Der Eine und die vielen
Priester
oder warum gibt es neben
dem einen Jesus Christus noch die vielen anderen?
Wir könnten
ganz grundsätzlich, ab ovo beginnen mit der These: wo Religion ist,
da ist auch Priestertum und da das Christentum eine Religion ist, ist
in ihm auch ein Priestertum. Und dies Priestertum müsse sich in
irgendeiner positiv gearteten Beziehung zu dem Stifter dieser
Religion befinden, also zu Jesus von Nazareth.
Aber so
einsichtig das auch in unser aller Ohren klingen mag, so umstritten
ist das Alles.
Das
Christentum erscheint uns -auf den ersten Blick-in einer fast
unüberschaubaren Vielzahl von Einzelchristentümern, Katholisch,
Evangelisch, Orthodox, Anglikanisch, um nur die bekanntesten zu
nennen und in jedem wird die Frage; Wie hältst Du es mit dem
Priestertum? unterschiedlich beantwortet. Für uns Katholiken ist das
Priestertum erstmal eine selbstverständliche Praxis der Kirche- und
genauso selbstverständlich gibt es für Lutheraner keine Priester.
Und schauen wir zu den anderen großen Religionen neben uns, so sehen
wir: weder die jüdische noch die islamische Religion kennt Priester!
Papst Leo XIII schreibt in seiner Enzyklika, „Caritatis studium“
1898; „Das Wesen der Religion selbst enthüllt die Notwendigkeit
des Opfers, Und wenn man die Opfer entfernt, kann eine Religion weder
sein noch gedacht werden“. (DH3339)
Aber das war
nun etwas zu schnell. Es fehlt ein notwendiger Zwischengedanke.
Priester und Opfer gehören so innigst zueinander, daß gesagt werden
muß: wo kein Priester, da ist kein Opfer und wo kein Opfer ist, da
ist kein Priester. Lassen wir die religionssoziologische Frage außer
acht, ob in den Anfängen der Religion es immer schon diese
Unterscheidung von Priester und Nichtpriester gegeben hat-denn selbst
wenn erst nach den Anfängen der Kultur, zu der ja die Arbeitsteilung
und Spezialisierung gehört- sich diese Unterscheidung einfand, so
gehört diese doch wesentlich zur Religion.Das lehrt uns Papst Leo
XIII. Wo Opfer und Priester ist, da ist Religion. Und damit stehen
wir schon vor einer sehr gewagten These: daß, wo eine Religion kein
Priestertum und kein Opfer kennt, dies wohl eine defizitäre Religion
ist.
Aber wenden
wir uns jetzt einer nicht defizitären Religion zu, der jüdischen.
Ich wähle jetzt, um dem Thema näherzukommen, einen Nebeneinstieg.
Wir wenden unser Augenmerk auf eine Person und ein Amt, das immer ein
wenig im Schatten stand und steht. Die Hauptpersonen sind uns
bekannt-ja schon zu bekannt, sodaß wir in Gefahr geraten, sie nicht
mehr zu kennen: Jesus von Nazareth, Pontius Pilatus, Maria unter dem
Kreuze stehend, der Jünger, besser Schüler Jesu... Nur, er, der
Hohepriester Kaiaphas, er fand nicht wie die Hauptpersonen, Jesus,
Pilatus und Maria den Weg in unser Glaubensbekenntnis- und wenn von
dem Hohepriester gesprochen wird, dann meinen wir, den Hebräerbrief
im Ohr, damit Jesus Christus als den wahren Hohepriester. Er
überstrahlt so sehr den Hohepriester Kaiaphas, daß wir den kaum
noch wahrnehmen.Ja, manchmal dient er nur als Negativfolie für den
umso glänzenderen Jesus. In der Person Jesu und der Person Kaiaphas
stehen sich, wenn man so will-auf den ersten Blick-das Neue Testament
und das Alte gegenüber. Der Hohepriester Kaiaphas repräsentiert
das, was wir verkürzend den Inbegriff des Alten Bundes nennen
könnten-das religiöse Leben des Volkes Israel mit seinem
Tempelkult, in Jerusalem dem Jahwe allein,und all dem, was sich dann
an Vorstellungen um dies Zentrum gruppiert und da steht das
Neue-Jesus und die neue Religion. Ist das Gegeneinander von Jesus und
Kaiaphas das der jüdischen und der christlichen Religion-oder sehen
wir hier einfach Antithesen von Alt und Neu, wo es gälte, die
Einheit zu sehen. Daß der Gott Abrsahams, Isaaks, der Gott Israels
eben auch und gerade auch der Gott dieses Hohepriesters Kaiaphas ist
und daß auch und gerade Jesus Christus diesen einen Gott verkündete.
Schauen wir
auf den dramatischen und tragischen Augenblick in dem Leben des
Hohepriesters Kaiaphas. Versuchen wir, ihm gerecht zu werden, um so
etwas über das Priestertum zu erfahren-es in einem tieferen Lichte
zu erkennen.
Die
Situation-wir kennen sie aus dem Johannesevangelium, unter der
Überschrift: Der Tötungsbefehl des Hohen Rates-das prophetische
Wort des Hohepristers.
Wir befinden
uns zuerst im Vorstellungsraum des Politischen. Da gibt es einen
Jesus, der Anhänge um sich sammelt, da gibt es die römische
Besatzungsmacht und ein Problem in der Beziehung zwischen diesen
beiden Größen. Der Hohepriester sieht es so: in den Augen der Römer
ist diese Jesusbewegung etwas politisch Gefährliches, wohl wieder so
eine jüdisch-national-religiöse Bewegung zur Befreiung von der als
Fremdherrschaft verunglimpften Römischen Schutzmacht, und die hohe
Wahrscheinlichkeit, daß die Römer in präventiver
Aufstandsbekämpfung militärisch handeln werden. Das heißt modern
Krieg dem Terror-und viel Blut wird fließen
Zum
Hoheporiester : Seit dem Verlust der politischen Selbstständigkeit
Israels, 586 v. Chr. ist Israel ein Volk, das sein Leben primär in
der Religion hat. Das Priestertum hatte sich mit den Mächtigen
arrangiert: dem Verzicht auf politische Selbstständigkeit stand die
römische Garantie der freien Ausübung des jüdischen Kultes
gegenüber. Machtheschützte Innerlichkeit könnte man das nennen.
Und diese religiöse Freiheit, die wollte gerade die Priesteschaft
Israels bewahren-konservativ wie nun mal Priester sind: keine
politisch-revolutionären Experimente, die die Freiheit des
religiösen Lebens gefährdete. Und das tat diese
Jesusbewegung-gerade weil sie-nach dem Urteil der
Priesterschaft-nartional-revolutionäre Züge trug.
Eine
notwendige Zwischenbemerkung:wir Menschen verhalten uns nicht zur
realen Welt, sondern zu der immer von uns schon irgendwie gedeuteten.
Wenn wir den Hohepriester Kaiaphas verstehen wollen, dürfen wir
erstmal nicht fragen: was war die Jesusbewegung wirklich, sondern was
war sie in den Augen des Kaiaphas. Und der frug: was ist sie in den
Augen der römischen Besatzungsmacht, denn das Verhalten der Römer
hängt davon ab, wie sie die Jesusbewegung wahrnehmen, Kaiaphas hat
eine Vorstellung von dem, was in den Augen der Römer die
Jesusbewegung ist und er weiß, wie sie daraufhin agieren wird.
