Sonntag, 30. April 2023

Über das Narrativ des leicht verführbaren Volkes und der Notwendigkeit eines paternalistischen Staatsverständnisses

Über das Narrativ des leicht verführbaren Volkes und der Notwendigkeit eines paternalistischen Staatsverständnisses (Vgl hierzu den Artikel: „5 Thesen zur Verfassungsschutzbeobachtung“ der Internetseite:Sezzion am 28.April 2023) Dies Narrativ fundiert das Staats- und Verfassungsverständnis der BRD und des jetzt wiedervereinten Deutschlands. Die Weimarer Republik sei gescheitert an einem zu schwachen nicht wehrhaft genug ausgestatteten Staat und der Neigung der Deutschen, sich in Krisenzeiten von extremistischer Propaganda verführen zu lassen.Links- und Rechtsextremistisches stelle so immer ein Gefahrenpotential für die Demokratie dar. Deshalb müsse der Einfluß des Volkes auf die Regierung möglichst gering gehalten werden, ist das Volk doch so leicht manipulierbar. Die repräsentative Demokratie sei dafür die beste Lösung, da so eine Beeinflussung der Regierung durch das Volk gering gehalten wird. Faktisch reduziert sich dabei die Demokratie auf das Recht, alle paar Jahre ein Parlament zu wählen, das dann eine Regierung wählt.Zu den Wahlen kandidieren Parteien, die dann in den Parlamenten regieren. Idealtypisch sollte es eine Sozial-Liberale Partei, eine Conservativ-Liberale Partei und eine Marktwirtschafts-Liberale Partei geben. Alle sind in der selben Ideologie beheimatet mit divergierenden Akzentuierungen, sodaß jede mit jeder koalieren kann. Ausgegrenzt sind dabei alle Nichtliberalen-Parteien, denn die gelten als demokratiefeindlich. Sie dürfen aber zu den Wahlen antreten, solange sie so wenig Stimmen bekommen, daß dies als ein Beweis der überwältigenden Zustimmung des Wahlvolkes zur liberal ausgedeuteten Demokratie gedeutet werden kann. Da aber der Deutsche anfällig sei für Nichtliberales, besonders in Krisenzeiten, muß der Staat hier besonders achtsam sein. Die Institution des Verfassungsschutzes dient so eigens der Bekämpfung alles nichtliberalen Denkens. Hierbei setzt der Rechtsstaat zwar dem Wirken dieser Institution seine Grenzen, aber im Kampf gegen Rechts und Links ist dem Verfassungschutz doch vieles erlaubt. Vom Grundgesetz her gilt das Prinzip, daß wenn eine Gefährdung der faktischen Herrschaft der liberalen Parteien droht, die Grundrechte weitestgehend eingeschränkt werden dürfen. Das extremste Mittel stellt dabei die Möglichkeit des Verbotes nichtliberaler Parteien dar und das Verbieten von politisch oppositionellen Vereinigungen aller Art. Der angeblich mündige Staatsbürger müsse eben vor fundamental-oppositionellem Denken geschützt werden. So selbstverständlich die Tabakindustrie Werbeverboten unterliegt,so selbstverständlich wird auch liberalkritisches Denken ausgegrenzt und mit den Mitteln des Verfassungsschutzes bekämpft. Der Kerngedanke ist dabei die Gleichsetzung des Grundgesetzes, der Verfassung mit der Ideologie des Liberalismus, der aber ein geläuterter ist, weil er den Bürger und das Volk als leicht manipulierbar ansieht und so eine permanente Überwachung des Volkes fordert. Auch sind so Religionen nur tolerierbar, wenn sie sich liberal auslegen. Nicht Handlungen sondern schon ein nichtkonformes Denken gilt so schon als verfassungsfeindlich, eindeutig rechts- oder linksextremistisch. (So können in den USA gar schon Anhänger der Tridentinischen Messe als potentielle Demokratiefeinde überwacht werden - siehe dazu Berichte auf Kath net! Sie sind eben nicht liberal) Der Revolutionsführer Robespierre brachte das mit der ihm eigenen Klarheit so auf den Punkt: Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit! Nichtliberales Denken ist so ein Mißbrauch des Denkens. Da auf der Internetseite: „Sezzion“ viel Nonkonformistisches zu lesen ist, gilt nun auch diese Seite als gefährlich und wird nun vom Verfassugsschutz observiert und bekämpft.

Samstag, 29. April 2023

„Wenn sich Frauen zur Diakonin berufen fühlen“ oder der Wille zur Macht

„Wenn sich Frauen zur Diakonin berufen fühlen“ So titelt kath de am 29.4.2023, um auf das Schicksal dieser Frauen hinzuweisen: „Qualifiziert, kompetent, aber weiblich“ und doch dürfen sie, nur weil sie Frauen seinen, das Diakoninamt nicht ausüben. Theologisch wäre die sachgemäße Antwort die gewesen: „Dann stimmt da was nicht mit ihrem Gefühl!“ Eine kleine Begebenheit aus meinem Leben: Ein heißer Sommertag, ein Bureauraum, die Fenster konnten nicht geöffnet werden ob des Straßenlärms und Ventilatoren waren noch nicht angeschafft, und da plagten wir uns nun, schon seit fast 8 Stunden bei der Arbeit. Ein Arbeitskollege: „Der Bureauleiter lädt uns nach dieser Treibhausarbeit auf ein Bier ein, gleich neben dem Bureau!“ Schon lief die Arbeit fast wie von selbst und dann war Schluß- auf ins Bierlokal. Der Bureauleiter drehte sich zu mir um: „Sie habe ich nicht eingeladen!“ Wie ein begossener Pudel stand ich da: „Sie nicht!“ Der Bureauleiter kann einladen, wen er will und kann so auch nicht einladen, wenn er nicht will. Es gab für mich kein Recht, miteingeladen zu werden und auch keine Pflicht des Chefes,mich auf ein Bier einzuladen. Aber ich war doch genauso bierdurstig wie die Anderen, ich hatte doch wie die Anderen in der Hitze gearbeitet, 8 Stunden lang. Daraus entsteht aber nicht das Recht für mich, auf ein Bier eingeladen zu werden. Ich glaubte aber doch eingeladen worden zu sein. Das hatte ich subjektiv geglaubt, aber der subjektive Glaube kann irren. Gefühle können sich irren. Man sagt zwar gern, gerade in Liebesangelegenheiten: Höre auf Dein Herz, folge Deinem Gefühl!, aber Herz und Gefühl sind keine unfehlbare Quellen der Wahrheit. Völlig verkennt dann die Aussage: „Qualifiziert, kompetent“,daß die Weihe erst die Kompetenz verleiht, das Amt des Diakons, des Priesters und des Bischofes auszuüben. Das Weihesakrament ist nämlich eine wirksame Zeichenhandlung, daß durch etwas Weltliches Übernatürliches vermittelt wird: geistliche Vollmachten. Im Protestantismus ist das anders: Dort hat eine Ordination eine rein kirchenrechtliche Funktion, daß der Zuordinierende dazu berechtigt wird, sein Amt auszuüben, nachdem der Zuordinierende seine Befähigung dazu durch bestandene Prüfungen erwiesen hat. Für das Weihesakrament lautet darum die entscheidende Frage: Kann eine Frau die Weihe gültig empfangen? Diese Frage muß präzise unterschieden werden von der, ob es erlaubbar ist, daß eine Frau das Weihesakrament empfängt. Zur Veranschaulichung: Ein Mathematiklehrer kann den Gebrauch eines Taschenrechners erlauben oder auch verbieten, damit die Schüler das Kopfrechnen erlernen. Er kann aber 11 als Antwort auf die Rechenaufgabe: Was ist 5 plus 7 nicht als gültige erlauben! Was wahr und was unwahr im Raume der Mathematik ist, ist keine Frage des Erlaubens oder Nichterlaubens, daß etwa ein liberal Gesonnene auch 13, 14, und 11 und 10 als gültige Antworten dieser Rechenaufgabe tolerieren würde. Die Katholische Kirche beurteilt den Empfang der Weihe für Frauen als ungültig und darum auch als unerlaubt! Wäre die Weihe nur unerlaubt, dann könnte sie ein Verbot vielleicht aufheben, aber sie kann eine ungültige Weihe nicht als gültig erklären! Weihte eine Mutter ihren Sohn zum Priester, weil sie ihn für außerordaentlich begabt für den Beruf des Pfarrers hielte, wäre diese Weihe eindeutig ungültig und diese Weihe könnte nicht einmal den Papst selbst nachträglich als gültig erklären. Man möge sich dies vorstellen: Ein bayrischer Pfarrer kommt auf die Idee, damit endlich mehr Männer zur Messe kommen, daß er statt des Weines einen Obstschnaps nimmt, den er dann in der Eucharistie ausschenkt als Blut Christi. Wenn nun das Hochgebet mit den Wandlungsworten über den Obstschnaps vom Priester gesprochen worden ist, wird dann der Schnaps in das Blut Christi transsubstantioniert? Oder empfangen die Kommunikanten nur Schnaps? Die in der Priesterweihe vermittelte Wandlugsvollmacht bezieht sich auf Brot und Wein, nicht aber auf Schnaps! Der Obstler würde nicht in das Blut Christi gewandelt,die Kommunikanten empfingen so nur einen Schnaps, sonst nichts. Da Jesus Christus nur Männer weihte, muß davon ausgegangen werden, daß auch sie nur gültig die Weihe empfangen können. Würde eine Weihe von Frauen zum Diakonenamt oder zum Priesteramt erlaubt, gliche das der Erlaubnis, statt Brot und Wein auch eine Bratwurst und Bier zur Eucharistie zuzulassen! Aber eine solche Erlaubnis führte nur dazu, daß die Kommunikanten statt des Leibes und des Blutes Christi nur ein Stück Bratwurst und einen Schluck Bier empfängen. Es entstünde so eine ungültige Eucharistiefeier. Ein Verbot kann aufgehoben werden, aber was ungültig und unwahr ist, kann nicht per Erlaubnis gültig und wahr werden. Der 30 Jährige Krieg fing 1618 an und auch der toleranteste Geschichtslehrer kann die Antwort 1418 nicht als auch wahr deklarieren. Was wahr ist, ist wahr und bleibt es auch, nur was nur unerlaubt ist, kann als erlaubt erklärt werden, wie auch Erlaubtes zu Unerlaubtem werden kann. Und Jesus Christus ist der Herr über seiner Kirche, er hat entschieden, wen die Kirche weihen darf und wen nicht und wer die Weihe gültig und wer sie nichtgültig empfangen kann. Es ist nun das Schicksal nicht nur dieser Ordnung Gottes, daß sie zur Revolte gegen sie provoziert, gehört durch die Neigung zur Insubordination des Menschen zur Natur des zum Sündigen geneigten Menschen. Die Rotte Korach schildert eben nicht nur eine einmalige Begebenheit in der Geschichte des Volkes Israels sondern hält uns den Archetypus des gegen Gott Revoltierenden vor Augen. Daß Gott der Herr ist, das ist eben für viele unerträglich, wollen sie doch selbst herrschen!

Freitag, 28. April 2023

Verdrängte Wahrheiten des Glaubens – Wahrheiten, die nicht mehr zeitgemäß sind

Verdrängte Wahrheiten des Glaubens – Wahrheiten, die nicht mehr zeitgemäß sind „wie er uns denn in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt,daß wir heilig und unbefleckt vor ihm seien in der Liebe.“ (Epheserbr 1,4) Unsere Erwählung in Jesus Christus vor der Schaffung der Welt, das bereitet jedem um das Verstehen des Gelesenen Bemühten größte Probleme. War denn Jesus Christus schon vor der Grundlegung der Welt, sodaß wir in ihm erwählt werden konnten. Als göttlicher Logos, als Gottes Sohn war er ewig und war so schon vor der Erschaffung des Kosmos. Aber Jesus Christus bedeutet ja der Gottmensch Jesus Christus, daß er wahrer Gott und wahrer Mensch ist! Kann also der göttliche Sohn als Jesus Christus bezeichnet werden, bevor er in der Jungfrau Maria Mensch wurde? Origenes bietet dazu zwar einen kühnen Gedanken auf, daß die Seele Jesu Christi präexistent war und dann erst in der Jungfrau Maria einen Leib angenommen hätte,aber das evoziert das Problem, ob so die Menschwerdung des Sohnes Gottes noch gedacht wird, denn Jesus Christus wäre so ja schon ein Mensch, wenn auch ohne einen Leib vor seiner „Menschwerdung“ in Maria. Oder sollte das „in Jesus Christus“ als: „in Hinsicht auf Jesus Christus“ gedeutet werden? Diese Frage hat für die Lehre von der Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie eine sehr große Bedeutung! Ist Jesus Christus als Jesus Christus da präsent, wenn er auch nur in seiner göttlichen Natur da präsent sein kann, wie die reformierte Theologie es lehrt oder ist er nur als Jesus Christus da präsent, wenn er da als wahrer Gott und wahrer Mensch gegenwärtig ist, wie es die katholische und lutherische Theologie lehrt? Wäre Jesus Christus schon Jesus Christus vor seiner Menschwerdung, dann könnte er so auch in der Eucharistie präsent sein. Die reformierte Theologie lehrt ja, daß weil Jesus Christus nach seiner Himmelfahrt zur Rechten Gottes thront, und da er als wahrer Mensch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann, er nur nach seiner göttlichen Natur im Abendmahl gegenwärtig sein kann. Ist er dann aber wirklich als Jesus Christus da gegenwärtig? Man könnte fast meinen, die reformierte Theologie stellt sich den Sohn Gottes vor wie einen Mensch, der für seinen Spaziergang im Regen seinen Regenmantel anzieht, den er dann, heimgekommen wieder auszieht. Ähnlich hätte der Sohn Gottes die menschliche Natur nur angezogen, um am Kreuze leiden und sterben zu können, das kann die göttliche Natur nicht, danach aber legte er sie im Himmel wieder ab. Was bedeutet dann unser Erwähltsein von vor der Schöpfung? Wir wurden erwählt, bevor wir waren. Das evoziert nun schwergewichtige Fragen: Erwählte uns Gott, weil er uns vorauswußte, wie wir sein werden ob seiner Allwissenheit und erwählte er uns so ob bestimmter von ihm vorausgewußter Qualitäten. Das wäre so denkbar, widerspräche aber der Zentralaussage des Epheserbriefes, daß wir aus Gottes Gnade erwählt wurden und somit nicht ob von Gott vorausgewußter Verdienste von uns. Gott erwählte also ganz frei Menschen dazu, Christen zu werden. Jetzt wird er wirklich kompliziert: Wer von Gott so erwählt worden ist, hat sich bei ihm diese Erwählung nur realisiert, wenn er sie kraft seines freien Willens angenommen hat, sodaß er auch mit einem Nein zu seiner Erwählung reagieren könnte, oder ist diese göttliche Erwählung so machtvoll, daß der Erwählte nicht anders kann, als Ja zu sagen? Dann würde Gottes Erwählen aber den erwählten Menschen seiner Freiheit berauben, indem sie ihn zum Jasagen determinierte. Da der freie Wille konstitutiv zum Menschsein dazugehört, ist es aber undenkbar, daß Gott seinen Erwählten die Freiheit, zum Ja- oder Neinsagen zu ihrem Erwähltwordensein raubt. Wie steht es nun aber um die Nichterwählten? Mit dieser Frage gerät die Theologie in einen unlösbaren Widerstreit mit dem Humanitarismus, denn für den Humanitarismus ist die Vorstellung, Gott erwähle einige und andere erwähle er nicht unzumutbar, denn Gott müsse alle Menschen ob ihres Menschseins gleich behandeln. Wenn Gott nur die Erwählten zu einem heiligen Leben bestimmt hat, wie könnte er dann den Nichterwählten den Vorwurf machen, daß sie nichtheilig, gar sündig ihr Leben geführt hätten? Nun könnte die Vorstellung des Erwählens Gottes gestrichen werden, um zu sagen, daß Gott jeden Menschen zur Heiligkeit berufen hätte, aber nur einige diese Berufung dann auch nur annähmen. Nur das widerstreitet allen Aussagen der hl Schrift über Gottes Erwählen. Gott hat eben nicht alle Völker erwählt, aber nur das Volk Israel hätte die Erwählung dann angenommen. Das Erwählen Gottes muß so wohl als ein Gnadenakt Gottes verstanden werden, daß kein Anrecht für den Menschen besteht ob seines Menschseins erwählt zu werden. Gott erwählt ganz frei einige. Wem das völlig unverständlich ist, der denke nun an die Liebe. Warum liebt ein Mann die eine Frau, die er liebt und die vielen anderen nicht. Begeht er so etwa ein Unrecht, wenn er eine liebt und andere somit nicht? Gottes Erwählen ist tatsächlich ein Akt seiner Liebe und darum auch ein Selektionsakt: Er erwählte nur das jüdische Volk und nicht etwa die Ägypter oder Perser! Gott erwählt, das ist tatsächlich etwas für die moderne Theologie völlig Inakzeptables. Darum wird dies einfach verschwiegen. Es stellen sich aber im Raume der Gnadenwahllehre so komplizierte Probleme, das die heutige Theologie ihnen auch gern aus dem Wege geht, palavert man eben lieber über die Klimakatastrophe und die Diskriminierung der Frau in der Kirche.

