Freitag, 22. November 2024

Das Original und seine Kopie- oder wie der Synodale Weg das Deformprgramm: "Wir sind Kirche" abschrieb:

Das Original und seine Kopie- oder wie der Synodale Weg das Deformprgramm: "Wir sind Kirche" abschrieb: (ein Auszug aus meinem Buch: "Der zensierte Gott"

 

2.12. Eine zeitgenössische Variante der Rotte Korach

 

Wenden wir uns einem zeitgenössischen Dokument dieser Gattung der Rottengeistertheologie zu, dem Verein „Wir sind Kirche“. Sicher gäbe es intellektuell ansprechendere Wiedergeburten dieser Kirchenrevoluzer, aber es gibt wohl kein anderes so antikatholisches Reformprogramm, das in der Kirche so viele Anhänger und Unterstützer findet wie das dieser Umstürzler. Das neue Rotte-Krach-Programm ist natürlich umfangreicher als sein Urtyp, aber es ist derselbe Urgeist, der aus beiden Programmen spricht: die Kirche zu Tode reformieren!

 

Wir sind Kirche“ legte im Januar 1996 in dem Publik-Forum-Dossier  „Kirche in Bewegung“ eine Art Manifest ihres Wollens und Tuns vor.[1] Niemand kann sagen, daß hier nicht freimütig und klar gesagt wurde, was sie wollen. Die 5 Hauptpunkte des KirchenVolksBegehrens sind bekannt, sollen hier aber doch noch einmal in Erinnerung gerufen werden:

 

Aufbau einer geschwisterlichen Kirche

Volle Gleichberechtigung der Frauen

Freie Wahl zwischen zölibatärer und nichtzölibatärer Lebensform

Positive Bewertung der Sexualität

Frohbotschaft statt Drohbotschaft.

 

Man wird schwerlich eine innerchristliche Reformbewegung in der Geschichte der Kirche mit einem dürftigeren Programm finden, aber gerade das macht wohl auch gerade ihre Massenwirksamkeit aus. 2 Millionen Unterschriften legitimieren - so die Meinung der Initiatoren dieses Volksbegehrens - diese Reformvorschläge.

 

Diese Punkte werden dann im Dossier Punkt für Punkt durch ein Meer von Detailforderungen konkretisiert. Begründungen für diese Detailforderungen findet man kaum. Sie erscheinen den Reformern wohl in sich so evident, daß sie keiner weiteren Begründung bedürfen. Am Rande der Forderungskataloge werden dann Texte aus dem 2. Vatikanum gestellt, ohne daß aber in irgendeiner Weise ein Zusammenhang zwischen den Forderungskatalogen und diesen Konzilstexten erkennbar wird. Das schlichte Nebeneinander soll hier einen nicht vorhandenen Zusammenhang vortäuschen.

 

Aufbau einer geschwisterlichen Kirche

 

Der Detailforderungskatalog beginnt gleich mit einem Paukenschlag: „Kein Lehramt mit Unfehlbarkeitsanspruch, sondern ein repräsentatives Leitungsgremium, welches demokratisch und auf Zeit gewählt wird und in geeigneten Städten tagt.“ (S.8) Das heißt im Klartext: die Abschaffung des Papsttumes, die Ersetzung dieses Amtes durch einen auf eine befristete Zeit gewählten Vereinsvorstand. Antirömisch wird dann noch hinzugefügt, daß dieser Vorstand seinen Sitz nicht in der ewigen Stadt Rom haben solle, sondern mobil mal hier mal dort tagen soll. Unübersehbar wird schon mit dieser ersten Detailforderung unter der Rubrik der „geschwisterlichen Kirche“ die Abschaffung der Römisch-Katholischen Kirche gefordert. Denn zu dieser Kirche gehört nun einmal konstitutiv das von Jesus Christus selbst eingesetzte Hirtenamt, das des Papstes. Petrus wurde nicht demokratisch von Jesu Jüngern (besser hieße es: Schülern) erwählt, sondern leider ganz autokratisch vom Herrn eingesetzt. Nicht ruft Jesus seinen Schülern zu: „Unterrichtet euch jetzt selbst, hütet euch jetzt selbst“, sondern er erwählt die 12 Apostel ganz und gar autokratisch, nur sie lädt er zum „letzten Abendmahl“ ein, in dem er die Feier der Eucharistie einsetzt und sie mit der priesterlichen Vollmacht der Darbringung des Meßopfers ausstattet. Und Petrus wurde nicht mal von diesem Zwölferkreis gewählt, sondern allein durch den Herrn eingesetzt.

