Samstag, 17. Oktober 2020

Erfindet der „Synodale Irrweg“ die Katholische Kirche neu?


Zumindest sieht ein polnischer Journalist das so. Kath net am 16.10.2020: „Eindruck, dass die Teilnehmer des Synodalen Weges die Kirche hier und jetzt neu erfanden.“ „Der Journalist, der selbst bei einem der Synodalen Treffen als Berichterstatter anwesend gewesen war, beschreibt weiter: „Ich hatte den Eindruck, dass die Teilnehmer des Synodalen Weges die Kirche hier und jetzt neu erfanden und die zweitausend Jahre Tradition, den theologischen Reichtum und die Entwicklung der Lehre, die zweitausend Jahre der Gründung der Apostel, Väter und Lehrer der Kirche und vieler anderer Heiliger völlig ignorierten. Die Form des Synodalen Weges ist das Ergebnis des deutschen Verbandskatholizismus, dessen Strukturen und Aktivitäten auf den Prinzipien der Demokratie beruhen.“

Dem kann nicht widersprochen werden. Das demokratische Prinzip ermöglicht hier die völlige Emanzipation von der bisherigen Kirche, indem die Kirche nun ganz neu kreiert werden soll. Sie soll so werden, wie sie sich die heutigen Menschen wünschen. Wie sich nun der heutige Mensch die Kirche wünscht, daß entnimmt dieser Irrweg einfach der veröffentlichten Meinung in den Medien, vertrauend darauf daß die Medienkonsumenten die Meinungen der Medien sich schon zu eigen machen werden. Was kommt an, was nicht, was ist inakzeptabel geworden? Ganz marktwirtschaftlich orientiert wird so der zukünftige Weg der Kirche diskutiert.

Ein Problem wird aber doch gesehen: Kann das so erstellt werdende Wunschprogramm in der Kirche auch durchgesetzt werden. Hier scheiden sich die realpolitisch Agierenden von der fundamentalistischen Opposition, die am liebsten die ganze Katholizität der Kirche auslöschen möchten. Der synodale Diskurs erinnert diesen Journalisten an „politische Gespräche“. Das ist sicher eine treffende Beobachtung, wird der kirchenpolitische Diskurs doch durch den Widerstreit der Progressiven und der Conserativeren geprägt, wobei das progressive Lager (bisher wenigstens) alle Abstimmungen für sich gewinnen konnten, indem die conserativere Minderheit niedergestimmt wird. Es geht dabei zu wie im Bundestag: Vor jeder Debatte steht das Ergebnis schon fest, weil die jeweilige Regierung im Parlament über eine Mehrheit verfügt, die stets für die Regierungspolitik stimmt. So verfügen auch in dieser „Synode“ die Progressiven, die so gestimmten Bischöfe und das ganz modernistische Laien-ZK mit ihren Parteigängern über eine klare (Regierungs)Mehrheit. Man spricht sozusagen vor nur Gleichgesinnten, die wenigen Conservativeren kaum noch eine Beachtung würdigend, denn die haben hier nichts mehr zu sagen, sie reden nur noch fürs Protokoll. Die Soziologie würde die „grundlegende Hermeneutik“ des „Synodalen Irrweges“ ausmachen. Richtig ist dabei beobachtet, daß theologische Argumente kaum noch eine Rolle spielen, ob aber die hier praktizierte marktwirtschaftliche Ausrichtung als „soziologisch“ zu betrachten ist, darüber ließe sich streiten.

Es könnte aber doch etwas Treffendes damit erfaßt sein, denn die marktwirtschaftliche Ausrichtung untersucht gar nicht empirisch ausgerichtet, was denn die Konsumenten wünschen, sondern konstruiert ein Bild des zeitgenössischen Menschen, das dann normativ für die Neuausrichtung der Kirche sein soll. Dieser Zeitgenosse trägt nun unverkennbar die Züge eines politisch korrekten Gutmenschen, linksliberal gestimmt und für diesen habe die Kirche da zu sein. Denn man will ja auf keinen Fall popularistisch sein, dem Volke aufs Maul schauend. Eine rein marktwirtschaftliche Orientierung würde dagegen einen Popularismus nicht ausschließen, würden die so Denkenden eine relevante Größe darstellen. Aber diese potentiellen Kunden will man gar nicht erreichen, darum werden ja auch ihre Vertreter von dem Ökumenischen Kirchentag und vielen Laienorganisationen ausgeschlossen: Mit Schmuddelkindern reden wir nicht! Eine normativ argumentierende Soziologie übernähme dann dabei die Aufgabe der Selektion der Stimmen der potentiellen Kunden, auf welche zu hören und einzugehen ist, etwa auf den Feminismus, und auf wessen Stimme nicht, etwa derer, die eine Überfremdung durch die vielen Asylanten befürchten. Nicht jede Stimme des Volkes ist die Stimme Gottes, auf die die Kirche zu hören habe. „Die Zeichen der Zeit“ das sind eben nur die Gutmenschstimmen, die Politisch Korrekten, auf die allein zu hören ist.

 

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