Sonntag, 26. September 2021

Zur Überwindung der billigen Lohnethik Jesu Christi




P. Engelbrecht Recktenwald von der Petrusbruderschaft präsentiert in seiner Erwägung über das Verhältnis zwischen Moral und Glück zu sehr eigentümlichen Ideen. („Umleitung zum Glück, in: Informationsblatt der Priesterbruderschaft St.Petrus Oktober 2021, S.12-15.)

Oft erschienen uns die Gebote Gottes, bzw die Moral als ein Hindernis zum Glück, aber dieser Eindruck trüge, denn die Gebote Gottes, bzw die Moral sei der sichere Weg zum Glück. Die Begründung dafür lautet: „Die Zehn Gebote als der Inbegriff der Moral stammen von Gott. Und da Gott es gut mit uns meint, sind sie mit Sicherheit kein Hindernis für unser Glück, sondern im Gegenteil untrügliche Wegweiser zu ihm, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt.“ (S.13).

Trügt der Schein also, daß die 10 Gebote oder die Moral als ein Hindernis zum Glück erscheinen? Eine kleine Überprüfung: Findet ein Ehemann im Beisammensein mit seiner Geliebten nicht (oft) das Glück, das er in seiner Ehe nicht mehr findet? Findet ein erfolgreicher Betrüger und Dieb nicht sein Glück, wenn er mit dem ergaunerten Geld nun sich das endlich leisten kann, was er vordem nicht finanzieren konnte? Diese Fragen könnten den Einwand evozieren, daß in diesen zwei Fällen das so erreichte Glück kein wahres Glück sei, aber in beiden Fällen würden diese Akteure rechtens darauf insistieren, daß für in diesen Fällen sie die Moral ein Hindernis für ihr Glücksstreben sei. Jeder Dieb bejaht im Prinzip nämlich das Gebot: „Du darfst nicht stehlen!“, denn welchem Dieb gefiele es, würde ihm das von ihm Gestohlene wiederum gestohlen, aber ab und zu erlaubt er es sich, gegen dies Gebot zu verstoßen, um so ein gestohlenes Gut zu genießen als dann sein Eigentum. Offensichtlich wird gerade gegen die Gebote Gottes verstoßen, weil der Übertreter vom Sündigen ein Mehr an Glück für sich erhofft als wenn er die Gebote einhielte. Hier hilft sich P. Recktenwald weiter durch die von ihm eingeführte Distinktion von einer richtigen und einer falschen Vorstellung vom Glück. Die Moral sei der Weg zum wahren Glück, aber nicht zum falschen. Damit gibt er faktisch aber dem Schein, daß die Moral zumindest auch ein Hindernis zum Glück sein kann, Recht, denn nun heißt es ja, daß um der Moral willen auf das falsche Glück verzichtet werden müsse, das aber Menschen als wahres Glück erscheinen kann, etwa das Glück eines Verheirateten mit seiner Geliebten.

Prinzipieller ist nun aber zu eruieren, ob das Glück, zu dem der Weg die Moral sein soll, dem moralischen Leben etwas Immanentes ist oder eine Belohnung für dies Leben als etwas dem moralischen Leben Externes. Letzteres lehrt Jesus Christus. Er offenbart nämlich, wie zu leben ist, damit wir eingehen können in das ewige Leben des Reich Gottes. Dies verheißende ewige Leben ist nun natürlich nicht etwas dem moralischen Leben Immanentes sondern die göttliche Belohnung für ein moralisches Leben. Jesus Morallehre ist eine klare Lohnlehre. Für ihn ist dann aber wesentlich, daß der Mensch sich zu entscheiden habe, ob sein Lebensziel im Erstreben irdischer Güter als Lohn für sein Tuen oder im Erstreben himmlischer Güter besteht. Anthropologisch formuliert: Stets strebt der Mensch nach seinem Lohn, nur die einen nach irdischem, die anderen nach ewig himmlischen. So ist die Kreuzesnachfolge für Jesus nicht ein glückliches Leben sondern eines, das sich einen Himmelslohn verdient.