Aber „Wir sind Kirche“ sind das nur gräuliche Anfänge des Urchristentums, die es gilt, weit hinter sich zu lassen, damit die Kirche im Lichte des deutschen Vereinswesens genese. Aber nein, so deutschtümelnd ist diese Los-von Rom-Bewegung nicht: Sie fordern als Idealgestalt der Kirche die eines gemeinnützigen Vereins nach amerikanischem Vorbild.

Es heißt dann auch: „Der Konzern Katholische Kirche muß dringend reformiert werden, das heißt in zahlreiche autonome kleine Unternehmen umgestaltet werden“. (S.8) Das wäre die Zerschlagung der Einheit der Kirche. Beachtenswert ist dabei auch das Verständnis der Kirche als das eines Unternehmens. Man könnte sagen, daß das Unternehmen Kirche sich neu auf dem freien Markt aufzustellen habe, um durch eine Dezentralisierung flexibler auf den Regionalmarkt vor Ort agieren zu können. Kirche, nein Danke, kann dieser Zerschlagungsvorschlag treffend zusammengefaßt werden. Allerlei weitere Demokratisierungsvorschläge ergänzen dann dies Grundanliegen der Umwandlung der hierarchisch verfaßten einen katholischen Kirche in eine vereinsmäßig organisierte Religionsgemeinschaft.

Randständig wird diesem Ruf zur Demokratisierung der Kirche nun eine bemerkenswerte Begründung zur Seite gestellt. „Der Wunsch nach einer Kirche, welche die Gleichwertigkeit aller Gläubigen sichtbar und strukturell zum Ausdruck bringt, ist mehr als die bloße Angleichung der Kirche an die Forderungen nach Demokratie und Emanzipation.“(S. 7) Das ist ein bemerkenswertes Selbstzeugnis. Zu allererst ist das eben die Forderung an die Kirche, sich gemäß der Welt zu gestalten. Die Welt wird damit zum normativen Maßstab für die Gestalt der Kirche. Da nun die Weltmenschen die demokratische Form für die beste aller denkbaren halten und nicht mehr die Monarchie oder die Aristokratie, müsse es die Kirche den Weltmenschen recht machen und sich gemäß ihren Vorstellungen gestalten. Implizite ist dabei die Vorstellung mitschwingend, daß die Geschichte der Kirche ein permanenter Anpassungsprozeß an die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse der Zeitgenossen gewesen sei. Verklausuliert bringt das zum Ausdruck: „Wir wissen heute durch historische und theologische Forschung mehr denn je, daß die derzeitige institutionelle Gestalt der Kirche weniger unmittelbarer Ausdruck des Willens Gottes als vielmehr die Form geschichtlich gewordener Entscheidungen und Strukturen ist.“ (S. 8) Das „geschichtlich“ deutet dabei die Einpassung der Kirche in die jeweilige Zeit an. Daß man dem urreformatorischen Anliegen, die Römisch-Katholische Kirche als Abfall vom Urchristentum mit seiner von Gott so gewollten Urordnung auf den Leim geht, wird hier nicht bemerkt. Das Anliegen dieser pseudokritischen Erforschung der Kirche ist ja immer nur das eine: die illegitime Entfernung und den Abfall der Kirche vom Urchristentum zu beweisen. Von vornherein wird dabei die Kirche als getrennt von Gott gedacht. Als solche konnte sie sich dann vom Ursprung entfernen und tat dies auch, auch wenn immer wieder mutige Reformer sie zum Ursprung zurückriefen, vor allem Luther. Warum man sich als Katholik dieser parteiischen Geschichtsschreibung zuwendet und sie kritiklos bejaht, bleibt dabei völlig unreflektiert! Aber, und das ist nun das Befremdliche: Es wird nun gefordert, so solle es auch weiterhin geschehen. Nicht Rückkehr, sondern weiter Anpassen heißt jetzt die Maxime.Wie jedes Marktunternehmen sich den jeweiligen Marktnachfragen anzupassen habe, so solle das auch die Kirche unternehmen.

