Sonntag, 9. April 2023

Ein beliebtes Narrativ: Totsein ist wie ein ewiger Schlaf- warum da aufstehen?

Ein beliebtes Narrativ: Totsein ist wie ein ewiger Schlaf- warum da aufstehen? Man legt sich Sonntags zur Ruh, schläft und nie weckt einen mehr ein Wecker: Aufstehen! Die Tagespflichten rufen nie mehr aus dem Schlaf heraus. So soll der Tod sein. Der Tote ruht im ewigen Frieden, nicht mal Alpträume maltraitieren ihn. Wer sich so sein Totsein zurechtlegt, wie sollte der dann noch empfänglich sein für die Verheißung eines ewigen Lebens. Zu Aufmerksamen könnte dann auch das „Ruhe in Frieden“ RiP verdächtig vorkommen: Meint das etwa das Gleiche? Wird dann noch mitbedacht, daß wir in einer Epoche der Dekadenz leben, einer des geschwächten Lebenswillens, verdüstert sich die Hörbereitschaft der Verheißung eines ewigen Lebens noch mehr. Wenn Freddy Merkury singt (Queen): „Wer will ewig leben?“ antwortet mancher, wohl heutzutage eher viele: „Ich nicht!“ Wird dabei ewig als unendliche Zeit vorgestellt, provoziert dies die Vorstellung der Langeweile, wird aber die Ewigkeit als eine Zeitlosigkeit gedacht, provoziert dies die Anfrage, ob dann überhaupt noch von einem Leben geredet werden kann. Dies Todesverständnis als das eines ewigen Schlafes ohne die Störung durch einen Wecker entwertet so die Vorstellung von einem ewigen Leben als einer Verheißung und unterminiert gar die Ewigkeitshoffnung, wenn substantialiter das ewige Leben doch auch nur als ein anderer Name für ein ewig währendes Schlafen sich entpuppt. Nur woher stammt den Gewißheit, daß der Tod nur ein einfaches Nichtmehrsein ist, dem Schlaf ähnlich, da auch er nicht erlebt wird? Die Gewißheit entstammt dem Optativ: O möge es doch so sich mit dem Totsein sich verhalten! Ein sehr schwaches Fundament, zumal dies Todesverständnis den Verdacht erweckt, eine Abwehrreaktion zu sein auf ein ursprünglicheres Todesverständnis, das einer irgendwie gearteten Weiterexistenz in einer Unterwelt. Als Tote lösen wir uns nicht einfach auf, gleichen eher „Untoten“, Existenzen, von denen weder Leben noch Totsein ausgesagt werden kann, nur daß sie mehr sind als nichts. Die hl. Schrift bezeichnet dies als Sheol,die Griechen benennen das als Hades. Die monotheistischen Religionen denken hier dualistisch: Postmortal existiert man entweder in der Hölle oder im Himmel. Dies Entweder verleiht unserem irdischen Leben Gewicht, da die Art und Weise, wie wir unser irdisches Leben führen, es im ewigen Himmel oder in der ewigen Hölle enden wird. Die Deutung des Todes als eines ewigen Schlafens und Ruhens ist so eine Flucht vor diesen zwei möglichen Ausgängen des Erdenlebens. Mathematisch formuliert wird die schwarze Null gewählt, statt vor der Alternative zu stehen, positiv unendliches Glück oder negativ unendliches Leid zu erlangen. Denn diese Null bedeutet zwar den Verzicht auf die positive Möglichkeit, verunmöglicht aber auch die Negativmöglichkeit. Denn auch der monotheistisch geglaubte Gott, auch in der christlichen Religion wird so nicht nur als der Geber des ewigen Lebens geglaubt sondern auch als der zur Hölle Verurteiler. Auf diese Wahrheit kann die Kirche nur verzichten um den Preis, daß wenn gepredigt wird, daß jeder in den Himmel kommt, außer vielleicht dem, der nicht ewig leben will, nun dies ewige Leben keine Relevanz mehr für die irdische Lebensführung hat, da es nun ja gleichgültig ist, wie man sein Leben führt. Diese Vergleichgültigungstendenz setzt aber auch die Todesvorstellung als die eines ewigen Schlafes aus sich heraus: Sündige so viel Du willst, nur lasse Dich nicht erwischen! Nur wenn das ewige Leben begriffen wird als die Antithese zur ewigen Hölle, entfaltet die Verheißung des ewigen Lebens so seine Lebensrelevanz und nichtet so die Ausflucht in die Hoffnung auf einen ewigen Schlaftod. Dies Tod=ewiger Schlaf Verständnis ist nun auf das engste verknüpft mit einem monistischen Menschenverständnis, daß er nur Materie ist ohne eine Seele. Ohne die Negation der menschlichen Seele und die Reduktion des menschlichen Bewwußtseins auf ein Epiphänomen der Gehirnaktivitäten könnte dies Todesverständnis ja gar nicht vertreten werden.

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