Dr. Magnus Striet, für den eigentlich die Offenbarung des göttlichen Logos (=der Vernunft) sich in Königsberg in Kant ereignet hatte, die aber die Katholische Kirche bis heute sträflichst ignoriert stellt in seinem Videovortrag : „Demokratische Verpflichtungen aus dem Evangelium“ fest, daß die Katholische Kirche das Grundprinzip der Moderne, der Aufklärung immer noch nicht rezipiert habe, nämlich das Recht auf Selbstbestimmung, das sich in der liberalen Demokratie manifestiere als die beste aller denkbaren Regierungsformen.
Nun würde zwar die beste aller denkbaren Rgierungsformen von populistischen Strömungen gefährdet (vgl dazu das TAZ-Video: Wer verteidigt die liberale Demokratie?- gegen ihre Feinde: Brexit, den USA-Präsidenten Trump und den Nationalismus, 2017) aber dieser Theologe wendet sich nun primär gegen die antiliberal strukturierte Katholische Kirche. Im Anschluß an Vorträge zum Thema der Verteidigung der liberalen Demokratie treten dann noch liberale Theologen in einer Diskussionsrunde zusammen unter dem Titel: „Verteidigung der liberalen Demokratie“ mit Herrn Striet, Frau Knop und zwei weiteren liberalen Theologen.Auch hier herrschte große Einmütigkeit in der Kampfansage gegen die Katholische Kirche, daß sie eben bisher immer noch ein Hort finsterster reaktionärer fortschrittsfeindlicher Kräfte sei. Für den Theologen Magnus Striet fungiertt dabei Papst Benedikt XVI geradezu die Inkarnation des Bösen.
Aufklärung und Vernunft, beides seien im Prinzip Begriffe für die eine Wahrheit, daß es eine Unhintergehbarkeit des Pluralismus gäbe, verlange, daß die Katholische Kirche endlich ihre hierarchische Struktur auflöse, sich demokratisiere und das Selbstbestimmungsrecht anerkenne, daß jeder so glauben und leben dürfe, wie es ihm gefalle, solange er dabei nicht das Selbstbestimmungsrecht anderer mißachte. Allerdings deutet Striet an, daß in Grenzfällen hiervon eine Ausnahme denkbar sei, er denkt dabei an das von Feministin proklamierte Recht zur Tötung der Kinder im Mutterleibe.Es reiche eben nicht, daß nun die Gesellschaft ihr Eigenleben liberal-demokratisch organisiere, es müsse auch die Kirche diese liberale Demokratie für ihr Eigenleben übernehmen. Die liberale Demokratie könne eben in sich keine Subsysteme tolerieren, die nicht liberal-demokratisch sind.
Bisher akzeptiere dies die Kirche nicht, so wenn etwa Papst Benedikt in seiner unseligen Rede vor dem deutschen Bundestag von der „wahren Freiheit“ gesprochen habe und von einem „Naturrecht“, denn das seien nur ideologische Größen, die die Aberkennung des Selbstbestimungsrechtes verdunkeln sollen: Die Freiheit müsse sich in ihrer Selbstbestimmung durch das „Naturrecht“ oder gar die Vorgaben einer „wahren Freiheit“ eingrenzen lassen. Das sei inakzeptabel.
Wie könnten nun die Prinzipien der liberalen Demokratie aus dem Evangelium begründet werden, frägt dann dieser Theologe. Die Evangelien gäben dazu nichts her, seien sie doch zeitbedingt noch ohne eine Verständnis der Ideale der liberalen Demokratie. Könne dann aber aus dem Begriff des Evangeliums die liberale Demokratie legitimiert werden. Was das Evangelium sei, sei nun immer eine Interpretationsaufgabe, denn es gäbe keinen objektiven Gehalt des Evangeliumes, auch wenn wohl die zentralen Begriffe dieses Evangeliumes die Menschenzugewandtheit Gottes und die Menschwerdung in Jesu sei. Aber es ließe sich dies „Evangelium“ liberal interpretieren. Eine solche liberale Deutung des Evangeliumes könne dann eine Stütze der liberalen Demokratie sein!