Aber da dies wohl selbst den Deformern etwas zu dürftig erscheint, versuchen sie, dem noch eine theologische Rechtfertigung beizufügen. Jetzt konterkarieren sie ihren eigenen Anpassungsansatz, das Heil der Kirche läge im Sichanpassen an die Zeit, indem sie nun plötzlich ein Zurück zu den Uranfängen fordern. Jetzt gibt es plötzlich idealtypische Formen des Urchristentums, die jetzt noch normative Bedeutung haben sollen. Stellen aus dem Neuen Testament werden angezeigt, aber ohne eine Auslegung, drei Stellen aus der Apostelgeschichte, eine Paulusstelle und eine aus dem Matthäusevangelium. Das wird man wohl schwerlich eine biblische Fundierung nennen können. Sieht man sich die angezeigten Stellen an, kann man aber nur noch staunen! Die Apostelgeschichte ist nun wirklich der Beleg für die hierarchische Struktur der Urkirche! Die Apostel sind nicht demokratisch Gewählte sondern von Christus autokratisch eingesetzt. Die Apostel und Priester entscheiden im ersten Apostelkonzil ohne das Volk (Apg 15,6): Die Apostel und die Ältesten traten zusammen, um die Frage zu prüfen. Erst zur organisatorischen Umsetzung der Beschlüsse wurde dann das Volk hinzugezogen. Apg 15, 22: Da beschlossen die Apostel und die Ältesten mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte auszuwählen.

Und Paulus' Lehre von der Kirche und ihren Ämtern: Was hat der Vergleich mit einem Leib, in dem jedes Glied seine Aufgabe hat, mit Demokratie zu tun? Ein kleiner Blick in die jüngere deutsche Ideengeschichte hätte diesen Deformern gezeigt, daß in der Weimarer Republik gerade in antidemokratischer Intention das organologische Denken vertreten wurde: Das soziale Gemeinwesen solle nicht demokratisch aufgebaut sein, fußend auf dem Einzelmenschen, sondern das Gemeinwesen solle sich wie ein Gesamtorganismus verstehen, in dem jeder immer schon ein Glied des Ganzen ist. Paulus meint ja nicht, um im Bilde zu bleiben, daß das Auge mit dem Fuße zusammen darüber zu debattieren hätte, wie die Ohren zu hören hätten! Die Begeisterung für den urchristlichen Liebeskommunismus hat dann wohl dazu geführt, zu überlesen, daß aller Besitz den Aposteln zu Füßen zu legen war. Genau damit wird der Vorrang der Apostel in der Uhrgemeinde aber aufs deutlichste unterstrichen. Es muß also konstatiert werden, daß die angezeigten Stellen in keiner Weise Belege für eine demokratische Struktur des Urchristentums sind.

Wenn man sich dann noch vor Augen hält, daß das Verhältnis Jesu zu seinen Jüngern das eines Lehrer-Schüler-Verhältnisses war, dann wundert es nicht, daß sich diese Struktur im Urchristentum prolongiert in dem Verhältnis  des Amtes zur Gemeinde. Die Apostel setzt der Lehrer Jesus ein als seine Nachfolgelehrer, und die wiederum setzen ihre Nachfolgelehrer ein. Nirgends findet sich ein Indiz für eine demokratische Wahl der Apostel oder Presbyter in der Bibel!

Nun wird versuchsweise auch ein theologisch systematisches Argument beigebracht: „Eine Kirche will Zeichen sein für die unbedingte Zuwendung Gottes zu den Menschen“. Und diese unbedingte Zuwendung zu jedem Menschen verlange nun eine Demokratisierung der Kirche! Die Vorstellung einer unbedingten Zuwendung Gottes zu den Menschen ist nun selbst eine sehr fragwürdige Darlegung des Verhältnisses Gottes zu den Menschen. Gott will das Heil aller Menschen, das könnte man als unbedingten Heilswillen Gottes bezeichnen. Aber er setzt einen Ordo Salutis. „Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt“. Mk 16,16 kann als Kurzfassung dieses Heilweges bezeichnet werden. Somit werden Bedingungen gesetzt für das Heil; das Heil gilt nicht jedem bedingungslos.

