an der christlichen Religion überhaupt,egal ob sie liberal oder conservativ inszeniert wird. Müßten wir in Anlehnung an Heidegger rufen: "Nur Gott kann seine Kirche hier noch retten"? Die Gottvergessenheit ist eben der Grund unserer jetzigen mißlichen Lage.Das bestätigte sich auch durch RP-Online vom 15.11.2023: 

 "Nur etwa ein Drittel der Kirchenmitglieder und 19 Prozent der Gesamtbevölkerung bejahten die Aussage: „Ich glaube an einen Gott, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat.“ 33 Prozent der Gesamtbevölkerung, 18 Prozent der evangelischen und 15 Prozent der katholischen Kirchenmitglieder sagen hingegen: „Ich glaube nicht, dass es einen Gott, irgendein geistiges Wesen oder eine höhere Macht gibt.“

Zusatz:

Allerdings sollte diese Studie auch kritisch gelesen werden. Der "Spiegel" ("Mangelndes Vertrauen, 15.11.2023) schreibt, daß diese Untersuchung auch ergeben hätte:

 "Auch eine große Mehrheit der Konfessionslosen erwartet, dass sich die Kirchen für Flüchtlinge und für Menschen mit Lebensproblemen einsetzt. 73 Prozent der konfessionslosen Menschen in Deutschland wollen, dass sich die Kirchen konsequent für Geflüchtete und die Aufnahme von Geflüchteten einsetzen. Bei evangelischen Christen sind dies 77 Prozent, bei katholischen Christen sogar 80 Prozent."

Sämtliche aktuellen Befragungen widersprechen dem und selbst die Regierung sieht sich genötigt, ihre Politik der unkontrollierten Aufnahme von "Flüchtingen" zu korrigieren. Ob vielleicht die Befragten in diesem Punkte zumindest genau so antworteten, wie es die Befrager von ihnen erwarteten.

 

Donnerstag, 2. November 2023

Halloween- immer wieder ein Ärgernis, ein Indiz des Abfalles vom Glauben oder eine verkannte Volksfrömmigkeitspraxis?

Halloween- immer wieder ein Ärgernis, ein Indiz des Abfalles vom Glauben?



Pater Wallner, bekannt als Leiter von „Missio Österreich“ unterbreitete über Kath net am 30.10.2023 ein Alternative:eine „Heiligen-Verkleidungsparty“daß Kinder,statt Halloween zu feiern, sich als Heilige verkleiden sollten. Mißlich an dieser kreativen Idee ist nun aber, daß diese Aktion so gar nicht zu dem Kirchenjahr, in dem in diesen Tagen der Toten gedacht wird, passen will. Da heutigentags zudem die Heiligen auch noch nur nach als Vorbilder für ein moralisches Handeln wahrgenommen werden,wenn sie nicht ganz in Vergessenheit geraten sind, ist diese Verkleidungsparty auch kein wirklicher Kontrapunkt zum säkularistischen Zeitgeit, gehört doch die Reduzierung der Religion auf eine Moral zum Projekt der Säkularisierung.

Vielleicht könnte etwas ganz anderes versucht werden, wenn zuvörderst das ursprünglich katholische Anliegen dieses Festes in das Aufmerksamkeitszentrum gerückt wird, das aus seiner verkommerzialisierten Gestaltung herauszudestillieren ist. Meine These lautet, daß dies ursprünglich in der irrisch-katholischen Volksfrömmigkeit verwurzelte Fest besagte, daß Arme Seelen aus dem Fegefeuer in dieser Nacht auf Erden erscheinen durften, um um Hilfe für sie zu bitten. Die Maskerade soll nun diese Armen Seelen visualisieren, daß sie wirklich leidende Seelen sind. Die Gaben, die ihnen dann gegeben werden sollen uns daran erinnern, daß wir nun auch für sie Gutes tuen sollen: Beten für sie und besonders Ablässe zu den besonderen Conditionen dieser Tage. Ein Fest ist es, weil Gott hier sich als gnädig erweist, daß wir für unsere Verstorbenen Heilsames wirken können, woran uns dieser Tag besonders erinnern soll. Die Verkleidungen,gerade in ihren ot grotesken Versionen halten uns dabei vor Augen, daß die Seelen wirklich im Fegefeuer zu leiden haben.

So gesehen ist dies Fest ursprünglich ein sehr gehaltvolles Fest, stellt es uns doch die Gerechtigkeit Gottes, er straft unsere Sünden aber auch seine Barmherzigkeit vor Augen, daß er bereit ist, unser Tuen zugunsten der Armen Seelen gnädig zu erhören.Statt diese Verkostümierei zu verurteilen,könnte sie so zu ihrem ursprünglichen Anliegen zurückgeführt werden, daß so die Armen Seelen in ihrem Leiden vergegenwärtigt werden sollen, daß Halloween aber auch eine besonders hervorgehobene Gnadenzeit ist für das Erbeten von Ablässen.

