Verdrängte, vergessene Wahrheiten,die so der Kirche schaden
Es wird zwar immer noch in der Praktischen Theologie von der Seelsorge gesprochen, in antihierarischer Intention gerne von einem „Seelsorgeteam“, das dann gemeinsam dafür kompetent und zuständig wäre, aber die basale Frage, existiert denn überhaupt eine Seele?, bleibt dabei unerörtert, wie auch die Frage, ob es sich bei der Seelsorge um Sorgen der Seele um irgendetwas handle oder um Sorgen um die Seele, also ist das als genitivus subjectivus oder objectivus zu verstehen.
Eine materialistisch biologistische Anthropologie kennt keinen anthropologischen Dualismus, nicht den der Seele und des Leibes, sodaß da der Begriff der Seelsorge widersinnig wird. Menschen gälte es dann zu helfen, wobei dann der Bereich unspezifisch wird.Man weiß dann ziemlich genau,wozu etwa die Institutionen des Rechtes,der Medizin, des Sozialstaates, der Bildung zuständig sind, aber welcher Bereich gehört nun in den dieser Seelsorge? Vielleicht, daß die Seelsorge für die existentiellen Probleme der Menschen zuständig sei, aber dann stellt uns dieser Terminus gleichfalls vor das Problem seiner Unbestimmtheit.
Diese Unklarheit ist die Folge des Verlustes der Sorge um die Seele, wobei dann auch das Was der Seele in Vergessenheit geraten ist. Früge man nach, mit welchen Sorgen man denn wohl bei einem Seelsorgeteam an der richtigen Adresse wäre, man bekäme wohl kaum rechte Antworten, denn die Sorgen der Seele sind einerseits so vielfältig und andererseite wüßte man schwerlich zu sagen, worin denn nun die besondere Kompetenz einer kirchlichen Seelsorge bestehen sollte.
Einst verfügte sie aber um ein Alleinstellugsmerkmal, daß sie kompetent war in der Frage nach dem Seelenheil. Wie ist nun diese Sorge überhaupt zu verstehen? Meine einfache These lautet nun, daß, weil diese Sorge um die Seele nicht mehr verstanden wird, auch die Seelsorge ihr Eigentliches verlustig gegangen ist. Um diese Sorge überhaupt zu verstehen,müßte sich erinnert werden, was denn überhaupt die Seele ist. Zum Glaubensgut der Kirche gehört dies Elementarwissen über den Menschen, aber es ist faktisch ein verdrängtes Wissen.
In der Enzyklika: „Humai generis“ des Papstes Pius XII heißt es ausdrücklich wider modernistische theologische Tendenzen,gegen die dieser Papst noch ankämpfte, denen der jetzige sich aber unterwirft:“daß nämlich die Seele unmittelbar von Gott geschaffen werde,heißt uns der katholische Glaube festzuhalten“. (DH 3896)
Die Seele als etwas Inmaterilles, rein Geistiges kann nämlich nicht begriffen werden als ein Produkt einer natürlichen Entwickelung, denn die Materie kann keinen Geist als rein Inmateriellem hervorbringen, wie Gott ja auch nicht vorstellbar ist als eine Hervorbringung der materiellen Welt. Die Differenz des Geistes, der Seele zur materiellen Welt gehört so konstitutiv zum Glauben. Gott als Geist bringt die Materie hervor, aus dér sich dann die materielle Welt herausentwickelt, wohingegen die Seele des Menschen als seine Gottebenbildlichkeit nicht aus der Materie sondern aus Gott als reiner Geist entsteht.
Daraus resultiert die uns Menschen eigentümliche Weltfremdheit, daß wir als Seele in einer materiellen Welt existieren. Die Welt ist uns so als eine Aufgabe aufgegeben, sie zu vergeistigen, sie uns gemäß zu formen, aber sie bleibt uns doch eine Fremde. Die Sorge um die Seele, daß sie sich um sie selbst sorgt, ist also die Frage, ob und wie sie zurückkehren kann in ihre Ursprungsheimat, einem Sein bei Gott!
Der Apostelfürst Paulus erfaßt dies, indem er in dem 2.Korintherbrief, 5,6 schreibt: „wir wissen,daß wir fern vom Herrn in der Fremde leben,solange wir in diesem Leibe zu Hause sind.“ In „diesem Leibe“ bedeutet hier unsere irdische Existenz,an der wir in unserer Leiblichkeit partizipieren als in der materiellen Welt Existierende. Dies in der Fremde Sein kann sich nicht auf unseren Leib beziehen, denn der ist ja, aus Materie entstanden dieser materiellen Welt zugehörig, aber die Seele als etwas rein Geistiges ist für diese Welt etwas Fremdes. Darum thematisiert Paulus in dem 5.Kapitel 1-10 seine Sehnsucht nach dem postmortalen jenseitigen Leben als die Sehnsucht der Seele nach ihrer Heimat. Der irdische jetzt die Seele umkleidende Leib wird dann durch einen himmlischen Leib ersetzt oder umgewandelt, damit er so als ganzer Mensch im Himmel leben kann.
Aber die religiöse Sehnsucht nach der Befreiung aus dem irdischen Exilsleben ist eben anthropologisch fundiert in dem Fremdsein der Seele in der materiellen Welt. Gott ist Geist und so der Freund der menschlichen Seele, weil die ihm so ähnlich ist. Er liebt im Menschen das ihm so Ähnliche, weil er sich selbst als reiner Geist liebt.
Wird
das aber vergessen, entschwindet der Seelsorge ihre Substanz, die
Sorge der Seele um sich selbst als der Frage nach ihrer
Heimkehrmöglichkeit. Die Alternative wäre der Versuch einer
Vermaterialisierung des Menschen, daß er sich nur noch ver-stehen
will als eine besondere Organisation der Materie, der so eine
seelenlose Natur wäre, ausgestattet mit besonderen Hirnleistungen,
die dann als ein Seelenleben fehlinterpretiert werden könnten. Ein solcher Monismus, alles ist Materie ist selbstredend unvereinbar mit dem für den christlichen Glauben konstitutiven Dualismus von Geist und Materie.
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