Zur Veranschaulichung: Wenn ein Lehrer sagt, ich möchte, daß alle am Ende des Schuljahres die Versetzung schaffen, dann kann das der Ausdruck der Liebe des Lehrers zu seinen Schülern sein. Wenn dann aber nicht alle die Versetzung schaffen, einige also sitzen bleiben, widerspricht das nicht der Nächstenliebe des Lehrers. Es zeigt aber, daß es sich mit der unbedingten Nächstenliebe zu den Schülern verträgt, Anforderungen an die Schüler zu stellen, und wenn diese Anforderungen nicht geleistet werden, Schülern die Versetzung zu verweigern. Das Ziel des Eintrittes in das ewige Leben ist an Bedingungen geknüpft, die der Mensch zu erfüllen hat, also, daß er glaubt und getauft wird. Erfüllt er sie nicht, tritt er nicht ein ins Reich Gottes. Es gehört zur Grundsubstanz der Reich-Gottes-Verkündigung, daß Jesus nicht verkündet, daß jeder, der eintreten möchte in das ewige Leben, auch eintreten dürfe. Deshalb gibt es keine unbedingte Zuwendung Gottes zu den Menschen, wenn darunter die hinreichende Bedingung für den Eintritt in das Reich Gottes verstanden würde.

Warum nun aber Gottes unbedingter Heilswille, daß alle das ewige Heil erreichen sollen, eine demokratische Struktur erfordern soll, ist völlig unklar! Um des Zieles willen, daß alle Schüler die Versetzung schaffen oder alle Kranken eines Spitales Gesundung erfahren, wird ja auch niemand  eine demokratische Organisation der Schulen oder der Spitäler einfordern! Und: im Urchristentum gab es keine Demokratie. Sie gab es nur als Forderung der Rote Korachs, die gegen Gottes Ordnung der Hierarchie protestierte mit der Revolutionsparole: „Alle sind heilig, die ganze Gemeinde, und der Herr ist mitten unter ihnen. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?“ ( Num, 16,5).   Um dieser Revolution wider die von Gott eingesetzte Hierarchie willen wurde diese  Rotte von Gott selbst ausgerottet!

Also resümieren wir: Die Vorstellung einer unbedingten Zuwendung Gottes zu den Menschen schließt die Tatsache nicht aus, sondern ein, daß Gott uns den Weg des Heiles offenbart hat, der die Bedingungen des Eingelassenwerdens in das Reich Gottes benennt. Nur, wer diese Bedingungen erfüllt, geht ein ins Reich. Völlig unklar bleibt dann aber, warum Gottes unbedingter Heilswille eine demokratische Struktur der Kirche erheischen soll. Jesus Christus war kein Demokrat, und nie war die Kirche demokratisch! Es bleibt so nur eines übrig: „Wir sind Kirche“ fordern die Demokratisierung der Kirche, weil die Weltmenschen die Demokratie für die beste Organisationsform erachten. Aber so würde doch zu oberflächlich geurteilt. Des Pudels Kern ist nämlich die Frage: Wer ist der Herr der Kirche? Demokratie heißt, daß das Volk herrschen soll und nicht mehr ein von Gott eingesetzter Monarch. Der antimonarchischen Intention der Forderung nach der Demokratie als der wahren Regierungsform liegt so eine antitheozentrische Intention zugrunde: Gott soll nicht mehr durch einen von ihm dazu Erwählten regieren, sondern das Volk. Und so ist auch die Forderung nach einer Demokratisierung der Kirche im wesentlichen die Forderung nach der Entmachtung Jesu Christi selbst: Er soll nicht mehr regieren, sondern wir Menschen wollen selbst in der Kirche regieren und so die Kirche zu unserer Kirche machen. Wenn der Herr nicht mehr der Herr ist über seine Kirche, dann erst kann sie frei nach dem Belieben unserer menschlich allzumenschlichen Wünsche umgestaltet werden.

Es ist eine altbekannte Tatsache, daß die Demokratie immer gefährdet ist, sich zur Ochlokratie zu pervertieren. Überfliegt man das Dossier und nimmt wahr, welchen beherrschenden Stellenwert das Thema Sex einnimmt, die Kirche solle ihre Sexualmorallehre liberalisieren, dann zeigt dies wohl eine ochlokratische Tendenz in dieser Reformbewegung auf. Ihr Bauch ist ihnen nicht mehr ihr Gott, wie Paulus einst seine Kritiker entlarvte,  sondern ihre sexuellen Wünsche und Begierden. Das gibt dieser Reformbewegung ihren vulgären und darum so populären Charakter. Man denke an die bittere Wahrheit, daß die Forderung nach einer Demokratisierung der Kunst immer nur ihre Pornographiesierung zur Folge hat!