Donnerstag, 27. April 2023

Eine provokante These: „Ein Gott,der nicht zürnt,liebt auch nicht“ Wider die Verharmlosung Gottes

Eine provokante These: „Ein Gott,der nicht zürnt,liebt auch nicht“ A. Arndt kommentiert so in seiner Vulgataausgabe (1903)diese Aussage des Ephesrbriefes: „et eramus natura filii irae,sicut et ceteri:“= und wir waren von Natur Kinder des Zornes,wie auch die übrigen“. (2,3) „Söhne des Zornes“ könnte auch verstanden werden, als von Natur aus zornig, aber der Kontext spricht eher für den Zorn Gottes auf uns Menschen. Paulus sagt damit: Wir alle, die wir jetzt Christen sind, standen davor unter dem Zorn Gottes, wie es jetzt noch für alle Nichtchristen gilt. Paulus sagt das auch über sich selbst aus, denn in das Wir schließt er sich selbst mit ein. So charakterisiert Paulus dann die vorchristliche Existenz: daß wir tot waren durch unsere Übertretungen und Sünden. (2,1) Das Totsein ist hier natürlich nicht biologisch gemeint, sondern: Ob unseres Sündigens lebten wir fern von Gott und somit waren wir tot, weil wir nicht aus der Quelle des Lebens existierten. Wir wandelten „nach dem Zeitlaufe dieser Welt, nach dem Herrscher,der Macht hat über diese Luft, über den Geist,welcher jetzt wirksam ist in den Kindern des Unglaubens.“ (2,2). Der Mensch außerhalb des christlichen Glaubens wird beherrscht von übernatürlichen Mächten, die hier angedeutet werden, ohne daß hieraus eine Daimonologie zu eruieren wäre. Es soll damit wohl die Herrschaft des Teufels und seiner bösen Geister skizziert werden. Die Aussagenintention ist eindeutig: Der Mensch wird so von diesen Bösen beherrscht, daß er sich nicht selbst aus ihrer Beherrschung befreien kann. Unklar bleibt hier aber das Verhältnis des Sündigens durch den Menschen und sein Beherrschtwerden durch den Satan. Wie kann die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Sündigen gedacht werden, wenn von ihm gilt, daß er vom Bösen beherrscht wird? Wenn er beherrscht wird, wie kann er dann noch als so Determinierter für sein Sündigen verantwortlich sein? Die Verantwortlichkeit präsumiert doch die Freiheit des Menschen, sündigen zu können oder es zu unterlassen. Als Ausweg bleibt dafür wohl nur die Vorstellung, daß der Mensch sich freiwillig dieser Herrschaft unterworfen hat und deshalb nun so für sein Tun verantwortlich ist. Der Philosoph Kant erkühnt sich in seinem Versuch, das radical Böse zu begreifen in seiner Schrift: „Über die Grenzen der Religion in den Grenzen der bloßen Vernunft“ zu der These, daß der Mensch sich selbst immer schon vorfinde als einer das Böse als Grundmaxime seines Lebens Gewählthabender. In einer Urwahl habe er sich so bestimmt und nähert sich so der Ursündenlehre der Kirche sehr an. Die Versklavung unter die Mächte des Bösen wäre so eine selbstverschuldete Fremdbeherrschung. Paulus offeriert nun im 3.Vers eine andere Deutungsmöglichkeit, wenn es da heißt, daß wir einst „in den Begierden unseres Fleisches“,in den Gelüsten des Fleisches lebten. Zeichnete man diese Aussage in den Seele – Leib- Dualismus ein, ergäbe das, daß wir ob unseres Leibes, das ist unser Fleisch sündigten, da wie auch immer begründet die Seele nicht die Kraft habe, das Fleisch zu beherrschen. Die bösen Mächte beherrschten uns dann durch unser Fleisch. Nur so würde die Sünde so nicht ernst genommen, denn nur nach dem Fleische sündigten wir dann ja, wohingegen die Seele unsündig wäre. Ich denke, daß das Leben nach dem Fleische die Existenzausrichtung des ganzen Menschen meint, wozu er sich bestimmt hat wie zu leben. Diese Existenzausrichtung könnte als die der Egozentrik gedeutet werden, daß ich alles nur will und tue um meiner selbst willen, daß alles andere mir nur ein Mittel zur Steigerung meines Selbstgenusses ist. „Von Natur aus waren wir Kinder des Zornes Gottes“ heißt dann, daß, weil Gott uns liebte, zürnte er uns dafür, daß wir Kinder der Sünde geworden sind. Wem dieser Gedanke ad hoc völlig unverständlich ist, der möge sich diese Situation vorstellen: Eine Frau sieht einen Mann, der eine Frau leidenschaftlich küßt. Er ist wohl entflammt in Liebe zu dieser Frau und küßt sie so. Aber die Frau explodiert vor Wut und Zorn, den sie liebt diesen Mann, er ist ihr Ehemann. Nur weil sie ihren Ehemann wirklich liebt, zürnt sie ihm. Liebte sie diesen Mann nicht, wäre er nur ein guter Bekannter, warum sollte sie ihm da zürnen? Aber weil es ihr Mann ist, weil es der Mann ist, den sie liebt, zürnt sie. Weil der Zorn so nur die dunkle Seite der Liebe ist,kann sie dem Mann auch verzeihen und ihn wieder lieben, wenn er reuig seine Schuld bekennt. Paulus nimmt so die Liebe Gottes zu den Menschen ernst und gerade darum weiß er auch so beredt vom Zorn Gottes zu reden. Die Lage des Sünders ist eben so schrecklich, weil er als Sünder unter dem Zorn Gottes steht – aber es ist keine hoffnungslose Lage, da der Retter nahe ist: Jesus Christus! Gott zürnt dem Sünder, aber weil er ihn auch liebt, will er ihn durch seinen Sohn retten vor seinem Zorn. Zusatz: "Deus caritas est= Gott ist Liebe" (1,Joh 4,8) heißt nicht, daß Gott nur die Liebe ist.

Mittwoch, 26. April 2023

Nicht nur Kriegswaffen an die Ukraine – auch die Kirche muß nun theologisch aufrüsten

Nicht nur Kriegswaffen an die Ukraine – auch die Kirche muß nun theologisch aufrüsten In dem Internetmagazin: „feinschwarz“ wurde nun am 24.April des Jahres 2023: „60 Jahre Pacem in Terris: Relevanz angesichts des Russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine“ eine Weiterentwickelung der „Friedensethik“ der Kirche angemahnt. Die Abkehr von der Lehre vom gerechten Krieg wird dabei begrüßt. Aber: „Grund für die kritischen Anfragen ist die Abwendung von der traditionellen Lehre vom gerechten Krieg innerhalb der christlichen Friedensethik, die sich in den letzten Jahrzehnten vollzogen hat. Das Problem ist, so die Kritik, dass Krieg aus Sicht der modernen christlichen Friedensethik nicht sein darf und nicht sein soll. Dadurch ringt sie sowohl mit der Tatsache, dass es trotzdem weiter Kriege gibt, als auch damit, dass die Anwendung militärischer Gewalt zum Schutz von Frieden, Freiheit, Menschenrechten und Demokratie manchmal unumgänglich ist.“ Also geht es darum, daß nun „die Anwendung militärischer Gewalt“ als erlaubt angesehen werden soll, wenn der Krieg „zum Schutz von Frieden, Freiheit, Menschenrechten und Demokratie“ notwendig ist. Unklar ist bei dieser Formulierung, ob damit gemeint ist, daß ein Land seine eigene Freiheit, seine Menschenrechte und seine Demokratie mit dem Mittel des Krieges verteidigen darf oder ob damit gemeint ist, daß Kriege gegen Länder geführt werden dürfen, um dort die Menschenrechte und die Demokratie durchzusetzen. Da der Angriffskrieg gegen Afghanistan eben auch mit den dortigen Menschenrechtsverletzungen legitimiert worden ist, spricht einiges für die zweite Lesart. Denn die so geschmähte Lehre vom gerechten Krieg erlaubte stets jedem souveränen Staat, sich militärisch zu verteidigen, auch nichtdemokratischen Staaten, in denen die Menschenrechte nicht anerkannt werden. So hat auch der Iran oder China ein Recht zur Selbstverteidigung, wenn es militärisch angegriffen würde. Sollte nun etwa dies Selbstverteidigungsrecht auf die demokratisch regierten Staaten limitiert werden und so Rußland, China und dem Iran abgesprochen werden? Aber seit Napoleon die Errungenschaften der Französischen Revolution, die Menschen- und Bürgerrechte bis nach Rußland exportieren wollte, auch wenn er dann mit diesem Exportprogramm scheiterte, avancieren diese Menschenrechte zu legitimem Kriesgründen. Führten denn die Westmächte nicht schon im 1.Weltkrieg einen legitimen Krieg gegen den Hort der finstersten Reaktion, gegen das preußische Deutschland, das sich der modernen Demokratie unverantwortlich widersetzte? Dann ist wohl die Ostexpansionspolitik des freien Westens, manifestiert in der Gründung der Nato und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft im nachhinein legitimiert. Denn das Ziel des „Kalten Krieges“ gegen Rußland und seiner Verbündeten war ja die Integration aller osteuropäischen Staaten in den freien Westen und der Ausschluß Rußlands aus dem zukünftigen Europa, das dann in Gänze ein Europa der Demokratien und der Menschenrechte sein sollte. Auch wäre so das politische Ziel der Natokriegsunterstützung der Ukraine, einen Umsturz in Rußland zu erwirken durch einen langwierigen Abnutzungskrieg legitimiert, geht es doch nur um die Demokratisierung Rußlands. Ein solches Kriegsziel ist nun mit der Lehre vom gerechten Krieg nicht vereinbar. Soll sich deshalb etwa die Kirche von dieser Lehre entfernen? Aber den Artikel treibt noch eine andere Sorge um, wie denn nun Kriegs-verbrecherprozesse aktuell gegen die russische Regierung durchgeführt werden können. Diese Frage ist eine Frucht der Vermoralisierung des Krieges. Ein Krieg wird eben stilisiert zu einem zwischen Guten und Bösen: Die Bösen müssen dann, nachdem sie militärisch besiegt wurden, auch noch moralisch besiegt werden, indem man sie als Kriegsverbrecher aburteilt. Es ist das Privileg der Verlierer, dann noch so abgeurteilt zu werden, wohingegen die Sieger als die Guten keine Anklage zu befürchten brauchen. So hätten die USA so viel Atombomben, wie sie wollten, auf Großstädte des bösen Feindes abwerfen können, nie würden sie deshalb angeklagt. Das ist alles nicht so ganz einfach mit der Lehre vom gerechten Krieg in Einklang zu bringen, deshalb ist jetzt die Friedensethik der Kirche weiterzuentwickeln, um den Kriegszielen des freien Westens nicht hinderlich im Wege zu stehen – pointiert formuliert das Ziel der Weltbeglückung durch wenn es sein muß die kriegerische Durchsetzung der Menschenrechte und der westlichen Demokratie auf dem ganzen Globus. Theologisch wird bei dieser Vermoralisierung des Krieges nicht hinreichend mitbedacht, daß der Staat seine Schwertgewalt von Gott selbst verliehen hat, daß so das Regieren mit dem Schwert nicht einfach etwas rein Unmoralisches ist.

Dienstag, 25. April 2023

Mutmaßungen über das virtuelle Leben – oder existiert noch die Differenz von Realem und Fiktivem?

Mutmaßungen über das virtuelle Leben – oder existiert noch die Differenz von Realem und Fiktivem? Wie dieser Roman, „Töchter des Windes“ oder vielleicht gar jeder Roman zu lesen ist, dafür offeriert die Autorin Nora Roberts diese Vorgehensweise: „Also kommen Sie,setzen sich eine Weile vor den Kamin und tun Sie einen Tropfen Whisky in ihren Tee.Legen Sie die Füße hoch,vergessen Sie ihre Sorgen und tauchen Sie in meine Geschichte ein.“ So endet dies dem Roman vorangestellte Anschreiben an die „Liebe Leserin“.Diese Anweisung zum rechten Lesen von Romanen ist in all ihrer Kürze doch sehr gehaltvoll. Da wird an die Welt, die erfüllt ist mit den Sorgen der Leser, erinnert, ein Raum skizziert, vor dem Kamin, der für eine Weile aufgesucht wird und der so schon in einer gewissen Opposition zur erinnerten Welt der Sorgen sich befindet, denn in ihr kann verweilt werden: Wer verweilt schon in seiner Sorgenwelt. Der mit einem Tropfen Whisky verfeinerte Tee führt nun schon hinaus aus der Welt der Sorgen in Augenblicke des Genießens. Das Ziel ist nun das Vergessen der Sorgenwelt indem lesend in die Welt der erzählten Geschichte eingetaucht wird. Für dies Verreisen in die erzählte Geschichte ist also ein geeigneter Transferraum aufzusuchen und daß der Leser sich in die Stimmung des Genießens versetzt. Dies Kunstverständnis könnte polemisch als ein Fluchtverhalten demaskiert werden:Im Genießen von Kunstwerken flieht der Kunstbenutzer in Traumwelten, um sich der Realität zu entziehen.Es existiert dabei nicht bloß diese Antithetik von real und fiktiv, nein das Reale wird als wirklich seiend positiv bewertet, das Fiktive als eine nur Scheinwelt abgewertet. Der Mensch habe sich dem realen Leben zu stellen, statt träumend aus ihm auszusteigen. „Das ist ein Träumer“, das ist niemals als eine Auszeichnung gemeint. Schon Joseph war seinen Brüdern verächtlich, weil er als Träumer galt. Was ändert sich aber an diesem schlichten Dualismus, wenn seine Wertung zweifelhaft wird? Ein triviales Ereignis: Jemand kauft frische Erdbeeren, um dann irritiert festzustellen, daß die Erdbeerlimonade, eine rein künstliche mehr nach Erdbeere schmeckt als die echten gerade frisch gekauften! Abstrakter formuliert: daß das Leben in den Romanen, das fiktive realer dem Lesenden vorkommt als sein eigenes in der Welt der Sorgen. Im Raume der Mathematik ist uns dies Phänomen vertrauter: Die Idee des Kreises, seine Definition ist wahrer als die von den Schülern gezeichneten Kreise, die eben nur Annäherungen an die Idee des Kreises sind. Das in Romanen erzählte fiktive Leben könnte so auch als realer empfunden werden als das wirklich gelebte, weil irgendwie dem wirklichen etwas Wesentliches fehlt, das nur noch im Fiktiven gefunden werden kann. „So eine schöne Liebe kann es nur in Romanen geben“, urteilt mancher im Leben Desillusionierter. Ein abrupter Szenenwechsel: Ein Hund springt auf mich zu, mit gefletschten Zähnen mit mordgierigen Augen....und ich springe auf – aus dem Alptraum in die Wirklichkeit. Nur, die Todesangst, die ich da erlitten hatte, unterschied die sich von der, die ich empfunden hätte, hätte mich wirklich so ein Hund angesprungen? Solange ich alpträumte, war für mich dieser Hund und meine Todesangst real, sie war für mich nicht unterscheidbar von der Angst, die ich empfänd, wäre dies ein wirkliches Ereignis. Könnte nicht geurteilt werden, daß die erzählten Ereignisse eines Romanes so für den Lesenden, solange er liest, genauso real sind wie die, die er tatsächlich erlebt. Dann gilt gar, daß das tatsächlich Erlebte, wenn der Romanleser lesend in die Geschichten eintaucht vergessen und somit unreal wird wie nach dem Aufwachen aus einem Alptraum das Geträumte. So entsteht der Verdacht, daß in unserer Zeit des Lebens in den Medien die schlichte Unterscheidung von dem Wirklichen und dem Fiktiven an Bedeutung verliert. Das Fiktive kann uns als realer erscheinen als das Wirkliche. Das Fiktive kann so sehr das Wirkliche überdecken, daß uns das Wirkliche nicht mehr zugänglich ist. Der Urtext ist sozusagen verloren gegangen in der Überfülle der Interpretationen des Wirklichen, des Urtextes. Daß das Fiktive bevorzugt wird, ist dann nicht einfach mehr als eine Flucht aus der Wirklichkeit zu diffamieren. Der große Kulturkritiker Adorno merkt ja in seiner Ästhetischen Theorie schon an: „Die Realität liefert zu vielen realen Grund, sie zu fliehen, als daß eine Entrüstung über Flucht zustände.“ (Stw-Ausgabe, S.21) Aber davor bemerkt Adorno selbst (S.15): „Leicht ließe sich denken, daß ihr autonomes Reich mit der auswendigen Welt nicht mehr gemein hat als entlehnte Elemente,die in einem gänzlich veränderten Zusammenhang treten.“ Vielleicht erfaßt Adorno hier den rein fiktiven Charakter der Romanes, der eben eine Realität erschafft, wenn der Roman gelesen wird für den Lesenden. Was für den Roman und die Kunst im allgemeineren gilt, könnte in der Postmoderne so für die Medienwelt im Ganzen gelten. Das Wirkliche ist eben nur noch eine Version unter den vielen Realitäten, den virtuellen. Merksatz: Das Wirkliche kann unreal sein, weil das wirkliche Leben ein entfremdetes ist, das Fiktive so realer. Der postmoderne Mensch lebt sozusagen in vielen Welten wobei die "wirkliche" ihm nur eine von vielen ist, die so das Pathos, die einzig wahre zu sein. verloren hat.

Montag, 24. April 2023

Der Krieg, der Vater aller Dinge? - oder ein Nachtgedanke über die Liebe Gottes

Der Krieg, der Vater aller Dinge? - oder ein Nachtgedanke über die Liebe Gottes „Krieg ist aller Dinge Vater,aller Dinge König.Die einen macht er zu Göttern,die anderen zu Menschen,die einen zu Sklaven,die anderen zu Freien:“ Heraklit,53.Fragment. Das muß doch als eine antichristliche Vorstellung verurteilt werden, auch wenn die aus der Feder eines bedeutenden griechischen Philosophen stammt. Die Liebe ist doch der Zentralbegriff der Theologie und nichts widerspricht der Liebe mehr als der Krieg. Mancher Biblizist und nicht nur die „Zeugen Jehovas“ ergänzen dann noch leidenschaftlich, daß ein Gottgläubiger sich am besten jeder Philosophie fern halte, denn die Bibel reiche, zumal sie von Gott stamme, die Philosophie sei stattdessen doch nur ein Menschenwerk und dann noch von recht zweifelhafter Qualität. Fragwürdig wird diese einfache antithetische Gegenüberstellung aber, wenn wir die Philosophie als die Wissenschaft vom Denken bezeichnend frügen, wie sich denn der Glaube zum Denken und zur Vernunft verhielte. Könnte die Religion als ein Raum jenseits des Denkens und der Vernunft vorgestellt werden, in dem dann halt nur noch geglaubt und geliebt wird? „omnis determinatio est negatio“, oft dem Philosophen Spinoza zugeschrieben ist eine in sich evidente Aussage. Jede Bestimmung ist nur eine Bestimmung, insofern sie immer auch eine Negation ist: Wer von etwas aussagt, daß es die Eigenschaft a besitzt, negiert damit, daß es die Eigenschaft -a besitzt. Das klingt formallogisch trivial und scheint für das theologische Denken völlig bedeutungslos zu sein. Was aber folgt daraus, wenn dieser Gedanke auf Gott angewandt wird? Die sogenannte negative Theologie besagt, daß jede positive Aussage über Gott Gott verendlicht und so nicht mehr als Gott denke. Wird Gott als die Liebe bezeichnet, dann wird damit alles von Gott ausgeschlossen, was mit der Liebe unvereinbar ist. Dieser Ausschluß begrenzt Gott durch diese Negation: Alles, was Nichtliebe ist, ist Gott nicht. Der Mensch findet sich stets als etwas Bestimmtes vor, daß er eben ein Mensch, ein Exemplar des Menschseins und somit nicht ein Exemplar des Engels- und nicht ein Exemplar des Tier- oder Pflanzenseins ist. Fände sich Gott so auch als ein bestimmtes Sein vor, nämlich als das Gott-Sein, so wäre ihm wie uns Menschen eine bestimmte Natur vorgegeben, die ihn bestimmt, indem sie negiert, was er alles nicht ist. Erst seine spezifische Differenz zu allem anderen Seienden machte ihn zu Gott, er ist Gott, weil er alles Nichtgöttliche nicht ist. So würde aber Gott wie ein geschaffenes Sein gedacht, nicht wie Gott, denn Gott darf nur durch sich selbst bestimmt gedacht werden: Wer sollte ihn sonst bestimmen,daß er sich als schon immer Bestimmtes selbst vorkommt ? Besteht alles Bestimmte dadurch, daß es nur etwas Bestimmtes ist, indem es alle Bestimmungen, die es nicht ist, negiert, so wäre dieser Negationsakt der, durch die erst Bestimmtes entsteht, denn ohne diesen Negationsakt wäre alles ein Einseinerlei, ein einziges Grau, in dem nichts Bestimmtes ist. Genauso denke die negative Theologie Gott, ja es darf von ihm nicht mal gesagt werden, daß er das Sein wäre, denn dann wäre er durch das somit ausgeschlossene Nichtsein begrenzt. Wenn aber so gelten sollte: Ich bin nur ich, weil ich nicht du bist!, dann wäre die Beziehung von jedem zu jedem die dieser Negation. Nur weil es also diesen Negationsakt gibt, gibt es Gott und Menschen. Sonst wäre nur ein unterschiedsloses Einerlei. Dieser Negationsakt bildet dann den Ermöglichungsgrund dafür, daß alles Bestimmte mit allem Bestimmten in ein Konfliktverhältnis gerät. Es wird der Andere nur noch als das Andere von mir gesehen. Würde nun dieser für jedes Bestimmtsein konstitutiver Akt der Negation, des Krieges aller gegen alle, wie es Heraklit sagt, einfach negiert, versänkte alles in einem unterschiedslosen Einerlei, das nichts außer sich hat. Die Liebe dagegen wäre dann zu begreifen als die Anerkennung des Anderen als Anderen, daß Gott zum Menschen Ja sagt in seiner Differenz zu Gott und der Mensch Ja sagt zu Gott als dem Anderen von ihm. Erst wenn Gott sich vom Menschen und der Mensch von Gott getrennt hat, kann diese Differenz in der Liebe nicht einfach negiert sondern aufgehoben werden in der wechselseiten Bejahung. Die Liebe wäre so, hegelianisierend die Negation der Negation als Aufhebung und nicht als Repristination des Ursprunges. Heraklits befremdliche Aussage wäre dann der dunkle Hintergrund, von dem aus erst der Gedanke der Liebe Gottes zu uns und der unsrigen zu Gott gedacht werden kann. Zur Veransschaulichung: Ein Mann kann nur eine Frau lieben, wenn die Differenz zwischen Mann und Frau von beiden bejaht wird und in ihrer Liebe diese Differenz nicht zum Geschlechterkampf führt, sondern aufgehoben wird in der Einheit, die in sich diese Differenz auch bewahrt, daß die Frau Frau und der Mann Mann bleibt.

Samstag, 22. April 2023

Anfragen zum Lieblingsthema der „Neusynodalkirche“: die Homosexualität

Anfragen zum Lieblingsthema der „Neusynodalkirche“: die Homosexualität Zwei dogmatische Behauptungen tauchen in dem politisch korrektem Diskurs über die Homosexualität immer wieder auf: Einerseits soll es ein freier Selbstbestimmungsakt sei, homosexuell leben zu wollen, andererseits soll die Homosexualität eine natürliche, also angeborene Ausstattung von Menschen sein. Wird die These der freien Selbstbestimmung in den Vordergrund gestellt, verbindet sich das mit der Forderung einer Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes, seine sexuelle Orientierung, wie heutzutage gern gesagt wird, frei wählen zu dürfen. Verknappt formuliert: Jeder Bürger verfüge über das Selbstbestimmungsrecht und somit müsse die Kirche dies Recht auch ihren Kirchenmitgliedern zusprechen und dürfe so keinen Homosexuellen diskriminieren. Wird dagegen die These der Homosexualität als von Natur aus Gegebenes in den Vordergrund gestellt,wird damit insinuiert, daß die Homosexualität, weil es etwas Natürliches sei, etwas Gutes sei. Es sei an die große Illusion der Ethnologie erinnert,unter den sogenannten „Naturvölkern“ noch eine „natürlich“,nicht kulturell verfremdet praktizierte Sexualität auffinden zu können als ein Korrektiv unserer verkultivierten Sexualitätspraxis, die aber ihr Ende fand in der Erkenntnis, daß auch da die Sexualität kulturell reguliert gelebt wurde. Im Hintergrund steht so die antithetische Gegenüberstellung von dem Natürlichen und dem Zivilisatorisch-Kulturellem, wobei die Kultur tendenziell als eine Entfremdung vom Natürlichen vorgestellt wird. So gut beide Argumente nun auch klingen mögen, sind sie doch theologisch nicht haltbar. Der Ehebruch ist im Lichte des Strafgesetzbuches gesehen keine verbotene Handlung, sodaß jeder Ehemann auch ein Bordell aufsuchen darf. Moraltheologisch geurteilt ist jeder Bordellbesuch eines Ehemannes eine Sünde und kann auch nicht mit der These, daß auch die Entscheidung zu einem Bordellbesuch zum sexuellen Selbstbestimmungsrecht gehört, moraltheologisch legitimiert werden. Die kirchliche Moraltheologie kann also Handlungen, die nach dem geltenden Strafgesetzbuch erlaubt sind, moralisch verurteilen. Bisher konnte m.W einem verheirateten Religionslehrer, würde bekannt, daß er ein Stammkunde in Bordellen ist, die Unterrichtserlaubnis entzogen werden, wohingegen das jetzt wohl durch die neuen kirchlichen Arbeitsrechte verunmöglichen soll, daß eben kein Kirchenangestellter mehr ob seiner sexuellen Lebenspraxis diskriminiert werden dürfe. Aber ein solches Kirchenarbeitsrecht befände sich dann in einer unübersehbaren Spannung zur kirchlichen Morallehre der Kirche, denn die verlangt eigentlich eine Ahndung von groben Verstößen gegen die Morallehre der Kirche. Die Kirche kann eben nicht alles moralisch gutheißen, nur weil der Staat es als erlaubt beurteilt. Die praktizierte Homosexualität ist so im Urteil der hl.Schrift wie der Lehre der Kirche ein moralisches Fehlverhalten. Das heißt aber auch nicht, daß sie vom Staat ein staatliches Verbot der praktizierten Homosexualität zu verlangen hat. (Nebenbei: Auch wenn Linke das nicht gern hören: Im sozialistischen Rußland wurde die praktizierte Homosexualität unter Stalin bestraft, galt sie doch als ein Symptom bürgerlich-kapitalistischer Dekadenz!) Das zweite Argument ist nun theologisch völlig inakzeptabel. Die Theologie muß nämlich unterscheiden zwischen der Natur, wie sie vor dem Sündenfall war und der Natur, wie sie jetzt nach dem Sündenfall geworden ist. Zur guten Natur, der prälapsarischen gehört weder der Krebs, das Blindgewordenwerden von Menschen noch die angeborene Homosexualität. Erst in der postlapsarischen Natur können diese Phänomene auftreten als vom Schöpfergott nichtgewollte. Er gab ja dem Menschen als erstes das Gebot: Vermehret Euch! Eine angeborene Homosexualität widerstreitet aber diesem ersten göttlichen Gebot und kann so nicht als gottgewollt beurteilt werden. Merksatz: Seit dem Sündenfall ist die Natur nicht mehr einfach die gute Natur! So kann ja das Schicksal des Sterbenmüssens auch nicht als ein guter Teil der Naturordnung des Menschen angesehen werden, war der Mensch doch ursprünglich zum ewigen Leben von Gott bestimmt und nicht zum Sterbenmüssen. Es gehört nur zur Naturanlage des Menschen, sterben zu können, aber zur postlapsarischen, sterben zu müssen. So sehr ist Gottes gut erschaffene Natur durch den Sündenfall depraviert worden. In der Naturglorifizierung spiegelt sich aber auch die Dekadenz unserer Zeit wieder, daß in ihr der Mensch seinen Herrschaftsanspruch der Natur gegenüber nicht mehr bejahen will!

