Haarsträubende Confusionen in der aktuellen Reformdebatte der Kirche: über einen Segen, der kein Segen mehr sein soll.
Was eine gesegnete Ehe ist, weiß jeder, sofern er nicht in einer Universität modernistische Theologie studiert hat: eine kinderreiche. Der Kindersegen ist die Frucht eines Gesegnetwordenseins der Ehe. Das natürliche Vermögen von einem Mann und einer Frau ist es, gemeinsam Kinder zu erzeugen, aber es ist keine Selbstvertändlichkeit, es bleiben auch Ehen kinderlos. Ehen werden darum gesegnet, damit das natürliche Vermögen zur Erzeugung von Kindern durch diese übernatürliche Hilfe gesteigert wird. Der Bauer läßt seine Felder segnen für eine gute Ernte, das Vieh für guten Nachwuchs und zumindest in katholisch geprägten Gegenden werden die neu angeschafften Feuerwehrautos auch von einem Priester geegnet, damit sie gut funktionieren. Abstrakter formuliert: Eine in dem Zusegnende natürliche Potenz als ihm eigene wird durch den Segen verstärkt.Die Reformatoren lehnten dieses Segensverständnis nun ab, da nach ihrer Lehre einen Segen nur ihm zugutekommend nur der empfangen könne, der den Segen im Glauben aufnimmt. Deshalb können hier nur noch Menschen gesegnet werden.
Für die Katholische Kirche gilt dagegen, daß im Prinzip alles gesegnet werden kann, wenn es darum geht, eine dem Zusegnende innewohnende Potenz zu stärken durch die übernatürliche Hilfe des Segens. So kann auch jeder Mensch so den Segen empfangen. Aber er empfängt ihn immer als einen Einzelsegen für sich.Einen Paarsegen dagegen gibt es nur in der Gestalt des Ehesegens, der auch nur einmal in der Eheschließungsfeier von einem Ehepaar empfangen werden kann. Ein Homosexueller kann so problemlos den Einzelsegen wie jeder andere auch empfangen und zwar in jeder hl.Messe. Aber den Ehesegen kann ein homisexuelles Paar nicht empfangen, da sie nicht heiraten können. Nehmen wir einmal an, ein Mann heiratet eine Frau, hat aber mit ihr ausgemacht, daß sie auf keinen Fall Kinder bekommen wollen. Dann wäre ihre Ehe objektiv ungültig, und wenn sie nachweisen können, daß sie vor der Ehe diesen Beschluß gefaßt haben, würde in einem kirchlichen Ehegerichtsverfahren die Nichtigkeit ihrer Ehe festgestellt werden: Sie waren nie verheiratet gewesen, da sie ungültig getraut worden sind. Nun kommt das Problem: Hat dieses Paar dann den Ehesegen gültig empfangen, wenn sie gar nicht gültig geheiratet haben? M.E setzt die Gültigkeit des Segenempfanges die gültig geschlossene Ehe voraus. So empfing dieses Paar auch nicht den Ehesegen.
Das ist auch materialiter einsichtig: Wer keine eigenen Kinder bekommen will, wie könnte der dann den Ehesegen für eine gesegnete Ehe empfangen können?Ein homosexuelles Paar kann so den Ehesegen gar nicht empfangen wollen, da sie ja gemeinsam gar keine Kinder bekommen wollen, weil sie es auch nicht können.Was will dann ein homosexuelles Paar empfangen, wenn es den Einzelsegen für sich zwar umstandslos empfangen kann, dieser ihm aber nicht genügt und wenn er den Ehesegen nicht empfangen kann, weil es die Ehe mit ihrem Zweck des eigenen Nachwuchses nicht führen kann?
Es drängt sich der Verdacht auf, daß gar kein
Segen erstrebt wird sondern daß die eingeforderte Segnung
homosexueller Paare nur eine kirchliche Bejahung der praktizierten
Homosexualität in der Öffentlichkeit sein soll.Aber eine Segnung
ist kein Anerkennungsritual, daß etwa ein neues Feuerwehrauto
gesegnet wird als Zeichen der Wertschätzung des Dienstes der
Feuerwehr. Durch eine Segnungshandlung wird das Gesegnete verändert,
es werden dadurch die dem Gesegnetwerdenden eigenen Potenzen
gestärkt, daß eben die Felder gute Ernte hervorbringen. Daß so
eine Segnungshandlung in eine Anerkennungshandlung transformiert
wird, ist das wahre Ärgernis der Segensdebatte für homosexuelle
Paare.Daß die Kirche damit etwas bejahen soll, das sie als eine Sünde qualifiziert, ist nun auch den Befürwortern solch einer ritualisierten Anerkennungspraxis wohlbekannt.Statt aber die Morallehre selbst zu verändern, soll durch diese Segensgebung faktisch diese Lehre der Kirche abgeschafft, also "weiterentwickelt" werden.
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