Volle Gleichberechtigung der Frauen

Der zweite Forderungskatalog der vollen Gleichberechtigung der Frauen ist eine Addition von der Forderung der Demokratisierung der Kirche und der Forderung, daß alle Ämter und Leitungsämter Frauen offen stehen sollen, also das Frauenpriestertum eingeführt werden soll. Zu diesem Punkte ist schon so vieles geschrieben worden, daß ich hier nur noch Eulen nach Athen tragen könnte. Deshalb sei hier nur auf ein Problem hingewiesen. Der Priester empfängt in der Weihe die Vollmacht, Wein in das Blut Christi, Brot in den Leib Christi zu verwandeln. Jetzt könnte jemand meinen, daß Brot und Wein für die Feier der Eucharistie aus dem kulturellen Kontext des Urchristentums sich ergeben haben. Jetzt könne man auch statt Wein Bier nehmen und statt immer Brot auch eine Bratwurst. Jetzt spräche der Priester über Bier und Bratwurst die Konsekrationsworte - würde sich dann Bier in das Blut Christi und die Bratwurst in das Fleisch Christi wandeln? Mitnichten! Die Vollmacht zur Wandlung bezieht sich auf Brot und Wein und nicht auf Bier und Bratwurst!

Christus hat Männer zu Priestern geweiht, als er die erste Eucharistie feierte, und keine Frau, nicht einmal Maria, seine Mutter. Wie nehmen nun die Befürworter des Frauenpriestertumes an, daß eine Frau die Vollmacht zur Konsekration empfangen kann? Der Empfänger muß zur Gabe passen! Nur Brot und Wein gilt die Vollmacht des Verwandeltwerdens, nicht dem Bier. Männern gilt die Verheißung, daß sie nach Gottes Ordnung die priesterliche Vollmacht empfangen können. Wo gibt  es die Verheißung Christi, daß diese auch Frauen empfangen können? Wo gibt es im alten Bund Priesterin? Und warum soll es dann im neuen Bund Priesterin geben? Es ist zu vermuten, daß es Frauen, die zum Priestertum geweiht würden, so erginge wie dem Bier, über das ein Priester die Wandlungsworte spräche: Es geschähe nichts; das Brot bliebe Brot und die Frau ohne die Priestervollmacht. Denn der Empfänger muß von seiner Natur zu der ihm durch das Sakrament   übermittelten Gnade passen! Daß die Frau von ihrer Natur dazu passe, dafür gibt es keinen Beleg in der hl. Schrift oder in der Lehre der Kirche! Und ohne die durch das Weihesakrament vermittelten geistlichen Vollmachten wären alle Amtshandlungen des Priesters vollkommen ungültig. Das heißt konkret: Wer die Kommunion in einer von einer Priesterin geleiteten Eucharistiefeier empfinge, der empfinge nichts außer Brot und Wein! Wer bei ihr beichtete, empfing keine Lossprechung seiner Sünden. Die Gemeinde würde so nur betrogen werden, erhielte sie Priesterin! Wer das Frauenpriestertum fordert, damit überall wieder Eucharistie gefeiert werden könne, schafft damit die Eucharistie ab, weil so die Gemeinde nur Brot und Wein empfinge und sonst nichts! Nebenbei: Im Protestantismus hat zuerst Luther das Priestertum abgeschafft, indem er das Meßopfer beseitigte  und nur ein sakramentales Abendmahl übrigließ. Daß eine Frau die Leiterin eines Mahles sein kann, das paßt dann auch zur Natur der Frau als Hausfrau, und so war es dann auch nur noch eine Frage der Zeit, bis Frauen Pfarrerin werden durften. Aber es gibt keine evangelische Priesterin, weil es im Protestantismus auch keine Priester gibt.

