Donnerstag, 30. September 2021

Falsche Gottesbilder in der Bibel: So ist Er nicht!


Im Prophetenbuch Sacharia steht geschrieben: Wir wollen gehen, um den Zorn des Herrn zu besänftigen und den Herrn der Heere zu suchen.- Auch ich will hingehen.- Viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um in Jerusalem den Herrn der Heere zu suchen und den Zorn des Herrn zu besänftigen.

Die Septuaginta übersetzt gern den Terminus : Herr der Heere mit Pantokrator, die Vulgata mit: omnipotent. Die hebräische Formulierung als ursprünglichere betont den militärischen Machtaspekt Gottes: Sein Heer, so vielzahlig wie die Sterne des Himmels ist mächtiger als jede (Militär)Macht auf der Erde, sodaß Gott wirklich der Mächtigste ist, dem keiner widerstehen kann.

Dieser allmächtige Gott ist auch ein Gott, der zürnen kann, und zwar uns Menschen, wenn wir gegen ihn gesündigt haben. Aber diese klare Aussage provozierte nun zu allen Zeiten heftigste Widerworte. Der große Apologet Lactantius sah sich mit dieser auf den ersten Blick nicht unplausiblen Kritik der christlichen Religion ausgesetzt: Da die Heilige Schrift der Christen eindeutig Falschaussagen über Gott enthalte, wie die, daß Gott zürne, könne diese Religion, die sich in dieser Bibel fundiere, keine wahre sein. Wenn Gott vernünftig gedacht wird, ergibt das, daß von ihm nicht prädizierbar sei, daß er zürne. Schließlich sei ja der Zorn eine primitive Leidenschaft, die Gott, der als Vollkommenheit zu denken sei, nicht zugeschrieben werden dürfe.

Lactantius erwiderte, daß Gott, vernünftig gedacht nicht als sich indifferent zum Guten und Bösen, zum Gerechten und Ungerechten verhaltend gedacht werden dürfe, denn das widerspräche seiner Vollkommenheit. Der göttliche Zorn sei so Gottes angemessenes Sichverhalten zu bösen, ungerecht handelnden Menschen.

Von diesem theologischen Niveau hat sich nun die postkonziliare Theologie weit entfernt. Sie beglückt uns stattdessen mit der Vorstellung von verschiedenen „Gottesbildern“, die dem Leser dort offeriert würden, damit er dann das ihm Gefällige für sich als wahr auserwählt. Dabei wird dann davon ausgegangen, daß niemand für sich das „Gottesbild“ des zürnenden Gottes erwählen würde. Religionspädagogisch gewendet: „Welches Gottesbild gefällt Dir den, sagt Dir zu, mit wem kannst Du was anfangen?“ Jeder darf eben sich seine Wahrheit selbst erküren.

Wie nun aber, wenn die Heilige Schrift kein Bilderbuch ist, wo der Beschauer sich das ihm gefälligste Bild auswählen kann, sondern wahr wäre, daß eben Gott nicht in einem Bilde vollständig erfaßt werden kann, sondern wenn er eben auch der Gott des Zornes ist?

Für den Propheten Sacharia ist Gott auch ein Gott des Zornes. Aber dieser göttliche Zorn ist ein besänftigbarer! Daß Gott zürnen kann, das ist die göttliche Gerechtigkeit, die dem Sünder ob seines Sündigens zürnt. Gottes Gnade ist nun, daß dieser gerechte Zorn besänftigbar ist. Dieser Prophet kennt so Gott in dieser Polarität von gerecht und gnädig.

Wenn wir Christen diesen prophetischen Text lesen, daß Menschen, weil sie sich als Sünder vor Gott wissen, nach Jerusalem pilgern, um da den Zorn Gottes über sie zu besänftigen, dann verweist uns Jerusalem auf das dortige Kreuz Christi. Durch dies Kreuz wurde Gottes Zorn über uns besänftigt. Das Kreuz Christi ist so für jeden Gottes Abwendung seines Zornes über ihn, wenn auch er zu diesem Kreuze pilgert, es also gläubig annimmt.

Aber wo man nichts mehr vom Zorn Gottes wissen will, da wird auch das Kreuz Christi entleert. Im 4.Buch Mose lesen wir nämlich als Vorausblick auf das Kreuz Jesu in Jerusalem, daß Gott selbst die Todesstrafe für die das Volk Israel zu einem Götzendienst verführt Habenden verlangt, damit so sein göttlicher Zorn von dem ganzen Volke weggenommen wird: Gott „sprach zu Moses: Nimm alle Häupter des Volkes und hänge sie im Angesichte der Sonne an Galgen (Kreuze könnte auch übersetzt werden), damit mein Grimm ich von Israel abwende.“ (4.Mose, 25,4)

Jetzt kann das Kreuz Christi, wenn es den göttlichen Zorn nicht mehr gibt, nur noch die Folge eines römischen Justizirrtumes sein. Jesus habe uns ja hinreichend darüber aufgeklärt, daß Gott (nur) die Liebe sei, die zu jedem Heiligen und Sünder gleichermaßen immer nur sagen kann: „Dich hab ich lieb!“ Deshalb kann es keinen Söhnetod, kein Gottes Zorn besänftigendes Opfer geben, sondern nur einen Jesus, der uns von falschen Gottesbildern befreit, dem des Propheten Sacharias, ja dem des ganzen Alten Testamentes. Leider fänden sich dann auch im Neuen Testament „Gottesbilder“, die hinter Jesu Aufklärungsgott zurückfielen und so auch aus der Hl. Schrift zu exkommunizieren seien, bis nur noch ein Bild übrig bleibe, das des einzig wahren Kirchenvaters des 21. Jahrhundertes : Willy Millowitsch: Wir seien alle kleine Sünderlein und kommen doch alle in den Himmel hinein! Allerdings wäre die feministische Kritik, daß nur die Frauen kleine, die Männer aber große Sünderleins sind, mitzuberücksichtigen.



 

Mittwoch, 29. September 2021

Was nicht mehr gehört werden will, kann keine (katholische)Wahrheit sein: Bischof Overbeck



Bischof Overbeck revolutioniert die katholische Theologie und somit auch die Lehre der Kirche durch diese neue Erkenntnis: „Für Menschen mit der tiefen Überzeugung von der Gleichheit aller Menschen ist die bisherige Ämterpraxis und der Zugang zu ihnen in der Kirche faktisch nicht mehr nachvollziehbar", sagte Overbeck“ : Bischof Overbeck befürwortet eine Öffnung von Weiheämtern für Frauen Kath de am 28.9.2021. Das erklärt er in seiner Funktion des Vorsitzenden der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz. Wenn also eine demoskopische Befragung ergibt, daß eine Lehre oder Praxis der Katholischen Kirche von der Mehrheit der Menschen nicht mehr akzeptiert wird, muß diese geändert werden!

Aber der Bischof ahnt wohl Ungemach, wenn einfach jeder Bürger befragt werden würde, denn dann könnte es vielleicht doch zu verkehrten Resultaten kommen. Deshalb käme es nur auf die Menschen an, die „von der Gleichheit aller Menschen“ überzeugt seien. Woran erkennt man nun einen Menschen, der dieser Gleichheitsmeinung anhängt? Ganz simpel daran, daß er um des Glaubens an die Gleichheit aller Menschen für die Einführung des Frauenpriestertumes, nein auch des Frauendiakonen- und Frauenbischofs- und Frauenpapstamtes eintritt. Träte der Befragte nicht dafür ein, wäre er ja nicht ein an die Gleichheit aller Menschen Glaubender.

Dann wird er aber doch noch ganz demokratisch: „Für die meisten Menschen "ist die bisherige Ämterpraxis und der Zugang zu ihnen in der Kirche faktisch nicht mehr nachvollziehbar", mahnt der neue Vorsitzende der DBK-Glaubenskommission.“ Zu beachten ist dabei, daß nicht gesagt wird, daß diese Praxis für die meisten Kirchenmitglieder nicht mehr nachvollziehbar sei, sondern für „die meisten Menschen“. Also soll nicht etwa die Mehrheit der Kirchenmitglieder über die Frage, wer Diakon, Priester, Bischof oder Papst werden kann, entscheiden sondern in dem Falle der Katholischen Kirche Deutschlands die Mehrheit der deutschen Staatsbürger. Die Kirche soll so ihre Freiheit aufgeben, um sich ganz der Heteronomie der Welt zu unterwerfen. Einfacher und pragmatischer: Die veröffentlichte Meinung in den relevanten Medien hat über die Ordnung des Weihesakramentes zu entscheiden. Wenn diese 4.Macht im Staate, die Publizistik deklariert, daß jetzt endlich Frauen Priester werden können sollen, dann muß der Präses der Glaubens-kommission auf diese machtvolle Stimme einfach hören.

Vorsichtiger könnte das Hören auf die mit der richtigen linksliberalen Gesinnung begrenzt werden, um Fehlergebnisse zu vermeiden- so ist es zweifelhaft, ob die Deutsche Bischofskonferenz unter den deutschen Staatsbürgern eine klare Mehrheit für ihr Ja zur Politik der offenen Grenzen und der unlimitierten Einwanderung von „Flüchtlingen“ bekäme - aber wenn es demokratische Mehrheiten für die Einführung des Frauenpriestertumes gibt, dann wird das gern als das Argument zu dieser Einführung hergenommen. Sonst hört man als Bischof doch lieber gleich auf die politisch korrekten Stimmen der Feministin und der ihnen subordinierten Medien.

Augenfällig ist dabei, daß dieser Vorsitzende der Glaubenskommission auf jedes theologische Argument für seine Forderung nach der Abkehr von der katholischen Praxis verzichtet. Nicht mehr der reflektierte katholische Glaube, der theologische Diskurs also sondern die Zentralparole der Französischen Revolution, freimaurerisch inspiriert, die der Gleichheit soll diesen umstürzlerischen Vorschlag der Abkehr von dieser katholischen Praxis also rechtfertigen. Der Glaube an die Gleichheit der Menschen ist nun offenkundig eine ideologische Vorstellung, die als solche eigentlich keine Verbindlichkeit für die Kirche besitzt. Denn die christliche Religion lebt aus der Unterscheidung von den Gläubigen zu den Nichtgläubigen und anerkennt die Schöpfungsordnungen Gottes, daß er die Menschen unterschiedlich erschafft als Männer und Frauen, als Angehörige verschiedener Völker und Rassen. Durch die Ordnung der Ehe und der Familie wird notwendig die Differenz von den Dazugehörigen und den Nichtdazugehörigen gesetzt; das gilt so auch für die divergierenden Volkstümer und Rassen. So kann nicht jeder ob seiner Gleichheit, wenn darunter einfach nur sein Menschsein verstanden wird, das er mit allen anderen Menschen teilt, sich zum Angehörigen jeder beliebigen Familie und jedes Volkes erklären.

