Samstag, 31. Oktober 2020

Klarstellungen zum Thema: Auferstehung der Toten- eine Orientierungsskizze

Klarstellungen zum Thema: Auferstehung der Toten- eine Orientierungsskizze

Wenn von der Auferstehung der Toten sinnvoll gesprochen werden soll, muß zuvörderst geklärt werden, was denn das Totsein des Menschen ist. Epikur und mit ihm viele verstehen den Tod des Menschen als seine reine Nichtung,sodaß gilt, daß es den meinigen Tod gar nicht geben kann, denn wenn ich bin, ist der Tod nicht und ist der Tod nicht, dann bin ich nicht. Meinen Tod gäbe es so nur im Urteil der Anderen, daß ich tot sei. Dieses Todesverständnis intendiert, die Furcht vor dem eigenen Tode zu beseitigen, weil es eine Furcht vor etwas sei, was sie für mich sich ereignen kann, weil der Tod das Ich nichtet, das dies Ereignis, den Tod als meinen Tod mir erst zuschreiben kann und so nur zu meinen Tod machen kann.

Paradox, aber wahr: Nur wenn mein Ich im Todsein weiter existiert, gibt es für mich meinen Tod. Die biblische Vorstellung von der Sheul, griechisch vom Hades, von der „Unterwelt“ drückt diese Wahrheit aus, daß ich als Toter weiterexistiere, als ich, das dann den Tod als meinen eigenen erleidet.

Die Auferstehung von den Toten ist dann die Aufhebung dieses den eigenen Tod Erleidens. Die philosophische Vorstellung von der unsterblichen Seele ist der adäquateste Begriff zum Verstehen dieser Paradoxie, daß nur eine unsterbliche Seele den Tod als den ihrigen als ihr Ereignis sich zuschreiben kann und so erst meinen Tod ermöglicht als etwas mich selbst Betreffendes.

So ist das Sterben als die Trennung der Seele von seinem Körper zu begreifen und der Tod dann auch nicht als die Nichtung der Seele, nur der Körper zerfällt zu Staub. Der Tod der Seele ist dann die vollkommene Absonderung von Gott in der Unterwelt, das ist die vollkommene Gottferne, denn er ist ja selbst das Leben.

In der Auferstehung wird dann die den Tod erleidende Seele mit ihrem neu geschaffenem Körper reuniert zum Leben. Die Seele ist dabei das Identitätsstiftende, der Körper der zum Leibe durch die Seele individuierte Körper.

Gottes Gnade ist es nun, wenn er Seelen nach ihrem Sterben, also ihrer Loslösung vom Körper in den Himmel aufnimmt, damit sie so postmortal bei ihm ewig leben können. Er befreit sie vom Schicksal des Seins als Tote in der Unterwelt.

Die Vorstellung von den „Untoten“, aus der Horrorromanliteratur wohl bekannt, könnte als phantastische Ausmalung dieser Existenz der Unterwelt gedeutet werden, als Verbilderung eines schwer vorstellbaren Seins absolut getrennt von Gott, als Totsein. Denn auch das Totsein ist ein Modus des Seins.

Dieser Vorstellungskomplex erlaubt nun auch, vielfältigen spontan als unmöglich, so was kann es doch nicht geben, Phänomen gerecht zu werden, etwa, daß „arme Seelen“ Lebenden erscheinen mit der Bitte um Hilfe (vgl etwa Therese von Konnersreuths Umgang mit den „armen Seelen“), aber auch den vielfältigen Berichten, daß kürzlich Verstorbene Angehörigen oder Bekannten nach ihrem Tode erschienen seien. Selbst die so bedeutsame Erscheinung des ermordeten Hamlets, daß er sein Schicksal seinem Sohn offenbart (Shakespeare) muß dann nicht mehr als bloße Phantastik abgetan werden, sondern schilderte dann ein wirklich mögliches Ereignis.

Dieser Vorstellungskomplex eröffnet eben einen weiten Raum von möglichen Ereignissen, die sonst, bei einem materialistischen Weltbild als unmöglich abqualifiziert werden müßten, das etwa König Saul wirklich mit dem toten Propheten Samuel sprechen konnte, daß dem Jesus Christus wirklich Mose und der Prophet Elischa auf dem Berge der Verklärung erscheinen konnten. Zudem wird so die Aussage des Apostolicums: hinabgestiegen in das Reich des Todes verständlich. Der Katechismus spricht vom „Aufenhaltsort der Toten“ (633), um dann das Totsein zu präzisieren, indem es von den dortigen Seelen spricht. (633). Die Scheol oder der Hades ist der Aufenthaltsort der Seelen nach ihrer Lösung von ihrem Körper, aus dem Jesus Christus die Verstorbenen in seinem Abstieg in die Unterwelt errettete.



Resümee:

Der Verzicht auf eine explizierte Seelenlehre ist ein großes Unglück der zeitgenössischen Theologie.











 

Freitag, 30. Oktober 2020

Konfusionen: zum apostolischen Glauben an die „Auferstehung der Toten“

Konfusionen: zum apostolischen Glauben an die „Auferstehung der Toten“



So rühmlich J.Ratzingers/Benedikt XVI Werk: „Einführung in das Christentum auch ist, (Erstauflage 1968) das Kapitel: „Auferstehung des Fleisches“ ist doch gekennzeichnet durch die theologischen Wirrungen der 68-Zeiten, zumal die theologische Klarheit darunter litt, da die Theologie der damaligen Zeit, und auch der Theologe Ratzinger so sehr auf protestantische Theologen hörte.

Zu recht stellt Ratzinger fest, daß es im Apostolicum eigentlich nicht heißt: „Auferstehung der Toten“, sondern „des Fleisches“, verkennt aber die Intention dieser Aussage, wenn er kommentiert: „Hier ist anzumerken, dass auch bei der Formel unseres Symbolums,welches von der >Auferstehung des Fleisches< spricht, das Wort >Fleisch< soviel wie >Menschenwelt< bedeutet<“. (Auflage 2000, S.332) Sicher gibt es Stellen in der Bibel, wo der Begriff des Fleisches so gebraucht werden kann, aber im Apostolicum ist er anders gebraucht.Diese Formulierung synthetisiert nämlich zwei verschiedene Konzepte: a) die Vorstellung des Todes als die Trennung der Seele vom Leibe, sodaß der menschliche Körper begrabbar ist, die Seele post mortem bei Gott sein kann und b) der Vorstellung, daß der ganze Mensch stirbt und zum Endgericht wieder durch Gott auferweckt werden wird zu der, daß zum Endgericht die vom Körper getrennte Seele wieder mit ihrem neu belebten Körper vereinigt wird. Die Seele als unsterbliche kann nicht auferstehen, weil sie nie starb, nur der Körper, das Fleisch kann vom Tode erweckt und dann mit der Seele wiedervereint werden.

Gegen diesen Vorstellungskomplex revoltierten nun verschiedene protestantische Theologen in den 20er Jahren des letzten Jahrhundertes, die zum Teil als „dialektische Theologen“ reüssierten, etwa Karl Barth. Kritiisiert wurde, daß die Seelenlehre eine philosophische und nicht biblische sei, daß der Mensch nicht als Körper-Seele- Einheit so gedacht würde und daß so die Unsterblichkeit und gar das ewige Leben nicht als Gnadengabe sondern als etwas der menschlichen Seele qua ihrem Natursein Zukommendes sei.Der Mensch würde sola gratia nach seinem Tode neu von Gott erschaffen, es gäbe keine menschliche Natur, an der Gott gnadenhaft wirke, sondern die göttliche Gnade kreiert den toten Menschen ganz neu.

Diesen protestantischen Einwendungen öffneten dann katholische Theologen sich zu und konfundierten so leider die Lehre der Kirche. Wir können von da aus die biblische Botschaft neu verstehen, die nicht einer abgetrennten Seele Unsterblichkeit verheißt, sondern dem ganzen Menschen. Aus einem solchen Empfinden heraus hat sich in unserem Jahrhundert vor allem die evangelische Theologie ausdrücklich gegen die griechische Lehre von der Unsterblichkeit der Seele gewandt, die man zu Unrecht auch als christlichen Gedanken ansah.“ (S.329) Dies protestantische Entplatonisierungskonzept, mustergültig in dem Buch Jüngels: Tod durchgeführt, verdankt sich der etwas vulgären Vorstellung, daß das ursprünglich jüdisch denkende Urcrhristentum durch die Rezeption der griechischen Philosophie kontaminiert habe und so abstrakt philosophisch überfremdet wurde und sich nun davon zu purifizieren habe. Faktisch sollte so nun aber nicht das urchristliche Denken repristiniert werden, sondern entplatonisiert werden, um es so anschlußfähig zu machen zur Aufnahme zeitgenössischerer Philosophie und das bedeutete für die Anthropologie für ein materialistisches Menschenbild, daß der Mensch nur noch Fleisch ist mit primär fleischlichen Bedürfnissen- darum diskutiert der „Synodale Irrweg“ auch intensiver über Sex als über Gott.

Ratzinger urteilt nun, ganz im Einklang mit diesen protestantischen Theologen, daß die philosophische Lehre von der Seele und deren Unsterblichkeit nicht kompatibel sei mit der Vorstellung von der eschatologischen Auferstehung von den Toten. Die Bibel denke den Menschen als Einheit, die griechische Philosophie als Dualität. Aber denkt die Bibel wirklich den Menschen so monistisch materialistisch. Dies zu untersuchen, unterläßt hier Ratzinger, zu vorschnell protestantischen Exegeten und Theologen vertrauend.

