Donnerstag, 16. November 2023

Zum Niedergang der christlichen Religion in Deutschland: Warum verschwindet der Glaube? Ein Versuch

Zum Niedergang der christlichen Religion in Deutschland: Warum verschwindet der Glaube? Ein Versuch


Die nun vielfältig diskutierten Ergebnisse der Untersuchung zur Lage des christlichen Glaubens führt, wie zu erwarten war, nur zu einem: Wir sind auf dem richtigen Kurs, und wenn wir erst Frauen zu Priestern weihen, homosexuellen Paaren den Ehesegen spenden und Sex für jedermann verkündigen, dann, ja dann wird alles wieder gut.

Wer sich aber ernsthaft angesichts des nun publizierten Datenmateriales frägt, was den die Ursachen dieses Niederganges seien, stößt auf das Kernproblem, das der Gottvergessenheit. Es muß wieder neu erlernt werden, was Gott denn wirklich bedeutet.

Im Hebräerbrief heißt es dazu kurz und prägnant: „Darum wollen wir dankbar sein,weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen,und wollen Gott so dienen,wie es ihm gefällt, in ehrfürchtiger Scheu,denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“ (12,28f)

Wer sich die Liturgiediskussionen und Liturgiereformen, anhebend mit dem 2.Vaticanum vergegenwärtigt, muß konstatieren, daß die Frage da die nach unserem Gefallen war und ist: Wie ist die Liturgie zu gestalten, damit sie mehr gefällt? Präsumiert wird dabei, daß Gott selbst die Art und Weise, wie ihm Gottesdienst gefeiert wird, gleichgültig sei. Einem Gott, der ein „verzehrendes Feuer“ ist, kann das Wie des Gottesdienstes nicht gleichgültig sein. So findet sich auch in der heutigen Liturgie keine Spur mehr von „ehrfürchtiger Scheu“ Gott gegenüber, ist die doch ersetzt durch die Sorge: Kommt das bei der Gemeinde an?Wenn nun aber schon nicht einmal mehr der Gottesdienst ein Dienen sein soll, um wie viel weniger das Alltagsleben.

Es existiert nämlich auch ein Zusammenhang zwischen der Gabe Gottes,daß wir einen Anteil bekommen werden an seinem ewigen Reich und unserem Willen, Gott zu dienen. Für den Hebräerbrief ist es eine Selbstverständlichkeit, daß, wenn wir aufhören, ihm so zu dienen, wie Gott es gefällt, dieser Verheißung verlustig gehen werden. Damit ist einer der Zentralaussagen der christlichen Religion, aber nicht nur von dieser, erfaßt, daß Gott der Gott des Belohnens und des Bestrafens ist. Die gesamte Praxis der Religion basiert auf diesem Fundament: Gott ist unsere Lebensführung nicht gleichgültig.

Denn wenn das nicht mehr geglaubt wird, kann man an Gott glauben, aber dann im praktischen Leben so leben, als gäbe es keinen Gott. Nicht steht ein Atheismus am Anfang dieses Niederganges der Religion bei uns, sondern die Vorstellung, daß Gott, wenn es ihn denn gibt, es gleichgültig ist, wie wir leben. Er sei einfach die jeden Menschen bejahende Liebe,sodaß er für das praktische Leben irrelevant sei. Denn er verhält sich zu jedem Menschen gleich, egal wie er sein Leben führt. Dieser praktische Atheismus entkräftet die Religion notwendigerweise: Wozu noch religiös sein!

 

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