In Amerika ist nun das ursprünglich gut katholische Fest verkommerzialisiert worden, aber warum sollte es unmöglich sein, in ihm den gut katholischen Gehalt zu revitalisieren. Ein Produkt romantischer Phantasie ist dagegen die These, diesem Fest läge ursprünglich etwas Heidnischvolkstümliches und somit Gutes zugrunde, das dann verchristlicht, seines Eigentlichen beraubt wurde. Für einen heidnischen Ursprung existiert kein einziger Beleg.

 

Donnerstag, 19. Januar 2023

Eine evangelische Utopie – oder wie man die „Kirche“ entsubstantialisiert

Eine evangelische Utopie – oder wie man die „Kirche“ entsubstantialisiert Da die Generallinie der katholischen "Kirchenreformer" lautet: Vom Protestantismus lernen, heißt siegen lernen!, ist zu befürchten, daß auch diese protestantische Zukunftsversion bald eine "katholische" wird, darum muß man sich damit beschäftigen. Eine evangelische Kirche (die evangelische im Rheinland), krisengeschüttelt hat nun sich eine Zukunftsvision gegeben. (E.K.I.R. 2030: Wie gestalten wir evangelisch rheinisch zukunftsfähig?) Diese Protestantenvereinigung hat tatsächlich noch etwas Theologisches zu sagen: „Wir leben als Kirche Jesu Christi glaubhaft aus der Kraft des Heiligen Geistes,im Vertrauen auf Gottes Verheißung und bezeugen seine Gegenwart in der ganzen Schöpfung und allen Menschen (Gemeinschaft der Glaubenden).Wir engagieren uns als Gemeinschaft der Glaubenden für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung und bringen die Gottesfrage und eine transformative Spiritualität in die großen Herausforderungen unserer Zeit ein.“ Aber wenn nun dieser Text genauer gelesen wird, irritiert er doch. Wird die Gegenwart Gottes in der ganzen Schöpfung allen Menschen bezeugt, oder die Gegenwart in allen Menschen? Die Klammer: „Gemeinschaft der Glaubenden“ verunklart diese Aussage noch mehr. Denn weder sind alle Menschen, wenn denn Gott unter ihnen präsent, ist eine Gemeinde der Glaubenden noch sind die, denen diese Gegenwart verkündigt werden soll, eine „Gemeinschaft der Glaubenden“. Oder soll diese Klammer nur das „Wir“ explizieren? Das Engagement ist dann aber klar formuliert: „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“. Was nun aber eine „transformative Spiritualität“ sein soll, ist aus dem Text nicht erschließbar. Streicht man das Pathetische, bleibt wohl nur übrig, daß man bei allen Themen der Welt mitreden möchte. Aber es existieren ja noch Leitsätze, die der EKD: „Geistliche Orientierung: Wichtig ist, uns unserer geistlichen Berufung zu erinnern und das evangelische Selbstverständnis handlungsleitend zu konkretisieren, etwa mit den EKD Leitsätzen: Mitgliederorientierung (Volk Gottes), Weltverantwortung (Salz der Erde),Kooperation (Leib Christi). Umgekehrt gilt es die theologische Überhöhung gewachsener, überholter Strukturen zu kritisieren.“ Mitgliederorientierung, Weltverantwortung und innerverbandliche Kommu-nikation, das sollen die 3 Säulen der Zukunftsorientierung sein. Erweckt das erste Zitat noch den Eindruck, hier ginge es um Christliches, Religiöses, so bleibt davon in der geistlichen Orientierung nicht mehr viel übrig. Das wichtigste Anliegen scheint die „Weltverantwortung“ zu sein, die irgendetwas mit der Präsens Gottes in der Welt zu tuen hat. Ansonst wird wohl als spezifisch evangelisch nur herausgestrichen, daß man antihierarisch gesonnen sei. Trotz aller Probleme (Kirchenaustritte, daß man immer weniger wird) sieht dies Papier doch optimistisch in die Zukunft: „Unsere Aufgabe ist es, das eigene Selbstverständnis unter den veränderten Rahmenbedingungen neu zu entfalten, die großen Potenziale für eine moderne Netzwerk Organisation zu nutzen und die Evangelische Kirche im Rheinland so in grundlegend veränderten Kontexten zukunftsfähig zu gestalten. Dazu triggern wir urprotestantische Gene an: Wagemut– Widerstandskraft – Weltverantwortung.“ Karl Barth, einer der einflußreichsten evangelischen Theologen des 20.Jahrhundertes riet, um die Christlichkeit eines Textes zu prüfen, aus dem Text Gott, Jesus Christus, den Heiligen Geist zu streichen, um zu sehen, ob dadurch die Textaussage sich verändere. Dem liegt der Verdacht zugrunde, daß in kirchlichen Texten diese 3 Größen oft nur noch als Dekoratives fungieren, während man eigentlich rein weltlich denkt. So ist zu fragen: Ist die Funktion der Aussage von Gottes Allgegenwart denn nicht nur die, das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung zu motivieren? Meint dann die Spiritualität auch nur noch, kreativ mitzudiskutieren über Gott und die Welt? Von der Substanz des Christlichen ist hier kaum noch etwas lebendig, daß es um ein religiös christliches Leben geht, um gelebte Frömmigkeit und um einen Glauben, der nicht inhaltslos ist! Wie anders sieht das dies Zukunftskonzept: Die Kirche ist für die Zukunft gut aufgestellt, weil sie mit den Leitideen der Gegenwart korrespondiert: Sie „korrespondiert mit Leitideen moderner Netzwerk Organisationen und einer Start up Kultur: flache Hierarchie, Variabilität, Partizipation, Internationalität, postmaterielle Werte.“ So qualifiziert sorgt sich dieser Protestantismus nicht um seine Zukunftsfähigkeit! Die christliche Religion ist so eben für die Zukunftsfähigkeit überflüssig.