Unwichtig ist es jetzt, ob er richtig sieht- wir rekonstruieren nur,
wie er es sah und warum er dann den Beschluß faßte: lasset uns den
Einen töten, um die Vielen zu retten.
Möglichkeit
Eins: Wir unternehmen nichts, dann wird die Römische Besatzungsmacht
agieren, einen präventiven Militärschlag durchführen und viele
Menschen werden sterben.
Möglichkeit
Zwei: Wir liefern das Haupt der Bewegung den Römern aus, dann werden
sie den Jesus als Aufständler hinrichten und auf den Militärschlag
verzichten.
Lasset uns
einen opfern, einen aus unserem Volke, um das Leben vieler unseres
Volkes zu retten. Das ist die Moral des Hohepriesters. Er zeichnet
sich damit als Verantwortungsethiker aus. Er ist auch ein
Realpolitiker. Er kennt sich aus in der Welt der Politik. Hier muß
so manches mal ein Bauernopfer gebracht werden, um der größeren
Ziele willen.
Priester,
die politisch agieren, Priester, die den Tod eines Unschuldigen in
Kauf nehmen und der Verdacht: wenn solche von uns, unserem Volke
reden, da meinen die in erster Linie sich und sonst gar nichts. Wider
die politische Rhetorik von: Wir sitzen alle in ein und dem selben
Boot.
Aber
assozieren wir hier nicht falsch-mit welchem Recht zitieren wir hier
nun aus der Mottenkiste allseits bekannter Priesterkritik?
Ich bin ein
Preuße, man hörts zumindest in Bayern sofort an meiner
Aussprache.Fassen wir den Hohepriester Kaiaphas mal preußisch!
Preußisch leben heißt, zu sagen, ich habe meine verdammte Pflicht
und Schuldigkeit getan! Das ist sozusagen die etwas vergröberter
volkstümliche Variante des Kantschen Pflichtbegriffes. Sie dürfen
jetzt gern ein wenig an kategorische Imperative denken, nur nicht
gleich auf dem hohen Reflexionsniveau dieses Philosophen.
Volkstümlicher.
Einen
Menschen in den Tod zu schicken, das ist keine einfache Tat, gar wenn
man ihn wohl für unschuldig hält´. Es gibt keinen Anlaß und
Hinweis, daß der Hohepriester Jesus selbst für einen Aufständler
hielt, der dann gar rechtens von der römischen Obrigkeit getötet
wird. Es ist eine politische Untat, die hier der Hohe Rat beschloß:
wir liefern den einen, den Jesus auf, um die vielen zu retten. Wir
opfern einen zumindest politisch Unschuldigen, um vielen das Leben zu
retten. Aber solche Untaten machen oft das aus, was Politik ist-wie
der Volksmund zu sagen pflegt, das ist eben ein schmutziges Geschäft!
Aber ein
Hohepriester gehört nicht in den Raum des Politischen. Er gehört in
den Raum des Religiösen.Und als Christen können und dürfen wir
auch nicht angesichts des Kreuzes im politischen Vorstellungsraum
verharren, als wenn da einfach nur ein politischer Irrtum der Römer
sich ereignet hätte und daß dann Gott diesen Irrtum Ostern
korrigiert hätte. Die bösen Römer töteten Jesu und der gute Gott
erweckte ihn dann von den Toten nach drei Tagen. Es bliebe da nämlich
eine gefährliche Leerstelle: was tat Gott, der Vater Jesu, als sein
Sohn am Kreuze hing und starb? All solche Reduktionen, die Römer
töteten Jesus, Gott rettete ihn aber aus dem Tode nach 3 Tagen, sie
können nicht als theologische Antworten akzeptiert werden- gerade
wegen dieser fatalen Reflexionslücke: was tat Gott, der Vater Jesu,
als er am Kreuze starb?
Der uns
vielleicht schon zu bekannte Johannestext beantwortet uns diese
Frage! Wir wechseln jetzt den Vorstellungsraum. Nebenbemerkung: wir
können immer nur ein Ereignis begreifen, indem wir es in einen
bestimmten Vorstellungsraum einzeichnen und von ihm her das Ereignis
verstehen.
Sollte
jemanden das auf Anhieb nicht einsichtig sein: Bauer-jeder weiß
wohl, was ein Bauer ist! Aber, welchen meinen Sie denn, den in der
Landwirtschaft, im Vorstellungsraum der Agrarökonomie, den
Schachbauern oder den Skatbauern oder den Bauern im Benimmbuch?
Benimm Dich nicht wie ein Bauer. Oder dachten Sie an die Politik und
somit an Bauernopfer? Und was ist denn nun der wahre Bauer? Und was
nützt meine Kenntnis vom Bauern in der Landwirtschaft, wenn ich die
Bedeutung des Bauern im Schachspiel erfassen will?
Die Tat des
Hohepriesters wird nun in den religiösen Vorstellungsraum gestellt:
Einer wird geopfert, um vielen das Leben zu retten.Damit stehen wir
mitten im Zentrum religiösen Denkens: der Priester und das Opfer und
das Heil, das das Opfer wirkt.
Gott sagt:
es ist mein Wille, daß der eine stirbt, um die vielen zu retten. Der
selbe Satz, nun in einem ganz andren Vorstellungsrsaum
hineingeschrieben, er bekommt somit auch eine ganz neue Bedeutung.
Die Worte bleiben die selben und doch verändern sie sich in ihrer
Bedeutung.
Zur
Veranschaulichung, wenn Ihnen das jetzt wohl ad hoc als zu
kompliziert erscheinen mag. Ein einfacher Satz: Ich gehe zur Bank.
Den versteht
jeder von Ihnen auf Anhieb! Oder? Ich war müde und ich ging zur
Bank, um mich auszuruhen. Ich wollte ein Geschenk kaufen und ich ging
zur Bank , um ein Geld abzuholen. Zwei ganz verschiedene Bedeutungen
für den einen Satz: Ich ging zur Bank.
Wie ändert
sich nun die Aussage, wir wollen den Einen töten, um die vielen zu
retten, wenn das Gottes Wille ist. Im politischen Raum meinte das ja,
den Jesus den Römern ausliefern (=opfern), um zu verhindern, daß
sie viele Juden töten in einem präventiven Antiterrorkrieg (um es
modern auszudrücken).
Die formale
Struktur bleibt: Jesus soll geopfert werden, nur jetzt wird er Gott
geopfert, nicht den Römern, damit durch diesen Opfertod der Zorn
Gottes wider die vielen besänftigt wird. Gott kommt dabei in
zwiefacher Weise zu stehen, als der zu besänftigende und als der,
der selbst als Liebe die Ordnung des Kultes gesetzt hat, damit so
-sagen wir es mal etwas kommunikationstheoretisch modern- die
Beziehungsstörung beseitigt werden kann. Wenn Religion eine
wechselseitige Beziehung zwischen Gott und Menschen ist, dann ist
diese eine sehr störanfällige: auf Seiten des Menschen, seine
Neigung zum Sündigen und auf Seiten Gottes: Gottes Schweigen und
scheinbares Nichthandeln-(das Theodizeeproblem). Der
gottesdienstliche Kult ist so eben auch gerade die
institutionalisierte Form der Konfliktbereinigung: Gott läßt sich
durch Opfer versöhnen-und Gott setzt diese Ordnung so, daß dies
eine menschliche Möglichkeit wird.
