Montag, 27. September 2021

Daß der katholische Glaube ein „Kinderglaube“ ist, der zu über-winden , der aber doch für das Leben nützlich sei



Ein Religionslehrer erklärte nun auf Kath de, daß der Katholische Glaube zwar ein Kinderglaube sei, der deshalb durch einen Erwachsenenglauben aufzuheben sei, der aber auch für das Leben als nützliche Illusion gepflegt werden sollte. (Eckhard Raabe   Bonn - 25.09.2021)


Der Kinderglaube: „Was wurde bloß aus dem alten Mann mit Bart, von dem wir in unserer Kindheit gehört haben? Wohin ist er verschwunden? In unseren Hinterkopf, jederzeit bereit wieder einzuspringen, wenn abstraktere Gottesbilder nicht weiterhelfen? Den Gott der Kindheit mit seiner immerwährenden Möglichkeit, direkt ins Geschehen einzugreifen, haben wir ihn wirklich so gründlich abgeschafft, dass unsere Welt ganz autonom funktioniert?

Der erwachsene Glaube ist erstmal die Überwindung dieser kindlichen Gottesvorstellung von einem Gott, „direkt ins Geschehen“ eingreifen zu können.

In Stufen entwickelt sich der Glaube weiter. Die je höhere löst die früheren, schlichteren im Laufe der kindlichen Entwicklung ab und begleitet so die wachsende Reife eines Individuums. Anthropomorphe Gottesbilder weichen abstrakteren. Der Glaube wird vernünftiger. Diese Entwicklung gilt als irreversibel.“

Anthromorphe Gottesbilder“, die sind inakzeptabel für einen Erwachsenenglauben. Deshalb müsse man auch Bittgebete als kindlich naives Tuen ad acta legen:“Bittgebete, die im Kinderglauben den lieben Gott bei seinen tagtäglichen Eingriffen in den Ablauf hier auf Erden manipulieren sollen, gehören zum Alltag, zum eigenen Nutzen versteht sich.“ Daß der Mensch durch seine Gebete Gott „manipulieren“ könne, ist eben eine zu groteske Vorstellung.

Stattdessen gälte: „Ein Gott, der in der Liebe wird, der im Dazwischen seine Form der Existenz findet; ein Gott, der nicht mehr im Irgendwo der Transzendenz zu suchen ist, sondern in der Tiefendimension unserer Welt. Dieser Gott ist nicht mehr so leicht ansprechbar wie der anthropomorphe Kindergott. Mit dem Gott der Postmoderne nehmen die Dinge erst mal ihren Lauf und wir sind ohnmächtig, auch wenn die Macht im Kinderglauben nur von Gott geliehen war. Die Welt funktioniert autonom, irgendwie kalt, ohne die Chance für ein Eingreifen Gottes als eine höhere, gerechtere Macht.“

Wie nun dieser Gott „in der Tiefendimension unserer Welt“ zu denken sein soll, bleibt hier unklar, aber Gott scheint hier als sosehr in der Welt und nur in ihr seiend gedacht zu werden, daß er nicht mehr als ein aus einem Jenseitigen in die Welt Hineinwirkender denkbar ist. Gott ist auch nicht, er „wird“ in der Liebe, er ereignet sich sozusagen in der Liebe, der zwischenmenschlichen – so könnte diese Aussage interpretiert werden. Zumindest ist er kein anrufbare Gott, kein Gott, zu dem der Gläubige mit Jesus: „Vater unser“ beten könnte.

Aber der kindische Glaube verschwindet nicht ganz:

Dennoch ist in der Volksfrömmigkeit der Kinderglaube nie ganz verschwunden und auch das Tun-Ergehen-Schema irgendwie überall präsent. In der Pädagogik hat es mancherorts immer noch seinen festen Platz: "Wenn Gott das sieht…" Auch in der Geschichte der Menschheit sollte das Tun-Ergehen-Schema, das schon im Buch Hiob fraglich erscheint, längst überwunden sein, taucht dann aber doch wieder auf, wenn Menschen sich in der Coronakrise fragen: "Wieso lässt Gott das zu?"