Schon gar nicht kann ob dieser Gleichheitssideologie etwa jedes Volk erklären, daß es ob der Gleichheit aller Menschen gleich wie das Volk Israel ein erwähltes Volk Gottes sei, oder daß alle Stämme Israels erklärten,und nicht etwa nur der Stamm Levi, daß sie zum Priestertum bestimmt seien. Gottes freies Erwählen unterliegt nämlich nicht der Gleichheitsideologie, daß er alle oder niemanden erwählen müsse, denn sonst mißachtete Gott ja die Gleichheit aller Menschen.

Daß Gott aber der Grund der hierarischen Ordnung der Kirche sei, dieses theologische Wissen ist aber wohl diesem Bischof etwas völlig Unbekanntes: Hat denn die Kirche was mit Gott zu tuen? Sie ist doch ein rein menschlich allzumenschliches Konstrukt, das sich nun aber leider weigert, sich demokratisch zu organisieren. Aber der „Synodale Irrweg“ kämpft nun tapfer und beharrlich ihren großen Kampf gegen die Katholische Kirche, mit Bischöfen an der vordersten Front!

 

Dienstag, 28. September 2021

Ein neues Zukunftsmodell für die Katholische Kirche, exclusiv bei Kath de

Daß in dem Interview mit einem Religionssoziologen : „An Frauenfrage entscheidet sich die Zukunft der Kirche“ (kath de 27.9.2021)zuvörderst faktisch die Nivellierung der innerkirchlichen Hierarchie und die Einführung des Frauenpriestertumes gefordert wird, wird keinen Leser diese quasi offiziösen Auftrittsseite der katholischen Bischöfe irritieren. Wie lange trommelt dies Zentralorgan des Linkskatholizismus schon gegen alles traditionell Katholische!

Das Argument für die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern fällt dann auch sehr dürftig aus: Es sei eben absurd,wenn die Kirche behaupte, sie verfüge über eine Einsicht in Gottes „Schöpfungsordnung“. Deshalb ist ihnen der Zugang zum Priesteramt nicht zu verwehren. Der Zugang müsse ihnen aber gestattet werden, weil sonst die Frauen die Kirche verließen. Festzuhalten ist dem gegenüber, daß a) Gott seine Schöpfungsordnungen uns offenbart hat und sie so auch offenbar sind und daß b) der Ausschluß der Frau von dem Priesteramt nicht mit den göttlichen Schöpfungsordnungen sondern mit Gottes Erwählungshandeln begründet wird. Gott hatte Israel und nicht all die anderen Völker für sich erwählt und dann nur den Stamm Levi zum Priesteramt und im Stamm Levi nur die Männer erwählt und so erwählte er für den Neuen Bund auch nur Männer zum Priestertum. Dies göttliche Erwählen fällt aber nicht unter den göttlichen Schöpfungsordnungen: Mann und Frau, Ehe, Familie, Volk, Rasse und Staat.

Es bleibt also nur das Argument, daß die Kirche den (feministischen) Frauen nachgeben müsse, weil die damit drohten, daß, wenn sie nicht bekommen, was sie haben wollen, aus der Kirche auszutreten.

Aber dies Interview präsentiert nun doch weit über diese Standart-forderung Hinausgreifendes. Die Organisation der „Caritas“ solle als Vorbild für die Zukunft der Katholischen Kirche fungieren. Der interviewte Religionssoziologe Eberts erklärt das so:

Weil es in deren Sozialdiensten und Einrichtungen modellhafte Initiativen gibt, wie unterschiedliche religiöse und spirituelle Identitäten zusammen kommen. Sie akzeptieren und wertschätzen ihre Unterschiedlichkeit. Oft sind die Mitarbeitenden nicht oder in sehr vielfältiger Weise katholisch. Dennoch stehen sie in ihrem Arbeitsalltag dafür ein, die Gesellschaft zusammenzuhalten und gutes Leben möglich zu machen. Das ist eine gesellschaftliche Auftragsbeschreibung für die Kirche insgesamt.“

Es sei also die Aufgabe der Kirche, die Gesellschaft zusammenzuhalten und den Bürgern ein gutes Leben zu ermöglichen. Indem in der Caritas schon Menschen unterschiedlichster religiöser und spiritueller Identitäten miteinander arbeiten, sei die Caritas so ein Vorbild für ein Zusammenwirken trotz dieser pluralistischen Binnenverfaßtheit. Dies Zusammenwirken impliziert eben die Vergleichgültigung der religiös- spirituellen Identitäten im gemeinsamen Engagement für ein gutes Leben für alle. Dabei soll nun diese innerorganisatorische Vergleichgültigung ein Vorbild für die Gesamtgesellschaft sein: Was in dem Subsystem der Caritas funktioniert, das solle auch gesamt-gellschaftlich realisiert werden. Die Kirche als ganze habe eben die Funktion des Zusammenhaltens und des Ermöglichens eines guten Lebens für jeden Bürger und so sollte sie sich wie die Caritas organisieren. Die Kirche solle eine „innerweltliche Friedensmacht“ sein.Eine „innerweltliche Friedensmacht“ könne die Kirche gerade deshalb sein, weil sie angesichts der Zunahme des Konfliktpotentiales der verschiedenen Religionen innerhalb der pluralistisch verfaßten Gesellschaft in sich die Vergleichgültigung der religiösen und spirituellen Identitäten vorlebt!

Augenfällig ist in diesem Zukunftsmodell der Kirche das vollständige Verschwinden der christlichen Religion, ja die Vergleichgültigung aller Religionen und spirituellen Identitäten wird sogar gewünscht, damit die Kirche sich als nützliches Subsystem des Sozialstaates legitimiert.Damit liegt dieser Religionssoziologie sicher nicht ganz falsch, wenn nach der Akzeptanz der Kirche in unserer postmodernen pluralistisch strukturierten Gesellschaft gefragt wird: Fast nur noch als Sozialagentur wird sie bejaht. Die Religiösität kann so selbst in der Kirche als etwas rein Privates behandelt werden, wenn jede Religiösität ihrer Mitarbeiter und Mitglieder akzeptiert wird, solange man übereinstimmt mit der Ausrichtung auf die Wohlfahrt aller Menschen. Der gänzliche Verzicht auf eine irgendwie geartete theologische Begründung für dies Kirchenmodell demonstriert nun unübersehbar, wie weit die Kirche sich schon versäkularisiert hat: Wie in der Caritas so soll auch in der Kirche so die christliche Religion und der individuelle Glaube keine Rolle spielen, da es doch nur um das sozialdiakonische Wirken geht.

Dieser auf kath de publizierte Ansatz für ein Zukunftsmodell der Kirche zeigt aber auch unüberlesbar an, daß es den Deformationskräften des „Synodalen Irrweges“ nicht nur um die Abschaffung des Zölibates, die Einführung des Frauenpriestertumes und der Bejahung der Homosexualität geht, nein die Katholische Kirche soll entsubstanz-tionalisiert werden, um dann als reine humanitär ausgerichtete NGO weiterzuleben.



 

Montag, 27. September 2021

Daß der katholische Glaube ein „Kinderglaube“ ist, der zu über-winden , der aber doch für das Leben nützlich sei



Ein Religionslehrer erklärte nun auf Kath de, daß der Katholische Glaube zwar ein Kinderglaube sei, der deshalb durch einen Erwachsenenglauben aufzuheben sei, der aber auch für das Leben als nützliche Illusion gepflegt werden sollte. (Eckhard Raabe   Bonn - 25.09.2021)


Der Kinderglaube: „Was wurde bloß aus dem alten Mann mit Bart, von dem wir in unserer Kindheit gehört haben? Wohin ist er verschwunden? In unseren Hinterkopf, jederzeit bereit wieder einzuspringen, wenn abstraktere Gottesbilder nicht weiterhelfen? Den Gott der Kindheit mit seiner immerwährenden Möglichkeit, direkt ins Geschehen einzugreifen, haben wir ihn wirklich so gründlich abgeschafft, dass unsere Welt ganz autonom funktioniert?

Der erwachsene Glaube ist erstmal die Überwindung dieser kindlichen Gottesvorstellung von einem Gott, „direkt ins Geschehen“ eingreifen zu können.

In Stufen entwickelt sich der Glaube weiter. Die je höhere löst die früheren, schlichteren im Laufe der kindlichen Entwicklung ab und begleitet so die wachsende Reife eines Individuums. Anthropomorphe Gottesbilder weichen abstrakteren. Der Glaube wird vernünftiger. Diese Entwicklung gilt als irreversibel.“

Anthromorphe Gottesbilder“, die sind inakzeptabel für einen Erwachsenenglauben. Deshalb müsse man auch Bittgebete als kindlich naives Tuen ad acta legen:“Bittgebete, die im Kinderglauben den lieben Gott bei seinen tagtäglichen Eingriffen in den Ablauf hier auf Erden manipulieren sollen, gehören zum Alltag, zum eigenen Nutzen versteht sich.“ Daß der Mensch durch seine Gebete Gott „manipulieren“ könne, ist eben eine zu groteske Vorstellung.

Stattdessen gälte: „Ein Gott, der in der Liebe wird, der im Dazwischen seine Form der Existenz findet; ein Gott, der nicht mehr im Irgendwo der Transzendenz zu suchen ist, sondern in der Tiefendimension unserer Welt. Dieser Gott ist nicht mehr so leicht ansprechbar wie der anthropomorphe Kindergott. Mit dem Gott der Postmoderne nehmen die Dinge erst mal ihren Lauf und wir sind ohnmächtig, auch wenn die Macht im Kinderglauben nur von Gott geliehen war. Die Welt funktioniert autonom, irgendwie kalt, ohne die Chance für ein Eingreifen Gottes als eine höhere, gerechtere Macht.“

Wie nun dieser Gott „in der Tiefendimension unserer Welt“ zu denken sein soll, bleibt hier unklar, aber Gott scheint hier als sosehr in der Welt und nur in ihr seiend gedacht zu werden, daß er nicht mehr als ein aus einem Jenseitigen in die Welt Hineinwirkender denkbar ist. Gott ist auch nicht, er „wird“ in der Liebe, er ereignet sich sozusagen in der Liebe, der zwischenmenschlichen – so könnte diese Aussage interpretiert werden. Zumindest ist er kein anrufbare Gott, kein Gott, zu dem der Gläubige mit Jesus: „Vater unser“ beten könnte.

Aber der kindische Glaube verschwindet nicht ganz:

Dennoch ist in der Volksfrömmigkeit der Kinderglaube nie ganz verschwunden und auch das Tun-Ergehen-Schema irgendwie überall präsent. In der Pädagogik hat es mancherorts immer noch seinen festen Platz: "Wenn Gott das sieht…" Auch in der Geschichte der Menschheit sollte das Tun-Ergehen-Schema, das schon im Buch Hiob fraglich erscheint, längst überwunden sein, taucht dann aber doch wieder auf, wenn Menschen sich in der Coronakrise fragen: "Wieso lässt Gott das zu?"