Wagen wir
ein kleines Experiment. Denken wir uns den Karfreitag einmal ohne den
Hohepriester. (Theologisch ist das legitim, weil Gott als potentia
absoluta auch eine Welt hätte schaffen können, in der Jesus für
unsere Sünden am Kreuze stirbt ohne eine Beteiligung des Kaiaphas)
Jesus wäre der römischen Besatzungsmacht nicht als Lehrer einer
jüdischen Sekte aufgefallen, für religiöse Fragen interessierten
sich die eher pragmatisch orientierten Römer wenig, aber für Jesus
als einen potentiellen Nationalrevolutionär. Vorbeugend hätte man
ihn gekreuzigt. Aber Gott hätte ihn von den Toten auferweckt . Gott
wäre das möglich gewesen.
Aber der
Hohepriester war am Opfer Christi maßgebend beteiligt. Also wollte
das Gott auch oder hat es zumindest zugelassen-denn nichts kann in
der Welt gegen den Willen des Allmächtigen geschehen. Und aus dem
Johannesevangelium wissen wir sogar genau, daß es Gottes Wille war,
daß der Hohepriester Jesus an die Römer auslieferte, ihn als
Bauernopfer darbrachte, um die Vielen zu retten!
Der
Kreuzestod war bei den Römern eine gängige Art der Vollstreckung
der Todesstrafe. Wie hätte man diesem Kreuzestod ansehen sollen, daß
hier ein religiös-kultisches Opfer stattfand? Ganz anders, wenn
plötzlich-daneben, wenn auch nicht im Scheinwerferlicht das Amt des
Hohepriesters eingezeichnet wird! Er, und nur er ist von Amtswegen
für die alljährliche Darbringung des Sühnopfers zuständig. Er
deutet dies Ereignis-prophetisch: wir opfern den Einen, um die Vielen
zu retten. Er agiert hier scheinbar nur als im politischen Sinne
Verantwortung Tragender-aber faktisch agiert er gerade hier als
Hohepriester: er tut, was seines Amtes ist: er opfert. Man könnte
sagen, daß das Amt hier stärker ist als er als Privatperson, die
als zur jüdischen Oberschicht Gehörender eben auch die Gefahren für
seinen Stand sah, wenn die römische Besatzungsmacht zu einem
Präventivschlag ausholen würde.
Und jetzt
kommen wir zu einem ganz wichtigen Punkt:
Das Amt ist
nun keine menschlich-allzumenschliche Erfindung, keine Anmaßung,
sondern eine von Gott selbst gewollte und eingesetzte Ordnung. Wir
würden das ganze Alte Testament völlig mißverstehen, teilten wir
es auf in zwei Aussagentraditionen: die einer priesterlichen, für
die das Zentrum der jüdischen Religion im Kult und im Opfer besteht
und einer kultkritischen, der manchmal als prophetischen
bezeichneten, der das Zentrum der Religion die Ethik und Moral wäre,
und die fast schon präkantianisch den Opferkult verurteilten als
primitive Religion. Wir dürften dann noch ein wenig Platon mithören,
der schon urteilte, daß es für die Moral verhängnisvoll wäre,
wenn man den Menschen in der Religion lehrte, daß all ihre Sünden
leicht vergebbar wären, sie bräuchten nur die kultisch
vorgeschriebenen Opfer dafür tätigen. Nein, so simpel ist es nicht.
Das Daß des Opferkultes ist der Wille Gottes-und darum und nur darum
gibt es ein legitimes Priestertum.
Wir können
jetzt die Frage so stellen: warum gibt es neben dem Kreuzaltaropfer
Jesu die vielen Opfer des Alten Bundes, warum gibt es neben Jesus
Christus, den der Hebrärbrief als den wahren Hohepriester
bezeichnet, noch die vielen anderen Hohepriester des Alten Bundes-und
warum agiert neben dem Hohepriester Jesus der Hohepriester Kaiaphas?
Und wenn Sie genau hingehört haben, dürfen Sie hier die seit
Marcion aufgeworfene Frage mithören: warum gab es denn überhaupt
den Alten Bund und das Alte Testament neben dem Neuen Testament?
Hätte Jesus nicht-wie eine creatio ex nihilo eine ganz neue Religion
stiften können-ohne einen Bezug auf den jüdischen Glauben und sein
Priestertum? Marcion schlug ja vor, einen verbindlichen Kanon
heiliger Schriften für die Kirche zu schaffen, ohne das Alte
Testament und ohne alle AT-Zitate der Evangelien!
Wenn wir die
Prämisse vergäßen, daß Gott es war und ist, der den Kult und das
Amt des Hohepriesters setzte, dann könnten wir wohl mit Nietzsche es
uns so zurechtlegen: Jesus hat als Radicaler all das abgelehnt, was
die jüdische Religion ausgemacht habe:Tempel, Priester usw...nur
habe dann schon Paulus alles wieder verfälscht und so kam es, wie es
heute noch gerne Modernisten erzählen: Jesu verkündete das Reich
Gottes-aber leider kam die Kirche mit Opferkult und Prietern.Er,
Jesus kämpfte dagegen, aber die Religion besiegte ihn posthum.
Bleiben wir aber der Prämisse treu, daß Gott es wollte, daß das
jüdische Priestertum sei und gerade auch das Amt des Hohepriesters,
dann müssen wir uns fragen: warum?
Die erste
Möglichkeit wäre die Vorstellung einer Serie:
es gab
Priester, die Gott wohlgefällige Opfer darbrachten, dann kam Jesus
und brachte sich als Sühnopfer dar und danach kamen die vielen
Priester der Kirche, die die Meßopfer darbringen. Das eine Opfer
Jesu wäre eines unter vielen, nur eben mit der Besonderheit, daß
hier der Sohn Gottes sich selbst als Opfer darbrachte. Aber warum
bedarf es neben den vielen Opfern dann das eine besondere Opfer,
bleibt bei dieser Vorstellung völlig im Dunklen-aber auch umgekehrt:
wenn es das Besondere gibt, warum gibt es daneben die vielen anderen?
Die andere
Möglichkeit wäre die, daß es nur ein Opfer gäbe, das des
Hohepriesters Jesu und die anderen wären keine echten Opfer. Luther
und seine Nachfolger vertreten das: das kirchliche Meßopfer sei kein
Opfer,sondern nur eine Erinnrerung an das eine, und in der
Abendmahlsfeier wird nur die Frucht des Kreuzaltaropfers ausgeteilt
an die Gläubigen. Und aus dem Priester macht Luther so einem
Kommuinonausteiler, den evangelischen Pfarrer, der kein Priester mehr
sein darf.
Nebenbemerkung:
deshalb hat Luther auch das Zölibat abgeschafft, weil seine Pfarrer
keine Priester mehr sind) Also, waren die Opfer des Alten Bundes gar
keine Opfer und die der Kirche auch keine und es gab so auch keine
Priester im Alten, wie im Neuen Bund-nur Kommuinonausteiler! Der
Hohepriester Kaiaphas ist so zu einer unmöglichen Gestalt geworden,
die rechtens nicht ins Glaubensbekenntnis aufgenommen worden ist-ganz
im Gegensatz zu Pontius Pilatus!
