Dienstag, 31. August 2021

Wie der Mensch zu Gott kommt? Über die Krise der Fundamente der christlichen Religion



Nahe liegt es ja für das katholische Denken, die Möglichkeit einer natürlichen Gotteserkenntnis, daß er ist und zumindest eine ungefähre Vorstellung von dem, wie er ist, zu eruieren, um darauf hin dann die offenbarten Wahrheit der christlichen Religion anknüpfen zu lassen. Das scheint zumindest eine angemessenere Weg als der, die Persönlichkeit Jesu in den Vordergrund zu stellen, sodaß zu ihr ein „persönliches“ Vertrauensverhältnis entstehen kann, denn so verbleibt ein solcher Vertrauensglaube an die Person Jesus ganz in der Weltimmanenz. Jesus kann dann nur noch als vorbildlicher Mensch fungieren, aber somit nicht als das Zentrum einer Religion.

N. Fischer versucht nun durch die Bestimmung des Menschen als sich fraglich Seiender einen Weg zu Gott zu eröffnen. Notwendig frage der Mensch so und ziele mit seinen ihm notwendigen Fragen auf Gott hin, auch wenn er so zu keiner positiven Erkenntnis Gottes kommen könne. Vom Menschen als dem „Erkennenden“ sagt er so aus:

Der Erkennende sucht die Einsichtigkeit von Wahrheit,der Wollende strebt nach dem Guten, der Handelnde will die Glückseligkeit erlangen.“ (Die philosophische Frage nach Gott, 1995, S.47f) Befremdlich ist nun, daß das Fühlen als Potenz des Menschen nicht vorkommt, obzwar doch schon der protestantische Theologe Schleiermacher die Religion in das Reich des Gefühles verortete und nicht in den Bereich metaphysischen Wissens oder dem der Moral, des Handelns. Wenn Rodolf Otto das Göttliche als die Einheit von tremendum und faszinosum expliziert, dann bestimmt das Furchterweckende und das Faszinationerweckende Gott doch auch von seinen im Gefühlsleben des Menschen evozierten Gefühlen, aber Fischer möchte sich unbegründet auf die Vermögen des Erkennens,Wollens und Handelns kaprizieren. Sehr schlechtes Deutsch ist es, zu sagen: Ich tue erkennen, ich tue wollen, aber etwas Wahres ist in dem doch ausgesagt, daß eben auch das Erkennen und das Wollen Tätigkeiten sind und nicht nur das Handeln. Aber ungefähr ahnen wir, was gemeint ist, daß eben das Denken noch keine Tat sein soll sondern erst die dem Denken folgende Tat.

Erkennen sei auf die Wahrheit bezogen. Das klingt schon sehr theologisch, assoziiert man doch mit der Wahrheit gleich Jesus Christus als die Wahrheit oder Gott. Aber gerade weil hier so schnell zum Gottesgedanken hingedacht wird, soll hier ein Fragezeichen gesetzt werden. Für das Überleben des Menschen ist es überlebensnotwendig, das Eßbare vom Nichteßbaren, den Freund vom Feind und zur Arterhaltung ein angemessenes Objekt für den Fortpflanzungstrieb erkennen zu können. Äße der Mensch stets nur von ihm nicht Eßbares, würde er seine Feinde nicht ad hoc als Feinde erkennen können und begehrte er als Mann etwa nur Männer für seine sexuellen Bedürfnisse, stürbe er baldigst aus. Die Frage lautete dann in einer konkreten Situation: Kann ich hungrig den Pilz da essen oder sterbe ich daran? Ist es wahr, daß dieser Pilz für mich bekömmlich ist oder ist er tödlich für mich. Eine Ausage, er sei bekömmlich, muß so auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden. Bevor nun rekonstruiert wird, wie das menschliche Erkenntnisvermögen den Wahrheitsgehalt der Aussage überprüft, kann und muß konstatiert werden, daß der Mensch im Laufe seiner Geschichte meistenfalls angemessen die potentiellen Objekte seines Sichernährens erkannt hat, denn sonst hätte er nicht überlebt.

Nur weil der Mensch in diesen drei Bereichen des Sichernährens, der Freund-Feinderkennung und der Erkennung zur Fortpflanzung Befähigten in der Regel richtig erkennt, überlebt er bis jetzt. Also muß konstatiert werden, daß sein Erkenntnisvermögen zum zum Überleben Notwendigen hinreicht.

Ganz anders lautet nun N. Fischers Resümee über das menschliche Erkenntnisvermögen: „In der Verfolgung dieser Ziele, die dem Menschen durch seine besondere Natur vorgegeben sind, scheint er aber zuletzt und auf Dauer immer scheitern zu müssen.“ (S.48)Offenkundig muß hier mit der „Wahrheit“ etwas anderes gemeint sein als das Problem, ob eine Tatsachenaussage wahr oder unwahr ist. Früge mich wer, ob es jetzt hier regnet, könnte ich das verneinen und verfügte ich über einen Photoapparat, das geschossene Bild dem Frager zukommen lassen, sodaß der überprüfen kann, daß es jetzt, 9:28 hier nicht regnet. Aber was meint dann der Begriff der Wahrheit, wenn er nicht eine angemessene Relation einer Tatsachenaussage zu der Tatsache, auf die sich diese Tatsachenaussage bezieht, bedeutet?

Das ist ein wahrer Freund.“ Diese Aussage setzt voraus den normativen Begriff des Freundes und jemandem, von dem ausgesagt wird, daß er ein solcher Freund ist. Hier wird eine Realität mit einer Idealität verglichen und nur wenn die Realität seiner Idee entspricht, gilt diese Aussage als wahr. Wahr ist also etwas, wenn es seiner Idealität entspricht, dem wie es normativ vorgestellt wird. Theologisch gedacht heißt das, das etwas so ist, wie es von Gott als Idee gedacht ist.

Aber auch in diesem Falle scheitert das menschliche Erkennen nicht notwendigerweise. In der Regel kann der Mensch zwischen wahren und falschen Freunden unterscheiden, hat er sich aber getäuscht, wird er in der Regel bald, oft schneller als ihm es lieb ist, von seinem Irrtum überzeugt werden. Um es etwas humoristisch zu veranschaulichen: Du weißt, daß Du keine Chance mehr hast, wenn Du zum Pilzessen eingeladen den befreundeten Gastgeber frägst, warum er denn nicht von den köstlichen Pilzen esse und er respondiert, daß er an einem Magenunwohl leide und so jetzt nicht äße! Kurz vor seinem Ableben erkennt so der Pilzsesser die Wahrheit über diese gegessenen Pilze. Das ist dann auch noch eine wahre Erkenntnis, auch wenn sie eine tödliche ist.

Nun strebt der Wollende nach dem Guten. Hierzu ist zu respondieren, daß wohl jeder Wollende nach etwas strebt, das er für sich als gut erachtet.Um es an einem Extrembeispiel zu veranschaulichen: Ein Vergewaltiger strebt durch diese Untat nach etwas für ihn Gutes, der Befriedigung seiner sexuellen Begehren, aber diese Tat kann beim besten Willen nicht als ein Wollen des Guten gedeutet werden. Etwas mir Gutes Wollen heißt so in keinster weise, daß etwas objektiv Gutes gewollt wird. Jeder Sünder will im Sündigen ein ihm gut Erscheinendes. Nichts spricht dafür, daß das so Gewollte etwas moralisch Gutes ist. Ja, ob denn das Gewollte etwas Gutes ist, das erkennen zu können, setzt das Erkennen dessen, was gut ist, voraus. Aber nicht schon qualifiziert daß etwas gewollt wird, daß es auch gut sei. Hier wird also völlig unbegründet aus dem etwas dem Wollenden gut Erscheinenden und so als gut Gewolltem etwas objektiv Gutes.

Wir ahnen schon, daß mit dem Guten, was in jedem Wollen gewollt wird wie mit der Wahrheit, die in jedem Erkennen erstrebt wird, Gott letztendlich gemeint ist, aber dieses Objekt, Gott als die Wahrheit und als das Gute, wird so eben nur von religiösen Menschen erstrebt. Die Religion ist so die Voraussetzung zu einem solchen Streben. Warum aber der Mensch, strebt er nach dem ihm gut Erscheinenden, immer scheitern soll, ist in nichts begründbar. Es müßte schon implizite vorausgesetzt werden, daß das, was das Gute ist, das von Gott als vollkommen Gute gewollt wird und daß der Mensch dies nicht erreichen kann, weil es das vollkommen Gute ist.

Der Handelnde erstrebe in jedem Handeln die Glückseligkeit. Als erstes erstrebt der Mensch sein Überleben als Individuum und als Gattungswesen und das gelingt ihm auch. Seine Endlichkeit überwindet er im Weiterleben seiner Gattung und es gelingt ihm oft auch,erst alt zu sterben, also ein natürlich erreichbares Lebensalter zu erreichen. Von der Glücksseligkeit träumen gewiß frisch Verliebte und überhaupt romantisch Veranlagte, aber welcher heutige glaubt noch an eine Glückseligkeit auf Erden? Davon ist der postmoderne Mensch nach dem Scheitern der großen Weltbeglückungsversuche (der letzte endete im Stalinismus) so weit entfernt, daß eine Glückseligkeit nur noch in schönen Liebesfilmen vorkommt, aber auch nur so, daß der Liebesroman genau dann endet, wenn endlich die füreinander Bestimmten zueinander gefunden haben: Die Glücksseligkeit wird ausgeblendet, weil sie nicht mehr darstellbar ist.