Die Vorstellung, daß Gott der Garant des Tun-Ergehens Zusammenhanges sei, daß gutes Tuen gute und böses Tuen böse Folgen für den Täter hervorruft, ist, da Gott nicht nur nicht in die Welt kontingent hineinwirkt sondern auch keine moralische Ordnung in sie implantiert hat, die des Tun- und Ergehens-zusammenhanges, wäre also auch im vernünftigen Glauben aufzugeben, aber wir Menschen könnten eben nicht einfach nur vernünftig glauben. Einfach gesagt: So wie gerade Erwachsene gerne Märchenfilme sich anschauen, Frauen isb Liebesfilme, die immer glücklich enden (es sei an Hedwig Courths-Mahler erinnert: „Für Erwachsene schreibe ich Märchen“) und Männer Abenteuerfilme, in denen stets die Guten siegen, so regressiert der Erwachsenenglaube auch immer wieder, weil er so das Leben besser erträgt. Der Erwachsenenglaube flieht dann aus der entzauberten Welt (Max Weber), aus der kalten, autonom funktionierenden in die kindliche Märchenwelt eines Gottes, der väterlich gütig allmächtig in die Welt eingreifen kann und auch will zum Heile der Menschen. Der vernünftig aufgeklärt gedachte Gott kann das selbstredend nicht, er aller anthromorphistischen Vorstellungen entblößt, ist eben nur noch ein Unbestimmtes in der Welt, das sich aber irgendwie dann auch in der zwischenmenschlichen Liebe ereignen könne.

Hier reflektiert sich die aufklärungskritische Einsicht, daß der Mensch in der von seiner eigenen Vernunft produzierten Welt nicht gut leben kann. Das soll dann ein Weiterleben des Kinderglaubens in der Kirche und den Gläubigen rechtfertigen, auch wenn der aufgeklärte Theologe weiß, daß dies nur ein Märchenglaube ist, gespeist aus den Sehnsüchten des Menschen in einer kalten entzauberten autonom funktionierenden Welt.

Was sei so am kindlichen Glauben zu conservieren, damit der erwachsen Gläubige doch noch in dieser erkalteten und entzauberten Welt leben kann: „Was bleibt also vom Kinderglauben? Eine ganze Menge. Die Geborgenheit oder die Hoffnung auf ein gutes Ende. Die Nähe zu dem Mann aus Nazareth, der so menschlich Göttliches in die Welt gebracht hat.“ In was sich aber diese Hoffnung gründet, muß völlig unklar bleiben, da ja die kindliche Vorstellung auf einen allmächtigen und gütigen Gott, der so das gute Ende wirken werden wird, ja aufgeklärt ad acta gelegt worden ist. Ist das irgendein diffuses Vertrauen in die Kraft der (göttlichen) Liebe, die sich schlußendlich doch durchsetzen werden wird, ein Insistieren darauf, daß der Kinderglaube doch nicht gänzlich eine Illusion sein könne, denn wie sollte auch der Aufgeklärte und somit Desillusionierte noch leben können ohne jede Hoffnung auf ein gutes Ende.

Demonstrieren nicht die hohen Einschaltquoten für das „Herzkino“ und die Rosamunde Pilcher Verfilmungen der Fernsehanstalten, daß eben gerade Erwachsene trotz ihrers Aufgeklärtseins solcher Illusionen bedürfen? Wollte so einst eine emanzipatorische Pädagogik Menschen ganz freimachen von allen illusionären Glücksvorstellungen, um sie zu einem Engagement für eine bessere Gesellschaft als einem real möglichen Glück zu motivieren, so konstatiert diese Religionspädgogik, daß ob des Scheiterns all solcher Gesellschaftsoptimierungsversuchen die Regression in kindliche Narrative, es wird schon alles gut ausgehen, für den Menschen notwendig sei und dazu verhelfe ihm der Katholische Glaube, der kindische und nicht der aufgeklärte Erwachsenen-glaube.


Zu beachten ist, daß hier der Katholische Glaube als Kinderglaube abqualifiziert wird, daß dann ein Erwachsenenglaube skizziert wird, der alles Katholische wie die einstige Kinderkleidung, aus der man herausgewachsen hinter sich läßt, um dann zu konstatieren, daß gerade dieser Erwachsenenglaube einer Regression in den katholischen Kinderglauben bedarf, weil der aufgeklärte Glaube einfach nicht ausreicht, um in einer erkalteten Welt nicht zu erfrieren. Eines ist aber auch klar: Wo so die christliche Religion unterrichtet wird, lernen die Schüler nur eines, daß diese Religion nur etwas ist für Menschen, die nicht die Kraft finden, illusionslos in der aufgeklärten Welt zu leben. Daß dieser Beitrag auf kath de publiziert wurde, zeigt aber auch an, daß es den Reformern des „Synodalen Irrweges“ nicht allein um den Kampf für das Frauenpriestertum, für das Ja zur Homosexualität und der Verdemokratisierung der Kirche geht, nein die Substanz der christlichen Religion soll als nicht mehr zeitgemäß diskreditiert werden, um einem vagen Vertrauen in die Kraft der (göttlichen) Liebe zu weichen.

 

Sonntag, 26. September 2021

Zur Überwindung der billigen Lohnethik Jesu Christi




P. Engelbrecht Recktenwald von der Petrusbruderschaft präsentiert in seiner Erwägung über das Verhältnis zwischen Moral und Glück zu sehr eigentümlichen Ideen. („Umleitung zum Glück, in: Informationsblatt der Priesterbruderschaft St.Petrus Oktober 2021, S.12-15.)

Oft erschienen uns die Gebote Gottes, bzw die Moral als ein Hindernis zum Glück, aber dieser Eindruck trüge, denn die Gebote Gottes, bzw die Moral sei der sichere Weg zum Glück. Die Begründung dafür lautet: „Die Zehn Gebote als der Inbegriff der Moral stammen von Gott. Und da Gott es gut mit uns meint, sind sie mit Sicherheit kein Hindernis für unser Glück, sondern im Gegenteil untrügliche Wegweiser zu ihm, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt.“ (S.13).

Trügt der Schein also, daß die 10 Gebote oder die Moral als ein Hindernis zum Glück erscheinen? Eine kleine Überprüfung: Findet ein Ehemann im Beisammensein mit seiner Geliebten nicht (oft) das Glück, das er in seiner Ehe nicht mehr findet? Findet ein erfolgreicher Betrüger und Dieb nicht sein Glück, wenn er mit dem ergaunerten Geld nun sich das endlich leisten kann, was er vordem nicht finanzieren konnte? Diese Fragen könnten den Einwand evozieren, daß in diesen zwei Fällen das so erreichte Glück kein wahres Glück sei, aber in beiden Fällen würden diese Akteure rechtens darauf insistieren, daß für in diesen Fällen sie die Moral ein Hindernis für ihr Glücksstreben sei. Jeder Dieb bejaht im Prinzip nämlich das Gebot: „Du darfst nicht stehlen!“, denn welchem Dieb gefiele es, würde ihm das von ihm Gestohlene wiederum gestohlen, aber ab und zu erlaubt er es sich, gegen dies Gebot zu verstoßen, um so ein gestohlenes Gut zu genießen als dann sein Eigentum. Offensichtlich wird gerade gegen die Gebote Gottes verstoßen, weil der Übertreter vom Sündigen ein Mehr an Glück für sich erhofft als wenn er die Gebote einhielte. Hier hilft sich P. Recktenwald weiter durch die von ihm eingeführte Distinktion von einer richtigen und einer falschen Vorstellung vom Glück. Die Moral sei der Weg zum wahren Glück, aber nicht zum falschen. Damit gibt er faktisch aber dem Schein, daß die Moral zumindest auch ein Hindernis zum Glück sein kann, Recht, denn nun heißt es ja, daß um der Moral willen auf das falsche Glück verzichtet werden müsse, das aber Menschen als wahres Glück erscheinen kann, etwa das Glück eines Verheirateten mit seiner Geliebten.

Prinzipieller ist nun aber zu eruieren, ob das Glück, zu dem der Weg die Moral sein soll, dem moralischen Leben etwas Immanentes ist oder eine Belohnung für dies Leben als etwas dem moralischen Leben Externes. Letzteres lehrt Jesus Christus. Er offenbart nämlich, wie zu leben ist, damit wir eingehen können in das ewige Leben des Reich Gottes. Dies verheißende ewige Leben ist nun natürlich nicht etwas dem moralischen Leben Immanentes sondern die göttliche Belohnung für ein moralisches Leben. Jesus Morallehre ist eine klare Lohnlehre. Für ihn ist dann aber wesentlich, daß der Mensch sich zu entscheiden habe, ob sein Lebensziel im Erstreben irdischer Güter als Lohn für sein Tuen oder im Erstreben himmlischer Güter besteht. Anthropologisch formuliert: Stets strebt der Mensch nach seinem Lohn, nur die einen nach irdischem, die anderen nach ewig himmlischen. So ist die Kreuzesnachfolge für Jesus nicht ein glückliches Leben sondern eines, das sich einen Himmelslohn verdient.

Aber von dieser primitiven Lohnmoral will ein moderner Theologe natürlich nichts wissen. Der gute Mensch wirkt das Gute um des Guten willen. „Wenn ich es vermeide, dem Nächsten zu schaden, und statt dessen hilfsbereit und rücksichtsvoll bin, dann tue ich das Gute nicht, weil ich mir dadurch selber einen Vorteil erhoffe, sondern einfach darum, weil ich in meinem Gewissen erkenne, dass das gut und richtig ist“. (S.13). Warum lehrte uns dann nur der Sohn Gottes: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“? (Jesu Bergpredigt Mt, 5,30) Der Mensch hat nach dieser größeren Gerechtigkeit zu streben und sie zu erlangen, damit er in das Reich Gottes als Belohnung für diese Gerechtigkeit eingehen kann. Vergleiche dazu den Psalm 15: Wie muß der Mensch beschaffen sein, damit er bei Gott weilen darf als Fundament der Bergpredigt Jesu)

Aber diesem Pater ist eben Jesu Morallehre zu billig! Er erstrebt eine höhere hyperchristliche Moral. Das Beispiel für diese Hypermoral ist nun aber sehr mißlich gewählt, denn dies provoziert sofort den Einwand: Hier handle der Mensch doch nur nach der Einsicht eines vernünftigen Egoismuses: Schade keinem, damit Dir auch keiner schadet! Das Gewissenspathos übertüncht dann hier nur diese rein utilateralistische Moralpraxis: Betrüge nicht, damit auch Du nicht betrogen wirst!

