Donnerstag, 22. Oktober 2020

Irritierendes: Kinder des Zornes

Irritierendes: Kinder des Zornes

Nicht ist damit der Zorn von Kindern gemeint, es wird also nicht die Rede sein von zornigen Kindern, sondern von dem Zorn über Kinder. Auch sind hier nicht Kinder gemeint sondern die Kinder Gottes, also alle Menschen. Der Apostelfürst Paulus schreibt nämlich: et eramus naturae filii ira, sicut et ceteri= und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die übrigen. (Epheserbrief 2,3).

Das gibt zu denken. Der Apostel Paulus bezieht sich hier ein: Auch ich war ein Kind des Zornes. Es gibt die „Kinder des Unglaubens“ (2,2), die für Paulus so auch die Kinder des Zornes sind. Er schreibt hier also vom Zorne Gottes, der sich auf die Ungläubigen bezieht; diese stehen unter ihm. „Von Natur aus“ muß dann ernsthaft durchdacht werden. Dies besagt, daß der Unglaube nicht etwas Kontingentes ist, denn dann wäre er nicht natürlich. Es muß sich also um einen natürlich notwendigen Unglauben handeln. Damit stehen wir also in der Mitte der Lehre von der Erbsünde, daß der Mensch ob dieser Verfaßtheit postlapsarisch als Sünder geboren wird und daß Gott selbst diese Sünde so ernst nimmt, daß für ihn alle Menschen Objekte seines Zornes sind. Wo das menschliche Auge unschuldige Kinder sieht, da sieht das theologische Urteil des Apostels „Kinder des Zornes“.

Aber es gibt für jedes Kind des Zornes eine Rettungsmöglichkeit: Der Glaube und das Sakrament der Taufe. Der Apostel sagt so auch von sich, als er noch ein frommer Pharisäer war, daß er da ein „Kind des Zornes“ war und er erst durch seine Bekehrung zu Damaskus und seine Taufe ein von Gott Geliebter wurde. Augustin Arndt SJ,Die Heilige Schrift, 1903 schreibt dazu sehr treffend: „Ein Gott, der nicht zürnt, liebt auch nicht.“ (Fußnote zu 2,3).Paulus mutet uns also zu,daß Gottes Verhalten zu uns als ein änderbares zu denken ist: Gott zürnt dem Sünder, er liebt aber den Gläubigen. Nun wird es aber etwas komplizierter: Der Gott, der zürnt, ist auch der, der den Tod des Sünders nicht will und so ihm die Möglichkeit zur Errettung verschafft.Aber dieser Wille Gottes darf nun nach Paulus nicht so gedeutet werden, als wäre der göttliche Zorn gar keine Realität, als wenn dieser nur eine menschliche Imagination wäre.

Somit ist der Glaube auch nicht einfach eine zuverlässige Erkenntnis Gottes, so wie er an sich ist, daß er die Liebe ist, die jeden liebt, sondern ob des Glaubens ändert sich Gottes Beziehung zum Menschen: Er hört auf, ein Objekt seines Zornes zu sein und wird ihm zum Geliebtwerdenden. Diese Liebe ist nun selbst nichts Natürliches, als müßte Gott den Menschen, wenn er gläubig ist oder nur weil er als Mensch ein Geschöpf Gottes wäre, lieben, denn es ist eine göttliche Gnade, den Glaubenden zu lieben. Der Naturbegriff ist so in dieser kleinen Erörterung different gebraucht. Es gibt den Menschen, der ob seiner gefallenen Natur natürlich ein Objekt des göttlichen Zornes ist, aber es gibt keinen natürlich zürnenden oder liebenden Gott: Gott entscheidet frei, wem er zürnt und wen er liebt. Das ist Gottes Freiheit, die hier mitbedacht werden muß. Es ist eine göttliche Dezision, den, der ihn glaubt, zu lieben, ihm dann der göttliche Vater zu sein, der die Seinen dann als seine geliebten Kinder ansieht.

 

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