Donnerstag, 17. Oktober 2024

Eine verdrängte Wahrheit - existiert eine verbindliche Lehre in der Katholischen Kirche? Lehrte Jesus etwa nicht?

 

Eine verdrängte Wahrheit - existiert eine verbindliche Lehre in der Katholischen Kirche?


Oft kann man lesen, aber auch in Predigten hören, daß im Zentrum der christlichen Religion nicht eine Lehre, oder gar Dogmen stünden, sondern eine Person, dieser Jesus - von Nazareth wird gerne hinzugefügt, auch um zu insinuieren, daß dann die Kirche alles Mögliche aus ihm gemacht hätte, ihn verdogmatisiert habe und so das Eigentliche, ihn, seine Persönlichkeit ganz aus dem Auge verloren hätte. Ja, Lehren und Dogmen, das hätten die Pharisäer und Schriftgelehrten wohl doziert, Jesus hingegen praktizierte die universalistische Liebe Gottes zu allen Menschen, die keinen ausschlösse , ja er war eben mehr ein Mann der Tat als ein Theoretisches Lehrender.

Aber warum kann es in dem 2.Johannesbrief (1,9) heißen: „Jeder der nicht in der Lehre Christi bleibt,hat Gott nicht,Wer aber in der Lehre bleibt, hat den Vater und den Sohn.“ Die „Lehre Christi“ ist hier nun eindeutig doppeldeutig. Einerseits bezeichnet dieser Genitiv als Genitivus subjectivus das, was Jesus gelehrt hat und andererseits, was über ihn gelehrt wurde als von ihm selbst und von anderem über ihn als Genitivus objectivus. Ja im Markusevangelium wird angesichts eines Exorzismus Jesu gefragt: „quaenam doctrina nova?“ =Was ist das für eine neue Lehre? Mk 1,27. Jesus lehrt eine Doktrin!Der Apostelfürst Paulus schreibt gar in seinem Römerbrief: „Gott aber sei Dank;denn ihr wart Sklaven der Sünde,seid jedoch von Herzen der Lehre gehorsam geworden,an die ihr übergeben wurdet.“ (Röm 6,17) Der Lehre sind sie nun gehorsam!

Wer nun aber im Stichwortregister der Ökumenischen Einheitsübersetzung, einem erfreulich ausgiebigen nachschlägt, findet da weder das Stichwort: Lehre noch Lehrer , es gibt Jesus nur als Meister. Dem entspricht ja die gängige Übersetzungspraxis, aus den Schülern des Lehrers Jesus „Jünger“ zu machen. Wenn man nun die Art der Interaktion zwischen Jesus und seinen „Jüngern“ analysiert, ist es ein klares Lehrer-Schüler-Verhältnis. Der bekannte Schülerwitz möge es uns verdeutlichen: „Herr Lehrer, warum fragen Sie mich dauernd nach Dingen, die Sie viel besser wissen als ich?“ Der Lehrer Jesus frägt seine Schüler nie, weil er etwas von ihnen wissen oder erfahren möchte, sondern um zu überprüfen, ob sie den Lernstoff verstanden haben. Allerdings erweisen in der Regel seine Schüler sich nicht als Musterschüler, denn wie oft verstehen sie das von ihm Gelehrte nicht. Besonders ist dabei noch die Unterscheidung der Lehrtätigkeit Jesu einer allgemeinen Öffentlichkeit gegenüber und der seiner besonderen Lehrtätigkeit seinen Schülern gegenüber zu beachten: Es gibt Lehren eigens für seinen Schülerkreis.

Jesus lehrt über das Reich Gottes, legt das Gesetz Gottes aus und auch die hl.Schrift. Wie oft ist doch im Neuen Testament zu lesen,daß er in den Synagogen lehrte. Diese Feststellung ist nicht ohne eine Relevanz für die heutige Kirche: Jesus Christus war in erster Linie als ein Lehrer, nein als der Lehrer der Wahrheit tätig. Er lehrte dabei gerade auch über sich selbst. Es existiert also eine Lehre über Jesus, die er selbst autorisiert hat. Wenn die Kirche Jesus vermittelt, dann hat sie die „Lehre Jesu“ zu lehren als Genitivus subjectivus wie als objectivus. Das ist aber etwas anderes, als die“Person“ Jesu in den Mittelpunkt zu stellen und die Lehre dann als etwas Sekundäres abzuqualifizieren. Die Wahrheit seiner Person entfaltet sich erst in der Lehre Jesu Christi. Deshalb ist Jesus uns in der Lehre gegenwärtig, in der er sich uns expliziert.Wo aber Jesus seiner Lehre entkleidet wird und er nur noch als eine pure Person gelten soll, da wird so eine Person konstruiert als eine reine Projektionsfläche, auf die dann Phantasiebilder von Jesus projiziert werden: „Mein Jesus- mein Wunschjesus!“ 

Anders gsagt: Der christlichen Erlösungseligion liegt eine große Erlösungserzählung zugrunde, in der der Akteur Jesus Christus nur begriffen werden kann, wenn er als ein Element, eines der wesentlichen wahrgenommen wird.  Erst in der Umformung der Erlösungserzählung in eine Lehre wird dann aber erst dieser Akteur wirklich begriffen, also in der Lehre der Kirche.

 

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