Sonntag, 19. April 2015

Umstrittenes Frauenpriestertum

Unsere liberalen Kirchenkritiker sind sich in einem Punkte sehr uneins: einerseits möchten sie gern das Priestertum in Gänze abschaffen- damit es endlich eine hierachiefreie Kirche gäbe und eine ohne Opferkult und andererseits möchten sie das Frauenpriestertum einführen und das geht nur, wenn man das Priestertum nicht abschafft. Angesichts von Heerscharen von Befürwortern der Einführung des Frauenpriestertumes, und man kann getrost die Befürworter des Frauendiakonates dazu zählen, insofern für die meisten von ihnen das Frauendiakonat nur der Einstieg in das Frauenpriestertum ist. 
Die Kirche hat eindeutig Nein! zum Frauenpriestertum gesagt-aber die Heerscharen der Befürworter sehen darin nur einen Mangel an Mut zu Reformen und setzen dadrauf, daß die Zeit für die Einführung des Frauenpriestertumes schon kommen wird. So urteilen sie, weil sie fest davon überzeugt sind, daß es für das Nein! der Kirche keine sacxhlich-theologischen Gründe gibt, sondern daß sich hier wie Jesus von Nazareth so auch die Kirche nur der Zeit angepaßt hätte, indem sie die Rolle der Frau im öffentlichen Leben ihrer Zeit berücksichtigend Nein! sagte. Dies Nein! ist demnach ein so sehr zeitbedingtes, daß es keine sachliche Begründung aufwiese, und so, da sich die Zeiten geändert haben und die Rolle der Frau  in der Öffentlichkeit sich signifikant geändert habe, es nun gelte, wieder sich der veränderten Zeit einzupassen und jetzt das Frauenpriestertum einzuführen!
Erstaunlicherweise bietet nun ein "Theologe", von dem man es wahrlich nicht erwartet hätte, Sachargumente gegen die Einführung des Frauenpriestertumes, die es wirklich wert sind, bedacht zu werden. Eugen Drewermann sagt: 
"Solange das katholische Priestertum mit der Opfertheologie begründet wird, können Frauen nicht 
 Priester werden. Seit der Steinzeit ist das Töten von Tieren, das Darbringen von Opfern eine Sache der Männer. Erst wenn das Priestertum wesentlich anders begründet würde, als Dienst an der Gemeinde zum Beispiel, könnten Frauen zum Priesteramt zugelassen werden."
 (zitiert nach:
P. Deneke, Tischvorsteher oder Kultdiener, in: Una Voce, 2/2014 S. 228). Dem kann man nur zustimmen. Daß die Neudefinition des Priesters zum Gemeindediener die reine Nichtung des Priesterlichen ist, ist zu offenkundig, als daß das hier nun noch erläutert werden müßte. Und sachlich hat Drewermann hier ja auch recht: überall in den christlichen "Kirchen", wo das Meßopfer abgeschafft worden ist, ist auch damit das Priestertum abgeschafft worden und verwandelten sich das Priesteramt in das eines seelsorgerlichen Leiters von Gemeinden. Das war dann die Voraussetzung dafür, daß auch Frauen Pfarrer werden konnten. 

Was sind nun theologische Gründe gegen die Legitimität des Frauenpriestertumes? Gibt es welche, die dem Argument, daß sie alle nur zeitbedingt sind, sich widersetzen könnten? In diesem Sinne könnte tatsächlich Drewermann mehr recht haben, als es ihm selbst lieb sein kann! Denn daß das christliche Priestertum in einer Kontinuität mit dem Priestertum  steht, so wie es von Anfang an in allen Religionen praktiziert wurde, ist eine wahre Aussage, denn jede Religion fundiert sich in der natürlichen und somit auch wahren Gotteserkenntnis und zu ihr gehört die Erkenntnis, daß es sich geziehmt, Gott oder den Göttern Opfer darzubringen! Die christliche Religion als die vollendete Religion bewahrt somit in ihrem Opferkult, dem Meßopfer die Wahrheit aller Religionen, der, daß es sich geziehmt, Gott zu opfern und das dies Tun der Natur des Mannes entspricht und nicht der der Frau !