Es war aber eigentlich offensichtlich, daß diese protestantische Theologie das zeitgenössische materialistische Menschenbild in die hl. Schrift hinein-exegetisierte, aber die Befangenheit in dem Zeitgeist verhinderte die Erkenntnis in diese Projektion des modernen Menschenbildes in die Bibel.Schon allein die Sheulvorstellung, sehr ähnlich der Hadesvorstellung der Griechen ist unvereinbar mit einem materialistischen Menschen-verständnis, denn wie könnte bei diesem Verständnis von einem Menschen zugleich ausgesagt werden, daß er begraben dort als Toter liege und zugleich in der Unterwelt vegetiere als Schattenwesen? Und wie hätte Jesus zum reumütigen Sünder am Kreuze sagen können: Heute noch wirst Du im Paradiese sein, wenn er als Hingerichteter begraben wurde und er dort im Grabe ruht? Nein, für ein materialistisches Menschenbild ist nicht die Bibel der Kronzeuge sondern der griechische Philosoph Epikur, der lehrte, daß es den meinigen Tod nicht geben kann, denn wenn ich bin, der Tod nicht ist, und wenn der Tod ist, nicht ich bin. Der Protestantismus kehrte so nicht zur Bibel zurück sondern zu Epikur. (vgl: Jüngel, Tod)

Zudem hat die Aufnahme dieses materialistischen Menschenverständnisses auch fatale Folgen für die praktische Theologie: Die Sorge um die Seele wurde ersetzt um die Sorgen der Seele um den Leib mit seinen Bedürfnissen. Die heutige Kirche sorgt sich so mehr um die Gerechtigkeit als gerechte Verteilung von Essen und Trinken, von Bildung und Gesundheit des Körpers als um das Seelenheil!

Corollarium 1

Wenn nun ein Gläubiger etwa den hl. Pater Pio als Fürbitter anruft oder die hl. Anna, können die dann noch im Himmel für uns beten, wenn sie nur als Einheit von Leib und Seele sie selbst wären und nicht schon als von ihrem Leibe getrennte Seele? Beten dann die Angerufenen als etwas anderes als sie auf Erden waren oder können sie überhaupt nicht für uns beten, weil sie einfach noch in ihren Gräbern liegen?

















 

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Wird ein Albtraum wahr- regiert das Freimaurertum die Kirche?

Wird ein Albtraum wahr- regiert das Freimaurertum die Kirche?


Auf Kath info war am 26.10.2020 unter dem Titel: Großorient von Italien erfreut über „Analogien“ bei Papst Franziskus .


Inzwischen meldete sich auch der Großorient von Italien zu Wort. Er ist die größte Freimaurerobödienz Italiens und blickt auf eine radikal kirchenfeindliche Tradition zurück. In der Oktober-Ausgabe seiner Zeitschrift Erasmo schreiben die Freimaurer, daß es in der neuen Enzyklika „nicht wenig Analogien mit den Grundsätzen und der Sichtweise der Freimaurerei“ gebe. In der Praxis habe Franziskus mit der Enzyklika den Wahlspruch der Freimaurerei „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ anerkannt und übernommen.“

Ja, rechtens lobt sich hier indirekt aber zutreffend, daß die freimaurerische Parole: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ die Parole der Französischen Revolution wurde, die ihren Höhepunkt in dem neu gestifteten Kult der Verehrung der Göttin Vernunft unter dem Revolutionsführer Robespierre fand. Nun kann sie konstatieren, daß die neueste Papstenzyklika sich faktisch diese Parole zu eigen gemacht hat.

Im Hintergrund dieser Parole steht die Ideologie des Egalitarismus, der Wille, alle Differenzen als unwesentlich abzuwerten. Es soll eben gleichgültig sein, wie man die Gretchenfrage: „Wie hältst Du es mit der Religion?“ respondiert, da alle Religionen gleich wahr sind, man aber auch Atheist sein kann.Auch sollen alle ethnischen Differenzen vergleichgültigt werden. Es sei egal, welcher Rasse oder welchem Volke wer angehöre, jeder habe im Prinzip das Recht, überall, wo er leben wolle, leben zu dürfen. Das ist das ideologische Fundament des Vorhabens, alle kulturellen und ethnischen Identitäten aufzulösen, um so eine neue Einheitswelt mit einer Einheitsregierung zu schaffen, das Ziel der politisch engagierten Freimaurerei.

Es müssen nicht kirchliche Würdenträger Freimaurerbrüder sein, es reicht, wenn sie in dem Geiste des Freimaurertumes in der Kirche wirken. Die Polemik des Papstes gegen jede Art von Prosylitenmacherei, womit die missionarische Praxis der Kirche diskreditiert werden soll und die Umgestaltung der kirchlichen Mission in ein rein diakonisches Handeln spricht eben für den Freimaurergeist.

So lobt der italienische Großorient: „in Kapitel der Enzyklika ist mit dem Wahlspruch der Freimaurerei überschrieben und umfaßt die Paragraphen 103–105. Dabei wird von der Logenzeitschrift nicht vergessen, zu erwähnen, daß Papst Franziskus in der Enzyklika den „Fanatismus“ anprangert, von dem „auch Christen und katholische Kreise befallen sind“.

Fanatismus“, das war die Haltung der Katholischen Kirche bis zum 2.Vaticanum, daß es nur eine wahre Religion gäbe und daß diese zum Heile der Menschen ist. Der antifanatische Geist dagegen bekennt alle Religionen als gleich wahr, um dann das Augenmerk auf die Aufgabe einer humanistischen Weltgestaltung zu richten: im Glauben verschieden, aber geeint im Humanitarismus. (Vgl: Arnold Gehlen: Moral und Hypermoral). Diese konsequente Verdiesseitigung macht den Humanitarismus aus, daß nur noch das Erdenleben zählt und inwieweit die Religionen einen Beitrag zur Humanisierung der Welt leisten. (So schon Lessing in seiner freimaurerisch inspirierten Parabel vom Ring in dem Werk: Nathan, der Weise.) So gesehen war die päpstliche Anbetung der Göttin Erde in der Gestalt der Pachamama kein Ausrutscher, sondern ein konsequenter Akt des Projektes der Vergleichgültigung aller Religionen zugunsten eines Primates der Humanisierung der Welt ganz im Geiste des Freimaurertumes.




 

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Wir sind weiter- das neue Selbstverständnis des Deutschen Katholizimus

Wir sind weiter- das neue Selbstverständnis des Deutschen Katholizimus



Nichts drückt so authentisch das Selbstverständnis des Deutschen Katholizismus -auch der Mehrheit der Bischöfe- wohl und des Laien-ZKs aus wie dieses Votum des ZK-Vorsitzenden Sternberg: „Wir sind in Deutschland bei der Mitverantwortung von Laien in Gemeinden weiter, als es die Pfarrei-Instruktion beschreibt." Kath de 26.10.2020: „Sternberg zu Vatikan-Brief: Kardinal Stella schlägt die Tür nicht zu. ZdK-Präsident Thomas Sternberg reagiert gelassen auf die Gesprächsabsage von Kardinal Beniamino Stella gegenüber Laienvertretern. Es könne durchaus sein, dass es doch noch zu dem Gespräch über die Vatikan-Instruktion komme.“

Wir sind weiter als wer?, ist nun zu erfragen und die Antwort fällt eindeutig aus: als die Katholische Kirche. Dies: Wir sind weiter darf nun nicht limitiert auf den Demokratisierungsprozeß der Kirche: Alle Macht den Gremien -nicht den Arbeiter- und Soldatenräten, das war die linksradicale Variante der Demokratisierung-gelesen werden, nein, in Allem sind wir weiter, so etwa in dem Anliegen der Modernisierung der veralteten Sexualmoral der Kirche, dem Kampf um die Einführung des Frauenpriestertumes und der Bejahung der ausgelebten Homosexualität.

Aber was qualifiziert diese Positionen als ein Weiter? Weiter entfernt von der Lehre der Kirche als der Kurs des jetzigen Papstes ist damit sicher nicht gemeint! Das Weiter meint etwas rein Positives im Sinne von der Vorstellung einer Weiterentwickelung, daß also die Positionen des „Synodalen Irrweges“ weiterentwickelte Positionen sind als die, die noch von der Katholischen Kirche gelehrt werden. Ein Fortschrittsglaube manifestiert sich in diesem: Wir sind weiter! Traditionell wird in der Kirche unter einer Reform die Wiederherstellung des Ursprünglichen verstanden, weil vom Ursprünglichen abgewichen wurde, man sich zu weit davon entfernt hatte. Ganz anders fällt das moderne Verständnis der Vorstellung der Reform aus. Es ist eine sehr komplexe Vorstellung, daß es eine in der Menschheitsgeschichte obwaltende objektive Tendenz des Fortschrittes gäbe, und daß es die Aufgabe aller, also auch der Kirche wäre, dieser objektiven Entwickelung zu folgen.Das Jetzige ist so immer besser als das Vorherige, das nur gut war als Überwindung des Davorherigen. Reformen im traditionellem Sinne sind so etwas Reaktionäres, der Versuch, Veraltetes zu repristinieren.

