Alle wollen Pluralität, Diversität, Vielfalt aber die Wahrheit diskriminiert!
Man könnte geneigt sein, von einem Ressentiment gegen die Wahrheit zu schreiben, aber das wäre wohl ein übereiltes Urteil. Beginnen wir einfach: Auf die Rechenlehrerfrage: „Was ist 5+7? gibt es nur eine richtige Antwort:12. In vielen Bereichen des Lebens existieren auf Fragen nur eine wahre Antwort sodaß die anderen als falsch diskriminiert werden. Es gibt auf die Frage: „Wer ist der Autor des Romanes: Der Zauberberg?, eben auch nur eine wahre Antwort und die Antwort: Kafka, Goethe werden als eindeutig falsch dysqualifiziert.
Aber auf die Frage: „Was ist die Wurzel von 9?, existieren 2 wahre Antworten:plus 3 und minus 3.Aber auch in diesem Falle werden alle anderen Antworten als falsch diskriminiert. Wenden wir uns einem anderen Bereich zu, dem Kriminalfilm. Ein Mord hat sich ereignet und ein Kommissar ermittelt den Fall. Diverse Theorien entwickelt er, wer wie aus welchen Gründen den Morgen begangen haben könnte, aber am Schluß erweist sich nur eine als die wahre und alle anderen als falsche. Nur, es ist im Regelfall nicht von Anfang an klar, wer der Mörder gewesen ist, sodaß die Vielzahl der Theorien über den Täter eine notwendige Zwischenstufe darstellt, um aus der Vielzahl dann den wahren Täter zu erfassen. Für den wissenschaftlichen Diskurs wird dies der Regelfall sein, daß es eine Vielzahl von Theorien über etwas gibt, weil die wahre noch nicht erkannt worden ist. Das Ziel ist die eine wahre Theorie,aber auf den Weg zu ihr werden viele Theorien entworfen, bis sich im Idealfall eine als die wahre durchsetzt. Bis das geschieht ist die Diversität der Theorien notwendig, weil noch nicht zwischen der wahren und den falschen unterschieden werden kann.
Gibt es nun aber auch Bereiche, in denen die Vielfalt als Vielfalt etwas Positives ist? Denken wir an den Deutschunterricht, etwa an die Lehrerfrage: „Was wollte Kafka uns durch den Roman: „Der Prozeß“ sagen?“ Mit den Antworten auf diese Frage könnte man wahrscheinlich eine ganze Bibliotek anfüllen, würden alle gettätigten und möglichen Antworten da archiviert werden. Läge man nun das simple Kommunikationsmodell des Senders, der Botschaft und des Empfängers zugrunde, daß der Autor seine Botschaft in den Roman verschlüsselt dargestellt hätte und der Empfänger nun den Roman entschlüsseln müsse, um die Botschaft daraus heraus-zukristallisieren, hieße das Resultat, daß es Kafka wohl nicht gelungen sei, seine Botschaft zu vermitteln, da fast jeder Leser in dem Roman eine andere herausliest. Näher liegt aber die These, daß diese Polyinterpretablität das Eigentümliche literarischer Texte sei, eben ihre ihnen innewohnende Potentialität diverser Deutungen. Hier wäre dann die Pluralität etwas Gesolltes, das das Leben dieser Texte ausmacht.
Generalisierend könnte also die These vertreten werden, daß in den theoretischen Wissenschaften das Ideal die Hervobringung der einen wahren Erkenntnis ist, daß aber auf dem Weg dahin viele Theorien hervorgebracht werden,damit dann die wahre sich durchsetzt. Im Bereich der Ästhetik dagegen gälte die Pluralität als etwas Positives im Bereich der Kunstinterpretation und selbst im Bereich der Kunstproduktion. Es kann eben nicht das eine wahre Kunstwerk geben.
Wie sieht es nun aber im Bereich der Morallehre aus? Hier widerstreiten offenkundig verschiedene sich oft widersprechende Morallehren, welche nun die wahre sei, aber bis heute existiert keine allgemein anerkannte. Das Ziel ist dabei zwar die eine wahre, und so verstehen sich die Morallehren auch in ihrem Geltungsanspruch, aber keine konnte sich bisher als die eine wahre verifizieren. Hier ist also die Pluralität das Eingeständnis des Nichterkennens der einen wahren Morallehre.
So drängt sich doch der Eindruck auf, daß die Pluralität, die Diversität eher ein Resultat des Nichterkennens der Wahrheit ist als daß das etwas Positives sei.
Nun könnte erwidert werden, daß es doch um etwas ganz anderes ginge, nämlich um die Lebendigkeit des Lebens, die eben seine Diversität sei. Hier wird aber ein einfaches Faktum vergessen, daß jedes Einzeletwasse stets eine Individuation eines Allgemeineren ist, eben ein Fall, ein Exemplar von einem Allgemeineren: Jeder Mensch ist so eine Individuation der Idee des Menschen und diese Idee zu begreifen verlangt eine wahre Theorie dieser Idee. Wie die Idee nur eine ist, so muß auch der Begriff des Menschen einer sein, wenn es der wahre Begriff des Menschen ist. Ein bloßer Pluralismus, das Ideal der Diversität entsubstantialisiert so das Einzelseiende, da es nicht mehr als eine Individuation begriffen wird.
Für das Erkennen ist somit die Pluralität eher nur ein Moment auf dem Wege zur wahren Erkenntnis, die in der Erkenntnis dann aufgehoben wird.
Im politischen Diskurs spiegelt sich das wider in der Strategie, die vorherschende Politik durch die Propagierung von einer Diversität von politischen Optionen zu delegitimieren, um dann die eigene als die einzig legitime durchsetzen zu können, nachdem die bisherig dominierende desavouiert ist.
Papst Franziskus krönte nun den Diversitätsglauben mit der Behauptung, Gott selbst wolle die Vielzahl der Religionen als sich gleich wahr anerkennende. Das ist eine Lehre, die nun wirklich unvereinbar ist mit dem Glauben an Jesus Christus, der sich nicht als eine von ganz vielen Wahrheiten offenbart hat.
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