Freitag, 28. April 2023
Verdrängte Wahrheiten des Glaubens – Wahrheiten, die nicht mehr zeitgemäß sind
Verdrängte Wahrheiten des Glaubens – Wahrheiten, die nicht mehr zeitgemäß sind
„wie er uns denn in ihm auserwählt hat vor Grundlegung der Welt,daß wir heilig und unbefleckt vor ihm seien in der Liebe.“ (Epheserbr 1,4) Unsere Erwählung in Jesus Christus vor der Schaffung der Welt, das bereitet jedem um das Verstehen des Gelesenen Bemühten größte Probleme. War denn Jesus Christus schon vor der Grundlegung der Welt, sodaß wir in ihm erwählt werden konnten. Als göttlicher Logos, als Gottes Sohn war er ewig und war so schon vor der Erschaffung des Kosmos. Aber Jesus Christus bedeutet ja der Gottmensch Jesus Christus, daß er wahrer Gott und wahrer Mensch ist! Kann also der göttliche Sohn als Jesus Christus bezeichnet werden, bevor er in der Jungfrau Maria Mensch wurde? Origenes bietet dazu zwar einen kühnen Gedanken auf, daß die Seele Jesu Christi präexistent war und dann erst in der Jungfrau Maria einen Leib angenommen hätte,aber das evoziert das Problem, ob so die Menschwerdung des Sohnes Gottes noch gedacht wird, denn Jesus Christus wäre so ja schon ein Mensch, wenn auch ohne einen Leib vor seiner „Menschwerdung“ in Maria.
Oder sollte das „in Jesus Christus“ als: „in Hinsicht auf Jesus Christus“ gedeutet werden? Diese Frage hat für die Lehre von der Realpräsenz Jesu Christi in der Eucharistie eine sehr große Bedeutung! Ist Jesus Christus als Jesus Christus da präsent, wenn er auch nur in seiner göttlichen Natur da präsent sein kann, wie die reformierte Theologie es lehrt oder ist er nur als Jesus Christus da präsent, wenn er da als wahrer Gott und wahrer Mensch gegenwärtig ist, wie es die katholische und lutherische Theologie lehrt? Wäre Jesus Christus schon Jesus Christus vor seiner Menschwerdung, dann könnte er so auch in der Eucharistie präsent sein. Die reformierte Theologie lehrt ja, daß weil Jesus Christus nach seiner Himmelfahrt zur Rechten Gottes thront, und da er als wahrer Mensch nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann, er nur nach seiner göttlichen Natur im Abendmahl gegenwärtig sein kann. Ist er dann aber wirklich als Jesus Christus da gegenwärtig? Man könnte fast meinen, die reformierte Theologie stellt sich den Sohn Gottes vor wie einen Mensch, der für seinen Spaziergang im Regen seinen Regenmantel anzieht, den er dann, heimgekommen wieder auszieht. Ähnlich hätte der Sohn Gottes die menschliche Natur nur angezogen, um am Kreuze leiden und sterben zu können, das kann die göttliche Natur nicht, danach aber legte er sie im Himmel wieder ab.
Was bedeutet dann unser Erwähltsein von vor der Schöpfung? Wir wurden erwählt, bevor wir waren. Das evoziert nun schwergewichtige Fragen: Erwählte uns Gott, weil er uns vorauswußte, wie wir sein werden ob seiner Allwissenheit und erwählte er uns so ob bestimmter von ihm vorausgewußter Qualitäten. Das wäre so denkbar, widerspräche aber der Zentralaussage des Epheserbriefes, daß wir aus Gottes Gnade erwählt wurden und somit nicht ob von Gott vorausgewußter Verdienste von uns. Gott erwählte also ganz frei Menschen dazu, Christen zu werden.
Jetzt wird er wirklich kompliziert: Wer von Gott so erwählt worden ist, hat sich bei ihm diese Erwählung nur realisiert, wenn er sie kraft seines freien Willens angenommen hat, sodaß er auch mit einem Nein zu seiner Erwählung reagieren könnte, oder ist diese göttliche Erwählung so machtvoll, daß der Erwählte nicht anders kann, als Ja zu sagen? Dann würde Gottes Erwählen aber den erwählten Menschen seiner Freiheit berauben, indem sie ihn zum Jasagen determinierte. Da der freie Wille konstitutiv zum Menschsein dazugehört, ist es aber undenkbar, daß Gott seinen Erwählten die Freiheit, zum Ja- oder Neinsagen zu ihrem Erwähltwordensein raubt.
Wie steht es nun aber um die Nichterwählten? Mit dieser Frage gerät die Theologie in einen unlösbaren Widerstreit mit dem Humanitarismus, denn für den Humanitarismus ist die Vorstellung, Gott erwähle einige und andere erwähle er nicht unzumutbar, denn Gott müsse alle Menschen ob ihres Menschseins gleich behandeln. Wenn Gott nur die Erwählten zu einem heiligen Leben bestimmt hat, wie könnte er dann den Nichterwählten den Vorwurf machen, daß sie nichtheilig, gar sündig ihr Leben geführt hätten? Nun könnte die Vorstellung des Erwählens Gottes gestrichen werden, um zu sagen, daß Gott jeden Menschen zur Heiligkeit berufen hätte, aber nur einige diese Berufung dann auch nur annähmen. Nur das widerstreitet allen Aussagen der hl Schrift über Gottes Erwählen. Gott hat eben nicht alle Völker erwählt, aber nur das Volk Israel hätte die Erwählung dann angenommen.
Das Erwählen Gottes muß so wohl als ein Gnadenakt Gottes verstanden werden, daß kein Anrecht für den Menschen besteht ob seines Menschseins erwählt zu werden. Gott erwählt ganz frei einige. Wem das völlig unverständlich ist, der denke nun an die Liebe. Warum liebt ein Mann die eine Frau, die er liebt und die vielen anderen nicht. Begeht er so etwa ein Unrecht, wenn er eine liebt und andere somit nicht? Gottes Erwählen ist tatsächlich ein Akt seiner Liebe und darum auch ein Selektionsakt: Er erwählte nur das jüdische Volk und nicht etwa die Ägypter oder Perser!
Gott erwählt, das ist tatsächlich etwas für die moderne Theologie völlig Inakzeptables. Darum wird dies einfach verschwiegen. Es stellen sich aber im Raume der Gnadenwahllehre so komplizierte Probleme, das die heutige Theologie ihnen auch gern aus dem Wege geht, palavert man eben lieber über die Klimakatastrophe und die Diskriminierung der Frau in der Kirche.
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