Aber eines
ist uns so klar: dem Alten Testament mit seinem Zeugnis über das
gottgewollte Priestertum und seinen Opferkult werden wir so in
keinster Weise gerecht-und wir müßten uns ernsthaft fragen lassen,
ob nicht tatsächlich der Priester der Euchsasristiefeier ebenso ein
Unding ist wie die Priester des Alten Testamentes und der
Hohepriester Kaisaphas neben dem Kreuze Christi.
Priester und
Opfer gehören aufs innigste zusammen, wo kein Opfer ist, da ist kein
Priester und wo kein Priester ist, da ist kein Opfer. Solange wir
Jesu Christi Kreuzaltaropfer als ein Opfer neben anderen denken,
kommen wir nicht darum herum, entweder, um der vielen Opfer sein
Opfer kleinmachen zu müssen, zu einem unter vielen oder es zum
einzigen hochzusteilen, so daß um des einen Opfers willen die
anderen vielen zu Nichtopfern herabgewürdigt werden! Solange wir
Jesus Christus als den einen wahren Hohepriester lehren, werden wir
die vielen anderen Priestern zu Nichtpriestern machen müssen oder um
der vielen Priester willen, den wahren Hohepriester herabwürdigen zu
bloß einem unter vielen. Wäre er nur einer unter Vielen, wozu wäre
er dann heilsnotwendig, diese Frage drängte sich uns dann auf. Wäre
er nur der einzige Priester, müßten dann nicht die vielen anderen
Priester Nichtpriester sein-die nur fälschlich als Priester
angesehen werden.
Stand also
neben dem Kreuze Jesu ein Hohepriester Kaiaphas, der gar keiner sein
konnte, und der sich etwas anmaßte, einen zu opfern, um viele zu
retten, was ihm nicht zustand-oder opferte der Hohepriester Kaiaphas
Jesus, als er ihn den Römern übergab, so wie viele Priester vor und
nach ihm Opfer darbrachten und darbringen und Jesu Opfer wäre dann
nur eines unter vielen?
Papst
Benedikt bietet hierfür eine sehr erwägenswerte Anmerkung in seinem
Jesusbuch. Ich referiere sie kurz . Er setzt an im Jahre 70, nach der
Zerstörung des Jerusalemer Tempels. Diese Zerstörung des Tempels
verlangte nun nach einer Ausdeutung. Benedikt schreibt:
„Eines ist
klar: die Bibel-das Alte Testament-musste neu gelesen werden. Das
sadduzäische, ganz an den Tempel gebundene Judentum (Nebenbemerkung
von mir, dazu gehörte der Hoheprieser Kajaphas) hat diese
Katastrophe nicht überlebt. [...]Es gibt zwei Antworten auf diese
Situation-zwei Weisen, das Alte Testament nach 70 neu zu lesen: die
Lektüre mit Christus, von den Propheten her, und die rabbinische
Lektüre.[...] Erst von da an sprechen wir von „Judentum“ im
eigentlichen Sinn als einer Weise, den Kanon der biblischen Schriften
als Offenbarung Gottes anzusehen und zu lesen ohne die konkrete Welt
des Tempelkultes. Diesen Kult gibt es nicht mehr.“ So weit der
Papst
Der
zerstörte Tempel setzte somit-nach Benedikt zwei
Deutungsmöglichkiten aus sich heraus: die jüdische Religion
konzipierte sich als Religion ohne Priester, ohne Opfer und ohne
Tempel-das ist die Geburtsstunde der jüdischen Religion. Das
Christentum verstand dagegen die Meßfeier als die Polongierung des
alttestamentlichen Kultes unter der Vorausetzung, daß das
Kreuzaltaropfer das Ende des alten und der Anfang des neuen
Opferkultes ist in der Feier des kirchlichen Meßopfers.
Der
Hohepriester Kaiaphas steht so für das Ende des alttestamentlichen
Kultes. Das Ende bedeutet dann aber auch die Vollendung dieses
Kultes. Pointiert ausgedrückt: Gott schuf die Ordnung des
alttestamentlichen Kultes mit dem Hohepriester an seiner Spitze,
damit dieser seine Vollendung und Erfüllung findet in der Mitwirkung
des Hohepriesters am Versöhnungsopfer Christi.Die äußere
Zerstörung des Tempels 70 n, Chr und die Tatsache, daß er von den
Juden nie wieder auferbaut worden ist, demonstriert nur äußerlich,
daß dieser Kultus seiner Substanz beraubt ist und er so nichtig
geworden ist.Anstelle des Jerusalemer Tempels und seines Sühnopfers,
vom Hohepriester dargebracht, tritt die eucharistische Meßfeier,
dargebracht von den Aposteln Jesu und ihrer Nachfolger, den Bischöfen
und Priestern. Die jüdische Religion ist so gesehen der Ausstieg aus
der Kontinuität mit dem Alten Bund, indem es nun eine Religion ohne
Herz ist, ohne einen Opferkult.
Aber stehen
wir denn jetzt nicht vor lauter Aporien: da haben wir Kaiaphas, den
Hohepriester, der am Karfreitag mitwirkt, wir haben Jesus, der sich
als Sühnopfer seinem göttlichen Vater uns zum Heile darbringt und
wir haben die heutige Meßfeier mit dem Priester, der Gott das ihm
wohlgefällige Opfer darbringt. Das Problem steckt in dem einen Wort,
dem UND. Es sagt uns nämlich nichts aus über die Beziehung dieser
drei Größen zueinander.
Fangen wir
jetzt mal bei dem Priester und der Eucharistiefeier an. Hören wir
auf die Worte des heiligen Pfarrers von Ars:
„Oh wie
groß ist der Priester! Wenn er sich verstände, würde er sterben.
Gott gehorcht ihm: Er spricht zwei Worte aus, und der Herr steigt auf
seine Stimme hin vom Himmel herab und läßt sich in eine kleinen
Hostie einschließen...Wenn das Sakrament der Priesterweihe
weggenommen würde, hätten wir nicht den Herrn..Ohne den Priester
würden der Tod und das Leiden unseres Herrn zu nichts dienen...“
So weit der Pfarrer von Ars. Legen wir jetzt unser Augenmerk nicht
auf die hier unterlaufende Verwechslung der katholischen mit der
lutherischen Lehre von der Realpräsenz Christi-nach Melanchthon
genauer gesagt, steigt Christus vom Himmel herab, um sich in dem Brot
einzuschließen, nach der Lehre der Katholischen Kirche wird dagegen
das Brot in das Fleisch Christi und der Wein in das Blut Christi
verwandelt, sondern fragen uns: warum wäre das Kreuzaltaropfer
Christi zu nichts nütze, wenn der Priester nicht in der
Eucharistiefeier Brot und Wein wandeln würde.
