Samstag, 1. April 2023

Ändert sich Gott oder ändern sich nur unsere Vorstellungen von ihm? Können Gottesvorstellungen veralten, nicht mehr zeitgemäß sein?

Ändert sich Gott oder ändern sich nur unsere Vorstellungen von ihm? Können Gottesvorstellungen veralten, nicht mehr zeitgemäß sein? Spontan wird wohl jeder meinen, daß Gott zwar selbstverständlich als unveränderlich zu denken sei, auch wenn man nicht gewiß ist, ob er denn überhaupt existiere.Aber unsere Vorstellungen von Gott, die seien nun mal einem Wandel unterworfen. Einst glaubten ja auch Menschen, daß die Erde eine Scheibe sei, über die die Sonne auf- und unterginge, aber sie war, ist und wird immer eine Kugel sein, die um die Sonne ihre Kreise zieht.Nur ist das selbst leider keine ewige Wahrheit, denn unsere Sonne wird irgendeinmal in ferner Zukunft den Planeten Erde vernichten, bevor sie dann selbst völlig verlöschen wird. Ergo: Nur Gott ist das einzig Unveränderliche, alles andere könnte vergehen, sofern Gott es nicht erhält. Nur was machen wir dann mit diesem prophetischen Wort: „et maledictus,qui prohibet gladium suum a sanguine“= und verflucht,wer sein Schwert vom Blute zurückhält. (Jeremia 48,10b) A.Arndt kommentiert in seiner Vulgataausgabe 1903: „wenn ihr, die Moabiter,die Gott zu vernichten befohlen, verschont.“Gott befahl also die Vernichtung des Volkes der Moabiter und verflucht, wer nicht dieser Anordnung mit seinem Schwerte befolgt. Vom Blute bedeutet hier also eindeutig: mit dem Schwerte töten. Wenn Gott unveränderlich ist, dann ist Gott also zu glauben als ein Gott, der auch den Genozid eines Volkes wollen kann und dann Menschen mit ihrer Verfluchung drohen kann, wenn sie diesem Auftrage nicht nachkommen. Diese simpelste Lösung lautet nun, daß halt der Prophet Jeremia hier nur seine Gottesvorstellung zum Besten gäbe, vielleicht auch die seiner Zeit, wir aber nun besser über Gott Bescheid wüßten. Nur evoziert dies den Einwand, woher wir denn wüßten, daß hier der Prophet irrte, wir aber nicht? Ein Wandel der Gottesvorstellung wäre so konstatierbar, daß nach unserem heutigen Verständnis Gott niemals die Auslöschung eines ganzen Volkes durch das Schwert gewollt haben könne, daß nur leider dieser Prophet so inakzeptable Gottesvorstellungen verkündet habe. Woher weiß denn nun die traditionelle Gotteslehre, daß Gott sich nicht verändern könne? Diese Aussage gehört in den Raum der philosophischen Gotteslehre, bzw der natürlichen Gotteserkenntnis. Eine Kritik der Bewegung fundiert diese Aussage der Nichtveränderlichkeit. Das Axiom lautet: Alles, was sich bewegt, bewegt sich, um einen Mangel zu beseitigen, um dann, wenn der Mangel beseitigt ist, wieder zu ruhen. Ein Hungriger steht mitten in der Nacht auf, geht zu seinem Kühlschrank, ißt was und legt sich wieder schlafen. Das ist die Struktur jeder Selbstbewegung, jeder Veränderung. Da Gott vollkommen ist, keinen Mangel erleidet, kann er sich nicht bewegen oder verändern, da ja auch der Grund jeder Veränderung ein Mangel sei, der durch die Veränderung behoben werden soll. Auch kann Gott nicht durch anderes bewegt werden, weil er nicht sich bewegen will, da er in seiner Vollkommenheit ruht. Es könnte nun aber eingewendet werden: Das lebende Sein unterscheidet sich vom tot Seienden durch seine Fähigkeit zur Selbstbewegung, von den Pflanzen, die wachsen können, über die Tiere, die gehen, schwimmen oder fliegen können bis hin zur Beweglichkeit und Selbstveränderbarkeit des Menschen. Gott, der sich selbst nicht bewegen könnte und sich nicht verändern könnte, gliche so mehr dem toten als dem lebenden Sein. Könnte nicht dies Prophetenwort so gedeutet werden: Im Alten Bund war nur das Volk Israel das von Gott erwählte und geliebte, sodaß es für Gott auch Feinde Israels gab, die er vernichten wollte, weil sie die Feinde seines Volkes waren? Im Neuen Bund will Gott nun das Heil aller Menschen, er wurde zum Gott aller und darum will er nicht mehr den Tod von Menschen, sondern daß sie gläubig werden und so in das ewige Leben eingehen. Aber diese Wille ist der Wille Gottes, der sich im Neuen Bund manifestiert, das war nicht der Wille Gottes des Alten Bundes! Gott ist nun aber nicht vollkommen verschieden geworden: Es bleibt die göttliche Drohung der Verfluchung der ewigen Hölle, eine Drohung die noch viel schlimmer ist als die der Auslöschung durch das Schwert. Aber es existiert auch die Differenz von dem Gott, der nur ein Gott für das Volk Israel sein wollte und dem Gott, der durch den Neuen Bund das Heil aller Menschen will. Kann diese Differenz ernsthaft gedacht werden, ohne aussagen zu müssen: Gott hat sich in dieser Causa seines Heilswillens verändert? Die christliche Religion würde so nicht einfach den Alten Bund als eine Fehldeutung Gottes entlarven, der Prophet Jeremia habe eben sich eine falsche Vorstellung von Gott gemacht, sondern als einen anderen Beschluß des Willens Gottes! Außerdem bewirkt die Vorstellung Gottes, daß der unbeweglich sei, ein gravierendes Folgeproblem: Wie kann den ein unbeweglicher Gott ein Gebet erhören? Nicht nur der modernistische Jesuit Keller schlußfolgert, daß Gott kein Gebet erhören kann und auch keine Opfer annehmen ob seiner Vollkommenheit. Auch unsere Sünden könnten Gott nicht bewegen etwa zum göttlichen Zorn oder zum Gericht über einen Sünder, da er in seiner Vollkommenheit völlig apathisch sei allem anderen gegenüber. (Vergleiche dazu mein Buch: Der zensierte Gott) Mit dem Axiom der Unveränderlichkeit Gottes zahlt so die Theologie einen hohen Preis, der deströs sich auf die Religion auswirken muß.

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