Christentumskritisch heißt es dann gar: „Wenn ihr Christen das aber nur tut, um glücklich zu werden, dann ist eure Ethik nur eine billige Lohnethik.“ (S.13f). Für Jesus ist das Glück, das ein Mensch durch seine Lebensweise erlangen kann, das des ewigen Lebens, nicht ist schon das moralische Leben das Glück.

Wenn es nun aber keinen Lohn mehr für das moralische Handeln geben soll, wie es Jesus Christus selbst gelehrt hat, warum soll dann das Gute getan werden? Es muß so als ein selbstzweckliches Tuen verstanden werden. Die Moral ist etwas Selbstzweckliches. (S.14). „Die Moral ist nicht dazu da, uns den Weg zum Glück zu weisen. Das ergibt nur eine billige Lohnethik. Sondern sie ist dazu da, uns zu guten Menschen zu machen, und in diesem Sinne ist sie Selbstzweck.“ (S.14) Damit ist die ganze Morallehre Jesu Christi ad acta gelegt.

Nur frägt sich dann, warum das Ziel des guten Menschen um des guten Menschen willen zu erstreben sei. Im Volksmunde heißt es doch: Schlechten Menschen geht es immer gut, Unkraut vergeht nicht....Also soll nun doch um der Moral willen auf das daß es mir gut geht, verzichtet werden? Das Mirgutgehen ist damit aber nicht als Ziel aus dieser Moralkonzeption eskamotiert worden, mitnichten, denn es überlebt in dem moralischen Bewußtsein des guten Menschen, dem sein Glück in seinem Selbstbewußtsein, ein guter Mensch zu sein, lebendig erfahrbar wird. Wie glücklich ist der zu preisen, der Gott danken kann, daß er kein Sünder sondern ein Gutmensch ist!



1.Zusatz:

Wie sehr irrte doch der Sohn Gottes, als er uns lehrte: Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Aber seit Papst Franziskus gar erkannte, daß den Sohn Gottes eine falsche Gottesvorstellung dazu verleitete, uns zu lehren. so zu beten: Gott, führe uns nicht in Versuchung!, ist es wohl en vogue geworden, Jesus Christus zu überwinden- auch seine billige Morallehre.

2.Zusatz

Das komplizierte Verhältnis von Natur und Gnade hinsichtlich der Vorstellung von Gottes Belohnen soll hier nicht mehr erörtert werden. Es muß aber daran festgehalten werden, daß dies Verhältnis nicht so bestimmt werden darf, daß die Rede vom Lohn sinnlos wird.


 

Samstag, 25. September 2021

Papst Franziskus Kampf gegen die „Alte Messe“- oder sein Fortschrittsglaube


Nun hoffe ich, daß wir mit der Entscheidung, den Automatismus des alten Ritus zu beenden, zu den wahren Absichten von Benedikt XVI. und Johannes Paul II. zurückkehren können. Meine Entscheidung ist das Ergebnis einer Konsultation mit allen Bischöfen der Welt im vergangenen Jahr. Wer von nun an mit dem Vetus Ordo zelebrieren will, muß Rom um Erlaubnis bitten, wie es auch beim Biritualismus der Fall ist. Aber es gibt junge Leute, die einen Monat nach ihrer Priesterweihe zum Bischof gehen, um ihn darum zu bitten. Das ist ein Phänomen, das zeigt, daß wir uns rückwärts bewegen.“ Papst Franziskus zitiert nach: Kath info: „Die Pest breitet sich überall aus - Papst Franziskus über die Jesuiten am 21.9.2021

Papst Franziskus verurteilt also junge Priester, die die „Alte Messe“ zelebrieren möchten: Sie bewegten sich „rückwärts“.Ist denn aber nicht jede Reform in der Katholischen Kirche ein Rückwärtsgehen, indem etwas aus der Form Geratenes wieder in seine ursprüngliche Form zurückgebracht wird? Das Ursprüngliche ist das Normative. Wenn nun eine Entfremdung von diesem Ursprünglichen sich ereignet hat, gilt es doch, durch Re-formen zurück zum Ursprünglichen zu finden. So zeichnen sich alle Reformbewegungen in den katholischen Ordensgemeinschaften dadurch aus, daß sie ein Retour zu den Anfängen, den Ursprüngen ihres Gründers einfordern, von denen sich die Orden, so wie er jetzt ist, sich zu weit entfremdet hat. Der Wille zur „Tridentinischen Messe“ ist so gerade ein wahrer Reformwille, dem zum Ursprünglichen zurück.

Papst Franziskus versteht die Kirche aber völlig anders: Als Modernist ist ihm alles Alte ein Veraltetes, weil die Kirche sich Schritt für Schritt immer weiterentwickele und so das Frühere als von dieser Fortschrittsentwickelung Überwundenes abzulegen habe, wie ihm Kinder ihre Kleider, wenn sie ihnen entwachsen sind. Conservative sind die, die sich dem weiteren Progreß verschließen, den Status quo beibehalten wollen, wohingegen Priester, die die „Alte Messe“ lesen wollen, noch schlimmere Zeitgenossen als die Conservativen sind, weil sie Reaktionäre sind. Für die modernistische Geschichtsphilosophie sind nämlich Reformer im katholischen Sinne Reaktionäre, weil sie ein Zurück zum Ursprünglichen erstreben.

Diese Äußerung verdeutlicht auch Papst Franziskus Motivation zu seinem Kampf wider die „Alte Messe“. Das für ihn Erschreckende sind die jungen Priester, die sich nach den Ursprüngen zurück besinnen wollen. Der Papst hatte wohl gehofft, daß nur ein paar Ewiggestrige noch die „Alte Messe“ zelebrieren wollen, die eben nicht mehr flexibel genug sind, jetzt zeitgemäß die Messe zu feiern, daß dann aber mit dem Aussterben dieser Ewiggestrigen dies Problem vom Tische sei. Wenn nun aber gerade junge Priester nostalgisch die „Alte Messe“ wollen, dann muß der Papst einschreiten um des Fortschrittes der Kirche willen. Es ist so ja geradezu die Aufgabe der Kirche, die katholische Tradition hinter sich zu lassen, um so immer fortschreitend sich zu modernisieren. Dies ist nun für wahr die Aufgabe der Katholischen Kirche, die sich so selbst aufgibt, weil sie sich durch jede Modernisierung von ihrem Ursprung und ihrem Katholischsein immer weiter entfremdet.Ja, diese „Pest“ breitet sich wirklich nicht nur bei den Jesuiten immer weiter aus!

Dazu paßt auch Papst Franziskus Abneigung gegen den Gebrauch des Lateinischen in der Liturgie: „Ein Kardinal erzählte mir, daß zwei frisch geweihte Priester ihn aufsuchten mit der Bitte, ihnen Latein beizubringen, damit sie die Messe gut zelebrieren können. Er, der einen Sinn für Humor hat, antwortete: ‚Aber es gibt so viele Hispanics in der Diözese! Lernen Sie Spanisch, damit Sie predigen können. Wenn Sie dann Spanisch gelernt haben, kommen Sie zu mir, und ich werde Ihnen sagen, wie viele Vietnamesen es in der Diözese gibt, und ich werde Sie bitten, Vietnamesisch zu lernen. Wenn sie dann Vietnamesisch gelernt haben, werde ich ihnen die Erlaubnis geben, auch Latein zu lernen.‘ Er hat sie also ‚landen lassen‘, er hat sie auf den Boden zurückgeholt.“ Hierin offenbart sich Papst Franziskus Unverständnis des Wesens der Liturgie. Für ihn ist eben der Gottesdienst etwas, das primär auf die Menschen und so auf die Gemeinde ausgerichtet ist, es soll also alles verständlich sein in dem Gottesdienst. Die sakrale Ausrichtung auf Gott und der Gebrauch des Lateinischen als Sakralsprache muß dann zu etwas letztlich Unverständlichen und nicht Zeitgemäßen erscheinen. Die Gebete zu Gott müssen eben in der jeweiligen Volkssprache gesprochen werden, damit sie bei der Hörergemeinde gut und verständlich ankommen, wie schon der Reformator Calvin es forderte.


 

Freitag, 24. September 2021

Irritierendes zum 1. Gebot: Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Anfragen an den interreligiösen Dialog


Ein Ehemann kann seiner Frau nur treu sein, insofern es eine Möglichkeit zur Untreue gibt, die er nicht realisiert. Man möge sich diesen Fall vorstellen: Eine Ehefrau frägt ihren Mann, ob er ihr denn auch treu gewesen ist auf der langen Reise und er erklärte: Der einzige Astronaut des Raumschiffes war ich, sodaß ich in der ein Jahr währenden Raumfahrt Dich gar nicht betrügen können, denn ich war da ganz allein. Die Frau könnte nun noch erwidern, daß es eine Untreue in bloßen Gedanken hätte sich ereignen können, aber das würde wohl kaum eine Frau als reale Untreue qualifizieren. Die Möglichkeit zur Untreue ist so die denknotwendige Präsumption der ehelichen Treue.

Wenn es nun nur einen Gott gibt, wenn die monotheistischen Religionen im Recht sind, dann kann es keine Untreue zu diesem einen Gott geben, indem andere Götter statt seiner verehrt werden. Kein Mensch könnte so andere Götter neben den einen wahren Gott stellen, um somit ihm untreu zu werden wie ein Ehemann, der neben seiner Frau sich noch eine Geliebte hält. Das 1.Gebot ist deshalb nur sinnvoll unter der Prämisse, daß es andere Götter gibt, die der Mensch statt des einen Gottes oder zusätzlich zu dem einen verehren könnte. Die exgetische Forschung verifiziert dann diese These: Als das Volk Israel durch die Vermittelung durch Mose dieses Gebot erhielt, glaubte man, daß es vieler Götter gäbe, daß der Gott Jahwe aber an das von ihm erwählte Volk den Anspruch erbebe, daß es nur ihn zu verehren habe. Jahwe habe sich sozusagen mit diesem Volke verehelicht, einen Bund geschlossen, der das Volk zur alleinigen Verehrung Jahwes verpflichte.

Diese eheliche Treue ist nun permanent gefährdet durch die Existenz der anderen Götter und der Neigung des Volkes zum Fremdgehen. Warum nicht Gott und Baal dienen? Vielleicht ist es ja nützlich, mit mehr als einem Gott verbunden zu sein. (Erst im babylonischen Exil formte sich dann die Monolatrie: Es gibt viele Götter, aber wir haben nur dem einen Jahwe zu glauben um zu einem Monotheimus, daß es nur einen Gott gibt und daß die anderen von Menschen verehrten gar keine Götter sind. Es ist die erste Religionskritik aufgrund einer monotheistischen Religion.

Welche Bedeutung kann dann dies 1.Gebot für uns Heutige haben. Meist wird dann eine solche Hilfskonstruktion in Anschlag gebracht: Der Mensch erschüfe sich seine Götter, indem ihm irgendetwas in nicht angemessener Weise wichtig wird. Da sollen Fußballfans ihre Nationalmannschaft zu ihrem Gott werden, weil ihnen nichts Wichtigeres gibt als ihre Mannschaft siegen zu sehen, andere vergöttern ihre Briefmarkensammlung oder ihre Geliebte oder ...Recht überzeugend klingt das aber alles nicht, denn realistischer gesehen: Wer unterhält denn wirklich zu einem Hobby ein religiöses Verhältnis? Auch der daraus abgeleitete Puritanismus, daß man seine Vorlieben für einen Fußballverein, seine Briefmarkensammlung oder für eine politische Partei nicht übertrieben wichtig nehmen, verkennt wohl den Ernst des 1.Gebotes. Oder würde eine Ehefrau ernsthaft ihrem Manne eheliche Untreue vorwerfen, wenn er an jedem Samstagnachmittag seine Sportschau (zwanghaft?) anschauen muß?

Kann unter der Prämisse, daß es nur einen Gott gibt, wirklich das 1.Gebot noch eine Bedeutung haben, wenn auf die obig zitierte Hilfskonstruktion verzichtet wird? Es gibt nicht nur eine monotheistische Religion, die des Christentumes sondern drei jetzt bedeutsame Religionen. Das führt notwendigerweise zu der Frage: Verehren diese 3 Religionen, die christliche, die jüdische und die islamische den einen Gott, den, den es allein gibt, nur eben auf verschiedene Weisen oder gibt es nur den einen Gott, der auf eine der drei Weisen adäquat und dann auf den zwei anderen Weisen inadäquat verehrt wird? Wird Gott nur auf einer Weise recht verehrt, sind dann die 2 anderen Weisen der Gottesverehrung nicht auf den wahren Gott ausgerichtet, sodaß sie faktisch einen Götzendienst praktizieren?

So ist die Frage ernsthaft zu erörtern, ob der interreligiöse Dialog mit seiner Tendenz, jede Gottesverehrung jeder Religion als eine legitim mögliche des einen und allein wahren Gottes anzusehen, faktisch neben dem wahren Gott Götzen stellt, daß also der eine Gott aufgelöst wird in eine Pluralität von Gottesvorstellungen, die alle wahr sein sollen, obzwar sie sich in ihrer jeweiligen Besonderheit von einander klar unterscheiden. Gott, christlich verehrt, Jahwe, jüdisch verehrt und Allah islamisch, das kann nicht einfach als eine Dreifaltigkeit des einen wahren Gottes gedeutet werden.

Auch ist dann zu fragen, warum denn Gott statt einer wahren Religion drei wahre gegründet haben soll, die sich gar in ihren Gotteslehren voneinander unterscheiden und widersprechen und doch gleich wahr sein sollen. Liegt es hier nicht näher ausgehend vom Phänomen des Falschgeldes, das so ähnlich dem echten ist, daß damit betrogen werden kann, zu mutmaßen, daß es eine wahre Religion und Falschblütenreligionen gibt und daß so gewiß Gott nicht selbst der Autor aller drei Religionen sein kann. Prädestiniert für das Hervorbringen von Falschreligionen ist natürlich der Antigott, der Teufel selbst. Was liegt näher, als die wahre Religion durch falsche zu bekämpfen? Das ist nun für wahr ein völlig unzeitgemäßer Gedanke, aber vielleicht verstehen wir so erst wieder den Ernst des 1.Gebotes.



 

Donnerstag, 23. September 2021

Die Philosophie als Nachlaßverwalter der christlichen Religion und ihr Ende?


Philosophie,die einmal überholt schien, erhält sich am Leben, weil der Augenblick ihrer Verwirklichung versäumt ward.“ Mit diesem Satz präludiert Theodor Adorno sein großes Opus: „Negative Dialektik. Es soll nun nicht weiter gelesen werden, sondern dieser erste Gedanke der „negativen Dialektik“ durchdacht werden, denn er ist so gehaltvoll, daß sein Durchdenken viel verheißt.

Der Singular fällt auf: Gibt es nicht viele Philosophien, was meint dann (die)Philosophie? „Einmal“ soll sie überholt gewesen sein, aber der Schein trügte. Sie hätte verwirklicht werden sollen und weil das mißlang, lebt sie noch... als untote?, möchte man fast hinzufügen.

Die wissenschaftliche Philosophie, sofern darunter die Rekonstruktion oder einfacher das Nachdenken des von großen Philosophen Gedachten verstanden wird, ist zeitlos, kennt keinen Augenblick seiner Verwirklichung noch kann sie überholt sein. Faktisch garantiert die Polyinterpretabilität gerade philosophischer Texte einen ewigen Diskurs des: Was wollte der Philosoph mit diesem Text sagen? Jede neue Interpretation kritisiert dann ältere und wird wiederum von anderen kritisiert. Der sekundäre Diskurs, die wissenschaftliche Erforschung der Interpretationen der Basistexte der großen Philosophen produziert dann endgültig einen nie versiegenden philosophischen Diskurs.

Aber genau eine solche ideengeschichtliche, oft biographisch orientierte Rekonstruktionsarbeit: Was lehrten die großen Philosophen?, ist nicht mit der Philosophie gemeint, von der Adorno hier spricht. Benennen wir das hier Gemeinte dann einfach die systematische Philosophie: Sie eruiert nicht, was ein Philosoph gedacht hat und will das wahrhaftig erkennen sondern fragt nach der Wahrheit (jetzt etwas ungeschützt formuliert) und rezipiert dazu Gedanken von Philosophen, um eine Antwort auf diese Frage zu konstruieren.

Dann könnte unter der Verwirklichung der Philosophie die Vorstellung verstanden werden, daß nun die Realität gemäß der philosophisch erkannten Wahrheit gestaltet wird, sodaß die Philosophie als Theorie für ein praktisches Handeln überflüssig würde, wenn die Theorie verwirklicht worden wäre. (In der Theologie gibt es einen ähnlichen Gedanken: Der Glaube als das Fürwahrhalten von und dem Vertrauen auf findet sein Ende in dem postmortalen Leben, wenn die Wahrheit, Gott geschaut wird- eine geschaute Wahrheit kann nicht mehr für wahr gehalten werden noch kann auf sie vertraut werden, weil dann die Wahrheit in Gänze uns offenbar ist.)

So darf wohl die Vermutung geäußert werden, daß hier die Philosophie für das vernünftige Denken steht primär als praktische Vernunft akzentuiert: Die Welt, oder wohl besser gesagt, die Gesellschaft hätte zu einem bestimmten Zeitpunkt rein vernünftig gestaltet bzw umgestaltet werden können. Diese Umgestaltung aller gesellschaftlichen Verhältnisse wäre das Praktischwerden der Philosophie und somit ihre Negation als Theorie. Sie hebte sich in der Praxis auf, in der Realisierung der Konstruktion einer vernünftigen Weltgesellschaft. Damit befinden wir uns wohl in der bürgerlichen Philosophie, die in den politischen Revolutionen die Ankunft der vernünftigen Welt erblickte, aber zugleich entsetzt über den Terror der Vernunft war: die Schrecken der Guillotine. Die Partikularität der Französischen Revolution, daß sie eine bürgerliche war und so auch die Arbeiterklasse aus der Emanzipation ausschloß erweckte die Vorstellung einer zu folgen habenden Revolution, die dann erst die ganze Gesellschaft vernünftig gestalten ließe. Das Ausbleiben dieser endgültigen Revolution oder aber ihr Scheitern in der Gestalt des Stalinismus evozierte so ein Zurück zur Theorie angesichts dieses Scheiterns der revolutionären Praxis.

In dem „versäumt“ klingt so eine Trauer über dies Mißlingen an, der nun zu ein neues: „Von Anfang an denken Müssen“ evozierte. Das ist der Emergenzpunkt dieser „Negativen Dialektik“.

Theologisch gesehen ist so die Philosophie, die die Theorie der Vernunftgestaltung der Gesellschaft sein wollte, die Aufhebung der christlichen Hoffnung auf die Erlösung im und durch das Reich Gottes zu dem Postulat der praktischen Philosophie, aufzuhören die Welt immer neu zu interpretieren, sondern sie vernünftig zu gestalten. So der Kerngedanke von Karl Marx über die Aufgabe der Philosophie. Zur Aufgabe der Philosophie gehört dann aber auch ihr Aufgeben in der vernünftig-revolutionären Praxis. Vernunft will Praxis werden.

Die „Negative Dialektik“ wendet sich so wieder der Interpretation der Wirklichkeit zu, weil ihr der Glaube an eine Verwirklichbarkeit der Philosophie abhanden gekommen ist.

Wir erleben nun aber nicht nach dem Scheitern der utopischen Hoffnung auf eine vernünftig gestaltete Welt durch die Vernunftphilosophie eine Rückkehr zu der christlichen Hoffnung auf die Erlösung im Reich Gottes, sondern auch das Verblassen diese Erlösungshoffnung. Vielleicht ist das Wesentliche der postmodernen Epoche der gänzliche Utopieverlust, daß die Geschichte eben kein auf ein „gutes Ende“ hin festgelegter Prozeß ist, daß es so gar nicht mehr die Geschichte geben kann sondern nur noch einzelne Kurzerzählungen fragmentarischer Art, da sie sich nicht mehr zu einem Ganzen, in sich Vollständigen synthetisieren lassen. So stürbe in der Postmoderne nicht nur die Hoffnung auf die Realisierbarkeit einer vernünftigen Welt sondern auch damit das Hoffen auf das Reich Gottes als der christlichen Verheißung. Stattdessen dominiert der Punktualismus des Gottes, der einfach nur noch die Bejahung jedes Einzelmenschen ist, so wie er ist. So wird Gott und der Mensch geschichtslos in dieser einfachen statischen Relation der reinen Affirmation.



 

Mittwoch, 22. September 2021

Unzeitgemäße Gedanken zur ökologischen Krise



Wir gingen mit dieser Welt um, als hätten wir noch eine zweite in der Hinterhand“- so tönt es unter Umweltschutzaktivisten. Wer wollte dieser Aussage widersprechen, das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Genau das sollte aber ein Grund sein, zu zweifeln, denn für das Denken gibt es keine Selbstverständlichkeiten- nur dem Nichtdenkenden sind Selbstverständlichkeiten.

Vögel erblicken die Welt in ihrem Nest, wenn sie da zum ersten Male ihre Augen öffnen. Das Nest, das ist ihr Zuhause, in dem sie im Regelfall gut versorgt werden durch ihre Eltern und sich wärmen an ihren Geschwistern. Und doch drängt es sie, ihr Heimatnest zu verlassen, fliegen zu lernen, um hinauszuziehen in die ihnen fremde Welt, ihr Nest schlußendlich für immer verlassend.