Aber von dieser primitiven Lohnmoral will ein moderner Theologe natürlich nichts wissen. Der gute Mensch wirkt das Gute um des Guten willen. „Wenn ich es vermeide, dem Nächsten zu schaden, und statt dessen hilfsbereit und rücksichtsvoll bin, dann tue ich das Gute nicht, weil ich mir dadurch selber einen Vorteil erhoffe, sondern einfach darum, weil ich in meinem Gewissen erkenne, dass das gut und richtig ist“. (S.13). Warum lehrte uns dann nur der Sohn Gottes: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“? (Jesu Bergpredigt Mt, 5,30) Der Mensch hat nach dieser größeren Gerechtigkeit zu streben und sie zu erlangen, damit er in das Reich Gottes als Belohnung für diese Gerechtigkeit eingehen kann. Vergleiche dazu den Psalm 15: Wie muß der Mensch beschaffen sein, damit er bei Gott weilen darf als Fundament der Bergpredigt Jesu)

Aber diesem Pater ist eben Jesu Morallehre zu billig! Er erstrebt eine höhere hyperchristliche Moral. Das Beispiel für diese Hypermoral ist nun aber sehr mißlich gewählt, denn dies provoziert sofort den Einwand: Hier handle der Mensch doch nur nach der Einsicht eines vernünftigen Egoismuses: Schade keinem, damit Dir auch keiner schadet! Das Gewissenspathos übertüncht dann hier nur diese rein utilateralistische Moralpraxis: Betrüge nicht, damit auch Du nicht betrogen wirst!

Christentumskritisch heißt es dann gar: „Wenn ihr Christen das aber nur tut, um glücklich zu werden, dann ist eure Ethik nur eine billige Lohnethik.“ (S.13f). Für Jesus ist das Glück, das ein Mensch durch seine Lebensweise erlangen kann, das des ewigen Lebens, nicht ist schon das moralische Leben das Glück.

Wenn es nun aber keinen Lohn mehr für das moralische Handeln geben soll, wie es Jesus Christus selbst gelehrt hat, warum soll dann das Gute getan werden? Es muß so als ein selbstzweckliches Tuen verstanden werden. Die Moral ist etwas Selbstzweckliches. (S.14). „Die Moral ist nicht dazu da, uns den Weg zum Glück zu weisen. Das ergibt nur eine billige Lohnethik. Sondern sie ist dazu da, uns zu guten Menschen zu machen, und in diesem Sinne ist sie Selbstzweck.“ (S.14) Damit ist die ganze Morallehre Jesu Christi ad acta gelegt.

Nur frägt sich dann, warum das Ziel des guten Menschen um des guten Menschen willen zu erstreben sei. Im Volksmunde heißt es doch: Schlechten Menschen geht es immer gut, Unkraut vergeht nicht....Also soll nun doch um der Moral willen auf das daß es mir gut geht, verzichtet werden? Das Mirgutgehen ist damit aber nicht als Ziel aus dieser Moralkonzeption eskamotiert worden, mitnichten, denn es überlebt in dem moralischen Bewußtsein des guten Menschen, dem sein Glück in seinem Selbstbewußtsein, ein guter Mensch zu sein, lebendig erfahrbar wird. Wie glücklich ist der zu preisen, der Gott danken kann, daß er kein Sünder sondern ein Gutmensch ist!



1.Zusatz:

Wie sehr irrte doch der Sohn Gottes, als er uns lehrte: Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen. Aber seit Papst Franziskus gar erkannte, daß den Sohn Gottes eine falsche Gottesvorstellung dazu verleitete, uns zu lehren. so zu beten: Gott, führe uns nicht in Versuchung!, ist es wohl en vogue geworden, Jesus Christus zu überwinden- auch seine billige Morallehre.

2.Zusatz

Das komplizierte Verhältnis von Natur und Gnade hinsichtlich der Vorstellung von Gottes Belohnen soll hier nicht mehr erörtert werden. Es muß aber daran festgehalten werden, daß dies Verhältnis nicht so bestimmt werden darf, daß die Rede vom Lohn sinnlos wird.


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen