Halloween- eine verpaßte Chance der Neuevangelisation
Manchmal verbirgt der Schein das Sein von etwas und so sollte die Oberfläche nicht mit dem Wesen dem Schein ineins gesetzt werden. Der Ursprung des heutig völlig verkommerzialisierten und verpopularisierten Halloweenfestes liegt nicht nur geographisch in Irland sondern gehört auch zur katholischen Volksfrömmigkeit Irlandes. Die Vorstellung, diesem Fest läge ursprünglich ein heidnisches Fest zugrunde, das dann christlich übermalt bzw verdrängt wurde, liegt ein romantisches Narrativ zugrunde, daß das Ursprüngliche das Heidnische gewesen sei, das dann christlich unterdrückt wurde. In dem sehr erfolgreichen Roman: „Nebel von Avalon“ von Zimmer Bradley wird dies Narrativ uns augenfällig vorgeführt in schlichtester Schwarz-Weiß-Malerei. Aber realistich ist das alles nicht, es ist eben ein pures Produkt beachtlicher Dichtkunst.
Im Zentrum des Festes Halloween steht das Eingedenken des Fegefeuers, daß dort die „Armen Seelen“ ihre Sünden abzubüßen haben. Ihnen ist es zwar verheißen, am Ende in das Reich Gottes eingehen zu werden, aber vordem haben sie ihre Sünden abzubüßen. Das ist eine große Leidenszeit der Seelen. Nun besagt die irische Volksfrömmigkeit, daß Gott den „Armen Seelen“ es an diesem besonderen Gnadentag, Lebenden zu erscheinen, um sie um Hilfe zu bitten. Die zu Halloween üblichen Kostümierungen sollen nun an diese Seelen im Fegefeuer erinnern und zwar als leidende Seelen: „So sehr leiden wir- tuet für uns Gutes, damit unsere Leidenszeit abgekürzt wird.“ Die katholische Praxis des Erbetens von Teil- und Ganzablässen gehört so zu diesem Gesamtvorstellungskomplex der „Armen Seelen“. Ihnen soll geholfen werden. Auf der symbolischen Ebene erbitten die Verkleideten um meist süße Gaben für sich. Das verweist auf die Not der im Fegefeuer leidenden Seelen, die uns nun um ihre Hilfe bitten. Das Sichverkleiden ist also nicht einfach ein Klamauk, sondern dient der Sensibilisierung: So sehr leiden die Seelen im Fegefeuer, daß ihr Anblick so greußlich ist.
Dies Fest ist aber nun gerade ein Freudenfest, denn in ihm erweist sich Gott gerade als ein barmherziger Gott: Er ist bereit, den Seelen im Fegefeuer einen Nachlaß ihrer Strafen zu gewähren. Dafür gibt er uns die Chance, Mitarbeiter seines Heilswerkes zu werden, indem wir Gutes zugunsten der „Armen Seelen“ tuen, etwa für sie zu beten oder hl. Messen lesen zu lassen. Diese Freude kann aber nun auch nicht eine ungetrübte sein, muß doch auch und gerade das Leiden dieser Seelen ernstgenommen werden. Den Kostümierten geben wir Süßes, aber dann gilt es real für die „Armen Seelen“ auch Gutes zu wirken.
Statt nun wider dies Fest zu polemisieren, wäre es gerade auch im Sinne einer Neuevangelisation angebrachter, den eigentlichen Sinn dieses Festes in den Vordergrund zu stellen. Dann kann gesagt werden, daß es gut getan ist, wenn Christen sich dazu wie üblich zu diesem Feste verkleiden, erinnern sie so doch an die leidenden Seelen und an unseren Auftrag, ihnen zu helfen. Eine Katechese über den Ablaß könnte dann der krönende Abschluß eines kirchlich gefeierten Halloweens sein. Statt die Restbestände katholischer Volksfrömmigkeit auch noch zu liquidieren zu verhelfen, wäre eine Rückbesinnug auf das Eigentliche dieses Festes angemessener.
Einer der vielen Gründe der Krise der Kirche ist die Mißachtung der Volksfrömmigkeit als etwas Voraufklärerisches.
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