Sonntag, 4. April 2021

Bedenkenswertes zu Tod und Auferstehung und dem ewigen Leben


Der Begriff des Lebens ist ein problematischer, denn es gilt: Gott lebt, der Mensch lebt, die Pflanze lebt und der Coronusvirus lebt. Was besagt das über das Leben? Eigentlich nur eines, daß das Leben die Negation des Todes ist: Was lebt, ist nicht tot und mehr nicht? Es soll nun die These aufgestellt werden, daß das, was den Tod ausmacht, zumindest für uns Menschen ablesbar ist am Tode und der Auferstehung Jesu Christi.

Im Glaubensbekenntnis wird bekannt, daß Jesus Christus hinabgestiegen ist in das Reich des Todes. „Jesus autem iterum clamans voce magna, emisit spiritum.“ (Math 27,50) =Jesus aber rief wiederum mit lauter Stimme und gab seinen Geist auf. „emisit“ wird so aber in dieser Vulgataübersetzung von A.Arndt S.J. 1903 nicht gut wiedegegen, aussenden, ausschicken träfe es besser. Sterben heißt hier erst mal, daß der Geist, bzw die Seele sich vom Körper trennt. Das Subjekt, das den Geist herausschickt, ist ja nun nicht ein von dem Geist verschiedenes Subjekt; der Mensch ist der Geist, der dann für sich den Körper zu seinem Leibe formt und wenn er den Leib verläßt, diesen dem Prozeß der Auflösung des Leibes überläßt.

Warum stirbt Jesus? Weil er die Strafe der Sünde des Menschen auf sich nahm, indem er am Kreuze das Sühnopfer dafür darbrachte. Der sündlose Jesus dagegen stirbt nicht, sondern er wird, ohne noch einmal sterben zu müssen, leiblich in den Himmel aufgenommen.

Eine kleine Ausschweifung: Zu Zeiten des Apostels Paulus gab es im Urchristentum zumindest in der Korinthischen Gemeinde eine bedenkenswerte Kontroverse um die österliche Auferstehung Jesu. Dort lehrten einige, daß, wenn Jesus wirklich leiblich von den Toten auferstanden wäre, er wieder sterben müsse- so wie auch der vom Tode erweckte Lazarus, denn das Schicksal der Leiblichkeit sei das Sterbenmüssen. Deshalb könne Jesus nur als Geist auferstanden sein, denn nur so wäre er zu einem ewigen Leben auferstanden. Paulus führt dem entgegengesetzt die Distinktion zwischen sterben müssenden und nichtsterben müssenden Körpern, so daß der zum Sterben müssen verurteilte menschliche Körper in einen diesem Schicksal nicht unterworfenen verwandelt wird.

Der Tod des Menschen ist so nicht etwas Natürliches, sondern das Schicksal des Sünders. Diesen Tod des Sünders stirbt nun Jesus selbst am Kreuze. Wenn Jesus so ausruft: Deus meus, Deus meus ut quid dereliquisti me? = Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, dann drückt diese Verlassenheit aus, daß Gott seine Liebe von ihm abgewandt hat und er nun unter dem Zorn Gottes steht. Im strengen Sinne des Wortes gibt es keinen von Gott Verlassenden, es kann nur Menschen geben, die Gott nicht mehr liebt und die so unter seinem Zorn stehen.

Was heißt nun das Todsein für den das Zornesgericht Gottes Erlittenden? Er seigt ab in das Reich des Todes, besser formuliert: Sein Geist, seine Seele steigt so hinab in den Ort, der außerhalb der Liebe Gottes ist, in die Unterwelt, die Sheul oder der Hades, das ist die Unterwelt. Knapp und doch präzise gibt uns der 1.Petrusbrief über diese Unterwelt eine Auskunft, wenn wir da lesen, daß Jesus nach seinem Sterben an dem Kreuze zu den in dem Gefängnis eingesperten Geistern hinabstieg, um auch ihnen zu predigen. Dies Gefängnis der Geister meint die Unterwelt, in der die Sünder nach ihrem Tode gelangen, denn sie waren einst ungehorsam gewesen, wie es ausdrücklich da heißt. (1.Petrus 3,19f)Der Sohn Gottes universalisiert so sein Heilswerk, indem er durch seine Predigt auch den Verstorbenen noch eine Chance gewährt, das Heil zu erlangen.

Was besagt das über das Todsein des Menschen: Todsein bedeutet für den Sünder, daß er in der Unterwelt, außerhalb der Liebe Gottes als Seele weiterexistiert. Jesus Christus ist nun selbst als Geist in dies Geisterreich hinabgestiegen, weil auch er oder gerade er als Sündenbock das Schicksal des Sünders erlitt, das radicale Getrenntsein von der Liebe des göttlichen Vaters in der Unterwelt.

Ostern stellt so die radicale Wende dar: Gott nimmt seinen Sohn wieder in seine göttliche Liebe auf, er schenkt ihm wieder das Leben, in dem der Sohn ganz aus und in der Liebe zum Vater lebt. Das ist das ewige Leben. Der Tod ist dagegen ein „Leben“ außerhalb der Liebe Gottes, das seinen Abschluß in der Existenz in dem Hades, der Unterwelt findet.

Bekannt ist dieser Witz: Todsein, das ist, wenn man Sonntag schlafen geht und nie mehr der Wecker am Montag uns aus dem Schlafe reißt: Aufstehen, die Arbeit ruft! So wäre der Tod das ewige Ruhen in Frieden, das faktisch uns Menschen aus der Müh und Plag dieses Erdendaseins endgültig erlöst. Aber so ist der Tod gerade nicht: er verflucht uns zu einer Hadesexistenz, zu einem Geisterleben. Aber Jesu Sühnetod will uns vor diesem Schicksal bewahren, indem er dem Gläubigen das ewige Leben verheißt, das Sein in der Liebe Gottes zu uns. Aber dies so Geliebtwerden ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine göttliche Gnade, die uns aus Gottes Zorn befreit. 

Nachtrag:

Wie könnte denn die Verkündigung von der Erlösung vom Tode noch auf einen fruchtbaren Boden fallen, wenn das Todsein nichts anderes wäre als ein ewiges Ruhen im Frieden,ein bloßen Nichtssein?

 



 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen