(oder: Die
„Neue Weltordnung“ und die Liebe zum Pantheismus, zum Einerlei)
Vorab, wer nun meint, daß das Projekt einer „Neuen Weltordnung“ nur in den Phantasien von überspannten „Verschwörungs-theoretikern“ existiere, aber im realen Leben es solche „Verschwörungen“ gar nicht gäbe, ja solche nur konstruiert würden, um die hochkomplexe Wirklichkeit durch simplifizierende Narrative zu erklären, der sei auf die Apostelgeschichte Kapitel 23,12 f verwiesen: „Nach Tagesanbruch rotteten sich die Juden zusammen und schworen einen heiligen Eid,weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten. An dieser Verschwörung waren mehr als 40 Männer beteiligt.“ Es gibt Verschwörungen, nur ist nicht jede behauptete auch eine reale.
„Daß Gott in jedem von uns lebt, daß jeder Fleck Erde uns Heimat sei, jeder Mensch uns verwandt und Bruder ist, daß das Wissen um diese göttliche Einheit alle Trennungen in Rassen,Völker, in Reich und Arm, in Bekenntnisse und Parteien als Spuk und Täuschung entlarvt-das ist der Punkt, auf den wir zurückkehren, wenn furchtbare Not oder zarte Rührung unser Ohr geöffnet und unser Herz wieder liebesfähig gemacht hat.“ Hermann Hesse, Lektüre für Minuten. Neue Folge, 1979, S.89f.
Das Ziel ist klar: Alle Differenzen sollen in dem: „Alles ist eins“ aufgehoben werden. In jedem Menschen wohne Gott und so bilden alle Menschen eine Einheit, die nur den Betrachter täuschend als eine Vielheit von Identitäten erscheint. So sind auch alle bestimmten Religionen Täuschungen, denn es gibt nur diese eine Wahrheit, daß Gott in jedem Menschen präsent ist, sodaß wohl gar die Individualität eine Simulation ist, die die Alleinheit übertüncht. Als Ursache für die Konflikte sieht dieser Schriftsteller also das Faktum differenter Identitäten an, daß es Völker und Rassen gibt, die ihre jeweilige Identität über ihre Differenz zu den Anderen aufbauen, daß es verschiedene Religionen und Bekenntnisse gibt, die sich nur als wechselseitig ausschließende gegenüberstehen, sondern wo gar jede als die einzig wahre Religion den anderen ablehnend gegenübersteht.
(Für die heutige Zeit mit ihrer Focussierung auf die ökologische Problematik wäre dann ganz im Sinne Hesses auch noch die Differenz zwischen Mensch und Natur zu nivellieren, daß Gott sowohl in uns Menschen wie auch in der ganzen Natur lebt, sodaß so wir auch eins sind mit ihr!)
Im sehr erfolgreichen Lied von John Lennon: „Imagine“ finden wir den gleichen Grundgedanken: Wenn es keine Religion, keine Nation , nichts die Einheit Aufspaltendes mehr geben wird, werden wir im Reiche des Friedens leben. Um das Ziel der Endifferenzierung und Vereinerleiung zu erreichen, müssen aber alle identitätsstiftenden Differenzen zum Verschwinden gebracht werden. Alle Religionen und Confessionen seien eben gleichwahr, bezögen sich alle auf die eine Wahrheit, die sie nur different darstellen.
Das ist in gröbsten Strichen skizziert das Kernprogramm der „Neuen Weltordnung“, die Auflösung aller Identitäten in einen einzigen großen Meer der Vereinerleiung. Das alles gleich wahr, ja identisch ist, das kann als das Anliegen pantheistischen Denkens bestimmt werden. Den Ausgangspunkt dafür bildet die Wahrnehmung eines Gegeneinanders von vielen sich wechselseitig ausschließenden Identitäten: Du bist Christ, ich Muslim, Du Chinese, ich Deutscher, Du Atheist, ich Gläubiger usw. Differenzen bewirken nun Konflikte zwischen diesen Identitäten, weil ja jede nur in und durch seine Abgrenzung zu den Anderen ist. Diese Uneinheit soll nun durch den Glauben an: Alles ist eins, eins ist Alles!, überwunden werden.
Damit wird aber jede sich selbst bejahende Identität aus dieser Vereinheitlichung ausgeschlossen. Der Christ darf nicht mehr darauf insistieren, daß nur seine Religion die vollkommen wahre ist, der Deutsche darf nicht dagegen protestieren, wenn seine nationale Kultur aufgelöst wird durch das Projekt der Multikultivierung. Jede Art von „Fundamentalismus“ und „Nationalismus“ muß so aus dieser Einerleiwelt eskamotiert werden. Wenn es nur noch ein Einerlei geben darf, muß so alles Identische aus ihr entfernt werden.
Ansätze dafür finden sich im Raume der Religion im interreligiösen Dialog, im Raume der Völker soll das Globalisierungskonzept alle Völker auflösen und durch multiethnische Gesellschaften ersetzen. Die „Westliche Werte Gemeinschaft“ soll eben die einzige Weltordnung werden- auch wenn jetzt das Projekt der Verwestlichung der Welt eine Niederlage erlitten hat.
Dies ist faktisch ein Generalangriff auf Gottes Schöpfungsordnung, denn indem Gott einen Kosmos schuf, erschuf er etwas von ihm Verschiedenes, zu dem sich dann der Schöpfergott verschiedenartig verhält. Er hat nur das eine Volk, Israel erwählt, nicht alle, er ist als göttlicher Logos nur in einem Mensch geworden, er hat nur eine bestimmte Kirche erschaffen. Er hat aber auch als Schöpfer die eine Menschheit als in Rassen und Nationen aufgegliederte Menschheit erschaffen. „Die Völker sind Ideen Gottes“, ein Gedanke, der oft Herder zugeschrieben wird, auch wenn er sich bei ihm so wörtlich nicht finden läßt! Diese gesamte durch ihre Binnendifferenzierungen qualifizierte Realität soll nun mehr oder weniger klar pantheistisch durchdacht vereinerleit werden: Alles soll nur noch Eins sein. Damit wird aber alle Individualität und Identität genichtet! Welch ein totes Sein ohne Leben! Denn alles ist und lebt nur durch seine Differenz zu allem anderen.
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