Je weiter sich so die Kirche von ihren primitiven Anfängen fortentwickelt, desto fortschrittlicher, desto weiterentwickelt ist sie. Die (post)moderne Gesellschaft kann nun Ungleichzeitigkeiten aufweisen. Wie eben einige Kinder später als die meisten das Laufen lernen, so können einige gesellschaftlichen Institutionen der gesamtgesellschaftlichen Entwickelung hinterherhinken. So ist die EKD eben viel fortschrittlicher und somit weiterentwickelt als die Katholische Kirche und das seit der Reformation, wo die Katholische Kirche den Fortschritt verschlief. Jetzt gilt es aber, sich weiterzuentwickeln. Leider hinkt da die Römisch-Katholische Kirche noch sehr weit hinterher, aber das Deutsche Laien-ZK und wohl die Mehrheit der Bischöfe haben die Zeichen der Zeit erkannt: Die Kirche muß sich verprotestantisieren, um endlich die Höhe der Zeit zu erreichen.

Da Papst Franziskus in letzter Zeit die notwendige Modernisierung der Kirche behindert, wäre es wohl das Beste, erwählte der „Synodale Weg“ ein Politbureau, das dann die Modernisierung der Gesamtkirche übernehme!



Corollarium 1

Einst war Gott von solchen Reformideen der Modernisierung nicht angetan,sodaß er gar die Revoluzzer, die Rote Korach ausrottete (4.Mose 16). aber unsere heutigen Rotten Korachs versichern uns, daß auch der Gott der Bibel seinen Dienst aufgegeben habe, weil er nicht mehr zeitgemäß sei und alle Macht den Laiengremien überlassen habe!

 

Dienstag, 27. Oktober 2020

Zum Kampf der Demokratie versus die (kirchliche) Tradition

Zum Kampf der Demokratie versus die (kirchliche) Tradition



Tradition ist Demokratie für die Toten. Sie ist die Weigerung, der kleinen anmaßenden Oligarchie derer, die zufällig gerade auf der Erde wandeln, das Feld zu überlassen. Jeder Demokrat ist dagegen, daß die Menschen durch den Zufall ihrer Geburt Nachteile erleiden;die Tradition verwahrt sich dagegen, daß sie durch den Zufall ihres Todes benachteiligt werden.“ G.K. Schesterton, Orthodoxie. Eine Handreichung für die Ungläubigen, 2015, S.99.

Tradition, das wird spontan als ein zur Idee der Demokratie in Spannung Stehendes, ja als ihr etwa Widerstreitendes empfunden. Das, was einst war, als verbindlich galt, das kann jetzt nur weiterhin als verbindlich gelten, wenn es jetzt demokratisch neu bestätigt wird. Für Chesterton ist dagegen die Tradition selbst ein demokratisches Produkt, das so, weil es zu respektieren ist als wenn die Tradition etwas von allen gemeinsam Erwirktes und so Demokratisches wäre.

Ist aber die Tradition selbst eine demokratisch legitimierte Hervorbringung? Kapriziert man sich, was bei diesem Buchtitel wohl erlaubt ist, auf die kirchliche Tradition, dann legitimiert sich die Lehre der Kirche, ihre Tradition durch die Wahrheit der Offenbarung, daß die Tradition die Entfaltung der Offenbarungswahrheiten ist und eben daß sie keine innovatorische Hervorbringung einer kreativen Kirche ist. Zudem kann die Lehre der Kirche auch nicht einfach verstanden werden als das, was die Kirchenmitglieder in den vergangenen Zeiten geglaubt haben und daß deshalb dieser Kirchenglaube für die Jetzigen verbindlich sei.

Man kann überhaupt sich fragen, ob Traditionen, die als rein menschliche Hervorbringungen angesehen werden, als wirklich verbindlich angesehen werden. Spricht die Vorstellung einer Ursprungslosgkeit einer Tradition, das war nie anders, eher für einen übernatürlichen Ursprung, daß es, weil es immer schon so war, eben nicht eine kontingente menschliche Hervorbringung ist?

Wenn es wahr ist, daß der Mensch in der Geschichte immer schon als ein Religion Praktizierender vorkommt, die Religion so zum Menschsein dazugehört, liegt es da nicht nahe, der menschlichen Religion einen transhumanen Ursprung zuzuordnen? Daß, wenn alle Menschen in allen Zeiten Religion praktizierten, dies ein gutes Argument dafür ist, mißtrauisch zu sein dem Versuch gegenüber, eine religionslose Kultur zu versuchen, ist einsichtig, aber nicht, daß diese Tradition demokratisch legitimiert gewesen sei. Es ist zu fragen, ob nicht die Religion anfänglich von den jeweiligen Priestern praktiziert wurde, daß unter ihnen sich die religiöse Tradition als spezielles Priesterwissen entwickelte, daß dies als Geheimwissen, als Mysterien gerade gar nicht ein Allgemeinwissen war.

Erst der Aufklärungsmythos einer natürlichen Religion, an der jeder partizipierte kraft seiner Eigenvernunft, erschuf ja die Vorstellung von einem Priesterbetrug, daß die Priester plötzlich sich ein Geheimwissen anmaßten, mit deren Hilfe sie dann Herrschaftsansprüche durchsetzten und so die natürliche Religion korrumpierten. Aber diese natürlich- demokratische Religion hat es faktisch nie gegeben,sie ist ein pures Produkt des philosophischen Denkens, das so höchstens ein Moment der wirklichen Religionen markiert als ihr vernünftiges Moment.

Gravierender ist aber der das demokratische Denken bestimmende Herrschaftsanspruch der jetzt Lebenden über alle Geltungsansprüche der Tradition: Sie werden nur anerkannt, wenn sie von den jetzt Lebenden wieder neu anerkannt werden. Denn das war und ist doch die Delegitimierungsformel gegen von der Herkunft und der Tradition her sich gründenden Herrschaftsansprüche des Adels und der Königshäuser. Das königliche Herrscherhaus der Wittelsbacher kann sein Recht, zu regieren, nicht mehr mit der Tradition ihres Regierens Bayerns legitimieren: Die demokratische Revolution beraubte sie dieses Traditionsrechtes. Nur die jetzt Lebenden zählen. Nähme man aber die Idee der Demokratie ernst, daß die Volksherrschaft damit gemeint ist, dann müßten die Toten mitregieren, denn sie gehören immer noch als Verstorbene zu ihrem Volke.



 

Montag, 26. Oktober 2020

Ich glaube an den Liberalismus und an die Demokratie

Ich glaube an den Liberalismus und an die Demokratie

Mit diesem Glaubensbekenntnis irritiert die Schrift: „Orthodoxie. Eine Handreichung für die Ungläubigen“ von G.K.Chesterton sicher manchen seiner Leser, aber gerade das auf den ersten und zweiten Blick den Lesenden Irritierende macht ja gerade die Qualität dieser so unorthodox daherkommenden Schrift aus. Für den Autor scheint Liberalismus und Demokratie eins zu sein, eine sicher fragwürdige Identifizierung (vgl dazu etwa in kritischer Intention Carl Schmitt: „Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus“), aber kaprizieren wir uns trotzdem hier auf diese Erörterung Chestertons.

Die Grundmaxime der Demokratie ließen sich in 2 Grundsätzen komprimieren:

Der erste Satz lautet, daß die Dinge, die allen Menschen gemeinsam sind, größeres Gewicht haben als die Dinge, die nur einigen Menschen zu eigen sind. Gewöhnliches ist wertvoller als Außergewöhnliches; besser gesagt,es ist außergewöhnlicher.“ ( Orthodoxie, 2015, S.96f)

Hier wird ein Indikativ gesetzt: haben größeres Gewicht und nicht: sollten größeres Gewicht haben. Wie begründet sich dieser Indikativ? Durch das Faktum, daß in einer Demokratie es so ist, und es so sein soll, weil die Demokratie sein soll? Tatsächlich kann jetzt an jede demokratische Wahl gedacht werden, in der das, wofür die Mehrheit stimmt, dann als „wahr“ bzw als „legitimiert gilt. Daß die Minderheit dann auf die bessere Qualität ihrer Argumente verweist oder darauf, daß mehr Fachkundige in der zu entscheidenden Causa für das Minderheitsvotum gestimmt haben, ist dann im Rahmen der Demokratie bedeutungslos. So hat nun eine demokratische Mehrheit Irlands für das Recht zur Kindestötung im Mutterleibe votiert und darum ist nun dies Kindestöten Recht. Weder die Qualität des göttlichen Gebotes noch der Verweis auf das Naturrecht, gegen das dies Tötungsrecht verstößt, haben dann noch eine Bedeutung, denn die größere Zahl entscheidet, was als Recht zu gelten hat. Kann ein Christ das wirklich glauben?

Aber: was allen Menschen gemein ist, kann auch anders verstanden werden. Alle Menschen müssen Essen und Trinken, ein Dach über den Kopf haben und ein Mindestmaß an Bildung, um am gesellschaftlichen Leben partizipieren zu können. Eine demokratische Politik wird deshalb hier ihre Schwerpunkte setzen, in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Meinte man nun, daß dem Menschen auch noch ein Streben nach Höherem zu eigen ist, dann muß das als ein Interesse weniger als politisch also fast irrelevant angesehen werden. Die Wohlfahrt, für die sich ein demokratisch-liberaler Staat engagiert, ist so etwas rein Materialistisches. Für alles Ideele ist so kein Platz in diesem Politikverständnis. Der Mensch des Liberalismus ist so halt der homo oeconmicus mit seinen rein materialistischen Bedürfnissen.

Das Außergewöhnliche wird so exkommuniziert aus der liberalen Demokratie. Wer hier nun einen kurzen Blick etwa auf Hesses Roman: „Der Steppenwolf“ wirft, liest da das genaue Gegenteil, daß gerade die außergewöhnlichen, aus dem Rahmen des Üblichen Herausfallenden das das gesellschaftliche Leben Belebende sind, die Gesellschaft vor ihrer Skleroseanfälligkeit bewahren. Aber diese „Steppenwolfexistenzen“ sollen aus der demokratischen Gesellschaft weitestgehend ausgeschlossen werden, weil sie zu wenige sind, als daß sie zählen könnten.