Zudem: Die Forderung nach einer Veränderung der Zugangsbedingungen zum Priesteramt wird dabei lautstark begründet mit der Wichtigkeit der Eucharistiefeier für die Gläubigen. Damit es keine Gemeinde ohne die Eucharistiefeier gäbe, solle der Zölibat fallen und das Frauenpriestertum eingeführt werden. Könnte man meinen, daß den Deformern also die Eucharistiefeier so wichtig ist, wird man kurz darauf aber eines besseren belehrt: „In priesterlosen Gemeinden hat die Zusammenkunft zum sonntäglichen Gemeindegottesdienst (zum Beispiel Wortgottesdienst) Vorrang vor der Teilnahme an einer Eucharistiefeier in einer Nachbargemeinde.“ (S. 22) So unwichtig ist hier die Eucharistie, daß man auf sie verzichtet, um nicht in der Nachbargemeinde sie zu feiern! Man  bleibt lieber daheim ohne das Altarsakrament!

 

Freie Wahl zwischen zölibatärer und nichtzölibatärer Lebensform

Der dritte Punkt spricht nun das materiale Hauptthema der Reformbewegung an, das Thema: Sex. Zwischen dem formalen Anliegen, dem der Demokratisierung, dem Außerformbringen der Kirche und der Forderung nach der Aufhebung des Zölibates für Priester besteht ein enger Zusammenhang.

Die Demokratisierung ist die formale Voraussetzung dafür, daß nun die Menschen frei nach ihrem Geschmack und ihren Wünschen die Inhalte der Kirche bestimmen. Und die Verpflichtung zum priesterlichen Zölibat ist nun eine Ordnung, die unserer ganz vom hedonistischen Geist erfüllten Zeit zutiefst zuwider sein muß. Als Argument wider den Zölibat fungiert wieder die Zauberformel vom geschichtlich Gewachsensein dieser Ordnung. Damit soll die Relativität dieser Ordnung fundiert werden. Gewachsensein meint dann nicht eine Weiterentwicklung aus den Anfängen heraus, sondern ein Bedingtsein durch externe Ursachen, sodaß das Wachsen mehr ein Fremdbestimmtsein durch anderes ist als eine selbständige Selbstentwicklung. Unreflektiert wird dabei zudem vorausgesetzt, daß die Geschichte der Kirche eine ohne Gott ist. Der Hl. Geist mag zwar beim ersten Apostelkonzil gegenwärtig gewesen sein. Dort konnte das Apostelkonzil noch von sich sagen: „Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen“ (Apg 15,28), aber das darf eben für alle anderen Entscheidungen der Kirche nicht mehr gelten. Denn sonst müßten ja die weiteren Beschlüsse von Konzilien auch verbindlich sein. Das sei aber ferne! rufen unsere Reformer von „Wir sind Kirche!“

Weil diese Ordnung nur geschichtlich entstanden sei, sei sie nicht verbindlich, ist somit eine These, die mit dem katholischen Verständnis von der Kirche als Leib Christi nicht vereinbar ist. Denn die Kirche glaubt an ihr Geführtwerden durch ihren Herrn, ihr Haupt Christi. Gerade weil es eine katholische Ordnung geworden ist, eine, die die ganze Römische Kirche praktiziert, ist es auch eine wahre Ordnung.

 

Positive Bewertung der Sexualität

Der vierte Punkt der Reformagenda wurde nun schon durch den dritten vorbereitet. Es wird eine positive Bewertung der Sexualität gefordert. Die Kernthese lautet, daß es die Aufgabe der Kirche sei, ihren Mitgliedern zu helfen, eine ihrem Gewissen gemäße Praxis der Sexualität zu finden. (S. 25) Das wäre die Aufgabe der gesamten Morallehre der Kirche zugunsten einer protestantischen Gewissensethik. Mein Gewissen allein ist für mich die letztgültige Entscheidungsnorm. Damit wird die Moral der Gewissensfreiheit untergeordnet und zum Spielball der menschlichen Willkür. De facto wird so der Zeitgeist zur Quelle der Morallehre der Kirche. Das Dossier nennt das, ihren Gliedern einen Freiraum zu gewähren, in dem sie dann selbstverantwortlich entscheiden können. Und damit schließt sich der Kreis, indem wir so auf die erste Forderung zurückverwiesen werden, die nach der Abschaffung des päpstlichen Lehramtes. Diese Forderung beinhaltet somit auch die Forderung nach der Abschaffung jeder verbindlichen kirchlichen Morallehre zugunsten der Vorstellung, daß jedem sein Gewissen die letztverbindliche Instanz der Moral ist und somit nicht die Lehre der Kirche.

