Die Gegenkirche- oder gibt es noch Feinde?
Eine der großen Verheißungen des Liberalismus ist die einer Welt ohne Feinde,denn es gäbe nur noch Konkurrenten. Die Interessengegensätze seien prinzipiell durch Verhandlungen, das Dialogisieren und durch das Aushandeln von Kompromissen zu überwinden. Am Dialog wird die Welt genesen. Da steht Carl Schmitt mit seinem Credo von dem Feind als Konstitivum des Politischen allein wie ein Rufer in der Wüste. Die Kirche habe so schon gar keine Feinde, denn wer sollte schon wider sie sein, will sie doch nur wie alle anderen auch nur das Gute. (Allerdings ist dieser Heileweltglaube aktuell in die Krise geraten, da der politische Diskurs sich auf die konstitutive Bedeutung des Feindes rückbesinnt, um so zum inneren Feind, alles was rechts ist, und zum äußeren, vor allem Rußland und China auszurufen.
Hier wird nun eine andere Feindproklamation in Erinnerung gerufen, die der Gegenkirche: „Unsere eigentliche Aufgabe ist der Dienst an der Zukunft.Der Zukunft dienen,das bedeutet in unserer Epoche nicht nur die Verteidigung der Menschenrechte-eine Aufgabe und ein Anliegen,das uns von unseren Vätern anvertraut ist.Es bedeutet nicht nur,dem Selbstbestimmungsrecht zu dienen,wie es der von uns geschaffene Grundsatz ist.Es bedeutet ebenso,der Republik zu dienen,und das verlangt in unserer abendländischen Welt auch die Auflehnung gegen die Kräfte der Reaktion,wie sie durch die römisch-katholische Kirche verkörpert werden.Wir begnügen uns nicht damit,in unseren Tempeln die >gedeckte< Republik zu sein, wir sind gleichzeitig die Gegenkirche ,denn wir stehen für das Leben,für die Hoffnung,für das Licht, den Fortschritt usw.“ Jacques Mitterand, Großmeister des Grand Orient, zitiert nach: Heinz Lothar Barth: Keine Einheit ohne Wahrheit, Teil 1, 1999, S.148.
In bewundernswerter Offenherzigkeit erklärt hier ein Freimaurer der Katholischen Kirche die Feindschaft. Das Freimaurertum sei der wahre Hort für das Leben,die Hoffnung und das Licht. Das „Licht“ steht hier als das Symbol der Aufklärung, so eben auch für den Illuminierten Orden, der berühmten freimaurerischen Geheimloge. Die Freimaurerei will so die Gegenkirche zur Katholischen Kirche sein. Die Menschenrechte werden hierbei als ihr geistiges Eigentum bezeichnet, mit dem sie nun auch den Kampf wider die Kirche führt.Die abendländische Welt soll so auf ein neues Fundament neu auferbaut werden, auf den Grundsätzen des Freimaurertumes, die den christlichen Glauben ersetzen sollen. Es ist da wohl auch an das Wirken der von Richard Coudenhove-Kalergi Paneuropaunion zu denken.
Wo es wirklich reale Feindschaft gibt, da sieht der Liberalismus aber nur konkurrierende Kirchen, die ihre Differenzen doch durch das Wunderheilmittel des Dialoges überwinden können zu einem harmonischen Miteinander. Aber so wird die Lage der Kirche völlig verkannt, die eben als wahre Kirche eine ecclesia militans sein muß, weil sie in der Welt ist.
Zusatz:
„Freunde, es gibt keine Freunde!“ so rief der sterbende Weise; „Feinde, es gibt keinen Feind!“ — ruf’ ich, der lebende Tor.
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