Das 2.Prinzip laute, „daß der politische Sinn oder Trieb zu dem gehört, was die Menschen verbindet.“ (S.97) Ist die Antithese, daß die Politik die Menschen voneinander trennt, nicht viel realistischer? Die Staatspolitik setzt eine Trennung der Staaten voraus, die dann ihr Mit- und oft eher ihr Gegeneinander gestalten. Der öffentlich politische Diskurs lebt von den Gegensätzen der politischen Ideologien und dem Kampf um Macht. Je politisierter ein Diskurs ist, wenn etwa Künstler nicht mehr nach der Qualität ihrer Werke sondern nach ihrer politischen Gesinnung beurteilt werden (man denke an Peter Handke oder der Verteufelung des Filmsschaffens einer Leni Riefenstahl), desto mehr ist er durch Zwietracht und Feindschaft bestimmt.

Noch skuriler: „daß die Demokratie das Regieren zu diesen allgemeinmenschlichen Funktionen zählt: Kurz, der demokratische Glaube läuft darauf hinaus, daß die allerwichtigsten Dinge den gewöhnlichen Menschen überlassen bleiben müssen.“ (S.98) Ein Friseurlehring darf in seinem 1.Lehrjahr bei Niemandem die Haare schneiden, damit er nicht irreversible Schäden anrichtet, die erstrebte Frisur verschneidet- einer wie langen und intensiven Ausbildung bedarf ein Chirug, bevor er zum 1. mal selbstständig operieren darf und nun soll die Kunst des Regierens etwas für jedermann sein? Kann jeder qua gesunden Menschenverstand gut regieren. Der revolutionäre Lenin meinte, daß, wenn der Staat im Sozialismus langsam anfängt, überflüssig zu werden, nach der notwendigen Phase der Diktatur des Proletariates, dann das Regieren so leicht würde, daß wirklich ein jeder damit beauftragt werden könnte. (siehe seine Schrift: Staat und Revolution), aber das erwies sich dann in der politischen Praxis aller sozialistischen Länder als schwärmerischer Utopismus. Nein, die Kunst des Regierens verlangt nach dazu wirklich Qualifizierten, nach Menschen mit einer natürlichen Talentierung zum Beruf des Politikers und einer dazu gehörigen qualifizierenden Ausbildung. Weh dem Volk, daß von Diletanten regiert wird.

Oder sollen wir nun mit Chesterton wider alle Einsicht an diesem demokratischem Glauben festhalten, sodaß in unserem Staate Verteidigungsminister Personen werden können, die gerade mal einen Panzer von einem Kriegsschiff unterscheiden können- statt dies Amt einem General vorzubehalten?























































 

Sonntag, 25. Oktober 2020

Papst Franziskus, die Homosexualität und die neue Moraltheologie- oder: Was wollt ihr denn?

Papst Franziskus, die Homosexualität und die neue Moraltheologie- oder: Was wollt ihr denn?



In einem einstigen Werbespot lautete die Antwort auf diese existentielle Frage: „Maom“ (eine Art Kaugummi), aber die katholische Moraltheologie unter Anleitung von Papst Franziskus gibt da viel originellere Antworten. Das Fundament der neuen Moraltheologie skizziert ein Moraltheologie auf der Höhe der Zeit, ganz marketingmäßig. Er erläutert Papst Franziskus Zustimmung zu dem Einstieg in eine staatlich geregelte Homoehe so (kath de am 24.10. 2020):

Lintner: Dadurch wird noch mal dezidiert seine Hinwendung zu den Menschen deutlich. Er geht nicht mehr als ersten Schritt von der katholischen Lehre aus und bewertet die Menschen nicht mehr allein danach, ob sie dieser entsprechen oder nicht. Zunächst nimmt er den Menschen mit seinen Bedürfnissen und mit seinem Bemühen in den Blick, sein Leben verantwortlich zu gestalten.“

Im Vordergrund hat also der Mensch mit seinen Bedürfnissen zu stehen, denn die zu befriedigen, dazu sei die Kirche nun mal da als Humandienstleister. „Er nimmt Homosexuelle mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Hoffnungen, aber auch mit ihren Verwundungen wahr. Wenn er gegenüber diesen Menschen Wertschätzung empfindet, ist es auch konsequent, dass er ihren Wunsch nach Partnerschaft anerkennt – und in der sexuellen Orientierung allein keinen Grund erkennt, dass sie diesem Wunsch nicht nachkommen dürfen.“

Das ist das Neue der zeitgenössischen Moraltheolgie: Sie frägt nach dem, was die (potentiellen) Kunden wünschen, sie kritisiert dann die traditionelle kirchliche Morallehre, weil die an den Bedürfnissen und Hoffnungen der Kunden vorbei produziert worden ist und so als Ladenhüter auch nicht ankommt bei der Kundschaft.

Nun existieren leider in der Katholischen Kirche Größen, die so einer kundenorientierten Produktion der Moral im Wege stehen. Da wären die Aussagen der Bibel zu dieser Causa und das Lehramt. Die Autorität der hl. Schrift ist nun leicht zu desavouieren: Das, was da zur Homosexuaität geschrieben ist, entspricht nicht den modernen Erkenntnissen über die Homosexualität und ist so bedeutungslos für die heutige Kirche. Die Autoren waren eben auch nur Kinder ihrer Zeit, konnten so nicht über das damals Gewußte in dieser Causa hinaus denken. Daß die Hl. Schrift Wort Gottes ist und nicht einfach ein Zeitgeistprodukt, das übersieht diese moderne Theologie sehr gerne, denn dann müßte ja die Schrift ernst, als Wahrheit angenommen werden, was aber nicht geht, da sie zuviel Nichtzeitgemäßes enthält.

Wie verhalten sich nun dieses päpstliche Ja zu den staatlich anerkannten Hompartnerschaften zur bisherigen Lehre der Kirche zu dieser Causa? Hier triumphiert die modernistische Phrase:Lintner: Franziskus geht deutlich über die herkömmliche Lehre der Kirche hinaus.“ Die Verbindlichkeit der kirchlichen Lehre wird einfach durch das „Recht“, deutlich über sie hinauszugehen, außer Kraft gesetzt.

Die Lehre der Kirche ist eben nur das Herkömmliche, das nun durch das Zeitgeistgemäße zu ersetzen ist. Die Kirche habe sich eben früher durch das „Wort Gottes“ führen lassen, jetzt ist der Kunde der König, der mit seinen Bedürfnissen die Norm für die Kirche zu sein hat. Wenn dann sogar so eine mächtige Lobbiistenorganisation wie die der Homosexbewegung gegen die kirchliche Lehre interveniert, hat die Kirche auf sie zu hören. Denn den Mächtigen und Einflußreichen schenkt diese Kirche gern ihr Ohr.



Welche praktischen Konsequenzen sollen nun diese Papstäußerungen zu den zivilrechtlich eingetragenen Homopartnerschaften haben. Der Moral-professor: „Deshalb sagt er, dass wir uns als Kirche dafür einsetzen sollen, dass das möglich ist, und plädiert dabei für die eingetragene Partnerschaft auf zivilrechtlicher Ebene. In vielen Ländern ist dies ja bereits gesetzlich so geregelt worden, auch gegen den Widerstand der Kirche. Wo dies noch nicht möglich ist, sollte die Kirche ihren Widerstand aufgeben.“

Das ist wohl das Wichtigste, daß die Kirche ihren Widerstand gegen staatliche Reformen aufgeben soll, wo diese gegen die Lehre der Kirche verstoßen, denn diese Reformen sind ja demokratisch legitimiert und so auch verbindlich für die Kirche.



1.Nachtrag:

In den Medien wird nun plötzlich lebhaft diskutiert, was der Papst wirklich zu dieser Causa gesagt hatte und wie es dann in diesem Papstfilm zusammengeschnitten wurde. Das ist eben das Besondere an ihm, daß er die Klarheit scheut, Polyinterpretables von sich gibt, um so die Progressiven zu erfreuen und die Conservativeren zu besänftigen, daß es doch so gar nicht gemeint gewesen sei.

2.Nachtrag:

Sein Eindruck sei, so Wucherpfennig, dass die Kirche jetzt tatsächlich nachziehe „und dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung trägt und merkt, dass sie sich einfach zunehmend verschließt beziehungsweise in andere Welten begibt, wenn sie Homosexualität nicht anerkennt und sich dieser Wirklichkeit nicht stellt“. Tagespost am 24.10.2020. Einfach gesagt: Die Morallehre der Kirche müsse sich dem gesellschaftlichen Wandel anpassen.

 

Samstag, 24. Oktober 2020

Geschichte: Wer kämpft da? Rasse, Klasse, Individuen...?

Als Proömium eines recht lesenswerten Berichtes über die jetzige Lage Südafrikas: „Rassenkampf? Klassenkampf? Gar kein Dampf? Zu Historie und aktueller Lage in Südafrika“ in: Unser Mitteleuropa, 21.10.2020 liest man dort:

Die Geschichte ist eine Geschichte der Klassenkämpfe. Karl Marx Die Rassenfrage ist der Schlüssel zur Weltgeschichte. Benjamin Disraeli

Stimmt das? Die Geschichte ist (auch) eine Geschichte weltanschaulicher Missverständnisse und (auch) die Unterwerfung unter einen Determinismus, der in Wirklichkeit nichts bestimmen oder entscheiden kann. In Wirklichkeit versklavt sich ein Mensch selbst durch die Unterwerfung unter irrationale Kulte, wie den Glauben an einen feststehenden Geschichtsverlauf oder monokausale Erklärungsmodelle.

