Ein Mann, mitten in der Wüste, die Sonne glüht vom Himmel herab, um ihn nur Sand und Sand; er verdurstet elendig. Da steht plötzlich sein Freund neben ihm, eine Flasche frischen Wassers in der Hand haltend: „Ich bin bei Dir, ja, ich verlasse Dich nicht!“ Da steht der Freund dabei und der Mann verdurstet.
Das ist nun keine Szene aus einem Horrorroman, sondern: So sei Jesus am Kreuze gestorben! Das Kreuz Jesu solle uns sagen, daß selbst in der schlimmsten Not Gott uns nicht verläßt, sondern bei uns ist!
In einer fulminanten Predigt kämpfte heute ein Liberaler so gegen das Kreuz Christi. Als erstes polemisierte die Predigt gegen die katholische Lehre vom Kreuz Christi, daß hier der Sohn Gottes ein Sühnopfer dargebracht hat. Den Anlaß bot dazu die Aussage Jesu, daß der Menschensohn leiden muß. Diese Leidensankündigung besagt, daß es Gottes Wille ist, daß der Sohn durch sein Leiden die Welt mit Gott zu versöhnen habe. Diese Lehre wurde nun vehement bekämpft mit dem Standartargument, daß Gott die Liebe so, sodaß er keine Opfer wolle, keine Sühne und auch keine Gottesfurcht. Jesus Christus sei also nicht für unsere Sünden gestorben. Das Kreuz Jesu muß also zweitens als Zeichen der Liebe Gottes interpretiert werden!
Nur was soll in diesem Bilde des zu Tode Gemarterten ein Zeichen der göttlichen Liebe sein? Der Martertod hat nun wirklich nichts mit der Liebe zu tuen, wenn er kein Sühnopfer ist, daß der Sohn aus seiner Liebe zum göttlichen Vater dargebracht hat. Zwar ruft Jesus, am Kreuze sterbend aus: „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen!“, aber hier hat sich Jesus geirrt. Denn Gott verläßt keinen Menschen, weil er jeden liebe. Deshalb war auch Jesus nicht von Gott verlassen, als er so grausam starb. Das Kreuzesleiden Jesu soll uns also nur sagen: Wie schlimm Du auch leiden magst, Gott ist immer bei Dir, er verläßt Dich nie wie der Freund beim Verdurstenden ausharrt.
Also blenden wir zurück zum Verdurstenden in der Wüste: Sein Trost in seinem bitteren Sterben ist, daß sein Freund neben ihm steht, eine Flasche Wasser in der Hand bekennend: „Ich bin bei Dir!“ So leicht wie dieser Freund den Verdurstenden retten konnte, so leicht hätte auch Gott seinen Sohn retten können als der Allmächtige. Das wollte der Allmächtige aber nicht, weil er uns andemonstrieren wollte, daß er keinen Menschen, so sehr der auch leiden mag, gottlos sterben lasse. Niemand stürbe gottlos. (Der Begriff der Gottlosigkeit ist aber so nicht biblisch verwendet, da er in deutschen Übersetzungen als die Antithese zur Frömmigkeit verwendet wird: Der Gottlose ist der Nichtfromme und meint so nicht einen von Gott Verlassenen, sondern einen, der so lebt, als gäbe es keinen Gott.)