Könnte nicht der Planet Erde in einer Analogie dazu als das Nest des Menschen begriffen werden, als seine Heimat, die er auch, groß genug einmal verlassen wird, wie die Vögleins ihr Nest? Könnte somit die ökologische Krise auch verstanden werden als Resultat davon, daß uns Menschen die Erde zu klein geworden ist, daß wir ihr entwachsen?

Das gewichtigste Ereignis des 20. Jahrhundertes war der erste Mensch auf dem Mond. Das ist so gesehen vergleichbar mit dem ersten Flug aus einem Vogelnetz heraus. Ein kleiner mickriger Flug, wie die ersten Schritte einen das Laufen lernenden Kindes, aber dieser erster Schritt ist unbedingt notwendig, auch wenn es noch lange dauern bis, bis daß dieser Erstschrittler im Schulsportunterricht dann seinen ersten 1000 Meterlauf absolvieren wird. Wir erlebten so den ersten Schritt, die Nesterde zu verlassen, um, wenn auch bisher zeitlich sehr befristet Menschen auf dem Mond lebten. Aber diese erste bemannte Mondfahrt stellt nun diese so plausibel klingende Aussage, daß uns nur die Erde als Lebensraum gegeben ist, in Frage.

Könnte damit nicht die Menschheit ihr Erwachsenalter erreicht haben, angefangen, erwachsen zu sein, indem wir so erfolgreich die Erde verließen, um, wenn auch nur für eine kurze Zeit auf dem Mond zu leben?

Was hat das aber mit der ökologischen Krise zu tuen? Auf den ersten Blick nichts, aber der erste Eindruck ist gerade oft ein uns täuschender. Gelingt es den Lebensraum für uns Menschen auszudehnen, daß also der Mond und der Mars besiedelt werden und Menschen in Weltraumstationen leben, dann würde das die ökologische Problematik entschärfen. Selbst wenn das schlimmst Imaginierbare sich ereignen würde, daß der Mensch nicht mehr auf dem Planeten Erde überleben könnte, könnte er dann auf dem Mars und dem Mond weiterleben. Das klingt nun sehr unzeitgemäß, aber hätte der Mensch, der als unseßhafter Nomade lebte sich je vorstellen können, daß er mal in Großstädten leben wird, daß er statt zu jagen sein Fleisch in einem Verbrauchermarkt sich erkaufen wird? Die Seßhaftwerdung des Menschen, daß er statt Sammler Pflanzer und Ernter, und statt Jäger Züchter wurde, war eine der größten Kulturrevolutionen der Menschheit. Der Ausflug zum Mond könnte eine zweite, genauso epochale Revolution der Menschheit präludieren: Wir werden flügge.

Konkreter: Beachtliche, umweltproblematische Produktionen könnten so in den Weltraum verlagert werden, nicht recycelbarer Müll im Weltraum entsorgt werden und Bodenschätze auf dem Mond, dem Mars und anderen Planeten abgebaut werden.



Noch unzeitgemäßer ist aber der christliche Glaube, der darauf vertraut, daß Gott als der Schöpfergott auch seine Schöpfung und somit auch den Planeten Erde erhalten wird und das auch kann als der Allmächtige. Gegen Gottes Willen kann dieser Planet nicht zu einem ohne Menschen werden. Nur der Allmächtige könnte aber auch dem menschlichen Leben ein Ende setzen, wenn er es wollte. Nur Gott kann das. Als Christen dürfen wir darauf vertrauen, daß, wenn er dem Erdenleben ein Ende bereiten würde, dies aus guten Gründen täte. Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen- nur er konnte uns das Leben geben und nur er kann es auch beenden, weil er allein der Herr ist. Wir Menschen überschätzen so in der ökologischen Krise sowohl unsere Destruktionsmacht wie auch unsere Lebenserhaltungsmacht, indem wir uns hier anmaßen, was allein Gott zukommt: seine Schöpfung zu erhalten und wenn Gott es wollte, sie zu zerstören!


 

Dienstag, 21. September 2021

Eine neue Vision für die Katholische Kirche- ein Albtraum des „Synodalen Irrweges“



Der Katholische Priester B. Hose, bekannt durch sein Engagement für die Interessen der Homosexuellen offenbarte seine Vision der Zukunft der Kirche in einem Vortrag der Universität Bamberg. Eine Zusammenfassung findet sich auf der Weltsetzneite dieser Universität am 16.11.2020:

Wir sollten aufhören, die Kirche retten zu wollen, denn es gäbe Wichtigeres als sie, das Evangelium. Diese antithetische Gegenüberstellung von dem Evangelium und der Kirche irritiert nun, aber im Folgenden klärt sich das, denn es geht um den Umbau der Kirche.Die „alte Kirche“ müsse eben jetzt überwunden werden um des Evangeliumes willen, klingt ja zuvörderst recht christlich, aber dann müssen dem Leser doch ärgste Bedenken kommen, wenn er liest:

Abzulegen habe die Kirche „die dualistische Weltsicht“, „die starren Strukturen“ und „die Einteilung in Sünder und Heilige“, oder in „katholisch und nicht-katholisch.“ Was soll das nun mit dem Evangelium zu tuen haben? Der neuen Kirche soll es also gleichgültig sein, ob etwas oder wer katholisch oder nichtkatholisch sei. Die Identität des Katholischen soll so also negiert werden, denn die katholische Identität konstituiert sich ja gerade durch ihre Differenzen zu allem Nichtkatholischen. Dem korreliert auch, daß die Differenz von „Heiligen“ und „Sündern“ nivelliert werden soll, denn damit ist wohl gemeint, daß die „Heiligen“ die sind, die gemäß der Katholischen Kirche glauben und leben in der Differenz zu den nicht so Glaubenden und Lebenden. Die starre Struktur wäre dann die dieser konstitutiven Differenz.

Was soll die neue Kirche dann konstituieren, wenn nicht ihre Differenz zu allem Nichtkatholischen? Damit stehen wir vor der Schlüsselaussage dieser Zukunftsvision der Kirche: „Kirche solle sich als Teil der Gesellschaft anerkennen und demokratische Strukturen etablieren.“ Als „Teil der Gesellschaft“ legitimiert sie sich durch ihre Leistungen, die sie für die Gesellschaft erbringt und die auch von der Gesellschaft von ihr verlangt wird. Somit ist die Kirche ein Subsystem der Gesellschaft. Darum müsse sie auch, wie die Gesellschaft strukturiert sein. Dahinter verbirgt sich wohl die Annahme, daß die Gleichstrukturierung der Kirche mit der Gesellschaft die Kommunikation zwischen diesem Subsystem und der Gesellschaft ermöglicht, daß also auch Leistungen dieses Subsystemes von der Gesellschaft rezipierbar sind. Die demokratische Struktur der Kirche legitimiere Entscheidungen dieses Subsystemes auch für die demokratisch strukturierte Gesellschaft.

Welche Leistung erbringt nun diese Kirche für die Gesellschaft? Die Antwort fällt etwas unklar aus: „das Evangelium habe uns die Vision für eine bessere Welt gegeben.“ Ist hierbei noch zwischen dem Evangelium und der Vision für eine bessere Welt zu distinguieren oder ist das Evangelium einfach diese Vision einer besseren Welt? Nähme man hier eine Differenz an, könnte die darin bestehen, daß das Evangelium nicht einfach diese Vision verkündet sondern auch die Conditionen benennt, dank der diese Vision realisierbar sei, etwa ein Glaube an das Gute in jedem Menschen. Realistisch ist wohl die Annahme, daß hier unter dem Evangelium“im Prinzip der Aufruf zur Humanisierung der Welt verstanden wird.

So wird das dann konkretisiert:

Sie solle ihr Handeln auf die Menschen ausrichten und für die Rechte Aller einstehen. Dabei verweist Hose auf Bündnisse, die mit Organisationen oder einzelnen Menschen aufgebaut werden können. Das müsse unabhängig davon geschehen, ob die Organisation oder einzelne Menschen der Kirche angehören. Kirche kann und soll sich an neuen Orten sowie in anderen Kontexten entdecken.“

Einfacher formuliert: Die Kirche soll mit allen cooperieren, die sich für diese Weltoptimierung engagieren. Genau genommen ereignet sich ja die Kirche ohne „starre Strukturen“ und ohne jede Differenzsetzung von Katholisch und Nichtkatholisch einfach überall, wo Menschen Humanität leben und die Welt humanistisch gestalten wollen.

Wenn nun ein Leser irritiert sich frägt, wo denn da Gott, Jesus Christus, die christliche Religion überhaupt noch vorkommt, muß sich mit der Realität abfinden, daß das alles Vorstellungen sind, die in der neuen Kirche höchstens noch als Dekorierungsmaterial für diesen reinen Humanitarismus fungieren. Die Gesellschaft bedarf nur noch der Kirche als einer Organisation praktizierter Nächstenliebe, einer, die in Cooperation mit anderen humanistischen Kräften die Welt verbessern will. Deshalb soll die Kirche ja auch alle Dualismen aufgeben, durch sie als etwas Bestimmtes sich konstituiert, weil sie ganz in ihrer gesellschaftlichen Funktion als Stimulanz für die Humanisierung der Gesellschaft aufgehen soll.


 

Montag, 20. September 2021

Deutsche Bischöfe und der „Marsch für das Leben“ in Berlin


Das quasi offizielle Internetportal: Kath de offenbart uns nun die Stellung der Katholischen Bischöfe zu dieser Kundgebung für das Recht auf Leben.Am 18.9.2021 las sich das dort so:

Beim Marsch für das Leben sei gegen die Abtreibung demonstriert worden. Die „restriktive Regelungen“ der Abtreibungsgegner aus den USA wurden als "großer Fortschritt" bezeichnet. „Doch gegen den "Marsch für das Leben" gab es auch Protest.“ Die Wortwahl spricht für sich: „Restriktiv“ seien die Regelungen der Gegner von Abtreibungen. Etwas „Restriktives“ könne aber doch nichts Fortschrittliches und somit Gutes sein, denn die Menschheitsgeschichte sei doch im ganzen ein einziger Progreß an einem Mehr an Freiheit und so an Überwindungen von die Freiheit Einschränkendem. Aber es gab auch Protest! (Daß deren Lieblingsparolen: „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ und: „Wenn Maria abgetrieben hätte, wäre uns das erspart geblieben“ - nämlich diese Lebensschutzkundgebung und das ganze Christentum“ lauten, erwähnt man dann lieber nicht. Von Feministin lernen wir also, daß der Nationalsozialismus eine Lebensschutzbewegung war!)

Stattdessen hieß es am 20.9.2019 am selben Ort : Der "Marsch für das Leben" – eine Demonstration mit Konfliktpotential Seit seiner Premiere vor 17 Jahren ist der "Marsch für das Leben" in Berlin nicht unumstritten – auch in den beiden großen Kirchen. Das hat einerseits mit der Nähe der Lebensschutzbewegung zur AfD zu tun. Andererseits geht es auch um die geltenden Regelungen zur Abtreibung in Deutschland.“

Erfrischend ehrlich wird so die Frage beantwortet, warum denn so wenige Bischöfe diese Kundgebung unterstützen. Weil die AfD die Positionen der Lebensschutzbewegung unterstütze, oder doch zumindest ihnen nahe stünde, wollen und könnten Deutsche Bischöfe ein solches Unternehmen nicht unterstützen.