Das klingt gut, stimmt es aber auch? Sind Weltanschauungen immer Mißverständnisse oder können sie mißverstanden werden? Beruht dann ihr Mißverständnis darin, daß sie einen determinierten Verlauf der Geschichte lehren? Disraeli kennt überhaupt keinen vorbestimmten Geschichtsverlauf, er sagt nur, daß die Menschheitsgeschichte nicht begriffen werden kann, wenn man die rassische Ausdifferenzierung der Menschheit und das damit verbundene Konfliktpotential übersieht.

Im Marxismus ist die Lage komplexer: Einerseits wird eine objektive Geschichtsentwickelung gelehrt, die im Kommunismus ihren Abschluß finden soll, andererseits wird der agonale Charakter der Geschichte betont, daß das Lebenselexier der Geschichte der Kampf ist und der Ausgang von Kämpfen ist nicht determiniert, er kann nur prognostiziert werden.So kann man den Sieg von RB-Leipzig gegen den 1.FC Krähwinkel mit fast 100 prozentiger Sicherheit voraussagen, aber dieser Sieg ist trotzdem nicht determiniert. Betrachtet man den Marxismus als eine Untervariante des berühmten Votums von Heraklit: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge“, dann wird noch deutlicher, daß im praktiziertem Marxismus das voluntaristische Moment überwiegt.

Daß der Mensch sich irrationalen Kulten unterwirft und sich so selbst versklavt, ist gediegene Polemik, evoziert aber auch hier ad hoc Fragen: Sollen alle Weltanschauungen als „irrationale Kulte“ gelten, oder nur einige? Zudem, kann den der Mensch in der Geschichte agieren, ohne daß er sein Leben in der Welt in irgendeiner Weise weltanschaulich deutet. Nun sind selbstredend die Weltanschauungen keine individuellen Hervorbringungen sondern soziale Produkte, aber es darf gesagt werden, daß zum Leben in einer Gesellschaft die Partizipation an einer Weltanschauung dazugehören. In pluralistisch verfaßten Gesellschaften konkurieren dann diverse Weltanschauungen miteinander, aber diese pluralistische Verfaßtheit ist selbst auch ein Produkt einer Weltanschauung, der des Liberalismus.

Versimplifiziert kann dies an Mannschaftsballspielen veranschaulicht werden. Erst wenn festgelegt ist, welches Ballspiel mit welchem Regelwerk gespielt werden soll, kann gespielt werden. Jedes Ballspielregelsystem unterscheidet nun zwischen erlaubten und unerlaubten Agieren, definiert, wie mit dem Ball umzugehen ist und wie nicht. Das könnte als unangemessene Beeinträchtigung der Freiheit der Ballspieler gedeutet werden, aber ohne eine solche Limitierung kann überhaupt nicht Ball gespielt werden. Anders gesagt: Sinnvolles Agieren in der Geschichte ist nur in einem Vorstellungsraum, einer Weltanschauung möglich. Ansonst reduzierte sich das menschliche Leben auf ein außergeschichtlich rein natürliches Leben der Lebenserhaltung und Lebensfortpflanzung.

Monokausale Interpretationen der Geschichte vertritt nun keine Weltanschauung, wohl aber den Glauben an einen feststehenden Geschichtsverlauf, daß es einen Progreß in der Geschichte gäbe, die Fortschittsgläubigkeit und die religiöse Vorstellung eines Endes der Geschichte. Daß solche Vorstellungen aber den Menschen versklavten, ist nun eine abstruse Vorstellung, zumal Nietzsches Alternativkonzept der ewigen Wiederkehr des Selben nun auch wieder deterministisch erscheint.Nur ein mutiger Rückgriff auf Heraklits, der Krieg ist der Vater aller Dinge, dürfte jede Art von Determinismus ausschließen, aber determiniert er so nicht selbst doch wieder auch die Geschichte? 

Ergo: Wenn die Geschichte die ihrer Kämpfe ist, dann schließt dies jede deterministische Deutung aus, außer der, daß solange es Geschichte gibt, ihr Lebenselexier der Kampf ist, der grundlegendste der des Satans wider Gott. 







 

Freitag, 23. Oktober 2020

„Ich glaub an dich“- ein Fehlweg in Kardinal Ratzingers „Einführung in das Christentum“?

Ich glaub an dich“- ein Fehlweg in Kardinal Ratzingers „Einführung in das Christentum“?



Die eigentliche Botschaft der christlichen Religion sei keine Lehre, „sondern seine Person“, urteilt J.Ratzinger Benedikt XVI in seiner „Einführung in das Christentum“ (2000, S.19). Auch wenn dann Joh 7,16 zitiert wird: „Meine Lehre ist nicht meine Lehre“ (S.19), bleibt es bei dieser problematischen Aussage, daß die Person Jesu der Gehalt der christlichen Religion sei.

Der christliche Glaube ist mehr als Option für einen geistigen Grund der Welt, seine zentrale Formel lautet nicht: >Ich glaube etwas<, sondern>Ich glaube an dich<. Es ist Begegnung mit dem Menschen Jesu“. (S.71). So feinsinnig diese Einführung auch sonst gestaltet ist, hier müssen ernsthafte Bedenken angemeldet werden. Jesus ist erst mal ein Individuum, von dem die Hl. Schrift Aussagen macht über sein Leben, was er tat, und was er nicht tat. Dies zeigt schon an, daß eine Zentrierung auf sein Personsein unzulässig sein Leben reduziert auf sein Sein und sein Heilswerk, was er lehrte und tat, so vernachlässigt.

Auch ist er nicht einfach eine Privatperson, denn er ist der Messias. Das urchristliche Bekenntnis lautet ja: Jesus ist der Messias, Jesus ist der Christus. Daran glaubte das Urchristentum, nicht glaubte es an die Person Jesus. Veranschaulichen wir uns an einem simplen Fall. Ein Mann tritt an mich heran und fordert von mir, daß ich meine Ausweispapiere vorzuzeigen habe. Meine Antwort könnte in der Frage bestehen, warum ich diesem Mann meine Papiere zu zeigen habe. Wenn der dann seinen Wintermantel aufknöpft und eine Polizeiuniform sichtbar wird, glaube ich, daß er ein Polizist ist und somit berechtigt ist, meine Ausweisdokumente zur Ansicht zu fordern. Ich schreibe hier extra: „Ich glaube, daß er ein Polizist ist“, weil die Uniform allein noch kein Beweis dafür ist, daß er ein Polizist ist, denn es könnte sich ja auch nur um eine Kostümierung handeln. Wüßte ich, daß ein Polizist vor mir steht, bräuchte ich es nicht mehr zu glauben.

Es gibt keinen Glauben, ohne daß etwas geglaubt wird. Das Bekenntnis: „Ich glaube an dich, Jesus“, ist so eine Abbreviatur des Bekenntnisses: „Ich glaube, daß du der Christus bist.“ Die Kenntnis des Begriffes des Christus setzt dieses Bekenntnis voraus. In ihm wird eine Person mit dem Amt des Messias identifiziert. Das heißt im Kontext von Jesu: Wir identifizieren dich als den von uns schon ersehnten Messias. Was der Messias ist, das ist nun nichts der Person Jesu individuell Eigenartiges, sondern, sagen wir es mal salopp, eine Rolle, die in der zeitgenössischen Frömmigkeit der Juden einen ganzen Vorstellungskomplex ausmacht. Kehren wir zur Vereinfachung des damit Ausgesagtem zu der Vorstellung des Polizisten zurück: Was für ein großes Meer an Vorstellungen und Assoziationen evoziert allein der Begriff des Polizisten. Einen Vorstellungsraum eröffnen diese Vorstellungen und Assoziationen, ohne daß gleich das gesamte Vorstellungsmaterial geordnet und systematisiert oder gar wissenschaftlich aufgearbeitet wird. Erst ist dies Meer der Vorstellungen und Assoziationen da.Erst die Theologie entfaltet dann diesen Begriff in seiner ganzen Wahrheit. Das ist dann die dogmatische Explikation des Begriffes. Kurzfassungen dieser dogmatischen Explikation sind dann die christologischen Lehrsätze. In ihnen versteht der christliche Glaube erst, was er glaubt, wenn er glaubt, daß Jesus der Messias ist. Ratzinger urteilt in dieser Einführung anders, wenn er die ersten Konzilien lobt, weil „ man auf diesen Konzilien noch nicht Lehrsätze formuliert hat“. (S.81). Aber ohne solche „Lehrsätze“ weiß der christliche Glaube noch gar nicht, was er bekennt, wenn er Jesus als den Christus bekennt. Das wäre so, als sagte ich: „Ich glaube, daß sie ein Polizist sind“, aber ich weiß nicht, was ein Polizist ist und warum ich nun verpflichtet sein sollte, dem meine Ausweisdokumente vorzuzeigen.

Ich glaube an Dich“ ist so eine Abbreviatur, weil nicht expliziert wird, als was ich hier den so Angesprochenen glaube. So kann ein Verleger zu einem jungem Schriftsteller dies sagen und damit sein Vertrauen darauf aussagen, daß er ihn für einen zukünftig erfolgreichen Schriftsteller ansieht und darum sein Erstlingswerk verlegen wird. Erst der soziale Kontext erschließt dann, was geglaubt wird, wenn gesagt wird: „An dich glaube ich“.