Montag, 7. November 2022

Kolping ganz offiziell: Der christliche Glaube ist gleichgültig und überlüssig

Kolping: Der christliche Glaube ist gleichgültig Auf wenig Aufmerksamkeit stieß bisher diese Revolution im Raume der Katholischen Kirche. Kath de berichtet aber über diesen Umsturz wie nicht anders zu erwarten gewesen ist, recht wohlwollend. Am 6.11. des Jahres 2022, dies Datum wird in die Kirchengeschichte eingehen als erster Höhepunkt der Selbstversäkularisierung der Katholischen Kirche, stand da geschrieben: „Das Kolpingwerk Deutschland öffnet sich nun auch für Nichtchristen. >Somit können auch Menschen dem Verband beitreten, die nicht getauft sind oder einer anderen Religion angehören. Wichtig ist allerdings, dass sie die Werte des katholischen Sozialverbandes teilen<, erklärte der Verband am Sonntag in Köln. Außerdem sei das Familienbild erweitert worden: Es gehe jetzt auf die verschiedenen Lebensrealitäten ein; >jede Art von Lebensform und Familienmodell< werde anerkannt und respektiert. Für das Kolpingwerk Deutschlands ist also der christliche Glaube gleichgültig, der katholische sowieso. Es ginge nur noch um die Werte dieses Verbandes. Das hätte auch eindeutiger und klarer formuliert werden können: Jeder politisch Korrekte kann bei uns Mitglied werden, auch wenn er kein Katholik, kein Christ und kein Gottgläubiger ist- auch Atheisten sind bei uns gern gesehen. Sollte aber jemand das traditionelle Familien- und Eheverständnis bejahen, kann er nicht ein Mitglied sein. Das Katholische wird hier einfach ineinsgesetzt mit der Politischen Korrektheitsideologie. Die, und nur die ist hinfort für diesen pseudokatholischen Verband ihr neues „Evangelium“. Damit stellt sich das Kolpingwerk avantgardistisch an die Spitze der Neuen-Synodal-Kirche Deutschlandes, die nur noch den Titel „katholisch“ trägt, um weiterhin die Besitzansprüche der Katholischen Kirche für sich zu bewahren. Aber den katholischen Glauben erklärt das Kolpingwerk so ganz offiziös für gleichgültig. Für das Zukunftsmodell eine linkshumanitaristischen Kirche ist eben der christliche Glaube überflüssig.

Donnerstag, 30. Juni 2022

Spurensuche: Das Phänomen der Selbstsäkularisierung der Kirche

Spurensuche: Das Phänomen der Selbstsäkularisierung der Kirche


Daß die anvisierten „Kirchenreformen“, würden sie, wie sie jetzt in Deutschland diskutiert werden, vollständig umgesetzt, die hiesige Kirche in eine protestantische Religionsgemeinschaft verwandeln würde, ist so offenkundig, daß selbst der Papst anfrug, wozu es denn in Deutschland neben der EKD noch eine zweite protestantische Kirche geben solle. Aber die Kaprizierung auf die Frage, verprotestantisiere sich so die Katholische Kirche Deutschlands verstellt den Blick dafür, daß die Substanz der Kirche durch die Tendenz der Selbstsäkularisation noch viel grundsätzlicher angegriffen wird.