Damit könnten wir diesen Punkt abschließen, gäbe es da nicht noch die Forderung nach einer Rückkehr zur Teilnahme der kirchlichen Beratungsstellen für Schwangere in die staatliche Pflichtberatung. (S. 25) Das Entscheidende ist dabei, daß in Deutschland Mütter ihre ungeborenen Kinder nur straffrei töten lassen können, wenn sie einen Schein vorlegen, der ihnen bestätigt, daß sie sich von einer staatlich anerkannten Beratungsstelle beraten lassen haben. Nur wer bereit ist, solche Lizenzen zum Töten auszustellen, kann anerkannter Partner der staatlich anerkannten Beratung sein. Ob der Pflicht zur Ausgabe solcher Tötungslizenzen ist die Kirche  in Deutschland aus dieser Beratungspraxis ausgetreten. Nicht trat sie aus, weil sie Schwangere nicht beraten will, sondern weil die Ausstellung von Tötungserlaubnissen von ungeborenen Menschen mit der Moral der Kirche unvereinbar ist. „Wir sind Kirche“ wollen dagegen, daß die Kirche Beihilfe zum Töten von ungeborenen Kindern leistet durch das Ausstellen dieser Tötungserlaubnisscheine.

Professor Häring bringt das in seiner Kritik am hl. Vater Franziskus auf den Punkt im Geiste  dieser Reformbewegung, wenn er kritisiert, daß der Papst gegen Abtreibung, Homosexualität und das Frauenpriestertum ist. Hier müsse der Papst seine Meinung ändern. (Vgl.: Internetseite: Wir sind Kirche Deutschland, Aussendung Härings zum hl. Vater Franziskus.)

Wir kennen den makaberen Witz: „Was ist Demokratie? Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Lamm darüber entscheiden, was es zum Mittagessen gibt.“ Die ungeborenen Kinder sind so das prominenteste Opfer von „Mehr Demokratie wagen!“ So einst W. Brandt, und diese Reformbewegung stößt ins selbe Horn: Unter dem Vorwand des Beratenwollens will sie wieder Tötungslizenzen ausstellen lassen!

 

Frohbotschaft statt Drohbotschaft

Als Abschluß kommt nun noch der skurrilste Teil: „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“. Der Untertitel lautet: „Mehr helfende und ermutigende Begleitung und Solidarität anstelle von angstmachenden und einengenden Normen.“ Mit Bedauern müssen wir feststellen, daß unser Heiland diese moderne Seelsorgemaxime noch nicht gekannt hat und so auch nicht praktizierte! Wenn er das schon gewußt hätte, nie hätte er gesagt: „Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden!“ ( Mk, 16,16 ) Zu der Frohbotschaft „wird gerettet werden“ gesellt sich gleich die Drohbotschaft zu „wird verdammt werden“.

Ob im Sinne von „Wir sind Kirche“ Ärzte demnächst nicht mehr ihren Patienten drohen dürfen: „Wenn sie sich nicht operieren lassen, werden sie in Bälde sterben?“ Dürfen Sie nicht mehr zum Raucher mit schwerer Lungenentzündung sagen: „Wenn sie nicht aufhören mit dem Rauchen, werden sie nicht mehr gesunden?“ Lassen wir diese Abstrusität auf sich beruhen. Es kann keinen Weg des Heiles geben, der nicht verbunden wäre mit der Warnung und Drohung, daß, wer diesen Weg nicht beschreitet, nicht das Ziel des Heiles erreichen wird. Das gehört konstitutiv zu jeder Heilslehre dazu. Wo es eine offenbarte und erkannte Wahrheit gibt, da ist immer auch die Warnung vor den Folgen der Mißachtung der Wahrheit zugegen!

Soweit mein Buch. Es wird nun jedem Leser leicht fallen, das hier Dargelegte in den Texten des Synodalen Weges wiederzufinden. Durch Kreativität und Originalität zeichnet sich der Synodale Irrweg wirklich nicht aus!

 



[1]    Vgl.: Dossier Kirche in Bewegung, Publik Forum Januar 1996.

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