Mittwoch, 16. Oktober 2024

Die Verheißung des Naturalismus: Alles sei weltimmanent erklärbar, Gott sei so überflüssig

 

Die Verheißung des Naturalismus: Alles sei weltimmanent erklärbar, Gott überflüssig


Vorab, hierzu sei auf den guten Artikel zu dieser Causa der Internetseite „Communio“ vom 14.10.2024 verwiesen. Gott würde somit für nichts mehr gebraucht. In einer Hinsicht muß dieser These zugestimmt werden, daß viele Heutige ganz auf eine Vorstellung von Gott verzichten, da alle ihnen relevante Fragen ohne einen Rückgriff auf Gott als respondierbar scheinen. Die Welt sei eben ein sich geschlossenes und abgeschlossenes System,in dem alle seine Elemente hinreichend erklärt werden können. Manch moderne Theologie,sich dabei gerne auf D.Bonhoeffer berufend erwidert dann, daß Gott eben kein Lückenfüllergott sei, der nur dann noch ins Gespräch gebracht werden könne, wenn die Theologie etwas weltimmanent nicht Erklärbares aufgefunden habe: Da bräuchten wir Gott noch zum Erklären!

Es sollen nun trotzdem versucht werden, Gott als Lückenfüller zu rechtfertigen oder doch zumindest in dieser Funktion zu plausibilisieren. Gesetz den Fall, daß das Ganze ein in sich geschlossene System ist, in dem alle seine Elemente, daß sie sind und wie sie in dem System agieren, aus dem System selbst deduzierbar sind, woher kommt dann das Ganze und woher seine Ordnung? Denknotwendig muß immer ein letzter oder erster Grund angegeben werden, aus dem heraus dann alles andere ableitbar ist.Das heißt aber, daß jedes gründliche Denken ein metaphysisches ist, da es diesen Urgrund angeben können muß, aus dem dann alles andere deduzierbar ist.

Der in seiner Bedeutsamkeit kaum überschätzbare Philosoph Fichte hat das in seinem Werk: „Über den Begriff der Wissenschaftslehre“ auf den Punkt gebracht, daß eine Wissenschaft, die alles zu erklären habe, mit einem Grundsatz anzufangen habe, aus dem sie dann das Ganze konstruiert und somit die ganze Wirklichkeit begreift. Dieser Grundsatz kann nun wieder selbst nicht von etwas anderem abgeleitet werden, denn dann wäre er kein Grundsatz sondern nur ein Derivat. Der Grundsatz muß also in sich selbst evident sein.Es bliebe so nur die Wahl zwischen einer theologischen Metaphysik mit Gott als dem Urgrund und einer atheistischen Metaphysik. Aber der Naturalismus verwirft jede Metaphysik - siehe den Communioartikel. Er verzichtet so auf eine Antwort nach dem Grund von allem.

Das Ganzes, die Welt besteht nun aber nicht nur aus mit indikativischen Aussagen Aussagbarem, sondern auch aus Realitäten, die durch den Konjunktiv ausgesprochen werden. „Ich las gestern einen Roman, ich hätte mir auch einen Film ansehen können.“ Wie ist eine konjunktivische Aussage als eine wahre in der Welt, wenn sie ein geschlossenes Ganzes ist, in dem jedes Ereignis aus der Welt deduziert werden kann, zu erklären.Die naturalistische Sicht auf das Ganze kann genau genommen keine Ereignisse als kontingent geschehen erklären und für ihn kann es dann auch keinen freien Willen des Menschen geben. Die Willensfreiheit ist nämlich nach Kant kein Element der durch die theoretische Vernunft erkennbaren Welt. Der Kausalnexus der Welt verunmöglicht die Vorstellung von kontingenten Ereignissen und eines freien Willens. Das Ganze ist somit mehr als die Welt, die in den indikativischen aussagbare.

Daß es eine Moral gibt, die uns imperativisch auffordert, setzt voraus, daß es einen freien Willen gibt, der den moralischen Gesetzen gehorchen kann oder auch nicht. Die Naturgesetze determinieren den Lauf der Dinge der Welt, das ist die naturalistische Welt, aber die Moralgesetze konstituieren noch eine andere Welt, die der Freiheit, des so oder so auch nicht Wollenkönnens, der Kontingenz. Nur diese Welt der Freiheit ist nicht enthalten in der Welt des Naturalismus. Das Ganze ist also größer als die Welt des Naturalismus.


Eine menschliche Handlung hat ihren Sinn in sich oder außer sich, sodaß sie sinnvoll darauf bezogen vollzogen wird. Ich lese um des Lesevergnügens willen, oder um mich für eine Prüfung vorzubereiten. In der Welt sind nun viele Handlungen wahrnehmbar, die so sinnhaft erklärt werden können und wenn nicht, dann fehlen dem Interpreten der Handlung die Informationen, um den Sinn der Handlung zu verstehen. Denken wir an ein Theaterstück:Die Handlungen in ihm, alle zusammen haben einen Sinn, es reicht nicht aus, die eine Handlung eines Schauspielers zu verstehen, das ganze Theaterstück will verstanden werden. So drängt diese simple Tatsache einen gründlich die Welt als Ganzes Bedenkender die Frage auf, ob auch das Ganze einen Sinn hat oder nur eine Serie von Dingen und Ereignissen sei. Wer den Anspruch erhebt, das Ganze zu verstehen, muß auch hier eine Antwort geben. Die Theologie kann das, aber auch Metaphysiken geben darauf Antworten, nur der Naturalismus kann das nicht.Er kapituliert vor dem Ganzen, das aber nicht verstanden ist, solange um es mit Aristoteles zu sagen weder die Wirkursache noch die Zweckursache erfaßt ist. 