Die
einfachste Antwort darauf wäre die Luthers. Sagen wir es einfach
und anschaulich: die Medizin ist am Kreuze für uns erstellt worden
und wird wie eine Medizin in der Apotheke, also in der Kirche
ausgeteilt und wenn sie ordnungsgemäß dann eingenommen wird, heilt
sie uns. Ohne das Kreuz Christi gäbe es keine Medizin, aber sie
nützt nichts, wird sie nicht an uns Menschen ausgeteilt und wenn sie
ausgeteilt dann auch recht empfangen wird. Dann könnten wir den
großen Bogen so schlagen: In dem einen und einzigen Opfer wurde die
heilbringende Medizin erstellt und dann in der Gestalt des Alten
Bundes im Jerusalemer Tempelkult und in der Gestalt des Neuen Bundes,
in der Abendmahlsfeier ausgeteilt und zum Heile der Menschen
empfangen. Dann gäbe es nur einen Priester, Jesus Christus und nur
sein Opfer am Kreuze, aber viele Komuinionausteiler, die des Alten
und des Neuen Bundes. Nur, dann wären die Priester alle keine
Priester und es gäbe keine Religion-denken wir an das anfängliche
Votum des Papstes Leo XII: es kann keine Religion ohne Opfer geben.
Wir hätten ein religionsloses Christentum vor uns-
Und das
schlagen ja auch tatsächlich viele Modernisten vor! Zudem: der
Gottesdienst wäre gar kein Gottesdienst, weil in ihm nur den
Menschen gedient wird, indem ihnen die Frucht des Kreuzaltaropfers
ausgeteilt wird, aber die Eucharistie wäre keine religiöse Handlung
an und zu Gott hin . Ein Anthopozentrismus wäre geradezu das
Kennzeichen eines so gearteten religionslosen Christentumes.
Wir könnten
dann als Alternative, damit es noch echte Priester gibt und nicht nur
Kommunionausteiler auf das Vorstellungsmodell der Serie rekurrieren:
eine unendliche Reihe von Einzelopfern brächte Menschen das Heil,
jedes Opfer für sich brächte den Beteiligten das Heil. Nur dann
müßten wir uns fragen: wozu bedurfte es dann des Opfers Christi,
oder warum setzen wir nicht einfach die Opfer des Alten Bundes fort?
Wir sehen,
wir haben zuviele Bälle im Spiel, die alttestamentlichen Priester
mit ihren Opfern, Jesus mit seinem Kreuzaltaropfer und dann noch die
Priester mit ihren Meßopfern. Dogmatiker gleichen jetzt Jongleuren
mit zu vielen Bällen im Spiel-sie sind überfordert.
Versuchen
wir eine Annäherung:
Erste These:
Gott will, daß Religion ist. Unter Religion sei verstanden ein
komplexer Kommuinkationszusammenhang zwischen dem Gott und uns
Menschen in dem gerade der Opferkult und der Priester eine besonders
wichtige Rolle spielen. Alles Weitere und Nähere überlasse ich den
Liebhabern von klaren Definitionen von Religion-aber die
Mindestbedingung ist, daß Religion nur dort adäquat gedacht wird,
wo Gott selbst als das Subjekt der Religion zu stehen kommt, der
Beziehungen zu Menschen so stiftet, daß auch sie mit ihm
kommunizieren können.
Gott bringt
in der Religion Menschen seine Erkenntnis von sich.
Zweite
These. Die Christliche Religion hat als Religion (nicht primär als
Morallehre und Weltdeutungslehre) sein Zentrum in dem Opfer Jesu
Christi. Damit dies Ereignis des Kreuzes ein religiöses wird und ein
Religion stiftendes, steht hier neben dem Gottessohn Jesus Christus
der rein menschliche Hohepriester. Er legitimiert in Hinsicht auf den
Alten Bund, den Jerusalemer Tempelkult, dessen Priesterschaft und
ihre Opfer und er legitimiert in Hinsicht auf den Neuen Bund das neue
Priestertum, daß eben Gott nicht selbst unmittelbar allein handelnd
das ihm wohlgefällige Opfer sich darbringt sondern indem er Menschen
als Cooperator einsetzt.
Der
Priester ist der Cooperator Christi. Der Cooperator Gottes, durch
dessen Mithilfe Gott sich seine ihm wohlgefälligen Opfer darbingen
läßt. Würde Gott das Heilswerk allein durch Jesus Christus
bewirken, dann hätten wir das, was dem extremen Calvinismus als
religionsloses Christentum vorschwebt, etwa im Stile eines Karl
Barth, der das Heilswerk ganz in die Objektivität des Kreuzes
verlegt und das Christentum dann auf eine christologisch fundierte
Morallehre reduzieren wollte.
Aber erst
die Mitwirkung des einen Hoheprieters macht es begreifbar, warum auch
an den Opfern des Alten Bundes und des Neuen Bundes rein menschliche
Priester mitwirken. Der Priester in Meßopfer stellt so eine
hochkomplexe Figur dar: er repräsentiert Jesus Christus als den, der
sich darbringt und er vollzieht das rein menschliche Priesteramt,
indem er als Priester im Auftrage des Bischofes das kirchliche
Meßopfer darbringt.Also haben wir, um es zu versimplifizieren, viele
Priester, die als Cooperatoren des eines wahren Hohepriesters Gott
wohlgefällige Opfer darbringen. Und nur weil es diese Cooperation
gibt, gibt es Religion-sonst wandelt sich die Religion in eine
theistische Lebensphilosophie! Nebenbei: Das meint man, wenn man in
nicht unproblematischer Weise in frommen Kreisen von der Gefahr eines
philosophisch gedachten Gottes auf die gelebte Religion verweist.
Aber gehört
es nicht zum Katholischen Glauben, daß wir an das eine Opfer Christi
glauben, durch das wir die Erlösung erlangen und nicht an unendlich
viele, denen wir Menschen das Heil erlangen?
Die Frage:
der eine Priester und die Vielen kann nicht beantwortet werden ohne
zu fragen: wie verhalten sich die vielen Opfer des Alten und neuen
Bundes zu dem einen des Kreuzaltares. Und zu Ihrer großen
Enttäuschung muß ich Ihnen nun leider sagen, daß wir zwar
verbindliche Lehrbestimmungen darüber haben, was an Aussagen die
Lehre über das Verhältnis ´der Opfer zueinander zu enthalten hat,
aber noch keine vollständig durchgeführte Lehre. Wir gleichen
Matheschülern, die vor einer Gleichung stehen, die sie auf X hin
auflösen sollen, síe wissen, was X erfüllen muß, um die richtige
Antwort zu sein, aber wir haben das X noch nicht, nur die
Bestimmungen für das X . (Nebenbemerkung: ein katholischer
Mathematiklehrer sagte eins zu seiner Klasse, ich war auch unter den
Hörern: wenn überall so klar wie in der Mathematik gedacht werden
würde, die meisten Probleme wären fast gelöst-und-sein Zusatz: das
müsse auch für unsere Religion gelten)
Versuchen
wir, klar zu denken.
Die 1.These
lautet: solange wir uns das Kreuz Christi als das eine und die
anderen Opfer als die anderen denken, setzen wir notwendigerweise die
Opfer in ein Konkurrenzverhältnis zueinander. Das hat zur Folge, daß
entweder die vielen Opfer um des einen Opfers Christi willen
entwertet werden-zu Nichtopfern werden und ihre Priester zu
Nichtpriestern oder das eine Opfer Jesu wird entwertet, zu einem
überflüssigen, weil die anderen vielen ausgereicht hätten.
Die 2. These
lautet also: Der Irrtum beginnt mit der Setzung des Kreuzaltaropfers
als einem in sich vollständigen, dem dann andere irgendwie noch
folgen und doch nicht folgen können.
