Mittwoch, 12. April 2023

In Medien übertragende Gottesdienste – eine Notmaßnahme in den Coronazeiten? Oder über eine vergessene gut katholische Praxis

In Medien übertragende Gottesdienste – eine Notmaßnahme in den Coronazeiten? Man könnte meinen,daß die Kirche erst in der Not der Coronaepidemie, als gar öffentliche Gottesdienste untersagt wurden, die Kirche die Möglichkeiten des Internetzes erkannt hätten: Jetzt wird übertragen und dies Angebot soll wohl gut angenommen,auch wenn ich zuverlässige Zahlen über die Nutzung dieser Übertragungen nicht finden konnte. Einwände erhoben sich selbstverständlich: Eine im Internet miterlebte Messe könne kein vollwertiger Ersatz für eine wirklich aufgesuchte Messe sein. Zudem würden nun noch weniger zur Sonntagsmesse kommen,wenn sie die Neigung zur Bequemlichkeit erst vor den Empfangsgeräten sitzen bleiben läßt, statt außerhäuslich einen Gottesdienst aufzusuchen. Darüber hinaus könnte ja das viel größerer Angebot an Messen im Internet im Vergleich zu der aufsuchbaren vor Ort auch ein Grund sein, die Internetgottesdienste zu präferieren. Man kann etwa in Dresden wohnend die Sonntagsmesse des Kölner Doms aufsuchen ohne dazu das Daheim zu verlassen. Sprechen nun Gründe, gewichtige gegen eine Präferenz für die Internetmedien? Mir fällt diesbezüglich auf, daß der Gemeinschaftscharakter der real aufgesuchten Messen als das Argument gegen Internetmedien angeführt wird. Das verleitet mich nun zu ein paar Anfragen zu diesem Gemeinschaftscharakter: Da feiere man ja nicht allein,vor einem Empfangsgerät sitzend sondern in einer Gemeinschaft von Gläubigen. Betrachtet man daraufhin die real sich ereignenden Gottesdienste: Die Gemeinde versammelt sich, indem sie sich in dem Kirchraum zerstreut. In Werktagsmessen ist in Folge der wenigen Teilnehmern der Abstand zwischen den einzelnen Gottesdienstbesuchern so groß, daß die Mindestabstandsregel in den Coronazeiten völlig überflüssig war. Nur wenn der Kirchraum voll ist, setzt sich wer neben einen anderen, und auch dann wird noch so viel Abstand wie irgend möglich gesucht. Nur die nicht allein Gekommenen setzen sich zusammen hin, dann aber auch einen möglichst großen Abstand zu den Anderen suchend. Das spricht nicht gerade für einen Gemeinshaftscharakter, ja die Gottesdienstbsucher verhalten sich eher wie Menschen, die ein Speiserestaurant aufsuchen, in dem ja auch jeder oder in einer Gruppe kommend sich separiert von den Anderen platziert. Wenn nun in einem Speiselokal alle speisen, entsteht dadurch eine Art von Gemeinschaft aller Gaststättengäste untereinander? Dies Miteinanderessen wird wohl kaum jemand als Gemeinde, als eine Gastgemeinschaft dieses Speiselokales ansehen. Ist das in einem Gottesdienst völlig anders? Bei der Predigt hört jeder sie für sich. Daß es unter den Anwesenden einen gemeinsamen Glauben gibt, an dem jeder Einzelne partizipiert und daß sich so eine Glaubensgemeinschaft ereignet,diese Vorstellung würde doch wie eine Seifenblase platzen, würde gefragt werden, was denn wirklich die Einzelnen da glaubten. Die Frucht der Individualisierung löst faktisch die Gemeinschaft des Glaubens auf: Jeder glaubt anders als der Andere.Aber, könnte nicht erwidert werden, daß das gemeinsame Erleben des Selben die Teilnehmer vergemeinschafte? Nur bilden dann alle, die in einem Kino sich einen Film anschauen, eine Gemeinschaft, weil sie alle den gleichen Kinofilm schauen? Außerdem: Jeder sieht den selben Film anders! Wenn eine junge Frau ihren Freund zu einem Liebesfilmanschauen überredet hat, sieht dann der Mann den Film so wie seine Freundin? Sehen sie da nicht eher zwei verschiedene Filme, denn obgleich sie den selben sehen, sehen sie ihn doch ganz verschieden und wird so für sie ein anderer! Gilt das nicht auch für jeden Gottesdienstbesucher? Wenn die Messe zu Ende gelesen ist und alle dann wieder heimgehen, kaum wer bleibt noch für eine Unterhaltung stehen außer denen, die nicht allein gekommen waren.Spricht dies schnelle Sichvoneinandertrennen nicht eher daür, daß auch im Gottesdienst keine Gemeinschaft empfunden worden ist? Als Einzelner blieb man einzeln und die zu mehrt Gekommenen blieben auch unter sich. Für den realen Aufsuch der hl.Messe, statt sie virtuell aufzusuchen, spricht genaugenommen nur ein Argument, daß der Kommunion. Vor dem Empfangsgerät sitzend kann ich nur geistlich die Kommunion empfangen, sakramental aber nur, wenn ich real anwesend bin. Denn wie ich mich in einer Messe mit allen da Anwesenden gemeinschaftlich fühlen kann, so kann ich das auch so virtuell empfinden. Überhaupt zeichnet sich unsere postmoderne Epoche durch die Aufwertung des Virtuellen dem Wirklichen gegenüber aus. Eine durch ein Empfangsgerät gehörte gute Predigt gefällt eben besser als eine schlechte, real in einem Kirchraum gehörte. Zu reüssieren begannen die über das Internet angebotenen Messen in der Coronazeit, aber sie zeigen einfach nur, daß die Kirche lernt, mit den neuen Medien zu leben und daß wohl auch diese Art der Gottesdienstteilnahme Früchte bringen wird.

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