Gehen wir aber dieser Spur nun weiter nach! Die Frage lautet: ist das kirchliche Verbot der Priesterweihe für Frauen ein bloßes Verbot, sodaß Frauen diese Weihe wohl gültig empfangen könnten, es ihnen aber nicht erlaubt ist, oder gründet sich das Nein! der Kirche zum Frauenpriestertum in der Unmöglichkeit, daß Frauen diese Weihe gültig empfangen können? Bischof Williamson hat vor kurzem unerlaubt Bischöfe geweiht. Diese Weihe ist unerlaubt, aber gültig, sodaß die so zu Bischöfen Geweihten  jetzt wirklich alle Akte gültig vollziehen können, die dem Bischofsamt als Spezificum zugeordnet sind, auch wenn sie sie unerlaubt tätigen. Gälte das auch von zu Priestern geweihten Frauen, daß sie gültig die Weihe empfingen, sodaß  sie wirklich das Meßopfer Gott darbringen könnten, nur es nicht dürften- rein kirchenrechtlich begründet? 
Selbst wenn geurteilt würde, daß der Herr der Kirche die Weihe von Frauen verboten hätte, könnte das bedeuten, daß Frauen diese Weihe wohl gültig empfangen könnten, Jesus Christus das aber nicht wollte. Und dann könnte man meinen, daß Jesus das aus Rücksicht auf die Zeit und der Stellung der Frau im öffentlichen Leben verboten habe, daß dies aber kein ewiges göttliches Gesetz wäre- sondern nur eine Akkomodation an die damalige Zeit gewesen sei. 
Könnte es theologische Gründe des Neins geben, die über die historische Kontinuität des rein männlichen Priestertumes  hinausgehen und noch mehr besagen als einfach nur: Jesus wollte das damals nicht, auch wenn er auch Frauen zu Aposteln und Priestern hätte weihen können? 
Eine mögliche Antwort wäre die: daß der Priester in der Eucharistiefeier Christus repräsentiere und  da er männlichen Geschlechtes sei, könne auch nur ein Mann ihn repräserntieren. Das klingt gut, evoziert aber die Nachfrage, daß, weil Jesus wirklich ein Mensch war, warum nicht jeder Mensch ihn so repräsentieren könne. Genauso schlüssig wäre das Argument: weil Jesus der einzig wahre Lehrer ist, und jeder anderer als Lehrer  der Kirche oder im kirchlichen Dienst nur ihn vertrete, daß entweder nur Männer Religionsunterichtslehrer werden dürften oder daß dies Männer und Frauen gleichermaßen könnten, weil sie als Menschen den wahren Lehrer vertreten in seiner wahren Menschlichkeit!

Stellen wir uns Folgendes vor: ein Priester nähme zur Meßfeier statt des Weines eine Maß Bier und spräche über das Bier die Konsekrationsworte. Würde sich dann das Bier in das Blut Christi verwandeln? Nähme er statt des Brotes ein beliebiges Lebensmittel und spräche dadrüber die Wandlungsworte, verwandelte sich dann das Lebensmittel in den Leib Christi? Es gibt keinen Grund dafür anzunehmen, daß die priesterliche Konsekrationsvollmacht sich auf beliebige Lebensmittel bezöge, sodaß der Priester jedes Lebensmittel transsubstantialisieren könnte. Das Urteil, Wein  und Bier seien doch beides alkoholische Getränke und so könnten beide, da der selben Gattung angehörend, auch vom Priester gewandelt werden, stimmt also nicht. Die Differenz des alkoholischen Getränkes Bier zu dem des Weines macht so den Unterschied aus, daß das eine wandelbar sei, das andere nicht. Diese Differenz besteht zwischen diesen beiden Genußmitteln, obgleich beide alkoholische Genußmitteln  sind und sie sich in der Summe aller alkoholischen Genußmittel nur akzidentiell untereinander unterscheiden- sonst könnte man sie nicht unter dem einen Begriff  subsumieren. Die Preisfrage lautet: gilt das auch für die Differenz vom weiblichen zum männlichen Geschlecht, daß nur das männliche Geschlecht die priesterliche Weihe gültig empfangen kann, obwohl der Mann als Mensch wie die Frau zur Gattung der Menschen gehört- daß also das Menschsein nicht die hinreichende Bedingung zum gültigen Empfang der Weihe ist? 
Da die Kirche keinen Grund dafür kennt, daß das, was Menschen männlichen Geschlechtes gültig empfangen können, auch Menschen weiblichen Geschlechtes gültig empfangen können und wenn die Weihe nicht gültig empfangen wird, der ungültig Geweihte nicht die Konsekrationsvollmacht besitzt., kann es der Kirche nicht erlaubt sein, Frauen zu Priestern zu weihen, weil sie keine Verheißung hat, daß Frauen die Weihe auch gültig empfangen können. Das wäre so, als würde ein jugendbewegter Priester, weil er gut ankommen wolle, statt des Weines Bier konsekrieren wollte mit der Begründung, das  käme bei Jugendlichen besser an und Alkohol sei doch Alkohol, ob nun Bier oder Wein! Weil die Kirche kein Recht zu der Annahme hat, daß der Priester statt des Weines auch Bier wandeln könne in das Blut Christi, darf sie nicht Bier statt Wein erlauben mit der Begründung, beides seien doch alkoholische Genußmittel und so austauschbar!

Schlußthese: wenn es keine theologische Begründung für die Ungültigkeit der Weihe von Frauen zu Priestern gibt, dann ist es fraglich, ob das kirchliche Nein! zum Frauenpriestertum dauerhaft Bestand haben kann!           

     
              

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