Versuchen
wir dies Problem erstmal etwas platonisierend zu lösen
Das
Kreuzaltaropfer setzten wir als das Urbild des wahren Opfers und
setzten die vielen anderen Opfer als Abbilder dieses einen Opfers.
Nur, daß jetzt nicht das Urbild das eine Opfer ist, dem Photokopien
des Opfers nachgereicht werden, das Original und die Photokopien,
sondern daß das eine Opfer die Einheit ist von Urbild und Abbild.
Das Urbild ist nur, damit es sich in vielen Abbildern
vermannigfaltigt auf der Erscheinunbgsebene, aber von der Substanz
her ist es nur ein Opfer als die Einheit von Urbild und Abbild. Für
die philosophisch Engagierteren unter uns: das Problem des
Selbstbewußtseins: Ich denke mich, das Ich setzt das Mich, und
identifiziert sich damit, sodaß so sich das sich selbst wissende Ich
so konstituiert. Ich setzt die Differenz zu mich und hebt diese
Differenz wieder auf- indem es sich als Einheit, als eins weiß: ich
kenne mich, und das erkannte ich soll dabei ja eins sein mit dem
erkennenden Ich.
Bleiben wir
bei der Vorstellung des Urbildes. Das Urbild ist das Kreuz Christi
und das soll in den vielen Opfern des Alten und neuen Bundes
erscheinen, aber in der Erscheinung ist die Substanz das Urbild des
Opfers. Und warum soll das Urbild so erscheinen? Damit es für Gott
Menschen gibt, mit denen er und die mit ihm religiös kommunizieren
und die Urform davon ist der Opferkult. Oder einfacher gesagt, damit
Religion ist. Und wir können eine weitere Antwort geben: Kaiaphas
wirkt am Kreuzopfer Christi mit, weil damit zum Ausdruck kommt, daß
der alte Bund mit seinem Kult nicht einfach ein Irrtum war, den nun
Jesus Christus aus der Welt schaffte. Wer hier die so „primitive“
Religion des Alten Testamentes mit dem Tempelkult, den
Opferbestimmungen als durch Jesus überholt ansehen will, und
höchstens noch die vermeintlich kultkritischen Propheten des Alten
Bundes schätzt, wird durch die Stellung des Hohepriesters in dem
Erlösungswerk Christi eines besseren belehrt.
Ein paar
Nachträge und Ergänzungen
A) Kann Gott
den Opfer und Gebete erhören?
Diese Frage
wird Sie zuerst verblüffen,ist aber ernst gemeint! Warum ich diese
Frage hier stelle? Wenn es wahr wäre, daß Gott weder Opfer noch
Gebete erhören kann, wäre natürlich jedes Priestertum eine
Absurdität.
Geben wir
einem modernistischen Jesuiten, Keller, Grunddkurs des christlichen
Glaubens, 2011, das Wort:
„Es
widerspricht dem Glauben, durch unser Beten werde Gott veranlasst
etwas zu tun. Das Neue Testament sagt: „Gott ist Liebe“ (1.Joh
4,8 und 16) Er ist nicht 99 Prozent Liebe, nicht noch zu steigern, er
ist völlig und pur und allein Liebe. Nichts kann ihn bessern; und
wenn alle Menschen tausendfach beteten, würde er um kein Jota
gütiger und gnädiger, weil er bereits völlig reine Güte ist, die
uns immer schon überschüttet mit unendlicher Liebe. Nur ein
Irrglaube kann meinen, Gott sei mit Beten zum Guten zu bewegen. Gott
ist unbewegbar.“ S483 So weit der Jesuit!
Weil Gott
vollkommen ist, kann er weder Opfer noch Gebete erhören-und damit
ist alle religiöse Praxis genichtet. Der Jesuit Keller zieht daraus
auch Konsequenzen : Beten muß rein anthroplogisch verstanden
werden im Sinne von und
Durch Beten sich selbst
ändern S.484f
Das Christentum ist keine
Religion lautet dann seine konsequente Folgerung-Eigentlich dürfte
es in ihr keine Priester, keine Opfer -keine Messe geben! Aber:
Keller schreibt:
„Weil
Menschen jedoch offenbar nicht ohne Religion leben können,
Christentum jedoch keine bestimmte Religion seiner Anhänger
voraussetzt, sondern jenen Ausprägungen von Religion,die Freiheit
oder Mitmenschlichkeit hindern, sogar entgegentreten muss, übernahm
es spätestens seit der Konstantinischen Wende selbst typisch
Religiöses, das es zuvor in dieser Weise nicht kannte, wie einen
eigenen Priesterstand, Kirchen als Tempel mit Altar, heilige Geräte,
Orte und Zeiten, oft aus dem Heidentum, aber auch aus jüdischer
Tradition entlehnt.“ S.88 Das wäre legitim, „wenn auch gültig
bleibt, dass diese Formen für das Christentum nicht wesentlich
sind,“ S.88 Weiterhin führt Keller SJ aus:
„Vielleicht liegt es an
der mangelnden Unterscheidung von sacerdos und presbyteros, dass man
allmählich, wohl nicht zuletzt durch den Einfluß der zuströmenden
Massen nach der konstantinischen Wende und von religiösen
Bedürfnissen, das heidnische oder jüdische Versrtändnis von
sacerdos als Mittlern zwischen Gott und der Gemeinde in einem eigenen
Klerikerstand übernahm , ebenso wie Altäre und Tempel.“ S.420.
„genuin christlich ist es nicht.“ 420
und so behandelt er das
Sakrament der Weihe nicht in der Darlegung zu den Sakramenten! Die
Handauflegung symbolisiere so nur eine Beauftragung zu einem Dienst
Versimplifiziert: Jesus
hat die Religion abgeschafft und durch einen theozentrischen
Humanismus ersetzt; da aber die Menschen nicht ohne Religion
auskommen-warum eigentlich?- hat die Kirche dann, so ab dem
Sündenfall der konstantinischen Wende-
Jesu
Anliegen mit ummäntelt mit dem Gewand der Religion, und da habe man
halt wieder Opfer, Priester und das ganze religiöse Brimborium
wieder eingeführt. Was uns hier als graue Akademikertheorie
vorkommen mag-einige denken vielleicht noch an Kants Schrift über
die Religion in den Grenzen der praktischen Vernunft und dessen
Verhöhnung der kultischen Religion als Afterdienst, (O-Ton Kants)
ist aber die Praxis auch der Katholiken unserer Zeit, einfach gesagt:
Christ sein heißt, an etwas Höheres glauben, Gott und anständig
leben. Der Kirchbesuch, die Sakramente gehören auf jeden Fall nicht
dazu-so sehen es circa 90 % der heutigen Katholiken.
Aus meinem
persönlichen Bekanntenkreis, ein evangelischer Doktorand erklärte
mir einst in einem Nikodemusgespräch: er bete nicht mehr. Beten wäre
nur eine Praxis für Menschen mit einer defizitären
Gotteserkenntnis.
Der Beweis:
Gott ist vollkommen, er wirkt immer nur das Vollkommene.
Wenn ich
Gott um etwas bitte, dann ist dies entweder das Vollkommene oder ist
es nicht. Bitte ich Gott um das Vollkommene, dann wirkt Gott das
unabhängig von meinem Gebet, weil er immer das Vollkommene wirkt.
