Wolfgang Picken: „Bonner Stadtdechant übt scharfe Kritik an Beratungen bei Synodalem Weg“ In diesem für die Internetseite Kath de sehr befremdlichen Text stand am 3.9.2021 tatsächlich zu lesen:
„Im Macht-Forum habe eine >einseitige Runde von Theologieprofessoren"<eine theologische Grundlegung erarbeitet, >die, um es überspitzt zu sagen, ein Kirchenbild entwarf, dass sich ausschließlich von der Vollmacht der Getauften und Gefirmten definiert und die Bedeutung von Sakrament und Weihe bis ins Bedeutungslose marginalisierte<, bemängelte Picken. Diskussionsbeiträge und schriftliche Eingaben von Forumsmitgliedern mit anderen Positionen seien übergangen, mit einem angeblichen Fertigstellungsdruck der Texte beiseitegeschoben oder über den Weg der Geschäftsordnung ausgebremst worden. >Von einer offenen und kontroversen Debatte konnte keine Rede sein, und schon gar nicht – was in der Demokratie eine besondere Rolle spielt – von einer Wertschätzung einer offensichtlichen Minderheit.< Wer anders gedacht habe, >musste sich an die Wand gespielt sehen<“.
Ja, so wird die Demokratie praktiziert, wenn Demokraten nicht sicher sind, daß sie ihren Willen durchsetzen können. Die Entscheidungsgremien werden so zusammengesetzt, daß ob ihrer personellen Zusammensetzung her die gewünschten Ergebnisse sich ereignen werden. Dazu werden Vorbereitungspapier in Auftrag gegeben, die ganz den Wünschen der Auftraggeber entsprechend ausfallen. Werden nun Gegenentwürfe oder auch nur Einwendungen vorgebracht, die nicht mit der Tendenz der Vorbereitungspapiere kompatibel sind, können sie per Gechäftsordnung abgelehnt: Antrag auf Nichtbefassung! Der „Antrag auf Ende der Debatte“, um unliebsame Diskussionen gleich abzuwürgen, ist auch ein sehr praktikables Verfahren, Minderheiten nicht zum Reden kommen zu lassen. In der Praxis kann das so aussehen (ich spreche aus Erfahrung). Der Tagesordnungspunkt X wird aufgerufen, den viele nicht diskutiert sehen möchten. Nach dem ersten Redebeitrag zeigt wer mit zwei erhobenen Händen einen Geschäftsordnungsantrag an, der als solcher vorrangig zu behandeln ist: „Ich beantrage das Ende der Debatte!“ Es wird abgestimmt und wenn die Mehrheit den Antrag ablehnt, ist diese unerwünschte Debatte sofort beendet. Das demokratische Verfahren gibt so einer Minderheit kaum eine Chance. Wer meint, es käme in Synodendiskussionen auf das Argumentieren und somit bessere Argument an, irrt völlig. So stehen im Bundestag mindestens 99 Prozent aller Entscheidungen des Parlamentes schon fest, bevor ein einziger Redner das Wort ergriffen hat. Die Regierung verfügt nämlich über eine sogenannte Regierungsmehrheit im Parlament, sodaß im Parlament immer gemäß der Regierung abgestimmt wird. Klappt das einmal nicht, wird von einer Regierungskrise gesprochen, und Neuwahlen können dann nicht mehr ausgeschlossen werden.
Die Reformsynode funktioniert ähnlich: Dem Mehrheitslager der Modernisten steht eine Minderheit von Conservativeren gegenüber, die in allen relevanten Abstimmungen dann niedergestimmt werden. Das An-die-Wand-Gespieltwerden der Minderheit gehört so zum Parlamentarismus dazu. Er lebt davon seit dem das Parlament nicht mehr ein Gegenüber zu einem regierenden König ist, der seine Steuern nur mit einer Zustimmung des Parlamentes erheben konnte, denn nun ist die Regierung identisch mit der Mehrheit der Parlamentarier. So wie die Fraktionsdisziplin die gewünschten Mehrheiten für die jeweilige Regierungspolitik garantiert, so garantiert die Gesinnungshomogenität des modernistischen Lagers auf den Versammlungen des „Synodalen Irrweges“, daß alles Nichtmodernistische abgebügelt wird. Sicher ist die modernistische Mehrheit sich auch in allen Punkten nicht eins: Soll die Einführung des Frauenpriestertumes jetzt gefordert werden, oder radicaler die Abschaffung der ganzen kirchlichen Hierarchie oder gemäßigter erstmal nur die Einführung des Fraundiakonates.
Aber im Nein zu allem Vorkonziliaren und genuin Katholischem herrscht Einigkeit. Die verschafft dann diesem Lager die Macht, Minderheitenvoten nicht ernst nehmen zu müssen. In der Regel gilt nämlich, daß die Forderung nach der Demokratisierung von denen erhoben wird, die in einem Gemeinwesen nicht in einer Machtposition sich befinden, um selbst an die Macht zu kommen, um dann der Demokratisierung wieder ein Ende zu setzen. Diese Machtergreifungsstrategie schilderen ja ausdrücklich die sogenannten „Protokolle vom Zion“, die, auch wenn sie rein erphantasiert wären, doch diese Strategie realistisch erfassen.
Zu dieser Machtergreifungsstrategie: „Wir wollen die Macht in der Kirche“ gehört es dann unbedingt dazu, daß „ausschließlich von der Vollmacht der Getauften und Gefirmten“ geredet wird und die Bedeutung von Sakrament und Weihe bis ins Bedeutungslose marginalisiert wird. So stellt man von Anfang an klar, wer hier regieren will.
Nun können natürlich nicht alle Getauften und Gefirmten auf einer Synode das Wort ergreifen und entscheiden. Darum repräsentieren die dortigen Synodalen das Kirchenvolk der Getauften und Gefirmten. Nur wie legitimieren sich nun diese Synodalen als Vertreter des Kirchenvolkes? Faktisch hat das Laien-ZK und die Bischöfe festgelegt, wer wie als Repräsentant zu gelten habe. Das ist ungefähr so, als wenn eine Regierung die Menge der Abstimmungsberechtigten festsetzt, um dann gewiß zu sein, daß ihre Regierungspolitik von der überwältigenden Mehrheit der Abstimmungsberechtigten bejaht wird. Die Regierung wählt sich das Volk, das zu dieser Regierung dann ganz demokratisch Ja sagt. Nein, unsere Modernisten sind keine weltfremden Utopisten sondern Machtpolitiker, die wissen, wie unbequeme Minderheiten in Schach zu halten sind. Nähmen die 12 Apostel an dieser Synode teil, sie würden in allen Fragen überstimmt werden als nicht mehr Zeitgemäße. Denn mit dem Streben nach Wahrheit hat eine solche Räubersynode nicht im Sinn.
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