Freitag, 7. April 2023

„Gott ist tot – wir haben ihn getötet“ Auch ein Versuch über Tod und Leben, über Ostern

„Gott ist tot – wir haben ihn getötet“ Dies Votum Nietzsches ist bekannt, wohl schon zu bekannt, als daß noch die Paradoxie dieser Aussage auffiele. Wenn doch dieser Philosoph ein Atheist ist, als solcher wird er wenigstens angesehen, wie kann der dann von einem Töten Gottes schreiben, denn dies Töten setzt doch voraus, daß Gott zumindest einmal gelebt habe und wie soll es Menschen dann gar möglich sein, Gott zu töten. Also müßte Gott als lebendig denkbar sein, obgleich er nie existierte – könnte er dann aber auch andererseits existieren, ohne lebendig zu sein? Wenn die Existenz von Gott unterscheidbar ist von seiner Lebendigkeit, dann könnte dies so interpretiert werden: Das Urteil: Existiert Gott (oder existiert er nicht)?, bezieht sich auf seine Objektivität, das Urteil: Lebt Gott?, auf die Frage: Ist der Glaube an Gott unter uns Menschen lebendig? Dann könnten wir dies Nietzschevotum so auslegen: Der Gott, der einst lebendig war, weil er geglaubt wurde, starb, weil er nicht mehr geglaubt wird. Somit kann nach Nietzsche etwas lebendig sein, was nicht existiert. Ein simples Beispiel kann uns das verdeutlichen. Solange an Hexen geglaubt wurde, hatte dieser Glaube großen Einfluß auf die Menschen, es sei an die Hexenverfolgung erinnert.Aus heutiger Sicht erscheint der Glaube an die Möglichkeit der Hexerei so abstrus, daß es kaum noch vorstellbar ist, daß man an so etwas geglaubt hat. Etwas Nichtexistentes konnte also höchst lebendig sein, für das Leben eine hohe Relevanz aufweisen. Ein Atheist würde nun sagen, daß es sich genauso mit der Existenz und dem Leben Gottes verhielte: Gott sei in und durch die Aufklärung gestorben, denn er konnte nur für den Unaufgeklärten leben. Nur wie verhält es sich dann mit denen, die zwar an die Existenz eines höheren Wesens, das man auch Gott nennen kann, glauben, für die aber dieser Gott keine Lebensrelevanz besitzt? Für die existiert Gott zwar, ist aber für sie tot. So kann Nichtexistierendes lebendig und Lebendiges tot sein. Aber der Karfreitag und der Ostersonntag, der Tod Jesu Christi und seine Auferstehung könnten diesem Nietzschevotum auch noch eine tiefere abgründigere Bedeutung verleihen. Leicht können wir dem Skandalon des Kreuzes Christi ausweichen, indem wir entweder Jesus zu einem bloßen Menschen herabstufen, der einem römischen Justizirrtum zum Opfer gefallen nun von Gott rehabilitiert wird durch seine Auferweckung oder in dem wir theologisch gebildeter uns das so zurechtlegen: Jesus sei Mensch und Gott gewesen, sodaß er nur nach seiner menschlichen Natur gestorben sei, aber als Gott, als Gottes Sohn davon völlig untangiert blieb. Denn als Gott könne er nicht sterben, nicht leiden und schon gar nicht von Gott, seinem Vater verlassen werden. So dürften wir Jesus Aufschrei: Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?- nicht ernst nehmen. Er sei ja nie von Gott verlassen worden und sei auch nie gestorben.Ostern kann er dann eigentlich auch gar nicht von Gott auferweckt worden sein, da er als Gottes Sohn unsterblich sei. Nur als Mensch starb er am Kreuze. So spitzfindig gelehrt diese Vorstellung dann auch expliziert werden kann, so wird so doch die Wahrheit der Gottverlassenheit Jesu Christi am Kreuze verleugnet, ja sein Kreuzesleiden und Erleiden des Todes (hinabgefahren in das Reich des Todes bzw in die Hölle banalisiert. Vielleicht hat Nietzsche hier unbeabsichtigt eine der tiefsten Wahrheiten des Karfreitages ausgesprochen: daß wir Menschen Gott getötet haben, indem wir ihn kreuzigten! Dafür müßten wir aber unser neuzeitliches Todesverständnis ablegen: Todsein heißt für den Menschen nicht seine Nichtung, seine Nichtmehrexistenz, sondern daß er als Seele weiterexistiert in, um es biblisch zu formulieren in die Unterwelt einzugehen. Die Unterwelt bedeutet das völlige Getrenntsein von Gott, nicht eine Nichtung unseres Lebens, denn von Gott kann nur völlig abgesondert ein Mensch sein, wenn er nicht nichts ist.Anders formuliert: Nur für den Menschen gibt es sein Todsein als von ihm erlittener Tod, weil er als unsterbliche Seele den Tod als den seinigen erleiden kann. Sonst hätte Epikur recht: Wenn ich bin, ist der Tod nicht, ist der Tod,bin ich nicht, also gibt es meinen Tod nicht. Nur im Urteil anderer kann mein Tod ausgesagt werden, aber er ist doch nicht der meinige, weil das Ich, das den Tod mir als den meinigen zuspricht, durch den Tod genichtet wäre, gäbe es nicht die unsterbliche Seele, mich. So kann tatsächlich auch Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch den Tod erleiden als sein völliges Getrenntsein von der Liebe seines Vaters in dem Reich des Todes. Er war wirklich in der Unterwelt, da er die ganze Schuld der Menschheit auf sich genommen hat, er wollte der von Gott Verfluchte sein, damit wir von Gottes Fluch befreit werden. Und Ostern nimmt ´Gott seinen Sohn in seine Liebe wieder auf - das ist seine Auferstehung. Gott überwindet die Grenze zwischen sich und der Hölle, indem er seinen Sohn nun aus ihr herausführte. Das findet seine Entsprechung zu Jesus, der in der Unterwelt den dortigen Sündern das Evangelium predigte, um sie so aus der Unterwelt zu retten. Zu dem unsere Schuld auf sich Nehmen gehört so der Tod und das Erleiden dieses Todes durch Jesus Christus am Kreuze und in der Unterwelt. Dann erstrahlt uns aber auch Ostern in seiner wahren Bedeutung: Gott führt seinen Sohn heraus aus der totalen Gottverlassenheit. So gilt: Wir töteten Gott am Kreuze, Gott verlebendigte ihn aber zu Ostern. Nur eine Frage bleibt: Ist der Gott, der als der Dreifaltige existiert, für uns noch lebendig oder doch nur noch ein toter Gott, obzwar er lebendig existiert? Bekommt Nietzsche nun doch noch recht trotz seiner österlichen Widerlegung? Merksatz: So kann Nichtexistierendes lebendig (Hexen) und Existierendes (Gott) tot sein. Merksatz: Was und wie Gott ist, seine Offenbarung ist die erste Quelle der Gotteserkenntnis,nicht darf eine philosophische die Gotteserkenntnis normieren, schon gar nicht eine,die Gottes Allmacht nicht konsequent durchdenkt, indem sie lehrt, was Gott alles nicht könne trotz seiner Allmacht. Hier gälte es, im Geiste Wilhelm von Ockhams zu denken.

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