Zeitgeist und Kirche – welcher Geist in der Kirche? Wird die Kirche manipuliert?

Zeitgeist und Kirche – welcher Geist in der Kirche? In normativer Hinsicht ist die Sache klar: Nicht der vorherrschende Zeitgeist in einer Gesellschaft soll in der Kirche vorherrschen sondern sie soll aus dem Heiligen Geist leben, der zu der Kirche aus der hl. Schrift und der Tradition und der Lehre der Kirche zu ihr spricht. Aber wie sieht es in der Kirche realiter aus: Jeder Christ ist immer auch ein in der Welt lebender und konkreter in einer bestimmten Gesellschaft Existierender. Als ein Teil der Gesellschaft partizipiert er eben an den öffentlichen, allgemeinen Vorstellungen, die in der jeweiligen Gesellschaft lebendig und wirkkräftig sind. Er denkt und redet eben im Regelfall, wie man in der Gesellschaft denkt und redet. Solange im Abendland das: Was man so denkt und wie man so redet, christlich geprägt war, war die Differenz zwischen der Kirche und der sie umgebenden Umwelt nicht sehr groß, aber jetzt differenziert sich die Gesellschaft und die Kirche wieder. Aber nun entspringt dem ein gewichtiges Folgeproblem: Wird der Christ mehr von dem Christlich-Kirchlichem in seiner Lebensauffassung oder von den gesellschaftlichen Lebensauffassungen geprägt. Die Realität ist ernüchternd: Die allermeisten Kirchenmitgliedern denken und reden, wie die sonstigen Welrmenschen auch. Die öffentlichen Diskurse der Gesellschaft spiegeln sich in den innerkirchlichen wieder. Der Apostelfürst Paulus schreibt in seinem Galaterbrief:“Ich aber will mich allein des Kreuzes Jesu Christi,unseres Herrn rühmen, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“ (Gal 6,14) Er sieht sich dabei in einem Widerstreit zu anderen Christen der galatischen Gemeinden,die nach weltlicher Anerkennung suchen. (Gal, 6,12), die also noch weltlich denken. Dieses der Welt Gekreuzigtsein bedeutet also eine Haltung zur Welt, die eigentlich jedem Christen zu eigen sein sollte, es aber nicht ist. Der Christ ist eben als ein Bürger so sehr in seiner Gesellschaft verwurzelt, daß es schon eher eine Ausnahme ist, wenn ein Christ von sich sagen kann: Die Welt ist mir gekreuzigt! Eher neigen wir Christen dazu, das Kreuz Christi selbst zu verweltlichen, um als Weltmensch leben zu können! Und so lebt selbst mitten in der Kirche der Weltgeist oft mehr als der Hl. Geist selbst, der aber die Kirche als Ganzes am Leben erhält,ohne dabei die Verweltlichung von Kreisen in der Kirche zu verhindern. Die Vorstellung, daß die Kirche vom Zeitgeist einfach manipluliert würde, greift zz kurz, setzt sie doch voraus, daß anfänglich die Christen aus dem Hl. Geist, aus dem Glauben lebten und dann danach durch den Weltzeitgeist korrumpiert würden. Aber heutzutage werden die Kirchenmitglieder anfänglich im Geiste der Zeit sozialisiert, denken und leben als Weltmenschen, die dann noch partitell christlich erzogen oder gebildet werden.

Freitag, 21. April 2023

Die Versuchung der natürlichen Religion, die die christliche überflüssig macht

Die Versuchung der natürlichen Religion, die die christliche überflüssig macht Wer die Anziehungskraft des aufklärerischen Konzeptes der natürlichen Religion begreifen will, muß den Kontext dieses Phänomenes betrachten, den innerchristlichen Religionskriegen des 16. Jahrhundertes. Aus religiösen Gründen motivierten sich diese Kriege, kumulierend in dem 30 Jährigen, auch wenn dann profan politische Interessen mit in dies Kriegsgeschehen miteinwirkten. Daß uns Heutigen das als unglaubwürdig vorkommt, ist nun aber selbst ein Produkt der Domestikation der Religion durch die Aufklärung als der Reaktion auf die Epoche der Religionskriege: Niemand nähme doch die Religion so ernst, daß er dafür einen Krieg führe. Zudem seien die Differenzen innerhalb der christlichen Religion, sich manifestierend in den Konfessionskirchen,der katholischen,der lutherischen und der reformierten so belanglos, daß deswegen gewiß nie irgendwer einen Krieg geführt hätte. Diese These kann als der Emergenzpunkt der kritischen Geschichtswissenschaft bestimmt werden, daß die Akteure der Geschichte wohl religiöse Motive für ihr Agieren angeben mögen, daß die dann aber nur die realen verbergen sollen. Die Ideologiekritik bedeutet dann nur noch, die ideologische Umkleidung der Handlungsbgründungen zu entlarven, um den wahren Kern herauszuarbeiten, daß es in der Geschichte letztlich nur immer um Macht gegangen sei. Am Anfang des aufklärerischen Denkens stand so die Frage, wie die Religionen und die Konfessionskirchen mit ihren divergierenden, sich wechselseitig ausschließenden Wahrheitsansprüchen domestiziert werden können. Ein erfolgsversprechendes Konzept war dabei das der natürlichen Religion. Das Konstruktionsprinzip war einfach: Man eruiere aus allen Religionen und den Glaubensaussagen der christlichen Confessionen das, was alle gemeinsam als wahr anerkennen, daß Gott ist, daß er zur Sittlichkeit verpflichtet und den sittlich gelebt Habenden ein ewiges Leben verheißt.Diese Aussagen sollen nun jedem Vernünftigen als wahr erkennbar sein. Diese Erkenntnisse waren immer wahr, zu allen Zeiten erkennbar und universell geglaubt. Das ist die natürliche Religion, die als solche suffizient ist, sie reicht für das Heil des Menschen und für das gute Leben völlig aus. Die positiven Religionen basieren statt auf der Vernunft auf göttliche Offenbarungen, behaupten über diese Vernunftwahrheiten hinausgehende Offenbarungswahrheiten und statuieren eine besondere Kirchenmoral mit Zeremonialgesetzen. Sie gelten nur partikular, beinhalten verschiedene Vorstellungen von Gott und dem von ihm Geforderten an Gottesverehrung und Moral. Ob ihrer Differenzen untereinander ist ihr Verhältnis untereinander sehr konfliktträchtig, da jede nur sich als die einzig wahre Religion versteht. Sie können nur partikular sein, weil sie sich als in der Geschichte offenbarte verstehen, wohingegen die natürliche Religion nur aus den ewig gültigen Vernunftwahrheiten bestünden. Ergo solle man um des Friedens willen jetzt alle positiven Religionen abschaffen, um sie durch die einzig wahre vernünftige zu ersetzen.Gemäßigter formuliert: Alle Religionen und Kirchen sollen diese reine Vernunftreligion als den Wahrheitskern aller positiven Religionen anerkennen und alles Weitere der positiven Religionen dann nur noch als dekorative Ausschmückung ansehen, die aber für das Heil des Menschen, für sein gutes Leben überflüssig seien. Lessing modifizierte dann dies Konzept in seiner „Erziehung des Menschengeschlechtes“ durch die These, daß Gott wie ein Pädagoge die Menschen durch die positiven Religionen zur wahren Vernunftreligion hinerziehen wollte. Die positiven Religionen entsprächen dann dem Kindheitsstadium der Menschheit, bis sie erwachsen geworden zur Vernunftreligion sich hochentwickelt habe. Denn in ihr wird alles einst als Offenbarung Vorgestellte nun zu Erkenntnissen der Vernunft. Und das ist: Gott, die Bestimmung zur Sittlichkeit und die Hoffnung auf das ewiges Leben. Würde das als Kern aller positiven Religionen anerkannt und alles Weitere dann als Überflüssiges könnte es den ewigen Religionsfrieden geben. So lautete verkürzt formuliert das aufklärerische Domestikationsprogramm der Religionen. Das verlangt aber faktisch die Devitalisierung aller positiven Religionen, da ihre Offen-barungsgehalte nun als nichtig zu beurteilen sind, sofern sie mehr als diese drei Vernunftwahrheiten aussagen. Jegliche kirchliche Morallehre wird somit auch obsolet, da nur noch eine rein vernünftig konstruierte Moral für den aufgeklärten Menschen annehmbar sei. Die vernünftige autonome Moral habe so jede kirchliche Morallehre zu ersetzen. Somit ist faktisch die christliche Religion als völlig überflüssig abgetan aber auch nur um der wahren natürlichen vernünftigen Religion willen.Dies Konzept könnten wir heutzutage ad überholt ansehen, schon allein deshalb, weil diese Vernunfterkenntnisse, daß Gott ist, daß der Mensch zur Sittlichkeit bestimmt sei und daß dem Menschen ein ewiges Leben verheißen ist, nicht mehr als Erkenntnisse jedes vernünftigen Denkens anerkannt werden. Aber es zeichnet sich eine Revitalisierung dieser Vernunftreligion unter einem neuen Gewand an: daß der Dialog der Religionen um eines friedlichen Miteinanders willen und um einer Cooperation aller Religionen für die Humanisierung der Welt willen einfach die Schnittmenge aller Lehren aller Religionen als das Wahre aller Religionen konstruiert und alles Weitere der Religionen dann als zusätzliches Dekor ansieht.Diese Reduktion erfüllte dann den Zweck, den in der Aufklärung das Konzept der natürlichen Religion erfüllen sollte: die Domestikation der Religionen, ihre Reduzierung auf das Humannützliche. Die Gotteserkenntnis dieses Dometikationsunterfangens ist dann nicht etwa eine vertiefte wahrere Gotteserkenntnis, sondern Gott wird hier so konstruiert, wie es dem Ziele eines friedlichen Miteinanders aller Religionen förderlich ist. Vgl zur natürlichen Religion die vortreffliche Vorlesung: Religionsphilosophie von Prof. Brachtendorf, Univerersität Tübingen, im Internet abrufbar

Donnerstag, 20. April 2023

Es gibt die Welt der Tatsachen, daß Gott ist, ist aber keine Tatsache, nur eine Vermutung, ein Glaube..

Es gibt die Welt der Tatsachen, daß Gott ist, ist aber keine Tatsache, nur eine Vermutung, ein Glaube... Es existierte so die Welt der Tatsachen, die als solche für uns erkennbar sei und dann noch eine geglaubte, eigentlich eher nur vermutete Welt, angefüllt mit religiösen Vorstellungen, Gott, Engel, ein jenseitiges Reich des ewigen Lebens. So ist es eben vernünftig, im Leben von dem uns Gewissen auszugehen, dem, was uns eben gewiß ist und nicht das eigene Leben auf Luftschlösser hin zu konzipieren. Von der Welt der Tatsachen, die uns die exakten Naturwissenschaften erschlössen existieren nun noch andere Welten, die in den Geisteswissenschaften sich entfalten, aber die irgendwie grundlos erscheinen. So kann man zwar exakt herausfinden, aus wie vielen Worten etwa Thomas Manns Roman „Zauberberg“ besteht, aber auf die Frage: „Was will uns der Dichter damit sagen?“ gibt es mehr Antworten als Jahreskalenderblätter und die Frage: „Was macht die ästhetische Qualität“ dieses Werkes aus?, kann gar keine wissenschaftliche Antwort mehr gegeben werden. Die Welt der Tatsachen besteht nur aus quantifizierbaren Größen, die dann noch polyinterpretabel sind. So kann die Tatsache des leeren Grabes interpretiert werden als: Jesus Leichnam sei von den Jüngern entwendet worden (so der protestantische Gelehrte Reimarus als ein Vorkämpfer der Bibelkritik) oder als: Jesus Christus ist von den Toten auferstanden! Könnte da ein vernünftiges Leben sich nicht allein fundieren auf die Welt der klaren Tatsachen, sodaß alles andere man getrost den Phantasten und Träumern überlasse? Nun findet sich hierzu bei einem Philosophen eine Kritik, bei dem sie nicht zu erwarten ist, nämlich bei Nietzsche: „Gegen den Positivismus,welcher bei den Phänomen stehen bleibt, es gibt nur Thatsachen,würde ich sagen: nein,gerade Thatsachen giebt es nicht, nur Interpretationen.“ (zitiert nach:Norbert Fischer, Die philosophische Frage nach Gott,1995, S.266. In seinem Nachlaß des Achtzigjährigen interpretiert der Autor seine eigene Aussage so: „Unsere Bedürfnisse sind es,die die Welt auslegen,unsere Triebe und deren Für und Wider.Jeder Trieb ist eine Art Herrschsucht,jede hat seine Perspektive,welche er als Norm allen übrigen Trieben aufzwingen möchte.“ F. Nietzsche Werke V, hrsg: K.Schlechta, 1984, S.495. Leicht ließe sich nun einwenden, daß der Satz: „gerade Thatsachen giebt es nicht“doch selbst eine „Thatsache“ ist, die dann der Autor selbst zwar interpretiert und somit doch selbst die Differenz von dieser „Thatsache“ und seiner Interpretation bestätigt. Die Aussage, daß es keine „Thatsachen giebt“ muß, wenn der Philosoph hier recht bekommen soll, selbst als eine Interpretation verstanden werden, die nicht selbst wiederum auf eine rekonstruierbare „Thatsache“ verweist. Unsere Tatsachenwelt wäre so selbst nur eine Weltdeutung. Diese These verführt nun zu etwas uns noch mehr irritieren Müssendes, auf die Aussage: „et subjicite eam“= und subjektiviert die Welt! 1.Mose, 1,28. Gott gibt dem Menschen hier den Auftrag, die Welt sich zu subjektivieren. Dann wären ja die Tatsachen der Welt Produkte unserer Subjektivierung der Welt. Die Welt, wie sie an sich einmal gewesen war, wäre also durch den Menschen verändert worden, indem er sie versubjektivierte, also interpretierte. So meinte das Nietzsche gewiß nicht, aber man kann diese einmal getätigte Aussage für sich nehmend auch so interpretieren. Das,was uns als so gewiß erscheint, wäre dann nur ein Produkt unserer Weltauslegung und somit nicht gewisser als die Aussage, daß es Gott gibt. Diese These muß uns selbst irritieren, aber beweist das denn nicht nur, wie fest wir an unsere produzierten Tatsachen glauben? Zusatz: Ist der Mensch ein Weltausleger?