Welchen Sinn kann es nun aber haben, in dem Erkennen und Wollen und Handeln des Menschen ein Streben nach dem Absoluten, der Wahrheit, dem Guten,der glückseligen Erlösung hineinzugeheimnissen, wenn dies Absolute, die Wahrheit, das Gute und das vollkommene Glück faktisch gar nicht erstrebt wird? Ja, wäre der Mensch so geartet, daß er in diesen Grundvollzügen seiner Existenz, dem Denken, dem Wollen und dem Handeln immer schon auf Gott ausgerichtet wäre, dann könnte daran eine theologische Gotteslehre anknüpfen, daß sie das expliziert, was implizite jeder Denkende, Wollende und Handelnde immer schon erstrebt. Nur das Metaphysische, was angeblich immer erstrebt wird, ist leider nur etwas in das Denken, Wollen und Handeln Hineininterpretiertes und verkennt so diese menschlichen Grundvollzüge.

So bleibt die Frage weiterhin offen: Wie kommt der Mensch zu Gott und somit zu einer gelebten Religiösität?







 

Montag, 30. August 2021

Irritationen: Gehört zum Menschen sein Sterbenmüssen als Moment seiner Endlichkeit?

(Irrwege einer falschen Versöhnung mit etwas Widernatürlichem)



Neuere Theologen, so steht es in dem „Grundriss der Dogmatik“ von Ludwig Ott, 11. Auflage, 2005, lehren, „daß der schuldlose Mensch bei längerer Dauer des Urzustandes zwar gestorben wäre, daß er aber den Tod nicht so schmerzlich erfahren hätte, wie der schuldig gewordene Mensch.“ (S. 165)Nun steht auf der selben Seite aber auch: „Die Hl. Schrift berichtet, daß Gott den Tod als Strafe für die Übertretung seines Prüfungsgebotes angedrohte und verhängte.“

So müßte es zweierlei Arten des Todes geben: A) den natürlichen, den auch Adam und Eva gestorben wären, hätten sie nicht gesündigt und B) den Tod als das Gericht Gottes über den Sünder, daß wir alle in Adam gesündigt haben und so dem Todesschicksal unterworfen sind, wie es die Erbsündenlehre expliziert. Als Argument führten die neueren Theologen an, daß die Sünde die Natur des Menschen nicht verändere, sodaß wenn der Mensch von Natur aus unsterblich wäre, er durch die Sünde nicht zu einem Sterbenmüssenden verwandelt werden könne. Da es aber zur Natur des Menschen gehört, sterben zu können, aber nicht sterben zu müssen, ist dieses Argument leicht widerlegbar. Gehörte nämlich das Sterbenmüssen zur Natur des Menschen, könnte er nie ewig leben, weil das dann seiner Natur widerspräche. Da der Mensch ein Zusammengesetztes aus einer Seele und einem Körper ist (den die Seele dann zu seinen Leib formt), ist die Trennbarkeit von Seele und Leib als Möglichkeit mitgesetzt, aber warum sollte daraus eine Notwendigkeit einer solchen Trennung zu konsekutieren sein?

Zudem gibt es Menschen, die ohne gestorben zu sein, in das ewige Leben eingegangen sind, Henoch und Elischa und wird es Menschen geben, die ohne zu sterben, in das ewige Leben eingehen werden, die, die am Tage der Wiederkunft Jesu Christi, zu richten die Lebenden und die Toten, leben werden und von dem göttlichen Richter mit dem ewigen Leben belohnt werden.

Problematisch wird die Lehre der Kirche, daß es keinen natürlichen Tod gibt, daß so auch Adam und Eva nicht gestorben wären, hätten sie nicht gesündigt nur durch die Vorstellung, daß im Tierreich schon der Tod herrschte, bevor der Mensch sich aus diesem Tierreich evolutionär herausentwickelt hätte, er aber so von Anfang an dem Schicksal des Sterbenmüssens unterworfen gewesen sei, da es zur Natur alles Lebenden gehöre, sterben zu müssen.

Diese Vorstellung verkennt aber, daß dem naturwissenschaftlichem Denken die Natur, so wie sie in Folge des Sündenfalles geworden ist, nur bekannt sein kann, nicht aber die prälapsarische. Der in der Evolution der Natur auftretende Mensch ist ja nur der in die postlapsarische Welt hineingefallene, der exilierte Mensch, wie es so wunderbar treffend das „Salve Maria“ zum Ausdruck bringt. Daß die Geschichte des Sündenfalles wie der Engelfall in der Form eines Mythos erzählt wird, verdeutlicht ja signifikant, daß das hier Erzählte nicht ein Ereignis in der Geschichte ist, sondern eines vor der Geschichte, durch das erst die Geschichte, so wie sie für die Geschichtswissenschaft zugänglich ist, konstituiert wurde.

Was hat aber diese Konstruktion eines natürlichen Todes für die Theologie und die christliche Religion für Folgen? Wenn es zur Natur des Menschen gehört, als endliches Wesen zu sterben und dann tot zu sein, wie kann dann noch sinnvoll die Vorstellung eines ewigen Lebens (in der Gemeinschaft mit Gott) als etwas für uns Menschen Angemessenes gedacht werden, erschiene ein ewiges Leben nicht dann folgerichtig als etwas Widernatürliches, zu uns Menschen nicht recht Passendes? Die Vorstellung der Natürlichkeit des Todes versöhnte so den Menschen mit seinem Todesschicksal, da der Tod ihm so zu etwas als zu seinem Leben natürlich, also selbstverständlich Dazugehörigem wird. Wozu bedürfte er da dann noch eine Erlösung vom Tod, wenn der Tod konstitutiv zum menschlichen Leben dazugehört?

Der Tod wird aber auch deshalb so vernaturalisiert, weil er nicht mehr als Gottes Strafe über die Sünde expliziert werden kann, wenn Gott einfach nur noch als die Liebe vorgestellt wird, daß Gott eben nur lieb sei und so niemals den Menschen als Strafender gedacht werden dürfe. So wird nicht nur das Todesschicksal des Menschen verharmlost sondern auch Gott verniedlicht zu einem bloß immer Liebenden, einem der nicht anders kann, als immer nur zu beteuern: Ich hab euch alle lieb!



 

Sonntag, 29. August 2021

Ist der „Synodale Weg“ eine legitime Frucht der Jesus Kritik durch den Großinquisitor nach Dostojewski?


Völlig mißverstanden würde das Ansinnen dieses Großinquisitors, würde er als dem Volke Wasser und Brot Prediger vorgestellt werden, der sich selbst täglich an Krimsekt und Kaviar delektiert. Nein, ganz im Gegenteil: Die Nachfolge Jesus lebend fastete er täglich bei trockenem Brot und Wein, stellt dann aber entsetzt fest, daß die von Jesus geforderte Nachfolge, jeder nehme sein Kreuz auf sich, verachte sein eigenes Leben, um so nur das ewige zu gewinnen, die Masse der Menschen hoffnungslos überfordere. So könnten nur eine winzige Schar, den schmalen und harten Weg der Nachfolge beschreitend das Ziel erreichen, die Masse der Menschen aber als laue Christen pilgern auf dem breiten Weg ins Verderben.

Jesu Lehre sei einfach viel zu hart, darum verweigerten ihm ja auch so viele Schüler die weitere Nachfolge, als er sie lehrte, daß nur wer sein Fleisch ißt und sein Blut trinkt, das ewige Leben hat. (So Jesu Christi Lehre von der Eucharistie, im 6. Kapitel des Johannesevangeliums expliziert.)

Der größte Fehler Jesu wäre aber seine Abweisung des Vorschlages des Teufels gewesen, die ganze Menschheit für sich zu gewinnen, indem er ihr Brot (und Spiele) darbringe- so hätten in alle als ihren König gekrönt, ihm willig dann folgend. Jesus aber wollte ihnen stattdessen das Brot des ewigen Lebens und ein jenseitig ewiges Leben geben und somit verfehlte er den Menschen mit seinen wahren Magenbedürfnissen. Die Kirche mußte deshalb von Jesu Lehren Abschied nehmen, um eine humanitäre Kirche zu werden. Er selbst, der Großinquisitor faste zwar immer noch bei Brot und Wasser, dem Volke aber erlaube die Kirche: Wein, Weib und Gesang, maßvoll, aber doch ausreichend, damit es so das triste Erdenleben besser ertragen könne. Ein wenig zu sündigen, müsse die Kirche den Gläubigen auch erlauben, denn die Gebote Gottes überforderten den schwachen Menschen doch maßlos.

Darum sagt der Großinquisitor zum wieder auf die Erde gekommenen Jesus Christus : Gehe zurück zu Deinem Vater und laß uns hier eine humanitäre Kirche sein, die sich von Dir abgewandt hat, um eine für die schwachen Menschen zu sein, die das Sündigen nicht sein lassen können, die Du mit Deinem Nachfolgeruf hoffnungslos überfordert hast.

Und so folgt der „Synodale Weg“ ganz dem Geiste dieses Großinquisitors: Praktizierte Homosexualität darf die Kirche nicht mehr als Sünde qualifizieren, das diskriminiere doch die Homosexuellen und die können doch nicht auf das Wichtigste auf Erden, den Sex verzichten. Geschieden- Wiederverheirateten ist die Kommunion zu gewähren, denn Jesu Scheidungs- und Wiederverheiratungsverbot ist einfach inhuman, daß Frauen nicht Priester werden dürfen, ist modernen Frauen nicht zumutbar. Da nun auch alle heutigen Christen demokratisch gesonnen sind, muß die von Gott eingesetzte kirchlich-hierarische Ordnung aufgelöst werden zugunsten einer demokratischen Gestaltung des Innenlebens der Kirche. Die Kirche muß hier eben mehr auf die Wünsche der Menschen als auf Gott hören. Ja Jesu Christi inhumane Kirche soll sich endlich dem Weltbeglückungsprogramm des Teufels zuwenden und „Brot für die Welt“, also eine sozial gerechte und humane und ökologisch orientierte Weltgesellschaft einfordern und den jenseitigen Himmel mit Heinrich Heine getrost den Spatzen überlassen, damit alle Menschen auf Erden „Zuckererbsen“ (Heine) genießen können. Denn für Krimsekt und Kaviar für alle wird es nicht ganz reichen. Das solle die Kirche lehren und auch praktizieren, dann wird sie die Menschen auch wieder für sich zurückgewinnen, wendet sie sich erst mutig von Jesus Christus ab, wie es dieser Großinquisitor fordert.

