Freitag, 2. April 2021

Irritierendes zu Karfreitag: der verdrängte Hohepriester

(eine Besinnung zum Verstehen des Priestertumes und der Eucharistiefeier)


Soll die Bedeutung des Hohepriesters Kaiaphas und damit auch die Bedeutung des Priestertumes des Alten Bundes für das österliche Heilsereignis erfaßt werden, ist dafür eine Möglichkeit zu fragen: Wie wäre es gewesen, wenn der Hohepriester, das Priestertum des Alten Bundes am Kreuze Jesu Christi unbeteiligt gewesen wären? Imaginieren wir uns, daß Pontius Pilatus auf eine Anzeige jüdischer Kreise Jesus hätte kreuzigen lassen, so wie es uns das Neue Testament rapportiert, nur ohne ein Mitwirken des Hohepriesters. Selbstredend interessiert für diese Frage nicht die Privatperson Kaiaphas sondern er nur in seiner Funktion als Hohepriester.

Wir hätten einen Justizirrtum vor uns, denn Pontius Pilatus hatte ja einen seinem Urteile nach Unschuldigen hinrichten lassen, nur um dem Drängen der Volksmenge zu willfahren, die ganz basisdemokratisch seinen Tod wollte. Jesu Auferweckung hätte dann den römischen Justizirrtum korrigiert. Ob dieser Kreuzestod Jesu Christi nun eine soteriologische Bedeutung habe, könnte so diesem Ereignis für sich genommen nicht entnommen werden. Es muß hier klar distinguiert werden zwischen dem Ereignis und der urchristlichen Interpretation, daß Jesus für unsere Sünden uns zum Heile gestorben ist, und eruiert werden, was diese Ausdeutung zu einer legitimen macht.

Meine These: Durch das Mitwirken des Hohepriesters wird das Sterben Jesu am Kreuze erkennbar als ein Sühnopfer. Dieser Priester sagt selbst, daß er den Tod Jesu will, um das Leben der Vielen zu retten. Das sagt er, wie es das Johannesevangelium ausdrücklich aussagt, nicht aus sich heraus- sozusagen als persönliche Privatmeinung- sondern von Amtswegen. Es ist eben die Aufgabe des Hohepriesters, zur Entsühnung des Volkes jährlich ein Sühnopfer darzubringen. Er verkennt nun subjektiv diese Amtsintention, indem er meint, daß der Aufrührer Jesus den Römern auszuliefern sei, damit die ihn strafen, aber das Volk dann verschonen. Aber objektiv vollbringt er das, was seines Amtes ist: Als Priester übergibt er Jesus, opfert ihn aus, um das Leben vieler zu retten.Genau das ist der Wille Gottes, denn er will den Kreuzestod Jesu als Sühne für die Sünden der Menschen.


Das Priesteramt mit seiner Aufgabe des Opferdarbringens ist eine von Gott selbst eingesetzte Institution zur Regulierung des Verhältnisses zwischen Gott und seinem von ihm erwählten Volke. „Kommunikationsstörungen“ können dann sozusagen durch den Opferkult behoben werden, isb die Störung dieses Verhältnisses durch Sünden des Volkes. Diese Bereinigungsmöglichkeit verlangt aber auch ein Mitwirken des Volkes; Gott vergibt nicht einfach sola gratia, sondern er will Menschen als Cooperatoren des Heiles. Dazu befähigt Gott isb den Priesterstand. Darum wirkt auch dieser Stand mit an dem Heilsereignis des Kreuzes Jesu Christi mit. Jesus Christus ersetzt nicht einfach das Priestertum des Alten Bundes, sondern er läßt es priesterlich mitwirken. Erst vom Wirken des Hohepriesters fällt dann das Licht auf Jesus Christus selbst, der sich priesterlich als Sühnopfer selbst auf dem Kreuzaltar darbringt. Daß Jesu Tod nicht ein einfacher römischer Justizirrtum war, sondern eine kultische Opferhandlung, dafür steht der Hohepriester, der so nun wirklich das Sühnopfer darbrachte, indem er konzelebrierend sagte: Ich opfere Jesus, um die Vielen zu retten.


Das Priestertum des Alten Bundes, unser Bild von ihm muß wirklich purifiziert werden von dem Narrativ des Priesterbetruges, daß hier Menschen sich etwas anmaßten, was ihnen nicht zukommt, Mittler zwischen Gott und den Menschen zu sein. Das ist gerade seine ihm von Gott gestellte Aufgabe und nur weil es diese Aufgabe schon gab im Priesteramt konnte dann Gottes Sohn diese auch am Kreuze erfüllen. So gab es ja auch schon das Amt des Messias, bevor der Sohn Gottes dies Amt erfülte und so sich als der wahre Messias erwies:“Ich bin der, den ihr als Messias ersehntet!“ So erfüllt Jesus auch das Amt des Priesters, aber er beseitigt dazu nicht das von Gott gestiftete Amt, sondern nimmt es selbst in Dienst. Der Hohepriester Kaiaphas als letzter Priesteramtsinhaber des Alten Bundes brachte so das Kreuzaltaropfer dar, damit im Neuen Bund die Priester des Neuen Bundes dann das hl. Meßopfer darbringen,sodaß sich hierin das Priestertum des Alten Bundes prolongiert.

Hätte Kaiaphas nicht mitgewirkt, wäre Jesus Christus nicht gekommen, um das Gesetz und die Propheten zu erfüllen, sondern um sie einfach zu negieren. Wäre der Hohepriester am Kreuzesaltaropfer gänzlich unbeteiligt gewesen, wozu sollte es dann noch in der Kirche Priester geben, denn dann könnte Jesus ja auch allein das Meßopfer wirken ohne einen Priester. Die Kirche erinnerte dann in der Eucharistiefeier nur noch an Jesu Opfer, um dann die Frucht des Opfers sakramental auszuteilen, wie es ja Luther und die anderen Reformatoren lehrten.

Der Hohepriester Kaiaphas steht nicht hoch im Kurs in der Kirche- völlig zu unrecht und: So verstellt sich die Kirche auch ein tieferes Verständnis ihres von Gott gewolltem Priestertumes.

 

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