Mittwoch, 19. April 2023

Über ein großes Projekt: Der neue Mensch - oder Vergessenes und Verdrängtes

Über ein großes Projekt: Der neue Mensch Das Hoffen auf den neuen Menschen generiert sich aus der Erkenntnis, daß wir, so wie wir sind und leben, nicht in Ordnung sind. Der ganze Diskurs über das Sündhafte des Menschen und seiner Erlösungsbedürftigkeit ist nur aus dieser Selbstwahrnehmung erklärbar. Die Erfahrung des gelegentlichen Sündigens verdichtet sich zu der Erkenntnis, daß wir Menschen von Grund aus nicht richtig sind. Die christliche Religion verdichtet diese Erkenntnis in der Lehre von der Erbsünde, aber auch in der, daß das Erdenleben für uns ein Exilsleben ist, wie in so wunderbarer Klarheit das „Salve Regina“ ausdrückt. Nur Gott kann uns erlösen, Gott will, daß wir neue Menschen, wahre werden, denn wir sind nicht mehr das, was wir waren und sein sollten. Ja, ein neues Geschöpf in Christus sind wir durch die Taufe geworden, in der der „Alte Adam“ gekreuzigt wurde, auf daß wir neue Menschen im Geiste Gottes lebend werden. Diese sehr abbreviaturhafte Skizze genügt hier, um ein Verständnis dafür zu wecken, daß aus dem Geiste der Aufklärung heraus das Projekt des neuen Menschen nun als die Aufgabe des Menschen verstanden wurde, ja daß gerade der radicale Atheismus an diesem eigentlich religiösen Projekt festhielt: „Die Ziele der Religion (kollektives Paradies,Überwindung aller Leiden,vollkommene Unsterblichkeit des Einzelnen,Auferstehung der Toten,Sieg über Zeit und Tod,Eroberung des Weltalls weit über das Sonnensystem hinaus)können durch die Entwicklung der modernen Wissenschaft und Technik im irdischen Leben verwirklicht werden. In der Zukunft wird nicht nur der Geschlechterunterschied abgeschafft und es werden keusche,posthumane Wesen entstehen, die sich durch biotechnische Reproduktion fortpflanzen; es wird auch möglich sein, die Toten der Vergangenheit wieder zum Leben zu erwecken(indem man aus den sterblichen Überresten ihre biologische Formel bestimmt und sie dann neu erzeugt -DNA kannte man damals noch nicht...),wodurch dann sogar alle vergangenen Ungerechtigkeiten ausgelöscht und Leid und Zerstörung >ungeschehen< gemacht werden können.“ So lautete das Programm des Biokosmismus, die Slavoj Zizek als eine okkulte Schattenideologie des sowjetischen Marxismus bezeichnet. Zizek, Die bösen Geister des himmlischen Bereichs, 2016,S.137. So skurril und abwegig das auch in unsren Ohren klingen muß, darin manifestiert sich eben die Aufbruchseuphorie, der Enthusiasmus erfolgreicher bolschewistischer Revolutionäre. Leicht fällt es nun dem christlich Sozialisierten, die ursprünglich rein religiösen Hoffnungsgehalte darin zu recognizieren. Die Verfremdung dieser Hoffnungsgehalte ergibt sich dabei ja zwangsweise dadurch, daß nun das Paradies zu einer rein menschlich machbaren Aufgabe umgewandelt wurde. Alle geschehene Ungerechtigkeiten sollen ungeschehen gemacht werden, auch die Toten werden ihren Anteil an diesem Erdenparadies bekommen, in dem der Tod nicht mehr herrscht. Wo nicht mehr an Gott geglaubt wird, muß eben an die Allmacht der Technik geglaubt werden, wenn an der Hoffnung eines Paradieses auf Erden festgehalten werden soll. So verneint diese bolschwistische Richtung nicht einfach die christliche Religion, sondern bewahrt ihre Erlösungshoffnung, indem sie sie in eine machbare, herstellbare Zukunft transformiert. Die Vorstellung des neuen Menschen, diese Verheißung lebt dann in dieser Zukunftsvision weiter, daß dann der Mensch als neuer leben wird. Leo Trotzki, wohl der profilierteste Stalinkritiker beschreibt dies Projekt des neuen Menschen weniger euphorisch, aber doch spricht sich auch hier der selbe politische Erlösergeist aus: „Was ist der Mensch? Er ist keineswegs ein fertiges oder harmonisches Wesen. Nein, er ist immer noch ein äußerst unbeholfenes Geschöpf.Der Mensch hat sich nicht planmäßig,sondern spontan entwickelt und sich viele Widersprüche aufgeladen. Die Frage,wie der Mensch auszubilden und zu kontrollieren sei,wie man seine physische und geistige Konstruktion verbessern und vervollständigen könne, ist ein riesiges Problem,das nur auf der Grundlage des Sozialismus verstanden werden kann.“ Pathetisch heißt es dann: „Endlich,mein lieber Homo sapiens,werde ich an dir arbeiten“. Zizek, Die bösen Geister, S.171. Daß der Mensch zu überwinden ist, das proklamiert nicht nur Nietzsche sondern ebenso radicale Bolschewisten. Bevor nun wir als Christen uns entsetzt von solchen Utopien abwenden, sollten wir uns aber eingestehen, daß wir hier sozusagen uneheliche Kinder unserer uns eigenen Erlösungshoffnungen vor uns haben! Wir sind nicht in Ordnung, der Mensch muß ein anderer werden, das gehört in das Zentrum der christlichen Erlösungsreligion! Aber gerade dies Zentrum ist in der Kirche der Postmoderne gänzlich aufgelöst, denn jetzt fungiert Gott nur noch als das große Ja zu dem Menschen, so wie er ist. Die Hoffnung auf den neuen den erlösten Menschen versandet so in der Blassiertheit des: Alles in Ordnung: Du bist in Ordnung, ich bin in Ordnung und die Welt im Prinzip auch, auch wenn es mal wieder ernste Probleme gibt. War die Moderne mit ihren vielen Projekten des neuen Menschen, auch mit dem radicalsten des Bolschwismus noch ein von der christlichen Erlösungshoffnung getragene Epoche, so entschwindet in der Postmoderne die Erlösungshoffnung völlig, denn der Kirche gelingt es nicht, die ursprünglich religiösen Hoffnungsgehalte zu revitalisieren. Sie schließt sich der utopielosen Postmoderne an.

Dienstag, 18. April 2023

Wenn Jesus uns begegnet, dann ist das Glaube? Wider die Begegnungs - und Erlebniseuphorie

Wenn Jesus uns begegnet, dann ist das Glaube? Wider die Begegnungs - und Erlebniseuphorie Wer die 4 Evangelien auch nur überfliegt und vielleicht doch die eine oder andere Geschichte dann liest, eines kann nicht überlesen werden, daß Jesus primär als Lehrer wirkt. Seine „Jünger“ sind Schüler, sie lernen von ihrem Lehrer. Jesus lehrt aber auch öffentlich und gerät dabei in Lehrkonflikte mit anders Lehrenden. Das spezifische Berufsleiden des Lehrerberufes, welcher Schüler versteht mich schon?, muß auch er erleiden. Wie kann dann die Begrifflichkeit des Begegnens zum Zentralbegriff avancieren: Einem Schüler begegnet doch ein Lehrer nicht, er wird doch von ihm unterrichtet! Auch wenn dann die Begegnung mit Jesus hochstilisiert wird zu der Erfahrung des Geliebtwerdens, der Bejahung durch Gott, wird das nicht evidenter. Jesus lehrt Gottes Heilswillen, er verkündet das Reich Gottes, aber ist diese Verkündigung ein Begegnungsgeschehen? Jesu Taufkatechese zeigt uns stattdessen, wie Jesus Christus wirklich als Lehrer tätig war. (Joh 3,1-13) Jemand möchte bei ihm in die Lehre gehen. Warum? Weil er ihn als Lehrer anerkennt. An den Zeichen, den Wundern, die Jesus gewirkt hat, wird er als Lehrer erkannt. Den nur mit wem Gott ist, der kann solche Zeichen wirken. In der Antike unterschied man zwischen Philosophen und Lehrern, so etwa bei Platon und Plotin: Dem Lehrer vertraut der Schüler, er erkennt ihn als Autorität an und vertraut so darauf, daß das Gelehrte wahr ist, aber das Ziel sei das selbstständige Denken, daß man selbst durch die Einsicht zur Erkenntnis kommt. Aber zuerst bedarf es eines Lehrers, dem der Schüler als Autorität vertraut, daß der wahr lehrt.Als solcher hat sich Jesus durch seine Wunder hinreichend ausgewiesen. Der Lehrer Jesus formuliert nun das Lernziel: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird,kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Joh, 3,3) Man versuche nun mal, diese Aussage in das Schema der Begegnung: „Jesus begegnet und in dieser Begegnung wird Gottes Liebe erfahren“ zu integrieren! Einen Dialog eröffnet diese These, in der der Schüler fragend zu dieser Wahrheit vom Lehrer hingeführt wird. Die Frage: Wie kann denn ein schon Geborener noch mal geboren werden?, ist dabei als eine echte und legitime Schülerfrage zu verstehen. Der Lehrer präzisiert daraufhin die Ausgangsthese: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.Was aus dem Fleisch geboren ist,das ist Fleisch;was aber aus dem Geist geboren ist,das ist Geist.“(Joh 3,5f) Wenn der Schüler Nikodemus diese Antwort Jesu verstanden hat, dann war er schon selbst ein in den Fragen der Religion weit Fortgeschrittener, der aber doch noch bereit war, sich weiter belehren zu lassen. Wie viele der heutigen Katholiken kennen sich weit weniger gut aus in den Glaubenswahrheiten der christlichen Religion, suchen aber keine Weiterbildung! Wie kann der göttliche Lehrer diesen Dualismus von Fleisch und Geist verstanden haben? Es muß gelten, daß der Ungetaufte so „Fleisch“ist, daß er nicht in das Reich Gottes eingehen kann, der Getaufte aber. Durch das Sakrament der Taufe wird der Zutaufende neu geboren, er hört auf „Fleisch“ zu sein und wird zu „Geist“.Der Mensch ist Seele und Leib, wie immer dann auch das „und“ näher zu bestimmen ist. So ist er vor dem Getauftwerden und so ist er nach dem Getauftwordensein. So wird man nicht einfach das „Fleisch“ mit dem Leib und den „Geist“ mit der Seele identifizieren können. Der ganze Mensch ist einmal ganz „Fleisch“ und einmal ganz „Geist“. Der Terminus des Geborenseins markiert aber noch etwas: Nicht macht sich der Mensch zum „Fleisch“, er wird also nicht als Nichtfleisch und als Nichtgeist geboren, um dann aus sich „Fleisch“ zu machen oder „Geist“. Seine Herkunft bestimmt ihn: Da er aus dem „Fleisch“ geboren ist, ist er auch „Fleisch“. Wie dies zu verstehen ist, ist diesem Lehrgespräch nicht mehr entnehmbar. „Verstehst Du auch, was Du liest?“ diese Frage stellt die hl. Schrift jeden seiner Leser! Das einfache Lesen führt eben noch nicht zu einem Verstehen des Gelesenen! Der äthiopische Hauptmann antwortet sehr klug: „Wie könnte ich es,wenn mich niemand anleitet?“ Apg 8,31. Die hl Schrift bedarf der Lehrer, um sie verständlich zu machen. Die Kirche ist dieser Lehrer, sie belehrt uns, daß diese Belehrung über das Taufsakrament nur verstanden werden kann mit Hilfe der kirchlichen Lehre von der Erbsünde. Wenden wir uns dem Ausgangspunkt zu: Was hat diese Unterrichtsstunde mit dem Thema der Taufe mit der Vorstellung gemein, daß uns Jesus einfach begegne und daß darin Gottes Liebe zu uns erfahrbar würde? Nichts: Belehrtwerden, in die Wahrheiten des Glaubens eingeführt zu werden, hat nichts mit: „Du begegnest mir – Ich und Du zu tuen. „Du begegnest mir“ , wie das der entscheidende Augenblick im Leben eines Menschen tatsächlich sein kann, daß zeigt die erste Folge der Erfolgsserie: „Sturm und Liebe“, wie Laura Alexander begegnet, aber das ist kein religiöses (Ur)Erlebnis ( vgl dazu Werner Elerts Rekonstruktion des Urerlebnises der reformatorischen Theologie) sondern gehört in die Vorstellungswelt der Liebesfilme.

Montag, 17. April 2023

Warum über 1400 mißbrauchte Kinder kein Skandal , aber jeder Mißbrauchsfall in der Kirche einer ist!

Warum über 1400 mißbrauchte Kinder kein Skandal , aber jeder Mißbrauchsfall in der Kirche einer ist! Der Tatort:Rotherham in Mittelengland: „Über 1400 Kinder wurden dort zwischen 1997 und 2013 sexuell brutal missbraucht.Kinder von gerade einmal elf Jahren wurden von mehreren Tätern vergewaltigt,entführt,in andere Städte verkauft,geschlagen und eingeschüchtert,>mit Benzin überschüttet und damit bedroht,angezündet zu werden,mit Schusswaffen bedroht,zwangsweise zu Zeugen brutaler Vergewaltigungen gemacht<,so der offizielle Bericht.“ Slavoj Zizek, Der neue Klassenkampf,2020, S.25. Anfänglich verliefen die Untersuchungen im Sand.Der offizielle Bericht dazu:Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung fürchteten, „als rassistisch abgestempelt zu werden, wenn sie den Vorfällen auf den Grund gingen.“ S.25. Denn die Täter waren ausnahmslos Mitglieder einer pakistanischen Bande und die Opfer weiße Schulmädchens. Von den Pakistanis wurden die als >weißer Abschaum< bezeichnet, so der offizielle Bericht. Wenn die Täter Pakistanis sind und die Opfer weiße Mädchens, dann ist das eben kein Skandal, sondern der Vorfall wurde runtergespielt! Die politische Korrektheit zeigte hier mal wieder ihr wahres Angesicht,selbst zutiefst rassistisch zu sein. „Man bezeichnete die Täter vage als >Asiaten<,behauptete,es ginge gar nicht um Ethnizität und Religion,sondern um die männliche Herrschaft über die Frauen“. S.25 Und dann kommt, was nicht fehlen kann: Was sei den dieser Vorfall im Vergleich zur „Pädophilie in der katholischen Kirche“. S.25f Man dürfe sich eben jetzt nicht „in moralischer Selbstgefälligkeit über eine diskriminierte Minderheit erheben“. S.26 Endlich ist die politisch korrekte Aufarbeitung dieser Mißbräuchsfälle da angekommen, wo sie hinwollte: Aus den Tätern wird eine diskriminierte Minderheit und die wahren Täter findet man in der Katholischen Kirche! Ein Opfer ist man nur, wenn der Täter ein weißer Mann und im Idealfall das Opfer einer diskriminierten Minderheit angehört. Gehört der Täter dagegen einer diskriminierten Minderheit an, ist das kein skandalöser Mißbrauchsfall. Zizek beurteilt dies nun so: „Bei dieser Sorte von Antirassismus handelt es sich im Grunde de facto um einen kaum verholenen Rassismus,der Pakistaner herablassend als moralisch minderwertige Wesen behandelt,die wir nicht nach unseren Standards messen dürfen.“ S.26 Somit setzt sich hier Zizek klar von einem postmodernistischen Relativismus ab, der es ablehnt, von Nichteuropäern die Annahme der abendländischen Moralvorstellungen zu verlangen. Dieser Relativismus, konsequent zu Ende gedacht, würde nämlich besagen, daß es den Pakistanern erlaubt war, die weißen Mädchens sexuell zu mißbrauchen, denn für die gälte unsere Moral nicht. Zizeks Buch thematisiert den neuen Klassenkampf. Der verfügt natürlich über ein klares Feindbild: die Rechtspopulisten. So stellt Zizek fest, daß der politisch korrekte Umgang mit diesen Skandal den Rechtspopulisten nütze und deshalb auch abzulehnen sei! Man darf eben die Realität nicht zensieren, denn wenn dann die Realität doch in den Medien auftaucht, hat das fatale Folgen.Es nützt den Rechtspopulisten. In Deutschland setzt man dagegen aber auf ein Mehr an Zensur, um so das Auftauchen der wegzensierten Realität zu verhindern: Haßbotschaften sollen aus dem Netz verschwinden wie etwa die: Pakistaner mißbrauchten weiße Mädchens, die für sie nur „weißer Abschaum“ sind.