Wenn ich
Gott um etwas bitte, was nicht das Vollkommene ist, dann kann Gott
das nicht wirken, weil Gott als Vollkommenheit nur das Vollkommene
wirken kann.
Also ist
jedes Beten um etwas unsinnig.
Auf das
Opfer Christi bezogen hieße dies, daß Gott den Menschen vollkommen
geliebt hat vor und nach dem Opfer Christi, weil Gottes Verhalten zu
uns Menschen allein aus seiner vollkommenen Liebe sich ergibt und
Gottes Verhalten so zu uns Menschen nicht änderbar ist durch eine
menschliche Tat, auch nicht durch das Opfer seines göttlichen
Sohnes. Also, für unser Heil ist das Opfer Jesu gleichgültig-es
offenbart höchstens, wie groß Gottes Liebe zu uns ist.
Das
Grundaxiom lautet: weil Gott vollkommen ist, wirkt er auch nach Außen
nur das, was vollkommen ist. Man muß urteilen, daß dieser so
gedachte Gott beziehungsunfähig ist, weil er nicht auf das Tun der
Menschen reagieren kann, sondern weil er-unabhängig davon, was und
wie die Menschen leben, immer sich gleichbleibend verhält:
vollkommen liebend. Für jede Religion ist es aber konstitutiv, daß
Gott gedacht wird als ein Subjekt, daß sich kontingent zu dem
Verhalten der Menschen verhalten kann und der es so Menschen
ermöglicht, durch religiöse Praktiken, Gott zu veranlassen, sein
Verhalten zu ändern. Die religiöse Praxis unterscheidet sich dabei
von den magischen, den „Beschwörungen“ daß diese Gott zwingen,
das Gewünschte zu tun. In der praktizierten Magie beherrscht der
Mensch die übernatürlichen Kräfte, in der religiösen Praxis
bleibt Gott der Herr, der erhören kann aber auch verwerfen kann.
Aber was bedeutet das in Hinsicht auf die Vorstellung von Gottes
Vollkommenheit?
Wenden wir
uns dazu dem Spitzensatz aus dem Prophetenbuch Jona zu-eine Aussage,
die schon Generationen von Theologen mehr als schlaflose Nächte
bereitet hat und das dümmliche Gerede in die Welt gesetzt hat, daß
hier zu „menschlich“ von Gott geredet würde, als könne von dem
Menschgewordenen Gott zu menschlich geredet werden! Gott wird Mensch
und Theologen rufen: hier wird zu menschlich von Gott geredet.
Der
Spitzensatz heißt: „Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, daß sie
umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da REUTE das
Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung
nicht aus.“ 3,10. Die Aussage: Gott reute es-das ist der Skandalon
schlechthin. Gott kann nichts reuen, ruft dann die Schar der
Bibelkritiker-Gott ist vollkommen und das schließt: es reute Gott
aus. Aber vielleicht kennt die hl. Schrift Gott besser als unsere
klugen Theologenköpfe.
Die
Geschichte ist schnell erzählt: Jona bekommt von Gott den Auftrag,
der Stadt Ninive das Strafgericht Gottes zu verkünden. Er wirkt hier
als reiner Unheilsprophet, er verkündet nicht: Gott straft euch für
eure Sünden, wenn ihr jetzt nicht umkehrt.Für den Propheten Jona
ist Gott der gerechte Gott, der dem sündigen Ninive seine Strafe
verkündet, wie ein Richter das Urteil über einen Verbrecher. Das
erste Wunder, das sich nun ereignet: Ninive denkt: vielleicht gibt es
noch eine Hoffnung für uns: wir rufen ein großes Fasten auf und
wollen uns abwenden von unseren falschen Wegen-vielleicht erbarmt
sich dann der Gott, der uns jetzt strafen will. Das zweite Wunder,
und ein wahrer Skandal: Gott sieht auf die Buße des Volkes von
Ninive und angesichts von Buße und Umkehr verzichtet er auf das
Strafgericht. Es reute ihm sein angedrohtes Gericht. Gott kann so
handeln, weil er so gehandelt hat. Es reute ihm- Aber wie können wir
das theologisch denken und begreifen, was uns hier diese Bibelstelle
offenbart über Gottes Möglichkeiten, daß ihm etwas reuen kann? Der
einfache Ausweg: das ist nicht ernst gemeint und dann könnten wir
gut modernistisch gleich hinzufügen: Gott kann Opfer und Gebete
nicht erhören in dem Sinne, wie erhören gemeint ist: daß Gott,
wenn ihm das Opfer oder Gebet nicht dargebracht worden wäre, er
anders gehandelt hätte, als er gehandelt hat, weil ihm das Opfer und
das Gebet dargebracht worden ist.
Die
Vorstellung der Vollkommenheit Gottes begreift die göttliche
Vollkommenheit ja so, daß Gott immer nur vollkommen handeln kann und
handelt, sodaß es bei ihm undenkbar ist, daß er ein Gericht halten
wollte und es dann doch nicht hält, ob eines Opfers. Denn entweder
ist das Gericht das Vollkommene, dann hält er es oder es ist nicht
das Vollkommene, dann kann er es nicht halten.
Wie können
wir nun diese Spitzenaussage der Bibel begreifen, wenn wir sie nicht
einfach wegexegetisieren wollen. Mein Vorschlag:
Denken wir
uns zwei vollkommene göttliche Ordnungen: die der göttlichen
Gerechtigkeit und die der göttlichen Gnade. Beides sind zwei
verschiedene und doch zwei in sich vollkommene Ordnungen. Gottes
Freiheit: er kann gerecht handeln, gemäß seiner von ihm gesetzten
Ordnung der Gerechtigkeit und er kann gnädig handeln gemäß seiner
von ihm gesetzten Ordnung der Gnade. Müßte Gott ob seiner
Vollkommenheit immer gnädig handeln, wäre das keine göttliche
Gnade. Gott kann also in seiner Freiheit sagen, ich strafe Ninive
gerecht gemäß meiner Ordnung der Gerechtigkeit. Er kann dann auf
die Buße und Umkehr der Stadt Ninive sehen und dann in seiner
Freiheit gemäß seiner Gnadenordnung um der Buße und Umkehr willen
auf das gerechte Gericht verzichten. Gott reute es, heißt dann, daß
Gott eine freie Entscheidung revidieren kann. Da er zwischen zwei
Handlungsvarianten frei wählt, die beide vollkommen sind, kann er
hier frei wählen. Und das macht gerade Gott selbst
beziehungsfähig-einfach gesagt: weil Gott so ist, ist er befähigt,
im Medium der Religion mit Menschen zusammen zu leben und er befähigt
so Menschen mit Gott zusammen zu leben. Jona erlebt und erleidet den
lebendigen Gott, der eben etwas anderes ist als ein vollkommenes
Prinzip, das dann einfach gemäß seiner Vollkommenheit immer nur
wirken kann. Nebenbei: Nicht nur Jona wäre es lieber gewesen, Gott
hätte Ninive gestraft, auch vielen Theologen, damit ihnen das: Gott
reute es, erspart geblieben wäre. Aber Gott stellt nun mal hohe
Ansprüche an uns, denn er will ja, daß wir ihn kennen lernen und
begreifen.