Abtreibung als Schnittstellenthema zu rechtsgerichteten Milieus

Erschwerend hinzu kommt die Nähe der Lebensschutzbewegung zur AfD. "Das Thema Abtreibung ist neben der sogenannten Islamisierung und dem sogenannten Genderwahn eigentlich das dritte wichtige Schnittstellenthema zwischen ultrakonservativen Christen und rechtsgerichteten Milieus. Da findet man tatsächlich zusammen und es ist ja auch kein Zufall, dass sich die AfD so explizit gegen Abtreibung engagiert", sagte etwa die Publizistin Liane Bednarz im Deutschlandfunk.“

Jetzt ist alles klar: Ultraconservative Christen und rechtsgerichtete Milieus rotten sich da zu dem „Marsch für das Leben“ zusammen. Da müsse sich doch jeder anständige Katholik von fernhalten. Selbstverständlich wird damit auch zum Ausdruck gebracht, daß die Verurteilung der Abtreibung als schwere Sünde durch die Katholische Kirche auch nur etwas Ultraconservatives sei. Ob dann vielleicht der „Synodale Irrweg“ das Menschen- (Mütter)recht auf die Tötung der Kinder im Mutterleibe proklamieren wird? Mehrheitsfähig wäre das wohl auf diesem Happening des linksliberalen Katholizismus. Es gilt also das Kontaktverbot: Wo Rechte mit dabei sind, darf kein Katholik mit dabei sein.

Aber es gäbe noch einen weiteren guten Grund zur Distanz zu diesem „Marsch“: „Diese Begründung hört man hinter vorgehaltener Hand auch in manchen Ordinariaten. Beim sensiblen Thema Abtreibung, so der Tenor, sei eine Demonstration zu konfrontativ. Hinter dieser Sichtweise verbirgt sich häufig auch die Überzeugung, dass die seit 1995 geltenden Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch in Deutschland der "bestmögliche Kompromiss" sind, der politisch erreicht werden kann, wie es ein führender Vertreter der katholischen Kirche gegenüber katholisch.de formuliert.“

Circa 2,5 Millionen wurden seit 1995 in Deutschland so getötet. (Helmut Matthies, idea) Kath de kommentiert: Die Zahlen der Abtreibungen in Deutschland seit der Regelung aus diesem Jahre im Vergleich zu den Tötungszahlen in anderen europäischen Ländern, zeige, daß diese Regelung der „bestmögliche Kompromiss“ sei. 2,5 Millionen Tote seien also eine akzeptable Zahl an Kindestötungen! Ist das „katholischer“ Hardcorezynismus? Menschenverachtender geht es wohl kaum noch.

Katholische Bischöfe wollen also den „Marsch für das Leben“ nicht unterstützen, weil er sich eben auch gegen den „bestmöglichen Kompromiss“ in dieser Causa richtet, der 2,5 Millionen Menschen seit 1995 das Leben gekostet hat. 

Zusatz:

Es sei erinnert an den heroischen Kampf Deutscher Bischöfe, weiterhin gegen den Willen des Papstes, Lizenzen zum Töten von Kindern im Mutterleibe auszustellen. In der Welt vom 11.8.1997 steht dazu geschrieben (Politiker protestieren gegen Papst Pläne):

"Nach bislang unbestätigten Berichten will Rom die Vergabe der für einen legalen Schwangerschafts-abbruch notwendigen Beratungsscheine unmißverständlich untersagen. Bischof Franz-Josef Bode sagte in einem Interview: "Wir sollten die Konfliktberatung nicht aus der Hand geben, weil die Kirche bei denen bleiben muß, die in Not geraten sind." Die Kirche bleibt bei den in Not geratenen Kindern im Mutterleibe, indem sie Erlaubnisscheine zum Töten von ihnen ausstellt! 

 

 



 

Sonntag, 19. September 2021

Wenn das Wahre zur Ware wird- ein Versuch über die Markwirtschaftskirche

 



Dem Markt entgeht keine Theorie mehr: eine jede wird als mögliche unter den konkurrierenden Meinungen ausgeboten, alle zur Wahl gestellt, alles geschluckt“. So beurteilt Theodor Adorno (im Vorwort seines Werkes: „Negative Dialektik“ die Situation geisteswissenschaftlicher Produkte. Auch die Wissenschaften produzieren für den freien Markt. Es gibt keinen direkten Auftraggeber mehr für den produziert wird. Kunstwerke werden in der Regel nicht mehr von Fürsten oder Bischöfen in Auftrag gegeben, der Staat unterhält auch keine Staatsphilosophen, die für ihn die gewünschten Theorien hervorbringen, wie es bis 1989 noch in den sozialistischen Staaten usus war. Leben so nun im Reiche der Freiheit, in dem die Künstler frei ohne Auflagen produzieren können und die Wissenschaften frei forschend ihre Theorien hervorbringen?

Hier setzt Adorno ein kritisches Fragezeichen, nicht nur in seiner Ästhetik. Sloterdijk bemerkte einmal, daß die Kirchen heutzutage wie ein Verlagshaus ihre Theologien produzierten, denn auch diese Institutionen sind den Gesetzen des freien Marktes unterworfen.

Es ist einsichtig, daß jeder Forscher mit einer neuen Theorie, was verursache die Klimakatastrophe ein gutes Geld verdienen kann in Form von Fördergeldern zur Finanzierung seines Forschungsvorhabens. Man lebt eben von dem Theorem der menschenverursachten Klimakatastrophe. Genauso können Geisteswissenschaftler gut verdienen, entwickeln sie Theorien zur Bekämpfung des Rechtspopulismus. Aber wie sieht dies nun im Raume der Theologie aus?

Eines ist klar: Die Frage, ist das denn auch wahr? wird ersetzt durch die: Kommt das bei unseren potentiellen Kunden gut an? Der Gebrauchswert einer Theorie wäre ihr Wahrheitsgehalt. Wenn aber der Gebrauchswert der des, das gefällt mir, ist, fällt er ineins mit dem Tauschwert: Wie viele werden diese Theorie kaufen?, identisch mit der Frage: Wie vielen wird das gefallen? Das dürfte das Geheimnis der Produktion der Theologie in den postkonziliaren Zeiten sein. Sie wird hervorgebracht geleitet von der Maxime des Gefälligen. Wer jetzt ein Buch zum Thema der Homosexualität verfaßt, weiß daß er einerseits die diesbezügliche Lehre der Kirche als überholt, als nicht mehr akzeptabel zu verurteilen hat, um dann den Positionen der einflußreichen Homolobby zuzustimmen. Nur so ist ein solches Buch verkaufbar und der Autor sicher, nicht wegen „Volksverhetzung“ angezeigt zu werden, wie es jetzt der Zeitschrift „Theologisches“ widerfährt.

Eigentlich gilt das so für alle jetzt relevanten Themen des kirchlichen Diskurses. Es ist allseits bekannt, was marktkonform ist, nämlich das Zeitgeistgemäße. Es ist nun eine illusionäre Überschätzung der Freiheit der Theologieproduktion, stellte man sich das so vor: Nur um die Wahrheit des theologischen Denkens bemühte Forscher bringen neue Theorien hervor, ohne zu fragen, ob diese die erstrebte Karriere fördernd sind, ob sie gut ankommen auf dem Markt der Theorien.

Noch ein Moment ist wichtig: Jede Theorie relativiert den Wahrheitsanspruch der anderen Theorien. Der Markt produziert eine Pluralität von Theorien, die als Waren friedlich nebeneinander zum Erwerb angeboten werden mit dem Vermerk, daß irgendwie alle gleich wahr seien. Dem Konsumenten kommt so die alleinige Aufgabe zu, das zu erwählen, was er dann für sich als seine „persönliche“ Wahrheit ansehen möchte. So gibt es eben marktbedingt nicht mehr den einen Jesus Christus, wie ihn die hl. Schrift und die kirchlichen Glaubensbekenntnisse bezeugen, sondern so viele, wie es persönliche Jesusvorstellungen gibt. Der Zeitgeistkontext allein führt dann aber zu einer gewissen Ähnlichkeit der persönlichen Jesusbilder, nicht jeder konzipiert sich für sich ein eigenes Jesusbild. Nur das von Jesus uns selbst offenbarte Jesusbild, das der hl. Faustyna stößt auf wenig Gegenliebe, man möchte doch lieber am selbstproduzierten festhalten. Die proklamierte Autonomie des Konsumenten verdeckt so die Bestimmtheit durch die Verkaufsstrategien des Marktes. Dazu paßt es, daß zusehens die Demoskopie die Frage, was ist denn wahr?, ersetzt. Bischof Bode würde sagen, daß die Theologie der Kirche sich nicht von dem entfernen dürfe, was die wirklichen Konsumenten hören möchten. Die faktische Nachfrage sei die Norm für die Theologieproduktion. Deshalb müsse eben die Kirche ihre unverkäuflichen Ladenhüter, die kirchliche Sexualmorallehre isb abstoßen. Aber mit dem Jesus, der für unsere Sünden am Kreuze starb, ist auch kein Staat mehr zu machen. Deshalb gehört es ja fast schon zum Pflichtteil jeder Predigt über das Kreuz Christi, die brillante Kreuzestheologie Anselm von Canterburys zu perhorreszieren und durch Ohrenfreundlicheres und Liebliches zu ersetzen.

Diese Wandlungen gründen sich nun nicht in Fortschritten theologischer Erkenntnisse, auch nicht in einem Weiterentwickeln kirchlicher Lehren, sondern sind allein Hervorbringungen der Suche nach dem Marktgemäßen: Was kommt auf dem Markt besser an? Auch die Kirche mit ihren theologischen Produkten entkommt eben nicht dem Markt.


Samstag, 18. September 2021

Welche Kirche feiert die „neue Messe“, die nach dem 2.Vaticanum „reformierte“?