Sonntag, 16. April 2023

Die Welt, ein einziges Theater - weitere Nachtgedanken

Die Welt, ein einziges Theater - weitere Nachtgedanken Plotin, wohl der bedeutsamste Platonausleger schreibt: „Und was Mord und Tot-schlag aller Art betrifft...,so soll man es anschauen wie auf den Gerüsten der Schaubühne,es ist alles nur Umstellen der Kulisse und Wechsel der Szene, und dazu gespielte Tränen und Wehklagen (Enneade III,2,15,44f), zitiert nach: Norbert Fischer,Die philosophische Frage nach Gott,1995, S.70f. Paulus schreibt: „Ich glaube nämlich,Gott hat uns Apostel auf den letzten Platz gestellt,wie Todgeweihte,denn wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt,für Engel und Menschen.“ (1.Korinther 4,9) Das Wort: „Schauspiel“wird leicht überlesen, aber dem könnte mehr Gehalt innewohnen, als es anfänglich scheinen mag. Auf den letzten Platz stellen, das könnte als eine Kurzbeschreibung der Tätigkeit eines Regisseurs verstanden werden. Auf der Bühne des Schauspieles treten so die Apostel auf, das wäre dann eine Rolle in dem Schauspiel. Ein Schauspiel verlangt nach Zuschauern, für die eben auf der Bühne gespielt wird: Die Welt und die Menschen,bezeichnet dann Paulus als diese Zuschauer. Das muß doch verwirren, fungiert doch die Welt hier als die Bühne des Schauspieles und die Menschen als die Schauspieler auf der Bühne. In zweifacher Weise existieren so die Menschen hier, einerseits als Rollenspieler auf der Weltbühne und andererseits als die Zuschauer, für die das Schauspiel aufgeführt wird. Von daher ist dann wohl auch für die Engel zu deuten: Auch sie wirken als Gottes Engel auf der Bühne und sie fungieren auch als Zuschauer. Somit werden also die Engel und die Menschen in zweifacher Perspektive hier thematisiert: Als Agierende sind sie die Schauspieler und als Reflektierende sind sie die Zuschauer des Welttheaters. Gott wird dabei vorgestellt als der Theaterregisseur. Plotin reflektiert nun, wie wir Menschen, das Weltgeschehen, isb das Schreckliche,das in ihr sich Ereignende betrachten sollen: Wir sollen die Position des Zuschauers einnehmen, denen die Geschehnisse der Welt Bühnenereignisse sind. Implizit ist damit mitgesetzt, daß der Mensch als Betrachtender, philosophisch Reflektierende sich, die Menschen als Schauspieler des Welttheaters wahrnehmen soll und so in eine Distanz zu sich sich setzen soll.Erst dem so Distanziertem erschlösse sich die Wahrheit der Welt und gerade auch des Bösen in der Welt. Wie beschreibt denn nun Paulus das Leben der Apostel, ihre Rolle auf der Weltbühne? „Bis zur Stunde hungern und dürsten wir, gehen in Lumpen,werden mit Fäusten geschlagen und sind heimatlos.“ (1.Kor 4,11) (Von dem her erschließt sich auch, wenn Jesus in seiner großen Gerichtsrede meint, wenn er da von den „Brüdern“ spricht, die da hungrig,durstig und fremd waren: Mt 25,35f) Paulus und Plotin haben also Negatives, menschliches Leiden vor Augen und reflektieren dies theologisch bzw philosophisch in der Begrifflichkeit des Theaters. Der leidende Paulus oder der mitleidende Plotin versetzen sich so in die Rolle von Schauspielzuschauern, um von daher das Leid zu begreifen: Es ist ein Element eines Schauspieles. Der Apostel Paulus kann auch den Regisseur des Theaterstückes benennen, nämlich Gott. Dieser Regisseur garantiert nun, daß das das gespielte Stück kein absurdes Theater ist, daß es etwas sinnvoll Ganzes ist. Als auf der Bühne Agierende bleibt uns der Sinn des Stückes verschlossen, nur in der Reflexion, im Nachdenken kann er sich erschließen, könnten wir das Theaterstück in seiner Gänze überblicken. Darum lebt der Christ im Glauben, das ist im Vertrauen darauf, daß das ganze Stück und seine Rolle darin etwas Sinnvolles und Gutes ist, aber noch nicht im Schauen des Ganzen, das der postmortalen Existenz vorbehalten ist. Aber einen positiven Effekt hat diese Selbstunterscheidung der menschlichen Existenz in das agierende und das reflektierende Leben: Im Denken wird uns das Leben zu einem Schauspiel, sodaß gerade dem Leid in der Welt seine Schrecklichkeit genommen wird. Das könnte auch als etwas Fragwürdiges kritisiert werden, daß so dem Leben der letzte Ernst genommen wird. Dem steht aber entgegen,daß weder für Plotin noch für Paulus das irdische Leben wirklich das wahre ist, denn letztlich ist für beide nur Gott das wahre und das wahre menschliche Leben nur der Aufstieg zu Gott.Die Welt gewährt nur ein Nachtleben, aus dem es gilt, zum Licht emporzusteigen.

Samstag, 15. April 2023

Tötet die Philosophie Gott? Nachtgedanken

Tötet die Philosophie Gott? Nachtgedanken dazu Wer sich das intellektuelle Vergnügen leistet, Prof Brachtendorfs Vorlesung im Internet präsent über den Philosophen Heidegger sich anzuhören, muß katholisch denkend spätestens dann aufschrecken, wenn er da zu hören bekommt, daß Heidegger die These verträte, daß die Metaphysik Gott getötet habe, daß die „Ontotheologie“, das sei das, was seit Platon und Aristoteles die abendländische Gottesvorstellung bestimme, ein einziger Fehlweg gewesen sei, auf dem Gott verloren gegangen sei.Also sei die ganze katholische Theologie in ihrem Zentrum, der Gotteslehre nämlich gerade in ihrem größten Repräsentanten, dem hl. Augustin und dem hl. Thomas von Aquin, ein einziger Irrweg. Die Kernthese dieser Abverurteilung der katholischen Theologie läßt sich so formulieren: Gott würde wie Platons Idee des Guten als ewig unbeweglich stets präsent erkennbar gedacht und dabei verdrängt, daß die Wahrheit, das Sein und somit auch Gott als aus der Verborgenheit heraus sich Stellendes zu denken sei, daß also die Idee des Guten, wie sie Platon und nach ihrem die gesamte metaphysische Gotteslehre denkt, nur die Hervorbringung dieses aus dem Verborgenen Hervorscheinens sei, sie sei so nur der Schein dieses Prozesses des Hervorleuchtens. Entfalteter und klarer formuliert findet sich dieser Gedanke nun in dieser vortrefflichen Heideggervorlesung. Diese auf den ersten Blick polemisch überspitzt klingende These,könnte ihr nicht doch ein Fünklein Wahrheit innewohnen, daß vielleicht auch so die Abkehr der nachkonziliaren Theologie von der traditionellen Gotteslehre erklärt werden könnte?Es wäre doch wohl zu simpel gedacht, urteilte man daß vor dem Reformkonzil es genaugenommen gar keine theologischen Probleme mehr gegeben hätten, weil alles spätestens durch die Neuscholastik geklärt worden sei in ihrem großen Versuch, im Geiste des hl. Thomas die Theologie in ihrer ganzen Wahrheit zu explizieren und dann sei der Abfall gekommen, ein Ereignis,das eigentlich nur als ein Verrat an den ewigen Wahrheiten der Katholischen Theologie zu verurteilen sei. Als Begründung dieses Verdachtes der Tötung Gottes durch die metaphysische Gotteslehre könnte zumindest die Vermutung angesehen werden, daß das rein vernünftige Denken Gottes gar nicht so rein vernünftig ist, wie es sich selbst versteht, daß stattdessen ganz irrationale Erkenntnisinteressen sich hier unter der Tarnkappe der Vernünftigkeit ausleben. Unter einem der vorstellbaren irrationalen Erkenntnisinteressen soll hier etwa die Identifizierung des Wünschbaren: „Wäre es doch nur so!“ mit dem, wie es wahrhaftig ist, verstanden werden. Dem Bibelleser kann, ja muß doch manchmal der Gott, so wie ihn die Bibel bezeugt, als mehr als problematisch erscheinen. Ja in Vielem kann ein Leser den Gott, den er als die Liebe glaubt, gar nicht recogniziert werden. Da soll Gott es gereut haben, daß er den Menschen erschaffen hatte und wollte ihn da durch die Sintflut zum Verschwinden bringen, da wollte dieser Gott den Tod seines eigenen Sohnes, damit die Sünden der Menschheit gesühnt werden, da soll er seinem Volk feindlich entgegentretende Völker ausgerottet haben : alles doch Unzumutbarkeiten für jedes vernünftige Denken. Sah sich nun aber Platon und die griechischen Philosophen , die Göttergeschichten der griechischen Mythologie vor Augen habend, vergleichbaren Unzumutbarkeiten ausgesetzt. Wie sollen den Menschen zu einem sittlich guten Leben geführt werden, wenn schon die Götter sich (oft?) so unmoralisch verhielten, wie es die Göttersagen uns erzählen? Ist nicht die Parole vom Mythos zum Logos, von den Göttergeschichten zu dem vernünftig gedacht und so explizierten Gott ein großer Versuch, Gott nach unseren Wünschen umzuformen, ihn für uns akzeptabel zu machen? Könnte etwa in den Gottesgschichten ein Mehr an Wahrheit stecken als in dem vernünftig gedachten Gott? Dem nachzugehen könnte ein Gewinn sein für das Ringen um die Gotteserkenntnis! Corollarium 1 Man suche einmal,ob die Einsicht Rudolf Ottos, das Gott als Einheit des Fascinosums und des Tremendums zu denken sei, in der traditionellen Gotteslehre wiederzufinden sei. Corollarium 2 Steckt in dem Gott Erkennenwollen etwa ein ihn Beherrschenwollen, ihn nach unserem Gusto Umformenwollen?

Freitag, 14. April 2023

Die hörende Kirche – worauf soll sie den hören, worauf hört sie hier in Deutschland?

Die hörende Kirche – worauf soll sie den hören, worauf hört sie hier? Der Standpunktkommentar von Kath de frägt am 14.4. 2023 zutiefst besorgt: „Hat Rom die existenziellen Nöte der Kirche in Deutschland verstanden?“ Hört Rom auf das in der deutschen Kirchen Gesagte? Natürlich meint der Kommentar, daß Rom nicht erhört, was der Synodale Weg so von sich gibt als Ergebnisse dieser Parlamentsdiskussionen. Einst verstand sich die Kirche als der Ort des Hörens auf das Wort Gottes. Von der Offenbarung Gottes her verstand sie sich und suchte von daher Antworten auf die Nöte der Menschen. Ach, das waren noch fromme Zeiten. Durchsichtet man die Papiere und Beschlüsse dieses Reformunterfangens fällt eines sofort auf: Im Vordergrund stehen die Interessen der LGBT- Menschen, die Heiligen unserer Zeit. Nach Wikipedia sind damit gemeint: „LGBT ist eine aus dem englischen Sprachraum übernommene Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender (lesbisch, schwul, bisexuell und transgender)“. Die Kirche höre nicht auf die so Bezeichneten – das wäre die existentielle Not der Kirche in Deutschland und in dem Rest der Welt. Die Kirche müsse sich also demokratisieren, damit sie endlich auf die LGBT-Stimme höre! Den Lesbischen sind dabei wohl die Feministin subordiniert anzusehen mit ihrer Forderung nach der Einführung des Frauenpriestertumes. Spontan könnte man sich das ja so zurechtlegen: Die Kirche verliert zusehens Mitglieder, wird immer weniger und so müsse die Kirche eben eine Neukundengewinnung betreiben. Da böten sich die LGBT-Menschen an. Nur warum kapriziert sich diese Neukundengewinnung so sehr auf diese Minderheit? Eine sehr viel größere Gruppe stellten doch die in unsrem Lande lebenden Muslime dar, oder die vielen Religionslosen. Wie begründet sich diese Fixierung auf die LGBT? Ja, man hört gar von Schuldbekenntnissen, die die Kirche abzugeben habe, wie sehr man selbst LGBT- Menschen „diskriminiert“ hätte. Daß jede kirchliche Morallehre diskriminiert, indem sie das Gottes Willen Gemäße von dem Gottes Willen Widersprechendes unterscheidet, wird dann dabei geflissentlich verdrängt, sofern nicht jede Morallehre reprobiert werden soll. Aber das wollen unsere liberalen Reformer natürlich nicht, soll doch jeder, der die Homosexualität als widernatürlich beurteilt, von der Kirche diskriminiert werden. Also, auf Gottes Wort hört man nicht mehr, um so mehr auf die existentiellen Nöte der Lesbischen, der Homosexuellen, der Bisexuellen und der Geschlechtsumwandler!In diesem Hören -Auf bestünde also die Zukunft der Kirche! Die Kirche, die so hört, ist gewiß nicht die Kirche Jesu Christi! Zusatz: Wie konnte es der LGBT-Lobby nur gelingen, so sehr zu reüssieren, daß sie heute zu einer der Einflußreichsten in der Medienwelt geworden ist?