Aber der Theologe sieht auch in den Traditionsbeständen der Katholischen Kirche dem gegenüber kontraproduktive Elemente. Die Hierarchie der Kirche und gerade auch ihr sakramentalistisches Amtsverständnis legitimiere sich durch eine antike pessimistische Anthropologie, daß der Mensch eben Sünder sei. Die Erbsündenlehre sei dann wohl der schlimmste Exzeß solcher Misanthropologie. Einfacher gesagt: Zur liberalen Demokratie passe einfach die katholische Sündenlehre nicht. Der Mensch sei eben ein zum vernünftigen Denken und Handeln Befähigter und kein zum Sündigen Geneigter.
Aber noch einen weiteren Feind sichtet dieser Theologieprofessor: die Volksfrömmigkeit, besonders dann wenn sie von der Kirche als Gegenüber zur wissenschaftlichen Theologie in Stellung gebracht würde. Auf den Punkt gebracht: Da nicht alle in der Kirche aufgeklärt vernünftig Denkende seien, sollten eigentlich die liberalen Theologieprofessoren die Kirche regieren. Aber die Vorstellung, daß ein liberal gesinnter Papst kraft seines Amtes unfehlbar erklärte, daß das päpstliche Lehramt nicht unfehlbar sei, stieß unter den liberalen Mitdiskutanten auf liberales Wohlwollen, denn wie sonst könnte die Bastion der Illiberalität, die Katholische Kirche geschliffen werden!
Nun hätte eigentlich ein Blick zu den protestantischen „Kirchen“ ausgereicht, um all das hier Ersehnte als schon Realisiertes wahrzunehmen, aber so bescheiden ist man eben nicht, denn es gilt aus dem liberalem Geiste heraus die Gleichschaltung der Katholischen Kirche mit dem liberal-demokratischen Staat einzufordern. Selbstverständlich könne nicht mehr an die (linke) Vorstellung eines Wächteramtes der Kirche dem Staat und der Gesellschaft gegenüber angeknüpft werden (das war eine in linksprotestantischen wie linkskatholischen Kreisen eine zeitlang beliebte Vorstellung, um die Kirche als gesellschaftskritische Kraft zu konzipieren), sondern heutzutage, genau genommen seit der Aufklärung hat die Kirche die Aufgabe, der Aufklärung hinterherhinkend, sich von der aufgeklärten Welt „missionieren“ zu lassen! Die Kirche habe der Welt nichts zu sagen, sie müsse sich jetzt von der Welt belehren lassen, endlich das selbstbestimmte Denken und Leben anzuerkennen.
Als erste Schritte wären dann wohl die Einführung des Frauenpriestertumes und gleichzeitig die Abschaffung der kirchlichen Hierarchie, die Bejahung der Homosexualität und eine liberale Sexualmorallehre von Nöten! Vielleicht sollte auch die pessimistische Anthropologie, der Mensch sei Sünder, abgeschafft und durch ein optimistisch liberal aufgeklärtes Menschenbild ersetzen werden.
Wer aufmerksam die angezeigten Videos sich anhört, könnte eines auffallen, daß Gott, Jesus Christus, der Hl. Geist und sonstiges Altmodisches bei diesem Theologendialog völlig bedeutungslose Größen sind- wozu auch: Man glaubt an die menschliche Vernunft, verlangt Vertrauen in die modernen Wissenschaften und in die Regierung, daß sie schon alles gut mache! Aber alle haben sich der liberalen Demokratie unterzuordnen, auch und gerade die Katholische Kirche. Dieser uniformierte Liberalismus könnte liberal Gesonnene irritieren, glaubten sie nicht unerschütterlich an ihre liberalen Dogmen.
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