Im Prophetenbuch Sacharia steht geschrieben: Wir wollen gehen, um den Zorn des Herrn zu besänftigen und den Herrn der Heere zu suchen.- Auch ich will hingehen.- Viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, um in Jerusalem den Herrn der Heere zu suchen und den Zorn des Herrn zu besänftigen.
Die Septuaginta übersetzt gern den Terminus : Herr der Heere mit Pantokrator, die Vulgata mit: omnipotent. Die hebräische Formulierung als ursprünglichere betont den militärischen Machtaspekt Gottes: Sein Heer, so vielzahlig wie die Sterne des Himmels ist mächtiger als jede (Militär)Macht auf der Erde, sodaß Gott wirklich der Mächtigste ist, dem keiner widerstehen kann.
Dieser allmächtige Gott ist auch ein Gott, der zürnen kann, und zwar uns Menschen, wenn wir gegen ihn gesündigt haben. Aber diese klare Aussage provozierte nun zu allen Zeiten heftigste Widerworte. Der große Apologet Lactantius sah sich mit dieser auf den ersten Blick nicht unplausiblen Kritik der christlichen Religion ausgesetzt: Da die Heilige Schrift der Christen eindeutig Falschaussagen über Gott enthalte, wie die, daß Gott zürne, könne diese Religion, die sich in dieser Bibel fundiere, keine wahre sein. Wenn Gott vernünftig gedacht wird, ergibt das, daß von ihm nicht prädizierbar sei, daß er zürne. Schließlich sei ja der Zorn eine primitive Leidenschaft, die Gott, der als Vollkommenheit zu denken sei, nicht zugeschrieben werden dürfe.
Lactantius erwiderte, daß Gott, vernünftig gedacht nicht als sich indifferent zum Guten und Bösen, zum Gerechten und Ungerechten verhaltend gedacht werden dürfe, denn das widerspräche seiner Vollkommenheit. Der göttliche Zorn sei so Gottes angemessenes Sichverhalten zu bösen, ungerecht handelnden Menschen.
Von diesem theologischen Niveau hat sich nun die postkonziliare Theologie weit entfernt. Sie beglückt uns stattdessen mit der Vorstellung von verschiedenen „Gottesbildern“, die dem Leser dort offeriert würden, damit er dann das ihm Gefällige für sich als wahr auserwählt. Dabei wird dann davon ausgegangen, daß niemand für sich das „Gottesbild“ des zürnenden Gottes erwählen würde. Religionspädagogisch gewendet: „Welches Gottesbild gefällt Dir den, sagt Dir zu, mit wem kannst Du was anfangen?“ Jeder darf eben sich seine Wahrheit selbst erküren.
Wie nun aber, wenn die Heilige Schrift kein Bilderbuch ist, wo der Beschauer sich das ihm gefälligste Bild auswählen kann, sondern wahr wäre, daß eben Gott nicht in einem Bilde vollständig erfaßt werden kann, sondern wenn er eben auch der Gott des Zornes ist?
Für den Propheten Sacharia ist Gott auch ein Gott des Zornes. Aber dieser göttliche Zorn ist ein besänftigbarer! Daß Gott zürnen kann, das ist die göttliche Gerechtigkeit, die dem Sünder ob seines Sündigens zürnt. Gottes Gnade ist nun, daß dieser gerechte Zorn besänftigbar ist. Dieser Prophet kennt so Gott in dieser Polarität von gerecht und gnädig.
Wenn wir Christen diesen prophetischen Text lesen, daß Menschen, weil sie sich als Sünder vor Gott wissen, nach Jerusalem pilgern, um da den Zorn Gottes über sie zu besänftigen, dann verweist uns Jerusalem auf das dortige Kreuz Christi. Durch dies Kreuz wurde Gottes Zorn über uns besänftigt. Das Kreuz Christi ist so für jeden Gottes Abwendung seines Zornes über ihn, wenn auch er zu diesem Kreuze pilgert, es also gläubig annimmt.
Aber wo man nichts mehr vom Zorn Gottes wissen will, da wird auch das Kreuz Christi entleert. Im 4.Buch Mose lesen wir nämlich als Vorausblick auf das Kreuz Jesu in Jerusalem, daß Gott selbst die Todesstrafe für die das Volk Israel zu einem Götzendienst verführt Habenden verlangt, damit so sein göttlicher Zorn von dem ganzen Volke weggenommen wird: Gott „sprach zu Moses: Nimm alle Häupter des Volkes und hänge sie im Angesichte der Sonne an Galgen (Kreuze könnte auch übersetzt werden), damit mein Grimm ich von Israel abwende.“ (4.Mose, 25,4)
Jetzt kann das Kreuz Christi, wenn es den göttlichen Zorn nicht mehr gibt, nur noch die Folge eines römischen Justizirrtumes sein. Jesus habe uns ja hinreichend darüber aufgeklärt, daß Gott (nur) die Liebe sei, die zu jedem Heiligen und Sünder gleichermaßen immer nur sagen kann: „Dich hab ich lieb!“ Deshalb kann es keinen Söhnetod, kein Gottes Zorn besänftigendes Opfer geben, sondern nur einen Jesus, der uns von falschen Gottesbildern befreit, dem des Propheten Sacharias, ja dem des ganzen Alten Testamentes. Leider fänden sich dann auch im Neuen Testament „Gottesbilder“, die hinter Jesu Aufklärungsgott zurückfielen und so auch aus der Hl. Schrift zu exkommunizieren seien, bis nur noch ein Bild übrig bleibe, das des einzig wahren Kirchenvaters des 21. Jahrhundertes : Willy Millowitsch: Wir seien alle kleine Sünderlein und kommen doch alle in den Himmel hinein! Allerdings wäre die feministische Kritik, daß nur die Frauen kleine, die Männer aber große Sünderleins sind, mitzuberücksichtigen.
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