Freitag, 9. April 2021

Wie man eine unzeitgemäße Vorstellung, die der Hölle abschafft, indem sie umformuliert wird

(oder wahr kann nur sein, was mir zusagt)



Das „Publik Forum“ Magazin sieht es nun mal als eines ihrer Zentralanliegen an, den christlichen Glauben zu modernisieren, ihn von allem Unzeitgemäßen zu purifizieren und den Normen der Politischen Korrektheit anzupassen. Als ein gediegenes Beispiel dafür kann die Umformung der Lehre von der Hölle in dem Artikel G.Wedde, „Ein neuer Blick in die Unterwelt“, in „Publik Forum“ 6/2021 S.40f angesehen werden.

Modernisiert werden soll die Vorstellung von der Hölle unter besonderer Berücksichtigung von der Höllenfahrt Jesu Christi zwischen Karfreitag und Ostern. „Der Abstieg in die Unterwelt, auch Höllenfahrt Christi, war bis ins 16.Jahrhundert fester Bestandteil künstlerischer und theologischer Auseinandersetzung“ wird festgestellt, um das Plusquamperfektische dieser Vorstellung zu betonen: Einst glaubte man an soetwas wirklich. Zudem soll dieser Abstieg in die Hölle noch diskreditiert werden durch die Behauptung, Jesu Höllenfahrt ginge zurück auf das apokryphe Nikodemusevangelium und so nicht auf den 1. Petrusbrief 3, 19.

Dass wir den Höllenglauben weitgehend abgelegt haben, ist nicht zu bedauern,zumal die Kirche die Unterwelt nur als Folge der Sünde verstehen oder als Ort der Strafe instrumentalisieren wollte.“

Warum ist also der Höllenglaube ein unwahrer? Weil dieser Ort nur als „Folge der Sünde“ begriffen wurde und instrumentalisiert wurde? Was besagt das über die dem zugrunde liegende Kriteriologie? Was unangenehm ist, kann nicht als wahr angenommen werden, wenn also ein Arzt urteilt, daß ich unheilbar krank bin, dann müßte dies Urteil auch unwahr sein, weil ich nicht unheilbar krank sein möchte.

Aber es soll nun dieser Glaube nicht einfach negiert werden, sondern transformiert werden in etwas uns Heutigen Akzeptables. „Wir kennen Hölle als inneren Zustand, als Unbewußtheit, als Aussichtslosigkeit“. (S.40)Die Hölle wird nun zu einem innerpsychischen Erlebnis prämortal. Diese Erfahrung der inneren Hölle „laden den Reisenden zu Selbsterkenntnis und Verwandlung ein“. Jetzt wird diese Hölle in all ihrer Negativität zu etwas Positivem, das als zum menschlichen Leben dazugehörend zu bejahen ist. „Kein Held wird mich retten“ (S.41) aus dieser Negativerfahrung, ich selbst kann aber aus ihr gestärkt, erneuert auferstehen, mein Leben bejahend.

So schafft man sich die Hölle vom Leibe, so deutet man sie um als die Möglichkeit zur Erneuerung und Veränderung des Lebens. Auch die Auferstehung verschwindet so, indem sie umgedeutet wird zu einem Neuanfang im menschlichen Leben.

Haarsträubend ist dann aber der Schluß: Als so Sichverändernde wären wir „Gottverwirklichende, wie fortwährend Auferstehende.“ (S.42). Also jeder könne wie Christus in die Hölle hinabsteigen und dann wieder auferstehen, wenn er so in sein Inneres hinabstiege und dann gewandelt wieder retour aufstiege in die Außenwelt: So verwirklichte jeder sein Gottsein. Das liest man in einem Magazin, daß sich als kritisch.christlich.unabhängig qualifiziert. Es soll deshalb keinem zur Lektüre empfohlen werden.

 

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