Der Generalobere Pater Davide Pagliarani der Priesterbruderschaft St.Pius X gibt darauf eine klare Antwort (Mitteilungsblatt „Instaurare omnes in Christo“ September 2021, Nr 512, S. 27f):

Auf der anderen Seite erhebt sich die Messe eines Paul VI als authentischer Ausdruck einer Kirche, die mit der Welt in Harmonie leben möchte und ihr Ohr dem Drängen der Welt leiht, eine Kirche, die letzten Endes keinen Kampf mehr zu führen hat gegen die Welt, weil sie ihr nichts mehr vorzuwerfen hat; eine Kirche, die nichts mehr zu lehren hat, weil sie auf die Mächte der Welt hört; eine Kirche, die das Opfer unseres Herrn nicht mehr nötig hat, weil sie keinen Begriff mehr von der Sünde und folglich nichts mehr abzubüßen hat, die keinen Auftrag mehr hat, das allgemeine Königtum unseres Herrn wiederherzustellen, weil sie ihren Teil zur Errichtung einer besseren, freieren, egalitäreren und umweltbewussteren Welt beitragen möchte.“

Ob die nachkonziliare Messe ein authentischer Ausdruck dieses hier skizzierten Verständnisses der Kirche ist, darf bezweifelt werden, aber nicht bezweifelt werden kann, daß im linksliberalen Katholizismus so die Messe Papst Paul VI interpretiert wird und daß diese Deutung zumindest im deutschsprachigen Raum, wahrscheinlich sogar in ganz Westeuropa die dominierende ist. Leicht verkannt wird aber, daß die Interpretation auch der grundlegenden Texte der Liturgiereform, die das Fundament der jetzigen Gottesdienstpraxis bilden, nicht einfach ein Wahrnehmen der Texte ist, sondern eine bestimmte Deutung, die wiederum andere ausschließt.

Der Generalobere urteilt, daß der Versuch, das 2.Vaticanum mit seiner Frucht der Liturgiereform in einer „Hermeneutik der Kontinuität“ (S. 26) zu lesen gescheitert ist, dann besagt daß eben nur, daß den Kampf um die Interpretation der Texte dieses Konziles die linksliberale sich durchgesetzt hat, nicht aber, daß deshalb sie die einzig wahre sei. Papst Franzikus mit seinem Verbotsanliegen der „Tridentinischen Messe“ ist dabei eindeutig ein Parteigänger einer linksliberalen Deutung. Gerade weil diese Interpretation den Bruch des Reformkonziles mit der vorkonziliaren Tradition so stark akzentuiert, paßt es auch dazu, die „Alte Messe“ verbieten zu wollen.

Nur, der Kampf um die Interpretation der Texte dieses Konziles und der Interpretation der „neuen Messe“ hat eben dieses neue Kirchenverständnis hervorgebracht; es ist nicht das aller Katholischen Bischöfe und aller Katholiken, aber es ist das jetzt vorherrschende zumindest in der westlichen Welt.

Mit diesem von dem Generaloberen skizzierten Kirchenverständnis hat der Linkskatholizismus aber auch, ein älteres, ganz aus dem Geiste der 68er kon-struiertes, verzichtet, daß die christlichen Gemeinden als Avantgardorganisationen der Überwindung der bürgerlichen Gesellschaft zu verstehen. Die von der marxistischen Befreiungstheologie entdeckten „Basisgemeinden“ sollten nicht nur in Lateinamerika den revolutionären Sauerteig der bürgerlichen Gesellschaft bilden. Sollte so versimplifiziert formuliert ein linkspolitisch ausgerichtete Kirche die Welt revolutionieren, so ist nun die Gesellschaft, so wie sie jetzt ist, das Progressive,das die Kirche den Auftrag gibt, sich nun der so fortschrittlichen Welt anzugleichen. Nicht mehr soll die Kirche die Welt normieren sondern die Welt die Kirche.

Für den Linksliberalen ist die Katholische Kirche das Problem, weil sie den gesellschaftlichen Fortschritt „verschlafen“ habe, sie lebe halt noch im Mittelalter und müsse sich so nun modernisieren, damit sie das Niveau der Welt erreicht.

In allen gesellschaftlich relevanten Fragen hat so die Kirche der Welt nicht nur nichts zu sagen, sondern sie müsse selbst in die Lehre der Welt gehen, um als Auszubildender das Niveau der modernen Gesellschaften zu erreichen. Im Punkto Feminismus, Ökologie und Demokratie habe sie eben einen Nachholbedarf. Besonders sei ihre (Sexual)Morallehre hoffnungslos antiquiiert.

Die Hermeneutik des Bruches besagt dann versimplifiziert, daß die vorkonziliare Kirche die Gestalt der Kirche, dem Mittelalter eingepaßt gewesen sei, die nun aufzugeben sei, weil nun die Kirche sich in die Moderne einzupassen habe. Die ganze Kirchengeschichte sei ja nichts anderes als ein permanenter Anpassungsprozeß an die sich stets wandelnde Gesellschaft. Der Begriff der Welt suggeriere dagegen etwas Konstantes, zu dem sich die Kirche als ebenso konstant gedacht zu verhalten habe, wie sie sich immer zu ihr verhielt. Aber der Referenzpunkt der heutigen Kirche soll eben nicht die Welt in ihrer welthaften Beständigkeit sondern die Gesellschaft in ihrem beständigen Wandel sein, der so eine sich beständig wandelnde Kirche verlange, die so einer der Brüche sein müsse.

Genau so sieht die Katholische Kirche heute zumindest in den westlichen Ländern aus. Umstritten ist nur die Frage, ob sie sich schon hinreichend an die moderne Gesellschaft eingepaßt habe oder ob weitere grundlegende Modernisierungen nötig seien.


 

Freitag, 17. September 2021

Eine Niederlage Papst Franziskus- oder wird seine Intention falsch verstanden?



Eigentlich war doch alles klar: Papst Franziskus will der „Tridentinischen Messe“ ein Ende bereiten. Dazu mußte er Papst Benedikts Anliegen, diese Messe wieder in die kirchliche Praxis zu reintegrieren, ad acta legen. Nun, da sein Vorgänger nicht mehr rührig genug ist, sich der Liquidierung seines Reintegrations- und Versöhnungskurses zu widersetzen, schlug er „barmherzig“ zu: „Bischöfe, verbietet nun in euren Bistümern die Zelebration der „Alten Messe“. Nur, warum verbot der Papst sie nicht selbst? Seinem despotischen Regierungsstil entspräche das doch.

Und wo bleiben nun die Erfolge? Verbieten nun massenhaft katholische Bischöfe die Zelebration der „Alten Messe“? Wenn ein weltweites Verbot der „Tridentinischen Messe“ die päpstliche Intention gewesen sein sollte, dann müßte diese Verbotsaktion als eine Niederlage des Papstes angesehen werden.

Oder ist seine Intention verkannt? Darf nicht geurteilt werden, daß für die jesuitische Frömmigkeit die Liturgie und auch die hl. Messe nicht von hervorragender Bedeutung sind? Wie nun, wenn Papst Franziskus eher in den die „Alte Messe“ Zelebrierenden eine Opposition zu seinem Kirchenkurs wittert, daß es so sein Anliegen ist, seinen Bischöfen so zu ermöglichen, Kleriker mit der Drohung des Verbotes der „Alten Messe“ kirchenpolitisch zu domestizieren?

Ein Fall möge diese Vermutung veranschaulichen: Ein Priester der Priesterbruderschaft St. Petrus, ihnen ist das Privileg zuerkannt, die „Alte Messe“ lesen zu dürfen, ist faktisch strafversetzt worden. Das Vorgehen gegen diesen Priester dieser Priesterbruderschaft war einfach und effektiv: Gemeindemitglieder protestierten gegen ihn beim zuständigen Bischof. Sein Generalvikar nahm sich der Causa an, wandte sich an die Leitung dieser Priesterbruderschaft und die entschied, ihn ob der Kritik strafzuversetzen.

Was für Untaten werden nun diesem Priester von seinen Kritikern vorgeworfen. (Kat net berichte darüber, auch Kath info und Kath de am 15.9. 2021.

Erstens rief der Priester dazu auf, dem Zeitgeist kritisch gegenüberzustehen,

Zweitens frug er, wie wohl später rückblickend die „Coronapanik“ beurteilt werden würde. Er sprach von einem freiwilligen Impfzwang.

Drittens kritisierte der die Genderideologie.

Viertens verurteilte der die Unzuchtspropaganda.

Diese 4 Punkte reichten aus, um ihn erstmal von seiner Pfarrertätgkeit in seiner Gemeinde zu suspendieren. Was hat das nun mit dem Recht, die „Alte Messe“ zu zelebrieren zu tuen? Der Zusammenhang ist klar, denn die Drohung hieß: Entweder entfernt die Priesterbruderschaft diesen nichtkonformen Priester und ersetzt ihn durch einen angepaßteren, oder es wird an diesem Orte keine „Alte Messe“ mehr gelesen werden. Da nun der Petrusbruderschaft in Einklang mit dem Papst an jedem Ort der Welt die „Alte Messe“ zu zelebrieren, verbietbar ist durch den zuständigen Bischof, kann er so mit einer Verbotsandrohung die „Alte Messe“ Lesenden disziplinieren. Wenn dann gar noch Liberale vor Ort Beschwerdebriefe an das bischöfliche Ordinariat aussenden, ist das Problem nichtkonformer Priester, wenn sie die „Alte Messe“ Zelebrierende sind, faktisch schon gelöst: Entfernt den, oder in dieser Pfarrei wird es keine „Tridentinische Messe“ mehr geben.

Den Unwillen eines Bischofes zu erwecken, dazu reicht heutzutage schon eine Kritik der Regierungspolitik in der Causa der Coronsepidemie, eine Kritik der Genderideologie und die Verurteilung der „Unzuchtspropaganda“ aus. Die Gegenstände dieser Kritik gehören nun wirklich nicht zur Materie der Lehre der Kirche. Die Generideologie widerspricht eindeutig der Lehre der Kirche. Ob die Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung der Coronaseuche angemessen oder nicht sind, ist eine rein politische Ermessensfrage. Daß aus Sicht der heute noch gültigen Sexualmorallehre der Kirche die „Sexuelle Revolution“ mit ihrer Propagierung der „freien Liebe“ als „Unzuchtspropaganda“ verurteilt werden kann, dem kann auch schwerlich widersprochen werden. Aber das alles widerspricht dem liberalen Kurs der Deutschen Bischöfe, die nun in der Verbotsmöglichkeit der „Alten Messe“ ein vortreffliches Instrumentarium in die Hand gelegt bekommen haben, unbotmäßige Pfarrer, die die „Alte Messe“ zelebrieren, zu disziplinieren.

Vielleicht ist diese Disziplinierugsmacht durch die Verbotsmöglichkeit der „Alten Messe“ das eigentliche Anliegen des Papstes. Solange traditionalistisch gesonnene Priester sich darauf beschränken, die „Alte Messe“ zu zelebrieren, ansonst aber sich jedes kritischen Wortes enthalten, was sollte ein liberaler Papst gegen sie einzuwenden haben, zumal wenn er ein Jesuit ist, dem das Liturgische sowieso nichts sehr Wesentliches ist? Wenn dagegen das Verbot der „Alten Messe“ das Anliegen des Papstes gewesen wäre, warum dekretierte er es dann nicht selbst? Ob seines despotischen Amtsverständnisses wäre das doch für diesen Papst eine reale Option gewesen und ist es noch.