Das wahrhaft Tragische dieses Großinquisitors ist es aber nun, daß er weiß, daß Jesus Christus die Wahrheit ist, Jesus die Wahrheit so auch offenbart hat, er selbst aber sich von der Wahrheit abwendet, um den Menschen durch diesen Trug ein einigermaßen gutes Erdenleben zu ermöglichen.Es ist nicht der machtbesessene Kleriker, sondern der (falsche) Menschenfreund, der meint durch Illusionen die Menschen über ihre wahre Lage hinwegtäuschen zu müssen: Er sagt zum unheilbar Erkrankten: Sorge Dich nicht, Deine Krankheit ist schon am Abklingen, wenn er realiter nur noch wenige Stunden zu leben hat. Die Kirche solle eben die Menschen belügen, weil die Wahrheit für sie unerträglich, sie überfordernd ist.

Wem dieser Standpunkt des Großinquisitors völlig unverständlich ist, der lebt eben schon in einer so verhumanisierten Kirche, die eben alle harten Wahrheiten Jesu Christi schon aus ihrer Lehre und Verkündigung entfernt hat um nur noch den Menschenohren Liebliches, politisch Korrektes zu sagen. (Vgl dazu mein Buch: Der zensierte Gott)

 

Samstag, 28. August 2021

Auflösung der Fundamente der christlichen Religion



Das Fundament, auf dem die christliche wie auch jede andere monotheistische Religion sich auferbaut ist der Basissatz: Gott ist. (Polytheistische Religionen glauben gar an eine Mehrzahl von Göttern!)

Gott wird vom Menschen als die sinnentscheidende Antwort auf die Grundfragen seines Lebens und als absolute Lösung der Rätsel der Welt gesucht“. Norbert Fischer, Die philosophische Frage nach Gott, 1995, S.37. Das klingt gut, aber stimmt es auch? Erstmal ist hier eine Vorentscheidung getroffen worden, unreflektiert und unbegründet, daß das Subjekt der Gottsuche „der Mensch“ sei- ist die Religion somit eine Hervorbringung des Einzelmenschen, oder nicht vielmehr eine Hervorbringung sozialer Gemeinschaften? So wie es keine Privatsprache gibt, sodaß dann Privatsprachen sich begegneten, um dann daraus eine gemeinsame Sprache zu kreieren, so wenig haben wohl Einzelne ihren Privatgott gefunden, um dann aus vielen persönlichen Gottesvorstellungen eine gemeinsame hervorzubringen.

Wahrscheinlicher ist hier aber wohl gemeint, daß jeder Mensch, weil er bei aller Individualität doch immer auch ein bestimmtes Menschsein ist, ein so nach Gott Fragender ist. Nur ist dann kritisch anzufragen, ob das Wesen der Religion als eine Antwort auf diese menschliche Frage nach Gott nicht verkannt wird, insofern die Religion ein soziales Gebilde ist, das zur Gestaltung des menschlichen Zusammenlebens dient?

Aber diese Kaprizierung auf den Menschen als Frager nach Gott paßt zu der Bestimmung Gottes als der „sinnentscheidenden Antwort“.Laut Paul Tillich stellt der Mensch nicht in allen Epochen die gleiche Frage. So sei in der Antike Jesus Christus die Antwort auf die Frage nach der Überwindbarkeit des Todesschicksales expliziert worden, Luther habe dagegen Jesus Christus neu kalibriert als die Antwort auf die Frage seiner Zeit: Wie wird mir Gott ein gnädiger?, und in der Moderne müsse nun die Antwort Jesus Christus von Neuem kalibriert werden auf die Sinnfrage des Menschen. Daß erst der moderne Mensch so frägt, ist nicht unplausibel, zeichnet sich doch die Moderne durch die Entbindung der Menschen aus sozialen Bindungen und seine Vereinzelung aus, sodaß so ihm die Frage nach dem Sinn seines Einzeldaseins bedrängt. Vormals war ein Glied von einer sozialen Gemeinschaft, der Familie, eines Stammes und eines Volkstumes,woraus er seinen Lebenssinn erhielt: Als Teil des Ganzen bin ich etwas Sinnvolles, denn auch wenn ich sterbe, bleibt doch das erhalten, worin und wofür ich gelebt habe.

Also dem modernen entbundenen vereinzelten Menschen soll Gott die Antwort auf seine Sinnfrage sein, beziehungsweise: Er sucht nach Gott als der Antwort auf diese seine Frage. Lebt der moderne Mensch also in einer Welt oder einer Gesellschaft des Sinndefizites oder gar der Sinnlosigkeit? Oder ist die Empfindung der Sinnlosigkeit nur ein Augenblicksgefühl, das nur als ein Herausfallen, ein Sichentfremdethaben aus einer sinnvoll strukturierten Welt zu interpretieren ist? (Sartres Meisterwerk: „Der Ekel“, ließe sich so deuten.)

Im Alltagshandeln unterscheidet ein Agierender zwischen Handlungen, die er um seiner selbst willen vollbringt, und denen, die ihren Zweck nicht in sich haben. Was um seiner selbst willen getan wird, wird genossen (das augustinische: frui= genießen), was um eines Zweckes außerhalb dieses Tuens getan wird, wird als sinnvoll (im augustinischen Sinne des uti= gebrauchen) beurteilt, weil so das selbstzweckliche Tuen ermöglicht wurde. Ich kaufe ein Buch, um es zu lesen. Das Buchkaufen ist eine uti-Handlung, die sinnvoll ist, weil sie auf das selbstzweckliche Lesen ausgerichtet ist, dies Lesen wiederum wird genossen, weil ich dies Buch um des Lesens willen lese. Ich genieße es (frui). So sind Handlungen in sich selbst immer sinnerfüllt, entweder in ihrer Ausrichtung auf ein Ziel, das um seiner selbst willen erstrebt wird oder weil sie in sich selbst sinnvoll sind, weil sie so genossen werden.

Als sinnlos können so die Handlungen beurteilt werden, die ihren Zweck nicht erreichten: Ich versuchte, mein Fahrrad zu reparieren, aber vergeblich, es fährt nicht. Oder aber der Genuß stellt sich bei einer selbstzwecklichen Tat nicht ein: Die Musik, die ich um des Musikhörens willen hören wollte, mißfällt mir plötzlich, als wenn ich plötzlich nicht in der für diese Musik angemessenen Stimmung mich befinde. Dies sind aber kontingente Erfahrungen, die auch nur als irritierende Störung empfunden werden, weil in der Regel das um seiner selbst willen Getane genossen wird und die meisten uti-Handlungen ihr Ziel erreichen: Ich gehe einkaufen und finde das, was ich kaufen wollte, im Verbrauchermarkt.

Prinzipieller stellt sich das Problem der Sinnsuche dar, wenn auf das menschliche Leben im Raume der Sprache reflektiert wird. Eine Autobiographie könnte ich schreiben. Das kleinste Element ist dabei der Satz: Jeder Satz ist sinnvoll, sonst wäre er kein Satz. Durch das sprachliche Denken wird so uns alles kraft der Sätze sinnvoll. Selbst wenn wir eine völlig sinnlose Welt annähmen, die nur aus einem Meer chaotisch in einem Raum zerstreuter Dinge bestünde, durch die Sprache, wenn wir in Sätzen denken, würde sie uns zu einer sinnvollen. Im sprachlich strukturierten Denken unterwürfen wir so selbst eine chaotischen Welt dem Sprachsinn. Nur ein Herausfallen aus einem gewissen Grundvertrauen in die Sprache, daß in ihr uns die Welt, wie sie uns im Denken erscheint, auch wirklich ist, kann ein Empfinden in die Welt als einer absurd-sinnlosen evozieren.

Wenn so die Frage nach dem Sinn die Frage sein soll, die durch Gott beantwortet wird, dann ist es verständlich, warum die Antwort: „Gott“ auf so wenig Resonanz stößt. Wir leben in einer sinnüberfüllten Gesellschaft, in der nur in kontingenten Ausnahmefällen sich diese Frage als bedrängende stellt, wenn etwa ein Nachwuchsautor jedes seiner Manuskripte als nicht akzeptabel von den Verlagen zurückgesendet bekommt, also wenn Erfahrungen regelmäßigen Scheiterns gemacht werden oder wenn die Fähigkeit, etwas zu genießen, verloren geht, meist zeitlich befristet, etwa ein Ehemann, der die Intimität mit seiner Frau nicht mehr genießt. Aber so sehr Erfahrungen des Scheiterns zum Alltagsleben dazugehören, daß nicht erreicht wird, was erreicht werden sollte oder das nicht genossen werden kann, was genossen werden sollte, das sind immer doch nur kontingente Erfahrungen in einer im allgemein sinnvoll strukturierten Lebenswelt- handlungstheoretisch und sprachphilosophisch erklärbar.



Zusatz:

Nach dem Scheitern der Großversuche, die ganze Menschheits-geschichte als einen Prozeß zu verstehen, der auf das Ziel der Humanisierung und der vernünftigen Gestaltung des Lebens ausgerichtet sei, seit dem deshalb proklamierten Ende der Geschichte (als einem in sich selbst vernünftig auf ein Endziel gerichteten Weg, Hegel, Marx, der Fortschrittsoptimismus der Aufklärung), kann die Geschichte nur noch als der Ermöglichungsraum fragmentarischer in sich selbst aber vernünftiger Kleinstprojekte angesehen werden und so auch das ganze Leben eines Menschen. Das Scheitern der Großprojekte mit ihren großen Erzählungen (Lyotard) führt nicht zu dem Urteil einer sinnlosen Geschichte sondern zum Aufruf zu fragmentarischen Kleinstexperimenten im kollektiven wie im individuellen Bereich. Der Sinn des Ganzen ist so sein Ermöglichen von Einzelprojekten. Das könnte als ein wesentliches Moment der Postmoderne angesehen werden, sodaß in dieser Epoche die Frage nach dem einen Sinn für das Ganze obsolet geworden ist. Zur Veranschaulichung: Der postmoderne Mensch hat keinen Beruf mehr als Berufung zu einer Lebenstätigkeit sondern eben diverse Jobs, mal den, dann den. Er lebt so nur noch fragmentarisch.