Die christliche Religion kann sich nicht aus der Wahrnehmung oder gar nur aus der Begegnung mit der Person Jesus erschließen. Soll etwa das Heilswerk Jesu, sein Kreuzestod begriffen werden, setzt dies ein theologisches Vorverständnis des Sühnopfers voraus. Das Begreifen der Erscheinungen Jesu nach seiner Kreuzigung setzt eine Kenntnis der Erwartung der Totenauferweckung am letzten Tage als eschatologisches Ereignis voraus und noch viel grundlegender ein Weltverständnis, das es für möglich hält, daß in der Welt übernatürlich Gewirktes sich ereignen kann.

Wem die Welt ein in sich geschlossenes Etwas ist, in dem alles sich darin Ereignende rein weltimmanent ist, für den kann auch die Person Jesus, auch wenn sie ihm persönlich begegnet, nur ein besonderer Mensch sein und nicht mehr. Aber der christliche Glaube bekennt,daß diese Person wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich ist und diese Aussage transzendiert das: „Ich glaube an dich“ zu: „Ich glaube dich als den Sohn Gottes, der uns zum Heile Mensch geworden ist“.









 

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Irritierendes: Kinder des Zornes

Irritierendes: Kinder des Zornes

Nicht ist damit der Zorn von Kindern gemeint, es wird also nicht die Rede sein von zornigen Kindern, sondern von dem Zorn über Kinder. Auch sind hier nicht Kinder gemeint sondern die Kinder Gottes, also alle Menschen. Der Apostelfürst Paulus schreibt nämlich: et eramus naturae filii ira, sicut et ceteri= und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die übrigen. (Epheserbrief 2,3).

Das gibt zu denken. Der Apostel Paulus bezieht sich hier ein: Auch ich war ein Kind des Zornes. Es gibt die „Kinder des Unglaubens“ (2,2), die für Paulus so auch die Kinder des Zornes sind. Er schreibt hier also vom Zorne Gottes, der sich auf die Ungläubigen bezieht; diese stehen unter ihm. „Von Natur aus“ muß dann ernsthaft durchdacht werden. Dies besagt, daß der Unglaube nicht etwas Kontingentes ist, denn dann wäre er nicht natürlich. Es muß sich also um einen natürlich notwendigen Unglauben handeln. Damit stehen wir also in der Mitte der Lehre von der Erbsünde, daß der Mensch ob dieser Verfaßtheit postlapsarisch als Sünder geboren wird und daß Gott selbst diese Sünde so ernst nimmt, daß für ihn alle Menschen Objekte seines Zornes sind. Wo das menschliche Auge unschuldige Kinder sieht, da sieht das theologische Urteil des Apostels „Kinder des Zornes“.

Aber es gibt für jedes Kind des Zornes eine Rettungsmöglichkeit: Der Glaube und das Sakrament der Taufe. Der Apostel sagt so auch von sich, als er noch ein frommer Pharisäer war, daß er da ein „Kind des Zornes“ war und er erst durch seine Bekehrung zu Damaskus und seine Taufe ein von Gott Geliebter wurde. Augustin Arndt SJ,Die Heilige Schrift, 1903 schreibt dazu sehr treffend: „Ein Gott, der nicht zürnt, liebt auch nicht.“ (Fußnote zu 2,3).Paulus mutet uns also zu,daß Gottes Verhalten zu uns als ein änderbares zu denken ist: Gott zürnt dem Sünder, er liebt aber den Gläubigen. Nun wird es aber etwas komplizierter: Der Gott, der zürnt, ist auch der, der den Tod des Sünders nicht will und so ihm die Möglichkeit zur Errettung verschafft.Aber dieser Wille Gottes darf nun nach Paulus nicht so gedeutet werden, als wäre der göttliche Zorn gar keine Realität, als wenn dieser nur eine menschliche Imagination wäre.

Somit ist der Glaube auch nicht einfach eine zuverlässige Erkenntnis Gottes, so wie er an sich ist, daß er die Liebe ist, die jeden liebt, sondern ob des Glaubens ändert sich Gottes Beziehung zum Menschen: Er hört auf, ein Objekt seines Zornes zu sein und wird ihm zum Geliebtwerdenden. Diese Liebe ist nun selbst nichts Natürliches, als müßte Gott den Menschen, wenn er gläubig ist oder nur weil er als Mensch ein Geschöpf Gottes wäre, lieben, denn es ist eine göttliche Gnade, den Glaubenden zu lieben. Der Naturbegriff ist so in dieser kleinen Erörterung different gebraucht. Es gibt den Menschen, der ob seiner gefallenen Natur natürlich ein Objekt des göttlichen Zornes ist, aber es gibt keinen natürlich zürnenden oder liebenden Gott: Gott entscheidet frei, wem er zürnt und wen er liebt. Das ist Gottes Freiheit, die hier mitbedacht werden muß. Es ist eine göttliche Dezision, den, der ihn glaubt, zu lieben, ihm dann der göttliche Vater zu sein, der die Seinen dann als seine geliebten Kinder ansieht.

 

Mittwoch, 21. Oktober 2020

Irrwege der Theologie- oder der Glaube an den guten Menschen

Irrwege der Theologie- oder der Glaube an den guten Menschen



Gewisse Theologen von heute bestreiten die Erbsünde,das einzige Stück der christlichen Theologie, das wirklich beweisbar ist.“ G.K.Chesterton, Orthodoxie. Eine Handreichung für die Ungläubigen, 2015,S.39. Als Beleg wird dann angeführt: „Falls es stimmt (und das tut es), daß ein Mensch mit innigem Vergnügen einer Katze bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren zu ziehen vermag, dann zwingt das den religiösen Philosophen zu einem von zwei Schlüssen“ (S.40), daß es entweder keinen Gott gibt oder es muß bestritten werden, „daß sich der Mensch gegenwärtig im Einklang mit Gott befindet“. (S.40)

Was heißt hier „beweisbar“? Ein Einzelfall praktizierter Tierquälerei, auch wenn er öfters vorkommt, kann auf keinen Fall beweisen, daß der Mensch sich nicht im Einklang mit Gott befindet, höchstens, daß diese Täter sich im Widerspruch zu Gottes Willen befinden. Aber auch diese Aussage könnte in Frage gestellt werden durch die Vermutung, daß eine solche tierquälerische Handlung auf eine psychische Erkrankung verweisen könnte. Empirisch läßt sich eine Alle-Aussage auch nicht verifizieren, daß alle Menschen erbsündlich bestimmt sind, sondern nur, daß es (viele) Menschen gibt, die moralisch nicht Vertretbares vollbringen. Das impliziert eine von allen anerkannte Moral, die aber auch bestritten werden kann. Zumindest wird die christliche nicht mehr in Europa und Amerika von allen anerkannt, man denke nur an die Legitimierung der Kindestötung im Mutterleibe.

Kann dann aber noch bewiesen werden, daß jeder Mensch von Natur aus zum Bösen neigt? Darüber hinaus ist zu fragen, ob das Erbsündliche wirklich einfach nur das Bösetuen meint, denn dann müßte doch konzediert werden, daß viele Menschen, um es mal etwas unpräzise zu formulieren, anständig leben und so rechtens sich als Nichtböse qualifizieren würden.

Daß heutige Theologen zu Hauff die Erbsünde bestreiten, liegt eben gerade auch darin begründet, daß diese Lehre nicht empirisch, aus Erfahrungen her bewiesen werden kann. Denn das Faktum, daß jemand sündigt, kann ja auch so gedeutet werden, daß es die freie Entscheidung des Subjektes sei, so zu handeln; er hätte nicht so handeln müssen. Somit gäbe es nur die menschliche Freiheit, die der Mensch auch zum Sündigen mißbrauchen könne. In dieser Interpretation kann es dann keinen Platz mehr für die Erbsündenlehre geben, da die aussagt, daß der freie Wille des Menschen notwendig sündigt und daß nur durch die göttliche Gnade der Mensch daraus befreit werden kann. So drängt sich der Verdacht auf, daß Chesterton hier gar nicht die Erbsündenlehre beweisen will, sondern nur sagen will, daß Niemand bestreiten könne, daß die Welt, in der wir leben, so wie sie ist, nicht in Ordnung ist.

Könnte aber die Erbsünde bewiesen werden? Ja, wenn die These bejaht wird, daß der Tod der Sünde Sold ist und daß der Mensch von seiner Geburt an dazu verurteilt ist, zu sterben. Wenn auch schon Kinder gleich nach der Geburt sterben und wenn der Tod das göttliche Gericht über den Sünder ist, dann muß das Kind von Geburt an sündig sein. Wie das denkbar ist, das zu explizieren, ist die Aufgabe der Erbsündenlehre. Vgl dazu mein Buch: Der zensierte Gott).

Eines ist aber ad hoc klar: Da der Ursprung der Erbsünde die Tat Evas und Adams ist, dies aber kein Geschehen in der Menschheitsgeschichte sein kann, sondern eine Urtat, durch die die Menschheitsgeschichte erst konstituiert wurde, kann dies Ereignis nicht selbst bewiesen werden als Ereignis. Es kann nur geschichtsphilosophisch konstruiert werden. Vgl dazu etwa Schellings Schrift über die menschliche Freiheit, in meinem Buch: „Der zensierte Gott“ diskutiert. Die Erbsündenlehre kann also nur theologieimmanent bewiesen werden, oder philosophisch, aber nicht aus der Erfahrungswelt erschlossen werden.