Nun könnte
und müßte unbedingt ein zweiter Einwand kommen:
B) Gott kann
doch kein Menschenopfer gewollt haben? Und so kann es auf keinen Fall
rechtens sein, daß der Hohepriester Kaiaphas hier an einem
Menschenopfer mitwirkt.
Eine kleine
Zwischenbemerkung-dann in medias res.Selbstverständlich wissen wir
alle, daß der Gott der Bibel keine Menschenopfer will. Und die
Opferung Isaaks beweist uns ja, daß Gott das nicht will.Gut, bei den
Griechen war das anders. Da mußte nach Befragung der Priester der
König Agamemnon seine Tochter Iphegenie opfern, um den Zorn der
Götter zu besänftigen, die durch Aussendung widriger Winde eine
Weiterfahrt des Königes verunmöglichten, So denken griechische
Tragödien, aber die christliche Religion kennt keine solchen
Tragödien. Aber, dagegen steht das Schicksal des Richters Jiftach.
Wenn Sie den nicht kennen sollten, wäre das kein Wunder. Sein
Schicksal paßt nicht mehr in unsere moderne Theologie. Nachzulesen
im Richterbuch, im 11. Kapitel. Es ist mal wieder Krieg. Der Richter
gelobt Gott: wenn Du mir zum Sieg über die Feinde verhilfst in
diesem Kriege, dann werde ich Dir als Dank das opfern, was als
erstes,komme ich von der Schlacht heim, mir entgegenkommen wird. Gott
erhört den Richter-.er besiegt die Feinde. Er steht vor seiner
Haustüre, da kommt ihm seine einzige Tochter entgegen, jubelnd über
den Sieg, Die Tragödie: er muß nun-gemäß seinem Gelübde-seine
Tochter Gott opfern. Jetzt erwarten wir als Christen die Rettung in
letzter Sekunde: ein Engel des Herrn oder ´Gott selbst ruft: halt
ein, Jiftach, du brauchst Deine Tochter mir nicht zu opfern- ein
Böcklein tuts auch..Und Jiftach und seine Tochter sie wären
glücklich und priesen Gott. So müßte die Geschichte enden. Sie
endet so aber nicht. Zwei Monate darf die Tochter Jiftachs noch mit
ihren Freundin verbringen-dann opfert der Vater sie Gott-ob seines
Gelübdes. Eine wahrhaft griechisch anmutende Tragödie mitten in der
Bibel-nur noch übertroffen durch den Opfertod Jesu am Kreuze.
Aber damit
steht doch nur fest, daß Gott hier dies Menschenopfer nicht
verhindert hat, das der Richter aus religiösem Gehorsam leisten
mußte!
Zur
Beantwortung möchte ich jetzt, nachdem wir so viel auf den
Hohepriester Kaiaphas geschaut haben einen kurzen Blick auf Pontius
Pilatus werfen, weil er uns helfen wird, diese Frage zu beantworten.
Er steht in unserem Glaubensbekenntnis-so wichtig ist er der Kirche!
Pontius Pilatus Handeln an Jesu muß natürlich im Lichte der
paulinischen Staatslehre, Römer 13 erörtert werden-genaugenommen
legen sich beide Texte, ich lege jetzt das Johannesevangelium zu
Grunde, weil hier am tiefsinnigsten das Tun des Pilatus theologisch
durchdacht wird- wechselseitig aus.
Der
Spitzensatz des Johannes: Jesus sagt zu Pilatus „Du hättest keine
Macht über mich, wenn es dir nicht von oben gegeben wäre (Joh
19,11) und Römer 13: Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht
von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt. Denn nicht ohne Grund
trägt sie das Schwert. Sie steht im Dienste Gottes und vollstreckt
das Urteil an dem, der Böses tut, so die dortigen Kernaussagen. Das
Schwert, das bedeutet für Paulus immer auch die Todesstrafe. Um der
Gerechtigkeit willen wird an einem Verbrecher die Todesstrafe
vollzogen, wenn das gerechte Urteil über die Strafe das Todesurteil
ist. Gerechtigkeit bedeutet dann hier: die Ausgewogenheit. Denken Sie
das Bild einer Waage, auf der einen Schale das Gewicht des
Verbrechens und auf der anderen das Gewicht der Strafe-gerecht ist
die Strafe genau dann, wenn das Gewicht der Strafe dem Gewicht des
Verbrechens entspricht. Um der Gerechtigkeit willen setzt Gott die
Ordnung des Staates mit seinem Schwert als Symbol für die
Staatsgewalt. Staat ist eine Gewaltordnung nach Gottes Willen.Dieser
Gewaltordnung unterwirft Gott nun selbst seinem Sohn. Gott gab
Pontius Pilatus die Vollmacht, Jesus zu kreuzigen. Hätte Gott
Pilatus diese Vollmacht nicht gegeben, Pilatus hätte nie die Macht,
das Vermögen gehabt, den Sohn Gottes zu kreuzigen. Das bezeugt Jesus
im Johannesevangelium. Warum: weil Gott gerecht ist und die göttliche
Gerechtigkeit für die Sünden, die Menschen gegen ihn begangen haben
die gerechte Strafe einfordert. Und da es Sünden wider Gott sind,
ist dafür nur die Todesstrafe als menschenmögliche Strafe gerecht.
Hier möchte ich in Anlehnung an Anselm von Canterbury, der dies aber
viel feinsinniger entfaltet, urteilen, daß die göttliche
Gerechtigkeit für schwerste Sünden die Todestrafe verlangt, die
Gott durch den Staat ausüben läßt und so übergab er seinen Sohn
der Institution, die auf Erden für die Gerechtigkeit als rechtes
Strafen zuständig ist, dem Staat.
Das ganze
Geschehen am Kreuz, wenn wir es begreifen wollen, und das ist nun mal
eine der Aufgaben der Theologie, muß auf Pontius Pilatus als den
Mann des Staates und auf Kaiaphas, dem Hohepriester schauen, denn
erst im Blick auf das Wirken dieser beiden Institutionen, der des
Priestertumes und der des Staates erschließt sich uns das Kreuz
Christi in seiner Bedeutung. Jesus hätte ja rein theoretisch auch
einfach wie der erste christliche Märtyrer von den Juden gesteinigt
werden können ohne eine Beteiligung des Staates. Aber indem Pontius
Pilatus hier maßgebend mitwirkt, zeigt dies uns, daß das Kreuz
Christi ein Akt der göttlichen Gerechtigkeit war und nicht einfach
eine Willkürermordung durch Juden. Kaiaphas verdeutlicht dabei dann
den religiösen Charakter des Kreuzes: daß es hier um ein Opfer
geht, daß der Eine geopfert wird, um die vielen zun retten, Pilatus
verdeutlicht, daß der Kreuzestod ein Akt göttlicher
Strafgerechtigkeit ist. Es gilt sowohl bei Kaiaphas als auch bei
Pilatus in der oberflächlich betrachteten Zufälligkeit dieses
Ereignisses in der Geschichte die innere Notwendigkeit des
Geschehens zu begreifen, daß Gott selbst die Ordnungen des
Priestertumes als auch des Staates zum Heil und Wohl der Menschen
gesetzt hat, gerade indem er beide Ordnungen in den Dienst der
Versöhnung durch den Kreuzestod Jesu nahm.
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