 

Freitag, 27. August 2021

Weiße unerwünscht- oder eine politisch korrekte Stellenausschreibung


Keine „weißen Menschen“: Stellenausschreibung an Humboldt-Uni sorgt für Kritik“, so titelt die „Junge Freiheit“ am 26.8.2021. Worum geht es?

In dem Stellenangebot für „die studentische Antidiskriminierungsberatung des Referent_innenrats der HU“, heißt es, es ginge um eine Beratungsstelle für Oper „rassistischer Diskriminierung. Die Beratungen finden aus parteilicher Perspektive statt.“ Dies bedeute, die Beratungen fänden in einer Umgebung statt, in der „sich Betroffene von rassistischer Diskriminierung wohlfühlen und ihre Erfahrungen teilen können“. Die Erfahrung habe gezeigt, „daß dies am besten gelingt, wenn der_die Berater_in Schwarz oder als Person of Color positioniert ist. Wir bitten daher weiße Menschen, von einer Bewerbung für diese Beratungsstelle abzusehen.“

Um eine Diskriminierung auszuschließen wird hier also eine Bewerbung von Weißen, weil sie weiß sind, abgelehnt. Nur „Schwarze“, bzw „Farbige“ sind erwünscht. Ob den Initiatoren dieser Stellenausschreibung dabei klar war, daß somit auch Zigeuner und Türken als Unerwünschte zu stehen kommen, da auch die weder „schwarz“ noch „farbig“ sind? Aber seit dem Reüssieren der :(Nur)“Schwarzes Leben-Zählt“ Bewegung focusiert sich der Diskurs des Antirassismus auf „Schwarze“ und „Farbige“. Die Kehrseite ist dann folgerichtig die Diskriminierung des „Weißen (heterosexuellen)Mannes, dem Urgrund alles Bösen. Der Antirassismus reproduziert so in seiner reinen Antihaltung den Rassismus, den er verurteilt, indem ihm nun die „Schwarzen“ und „Farbigen“ zu rein guten Menschen und der „Weiße“ zum rein bösen wird. Antirassismus wird so zur Verurteilung des Eigenen hier durch die eigene deutsche Akademikerschaft.

Szenenwechsel: Bayern München gewann im ersten DFB-Pokalspiel 12:0 gegen Bremen, eine wahre Torflut, und das obgleich der Trainer nur die B-Mannschaft aufgestellt hatte. Aber etwas irritiert: Keiner der Torschützen war ein Deutscher und wenn doch, dann einer mit einem Migrations-hintergrund, sodaß er nicht als Deutscher erkennbar war. Ist nicht der Profifußball zum Musterschüler der Multikultiideolgie avanciert, daß wir in der Bundesliga so hoher Ausländeranteile haben, daß hört man ein Championleague im Radio die deutsche von der nichtdeutschen Mannschaft nicht mehr unterscheidbar ist, hört man nur die Namen und ist nicht vertraut mit dem Mannschaftskader des deutschen Clubs?

Unmutsäußerungen über diese Überfremdung werden dann sofort als „Rassismus“ verurteilt, permanent ritualisiert Bekenntnisse zur Multikultiideelogie von den Spielern abverlangt bis zum neuesten Bekenntnisakt des Sichniederknieens auf dem Fußballplatz als Präludium des Spieles, um die Demut vor den nichtweißen Spielern zu bekennen. Sieht so der praktizierte Antirassismus aus? Ist die Selbstverachtung und Selbsterniedrigung des „Weißen (heterosexuellen) Mannes die Substanz dieser Ideologie? Ja, so scheint es zu sein. Die Dekadenz bildet den Nährboden, auf dem diese Sumpfblüte des Antirassismus gedeiht und wuchert. „Weiße unerwünscht“, diese Stellenausschreibung an der Humbolduniversität ist so nur die folgerichtige Konsequenz der Multikultiideologie, die das Eigene verachtet und nur das Fremde, Nichtintegrierbare liebt, hoffend, daß so die eigene verhaßte Kultur zu Grunde gehen wird.

Fundiert ist dies in der antideutschen Haltung. Der Politologe Patzeld beschreibt diese so: "Der Deutsche an sich neigt [...]zum Faschismus. Wenn wir die deutsche Kultur aufbrechen, weltweit öffnen, liberal machen und das Deutsche in Deutschland durch Aufnahme anderer Kulturen verdünnen, dann machen wir dieses Land nazisicher."(zitiert nach W. Hackert, Antigermanismus, Globalismus,Multikulti, 2015, S.590)

"Stefanie Drese SPD, stellvertretende Fraktionsvorstzende der SPD im
Landtag Mecklenburg-Vorpommerns: "Den Antrag der NPD-Fraktion,den biologischen Fortbestand des deutschen Volkes zu bewahren, lehnen die Vertreter der demokratischen Fraktionen, in deren Namen ich heute spreche,mit aller Nachdrücklichkeit und aufs Schärfste ab. Dieser Antrag ist rassistisch und menschenverachtend".
(zitiert nach W. Hackert, S.210).

Die Verachtung und Ablehnung des Eigenen bildet so das Fundament dieser Multikultiiideologie, daß das deutsche Volk, aber dann auch alle westlichen durch das Projekt der Multiethnisierung aufgelöst werden sollen, daß eben in der erstrebten multikulturellen Gesellschaft kein Platz mehr für Deutsche und darüberhinaus dem „Weißen (heterosexuellen) Mann es geben soll. Darin soll uns der Anblick von deutschen Fußballmannschaften (fast) ohne Deutsche gewöhnen. Die dem Widersprechenden werden dann selbstverständlich als Rassisten perhorresziert: Deutsche, Weiße unerwünscht!

 

Donnerstag, 26. August 2021

Eine vergessene, verdrängte kirchliche Reformbewegung: für eine zeitgemäße Kirche



Um bei den Menschen anzukommen, müsse man ihnen nahe sein, das war das Grundaxiom auch dieser Reformbewegung der 20er und 30er Jahre in den evangelischen Kirchen Deutschlands, die hier nun nur skizziert werden kann. Für den den deutschen Protestantismus war das Ende der Konstantinischen Epoche, mit dem Sturz Kaiser Wilhelms II, dem sich der Protestantismus insbesondere verbunden wußte, eine einzige Katastrophe, gerade auch weil er im Vergleich zur Katholischen Kirche eine schwach organisierte Kirche war,sodaß sie sich auch deshalb mehr als die Katholische Kirche auf den deutschen Kaiser setzte.Auch wenn Otto Dibelius das „Jahrhundert der Kirche“ als Reaktion auf dieses Ende proklamierte, so kann nicht die große Verunsicherung des Protestantismus übersehen werden. Liest man Dibelius Werk dann noch aufmerksam: Hier ruft ein Verängstigter: Wir sind mutig hoffend auf eine gute Zukunft, ein Versuch, sich am eigenen Zopfe aus dem Sumpf der Angst herauszuziehen.

Die Kirche müsse zeitgemäßer werden, damit sie nun nach dieser Katastrophe den Kontakt zu den Menschen nicht verliert und für sich neu gewinnt. Das kann als das Basiscredo der Reformbewegung der „Deutschen Christen“ eruiert werden.

Zeitgemäß, das hieß ihrer Sicht:

Die theologischen Differenzen zwischen lutherisch und reformiert verstünden doch nur noch spitzfindige Dogmatiker, für das praktische Leben eines Christen seien diese völlig bedeutungslos. Also soll jetzt endlich eine evangelische Kirche erschaffen werden. Das war der Startschuß für die innerevangelische Ökumene.

Die Demokratie sei die (angemessene) Staatsform des 19.Jahrhundertes gewesen, aber sie passe nicht mehr für die Gegenwart. Der moderne zeitgemäße Staat sei der Führerstaat. (Mussolini und Hitler), sodaß nun auch die Kirche dieses Ordnungsprinzip zu übernehmen habe. Die zu schaffende evangelische Kirche solle so durch einen Reichsbischof geführt werden. Dies Amt sei neu zu kreieren.

Angesichts der nationalsozialistischen Revolution dürfe die Kirche nichts abseits stehen, ewige Wahrheiten verkündend, sondern sie habe auf die Zeichen der Zeit zu hören, in ihnen das jetzt von Gott Gebotene zu erkennen. (Die Barmer Erklärung 1934, gegen die Deutsche Christen gerichtet, verurteilte gerade diese These, denn die Kirche habe nur auf das eine Wort Gottes zu hören.) Die neuen „Wahrheiten des Nationalsozialismus“ müßten rezipiert werden.Konkreter wurde so die Einstellung der Judenmission gefordert, aus antisemitischen Gründen und verlangt, daß der Arierparagraph, daß Beamter des deutschen Staates nur Volksangehörige sein können, also keine Juden, da sie Nichtdeutsche wären, von der Kirche übernommen werden sollte, daß also evangelische Pfarrer jüdischer Herkunft ihren Beruf nicht mehr ausüben sollten. Staatlicher Seite war dies nicht gefordert worden, freiwillig wurde die Übereinstimmung mit dem neuen Staate auch in dieser Causa gesucht.

Abstrakter formuliert: Die Kirche müsse ein Christentum in national-sozialistischen Farben hervorbringen, wenn es zukunftsfähig werden wolle. 2 Gegner standen diesem Standpunkt entgegen; die sogenannte Deutschgläubigenbewegung und die Vertreter der „Barmer Erklärung“. Versimplifiziert verlangten die „Deutschgläubigen“, daß nach der politischen Revolution nun eine religiöse zu erfolgen habe, in der sich das deutsche Volk von der ihm nicht gemäßen christlichen Religion zu befreien habe, denn durch die christliche Religion würde das deutsche Volk durch das Judentum beherrscht. Die „Barmer Erklärung“ verlangte dagegen antirevolutionär ein Christentum, das treu bei seiner Wahrheit bliebe und politische Ereignisse nicht als Zeichen Gottes in der Geschichte deute mit einer normativen Bedeutung für die Lehre der Kirche.