Die Vorstellung, daß Gott der Garant des Tun-Ergehens Zusammenhanges sei, daß gutes Tuen gute und böses Tuen böse Folgen für den Täter hervorruft, ist, da Gott nicht nur nicht in die Welt kontingent hineinwirkt sondern auch keine moralische Ordnung in sie implantiert hat, die des Tun- und Ergehens-zusammenhanges, wäre also auch im vernünftigen Glauben aufzugeben, aber wir Menschen könnten eben nicht einfach nur vernünftig glauben. Einfach gesagt: So wie gerade Erwachsene gerne Märchenfilme sich anschauen, Frauen isb Liebesfilme, die immer glücklich enden (es sei an Hedwig Courths-Mahler erinnert: „Für Erwachsene schreibe ich Märchen“) und Männer Abenteuerfilme, in denen stets die Guten siegen, so regressiert der Erwachsenenglaube auch immer wieder, weil er so das Leben besser erträgt. Der Erwachsenenglaube flieht dann aus der entzauberten Welt (Max Weber), aus der kalten, autonom funktionierenden in die kindliche Märchenwelt eines Gottes, der väterlich gütig allmächtig in die Welt eingreifen kann und auch will zum Heile der Menschen. Der vernünftig aufgeklärt gedachte Gott kann das selbstredend nicht, er aller anthromorphistischen Vorstellungen entblößt, ist eben nur noch ein Unbestimmtes in der Welt, das sich aber irgendwie dann auch in der zwischenmenschlichen Liebe ereignen könne.

Hier reflektiert sich die aufklärungskritische Einsicht, daß der Mensch in der von seiner eigenen Vernunft produzierten Welt nicht gut leben kann. Das soll dann ein Weiterleben des Kinderglaubens in der Kirche und den Gläubigen rechtfertigen, auch wenn der aufgeklärte Theologe weiß, daß dies nur ein Märchenglaube ist, gespeist aus den Sehnsüchten des Menschen in einer kalten entzauberten autonom funktionierenden Welt.

Was sei so am kindlichen Glauben zu conservieren, damit der erwachsen Gläubige doch noch in dieser erkalteten und entzauberten Welt leben kann: „Was bleibt also vom Kinderglauben? Eine ganze Menge. Die Geborgenheit oder die Hoffnung auf ein gutes Ende. Die Nähe zu dem Mann aus Nazareth, der so menschlich Göttliches in die Welt gebracht hat.“ In was sich aber diese Hoffnung gründet, muß völlig unklar bleiben, da ja die kindliche Vorstellung auf einen allmächtigen und gütigen Gott, der so das gute Ende wirken werden wird, ja aufgeklärt ad acta gelegt worden ist. Ist das irgendein diffuses Vertrauen in die Kraft der (göttlichen) Liebe, die sich schlußendlich doch durchsetzen werden wird, ein Insistieren darauf, daß der Kinderglaube doch nicht gänzlich eine Illusion sein könne, denn wie sollte auch der Aufgeklärte und somit Desillusionierte noch leben können ohne jede Hoffnung auf ein gutes Ende.

Demonstrieren nicht die hohen Einschaltquoten für das „Herzkino“ und die Rosamunde Pilcher Verfilmungen der Fernsehanstalten, daß eben gerade Erwachsene trotz ihrers Aufgeklärtseins solcher Illusionen bedürfen? Wollte so einst eine emanzipatorische Pädagogik Menschen ganz freimachen von allen illusionären Glücksvorstellungen, um sie zu einem Engagement für eine bessere Gesellschaft als einem real möglichen Glück zu motivieren, so konstatiert diese Religionspädgogik, daß ob des Scheiterns all solcher Gesellschaftsoptimierungsversuchen die Regression in kindliche Narrative, es wird schon alles gut ausgehen, für den Menschen notwendig sei und dazu verhelfe ihm der Katholische Glaube, der kindische und nicht der aufgeklärte Erwachsenen-glaube.


Zu beachten ist, daß hier der Katholische Glaube als Kinderglaube abqualifiziert wird, daß dann ein Erwachsenenglaube skizziert wird, der alles Katholische wie die einstige Kinderkleidung, aus der man herausgewachsen hinter sich läßt, um dann zu konstatieren, daß gerade dieser Erwachsenenglaube einer Regression in den katholischen Kinderglauben bedarf, weil der aufgeklärte Glaube einfach nicht ausreicht, um in einer erkalteten Welt nicht zu erfrieren. Eines ist aber auch klar: Wo so die christliche Religion unterrichtet wird, lernen die Schüler nur eines, daß diese Religion nur etwas ist für Menschen, die nicht die Kraft finden, illusionslos in der aufgeklärten Welt zu leben. Daß dieser Beitrag auf kath de publiziert wurde, zeigt aber auch an, daß es den Reformern des „Synodalen Irrweges“ nicht allein um den Kampf für das Frauenpriestertum, für das Ja zur Homosexualität und der Verdemokratisierung der Kirche geht, nein die Substanz der christlichen Religion soll als nicht mehr zeitgemäß diskreditiert werden, um einem vagen Vertrauen in die Kraft der (göttlichen) Liebe zu weichen.

 

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