Donnerstag, 13. April 2023

Nachlese zur Haltung der Kirche in den Coronoepidemiezeiten

Nachlese zur Haltung der Kirche in den Coronoepidemiezeiten Über 150.000 Menschen starben an dem Coronavirus, aber es könnte sein, daß in diese Zahl auch Todesfälle eingerechnet wurden, bei denen Menschen mit Corona an etwas anderem verstorben sind. Die jetzige Debatte wirft nun auch die Frage auf, ob denn nicht einige staatlich angeordnete Maßnahmen zum Schutz vor dieser Epidemie überzogen waren und vielleicht auch gar nicht effektiv gewesen sind. Für die Kirche ist dabei die wichtigste Frage die: Durfte sie zeitlich befristet das Abhalten öffentlicher Gottesdienste untersagen? Hier soll die Aufmerksamkeit auf eine Fragestellung hin kapriziert werden: Wie fällt man eine Entscheidung gut, wenn man sie nicht auf dem Fundament von Wissen fällen kann? Eine einfache Situation soll dies Problem veranschaulichen. Eine Mutter steht mit ihrem Jungen vor einem zugefrorenen Fluß. „Mama, da möchte ich jetzt Schlittschuh fahren!“ Die Mutter schaut auf die Eisdecke des Flusses; sie kann nicht erkennen: Trägt das Eis schon oder würde es brechen, wenn ihr Bub da aufs Eis geht. Das Tableau der möglichen Entscheidungen: Sie erlaubt das Schlittschuhfahren und das Eis hält. Sie erlaubt das Schlittschuhfahren und das Kind ertrinkt. Sie erlaubt das Schlittschuhfahren nicht und das Eis hätte gehalten. Sie erlaubt das Schlittschuhfahren nicht und das Eis hätte nicht gehalten. Nur bei den Fehlentscheidungen entsteht ein vermeidbarer Schaden. Wenn der Bub weint, weil er nicht Schlittschuhfahren durfte, dann ist das ein unvermeidbarer Schaden, wenn das Eis nicht hielte. Erlaubt die Mutter das Schlittschuhfahren und das Eis hält dann nicht, kann der schlimmste Fall eintreten, daß ihr Kind ertrinkt.Verbietet die Mutter das Schlitschuhfahren und hätte das Eis gehalten, entsteht der vermeidbare Schaden, daß das Kind ob des Verbotes weint.Die Mutter vergleicht nun die Schwere der vermeidbaren Schäden und entscheidet sich für die Option des geringeren Schadens: Sie erlaubt ihrem Buben das Schlittschuhfahren nicht. Nach diesem Entscheidungsschema hat faktisch die Kirche aber auch die Staatsregierung entschieden. Wenn anerkannt wird, daß am Anfang der Coronaepidemie niemand genau wußte, wie gefährlich sie ist und welche Schutzmaßnahmen sinnvoll sind, hat man eben so entschieden, wie man zu entscheiden hat, wenn kein zuverlässiges Wissen vorliegt. In der Causa des Verbotes,öffentliche Messen feiern zu lassen, muß berücksichtigt werden, daß das Abhalten der Messen nicht verboten wurde.Dank der vielen Übertragungen von Messen durch das Internet und das Fernsehen konnte jeder Katholik an einer Messe virtuell teilnehmen und auch das Sakrament des Altares empfangen, zwar nicht sakramental wohl aber geistlich. Im ganzen Mittelalter und noch lange danach sah die katholische Praxis so aus: Einmal im Jahr mußte man die Kommunion empfangen, an allen anderen Sonntagen und Werktagen wurde sie vom Volke nur geistlich empfangen. Die Reformatoren polemisierten gegen diese katholische Praxis, die aber trotzdem als eine katholische weiterhin legitim ist. So konnte die Kirche den Verzicht auf die Kommunion akzeptieren im Vertrauen auf die Möglichkeit der geistlichen Kommunion. Die Beschränkung auf eine virtuelle Teilnahme an den Messen ist so die Wahl eines kleineren Schadens, wenn die Maßnahme sich als überflüssig erweisen würde, im Vergleich zu dem Schaden, der eingetreten wäre, wenn die öffentlichen Gottesdienste nicht verboten würden, aber sich dann viele infiziert hätten und einige gar daran gestorben wären. Die Kirche hat eingedenk Cyprians Erkenntnis: Niemand kann Gott zum Vater haben, der nicht die Kirche zu seiner Mutter hat, sich mütterlich den Gläubigen gegenüber zu verhalten und sie wird so auch ganz mütterlich gestimmt ihren Kindern einiges verbieten müssen aus ihrer Liebe zu ihren Kindern. Eine gute Mutter erlaubt eben ihrem Kinde nicht alles, was es begehrt - so ist sie noch lange nicht eine Stiefmutter.

Mittwoch, 12. April 2023

In Medien übertragende Gottesdienste – eine Notmaßnahme in den Coronazeiten? Oder über eine vergessene gut katholische Praxis

In Medien übertragende Gottesdienste – eine Notmaßnahme in den Coronazeiten? Man könnte meinen,daß die Kirche erst in der Not der Coronaepidemie, als gar öffentliche Gottesdienste untersagt wurden, die Kirche die Möglichkeiten des Internetzes erkannt hätten: Jetzt wird übertragen und dies Angebot soll wohl gut angenommen,auch wenn ich zuverlässige Zahlen über die Nutzung dieser Übertragungen nicht finden konnte. Einwände erhoben sich selbstverständlich: Eine im Internet miterlebte Messe könne kein vollwertiger Ersatz für eine wirklich aufgesuchte Messe sein. Zudem würden nun noch weniger zur Sonntagsmesse kommen,wenn sie die Neigung zur Bequemlichkeit erst vor den Empfangsgeräten sitzen bleiben läßt, statt außerhäuslich einen Gottesdienst aufzusuchen. Darüber hinaus könnte ja das viel größerer Angebot an Messen im Internet im Vergleich zu der aufsuchbaren vor Ort auch ein Grund sein, die Internetgottesdienste zu präferieren. Man kann etwa in Dresden wohnend die Sonntagsmesse des Kölner Doms aufsuchen ohne dazu das Daheim zu verlassen. Sprechen nun Gründe, gewichtige gegen eine Präferenz für die Internetmedien? Mir fällt diesbezüglich auf, daß der Gemeinschaftscharakter der real aufgesuchten Messen als das Argument gegen Internetmedien angeführt wird. Das verleitet mich nun zu ein paar Anfragen zu diesem Gemeinschaftscharakter: Da feiere man ja nicht allein,vor einem Empfangsgerät sitzend sondern in einer Gemeinschaft von Gläubigen. Betrachtet man daraufhin die real sich ereignenden Gottesdienste: Die Gemeinde versammelt sich, indem sie sich in dem Kirchraum zerstreut. In Werktagsmessen ist in Folge der wenigen Teilnehmern der Abstand zwischen den einzelnen Gottesdienstbesuchern so groß, daß die Mindestabstandsregel in den Coronazeiten völlig überflüssig war. Nur wenn der Kirchraum voll ist, setzt sich wer neben einen anderen, und auch dann wird noch so viel Abstand wie irgend möglich gesucht. Nur die nicht allein Gekommenen setzen sich zusammen hin, dann aber auch einen möglichst großen Abstand zu den Anderen suchend. Das spricht nicht gerade für einen Gemeinshaftscharakter, ja die Gottesdienstbsucher verhalten sich eher wie Menschen, die ein Speiserestaurant aufsuchen, in dem ja auch jeder oder in einer Gruppe kommend sich separiert von den Anderen platziert. Wenn nun in einem Speiselokal alle speisen, entsteht dadurch eine Art von Gemeinschaft aller Gaststättengäste untereinander? Dies Miteinanderessen wird wohl kaum jemand als Gemeinde, als eine Gastgemeinschaft dieses Speiselokales ansehen. Ist das in einem Gottesdienst völlig anders? Bei der Predigt hört jeder sie für sich. Daß es unter den Anwesenden einen gemeinsamen Glauben gibt, an dem jeder Einzelne partizipiert und daß sich so eine Glaubensgemeinschaft ereignet,diese Vorstellung würde doch wie eine Seifenblase platzen, würde gefragt werden, was denn wirklich die Einzelnen da glaubten. Die Frucht der Individualisierung löst faktisch die Gemeinschaft des Glaubens auf: Jeder glaubt anders als der Andere.Aber, könnte nicht erwidert werden, daß das gemeinsame Erleben des Selben die Teilnehmer vergemeinschafte? Nur bilden dann alle, die in einem Kino sich einen Film anschauen, eine Gemeinschaft, weil sie alle den gleichen Kinofilm schauen? Außerdem: Jeder sieht den selben Film anders! Wenn eine junge Frau ihren Freund zu einem Liebesfilmanschauen überredet hat, sieht dann der Mann den Film so wie seine Freundin? Sehen sie da nicht eher zwei verschiedene Filme, denn obgleich sie den selben sehen, sehen sie ihn doch ganz verschieden und wird so für sie ein anderer! Gilt das nicht auch für jeden Gottesdienstbesucher? Wenn die Messe zu Ende gelesen ist und alle dann wieder heimgehen, kaum wer bleibt noch für eine Unterhaltung stehen außer denen, die nicht allein gekommen waren.Spricht dies schnelle Sichvoneinandertrennen nicht eher daür, daß auch im Gottesdienst keine Gemeinschaft empfunden worden ist? Als Einzelner blieb man einzeln und die zu mehrt Gekommenen blieben auch unter sich. Für den realen Aufsuch der hl.Messe, statt sie virtuell aufzusuchen, spricht genaugenommen nur ein Argument, daß der Kommunion. Vor dem Empfangsgerät sitzend kann ich nur geistlich die Kommunion empfangen, sakramental aber nur, wenn ich real anwesend bin. Denn wie ich mich in einer Messe mit allen da Anwesenden gemeinschaftlich fühlen kann, so kann ich das auch so virtuell empfinden. Überhaupt zeichnet sich unsere postmoderne Epoche durch die Aufwertung des Virtuellen dem Wirklichen gegenüber aus. Eine durch ein Empfangsgerät gehörte gute Predigt gefällt eben besser als eine schlechte, real in einem Kirchraum gehörte. Zu reüssieren begannen die über das Internet angebotenen Messen in der Coronazeit, aber sie zeigen einfach nur, daß die Kirche lernt, mit den neuen Medien zu leben und daß wohl auch diese Art der Gottesdienstteilnahme Früchte bringen wird.

Dienstag, 11. April 2023

Kath de verschärft den Kampf gegen die Fundamente der Katholischen Kirche: Menschenrechte statt christliche Religion!

Kath de verschärft den Kampf gegen die Fundamente der Katholischen Kirche: Menschenrechte statt christliche Religion! Ultrakonservative mit rechtspopulistischen Tendenzen, fundamentalistisch rechtsgerichtete vertreten diese Horroragenda: „Grundprinzipien sind die individuelle Bekehrung, die Unfehlbarkeit der Bibel, der Sühnetod Jesu und der missionarische Eifer.“ So charakterisiert der Kath de Standpunktkommentar vom 11.4.2023 „Was man christlich-fundamentalistischen Strömungen entgegensetzen kann“ den Feind. Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen: Als verwerflich wird hier jede Bekehrungsintention verurteilt. Jesu Auftrag an die Kirche zu zitieren: „Darum geht zu allen und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes,und lehret sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“ (Mt 28,19f) zeigt so ein fundamentalistisches, rechtsgerichtetes Evangelisierungsverständnis. Die Bibel dürfe nicht als unfehlbar qualifiziert werden, sodaß dann auch der biblisch bezeugte Sühnetod Jesu abgelehnt werden kann. Und jeder missionarische Eifer sei sowieso verwerflich. Hätte das schon der Heidenapostel Paulus gewußt, der in völliger Verkennung wie viele andere Mission betrieb bis zum unseligen Bonifatius, der die Germanen missionierte, statt sie bei ihrem Wotanglauben leben zu lassen. Diese Fundamentalisten verquickten sich dann auch noch mit Verschwörungs-theoretikern und Rechtspopulisten: „Die Anhänger bestreiten unter anderem die Evolutionstheorie, die Existenz des Klimawandels und sie lehnen alle Weltanschauungen und Lebensformen vehement ab, die nicht dem entsprechen, was sie in ihrem engen Bibelverständnis als jüdisch-christliche Kultur definieren. Die Ultrakonservativen unter ihnen werden immer mächtiger und haben großen Einfluss darauf genommen, dass Präsidenten wie Trump und Bolsonaro an die Macht gekommen sind.“ Als anständiger Christ muß man also an die Evolutionstheorie, den menschengemachten Klimawandel und an die Genderideologie, die Homosexualität und an die Transgenderideologie glauben und die Bibel als nicht mehr zeitgemäß reprobieren. Was soll nun diesem Feind entgegengesetzt werden? „Gut wäre, es gäbe eine Allianz der Vernünftigen, unabhängig von Weltanschauung, Religion oder Konfession. Maßstab allen Denkens, Entscheidens und Handelns sollten die Menschenrechte sein.“ Die Menschenrechte,die sollen also die Alternative zur Bibel, zu dem Sühnetod Jesu, und zu dem Missionsauftrag bilden! Mit den Menschenrechten soll man also die christlich-fundamentalistischen Strömungen bekämpfen. Dabei wird implizit ausgesagt, daß die Mission den Menschenrechten widersprechen würde, ja daß wohl auch das traditionelle Verständnis der Ehe und der Familie den Menschenrechten widersprechen würden, vielleicht mit dem Argument, daß die kirchliche Nichtanerkennung von Ehen zwischen Homosexuellen menschen-rechtswidrig wäre. Es ist wohl keine Fehldeutung, daß hier dieser Standpunktkommentar die Substanz der Neusynodalkirche expliziert, die ja wohl die Katholische Kirche in Deutschland und dann in der ganzen Welt ersetzen soll mit ihrem Glauben an den Missionsauftrag,dem Sühnetod Jesu Christi, ja die sogar noch die Bibel für wahr hält, statt sich auf die allein seligmachenden Menschenrechte zu kaprizieren. Also statt einer Neuevangelisation soll die Welt durch die Menschenrechte beglückt werden. Es dürfte zudem kein Fehlurteil sein, eingedenk der Parole des Revolutionsführers Robespierres : „Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit“, daß für diese Rechtschristen, diesen Fundamentalisten als Feinde der Menschenrechte diese dann auch nicht gelten. Die dürfen nicht missionieren und so Reaktionäres wie den Sühneod Jesu verkündigen! Corollium Die Proklamation der Menschenrecht der Französischen Revolution war ja schon gegen die Katholische Kirche ausgerichtet.Die Religion solle gleichgültig sein.