Damit ist das Kreuz Christi seiner soteriologischen Bedeutung völlig beraubt. Der Gott, der einfach als die Liebe vorgestellt wird, ist schon der hinreichende Grund unserer Erlösung. Jesus fungiert dann nur noch als ein Aufklärer, der uns von falschen Gottesvorstellungen befreit. Konkreter heißt das, daß das „Gottesbild“ des Alten Testamentes weitestgehend falsch ist, wenn da von Gottes Zorn, seinen Gerichten und der Gottesfurcht geschrieben wird, daß Gott gar Sühnopfer verlange. Der Starhäretiker Marcion, der so heroisch gegen den Gott des Alten Testamentes im Namen des Liebesgottes Jesu kämpfte, hat eben in der liberalen Theologie seine würdigen Schüler gefunden. (So ist es kein Zufall, daß der liberale Theologieprofessor N. Slenczka für die evangelische „Kirche“ die Entfernung des AT aus dem Kanon fordert.)Die Ausstrahlungskraft des Marcionismus beruht einfach darauf, daß hier ein Gottesbild gelehrt wird, das ganz den Wünschen des Menschen als Sünder entspricht. Luther brachte das einmal so auf den Punkt: Der Mensch als Sünder ist Atheist, weil er selbst Gott sein will. Den einzigen Gott, den er aber doch akzeptieren könne, sei der, der nur die Liebe sei, einer, der nicht zürnt, nicht straft, nicht verdammt, sondern nur eines sagt: „Euch alle hab ich lieb!“ (Die moderne Version bietet uns W. Millowitsch, der Kirchenlehrer des 21. Jahrhundertes: „“Wir sind alle kleine Sünderleins“ und doch hat Gott uns alle ganz lieb. Infantilistische Züge sind dabei unüberhörbar: Für Gott sind wir wie kleine unmündige Kinder, weder lohn- noch strafwürdig, sondern wir werden eben wie Kleinkinder mütterlich von Gott geliebt.)
Die Folgen dieser Verwerfung der traditionellen Kreuzestheologie sind dann eklatant: Die Eucharistie kann dann keine Opferhandlung mehr sein, das hat zur Folge, daß es keine Priester mehr geben kann, (Luther hatte ja folgerichtig das Priestertum in seiner Kirche abgeschafft, weil er lehrte, daß das Abendmahl kein Opfer sei.) Aus Priestern werden dann Gemeindelehrer, die das Aufklärungswerk Jesu, daß Gott nur der Gott der Liebe sei, der nicht zürnt, der nicht straft, der keine Buße und Reue will, der nie verdammt - ab und zu vergaß Jesus aber dies isb in seinen Predigten über das göttliche Endgericht, genau genommen predigt Jesus trotz Marcion nie einen solchen Gott- zu prolongieren habe. Damit wird die christliche Religion transformiert in einen seichten linksliberalen Humanitarismus. (Vgl A, Gehlen, Moral und Hypermoral)
Diese Transformation ist nun aber selbst die Grundvoraussetzung des „Synodalen Irrweges“, die Katholische Kirche konsequent zu verweltlichen und sie so gleichförmig der Welt zu gestalten.
Real ist das Gottesbild der liberalen Theologie die vollkommene Abkehr vom Gott der hl. Schrift und der Lehre der Kirche zugunsten eines reinen Phantasiegottes, der eben nur für postmoderne Gesellschaften nützlich ist, weil so die christliche Religion völlig domestiziert zur reinen Affirmation des Bestehenden wird.
Zusatz:
Hedwig Courths Mahler Roman: „Aus Liebe erlöst“, meisterlich verfilmt ist ein wunderbarer Liebesroman. Aber wie ein Zahnarzt seine Patienten nicht durch seine (Nächsten)Liebe erlöst sondern durch sein Bohren und gelegentliches Zahnziehen, die (Nächsten)Liebe motiviert ihn nur zu diesen Gesundung wirkenden Handlungen, so hat Jesus Christus uns nicht durch seine Liebe sondern durch sein Leiden erlöst. Seine Liebe zu Gott und uns Menschen motivierte ihn nur dazu, das Kreuz auf sich zu nehmen. Darum schreibt ja auch der Apostelfürst Paulus zur Kreuzesnachfolge: „Für den Leib Christi. Die Kirche ergänze ich in meinem irdischen Leben, was an den Leiden Christi noch fehlt.“ (Kol 1,24). Durch Christi Leiden und durch das seiner Nachfolger werden wir so erlöst.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen