Dienstag, 5. November 2024

Herbstgedanken – oder: Findet die christliche Religion nicht mehr das Gehör der Menschen?

 

Herbstgedanken – oder: Findet die christliche Religion nicht mehr das Gehör der Menschen?


Die schlimmste Krankheit von heute ist nicht die Lepra oder Tuberkulose,sondern vielmehr das Gefühl,unerwünscht, von niemand umsorgt und von Jedermann verlassen zu sein.“ Mutter Teresa, zitiert nach: „Der Fels“ November 2024,S.331.Es liegt nun nahe, in dem christlichen Glauben an den uns liebenden Gott die Antwort auf diese Krankheit, der schlimmsten unserer Zeit zu finden und die dann auch so zu verkündigen. Verkündigt nicht heute die Kirche gerade diesen Gott der Liebe, wobei dann alles andere gern weggelassen wird in der Meinung, genau eine solche Konzentration auf die Allliebe Gottes wäre das, was jetzt uns zeitgenössischen Menschen in ihrer besonderen Not zu sagen wäre.

Nur irgendwie kommt doch diese Liebe Gottes Verkündigung kaum bei den Hörern an. Vielleicht enthält die Krankheitsdiagnose der Mutter Teresa ein Fehler zugrunde. Leicht wird dieser sichtbar, wenn wir diese Diagnose auf die Aussage des Gefühles des Nichtgeliebtwerdens konzentrieren. Außer von Stars und von Politikern gilt nämlich, daß man nur von dem geliebt werden möchte, dem man auch selbst liebt. Man mache zur Probe dies Experiment: Was mache ich, wenn mir jemand gesteht, daß er mich liebt, ich erkenne, daß er mich wahrhaftig liebt, ich ihn aber nicht liebe?Wie immer ein so Geliebter dann auch reagieren wird, er hat da ein gravierendes Problem, sein Verhältnis zu dieser ihn liebenden Person wird problematisch.

Von wem möchte man denn erwünscht, umsorgt, nicht verlassen sein? Wie immer dann auch diese Frage resondiert werden wird, von Gott bzw von Jesus Christus wird kaum jemand antworten. Wer hier weiterfrüge, stieße zu der Antwort vor, daß man eben von Gott faktisch nichts an Positiven erwartet. Auf Erden müßten wir doch so leben, als gäbe es Gott nicht, auch wenn es ihn gibt, denn Gott wirke nicht mehr, er fungiere doch höchstens noch als der oberste Moralinspirator: Weil Gott seine Schöpfung liebe, müßten wir uns für den Umweltschutz einsetzen und jeden Migranten lieben und für die Hungernden in der 3.Welt spenden usw. Oder welcher Krankenhausseelsorger empfiehlte noch einem Schwersterkrankten: „Beten Sie, daß Gott sie heile“ oder daß er Ihre Seele aufnehme in das ewige Leben“?

Die Krankheitsdiagnose, selbst wenn sie so zuträfe, führt nicht zu einer Suche nach Gott, sondern nur zur Suche nach guten Mitmenschen, denen man auch zutraut, eine effektive Hilfe zu sein. Und wenn es um das Wichtigste geht, die Liebe, (vgl hierzu zur Veranschaulichung die wirklich erstaunlich niveauvolle Serie: „Sturm der Liebe“)geht, dann will ein Mensch doch nur von dem geliebt werden, den er selbst liebt.

Ein wahrhaftiger Herbstgedanke: „Oder er redete sich ein, dass er den Tod hasse.Dass es eine Absurdität war,dass primitive Einzeller ewig lebten,indem sie sich teilten und teilten,ohne dass je eine Leiche zurückblieb. Das immer selbe Individuum perpetuiert und vervielfältigt sich. Komplexe Lebewesen,deren Verstand ins Universum hinausgriff,die Technologien und Zivilisationen schufen, Entdeckungen machen und philosophieren – die starben. Ganz gleich, wie sie sich mühten, wie edel oder verdorben sie waren, wie herausragend oder bescheiden – ihre Existenz war nur ein Gastspiel in einem Kosmos, den sie niemals auch nur annähernd verstehen konnten, weil ihnen die Zeit dazu fehlte.All die Sehnsüchte, Pläne, Leidenschaften...letzten Endes waren sie bedeutungslos.Sie endeten mit dem letzten Atemzug.“ So steht es geschrieben in dem Roman: „Täuscher und Helfer“ von Robert Corvus, Perry Rhodan Nr. 3298, S.36. Dann wird dieser Gedankengang noch vertieft: „Maccao empfand tiefe, kreatürliche Angst bei der Vorstellung,dass jeder Augenblick sein letzter sein könnte.Dass es ihn von einem Augenblick auf den nächsten nicht mehr geben würde. Dass es ihn genauso gedankenlos,wie es ihn ins Sein geworfen hatte, auch ins Nichtsein gleiten ließe.“ (S.36)

Dieser Roman wurde im Jahre 2024 verfaßt und doch wirkt diese Empfindung mit ihren Anklängen an den Existentialismus zwischen Heidegger und Sarte eigentümlich antiquiiert. Das Nichtmehrsein, das deutet das in ökonomischen Begriffen denkende Bewußtsein als eine „schwarze Null“, daß zwar nichts Positives mehr erlebt werden könne aber auch nichts Negatives mehr erlitten würde. So ein Akzeptieren der eigenen Endlichkeit, daß der Mensch sein Nichtmehrsein hinnimmt, gar annimmt, in dem er sich mit seinem Todseinwerden versöhnt, ist eben der Ausfluß unserer Dekadenz, daß irgendwie schlußendlich das Nichtmehrsein, verklärt zu einem ewigen Schlafen, ohne daß je ein klingelnder Wecker zum Aufstehen und zur Tagesarbeit aufruft, bejaht wird. Man achte mal darauf, wie oft selbst in den Beerdigungsansprachen viel von einem ewigen Ruhen (in Gott) gesprochen wird, aber kaum noch von einem ewigen Leben! Oder man lese die Todesanzeigen in der Lokalzeitung, ob man da noch irgendeine Andeutung auf die Hoffnung auf das ewige Leben oder gar die Auferstehung der Toten findet. Der Mensch der Dekadenz findet sich tatsächlich mit seinem zukünftigen endgültigem Nichtmehrsein ab und deswegen erreicht ihn die Verheißung des ewigen Lebens nicht mehr. 

Wer den Begriff der Dekadenz für eine Übertreibung hält, dem sei der Artikel: "Woran die Deutschen kranken" von Klaus Kunze verwiesen. Auf seiner Internetseite werden die populären Antifaparolen zitiert: "Abtreiben gegen Deutschland"."Kondome bis zum Volkstod". Der hier propagierte Selbsthaß ist die extremistische Gestalt der Dekadenz. 

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