Nur eine Kirche, die zeitgemäß sei, könne noch Menschen erreichen, sonst vertriebe man sie, wie es unbeabsichtigt die Barmer erwirken würden, bestimmten sie den Kurs der Kirche, zu Hauf in die Hände der „Deutschgläubigen“.

Was wurde nun aus dieser Reformbewegung? Nach 1945 verschwand sie und wurde nie mehr gesehen. Die faktisch offiziöse Kirchengeschichtsschreibung, so wie sie den universitären Diskurs bestimmt, deutet nun all dies um in des zeitgemäße Narrativ von Hitler, der von Anfang an die beiden Kirchen vernichten wollte. Dazu werden gerne die Gespräche Hitlers mit Rauschnigg herangezogen, auch wenn leider dies Buch wohl eine einzige Fälschung ist, es aber die einzige Quelle ist, in der Hitler seinen Willen zur Vernichtung der christlichen Kirchen äußert. Die evangelischen Kirchen hätten so von Anfang an im Abwehrkampf gegen den Nationalsozialismus gestanden, geführt von der „Barmer Synode“, wohingegen wenige Opportunisten als „Deutsche Christen“ sich Hitler unterwerfen wollten. Daß die „Barmer Erklärung“ sich allein gegen die theologischen Irrtümer dieser Reformbewegung richteten und keine Kritik des neuen Staates intendierte, wird dabei geflissentlich überlesen, auch daß viele aus dieser Richtung positiv dem neuen Staate gegenüber eingestellt waren. Daß die „Deutschen Christen“ nun keine Opportunisten sondern Christen waren, die von der Idee eines zeitgemäßen Christentumes enthusiasmiert waren, wird auch gern übersehen, ist das doch auch heute noch die vorherrschende Option im Protestantismus. Man bejaht jetzt nur eben den Zeitgeist nach 1945 und dann denn nach 1968- daß man jetzt als Christ nur ein guter Christ ist, wenn man links oder linksliberal wenigstens ist.

Auch wenn Hans Prolingheuer in seiner „Keinen politischen Kirchengeschichte“ die Haltung der evangelischen Kirche zum Nationalsozialismus verzeichnet, trifft er die Realität doch weit besser als die heutige vorherrschende Sicht dieses vermeintlichen Kirchenkampfes gegen Hitler. Das Wesentliche ist dabei, daß der heutige Protestantismus so sehr von der Maxime des zeitgemäßen Christentumes beherrscht wird, daß er die Wahrheit über die Reformbewegung der „Deutschen Christen“ nicht wahrnehmen kann und will. Daß die Reformbewegungen in der Katholischen Kirche heute im Kontrast zu allen früheren, in der es um ein Zurück zu den normativen Ursprüngen ging, auch nur noch eine zeit(geist)gemäße Kirche fordern, ist dann aber nicht zu übersehen: Ökumene statt ein Festhalten und Bewahren der Glaubenswahrheiten, daß die Kirche ihre innere Organisationsstruktur der des Staates anzupassen habe, also sich zu enthierarchisieren und zu verdemokratisieren habe und sich den vorherrschenden Ideologien der Gegenwart zu öffnen habe, jetzt dem Feminismus, der Ökoideeolgie und der Politischen Korrektheit und auf die Homolobby zu hören habe.



 

Mittwoch, 25. August 2021

Zum Kampf gegen die Lehre der Katholischen Kirche- ein ZK-Mitglied schlägt zu



Doch während wir in einer Demokratie durch unsere Stimme echte Entscheidungen herbeiführen können und überdies damit beeinflussen, wohin unsere Steuergelder fließen, werden wir in unserer Kirche im besten Falle lediglich konsultiert, um dann freundlich, aber bestimmt auf Dogmen, Traditionen und Praxen aus gänzlich undemokratischen Zeiten und Verhältnissen verwiesen zu werden.“ So tönt das ZK-Mitglied Frau Grebe auf der quasi offiziellen Internetseite der Katholischen Kirche Deutschlands am 24.8.2021: „Schluss mit der Scheinbeteiligung der Kirche“.

Diese Kritik richtet sich primär gegen den Unverbindlichkeitscharakter der Synoden des „Synodalen Irrweges“, aber eigentlich gegen die hierarische Ordnung der Kirche, daß sie nicht demokratisch aufgebaut sei. Gremien dürften nur den Pfarrer, den Bischof und den Papst beraten, statt daß sie die Entscheidungen treffen.

Alle Dogmen, Traditionen und Praxen der Kirche stammen nun aus undemokratischen Zeiten, seien auch undemokratisch zustande gekommen.Deshalb könnten diese Größen doch keine Verbindlichkeit für uns demokratisch Gesonnene mehr beanspruchen. Dahinter verbirgt sich die Vorstellung, daß nur eine demokratische Entscheidung als legitime angesehen werden könne. Nicht der Inhalt bestimme, ob etwas wahr oder unwahr sei, sondern die Art der Hervorbringung einer Entscheidung.

Das führte, würde dies ernst genommen zu der Behauptung, daß wenn im Mittelalter die Mehrheit der Meinung gewesen wäre, die Erde sei eine Scheibe über die die Sonne auf- und untergeht, dann das wahr wäre. Da das selbst die fanatischsten Freunde der Demokratie nicht meinen, müssen also Klassen von Aussagen als wahr gelten können, auch wenn sie nicht demokratisch zu Stande gekommen seien, etwa alle Produkte naturwissenschaftlichen Forschens, daß es aber andere Klassen von Aussagen gäbe, die nur als wahr gelten, wenn sie demokratisch erwirkt worden seien. Da gälte dann, daß der Konsensus oder der Mehrheitsentscheid bestimmt, was als wahr zu gelten habe.

In der Kirche gibt es also keine objektiven Wahrheiten, sondern es gibt in ihr nur solche, die durch die Hierarchie als wahre gesetzt worden seien. Die Hervorbringung von Dogmen, Traditionen und Praxen müsse deshalb nun verdemokratisiert werden, weil nur demokratisch Entschiedenes als verbindliche Wahrheit in der Kirche gelten dürfe.

Warum kann es aber keine objektiven Wahrheiten in der Kirche geben? Die Verneinung der Möglichkeit objektiver Wahrheiten in der Kirche präsumiert so,daß es entweder gar keine göttliche Offenbarung gegeben hat noch geben kann, aus der dann objektive Wahrheiten abgeleitet werden können, oder daß es eine göttliche Offenbarung schon gegeben habe, diese aber so polyinterpretabel sei, daß aus ihr nichts objektiv Gültiges deduzierbar sei. Das, was die Kirche so bis jetzt lehrt als Wahrheiten sei nichts anderes als eine Apotheose kirchlicher Entscheidungen, etwas für wahr zu deklarieren. Da diese Entscheidungen aber nicht demokratisch gefaßt wurden, können sie für ein demokratisches Zeitalter keine Verbindlichkeit mehr beanspruchen.

Durch diese Vorstellung wird die gesamte Substanz der Katholischen Kirche, vom Kanon, welche Schriften gehören zur hl. Schrift bis zur Lehre vom eschatologischen Endgericht, alle Aussagen über Gott, Jesus der Willkür des: Jetzt meinen wir das aber so!, unterworfen. Wahr ist nur das, was uns jetzt mehrheitlich gefällt. Die Kirche gliche so einer Fernsehanstalt, dem das Publikum den Vorwurf macht, bei ihren Programm am Publikumsgeschmack voll daneben zu liegen. Die Zuschauer sollten doch ganz basisdemokratisch per Einschaltquote entscheiden, was im Programm bleibt und was zu entfernen sei.

Aber so demokratisch will man es auch nicht haben, denn kirchliche Gremien, besetzt mit Verbandsfunktionären sollen entscheiden, wo es lang geht, am besten gleich das Laien- ZK oder dessen noch zu installierenden Politbureaus.

Daß das mit der christlichen Religion und somit mit dem Urchristentum nichts gemein hat, schon auf dem 1.Apostelkonzil, von dem die Apostelgeschichte berichtet entschieden ja nur die Apostel und die Presbyter, ist offenkundig, aber auch dies Konzil wie die Anfänge der christlichen Religion mit dem autokratischen Jesus entstammen ja un- bzw vordemokratischen Zeiten. Da hat doch dieser Jesus tatsächlich seine 12 Apostel erwählt ohne eine demokratische Mitgliederversammlung durchzuführen und er behauptete sich gar als der Messias Israels und als Sohn Gottes, ohne daß er alle seine Schüler befragt hatte, ob sie dem zustimmen wollen.

Nein, mit diesem so undemokratischen Anfang und mit der darauf auferbauten Kirche will dies ZK-Mitglied nichts gemein haben: Die Reformer wollen eine neue Kirche kreieren, eine reine Menschenkirche, in der von Verbandsfunktionären Erphantasiertes als Wahrheit verkündet werden soll.



 

Dienstag, 24. August 2021

Zur Instrumentalisierung der Menschenrechte im Kampf gegen die Katholische Kirche

(oder daß die Kirche immer noch nicht sich dem Zeitgeist völlig unterwirft)

So tönen die offiziellen Jugendverbände Österreichs,Deutschlands und der Schweiz: "Die Verletzung von Menschenrechten durch die katholische Kirche insbesondere mit Blick auf homosexuelle sowie trans*-, inter- und queere Menschen ist nicht länger hinnehmbar und widerspricht dem Evangelium", erklärte der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, am Montag in Düsseldorf. "Insbesondere die Kirche ist eigentlich gefordert, verletzliche Gruppen zu schützen und die gleiche Würde und Rechte aller Menschen zu verwirklichen."

