Freitag, 30. Oktober 2020

Konfusionen: zum apostolischen Glauben an die „Auferstehung der Toten“

Konfusionen: zum apostolischen Glauben an die „Auferstehung der Toten“



So rühmlich J.Ratzingers/Benedikt XVI Werk: „Einführung in das Christentum auch ist, (Erstauflage 1968) das Kapitel: „Auferstehung des Fleisches“ ist doch gekennzeichnet durch die theologischen Wirrungen der 68-Zeiten, zumal die theologische Klarheit darunter litt, da die Theologie der damaligen Zeit, und auch der Theologe Ratzinger so sehr auf protestantische Theologen hörte.

Zu recht stellt Ratzinger fest, daß es im Apostolicum eigentlich nicht heißt: „Auferstehung der Toten“, sondern „des Fleisches“, verkennt aber die Intention dieser Aussage, wenn er kommentiert: „Hier ist anzumerken, dass auch bei der Formel unseres Symbolums,welches von der >Auferstehung des Fleisches< spricht, das Wort >Fleisch< soviel wie >Menschenwelt< bedeutet<“. (Auflage 2000, S.332) Sicher gibt es Stellen in der Bibel, wo der Begriff des Fleisches so gebraucht werden kann, aber im Apostolicum ist er anders gebraucht.Diese Formulierung synthetisiert nämlich zwei verschiedene Konzepte: a) die Vorstellung des Todes als die Trennung der Seele vom Leibe, sodaß der menschliche Körper begrabbar ist, die Seele post mortem bei Gott sein kann und b) der Vorstellung, daß der ganze Mensch stirbt und zum Endgericht wieder durch Gott auferweckt werden wird zu der, daß zum Endgericht die vom Körper getrennte Seele wieder mit ihrem neu belebten Körper vereinigt wird. Die Seele als unsterbliche kann nicht auferstehen, weil sie nie starb, nur der Körper, das Fleisch kann vom Tode erweckt und dann mit der Seele wiedervereint werden.

Gegen diesen Vorstellungskomplex revoltierten nun verschiedene protestantische Theologen in den 20er Jahren des letzten Jahrhundertes, die zum Teil als „dialektische Theologen“ reüssierten, etwa Karl Barth. Kritiisiert wurde, daß die Seelenlehre eine philosophische und nicht biblische sei, daß der Mensch nicht als Körper-Seele- Einheit so gedacht würde und daß so die Unsterblichkeit und gar das ewige Leben nicht als Gnadengabe sondern als etwas der menschlichen Seele qua ihrem Natursein Zukommendes sei.Der Mensch würde sola gratia nach seinem Tode neu von Gott erschaffen, es gäbe keine menschliche Natur, an der Gott gnadenhaft wirke, sondern die göttliche Gnade kreiert den toten Menschen ganz neu.

Diesen protestantischen Einwendungen öffneten dann katholische Theologen sich zu und konfundierten so leider die Lehre der Kirche. Wir können von da aus die biblische Botschaft neu verstehen, die nicht einer abgetrennten Seele Unsterblichkeit verheißt, sondern dem ganzen Menschen. Aus einem solchen Empfinden heraus hat sich in unserem Jahrhundert vor allem die evangelische Theologie ausdrücklich gegen die griechische Lehre von der Unsterblichkeit der Seele gewandt, die man zu Unrecht auch als christlichen Gedanken ansah.“ (S.329) Dies protestantische Entplatonisierungskonzept, mustergültig in dem Buch Jüngels: Tod durchgeführt, verdankt sich der etwas vulgären Vorstellung, daß das ursprünglich jüdisch denkende Urcrhristentum durch die Rezeption der griechischen Philosophie kontaminiert habe und so abstrakt philosophisch überfremdet wurde und sich nun davon zu purifizieren habe. Faktisch sollte so nun aber nicht das urchristliche Denken repristiniert werden, sondern entplatonisiert werden, um es so anschlußfähig zu machen zur Aufnahme zeitgenössischerer Philosophie und das bedeutete für die Anthropologie für ein materialistisches Menschenbild, daß der Mensch nur noch Fleisch ist mit primär fleischlichen Bedürfnissen- darum diskutiert der „Synodale Irrweg“ auch intensiver über Sex als über Gott.

Ratzinger urteilt nun, ganz im Einklang mit diesen protestantischen Theologen, daß die philosophische Lehre von der Seele und deren Unsterblichkeit nicht kompatibel sei mit der Vorstellung von der eschatologischen Auferstehung von den Toten. Die Bibel denke den Menschen als Einheit, die griechische Philosophie als Dualität. Aber denkt die Bibel wirklich den Menschen so monistisch materialistisch. Dies zu untersuchen, unterläßt hier Ratzinger, zu vorschnell protestantischen Exegeten und Theologen vertrauend.

Es war aber eigentlich offensichtlich, daß diese protestantische Theologie das zeitgenössische materialistische Menschenbild in die hl. Schrift hinein-exegetisierte, aber die Befangenheit in dem Zeitgeist verhinderte die Erkenntnis in diese Projektion des modernen Menschenbildes in die Bibel.Schon allein die Sheulvorstellung, sehr ähnlich der Hadesvorstellung der Griechen ist unvereinbar mit einem materialistischen Menschen-verständnis, denn wie könnte bei diesem Verständnis von einem Menschen zugleich ausgesagt werden, daß er begraben dort als Toter liege und zugleich in der Unterwelt vegetiere als Schattenwesen? Und wie hätte Jesus zum reumütigen Sünder am Kreuze sagen können: Heute noch wirst Du im Paradiese sein, wenn er als Hingerichteter begraben wurde und er dort im Grabe ruht? Nein, für ein materialistisches Menschenbild ist nicht die Bibel der Kronzeuge sondern der griechische Philosoph Epikur, der lehrte, daß es den meinigen Tod nicht geben kann, denn wenn ich bin, der Tod nicht ist, und wenn der Tod ist, nicht ich bin. Der Protestantismus kehrte so nicht zur Bibel zurück sondern zu Epikur. (vgl: Jüngel, Tod)

Zudem hat die Aufnahme dieses materialistischen Menschenverständnisses auch fatale Folgen für die praktische Theologie: Die Sorge um die Seele wurde ersetzt um die Sorgen der Seele um den Leib mit seinen Bedürfnissen. Die heutige Kirche sorgt sich so mehr um die Gerechtigkeit als gerechte Verteilung von Essen und Trinken, von Bildung und Gesundheit des Körpers als um das Seelenheil!

Corollarium 1

Wenn nun ein Gläubiger etwa den hl. Pater Pio als Fürbitter anruft oder die hl. Anna, können die dann noch im Himmel für uns beten, wenn sie nur als Einheit von Leib und Seele sie selbst wären und nicht schon als von ihrem Leibe getrennte Seele? Beten dann die Angerufenen als etwas anderes als sie auf Erden waren oder können sie überhaupt nicht für uns beten, weil sie einfach noch in ihren Gräbern liegen?

















 

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