Mit dem Verlust der Erbsündenlehre gerät aber nun die ganze christliche Erlösungsreligion ins Wanken. Denn wenn das Böse in der Welt auf ein kontingentes Fehlverhalten der Menschen zurückführbar ist, warum sollte es da dem Menschen nicht möglich sein, durch eine Selbstdiziplinierungskultur dies kontingente Sündigen zu überwinden? Ein einfacherer Weg, den heutzutage Teile der Kirche beschreiten wollen, wäre der, allzu „beliebte“ und so häufig praktizierte Sünden einfach nicht mehr als Sünde, als Bösestuen zu qualifizieren. Je weniger als Sünde angesehen wird, desto weniger Sünder gibt es auch.

Die traditionelle Lehre von der Erlösung des Menschen baute sich auf aus der Polarität des als durch die Erbsünde bestimmten Menschen und wie er durch die göttliche Gnade gerechtfertigt wird. Aus der Heilsnotwendigkeit der Gnade wurde dann die Erbsündenlehre konstruiert, die die Unmöglichkeit einer Selbsterlösung zu beweisen hatte. Diese Konzeption ersetzt die nachkonziliare Theologie weitestgehend durch eine Gotteslehre, nach der Gott jeden Menschen unbedingt liebe, sodaß diese göttliche Bejahung den Menschen zur Selbstannahme und zur Bejahung der Mitmenschen befähige. Daß Rousseaus Anthropologie, daß der Mensch von Natur aus gut sei und nur durch seine soziale Umwelt korrumpiert würde , in heutigen Zeiten auch in der Kirche auf mehr Zustimmung stößt als die klassische Erbsündenlehre zeigt dann unübersehbar, wie sehr sich die Kirche von ihren Fundamentallehren entfernt hat. Der Glaube an das Gute in jedem Menschen ersetzt so die christliche Erlösungslehre.



 

Dienstag, 20. Oktober 2020

Zur Deutschen Schuldkultur- "kirchliche" Bekenntnisse

Karlheinz Weissmann weist in seinem sehr gediegenen Kommentar zum sogenannten „Stuttgarter Schuldbekenntnis“ (Junge Freiheit, 19.10.2020) auf die Problematik dieser Erklärung des Protestantismus zur Niederlage Deutschlands im 2.Weltkriege und zum Verhalten der evangelischen „Kirche“ zum nationalsozialistischen Staat hin. Die reformierte Theologie Karl Barths habe sich in diesem Schuldbekenntnis durchgesetzt: „Für ihn war der Kern des Übels jener deutsche Nationalgeist, der von Friedrich dem Großen über Bismarck zu Hitler geführt hatte. Nur dann könnten die Deutschen – „aller anderer Völker mit Recht verhaßter und bekämpfter Feind“ – in den Kreis der Zivilisierten zurückkehren, wenn sie sich von diesem Erbe lossagten.“ Dies Zitat stammt aus der der Karl Barth Schrift: Karl Barth: Zur Genesung des deutschen Wesens. Ein Freundeswort von draußen, Stuttgart 1945, S. 90.

Eines ist dabei offenkundig, daß mit solch einer Äußerung die Kollektivschuldthese fundiert werden soll in dem unserem Volke spezifischen Nationalcharakter. Dies übersieht Prof. Dr. Knütter in seiner Schrift: „Deutschland als Feindstaat. Deutschfeindlichkeit gestern und heute“ 2020, indem er da undifferenziert von der „Deutschfeindlichkeit“ spricht. So verweist er rechtens auf die Vernichtungspläne N. Kaufmanns: „Deutschland muß vernichtet werden“ 1941 und auf Morgenthaus Plan zur Deindustrialisierung Deutschlands 1945- diese Pläne werden mit dem Negativcharakter des Deutschen Volkes begründet- und meint dann, daß die Kampagnen der DDR, Westdeutschland als Land ewiggestriger Nazis zu verunglimpfen, genauso deutschfeindlich gestimmt gewesen seien. Hier wird verkannt, daß einmal der Hitlerismus als die Erscheinung des Deutschen Volkscharakters bekämpft wird und daß andererseits der deutsche Faschismus, so die kommunistische Lesart, als ein Phänomen des Kapitalismus begriffen werden müsse, als eine besondere Herrschaftsform der Bourgeoisie. (Dimitroff, auf der Tagung der Kommunistischen Internationale 1934)

Erst nach der Wiedervereinigung der BRD mit der DDR setzte sich die ethnische, eher völkische Beurteilung, daß der Nationalsozialismus als aus dem Deutschen Charakter her zu erklären sei, durch. In dieser Tradition steht dann auch das bekannte Votum der protestantischen Ex“bischöfin“ Frau Kässmann, daß die rechte bzw rechtsradicale Gesinnung unter Deutschen vererbt wird: Wenn die Eltern und die Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits Deutsche seien, entstammen daraus braun gesinnte Kinder. Einfacher gesagt: An allem sind irgendwie wir Deutschen schuld ob unseres verdorbenen Volkscharakters. Der hl. Augustin spräche da von einer „massa perditionis“.

Darum müssen wir für alle Ewigkeit büßen, ohne je auf eine Vergebung hoffen zu dürfen. Darum muß nun auch die Auflösung des Deutschen Volkes durch den Import von Flüchtlingen zum Aufbau einer multiethnischen Kultur von uns Deutschen begrüßt werden, weil wir so von unserem Deutschsein erlöst werden sollen.

 

Montag, 19. Oktober 2020

Zum Missionssonntag: ein bischöfliches Nein!

Liebe Schwestern und Brüder,

Selig, die Frieden stiften“ (Mt 5,9). Diese Seligpreisung Jesu ist das Leitwort zum Monat der Weltmission 2020. Auch in unserer Zeit ist sie hoch aktuell. Wie schwer ist es doch, Frieden zu halten und zu fördern!

Die diesjährige Aktion der missio-Werke lenkt den Blick auf Westafrika. In dieser Region lebten lange Zeit Menschen verschiedener Religionen und Ethnien friedlich zusammen. Gegenwärtig wird sie aber immer mehr zum Schauplatz von Anschlägen und Übergriffen. Mit Sorge nehmen wir wahr, wie dort Konflikte religiös aufgeladen werden, um Menschen gegeneinander aufzubringen und Gewalt anzufachen. Durch die Corona-Pandemie haben sich die Lebensbedingungen der Menschen zusätzlich verschlechtert.

Die Kirchen in Westafrika setzen sich durch interreligiöse Zusammenarbeit gegen den Missbrauch von Religion ein. Sie helfen, dass Konfliktparteien aufeinander zugehen und miteinander sprechen. Wo Menschen sich auf die Friedensbotschaft ihrer Religion besinnen, können sie gemeinsam Konflikte lösen, weichen verhärtete Fronten auf und Frieden wird möglich.

„Selig, die Frieden stiften.“ Mitten in unserer von Unfrieden geplagten Welt beruft und befähigt Gott Menschen, Friedensstifter zu sein. Wir bitten Sie: Setzen Sie am Weltmissionssonntag ein Zeichen. Beten Sie für unsere Schwestern und Brüder, die sich aktiv für Frieden und Versöhnung einsetzen! Unterstützen Sie bei der Kollekte am kommenden Sonntag die wichtigen Initiativen von missio!



So lautet das offizielle deutsche Bischofswort zum Weltmissionstag. „Darum geht zu allen Völkern und machet alle Menschen zu meinen Jüngern“.(Mt 28,19) wie Pater Wallner den Missionsauftrag von Missio Österreich wiedergibt. Aber davon findet sich in diesem Bischofswort zum Weltmissionstag nichts wieder. Wovon spricht stattdessen diese Text?

Es gibt in Westafrika Konflikte zwischen den Religionen und Ethnien. Diese Konflikte würden religiös verstärkt. Das sei ein Mißbrauch der Religionen, denn alle Religionen wären Religionen mit Friedensbotschaften. Deshalb soll durch interreligiöse Dialoge diese Konflikte gelöst werden. Wenn aber die Konflikte gar keine religiös fundierten sind, sondern wenn nur die Religionen von den Konfliktparteien instrumentalisiert werden, wie können dann diese Konflikte durch Religionsgespräche beseitigt werden? Oder wird so doch konzediert, daß die dortigen Konflikte auch religiösen Ursprunges sind?

Zudem: Von welcher Religion werden denn Übergriffe und Anschläge verübt? Etwa von allen da vorhandenen Religionen? Wo attackieren denn in Westafrika Christen Muslime oder andere Gläubige? Es ist symptomatisch, daß hier alle Religionen als potentiell gleich gefährlich angesehen werden, weil sie alle mißbrauchbar seien und zugleich sollen alle Religionen als Religionen des Friedens angesehen werden.

Für Frieden und Versöhnung zwischen den Religionen und Ethnien gelte es jetzt, sich einzusetzen. Dieser Friede hat nun mit dem Missionsauftrag Jesu Christi nichts zu tuen, da hier nur das Ziel des innerweltichen Friedens ins Auge gefaßt wird, wobei um dieses Zieles willen alle Religionen sich als gleich wahr und friedensliebend anzuerkennen haben: Jeder bleibe in seiner Religion und akzeptiere die anderen, eben alle Religionen als gleichgültig. Dies Friedenskonzept schließt selbstredend jede Art von Missionstätigkeit als kontraproduktiv aus, ist doch die Vergleichgültigung aller Religionen das Fundament dieses Friedens.