Ein Extrembeispiel führt der Artikel: „Jesuitenpater sieht katholische Kirche am Kipp-Punkt“. (Kath de am 27.6.2022)

Der Jesuitenpater definiert die Katholische da so: „dass unterschiedlichste Leute in Anerkennung ihrer Verschiedenheit im Dialog zusammenkommen und gemeinsam versuchen aus der Welt eine Welt für alle zu machen.“ Die Kirche sei für die Menschen da, habe ihnen Hoffnung zu geben und solle sich für Gerechtigkeit einsetzen. Was auffallen muß: Nichts irgendwie Religiöses oder gar Christliches findet sich hier wieder. Radicaler kann die Selbstsäkularisierung nicht betrieben werden. Was tritt hier an die Stelle der christlichen Religion? Der Auftrag zur Humanisierung der Welt. Die „Anerkennung der Verschiedenheit“ ist dabei die Lieblingsparole der „Sexuellen Revolution“ in der Epoche der Postmoderne: Jede sexuelle Orientierung soll anerkannt und die natürliche Zweigeschlechtigkeit des Menschen, daß er Frau oder Mann sei, reprobiert werden. Dazu gehört dann auch, daß alle Möglichkeiten der Ausgestaltung der Sexualität bejaht werden. Nun könnte der Text aber auch so gelesen werden, als meinte er, daß jeder, egal welche politische Option er für das Projekt der Weltgestaltung vertritt, mitdialogisieren könne und solle, um „eine Welt für alle“ zu kreieren.Das ist sicher so nicht gemeint: Die Zielvorgabe der einen Welt schließt schon alle Globalisierungskritiker aus. Nur Befürworter der Einen-Welt-Ideologie sind für diesen Dialog zugelassen. Außenpolitisch sind da die zwei großen Gegner der Globalisierung zu benennen: China und Rußland und innenpolitisch die „Popularisten“, die „Rechten“, die „Nationalisten“...Pragmatischer formuliert: nur die politisch Korrekten. (So soll es auf dem „Synodalen Weg“ eine übliche Praxis gewesen sein, sobald ein als conservativ Geltender das Wort ergreifen wollte, ihm die „Rote Karte“ gezeigt wird, bevor er noch ein Wort sprach: Deine Rede ist hier unerwünscht! Diese Unterscheidung von zum Dialog Dazu- und Nichtdazugehörigen und Dazu- und Nichtdazusagbarem gehört nun aber konstitutiv zur Ordnung der Diskurse dazu, wie M. Foucault fundiert darlegt. Somit ist dieser Dialog ein Diskurs im Sinne Foucaults. Diese Praxis des Ausgrenzens ist jedem vertraut, der die Parole der Buntheit und Vielheit kennt, mit der alles Conservative und Rechte dann ausgeschlossen und nur noch Rot-Grün und die Homosexfahne erlaubt wird.

Eine Welt für alle“, das ist nun nicht irgendein Weltbeglückungsprogramm, sondern das der Überwindung aller Differenzen hin zu einer uniformierten Einheitswelt: die „neue Weltordnung“ ist damit gemeint, eine Welt ohne Geschlechter- Völker- und Rassendifferenzen, in der es nach John Lennons Traum („Imagine“) keine Religion und keine Nationen und keine Grenzen mehr gibt, sondern nur noch ein in sich undifferenziertes Einerlei. Dazu paßt es eben, daß schon in der Kirche die Religion keine Rolle meh

Aber für was für einen Menschentyp soll denn nun diese neue Gerechtigkeitswelt errichtet werden. Was wird dabei dann unter dem Begriff der Gerechtigkeit verstanden? Sicher nicht, daß jeder das ihm Zustehende bekommt: Jedem das Seine!, ein Gerechtigkeitsverständnis, daß ja heute als nationalsozialistisches verteufelt wird, sondern eher, daß jeder das Gleiche bekommt. Alle Menschen seien gleich, darum sollen auch alle das Gleiche bekommen. Was kann denn dann die staatliche Politik an alle Bürger gleichmäßig ver- und zuteilen? Materielle Güter, vom Essen über die Kleidung bis zum Wohnraum, aber auch alle möglichen Konsumgüter. Gerecht geht es also zu in der Welt, wenn jeder auf ihr die Güter und auch Konsumgüter hat, die er haben will und er so keinen materiellen Einschränkungen unterworfen ist. Der Konsummensch ist so der Adressat dieses Eine-Welt-Projektes, dem zugerufen wird, daß solange Menschen auf der Erde auf etwas verzichten müssen, sie ein Unrecht erleiden. Dieser Konsummensch ist so ein Mensch ohne religiöse oder metaphysische Bedürfnisse, einen Sinn in seinem Leben zu haben, weil ihm das Leben als der Ermöglichungsgrund zum Konsumieren reicht. Und wenn er doch mal religiöse Bedürfnisse haben sollte, dann gibt es dafür Religionsdienstleistungsanbieter.

Diesen Menschentyp konstruiert sich der politische Diskurs selbst, der ihn als sein angemessenes Objekt des politischen Handelns braucht. Mit solch einem Menschentyp läßt sich eben die „Neue Weltordnung“ erschaffen. Nietzsche beschreibt diesen Typ als den des „letzten Menschen“. Dieser kann streng genommen kein religiöser Mensch mehr sein, er ist reduziert auf seine Wirtschaftsfunktion als Produzent und Konsument von Waren. Gerechtigkeit kann dann für diesen Typus nur noch heißen, daß jeder Mensch, wenig arbeitend alles wie alle anderen konsumieren kann.