Montag, 10. April 2023

Daß das Neue Testament kein sakrales Opferpriestertum kenne oder wie Luther die Katholische Kirche besiegt

Daß das Neue Testament kein sakrales Opferpriestertum kenne „Historisch-kritisch hat sich die Einsicht der Reformatoren bewährt, daß das NT keine hierarische Ordnung im eigentlichen Sinne kennt,sondern deren Grundlage im sakralen Opferpriestertum außer Kraft setzt,weil Christus in seinem Kreuzestod ein für allemal die Versöhnung vollbracht hat“, proklamiert P.Eicher in dem Lexikonartikel: Hierarchie, in:Neues Handbuch theologischer Grundbegriffe, Bd 2, S.195, hrsg P.Eicher. Mit dieser kritiklosen Zustimmung zu einer der Zentraldogmen der reformatorischen Theologie destruiert P. Eicher hier das Fundament der Kirche. Zutreffend wird hier als die Grundlage der hierarischen Ordnung der Kirche das sakrale Opferpriestertum erfaßt,um so diese Ordnung zur Disposition zu stellen. Erstaunlicher weise wird gerade im ökumenischen Dialog über die Frage der Möglichkeit einer wechselseitigen Anerkennung die Kirchenämter die logische Konsequenz aus dieser reformatorischen Einsicht, daß das Priesteramt abgeschafft werden muß, verdrängt: Ein evangelischer Pfarrer ist kein Priester und darf es auch nicht sein, weil es kein Oper mehr geben darf ob der Alleingenügsamkeit des Kreuzaltaropfers Jesu Christi. So tragen ja auch evangelische Pfarrer keine Priestergewänder sondern kleiden sich, wie im 16. Jahrhundert es Dozenten taten. Nun stellen sich natürlich Fragen: Stimmt es wirklich, daß alle, oder zumindest die Mehrheit der katholischen Exegeten der reformatorischen These sich angeschlossen haben? Die Katholische Kirche lehrt aber eindeutig, daß Jesus Christus selbst das sakrale Opferpriestertum am Gründonnerstag eingesetzt hat, indem er die Apostel und nur sie zu Priestern weihte. Seit dem Trienter Konzil gehört das zur verbindlichen Kirchenlehre und ist und konnte auch nicht vom 2.Vaticanum als überholt erklärt werden. Wenn der Hebräerbrief in seiner Ausdeutung des Opfers Christi zu der Auffassung gekommen wäre, daß es deshalb nun in der Kirche keine Priester mehr geben dürfe,wie kann dann im 13.Kapitel, Vers 10 statt von einem Abendmahlstisch von einem Altar die Rede sein, wo die hl. Kommunion empfangen wird? Ein Altar, auf dem nicht geopfert wird, wäre kein Altar und opfern können nur Priester. Das war schon im Alten Bund so wie es auch jetzt in der Kirche gilt. Die Betonung der Einmaligkeit des Opfers Christi (9,11-28) schließt ja nur aus, daß es neben diesem einen Opfer weitere andere geben könne, nicht aber, daß das eine Opfer als Urbild sich in den vielen Meßopfern abbildet und mit ihnen zusammen so das eine Opfer bildet. Das reformatorische Verständnis der Alleinigkeit des Kreuzaltaropfers macht es ja zudem unmöglich, die Opferpraxis des Alten Bundes zu begreifen, denn dann hätte Gott da den Opferkult eingesetzt, den er gar nicht hat wollen können! Dieser Opferkult war aber gar wirksam, denn sonst hätte Gott ja nicht den gefallenen makkabäischen Soldaten ihre Todsünde vergeben können ob des ihm dargebrachten Sühnopfer im Jerusalemer Tempel! (2.Makkabäer 12,32-45: einer der Texte, die die Reformatoren aus ihrer Bibel entfernten!) Dies so wirksame Sühnopfer kann nun aber kein anderes als das Sühnopfer Christi sein wie auch das Gott so wohlgefällige Opfer Noahs, (1.Mose 8,20f) um dessen willen Gott verhieß, die Welt nicht noch einmal durch eine Sintflut zu ertränken, das Opfer Christi gewesen sein muß. Das EINE Opfer Jesu Christi ist eben etwas sehr viel Komplexeres als es sich die vulgäre Interpretation der Reformatoren vorgestellt hat. Das EINE Opfer ist nämlich zu denken als die Einheit des Opfers Jesu Christi als dem Urbild mit den vielen Vorabbildungen dieses einen Opfers im Alten Bund und den vielen Nachabbildungen im Neuen Bund. Das ist eben eine Aufgabe für das theologische Denken. (Vgl dazu ausführlich mein Buch: Der zensierte Gott) Aber statt sich kritisch mit dieser reformatorischen These auseinanderzusetzen, gefällt es zumindest einigen „katholischen“ Theologen mehr,mit diesem protestantischen Dogma die hierarische Ordnung der Kirche zu destruieren. Zusatz: Wenn Gott das Amtspriestertum als ein gutes Ordnungselement des Alten Bundes angesehen hat, wie sollte Gott dann uns im Neuen Bund diese gute Ordnung vorenthalten?

Sonntag, 9. April 2023

Ein beliebtes Narrativ: Totsein ist wie ein ewiger Schlaf- warum da aufstehen?

Ein beliebtes Narrativ: Totsein ist wie ein ewiger Schlaf- warum da aufstehen? Man legt sich Sonntags zur Ruh, schläft und nie weckt einen mehr ein Wecker: Aufstehen! Die Tagespflichten rufen nie mehr aus dem Schlaf heraus. So soll der Tod sein. Der Tote ruht im ewigen Frieden, nicht mal Alpträume maltraitieren ihn. Wer sich so sein Totsein zurechtlegt, wie sollte der dann noch empfänglich sein für die Verheißung eines ewigen Lebens. Zu Aufmerksamen könnte dann auch das „Ruhe in Frieden“ RiP verdächtig vorkommen: Meint das etwa das Gleiche? Wird dann noch mitbedacht, daß wir in einer Epoche der Dekadenz leben, einer des geschwächten Lebenswillens, verdüstert sich die Hörbereitschaft der Verheißung eines ewigen Lebens noch mehr. Wenn Freddy Merkury singt (Queen): „Wer will ewig leben?“ antwortet mancher, wohl heutzutage eher viele: „Ich nicht!“ Wird dabei ewig als unendliche Zeit vorgestellt, provoziert dies die Vorstellung der Langeweile, wird aber die Ewigkeit als eine Zeitlosigkeit gedacht, provoziert dies die Anfrage, ob dann überhaupt noch von einem Leben geredet werden kann. Dies Todesverständnis als das eines ewigen Schlafes ohne die Störung durch einen Wecker entwertet so die Vorstellung von einem ewigen Leben als einer Verheißung und unterminiert gar die Ewigkeitshoffnung, wenn substantialiter das ewige Leben doch auch nur als ein anderer Name für ein ewig währendes Schlafen sich entpuppt. Nur woher stammt den Gewißheit, daß der Tod nur ein einfaches Nichtmehrsein ist, dem Schlaf ähnlich, da auch er nicht erlebt wird? Die Gewißheit entstammt dem Optativ: O möge es doch so sich mit dem Totsein sich verhalten! Ein sehr schwaches Fundament, zumal dies Todesverständnis den Verdacht erweckt, eine Abwehrreaktion zu sein auf ein ursprünglicheres Todesverständnis, das einer irgendwie gearteten Weiterexistenz in einer Unterwelt. Als Tote lösen wir uns nicht einfach auf, gleichen eher „Untoten“, Existenzen, von denen weder Leben noch Totsein ausgesagt werden kann, nur daß sie mehr sind als nichts. Die hl. Schrift bezeichnet dies als Sheol,die Griechen benennen das als Hades. Die monotheistischen Religionen denken hier dualistisch: Postmortal existiert man entweder in der Hölle oder im Himmel. Dies Entweder verleiht unserem irdischen Leben Gewicht, da die Art und Weise, wie wir unser irdisches Leben führen, es im ewigen Himmel oder in der ewigen Hölle enden wird. Die Deutung des Todes als eines ewigen Schlafens und Ruhens ist so eine Flucht vor diesen zwei möglichen Ausgängen des Erdenlebens. Mathematisch formuliert wird die schwarze Null gewählt, statt vor der Alternative zu stehen, positiv unendliches Glück oder negativ unendliches Leid zu erlangen. Denn diese Null bedeutet zwar den Verzicht auf die positive Möglichkeit, verunmöglicht aber auch die Negativmöglichkeit. Denn auch der monotheistisch geglaubte Gott, auch in der christlichen Religion wird so nicht nur als der Geber des ewigen Lebens geglaubt sondern auch als der zur Hölle Verurteiler. Auf diese Wahrheit kann die Kirche nur verzichten um den Preis, daß wenn gepredigt wird, daß jeder in den Himmel kommt, außer vielleicht dem, der nicht ewig leben will, nun dies ewige Leben keine Relevanz mehr für die irdische Lebensführung hat, da es nun ja gleichgültig ist, wie man sein Leben führt. Diese Vergleichgültigungstendenz setzt aber auch die Todesvorstellung als die eines ewigen Schlafes aus sich heraus: Sündige so viel Du willst, nur lasse Dich nicht erwischen! Nur wenn das ewige Leben begriffen wird als die Antithese zur ewigen Hölle, entfaltet die Verheißung des ewigen Lebens so seine Lebensrelevanz und nichtet so die Ausflucht in die Hoffnung auf einen ewigen Schlaftod. Dies Tod=ewiger Schlaf Verständnis ist nun auf das engste verknüpft mit einem monistischen Menschenverständnis, daß er nur Materie ist ohne eine Seele. Ohne die Negation der menschlichen Seele und die Reduktion des menschlichen Bewwußtseins auf ein Epiphänomen der Gehirnaktivitäten könnte dies Todesverständnis ja gar nicht vertreten werden.

Samstag, 8. April 2023

Wider ein beliebtes Narrativ: Das leere Grab sei eine nachösterliche Erfindung, eine Legende

Wider ein beliebtes Narrativ: Das leere Grab sei eine nachösterliche Erfindung, eine Legende Der Kirche und ihren Mitarbeitern traut man,historisch kritisch verbildet doch einen recht laxen Umgang mit der Wahrheit zu. So gehört es zum guten Ton, fast alle Heiligenwundergeschichten als „Legenden“ abzutuen, habe doch Jesus von Nazareth auch kein einziges Wunder gewirkt, es sei denn, es wäre rein weltimmanent erklärbar. Aber die damaligen Adressaten der christlichen Verkündigung seien eben wundersüchtig gewesen, die begehrten, von Wundertaten zu hören und da haben halt die Marketingabteilungen der Kirche das Erwünschte geliefert. Der modern-aufgeklärte Christ weiß dagegen: Gott wirkt keine Wunder! "Die Vorstellung, dass Gott außerhalb der Naturgesetze wirkt, ist überholt" "Es bleiben Fragen": Jesuit und Psychiater über "Resl von Konnersreuth" tönte es in einem Entlarvungsartikel von Kath de über Therese Neumann am 18.9.2022. Fraglich ist nun aber, ob Gott, solange die Vorstellung, dass Gott außerhalb der Naturgesetze wirke,noch nicht überholt war, so Wunder wirkte, dann das aber sein ließ, um die aufgeklärten Christen nicht in Verlegenheit zu bringen. Oder meint dieser Jesuit, daß Gott nie ein Wunder gewirkt habe, da es auch ihm nicht möglich sei, Naturgesetze auch nur punktuell außer Kraft zu setzen. Was aber so in der Macht jedes Staates liegt, gegebene Gesetze außer Kraft zu setzen, ja im Ausnahmezustand gar die ganze Verfassung, es sei hier an Carl Schmitts Definition des Ausnahmezustandes erinnert, daß darin sich die Souveränität des Staates erweise, das soll dem Allmächtigen nicht möglich sein? Das ist wahrlich ein sehr seltsamer Gott! Erst hätten die Urchristen an die Auferstehung Jesu geglaubt und dann aus apologetischen Gründen das leere Grab erfunden: Wenn Jesus wirklich leiblich auferstanden sei und nicht nur als Geist erschienen wäre wie etwa Hamlet seinem Sohn, um ihm seinen gewaltsamen Tod zu offenbaren, dann muß das Grab eben leer sein. Die Kreativabteilungen erfanden dann die Geschichten von der Auffindung des leeren Grabes. Moralische Skrupel kannten die Christen so von Anfang an nicht. Diese Erfindung muß nun schon recht früh von statten gegangen sein, da sie das Markusevangelium schon kennt. Daß Paulus das leere Grab in seinen Briefen nicht erwähnt, schließt die historische Kritik, daß zur Zeit seiner Briefe die Legende vom leeren Grab noch nicht erfunden worden war. Da dieser Apostel weder Maria, die Mutter Jesu noch seinen Stiefvater Joseph erwähnt, ist dann zu folgern, daß diese Eltern auch eine Kreativprodukt der Urgemeinden ist. Mit dem Protoevangelium des Jakobus, das uns so viel Bedeutsames über die Mutter Jesu mitteilt, geht die historische Kritik so um: alles frei erphantasiert, auch der Name der Mutter von Maria, der hl. Anna. Also zwischen 50 bis 70 n.Chr erfand man diese Legende. „Das Grab ist leer -denn Jesus ist leiblich von den Toten auferstanden!“ Es bedarf keiner Überanstrengung unserer Phantasie, um sich die Reaktion der Schriftgelehrten und Pharisäer vorzustellen: „Zeigt uns das leere Grab!“ 2 Reaktionsmöglichkeiten gab es darauf: Christen gingen mit ihren Kritikern zum „leeren Grab“ und dort fand man den Leichnam Jesu, bzw das, was noch von ihm vorhanden war. Die Osterbotschaft wäre als eine einzige Betrugsgeschichte entlarvt. Die zweite Option: „Wir wissen nicht mehr, wo das Grab ist!“ Wie konnten aber die Zeugen des leeren Grabes zu diesem Grabe gehen, wenn der Ort seines Grabes unbekannt war? Wenn der Grabort aber bekannt war, wie ist es dann möglich, daß dieser Ort so schnell in Vergessenheit geriet? Auch diese Option hätte das Osterevangelium ad acta gelegt: Alles nur Betrug! Wie reagierte die Synagoge aber wirklich auf die österliche Verkündigung: Jesus ist leiblich auferstanden – sein Grab ist leer. Wir lesen es im Matthäusevangelium: „Das Grab Jesu war leer, weil seine Anhänger seinen Leichnam entwendet haben.“ Damit wird das leere Grab bestätigt von den Gegnern der christlichen Religion: Ja, es war leer! Aber diese Tatsache wird anders interpretiert mit der Leichnamsraubthese. Wie viel leichter fiele die Kritik des Osterevangeliumes, hätten die Juden auf das nichtleere Grab Jesu verweisen können oder wenn sie schreiben gekonnt hätten: Das Grab Jesu, das die Christen leer fanden, können sie jetzt nicht mehr wiederfinden! Es sei verschwunden! So wie die Gegner Jesu nicht seine Wunder bestritten, er hat sie gewirkt, aber in der Kraft Satans, um uns Juden zu verführen, so bestritten sie auch nicht die Leerheit des Grabes. Tatsachen waren das, nur ihre Interpretation war strittig zwischen den Christen und der Synagoge. Jetzt bestreiten gar modernistische Christen die einst unstrittigen Tatsachen, weil sie Gott die Allmacht absprechen, Wunder wirken zu können. Corollarium Die eiinzige Möglichkeit, das Osterevangelium zu retten, wenn das Grab Jesu voll gewesen wäre: Die Urchristen wären den gnostischen Kritikern des Paulus gefolgt, (1. und 2. Korintherbrief), daß Jesus nur als Seele auferstanden sei, mit einem Scheinleib ausstaffiert.