Dienstag, 18. April 2023

Wenn Jesus uns begegnet, dann ist das Glaube? Wider die Begegnungs - und Erlebniseuphorie

Wenn Jesus uns begegnet, dann ist das Glaube? Wider die Begegnungs - und Erlebniseuphorie Wer die 4 Evangelien auch nur überfliegt und vielleicht doch die eine oder andere Geschichte dann liest, eines kann nicht überlesen werden, daß Jesus primär als Lehrer wirkt. Seine „Jünger“ sind Schüler, sie lernen von ihrem Lehrer. Jesus lehrt aber auch öffentlich und gerät dabei in Lehrkonflikte mit anders Lehrenden. Das spezifische Berufsleiden des Lehrerberufes, welcher Schüler versteht mich schon?, muß auch er erleiden. Wie kann dann die Begrifflichkeit des Begegnens zum Zentralbegriff avancieren: Einem Schüler begegnet doch ein Lehrer nicht, er wird doch von ihm unterrichtet! Auch wenn dann die Begegnung mit Jesus hochstilisiert wird zu der Erfahrung des Geliebtwerdens, der Bejahung durch Gott, wird das nicht evidenter. Jesus lehrt Gottes Heilswillen, er verkündet das Reich Gottes, aber ist diese Verkündigung ein Begegnungsgeschehen? Jesu Taufkatechese zeigt uns stattdessen, wie Jesus Christus wirklich als Lehrer tätig war. (Joh 3,1-13) Jemand möchte bei ihm in die Lehre gehen. Warum? Weil er ihn als Lehrer anerkennt. An den Zeichen, den Wundern, die Jesus gewirkt hat, wird er als Lehrer erkannt. Den nur mit wem Gott ist, der kann solche Zeichen wirken. In der Antike unterschied man zwischen Philosophen und Lehrern, so etwa bei Platon und Plotin: Dem Lehrer vertraut der Schüler, er erkennt ihn als Autorität an und vertraut so darauf, daß das Gelehrte wahr ist, aber das Ziel sei das selbstständige Denken, daß man selbst durch die Einsicht zur Erkenntnis kommt. Aber zuerst bedarf es eines Lehrers, dem der Schüler als Autorität vertraut, daß der wahr lehrt.Als solcher hat sich Jesus durch seine Wunder hinreichend ausgewiesen. Der Lehrer Jesus formuliert nun das Lernziel: „Wenn jemand nicht von neuem geboren wird,kann er das Reich Gottes nicht sehen.“ (Joh, 3,3) Man versuche nun mal, diese Aussage in das Schema der Begegnung: „Jesus begegnet und in dieser Begegnung wird Gottes Liebe erfahren“ zu integrieren! Einen Dialog eröffnet diese These, in der der Schüler fragend zu dieser Wahrheit vom Lehrer hingeführt wird. Die Frage: Wie kann denn ein schon Geborener noch mal geboren werden?, ist dabei als eine echte und legitime Schülerfrage zu verstehen. Der Lehrer präzisiert daraufhin die Ausgangsthese: „Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen.Was aus dem Fleisch geboren ist,das ist Fleisch;was aber aus dem Geist geboren ist,das ist Geist.“(Joh 3,5f) Wenn der Schüler Nikodemus diese Antwort Jesu verstanden hat, dann war er schon selbst ein in den Fragen der Religion weit Fortgeschrittener, der aber doch noch bereit war, sich weiter belehren zu lassen. Wie viele der heutigen Katholiken kennen sich weit weniger gut aus in den Glaubenswahrheiten der christlichen Religion, suchen aber keine Weiterbildung! Wie kann der göttliche Lehrer diesen Dualismus von Fleisch und Geist verstanden haben? Es muß gelten, daß der Ungetaufte so „Fleisch“ist, daß er nicht in das Reich Gottes eingehen kann, der Getaufte aber. Durch das Sakrament der Taufe wird der Zutaufende neu geboren, er hört auf „Fleisch“ zu sein und wird zu „Geist“.Der Mensch ist Seele und Leib, wie immer dann auch das „und“ näher zu bestimmen ist. So ist er vor dem Getauftwerden und so ist er nach dem Getauftwordensein. So wird man nicht einfach das „Fleisch“ mit dem Leib und den „Geist“ mit der Seele identifizieren können. Der ganze Mensch ist einmal ganz „Fleisch“ und einmal ganz „Geist“. Der Terminus des Geborenseins markiert aber noch etwas: Nicht macht sich der Mensch zum „Fleisch“, er wird also nicht als Nichtfleisch und als Nichtgeist geboren, um dann aus sich „Fleisch“ zu machen oder „Geist“. Seine Herkunft bestimmt ihn: Da er aus dem „Fleisch“ geboren ist, ist er auch „Fleisch“. Wie dies zu verstehen ist, ist diesem Lehrgespräch nicht mehr entnehmbar. „Verstehst Du auch, was Du liest?“ diese Frage stellt die hl. Schrift jeden seiner Leser! Das einfache Lesen führt eben noch nicht zu einem Verstehen des Gelesenen! Der äthiopische Hauptmann antwortet sehr klug: „Wie könnte ich es,wenn mich niemand anleitet?“ Apg 8,31. Die hl Schrift bedarf der Lehrer, um sie verständlich zu machen. Die Kirche ist dieser Lehrer, sie belehrt uns, daß diese Belehrung über das Taufsakrament nur verstanden werden kann mit Hilfe der kirchlichen Lehre von der Erbsünde. Wenden wir uns dem Ausgangspunkt zu: Was hat diese Unterrichtsstunde mit dem Thema der Taufe mit der Vorstellung gemein, daß uns Jesus einfach begegne und daß darin Gottes Liebe zu uns erfahrbar würde? Nichts: Belehrtwerden, in die Wahrheiten des Glaubens eingeführt zu werden, hat nichts mit: „Du begegnest mir – Ich und Du zu tuen. „Du begegnest mir“ , wie das der entscheidende Augenblick im Leben eines Menschen tatsächlich sein kann, daß zeigt die erste Folge der Erfolgsserie: „Sturm und Liebe“, wie Laura Alexander begegnet, aber das ist kein religiöses (Ur)Erlebnis ( vgl dazu Werner Elerts Rekonstruktion des Urerlebnises der reformatorischen Theologie) sondern gehört in die Vorstellungswelt der Liebesfilme.

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