Was bleibt dann für die Kirche noch übrig? Nichts, außer daß auch sie einstimmt in den großen Aufruf: Schaffet die zum „letzten Menschen“ passende Welt, denn die wird eine des Friedens und der Gerechtigkeit, in der es Alles für Alle gibt.

Das wäre die radicalste Version der Selbstsäkularisierung der Kirche. So radical ist man doch aber nicht in Deutschen Landen. In der Kirche wird doch noch von Gott und Jesus geredet, selbst der Hl. Geist taucht ab und zu auf. Der reformierte Theologe Karl Barth riet einmal zur Überprüfung, ob ein Text wirklich christlich sei, aus ihm Gott, Jesus Christus etc zu streichen, um dann zu untersuchen, ob der Gehalt des Textes sich ändere. Zur Veranschaulichung: Die Aussage: Jesus sagt, es sei gut, aufeinander Rücksicht zu nehmen, behält ihren Wahrheitswert, wenn ich das: „Jesus sagt“ streiche. In wie vielen Texten des katholischen Verbandslebens könnte man so Gott, Jesus Christus... streichen, ohne daß die Texte dadurch an Gehalt verlören. Es drängt sich eben der Verdacht auf, daß der Grad der Selbstsäkularisierung dadurch verschleiert wird, daß rein säkularistische Texte noch mit christlichem Dekor verziert werden. Sinnfällig wird das besonders bei bischöflichen Stellungnahmen, die sich kaum in irgendetwas noch von den Regierungserklärungen zu der Sache unterscheiden.




 

Dienstag, 28. Juni 2022

359 338 Kirchenaustritte in einem Jahr und illusionäre Therapievorschläge

359 338 Kirchenaustritte in einem Jahr und illusionäre Therapievorschläge


Schenkte man den arrivierten Medien und dem Zentralorgan des links-liberalen Katholizismus, Kath de Glauben, wäre diese Sache ganz einfach: Die Menschen treten aus, weil immer noch nicht die Kirche sich der modernen Gesellschaft hinreichend angepaßt habe: Wenn erst das Frauenpriestertum und die Segnung der Homo“ehen“, eingeführt, die Kirche verdemokratisiert und verparlamentarisiert wäre, sie ihre vormoderene Morallehre abschüfe und sich mehr am Menschen orientiere, dann hätte auch die Katholische Kirche noch eine Zukunft. Bischöf Bätzing sagt deshalb angesichts von fast 400.000 Ausgetretenen: Das bestärke ihn, den Synodalen Weg weiter zu beschreiten. Auch die kritische Anfrage Papst Franziskus, wenn es doch in Deutschland schon eine gut funktionierende Evangelische „Kirche“ gäbe, wozu solle dann jetzt noch eine weitere ins Leben gerufen werden (durch die Transformation der Katholischen Kirche), beunruhigt diesen Bischof nicht: Er will einfach nur noch vorwärts marschieren, der Selbstauflösung der Kirche entgegen.


Aber so illusionär ein Weiter so mit der Selbstverprotestantisierung der Kirche, dann kommen die Menschen wieder zu uns, ist, so illusionär ist auch der Therapievorschlag, wenn die Kirche in Deutschland nur zurückfände zur rechten Lehre und die dann auch praktiziere, dann kämen die Menschen schon wieder retour zur Kirche. Als Jesus Christus (6.Kapitel des Johannesevangeliumes) lehrte, was mein Fleisch, mein Blut in der Eucharistie essen und trinken bedeutete, da verließen ihn viele Jünger, weil ihnen seine Lehre zu hart war. (6,60) In unseren Zeiten, da die „Blutwurst“ nicht mehr „Blutwurst“ heißen darf sondern „Rot-“ oder „Fleischwurst“ ob der Zartbeseiteten, wer käme da noch zum Kommunionempfang, hieße es da statt: „Da begegnet uns die Liebe Jesu, die Liebe Gottes“: „Trinket sein Blut als Medizin zum ewigen Leben“?

Nein, schon als der Sohn Gottes auf Erden selbst die Wahrheit predigte, zogen es viele, sehr viele vor, dieser Wahrheit fern zu bleiben. Wie viele gingen wohl jetzt, predigte die Kirche so wahr wie Jesus es im 6.Kapitel des Johannesevanglium praktizierte!


Unter der Überschrift: „Jesuitenpater sieht katholische Kirche am Kipp-Punkt“ (Kath de am 27.6.2022) wurde der Leserschaft ein jesuitischer Therapievorschlag zur Krise der Kirche vorgelegt. Nachdem der Jesuit sich sehr skeptisch zu den Erfolgsausichten der Reformvorhaben des „Synodalen Irrweges“ äußerte, legte er sein Konzept vor als einen Rückruf zum Wesentlichen der Kirche. Ein aufmerksamer Leser könnte hieraus die Differenz zwischen der Kirchenvorstellung des jesuitischen Papstes und den linksliberalen Ideen des „Synodalen Irrweges“ herauslesen.


