Sonntag, 1. August 2021

Die Kirche heute - soweit von ihren Anfängen entfernt (Teil 2)

(oder von der Kirche der Apokalypse zur sozial ausgerichteten Umweltschutzkirche)



Die Kirche als neue „Arche Noah“, das trifft das Selbstverständnis des Urchristentumes. Dieser Vergleich ist nun zu präzisieren. Es gibt die alte Welt, den alten Äon, also die von Gott abgefallene Welt und den in ihr als Exilierten lebenden Menschen. Diese abgefallene Welt ist zu ihrem Untergang verurteilt, wie das Passagierschiff: „Titanic“. Es gilt nun, die Rettungsboote zu besteigen, um sich aus dem allgemeinen Weltuntergang zu retten, das heißt, in das Reich Gottes, die neue Welt einzugehen, wenn die alte unter dem Zorne Gottes vergeht. Für das Urchristentum gab es aber nicht viele, sondern nur ein Rettungsboot,die urchristliche Kirche. Sie hatte Jesus Christus gegründet, in ihr war er als lebendiger Herr präsent, der so diese neue „Arche Noah“ in das Reich Gottes führen würde.

Wie haben wir zu leben, damit wir den Untergang der „Titanic“ überleben, indem wir in das Reich Gottes eingehen werden, diese Frage stand im Zentrum der Lehre Jesu und der Verkündigung der Urkirche. Das Bild der „Arche Noah-Kirche“ stimmt nur, wenn mitbedacht wird, aus welcher Gefahr den dies Rettungsschiff die Christen retten soll. Die Antwort fällt klar aus: So wie die „Arche Noah“ vor der Sintflut, dem Zornesgericht Gottes über die sündige Welt gerettet hatte, so soll auch jetzt die „Arche-Noah-Kirche“ die Gläubigen aus der Apokalypse, der Weltvernichtung, dem Gericht Gottes retten. Die Urkirche missionierte, um möglichst viele noch vor dem endgültigen Untergang der „Titanic“ in dies einzige Rettungsboot zu bringen.

Wie anders sieht da das nachkonziliare Kirchenverständnis aus. Bleiben wir beim Bilde der „Titanic“. Sie gilt uns nun als unsinkbares Schiff, auf dem aber vieles nicht in Ordnung ist. Es geht sozial ungerecht zu, denn das Leben der 1.Klasse Passagiere unterscheidet sich doch arg von denen der 3.Klasse. Die Gerechtigkeit fordert nun, wenn die Reichtümer des Schiffes nicht ausreichen dafür, daß alle erster Klasse leben, daß doch alle wie die 2.Klasse leben können. Jesus gilt uns nun als der die Menschenliebe Gottes Verkünder, der so ein 2.Klasseleben für alle einfordert.

Eine neue Gefahr tat sich aber auf: Durch den waffentechnischen Fortschritt entstand die reale Gefahr, daß militärisch ausgelebte Konflikte das ganze Schiff „Titanic“ vernichten könnten, die Atombombe steht für diese Realgefahr. Aber noch eine weitere tat sich auf: Die Passagiere des Schiffes führen sich so destruktiv auf, daß das Schiff in der Gefahr schwebt, durch ihre eigenen Passagiere zum Untergang gebracht zu werden. Wir müssen alles dafür unternehmen, daß unser Schiff nicht untergeht selbstverschuldet. Seit dem gehört die Warnung vor dem möglichen Weltuntergang durch die menschlich verursachte Umweltzerstörung zur Standartverkündigung der Kirche. Christ sein heißt nun, für soziale Gerechtigkeit und für den Umweltschutz sich einzusetzen, das mit allen Gutwilligen Passagieren der „Titanic“ zusammen. Der innere Glaube motiviert dann die christlichen Passagiere zu einem das Weiterleben des Schiffes ermöglichenden Lebenswandel, wobei aber das Anliegen der sozialen Gerechtigkeit, daß alle wie die Passagiere der 2.Klasse auf dem Schiff leben können sollen, nicht verdrängt werden darf.

Das Rettungsschiff „Arche Noah“ ist so überflüssig geworden, wir setzen auf die im Prinzip unsinkbare „Titanic“, wenn nur alle Passagiere einsehen, daß um des Erhaltes des Lebens willen jetzt alle vernünftig ihr Leben zu führen haben. Diese Umkehr zu einem das Schiffsleben erhaltenden Lebensstil verkündet nun die Nachkonzilskirche im Einklang mit allen vernünftigen Menschen. Die kirchliche Verkündigung wie auch gerade die Liturgie erhalten so ihre neue Ausrichtung:die des Erhaltes und der Optimierung des Lebens auf der „Titanic“.

Nur daß Jesus Christus den Untergang der „Titanic“ und die Rettung aus diesem Untergang in dem Rettungsschiff: „Arche Noah“ verkündete, das paßt nun überhaupt nicht mehr in das gegenwärtige Christentum. Weder das 1.Buch der Bibel, wie wir Menschen ob unserer Sünde aus dem Paradiese vertrieben wurden, um als Exilierte auf der „Titanic“ zu leben, noch das letzte Buch der Bibel, die Johannesapokalypse wird noch gelesen, weil wir nun auf dem Exilsschiff „Titanic“ dauerhaft leben wollen, die Heimat und die Verheißung der Rückführung in unsere Heimat vergessend in unserer Liebe zur vergänglichen und untergehen werdenden Welt.



 

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