Also, die Katholische Kirche müsse im Einklang mit den Menschenrechten lehren und ihre Innenleben gestalten. Es gälte, „die gleiche Würde und Rechte aller Menschen zu verwirklichen.“ Kirchengeschichtlich betrachtet stieß die Proklamation der Menschenrechte in der Katholischen Kirche auf wenig Gegenliebe, um es vorsichtig zu formulieren. Denn zu offensichtlich war die antikirchliche Intention dieser Proklamation, verlangte sie doch, daß die berühmte Gretchenfrage, Faustus, wie hältst Du es mit der Religion?“ als bedeutungslos anzusehen sei, daß bei der Beurteilung eines Menschen seine Religiösität keine Bedeutung spielen dürfe. Eine rein vernünftig zu gestaltende Welt, in der die Religion nur noch in der Privatsphäre eine Rolle spielen darf, bildet den ideologischen Hintergrund der Menschenrechtsideologie. Ihr materialer Kern bildet das Zentrum der modern bürgerlichen Gesellschaft: das Geschäftemachen, daß der freie Markt das einzige Ordnungsprinzip der Moderne sein soll und daß durch die Menschenrechte fundiert wird, daß jeder auf ihm frei als Verkäufer und Käufer agieren könne. Um des jeder willen muß die Gleichheit und Gleichberechtigung aller gefordert werden.

Erst nach der Erfahrung der Unterdrückung der Katholischen Kirche in totalitären Staaten, daß im Namen von Staatsideologien die Wahrheit der christlichen Religion unterdrückt wurde, begann die Kirche, die Menschenrechts positiv zu rezipieren als Abwehrrechte staatlicher Übergriffe der Freiheit der Kirche gegenüber.

Ein Problem hat dies aber notwendig zur Folge: Die Lehre der Kirche, die auf göttlicher Offenbarung sich aufbaut, korreliert nicht mit der Menschenrechtsideologie. Ist aus Sicht der Kirche die Frage, wie hältst Du es mit den Wahrheiten der christlichen Religion?, so verlangt die Menschenrechtsideologie diese Frage als gleichgültige zu beurteilen. Das Endgericht Gottes, in dem er nach dem Glauben der Menschen frägt, ist so inkompatibel mit den Menschenrechten. Auch harmonisieren die Gebote Gottes nicht einfach mit den Menschenrechten. So ist es aus bürgerlicher Sicht kein Problem, daß ein Mann sich scheiden läßt um eine andere Frau zu ehelichen. Aus Sicht der Gebote ist aber eine gültig geschlossene sakramentale Ehe unscheidbar, sodaß der Geschiedene sündigt, heiratet er wieder, solange seine Ehefrau noch lebt. Auch im Raume der Sexualität beurteilen die Gebote Gottes manches als Sünde, was der liberal Gesonnene als Menschenrecht ansieht. Im moralphilosophischen Diskurs zeigt sich gar die Unvereinbarkeit von den Menschenrechten und den Geboten Gottes das heutzutage nicht nur von Feministin proklamierte Menschenrecht auf die Tötung von Kindern in dem Mutterleibe.

Von all dem wissen aber die katholischen Jungfunktionäre vom BDKJ und den anderen deutschsprachigen Jugendorganisationen nichts. Für sie sind eben einfach die Menschenrechte und das Evangelium ein und das selbe.

So sehen diese Jungfunktionäre etwa den kirchlichen Segen als ein Recht an, daß jeder Mensch qua seines Menschseins von der Kirche einfordern könne.Auch wird dabei die Differenz des Segnens einer Einzelperson und eines Paares leichtfertig übersehen. Bei den eingeforderten Segnungen für Homosexuelle soll ja nicht einfach der Einzelne gesegnet werden sondern ihre Beziehung, die aber eindeutig dem Gebot Gottes widerspricht. Ein verheirateter Mann kann selbstredend für sich gesegnet werden,verlangte er aber eine Segnung für seine Beziehung mit seiner Geliebten, darf hier die Kirche nicht segnen, denn eine ehebrecherische Liebesbeziehung widerspricht eindeutig den Geboten Gottes und darf und kann so auch nicht gesegnet werden. Etwas Sündhaftes kann nämlich nicht gesegnet werden. Feuerwehrfahrzeuge können und werden von Priestern gesegnet, aber das Einbruchswerkzeug eines professionellen Einbrechers nicht.

Aber von dieser Differenz von erlaubten und nichterlaubten Liebesbeziehungen wollen eben diese Jungfunktionäre nichts wissen: Für sie sind eben alle gleichgültig.

Nun soll es gar „verletzte Gruppen“ von Menschen geben. Wenn jede Morallehre und somit auch die katholische zwischen erlaubtem und unerlaubten Verhalten unterscheidet, dann wird automatisch der unerlaubt sich Verhaltende so diskriminiert. Der alkoholisiert Autofahrende wird dem nüchtern Fahrenden gegenüber diskriminiert, evt gar durch einen Führerscheinentzug. Eine Moral, die nicht diskriminiert, wäre keine Moral.Die Jungfunktionäre sind sicher auch prinzipiell für eine Diskriminierung von moralisch sich Fehlverhaltenden: Wie viele würden wohl gerne jedem Mitglied einer „rechten“ Partei die Kommunion verbieten wollen, aber im Punkto Sex urteilen sie, daß hier alles allen erlaubt werden solle. Die Gebote Gottes, die das anders beurteilen, seien so als nicht mehr zeitgemäß ad acta zu legen.

Eines könnte nun doch noch irritieren. Ein Klischee besagt doch, daß junge Menschen zum Nonkonformismus, zu Reformen oder gar zu Revolutionen neigen, die Älteren dann aber zum Gemäßigten und Konformen: Wir machen das, wie es immer schon usus war, wozu Neues einführen? Die heutige Kirchenjugend, zumindest die Jugendfunktionäre werfen nun den Kirchenoberen ein Zuwenig an Konformismus vor, daß die Kirche sich nicht bereitwillig genug dem jetzt vorherrschenden Zeitgeist anpasse. Sie dagegen, ganz eins mit dem Zeitgeist verlangen so ein Mehr an Einfluß auf die Kirche, um so sie besser dem Zeitgeist einzupassen.

Berücksichtigt werden muß dabei aber, daß der Vorwurf des Opportunismus diesen Funktionären gegenüber zu kurz greift. Die kirchliche Sozialisation hat nämlich bei ihnen versagt, es gelang nicht,in ihnen ein positives Verhältnis zur Kirchenlehre zu erwecken, sodaß sie ganz eingebunden in dem Zeitgeist der Lehre der Kirche distanziert und abweisend gegen-überstehen. Opportunisten könnten sie ja nur sein, ständen sie der Lehre der Kirche positiv gegenüber, würden aber trotzdem für ihre weitestgehende Auflösung votieren, um der Welt zu gefallen. Mitnichten, sie sind selbst so weltlich ausgerichtet, daß ihnen das Christliche etwas völlig Fremdes ist. Deshalb soll eben die Kirche nun verweltlicht werden, damit sie so zu ihnen paßt.



 

Montag, 23. August 2021

Ein Jesuit schlägt zu: Mein Kampf gegen die Eucharistie



Professor Wucherpfennig ist die Lehrerlaubnis nach anfänglichen Zweifel nur erteilt worden mit der Auflage, nun doch in Übereinstimmung mit der Kirche zu lehren. Allerlei Häretisches zur Homosexualität hatte er geäußert, sodaß ihm erst eine Prolongierung der Lehrerlaubnis versagt werden sollte aber nach heftigsten Protesten aus dem linkskatholischen Milieu gab Rom nach. Jetzt lehrt dieser Jesuit wieder. Und er widmet sich nun einer großen Kampfaufgabe, das Zentrum der Katholischen Kirche, die Eucharistie zu dekonstruieren. Es habe im Urchristentum und auch sonstwo die Praxis religiöse Mähler gegeben. Die urchristlich gefeierten Mähler zeichneten sich durch ein Höchstmaß an Diversität aus, sodaß es keine normative Vorgabe für die Gestaltung der Eucharistie gäbe.

Wucherpfennig: Am wissenschaftlichen Befund kommt auch eine katholische Dogmatik nicht vorbei: Es gibt eine Vielfalt der Feiern, die sich nicht harmonisieren lässt. Der lehramtlichen Position geht es aber auch darum, in der Vielfalt ein theologisches Profil zu erkennen. Und die kann im Kern heißen: Die Eucharistie ist eine Dankfeier für die Gemeinschaft mit dem auferstandenen und gegenwärtigen Christus.“ (Domradio am 22.8.2021)

Damit werden die Konstitutiva des katholischen Verständnisses der Euccharistie verleugnet: a) das es primär eine kultische Opferfeier ist, in der der Kreuzestod Jesu Christi vergegenwärtigt wird, daß als die Eucharistie ein sacrificium ist, und b) daß es ein Sakrament ist, durch das Heil vermittelt wird. Stattdessen soll es nur noch eine Dankfeier für die Gemeinschaft mit dem gegenwärtigen Jesus sein. Auch hierbei wird nun die spezifische Gegenwart Jesu Christi, die seiner Realpräsenz in dem gewandelten Brot und Wein verleugnet. Es ist wohl eher an Jesu Verheißung zu denken, daß wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, er unter ihnen sein wird.

Daraus werden nun auch Konsequenzen gezogen:

KNA: In Ihrem Befund beschreiben Sie die Frage nach der Leitung der frühen Eucharistiefeiern als offen. Welche Konsequenzen hat das für Laien und speziell für Frauen?