Für den Jesuiten ist die Katholische Kirche: „dass unterschiedlichste Leute in Anerkennung ihrer Verschiedenheit im Dialog zusammenkommen und gemeinsam versuchen,aus der Welt eine Welt für alle zu machen.“ Die Kirche sei dazu da, „für Menschen dazusein und Hoffnung zu geben und für Gerechtigkeit einzutreten.“ Hier wird die Selbstsäkularisation der Kirche exzessiv bis zur völligen Aufgabe ihrer Identität vorangetrieben. So ist die Kirche (noch) nicht, aber so sollte sie sein! Aber so kirchenumstürzlerisch das auch klingen mag, ist das nicht schon längst die Realität, daß die Kirche nur noch als eine Organisation der Nächstenliebe gesellschaftlich akzeptiert wird, wohingegen das eigentlich Religiös-Christliche höchstens noch als eine Motivationskrft für die praktische Diakonie bejaht wird? Denn streicht man das Pathetische aus der Kirchenutopie dieses Jesuiten heraus, bleibt doch nur noch die fade Vorstellung, daß Christsein heißt, gut zu seinem Mitmenschen zu sein und besonders zu den Bedürftigen und Armen in der 3. Welt.

Das hieße, auf die Kirchenkrise gemünzt, daß die Zukunft der Kirche in einer Kaprizierung auf die „Soziale Frage“, wie es im 19. Jahrhundert formuliert wurde, bestünde. Aber leisten diese Aufgabe heutzutage nicht die vielfältigen NGOs und sonstigen sozialpolitisch orientierten Vereinigungen viel besser? Maßen nicht die großen politischen Parteien mit ihren jeweiligen Weltbeglückungsprogrammen sich das nicht schon an, wozu sollte die Kirche da mit denen konkurrieren wollen, zumal man dann auch nur deren Programme sich aneignete?

Aber vielleicht ist dies Jesuitenvotum doch noch viel aussagekräftiger als es dem Leser beim ersten Überlesen bewußt wird. Es enthält nämlich auch die Zeitdiagnose, daß der heutige Mensch mit der (christlichen)Religion nichts mehr anzufangen weiß,daß die ihm nicht mehr vermittelbar sei. Wie es sozusagen unmusikalische Menschen so gäbe es auch unreligiöse. Dem habe die Kirche Rechnung zu tragen, wenn die Vielen keinen Sinn mehr für das Religiöse haben. Konsequent zu Ende gedacht heißt das, daß die Kirche zu einer bloßen Institution des sozialen Engagements umgeformt werden müsse. Wie das aussehen könnte, skizziert dann dieser Jesuit in diesem Kath de Artikel mit wenigen aber sehr prägnanten Worten.

Das wäre aber selbstredend der Tod der Katholischen Kirche. Aber sind sich darin nicht eigentlich alle Reformer einig, daß es nur noch eine Zukunft für die Kirche in Deutschland und wohl auch für den Rest der Welt geben wird, wenn sie sich radical entkatholisiert, ja sogar das Religiöse abwirft, um ganz und gar sich zu verweltlichen, so sehr, daß nichteinmal mehr Gott in dieser „Kirche“ noch eine Rolle spielen wird.



 

Freitag, 10. Juni 2022

Jobs statt Beruf - eine Folge der Säkularisation

Jobs statt Berufe – eine Erwägung zur Reform des kirchlichen Arbeitsrechtes



Als eine besondere Kulturleistung der Reformation kann die Aufwertung der Arbeit angesehen werden, da nun die Erwerbstätigkeit als ein Beruf verstanden wurde, also als das, wozu wer von Gott berufen ist. Der Beruf wurde erwählt und dann auch lebenslang ausgeübt, zu dem der ihn Ausübende sich berufen wußte. Dieser Aufwertung der Arbeit korrelierte dann aber auch eine Abwertung der traditionellen Berufungen: a) durfte es nach Luther keine Priester und auch keine Mönche mehr geben, denn seine besondere Lehre vom Opfer Christi verbot jedes kirchliche Priestertum und seine Rechtfertigungslehre verunmöglichte das Fortbestehen der Klöster und aller Ordensgemeinschaften und b) wurden stattdessen Pfarrer als Leiter der Gemeinden eingeführt, die dazu wie zu einem weltlichen Beruf berufen waren. Die Welt der Arbeit wurde zu der derausgeübter Berufungen. Man könnte fast dazu geneigt sein, zu urteilen, daß die eigentlichen Berufungen, die zum Priester und zum Mönch verweltlicht und die weltlichen Tätigkeiten verkirchlicht wurden. Alle hatten einen Beruf, waren zu Gott zu etwas berufen im weltlichen Arbeitsleben.