Zusatz:

„Wir alle sind Schauspieler auf dieser großen Bühne, die sich Erde nennt“ Shakespeare. Der Naturalismus kann so dem Ganzen nicht  gerecht werden, dem Sinn des Erdentheaters. Wo etwas Ganzes ist, sieht der Naturalismus nur eine Vielzahl von Ereignissen ohne einen sinnhaften Zusammenhang.

 






















































Ratzinger als ein Prophet: Zur Krise der Kirche



1958 prophezeite Ratzinger ein Neuheidentum,das in der Kirche sich ausbreiten werde. Auf Kath info wurde dankenswerter Weise dieser prophetische Text des späteren Papstes vollständig abgedruckt am 14.10.2024 und sei hiermit eindringlichst zur Lektüre empfohlen. Da ist zu lesen: „Dieses dem Namen nach christliche Europa ist seit rund vierhundert Jahren zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen her auszuhöhlen droht. Das Erscheinungsbild der Kirche der Neuzeit ist wesentlich davon bestimmt, daß sie auf eine ganz neue Weise Kirche der Heiden geworden ist und noch immer mehr wird“.

Die rund vierhundert Jahre könnten auf die Reformation bezogen verstanden werden, aber in dem Gesamttext findet sich keine und auch nur die kleinste Anspielung auf die Reformation. Dabei wäre die These, daß durch die Zerspaltung des Christentumes in die Katholische Kirche und den Protestantismus der Anfang des Zerfalles des damals noch existierendem christliche Abendlandes gesetzt worden sei, sehr plausibel.Wer den Text aber sehr genau liest, könnte eher den Eindruck bekommen, daß die staatliche Anerkennung der christlichen Religion durch den Kaiser Konstantin die Neuverheidnisierung der Kirche eingeleitet hätte. In der Konstantinischen Epoche sei eben die Differenz zwischen der Kirche und der Welt nivelliert worden, indem die christliche Religion zu der Staatsreligion avancierte.In dem Text wird ja antithetisch die Zeit, als die Menschen Christen wurden, indem sie sich persönlich zu Christus bekehrten von der Zeit unterschieden, in der man in die Kirche hineingeboren und hineingetauft wurde als ein Kind christlicher Eltern. Jetzt gälte es also, daß die Kirche sich in ihrer Differenz zur Welt begreifen müsse, damit sie sich nicht völlig verweltliche durch das Konzept der Staatsreligion, in dem tendenziell nicht die Welt verchristlicht sondern die Kirche verweltlicht würde. So habe hier der Theologe Ratzinger die Einsicht des Papstes Benedikt XVI, daß die Kirche sich zu entweltlichen habe, vorweggenommen.

Die Wahl des Begriffes des Neuheidentumes ist aber mehr als unglücklich. Denn die Heiden waren ja weder theoretische noch praktische Atheisten, sondern sie glaubten an ihre Götter und auch praktizierten sie ihre Religion,lebten also nicht so, daß sie zwar an ihre Götter glaubten, aber ihr Leben so führten, als existierten sie nicht. Unsere Gegenwart ist aber durch einen massenhaften Atheismus geprägt, bzw durch einen Gottglauben, ein Höheres wird es schon geben, der aber keine Relevanz für das Leben besitzt.Davon wäre ein neues Interesse an den heidnischen Religionen zu distinguieren, in der Romantik anhebend als das Interesse an den volkstümlich ursprünglichen Religionen, die dann die Katholische Kirche verdammt hätte. Die Verweltlichung der Kirche kann so auf keinen Fall als eine Selbstverheidnisierung aufgefaßt werden. Es ist stattdessen ihre Selbstversäkularisierung, daß sie nur noch eine Sozialdienstagentur sein will.

Auch ist wohl die pointierte Gegenüberstellung von der Kirche, der nur die sich zu Christus Bekehrten angehören zur Volkskirche, in die man hineingetauft wird, sehr problematisch, verkennt sie doch, daß wie der Alte Bund ein Bund Gottes mit einem Volke war, dem jüdischen, so auch der Neue Bund der mit einem Volke ist, dem Kirchenvolke. Zum Volkssein gehört nun aber konstitutiv,daß man in es hineingeboren wird und nicht in es eintritt wie in einen Verein. Das Problem ist deswegen nicht das Hineingeboren- und Hineingetauftwerden, sondern daß die Vermittelung des christlichen Glaubens an die so Hineingetauften nicht gelingt.

In dem Text wird die These aufgestellt, daß es selbst den Christen nicht mehr vorstellbar sei, daß es die eine wahre Religion gäbe, die als solche heilsnotwendig zu glauben sei, daß es doch wohl ausreiche, anständig zu leben, um gottefällig zu sein. Alle Religionen seien so gleichgültig für das Heil, wenn man denn überhaupt noch an eine Erlösung glaube.Heiden war ihre Religion aber nie so gleichgültig. Diese Vergleichgültigung kann wirklich nicht unter dem Begriff eines Neuheidentumes subsumiert werden. Wir erleben und erleiden eine Selbstsäkularisation, die so es vordem noch nie in der Menschheitsgeschichte gegeben hat.


























































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