Wucherpfennig: Dass die katholische Kirche die Freiheit hätte, weiter zu denken und ihre Lehre zu entwickeln. Am Anfang war das Verkündigungselement - heute die Predigt - beim Mahl viel wichtiger als die Frage, wer der Feier vorsteht. Das Amt eines Liturgen gab es damals nicht. Die Verkündigung gehört aufgewertet. Der eigentliche Gastgeber des Mahls ist ohnehin der Auferstandene.“

Mit der Behauptung, es habe am Anfang das Amt des Liturgen nicht in den Eucharistiefeiern gegeben, verleugnet dieser Jesuit, daß Jesus selbst die Apostel zu Priestern eingesetzt hat, die als solche mit den Presbytern, als zu Priestern eingesetzte die Eucharistie leiteten. Damit soll der Weg für eine priesterlose Kirche bereitet werden, so wie es Luther und die anderen Reformatoren wünschten. Die Behauptung, der eigentliche Gastgeber sei Jesus selbst, dient dann als Unterstützung für dies Anliegen einer priesterlosen Kirche. (Der Mangel an Priesternachwuchs ist kein Wunder angesichts der vielfältigen theologischen Versuche, eine Kirche ohne Priester zu kreieren als legitime Gestalt der anfänglich ja auch priesterlosen Kirche.)

Überhaupt habe Jesus halt gern Mahl gefeiert (= gemeinsam gegessen) und es seien auch Sättigungsmähler gewesen. Erfreuliche Ausblicke tuen sich da auf:

KNA: Die frühen Christen haben nach Ihrem Buch die Eucharistie nicht nur mit Wein und Brot, sondern teilweise auch mit Milch und Honig oder mit Käse und Oliven gefeiert.

Wucherpfennig: Das war so: Eucharistie hatte mit Essen und Trinken zu tun. Was heute ritualisiert und symbolhaft ist, war in den ersten Jahrzehnten anders. Am Anfang ging es auch darum, dass jede und jeder satt wurde, reich wie arm - und nicht nur mit Brot und Wasser.“ (Domradio).

Wahrhaft würde also die Katholische Kirche Eucharistie feiern, nehmen wir diesen „Theologen“ mal bei Wort, lüd sie am Sonntagmorgen zum Frühstück in die Kirche ein, mit Semmeln, Honig und Kaffee, natürlich alles biologisch-ökologisch. Aber eigentlich geht es diesem Jesuiten nur darum, daß die Katholische Kirche alle Formen der Abendmahlsfeier, die im Christentum praktiziert werden als gleichwertige mit der katholischen Gestalt anzuerkennen und die katholische dann zu entkatholisieren. Denn diese Feier soll nicht mehr ein Sacrificium und auch kein Sakrament sein, es bräuchte keine Priester mehr, denn jeder Laie könne diese Mahlfeier leiten. Es darf sicher im Sinne dieses Jesuiten ergänzt werden, daß selbstverständlich auch Frauen ihr vorstehen können, denn letztendlich ist ein Gastmahl doch ein typisch hausfrauliche Tätigkeit.

So weit treibt dieser Jesuit die Demontage der katholischen Eucharistie. (vgl dazu auch den Kath net Artikel zu dieser Causa am 23.8.2021). Merke: Eine Kirche, die solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Es gibt „Theologen“, die den Teufel wahrhaftig arbeitslos machen.





 

Sonntag, 22. August 2021

Ein theologisch (fast)unlösbares Problem: Wer kommt zum Glauben?



In dem heutigen Evangelium hörten wir:

Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn ausliefern würde. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn ausliefern würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm umher. (Das Tagesevangelium Joh6,60-69)

Die Spitzenaussage: Niemand kann an Jesus als den Sohn Gottes, außer dem, dem es Gott, der Vater gibt, wird im Regelfall in der Predigtauslegung weggelassen, würde er doch die Predigthörer zu sehr irritieren. Die Exegese macht es sich im Regelfall einfach, indem sie dies als Reflexionseinschub betrachtet: Jesus habe einfach das Evangelium verkündet, hoffend und vertrauend darauf, daß seine Hörer es annehmen, auch wenn er (oft?) dann enttäuscht wurde. Die theologische Reflexion forschte nun nach den möglichen Gründen, daß seine Verkündigung nicht überall auf fruchtbaren Boden fiel. Eine mögliche theologische Antwort war nun die, daß nur die zum Glauben kommen, denen das durch Gott gegeben war, sodaß die anderen nicht Gläubige werden konnten, weil Gott sie nicht zur Annahme des Glaubens befähigte.

In der Regel wird das dann als ein Zuviel an theologischer Spekulation, bedauerlicherweise schon in der Bibel vorfindlich bei Seite geschoben, um wieder zum Ursprünglichen zu gelangen: Jesus verkündet und jeder hat die Freiheit, das Verkündigte glaubend anzunehmen oder es auch abzulehnen. Für diese Deutung spricht ja dann auch, daß die Nichtannahme des Glaubens als etwas Verfehltes beurteilt wird: Du hättest den Glauben doch annehmen sollen und können.

Erasmus von Rotterdam in seiner großen Kontroverse mit Luther betonte dabei ja diesen Zentralgedanken: Wie niemand einem Blinden nicht vorwerfen kann und darf, er könne das vor ihm stehende Gemälde nicht beschreiben, so könne Gott Ungläubigen ihren Unglauben zum Vorwurf machen, wenn nur die zum Glauben kommen, die Gott dazu eigens befähigt habe. Luther vertrat stattdessen eine deterministische Erwählungslehre, daß nur der, den Gott dazu bestimmt habe, ein Gläubiger wird und der dazu Erwählte wird es auch, weil Gott effektiv erwählt, wohingegen ein Nichterwählter nicht zum Glauben kommen kann. Er ist eben blind für die Verkündigung Jesu, er hört sie nur, kann sie aber nicht als wahr annehmen.

Der urkatholische Einwand gegen eine so deterministische Erwählungslehre Luthers lautet, daß dann der Unglaube dem Nichtgläubigen nicht als Schuld und der Glaube nicht als etwas Verdienstliches anzurechnen wäre. Nur wenn der Mensch qua freiem Willen selbst verantwortlich sei für das Nein- wie für das Jasagen zur Verkündigung, könne dies Ja oder Nein dem Menschen verantwortlich zugeschrieben werden.

Wie kann dann diese schwierige Aussage des Johannesevangeliumes ausgedeutet werden? Nur wenn Gott es einem Menschen gibt, den Glauben anzunehmen, kann er ihn annehmen, aber ob er diese Potentialität auch realisiert, das läge nun an ihm, ob er kraft seines freien Willens Ja oder Nein sagt zu dem von der Kirche ihm zum Zuglaubenden dargelegten.

Gibt es aber nun Menschen, denen dies Vermögen zum Jasagen fehlt, weil es Gott ihnen nicht gab. Man kann nicht umhin, einzuräumen, daß so es das Johannesevangelium lehrt, nicht nur an dieser Stelle. Weil der Mensch ein durch die Erbsünde Bestimmter ist, kann er die Wahrheit nicht mehr annehmen. So muß Gott ihn erst dazu befähigen, den erbsündlichen Widerstand gegen die Wahrheit aufzugeben, damit er dann frei sein Ja oder sein Nein zur Wahrheit sprechen kann. Ohne eine göttliche Befreiung zur Freiheit des Bejahen- oder Verneinenkönnens verharrt der sündige Mensch ob seines Verhaftetseins in dieser Ursünde in ihr, Nein zur Wahrheit sagend.

Aber damit steht das theologische Denken vor einem noch größeren Problem: Wie kann die Ursünde Adams und Evas so zu der jedes Menschen werden, daß sie wirklich die ihm eigene ist, auf Grund der er wirklich als Sünder vor Gott steht? Eine Antwort auf diese Frage scheint fast unmöglich. (Vgl aber dazu mein Buch: „Der zensierte Gott“)

Diese Wahrheit wird in der nachkonziliaren Kirche einfach weggebürstet durch die simple Vorstellung, daß Gott als der Schöpfer aller Menschen auch jeden Menschen liebe, sodaß Jesu Verkündigung eigentlich nur das eines Aufklärers war: Bisher habt ihr euch ganz falsche Vorstellungen von Gott gemacht, daß er dem Sünder zürne, mit ewigen Strafen bedrohe- mitnichten: Jeden liebt Gott, so wie er ist. Deswegen ist es auch für das objektive Heil des Menschen gleichgültig, ob er Jesus Christus glaubt oder nicht, denn dieser Glaube habe nur eine Bedeutung für die subjektive Befindlichkeit. Gläubige fühlten sich eben besser, weil sie sich ja als von Gott Bejahte wissen. Objektiv geurteilt ist aber jeder ein von Gott Bejahter, nur daß das nicht alle wissen.

Somit wird aber die Unterscheidung von Gläubigen und Ungläubigen, die hier im Johannesevangelium gemacht wird, entwertet, weil es objektiv gesehen gleichgültig ist, ob wer glaubt oder nicht glaubt. Wenn nun ein Ungläubiger sich auch ohne diesen Glauben wohlfühlt, wozu sollte er dann auch noch gläubig werden? Damit haben wir den Stand der Katholischen Kirche, zumindest wie sie im westeuropäischen Raume existiert, als vor sich hin dämmernd völlig devitalisiert, weil von der Gleichgültigkeit des Glaubens überzeugt ist, erfaßt.



 

Samstag, 21. August 2021

Schwinden die Fundamente des christlichen Glaubens? Löst sich deshalb die Kirche auf?

Sc


Diese Fragegestellung, den Niedergang des Christentumes in Europa vor Augen, impliziert, daß es für die christliche Religion und den christlichen Glauben eine Basis gibt, die noch nicht selbst die christliche Religion ist, auf die sie sich aber auferbaut, so wie das Fundament eines Hauses noch nicht selbst das Haus ist, ohne das aber kein Haus erbaubar ist. Ist das Fundament aber instabil,wird das Haus gar auf Treibsand errichtet, droht der Zusammenbruch spätestens bei einem Starkregen.

Daß zumindest in Westeuropa aber wohl auch in den USA die christliche Religion am verlöschen ist, die Katholische Kirche zumindest in Westeuropa einem Patienten auf der Palliativstation gleicht, ist nicht mehr übersehbar. (Wer es anders sieht, möge einmal sich Predigten von Pater Karl Wallner anhören, -Missio Österreich- oder sich das Schlafleben des Deutschen Katholizismus vor Augen halten.)

