Donnerstag, 20. April 2023

Es gibt die Welt der Tatsachen, daß Gott ist, ist aber keine Tatsache, nur eine Vermutung, ein Glaube..

Es gibt die Welt der Tatsachen, daß Gott ist, ist aber keine Tatsache, nur eine Vermutung, ein Glaube... Es existierte so die Welt der Tatsachen, die als solche für uns erkennbar sei und dann noch eine geglaubte, eigentlich eher nur vermutete Welt, angefüllt mit religiösen Vorstellungen, Gott, Engel, ein jenseitiges Reich des ewigen Lebens. So ist es eben vernünftig, im Leben von dem uns Gewissen auszugehen, dem, was uns eben gewiß ist und nicht das eigene Leben auf Luftschlösser hin zu konzipieren. Von der Welt der Tatsachen, die uns die exakten Naturwissenschaften erschlössen existieren nun noch andere Welten, die in den Geisteswissenschaften sich entfalten, aber die irgendwie grundlos erscheinen. So kann man zwar exakt herausfinden, aus wie vielen Worten etwa Thomas Manns Roman „Zauberberg“ besteht, aber auf die Frage: „Was will uns der Dichter damit sagen?“ gibt es mehr Antworten als Jahreskalenderblätter und die Frage: „Was macht die ästhetische Qualität“ dieses Werkes aus?, kann gar keine wissenschaftliche Antwort mehr gegeben werden. Die Welt der Tatsachen besteht nur aus quantifizierbaren Größen, die dann noch polyinterpretabel sind. So kann die Tatsache des leeren Grabes interpretiert werden als: Jesus Leichnam sei von den Jüngern entwendet worden (so der protestantische Gelehrte Reimarus als ein Vorkämpfer der Bibelkritik) oder als: Jesus Christus ist von den Toten auferstanden! Könnte da ein vernünftiges Leben sich nicht allein fundieren auf die Welt der klaren Tatsachen, sodaß alles andere man getrost den Phantasten und Träumern überlasse? Nun findet sich hierzu bei einem Philosophen eine Kritik, bei dem sie nicht zu erwarten ist, nämlich bei Nietzsche: „Gegen den Positivismus,welcher bei den Phänomen stehen bleibt, es gibt nur Thatsachen,würde ich sagen: nein,gerade Thatsachen giebt es nicht, nur Interpretationen.“ (zitiert nach:Norbert Fischer, Die philosophische Frage nach Gott,1995, S.266. In seinem Nachlaß des Achtzigjährigen interpretiert der Autor seine eigene Aussage so: „Unsere Bedürfnisse sind es,die die Welt auslegen,unsere Triebe und deren Für und Wider.Jeder Trieb ist eine Art Herrschsucht,jede hat seine Perspektive,welche er als Norm allen übrigen Trieben aufzwingen möchte.“ F. Nietzsche Werke V, hrsg: K.Schlechta, 1984, S.495. Leicht ließe sich nun einwenden, daß der Satz: „gerade Thatsachen giebt es nicht“doch selbst eine „Thatsache“ ist, die dann der Autor selbst zwar interpretiert und somit doch selbst die Differenz von dieser „Thatsache“ und seiner Interpretation bestätigt. Die Aussage, daß es keine „Thatsachen giebt“ muß, wenn der Philosoph hier recht bekommen soll, selbst als eine Interpretation verstanden werden, die nicht selbst wiederum auf eine rekonstruierbare „Thatsache“ verweist. Unsere Tatsachenwelt wäre so selbst nur eine Weltdeutung. Diese These verführt nun zu etwas uns noch mehr irritieren Müssendes, auf die Aussage: „et subjicite eam“= und subjektiviert die Welt! 1.Mose, 1,28. Gott gibt dem Menschen hier den Auftrag, die Welt sich zu subjektivieren. Dann wären ja die Tatsachen der Welt Produkte unserer Subjektivierung der Welt. Die Welt, wie sie an sich einmal gewesen war, wäre also durch den Menschen verändert worden, indem er sie versubjektivierte, also interpretierte. So meinte das Nietzsche gewiß nicht, aber man kann diese einmal getätigte Aussage für sich nehmend auch so interpretieren. Das,was uns als so gewiß erscheint, wäre dann nur ein Produkt unserer Weltauslegung und somit nicht gewisser als die Aussage, daß es Gott gibt. Diese These muß uns selbst irritieren, aber beweist das denn nicht nur, wie fest wir an unsere produzierten Tatsachen glauben? Zusatz: Ist der Mensch ein Weltausleger?

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