Mit dem Untergang des Abendlandes verschwand aber auch dies Konzept des Berufes: Wir haben nur noch Jobs. Gehört der Begriff des Berufes in den christlich-religiösen Vorstellungsraum: Gott beruft einen wozu so manifestiert sich im Begriff des Jobs eine Wiederverweltlichung des Arbeitslebens: Jobs werden auf dem Arbeitsmarkt von Arbeitgebern angeboten, die sie dann an von ihnen Ausgewählte vergeben. In diesem Marktgeschehen verliert der Begriff der Berufung und somit auch der des Berufes seine Bedeutung.


Nun arbeiten viele im Dienste der Kirche. Ursprünglich war die Kirche oder das Kloster der Ort, in denen Menschen ihre Berufung zu einem geistlichen Leben oder einem besonderen Dienste der Kirche realisierten. Was passiert nun aber, wenn die Kirche von Jobbsuchern als ein möglicher Arbeitgeber wahrgenommen wird, der sich im Prinzip von keinem weltlichen Arbeitgeber unterscheidet: Er bietet eine Anstellung an, für die der sie Annehmende entlohnt wird. Der Arbeitgeber verlangt dabei nur, daß der Anzustellende in der Lage und auch willig ist, die ihm aufgetragenen Arbeiten angemessen gut auszuführen. So könnte ein überzeugter Vegetarier in einem Grillimbiß arbeiten, solange er dort als Servicekraft seinen Arbeitsverpflichtungen nachkommt, auch wenn er nie ein einziges dortiges Essen zu sich nehmen würde, weil alles Angebotene fleischhaltig ist. Er dürfte nur nicht zu den Kunden sagen: „Essen Sie das nicht, das ist Fleisch!“

Im Prinzip verlangt so jeder Arbeitgeber nur eine äußerliche Loyalität ihm gegenüber und der Lebenswandel außerhalb der Arbeitszeiten geht und darf einem Arbeitgeber nichts mehr angehen. So sollte es zumindest in dem Arbeitsleben zugehen, wenn die Arbeitstätigkeit als Job begriffen werden. Aber die Kirche versteht sich nun nicht wie ein weltlicher Arbeitgeber. Für ihn arbeiten in ihr Berufene mit einer ganz anderen Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber: eine innere Loyalität wird vorausgesetzt. Einfach gesagt: Gläubige dienen in der Kirche. Sie nehmen so Anteil an der Berufung der Kirche als zu ihrem besonderen Dienste Berufene.

Der Kampf gegen die Katholische Kirche konzentriert sich in diesem Bereich nun auf die Forderung, daß dieser Arbeitgeber seine Mitarbeiter wie ein weltlicher Arbeitgeber als Bürger zu verstehen hat, die hier einen Job für sich gefunden haben. Die von der Kirche eingeforderte Loyalität darf so auch nur eine äußerliche sein, die sich zudem auf das Arbeitsleben in der Kirche beschränkt. Außerhalb der Arbeit in der Kirche gelten für sie nur die Bestimmungen ihres Privatlebens, die eben für jeden Bürger gelten.

Für besondere Bereiche des Arbeitslebens gilt der „Tendenzschutz“. Damit ist gemeint, daß etwa eine politische Partei das Recht hat, für in der Partei ausgeschriebene Stellen nur Mitglieder ihrer Partei einzustellen oder daß eine Zeitung gemäß ihrer politischen Tendenz nur Redakteure einstellen kann, die dieser Tendenz entsprechen. Das gilt so auch für den Tendenzbetrieb der Katholischen Kirche. Aber es wird nun angefragt, ob dieser Tendenzschutz für alle Anstellungen in der Kirche rechtens gelten dürfe oder nur für wenige im Verkündigungsdienst, etwa Pfarrer und Religionslehrer, aber dann nicht für die Bureaumitarbeiter oder den Kirchenpfleger. Der Kampf gegen die Katholische Kirche konzentiert sich hier a) auf die Einengung des Bereiches, für den dieser Tendenzschutz gelten dürfe und b) einer Liberalisierung der Anforderung der inneren Loyalität.Unter dem Letzterem sei die Forderung verstanden, daß der Kirche das private Sexualleben keines ihrer Mitarbeiter etwas angehen dürfe,daß also jemand zwar im Dienste nicht gegen die Morallehre der Kirche verstoßen dürfe, aber privat dann leben dürfe, wie es jedem anderen Bürger auch erlaubt ist.