Nur was ist denn das Fundament der christlichen Religion? Darauf kann eine eindeutige Antwort gegeben werden: Es ist die Aussage, daß Gott ist bzw existiert. Wird diese Aussage bestritten oder als nicht gewiß beurteilt, sondern: Eventuell könnte es Gott geben, vielleicht aber auch nicht, dann fällt die christliche Religion wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Es gab Versuche, das Christentum ohne dieses Fundament neu zu fundieren in sogenannten materialistischen Ansätzen. Es sei an Ernst Blochs materialistische Bibellektüre erinnert auf der Suche nach Befreiungs-impulsen in ihr, auf Versuche einer materialistischen Exegese im Umfeld der marxistisch fundierten Befreiungstheologie. Versimplifiziert formuliert: Die religiöse Vorstellungswelt der Bibel verhülle nur den wahren Kern von Hoffnungsgeschichten der Befreiung des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit und Selbstentfremdung von sich selbst. Jesus von Nazareth war dann eben ein subversiver Revolutionär, der erst nach dem Scheitern seiner subversiven Praxis vergöttlicht wurde, sodaß es nun gälte, ihn zu rehumanisieren zum Appell zur Humanisierung der Welt.

Daß Gott sich in Jesus offenbart habe, setzt eben notwendig ein Vorwissen und Vorverständnis von Gott voraus, damit die göttliche Selbstoffenbarung überhaupt beim Menschen als etwas Verstehbares ankommen kann. (Es ist ein großes Verdienst des evangelischen Theologen Paul Althaus, dies mit seinem Konzept der göttlichen Uroffenbarung (siehe seine Dogmatik) überzeugend expliziert zu haben.)

In der Katholischen Theologie übernimmt die philosophische Gotteserkenntnis und Gotteslehre diese Aufgabe der Fundierung der christlichen Religion. Daß und wie Gott vom vernünftigen Denken erfaßt werden kann, bildet so das Fundament der christlichen Religion.Nur steht die katholische Theologie in der Moderne vor der sie bedrängenden und wohl auch konfundierenden Anfrage: Kann das das philosophische Denken noch leisten?

Finden sich nun in N. Fischers: „Die philosophische Frage nach Gott“ (1995) Antworten auf diese die katholische Frage so bedrängende Fragestellung. Vorab, dies Buch will selbst keine philosophische Gotteslehre explizieren sondern limitiuert sich auf den Nachweis der Nichthintergehbarkeit der Frage nach Gott mit der klugen These, daß jede Antwort auf die Frage nach Gott, daß es ist oder nicht ist, ob er gewiß oder nur ungewiß ist oder nicht ist, eine metaphysische Antwort ist, daß selbst die Verneinung des Sinnes dieser Frage nach Gott eine metaphysische ist. Also ist notwendig jedes ernsthafte Denken letztendlich metaphysisch, aber dies Denken determiniert nicht eine positive Antwort auf die Frage: Gibt es Gott?

Aber was weiß den dieses offene philosophische Fragen nach Gott schon immer von Gott, damit es überhaupt ein sinnvolles Fragen sein kann, daß etwa die Antwort: „Die vor mir stehende Teetasse ist Gott“ auf jeden Fall als unsinnige Antwort auf die Gottesfrage zu beurteilen ist. Gäbe es gar kein Wissen von Gott, könnte ja selbst diese Antwort nicht mit Bestimmtheit verneint werden!

Gott sei unendlich und so dem endlichen Denken des Menschen entzogen, ist die Grundthese dieses Buches von Professor Fischer. Der Mensch frage so nach etwas, „das ihn und seine Auffassungsgabe unendlich übersteigt.“ (S.20) Das klingt ad hoc plausibel und auch christlich fromm, weil hier der Denkende demütig seine Grenzen erkennt und anerkennt. Aber ist diese Aussage auch wahr? Wenn Gott als unendlich gedacht wird, ist dann das menschliche Denken als in oder außerhalb der Unendlichkeit Gottes zu denken? Würde es als außerhalb der Unendlichkeit Gottes gedacht, dann wäre Gottes Unendlichkeit durch dies menschliche Denken limitiert: Wo der Mensch denkt, denkt Gott nicht und wo Gott denkt, denkt der Mensch nicht. Die Unendlichkeit zerfiele uns dann in die Einheit, in der sowohl das göttliche wie auch das menschliche Denken verortet wären als zwei sich wechselseitige begrenzende Denkakte. Fällt aber das menschliche Denken in die göttliche Unendlichkeit, dann wird man denknotwendig in einer irgendwie gearteten Hegelei enden, daß das menschliche Denken von Gott das Denken Gottes von sich selbst ist. Das Denken wird so pan- oder panentheistisch. Dann fällt aber die These, daß das menschliche Denken Gott begreifen kann, in sich selbst zusammen, denn in der vollkommenden Philosophie erkennte Gott sich selbst, wäre die Geschichte des philosoohischen Denkens geradezu der Prozeß der Selbsthervorbringung des sich selbst erkennenden Gottes. (Vgl dazu Hegels Phänomenologie des Geistes als nicht überbietbare Konzeption dieses Gedankens.)

Also es bleibt, um die Differenz von Gott und dem menschlichen Denken von Gott denken zu können nur der Ausweg, Gott selbst als durch die Setzung des menschlichen Denkens sich selbst limitieren habend zu denken. Aber hier ist zu schnell gedacht worden. Es gibt eine Alternative, die mustergültig vom atheistischen Denker Lenin expliziert wurde. (Lenin, Materialismus und Empiriokritizismus)Der Kerngedanke: Das, was unabhängig objektiv existiert ist ein unendliches Etwas, aus dem heraus sich alles Seiende entwickelt hat bis zu der Entwickelung der Subjektivität, daß das unendliche Etwas das Vermögen zur Erkenntnis seiner selbst hervorgebracht hat.Alles ist eins, aus dem alles Einzelne als vergängliche Organisationsstruktur des Einen heraus sich entwickelt und wohl auch in dies Eine dann zurückfällt. Alle Näherbestimmungen diese Etwas sind dann die Aufgabe der Naturwissenschaft, der philosophische Diskurs entfaltet nur die Erkenntnis des Einen als das Eine, aus dem heraus sich alles nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten, denen des dialektischen Materialismus entwickelt. So kann die Frage nach dem Unendlichen philosophisch respondiert werden, ohne daß das Unendliche mit Gott identifiziert werden muß. Ist so das menschliche Denken ein Moment der Unendlichkeit, kann es so auch das Unendliche als das rein Objektive begreifen. Das ist der erkenntnistheoretische Optimismus der Philosophie des dialektischen Materialismus. (Eine katechismusartige Zusammenfassung präsentiert die bekannte Schrift Joseph Stalins: Über dialektischen und historischen Materialismus, eine fundierte Kritik : I. Fetscher in seiner kommentierten Ausgabe dieser Stalinschrift.)


Wie ändert sich nun die Lage des endlichen Denkens über Gott, wenn Gott als sich selbst denkend und erkennend gedacht wird, also nicht als unendliches Etwas? Fischer urteilt vorschnell, daß alles wissenschaftliche und somit auch philosophische Denken Gott dann verobjektiviere und so Gott notwendig verfehlen müsse. Da aber jedes menschliche Sichverhalten zu etwas dies etwas verobjektiviert, müßte dann konsekutiert werden, daß das menschliche Denken alles, was es meint zu erkennen, notwendig verkennt, weil alles ihm durch das Denken zum Objekt wird. Durch jedes mögliche Prädikat wird jedem Subjekt alles, worauf es sich prädikativ bezieht, zum Objekt. Selbst die Aussage: „Ich liebe dich!“ macht den so Geliebten zum Objekt der Liebe.

Wenn nun aber Gott nicht wie bei Lenin als das unendliche Etwas (die Materie)gedacht und somit Gott als Urgrund von allem vermaterialisiert wird, sondern als sich selbst Erkennender, dann und nur dann wird das Unendliche als Gott gedacht. Dann verobjektiviert Gott sich selbst im Sichselbstdenken und Selbsterkennen. Daraus ergibt sich die Konsequenz, daß das menschliche Denken Gott erkennen kann, wenn Gott als der sich selbst Erkennender und sich darin Verobjektivierender dem menschlichen Denken Anteil gibt an seiner eigenen objektiven Erkenntnis seiner selbst.

In einem Kriminalfilm, denken wir etwa an die gediegene Unterhaltungsserie: „Inspektor Barnaby“, sucht und findet der Inspektor Indizien, bis er gut begründet urteilen kann: „Sie halte ich für den Mörder!“, aber daß er es dann auch wirklich ist, diese Erkenntnis ereignet sich erst durch das Geständnis, die Selbstoffenbarung des Täters. Darum endet jede Folge nicht etwa mit der Darlegung der Gründe, warum dieser als der Mörder anzusehen ist, sondern mit der beichtartigen Selbstoffenbarung des Täters: „Ja, ich bin der Täter!“

Könnte so das philosophische Denken nicht bis zu der Erkenntnis fortschreiten, daß die Frage, ob das Unendliche Gott oder eine unendliche Materie ist (wobei der Begriff der Materie dann von allen substantuiellen Vorstellungen frei zu halten wäre,denn es meint nur das, was als objektiver Grund von allem ist), nur durch eine Selbstoffenbarung dieses Unendlichen beantwortet werden kann?

Eines muß aber klar sein: Verschwindet das philosophische Fundament der christlichen Religion, mutiert der Glaube zu dem Ergebnis einer rein dezisionistischen Entscheidung, einer somit irrationalen Wahl. Kann das aber ein Fundament für einen lebensstarken Glauben werden oder nur für einen angekränkelten, denn schlußendlich glaubt dieser Glaube nur an sich selbst, daß man sich halt richtig entschieden habe im Wissen um die Unbegründetheit dieser Entscheidung zum Glauben?