Montag, 16. August 2021

Irritationen: Die Westliche Wertegemeinschaft als die Verteidigung des Christentumes gegen den kommunistischen Atheismus?

(kritische Anfrage zur Gleichsetzung von Christentum und Liberalismus)


In der Epoche des „Kalten Krieges“ besaß diese Deutung der EWG (Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, aus der dann die EU (Euräpische Union) wurde in dem Verbund mit der NATO eine gewisse Plausibilität, stand Europa doch der sozialistischen Sowjetunion und der von ihr dominierten Ostblockstaaten gegenüber. Da der sowjetische Sozialismus atheistisch ausgeprägt war und auch offensiv den verkündete, lag es nahe, den Zusammenschluß der westeuropäischen Staaten in den beiden Gestalten der EU und der NATO als Verteidigungsbündnisse gegen den Osten zu deuten.

Daß diese westeuropäischen Staaten sich europäisch nannten, daß also ein Teil, nämlich Westeuropa sich für das ganze Europa ausgab hätte eigentlich irritieren müssen. Aber diese Selbstbezeichnung sollte eben zum Ausdruck bringen, daß das einstige christliche Abendland in diesem Westeuropa weiterlebe, wohingegen Osteuropa durch seinen Sozialismus sich aus dem Abendland verabschiedet habe und so auch nicht mehr zu Europa gehöre, denn das existiere nur noch in Westeuropa, in der „Westlichen Wertegemeinschaft“. Diese „Wertegemeinschaft“ bewahre sozusagen das christliche Abendland in sich auf, auch wenn faktisch damit die christliche Religion auf „Werte“ reduziert wird, die nun das Zentrum dieses westlichen Wertehimmels bilden sollen. (Dem korreliert die Umgestaltung der einstig marxistisch fundierten Weltanschauungspartei SPD zu einer der sozialdemokratischen Werte im Godesberger Parteiprogramm.)

Also die westlichen Werte soll also die EU und die Nato gegen den atheistischen Kommunismus verteidigen. Das tat er dann auch bis zum Endsieg 1989f über den östlichen Sozialismus. So plausibel das auch klingen mag, stimmt es denn auch?

Den nach 1989 der EU beigetretenen Ländern Polen und Ungarn werden ja nun vehement Verstöße gegen die westlichen Werte vorgeworfen. Da wäre der Vorwurf, diese Länder erlauben Frauen nicht die Tötung ihrer Kinder im Mutterleibe, oder sie schränkten dies Menschenrecht ein, sie weigerten sich, die Homosexualität zu fördern, ja Ungarn erdreiste sich gar, Kinder vor Homopornofilme zu schützen und beide Länder stemmten sich gegen ihre Islamisierung. Sie wollen ihre Eigenkulturen bewahren, statt sie durch das Projekt der Multiethnisierung und Multikultivierung auflösen zu lassen! Was haben diese Kritik mit den christlichen Werten gemein, die angeblich die Westliche Wertegemeinschaft fundieren? Nichts! In Ungarn, Polen und auch in dem heutigen Rußland findet sich weit mehr Christliches als in den westeuropäischen sich säkularisierenden Ländern. Es muß sogar geurteilt werden, daß die Politische Korrektheitsideologie die Funktion des Christentumes als der Religion des europäischen Abendlandes in Westeuropa übernommen hat und so nun auch in Osteuropa installiert werden soll.

War die Westliche Wertegemeinschaft wirklich primär ein Verteidigungsbündnis gegen den Ostsozialismus oder nicht eher Ausdruck des Willens, Osteuropa wieder in den Weltkapitalismus zu reintegrieren? Der Liberalismus als die Ideologie des Kapitalismus bildete deshalb das Zentrum dieser westlichen Wertegemeinschaft. Nur der Liberalismus ist nun mal kein legitimes Kind des Christentumes, ist er doch nicht nur antikirchlich ausgerichtet sondern ist der Glauben an das Privateigentum und sieht im Geschäftemachen die heiligste Aufgabe des Menschen. Der Krämer ist das praktische Ideal dieser Werteordnung. (Die Romantik kritisierte schon diesen bestimmenden Charakter des postchristlichen Abendlandes als Philisterunkultur.)

Daß die Realität des kommunistischen Atheismus dann dem freien Westen verhalf, in der Epoche des „Kalten Krieges“ sich auch als Verteidigungswille des christlichen Abendlandes zu inszenieren, ist aber nicht zu übersehen, aber noch weniger, daß jetzt jeder, der sich als Verteidiger des christlichen Abendlandes versteht, als Rechtsextremist und Nazi perhorresziert wird von dieser „Westlichen Wertegemeinschaft“. Diese Wertegemeinschaft ist so nichts anderes als eine ideologische Maskerade des Willens zur Weltherrschaft des angloamerikanischen Kapitalismus, der sich nach dem 2.Weltkrieg Westeuropa unterworfen hat und nun ganz Osteuropa verwestlichen will.



 

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