Samstag, 2. November 2024

Zur Entkernung des Zentrums der christlichen Religion, der Eucharistie

 

Zur Entkernung des Zentrums der christlichen Religion, der Eucharistie


Wie oft heißt es bezüglich der Eucharistiefeier, daß das Wesentliche dabei das Begegnungsgeschehen mit Jesus Christus sei, daß dort Gottes Liebe zu uns erfahrbar würde und Ähnliches aus der Rhetorik einer Ich-Du-Philosophie. These: Diese Begegnungsrhetorik setzt voraus, daß die Eucharistiefeier völlig abgesondert und abstrahiert von der Opferkultpraxis des Alten Bundes gedeutet wird und daß somit der Kern des Meßopfers, das ist das Wesentliche der Eucharistie verkannt wird.

Konzentrieren wir uns deshalb auf das Opfer, das Noah nach der Sintflut Gott dargebracht hatte. A.Arndt kommentiert dies Opfer in seiner Vulgataausgabe, 1903 so: „Diese Verheißung machte Gott bei dem wohlgefälligen Opfer Noes,das darum eine segensreiche Wirkung hatte,weil es, wie die übrigen Opfer des Alten Bundes,ein Vorbild des Opfertodes Jesu Christi war,wie es die hl.Väter lehren.“ Hier muß der Begriff des Vor-bildes zeitlich gedacht werden, daß es vor dem Opfer Jesu Christi war und als Vor- bild auch bildphilosophisch, daß in dem Bild das Abgebildete selbst real präsent ist.Das von Noah dargebrachte Opfer ist ja höchst wirksam. Um seinetwillen gibt Gott die Verheißung, die Welt nicht noch einmal durch eine Sintflut zu vertilgen. Wenn die Substanz dieses Noahopfers eine von Jesus Christus verschiedene Opfergabe wäre, wie könnte die so eine Wirkkraft in sich tragen? In dem Noahopfer war also das Kreuzaltaropfer Jesu Christi gegenwärtig, und deshalb konnte es Gott auch nur so wohlgefällig sein.

Aber geben wir nun der Bibel selbst das Wort: „Noe aber baute dem Herrn einen Altar und brachte von allen reinen Thieren und von den reinen Vögeln Brandopfer (holocausta) auf dem Altar dar. Als nun der Herr den lieblichen Duft roch,sprach er: Nimmermehr will ich hinfort die Erde um der Menschen willen verfluchen;denn Sinn und Gedanken des menschlichen Herzens sind zum Bösen geneigt von seiner Jugend an;ich will also hinfort nicht mehr alles Lebende schlagen, wie ich es gethan habe.“ (1.Mose 8,20f).

Eine eigentümliche Spannung herrscht in diesem Text, die Spannung zwischen der negativen Anthropologie, daß der Mensch von Grund auf zum Bösen geneigt ist, und daß er Gott liebliche Opfer darbringen kann. Diese Spannung wird nun nicht dadurch aufgehoben durch eine Vorstellung eines sittlichen Fortschrittes des Menschen, daß er so anfänglich gewesen sei, daß Gott aber darauf setze, daß er sich dann im Laufe der Menschheitsgeschichte zum Besseren hin entwickeln würde. Da diese Sintfluterzählung eine Kultätiologie ist, ein Narrativ, das darlegt, warum Gott Opfer darzubringen sind, darf man dies Opfer nun aber auch nicht so verstehen, als hätte Noah als Gerechter allein ein Gott wohlgefälliges Opfer darbringen können und somit alle anderen Priester des Alten Bundes nicht. Das Noah Opfer soll ja das Vor-Bild aller Kultopfer des Alten Bundes sein. Wir Mensche n können also, obzwar zum Bösen geneigt, doch Gott wohlgefällige Opfer darbringen. Das ist aber nur möglich, weil die Substanz aller Opfer des Alten Bundes Jesus Christus selbst ist. In den Vor-Bildern seines Kreuzaltaropfers ist er selbst die Opfergabe.

Das gilt nun so auch für die Nach-Bilder seines Kreuzaltaropfers, den Meßopfern. Auch und gerade sie sind Gott ein Wohlgeruch, da seine Substanz die des Opfers Jesu Christi ist. Das theologische Denken steht nun bei der Frage, wie die Einheit des Vor-Bildes, des Urbildes, das ist das Kreuzaltaropfer und des Nach-Bildes zu denken ist, vor einer seiner größten Herausforderungen, daß es nur ein Opfer ist, das uns als dreifaltifges erscheint. Das eine Opfer muß deswegen als die Einheit dieser drei begriffen werden, daß das Urbild erst mit seinen zwei Abbildern, das des Alten und des Neuen Bundes zusammen das eine Opfer sind.

Entscheidend ist also, daß Gott das hl. Meßopfer dargebracht wird, daß es ihm ein Wohlgeruch ist und daß deswegen Gott geneigt ist, sich uns zuzuwenden, obschon wir von unserem Herzen her zum Bösen Geneigte sind. Nicht daß uns das eucharistische Opfer verwandelt und sittlich verbessert ist das Eigentliche des Meßopfers, sondern daß es Gott uns zugewandt macht, daß er uns gnädig gestimmt wird durch das Opfer. Die Verheißung Gottes, daß er die Menschheit nicht noch einmal vertilgen werden wird, macht Gott ja, damit wir ihm weiterhin ihm wohlgefällige Opfer darbringen können.

Das Noahopfer zeigt uns so in eine wirklich irritierenden Radicalität auf, wie wertvoll der Opferkult Gott ist! Er ist der wahre Gottesdienst. Das ist etwas völlig anderes als dies üblich gewordene Begegnungsgerede.


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