Der ExBeatle John Lennon war da konsequenter: Kein Friede, solange es Religionen gibt- statt sie nur zu vergleichgültigen:

Imagine

Lyrics Übersetzung



Stell dir vor, es gäbe kein Himmelreich,
Es ist ganz einfach, wenn du es versuchst.
Keine Hölle unter uns,
über uns nur der Himmel.

Stell dir vor, alle Menschen
leben nur für das "Heute".

Stell dir vor, es gäbe keine Länder,
es ist nicht so schwer, zu tun.
Nichts, wofür es sich zu töten oder sterben lohnt,
und auch keine Religion.

Stell dir vor, alle Menschen,
leben ihr Leben in Frieden.




















 

Sonntag, 18. Oktober 2020

Destruktionsversuche der Auflösung göttlicher Schöpfungsordnungen- Multikulti

Der Wiener Theologe Schwienhorst-Schönberger stellte klar: Es hat sich als "fatal" erwiesen, "dass... der Eindruck erweckt wurde, dass Grundprinzipien moderner Staatlichkeit - wie Staatsvolk, Staatsgebiet und Staatsgewalt - angesichts der Migrationskrise nicht mehr aufrechtzuerhalten seien" (Kath net 16.10.2020)

Es muß hier theologisch festgehalten werden: Als der Höchste (den Göttern)die Völker übergab, als er die Menschheit aufteilte, legte er die Gebiete der Völker nach der Zahl der Götter fest. (5.Buch Mose, 32,8).

Mit Götter sind hier Engel gemeint, die Völkerengel. Es sei an das Erscheinen des Völkerengels Portugals in Fatima erinnert, der die dortige Erscheinung Mariae vorbereitete.

Gott selbst gliedert die Menschheit auf in Völker und gibt jedem seinem Lebensraum. Was für das Auge eines Historikers ein geschichtlich kontingentes Phänomen ist, daß sich in der Menschheitsgeschichte Völker herauskristallisiert haben, daß sie für sich einen Lebensraum gewannen, daß ist in der theologischen Erkenntnis eine Hervor-bringung göttlichen Regierens. Gott selbst ordnet das menschliche Leben so.

Heimat, daß ein Volk hier und nicht irgendwo anders lebt, ist so kein Zufallsereignis.Die natürliche Ordnung eines Volkes, wobei hier unter „natürlich“ das einem Volke Gemäße verstanden wird, ist so die Struktur: Volk- Land- Staat-Staatsgebiet. Ein Volk gibt seinem Leben die Gestalt eines Staatsvolkes in einem Staatsgebiet. Philosophisch könnte es so formuliert werden: Das Volk an sich wird im und durch diese göttliche Ordnung ein Volk für sich. Es bedarf ein jedes Volk seiner sich bewußten Differenz zu den Anderen, um sich seiner selbst bewußt zu werden.

Die Heimat ist so eine göttliche Gabe, die als Gabe auch eine Aufgabe ist. Und in diesem Begriff der Aufgabe ist immer auch ein Aufgeben mitzuhören, daß, wenn einem Volke seine Heimat gegeben worden ist, es auch darauf zu verzichten hat, woanders sich eine Heimat zu suchen. Auch wenn es ganz und gar verquer klingen mag: Auch die Auswanderung von Europäern nach Amerika,war ein Verstoß gegen diese göttliche Ordnung, (wofür der so wenig geachtete Schriftsteller Karl May in seinen Romanen ein feinfühliges Gespür erwies) und es zeitigte dann ja auch inhumane Folgen: die faktische Ausrottung der dort beheimateten indianischen Völker samt ihrer Kultur.

Es gibt so ein Recht zur Heimat und eine Pflicht zur Heimat. Geraten Völker in Not, so ist aus christlicher Sicht die angemessene Hilfe, ihnen zu helfen, in ihrer Heimat leben zu können. Es muß dabei betont werden, daß die Flucht aus der Heimat kein akzeptabler Weg ist, weil so Menschen ihren Pflichten ihrer Heimat gegenüber sich entziehen. Flüchten ist keine Tugend.

Die Geschichte des Volkes Israels zeigt ja auf das ausdücklichste, wie wichtig für ein Volk sein Volksstaat ist und daß es für dieses Volk einen Ort gibt, von Gott dazu bestimmt, wo es zu leben hat. Ob des Zornes Gottes verlor es seine Heimat, zum ersten Male 586 vor Christus, aber jetzt ist es wieder zu seiner Heimat zurückgeführt worden, damit es da in der Gestalt seines Volksstaates leben kann. Eine Geschichtsbetrachtung, die Gott als den Regierer auch der Geschichte ausschließt,ist theologisch eben nicht akzeptabel: Wo das Auge des Historikers nur kontingente Ereignisse sehen kann, da hat die Theologie nach der göttlichen Vorsehung zu forschen.


 

Samstag, 17. Oktober 2020

Erfindet der „Synodale Irrweg“ die Katholische Kirche neu?


Zumindest sieht ein polnischer Journalist das so. Kath net am 16.10.2020: „Eindruck, dass die Teilnehmer des Synodalen Weges die Kirche hier und jetzt neu erfanden.“ „Der Journalist, der selbst bei einem der Synodalen Treffen als Berichterstatter anwesend gewesen war, beschreibt weiter: „Ich hatte den Eindruck, dass die Teilnehmer des Synodalen Weges die Kirche hier und jetzt neu erfanden und die zweitausend Jahre Tradition, den theologischen Reichtum und die Entwicklung der Lehre, die zweitausend Jahre der Gründung der Apostel, Väter und Lehrer der Kirche und vieler anderer Heiliger völlig ignorierten. Die Form des Synodalen Weges ist das Ergebnis des deutschen Verbandskatholizismus, dessen Strukturen und Aktivitäten auf den Prinzipien der Demokratie beruhen.“

Dem kann nicht widersprochen werden. Das demokratische Prinzip ermöglicht hier die völlige Emanzipation von der bisherigen Kirche, indem die Kirche nun ganz neu kreiert werden soll. Sie soll so werden, wie sie sich die heutigen Menschen wünschen. Wie sich nun der heutige Mensch die Kirche wünscht, daß entnimmt dieser Irrweg einfach der veröffentlichten Meinung in den Medien, vertrauend darauf daß die Medienkonsumenten die Meinungen der Medien sich schon zu eigen machen werden. Was kommt an, was nicht, was ist inakzeptabel geworden? Ganz marktwirtschaftlich orientiert wird so der zukünftige Weg der Kirche diskutiert.

Ein Problem wird aber doch gesehen: Kann das so erstellt werdende Wunschprogramm in der Kirche auch durchgesetzt werden. Hier scheiden sich die realpolitisch Agierenden von der fundamentalistischen Opposition, die am liebsten die ganze Katholizität der Kirche auslöschen möchten. Der synodale Diskurs erinnert diesen Journalisten an „politische Gespräche“. Das ist sicher eine treffende Beobachtung, wird der kirchenpolitische Diskurs doch durch den Widerstreit der Progressiven und der Conserativeren geprägt, wobei das progressive Lager (bisher wenigstens) alle Abstimmungen für sich gewinnen konnten, indem die conserativere Minderheit niedergestimmt wird. Es geht dabei zu wie im Bundestag: Vor jeder Debatte steht das Ergebnis schon fest, weil die jeweilige Regierung im Parlament über eine Mehrheit verfügt, die stets für die Regierungspolitik stimmt. So verfügen auch in dieser „Synode“ die Progressiven, die so gestimmten Bischöfe und das ganz modernistische Laien-ZK mit ihren Parteigängern über eine klare (Regierungs)Mehrheit. Man spricht sozusagen vor nur Gleichgesinnten, die wenigen Conservativeren kaum noch eine Beachtung würdigend, denn die haben hier nichts mehr zu sagen, sie reden nur noch fürs Protokoll. Die Soziologie würde die „grundlegende Hermeneutik“ des „Synodalen Irrweges“ ausmachen. Richtig ist dabei beobachtet, daß theologische Argumente kaum noch eine Rolle spielen, ob aber die hier praktizierte marktwirtschaftliche Ausrichtung als „soziologisch“ zu betrachten ist, darüber ließe sich streiten.

Es könnte aber doch etwas Treffendes damit erfaßt sein, denn die marktwirtschaftliche Ausrichtung untersucht gar nicht empirisch ausgerichtet, was denn die Konsumenten wünschen, sondern konstruiert ein Bild des zeitgenössischen Menschen, das dann normativ für die Neuausrichtung der Kirche sein soll. Dieser Zeitgenosse trägt nun unverkennbar die Züge eines politisch korrekten Gutmenschen, linksliberal gestimmt und für diesen habe die Kirche da zu sein. Denn man will ja auf keinen Fall popularistisch sein, dem Volke aufs Maul schauend. Eine rein marktwirtschaftliche Orientierung würde dagegen einen Popularismus nicht ausschließen, würden die so Denkenden eine relevante Größe darstellen. Aber diese potentiellen Kunden will man gar nicht erreichen, darum werden ja auch ihre Vertreter von dem Ökumenischen Kirchentag und vielen Laienorganisationen ausgeschlossen: Mit Schmuddelkindern reden wir nicht! Eine normativ argumentierende Soziologie übernähme dann dabei die Aufgabe der Selektion der Stimmen der potentiellen Kunden, auf welche zu hören und einzugehen ist, etwa auf den Feminismus, und auf wessen Stimme nicht, etwa derer, die eine Überfremdung durch die vielen Asylanten befürchten. Nicht jede Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes, auf die die Kirche zu hören habe. „Die Zeichen der Zeit“ das sind eben nur die Gutmenschstimmen, die Politisch Korrekten, auf die allein zu hören ist.