„Lies dies nicht,junger Leser“ - so wird vor dem Lesen der Bibel, einer bestimmten Bibelstelle gewarnt!
Niemand anders als der Herausgeber der Vulgata der Jesuit Augustin Arndt warnt da vor dem Lesen eines Bibeltextes: 1.Mose 19, 30-38, dem die Einheitsübersetzung die den Skandal dieses Textes überdeckenden Titel: „Die Stammväter der Moabiter und Ammoniter“gibt. „Lies dies nicht, junger Leser;denn hier trifft es zu,daß der Buchstabe tödtet“.So wird vor diese Passage heftigst in der kommentierenden Fußnote gewarnt. Das Lesen dieses Textes könnte gar tödliche Folgen zumindest für junge Leser haben. Es sei hier schon angemerkt, daß über diesen Bibeltext nie gepredigt wird und er gewiß auch in keiner Religionsunterrichtsstunde auch in den Zeiten größter Freizügigkeit behandelt wird. Es geht nämlich um eine „blutschänderische That“, wie dieser Jesuit nicht untreffend die da geschilderte Tat qualifziert.
Die Geschichte ist kurz erzählbar: Lot hatte sich mit seinen 2 Töchtern in eine Einöde zurückgezogen, in einer Höhle. Kein Mann kam hierher, „der zu uns eingehen könnte nach aller Welt Brauch“ resümierte die ältere Schwester ihrer beider Lage. Aber diese 2 Frauen wollten eben eigene Kinder. Sie sagte: „ut servare possimus ex patre nostro semen.“ Arndt übersetzt: „daß wir von unserem Vater Nachkommenschaft erhalten.“ Da sie davon ausgehen, daß ihr leiblicher Vater nicht freiwillig bereit ist, mit ihnen zu schlafen, um so sie zu ihren Kindern zu verhelfen, machen sie ihn betrunken, legen sich zu ihm und werden schwanger. Ausdrücklich wird gesagt, daß Lot so betrunken war, daß er es nicht merkte, was er da mit seinen 2 Töchtern tat. Arndt kommentiert ganz die Intention dieser Aussage erfassend: „Diese blutschänderische That ist von seiner Seite ganz zu entschuldigen.“ Lot war so volltrunken, daß er nicht mehr verantwortlich machbar sei für diese schwere Sünde.
Bis jetzt ist diese Geschichte noch kein Skandal und es wäre auch keine Skandalgeschichte, wenn nun weitererzählt werden würde: „Und da entbrannte der Zorn Gottes über diese 2 Töchter“ und es würde nicht irritieren, hieße es darauf: „Und Gott tötete sie!“ Denn Onan hatte Gott ja auch getötet wegen eines Verstoßes gegen die Sexualmorallehre des Alten Testamentes. Er hatte sich ja durch eine Selbstbefriedigung zeitlich befristet unfähig zum Geschlechtsakt gemach, obzwar er dazu verpflichtet war, zu der Witwe seines Bruders zu gehen, um seinem kinderlos verstorbenem Bruder einen Nachkommen zu erzeugen. Das wollte er nicht und Gott bestrafte ihn dafür mit dem Tode.Vgl: 1.Mose 38,8-10)
Aber statt des zu erwartenden Strafgerichtes Gottes über diese 2 Töchter Lots wird uns mitgeteilt, daß beide Söhne gebärten, die die Stammväter der Moabiter und Ammoniter wurden. Das klingt nun überhaupt nicht nach einem göttlichen Strfgericht, eher nach einem Segen Gottes, daß er diese 2 Frauen zu den Müttern dieser 2 Völker machte. Daß Gott diese „blutschänderische That“ nicht bestrafte, macht das völlig Inakzeptable dieser Geschichte nicht nur für den Jesuiten Arndt aus. Sonst straft Gott doch alle Sünden sofort, gerade die Bücher Mose zeigen uns das doch auf!
Kann es dafür eine Erklärung geben, daß der Gott, der Onan tötete, die Lottöchter nicht bestrafte und sie stattdessen gar zu den Müttern zweier großer Völker werden ließ? M.E kann dafür nur eine Erklärung gefunden werden, nämlich Gottes 1.Gebot: „Seid fruchtbar und mehret Euch!“ Die Töchter Evas konnten dies Gebot Gottes nur erfüllen, indem sie ihre leiblichen Brüder zu den Vätern ihrer Kinder machten. Es gab für sie keinen Mann, der nicht ihr leiblicher Bruder gewesen war.Das gilt nun auch für die Töchter Lots. Sie machten nun gar ihren Vater volltrunken, damit er an dieser Tat unschuldig wäre, und sie nahmen sie so allein auf sich.So aber erfüllten sie Gottes 1.Gebot, weil anders konnten sie es nicht erfüllen.
Onan dagegen verstieß gegen dies 1.Gebot Gottes, indem er sich weigerte, seinem Briuder zu einem Nachwuchs zu verhelfen, wie es das Gebot Moses forderte. Wegen dieses Verstoßes strafte ihn Gott mit dem Tode, die Töchter Lots beschenkte Gott mit 2 Völkern, deren Stammmutter sie wurden.
Das ist selbstverständlich für jeden Moralisten völlig inakzeptabel. Aber es zeigt uns auf, in welcher Radicalität Gott der Gott des Lebens ist: Er will, daß der Mensch lebt, indem er sich fortpflanzt. Für diesen Zweck hat Gott die Ordnung der Zweigeschlechtigkeit und der Ehe eingesetzt.Die Ordnung der Ehe ist aber dieser Zwecksetzung subordiniert und das inkludiert, daß wenn es Menschen nicht möglich ist, daß sie gemäß dieser Ordnung sich fortpflanzen können, daß sie dann auch wider diese Ordnung sich fortpflanzen dürfen. Das praktizierten so die Kinder Evas und Adams und in diesem Falle die Töchter Lots.
Das ist das so Anstößige dieser Geschichte, daß die Morallehre der Ehe hier so drastisch herabgestuft wird, indem sie so dem 1.Gebot Gottes untergeordnet wird.
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