Zur Veranschaulichung der Problematik: Als Religionslehrer müßte dann ein mit einem anderen Mann Verheirateter die Ehelehre der Kirche unterrichten, aber er dürfte privat eine Homoehe führen, wie eben ein Vegetarier einen Schweinebraten Gästen serviert, den er Daheim niemals essen würde, solange er den Gästen, solange er im Dienst ist, nicht sagt: Esset kein Fleisch! Aber so gut das für Servicekräfte in einer Restauration vorstellbar ist, im kirchlichen und schulischen Unterricht werden wir viel eher damit zu rechnen haben, daß so Angestellte dann auch im Religionsunterricht oder sonst wo die kirchliche Lehre aburteilen werden: Ich halte mich auch nicht daran! Aber trotzdem wollen sie dann ihren Job in der Kirche behalten:Die Kirche dürfe eben niemanden wegen einer kirchenkritischen Haltung aus dem Dienst entlassen. So wird sogar eine äußerliche Loyalität dem Arbeitgeber gegenüber schon als nicht mehr zumutbar reprobiert. Das ist dann ein noch mehr als eine bloße Verweltlichung der Kirche. Die Kirche ist eben für viele, sehr viele?, nur eine Arbeitsstelle, in der man seinen Jobb hat, dem man möglichst leicht und bequem und unter wenig Auflagen ausüben möchte.

Die Vorstellung, daß zur Glaubwürdigkeit der Kirche also Mitarbeiter gehören, die sich positiv mit der Kirche identifizieren, soll so ad acta gelegt werden.Stattdessen soll die Kirche sich so der Welt einpassen, daß sie keinem mehr irgendwie anstößig von allen respektiert wird, weil sie so geworden ist wie die Welt, die sich so wie sie ist ja auch bejaht.

 

Donnerstag, 2. Juni 2022

Zur Lust an der Selbstvernichtung der Katholischen Kirche - oder der Wille zur Selbstsäkularisation

Die Zukunft der Katholischen Kirche? Ihre Selbstsäkularisierung!


Auf kath de am 2.6. 2022 wird zustimmend ein Theologenartikel der antikirchlichen Internetseite: „feinschwarz net: „Was fehlt der katholischen Kirche“ vom 1.6. rezipiert. Die Analyse der Krise der Kirche besticht durch ihre Schlichtheit und Dürftigkeit, daß sie, wenn sie nicht endlich die normativen Grundlagen der modernen Gesellschaft anerkennt und sie sich aneignet, keine Zukunft habe. Diese normativen Grundlagen seien: die Gewaltenteilung,die Menschenrechte,die Rechtsstaatlichkeit, die Demokratie, checks and balances und das Ziel der Stärkung der Zivilgesellschaft.

Die Kirche habe die Säkularität des modernen Menschen anzuerkennen und insbesondere seine religiöse Autonomie. Sie solle aufhören, den Menschen ihre religiösen Antworten vermitteln zu wollen, sondern mit dem modernen Bürger zusammen zu fragen nach dem, was ihm in seinem Leben fehle. Die Kirche habe sich als ein Dienstunternehmen für den Menschen und für die Gesellschaft zu verstehen. Ihre jetzige Sozialgestalt sei dagegen immer noch die der konstantinischen Epoche, und so titelt Kath de auch: „die Kirche hat aus dem 20.Jahrhundert nicht gelernt“und deshalb dysfunktional für ihre jetzigen Aufgaben.

Die Tagesordnung der Welt habe so die Tagesordnung der Kirche zu sein.In diesem Sinne muß wohl der letzte aber auch die vorherigen katholischen Kirchentage als besonders gelungen gelten, bestimmten doch der Ukrainekrieg, die Klimaproblematik und der Kampf gegen den Popularismus diese Veranstaltung. Da der säkularisierte Bürger der modern-demokratischen Gesellschaft keinen Sinn mehr fürs Religiöse habe, lasse man das einfach weg, indem man sich den Fragen und Problemen der heutigen Menschen zuwende und ihn dann nicht mit traditionell theologischen Fragen und Antworten enerviere. So interessiere heutzutage keinen Schüler die Theodizeefrage mehr, weil es für sie keinen Gott gäbe.

Das Fundament der neuen zeitgemäßen Kirche müsse so die Affirmation der Grundwerte der demokratisch-pluralistischen Gesellschaft sein. Das ist kurz und bündig formuliert der Aufruf an die Kirche, sich selbst aufzugeben, um als Sozialagentur humanistischer Ausrichtung sich dann als nützlich für die Gesellschaft zu etablieren.

Wer meint, das „Reformlager“ innerhalb der Katholischen Kirche erstrebe nur ein paar Abänderungen, damit die Kirche besser bei ihren Zeitgenossen ankäme, irrt, nein die Substanz der Kirche soll vernichtet werden, der Marsch durch die Institutionen ihr erfolgreiches Ende erreichen in der völligen Selbstsäkularisation der Kirche, die nur noch ein Humanitätsverein sein will.


Die „Welt“ kommentierte den letzten Katholikentag, zitiert nach Kath net vom 30.5. treffend so: „Auf dem Katholikentag ist vom katholischen Glauben wenig bis nichts zu spüren.Irgendwann weiß keiner mehr,ob man in der SPD-Zukunftswerkstatt, beim Diversy-Event von Google oder im Sommercamp der „Grünen Jugend“ ist.“ Die Katholische Kirche zumindest in Deutschland ist dabei, sich selbst abzuschaffen.