Ein kommunikatives Mißverständnis: Als die Türken Wien belagerten...
Der christlich – islamische Dialog verlangt eben auch nach einer Neuinterpretation der zwei Angriffe Wiens durch das türkische Heer in den Jahren 1529 und 1683. Muslime zogen gen Wien, angezogen durch die Rede von der sagenhaften Geschmacksqualität der dortigen Sachatorte und statt sie zu Kaffee und Kuchen friedfertig einzuladen,griffen die ausländerfeindlich gesonnen Wiener, erfüllt von einer unbegreiflich irrationalen Islamphobie, zu den Waffen.
Carl Schmitt, politisch völlig inkorrekt schrieb 1932 in seiner Erwägung zur Bedeutung der Feindesliebe noch: „Auch ist in dem tausendjährigen Kampf zwischen Christentum und Islam niemals ein Christ auf den Gedanken gekommen, man müsse aus Liebe zu den Sarazenen oder den Türken Europa,statt es zu verteidigen,dem Islam auszuliefern.“ („Der Begriff des Politischen“, S.29) Wenn Jesus Christus so von der Liebe zum Feind spricht,meinte er damit den Feind in der Privatsphäre, nicht etwa den öffentlichen Feind, etwa den Feind der christlichen Religion,den sonst würde er ja auch zur Liebe zum Teufel aufrufen, denn der ist nun mal der Feind der christlichen Religion überhaupt.
Wenn ein Zentralanliegen der Erörterung über das Eigentümliche des politischen Diskurses seitens Carl Schmitt die Betonung der Bedeutung des Feindes ist, so könnte geurteilt werden, daß in der nachkonziliaren Kirche eine Feindvergessenheit den theologischen Diskurs bestimmte: Weder der kommunistische Atheismus noch der Islam werden seit dem 2.Vaticanum noch als Feinde wahrgenommen sondern stattdessen als Dialog- und mögliche Cooperationspartner für das Projekt der Humanisierung der Welt.
“Wir haben keine Feinde mehr!“ Kamen wir so dem Reiche Gottes nicht schon beachtlich näher, wenn man gar anfing,mit dem Freimaurertum, dem Erzfeind der Kirche zu dialogisieren und nun Papst Franziskus seitens des Freimaurertumes mit Komplimenten überschüttet wird?
Jesus Christus sprach zwar viel davon, daß, weil die Welt ihn gehaßt und bekämpft hat, sie auch die Kirche bekämpfen wird, weil sie wie ER zwar in der Welt aber nicht aus ihr ist, aber diese dunklen Zeiten sind nun vorbei. Ganz Progressive könnten gar mutmaßen, daß erst diese Negativeinstellung zur Welt, daß die Christen von ihr nur Schlechtes erwarteten,die Bekämpfung der Kirche durch die Welt hervorgerufen habe. Aber das ist nun vorbei, denn jetzt dialogisieren wir mit den einstigen Feinden, die nie welche waren. Um ein besseres Gesprächsklima zu erwirken, verzichtet ja nun auch die Kirche auf jede Art von Mission und verkündet stattdessen, daß Gott jeden, egal wie er es mit der Religion halte, von Gott ein Bejahter ist, dem so die Menschenwürde und die Menschenrechte zukämen.
Aber was, wenn nun die Feinde das einfach als eine Kapitulation vor ihnen ansehen, daß die Kirche tatsächlich es aufgegeben hat, Europa etwa vor einer Islamisierung beschützen zu wollen! Ja, die Verquerung geht ja so weit, daß die Kräfte, die zur Verteidigung dessen aufrufen, was an Restbeständen des christlichen Abendlandes noch existent ist, aufrufen als die wahren Feinde der Kirche zu bekämpfen.
Haben wir keine Feinde mehr? Was geschähe, wenn morgen irgendein katholischer Theologieprofessor an einer österreichischen oder deutschen Universität einen Vortrag ankündigte: „Gott schuf den Menschen als Mann oder Frau“, oder: „Das Recht auf Leben gilt auch den Kindern im Mutterleibe“ oder gar: „Die christliche Religion, die einzig wahre - deshalb Mission“? Es bedarf keinerlei prophetischer Eingebungen, um voraussagen zu können, daß keine dieser Vorträge stattfinden könnte, da der Vortragende niedergebrüllt würde von politisch korrekten Kämpfern gegen Rechts.
Aber in der Kirche kennt man nun doch wieder einen Feind: alles was rechts ist und selbst Conservatives gilt als nicht mehr hinnehmbar. Die Zeiten der Feindlosigkeit sind nun zu Ende, die Lust auf die Feindschaft ist neu erweckt, aber jetzt läßt sich der theologische Diskurs von der Politik vorschreiben,wer als der Feind anzusehen ist und somit werden die eigenen vergessen.
Mussolini hat versucht, aus Italienern wieder Römer zu machen, so ein neues römisches Reich zu errichten. Er scheiterte, aber das Scheitern dieses Großprojektes war keine Geschichtsnotwendigkeit, der Versuch der heutigen Türkei, ein neues islamisch Osmanische Reich zu gründen, ist so auch nicht von vornherein zum Mißlingen verurteilt,zumal es kaum noch Verteidigungswillige gibt, in Westeuropa zumindest und die Katholische Kirche und der Protestantismus schon längst vor dem Islam kapituliert haben.
Zusatz:
Solange der Teufel auf Erden kämpft, wird die Kirche immer von Außen wie auch von Innen bekämpft werden. Die Wölfe im Schafsfeld stellen dabei immer die größere Gefahr dar, sind sie doch schwerer als Feinde recognizierbar. Ein unreflektiertes Gerede von einer zu erstrebenden innerkirchlichen Pluralität verkennt eben, daß gerade die Feinde im Inneren der Kirche sie arglistig und oft erfolgreich bekämpfen.